SVS. Schweizerischer Verband der Sozialversicherungs-Fachleute. Zentral-Prüfungskommission. Berufsprüfung Unfallversicherung (UV)

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1 SVS Schweizerischer Verband der Sozialversicherungs-Fachleute Zentral-Prüfungskommission Berufsprüfung 015 Unfallversicherung (UV) Lösungsvorschläge : Prüfungsdauer: Anzahl Seiten der Prüfung (inkl. Deckblatt): Beilage(n): 60 Minuten 13 Keine Maximale Punktzahl: 60 Erzielte : Note: Hinweise: Schreiben Sie Ihre auf das Deckblatt und jede Seite. Prüfen Sie den Aufgabensatz auf seine Vollständigkeit. Schreiben Sie Ihre Antworten ausschliesslich auf die Vorderseiten der Antwort-/Lösungsblätter. Stichworte sind zugelassen (auf Ausnahmen wird hingewiesen). Der blosse Hinweis auf einen Gesetzes- oder Verordnungsartikel genügt nicht (ausser, es wird ausdrücklich erlaubt). Verwenden Sie bei Bedarf für Ihre Lösungen ein Zusatzblatt. Es sind ausschliesslich die offiziellen Zusatzblätter erlaubt. Die Zusatzblätter werden Ihnen bei Bedarf durch die Prüfungsaufsicht abgegeben. Sie erhalten die Zusatzblätter nach Prüfungsbeginn durch Handzeichen. Die Prüfungsaufgaben können in beliebiger Reihenfolge gelöst werden. Teillösungen ergeben ebenfalls. Das maximum wird bei jeder Aufgabe angegeben. Die Experten/innen Unterschriften Datum Experte/in1 Experte/in

2 Aufgabe 1: Zuständigkeit 3.5 Die Stadt Zürich verfügt über diverse Tätigkeitsgebiete. Bestimmen Sie anhand der unten aufgeführten Angaben, welcher Versicherer für welchen Tätigkeitsbereich zuständig ist. 3.5 Tätigkeitsbereich Finanzdepartement Tiefbau- und Entsorgungsdepartement Sozialdepartement Schul- und Sportdepartement Departement der industriellen Betriebe Polizeidepartement Hochbaudepartement Suva anderer Versicherer Tätigkeitsbereich Finanzdepartement Tiefbau- und Entsorgungsdepartement Sozialdepartement Schul- und Sportdepartement Departement der industriellen Betriebe Polizeidepartement Hochbaudepartement Suva anderer Versicherer Korrekturhinweis: je richtige Antwort 0.5 P Seite

3 Aufgabe : Versicherte Personen 3.5 Benno Studer hilft gelegentlich am Wochenende seinem Freund, Hans Pfister, bei dessen Hausrenovation. Hans Pfister bezahlt ihm für diese Tätigkeit CHF pro Stunde..1 Muss Hans Pfister seinen Freund für diese Tätigkeit gemäss UVG gegen die Folgen von Unfällen versichern? Allenfalls bei welchem Versicherer? Begründen Sie Ihre Antwort, und nennen Sie die massgebende(n) Rechtsgrundlage(n). 3.5 Ja 0.5 P > 500 h: Suva 1 P < 500 h: Art. 68-Versicherer 1 P Art. 66 Abs. lit. d UVG Art. 89 UVV 0.5 P 0.5 P Seite 3

4 Aufgabe 3: Versicherte Personen 5 Elsa Marthaler will per als selbstständige Architektin tätig werden. 3.1 Wo befindet sich die rechtliche Grundlage mit der sozialversicherungsrechtlichen Definition Selbstständigerwerbende? Welche Voraussetzungen (mindestens zwei) muss Elsa Marthaler erfüllen, um als Selbstständigerwerbende anerkannt zu werden? 3.3 Unter welchem Titel kann sich Elsa Marthaler im UVG versichern? Nennen Sie mindestens zwei Abweichungen im Vergleich zur obligatorischen Unfallversicherung für Arbeitnehmer. 3.1 Art. 1 ATSG 0.5 P 3. Direktaufträge 1 P Eigene Betriebsorganisation 1 P 3.3 Freiwillige Unfallversicherung (FUV) 0.5 P 3.4 Begründung der Versicherung: Vereinbarung Versicherte Person: namentlich erwähnt Grundlage Leistungen/Prämien: vereinbarter Verdienst Beginn der Versicherung: Tag gem. Vereinbarung Ende der Versicherung: Aufgabe SE Kündigung Vertrag Übertritt in OV Ausschluss Prämie: Nettoprämie Verwaltungskosten Korrekturhinweis: je genannte Abweichung = 1 P, max. P Seite 4

5 Aufgabe 4: Örtlicher Geltungsbereich 7 Heinrich Deutscher wohnt in Basel. Er ist bei der Hausverwaltung Lamit mit Sitz in Lörrach/Deutschland als Hauswart zu 5% angestellt, bei der Immobilienverwaltung Polie mit Sitz in Lyon/Frankreich als Immobilienverkäufer zu 30% und bei der Investment AG mit Sitz in Basel als Sachbearbeiter zu 40%. 4.1 In welchem Land muss die Unfallversicherung abgeschlossen werden? Begründen Sie Ihre Antwort Die Hausverwaltung Lamit in Lörrach/Deutschland und die Immobilienverwaltung Polie in Lyon/Frankreich werden von der Investment AG, Basel, gekauft. Was ändert sich bezüglich der Unfallversicherung von Heinrich Deutscher? Begründen Sie Ihre Antwort. 4.3 Heinrich Deutscher verlegt seinen Wohnsitz nach Lyon/Frankreich. Wo ist er nun unfallversichert? Begründen Sie Ihre Antwort. 4.1 Heinrich Deutscher ist nach den Rechtsvorschriften des Wohnstaates (1 P) zu versichern, also denjenigen der Schweiz (1 P), da er eine Erwerbstätigkeit für mehrere Arbeitgeber in mehreren Staaten ausübt, wovon einen wesentlichen Teil (mehr als 5 %) bei einem im Wohnstaat (1 P). 4. Nichts (1 P). Er arbeitet für den gleichen Arbeitgeber in mehreren Staaten davon einen erheblichen Teil (mehr als 5 %) im Wohnstaat (1 P). 4.3 Er ist neu in Frankreich (1 P) unfallversichert, da er mehr als 5 % im Wohnsitzstaat (1 P) erwerbstätig ist. Seite 5

6 Aufgabe 5: Prämienpflichtiger Verdienst 4 Handelt es sich bei den nachfolgend aufgezählten Lohnarten um prämienpflichtigen Verdienst gemäss UVG? 4 Lohnart Ja Nein Honorar mitarbeitender Verwaltungsrat Beiträge an Fahrkosten für Arbeitsweg Erwerbsersatz bei Militärdienst Taggelder der UVG-Zusatzversicherung Reisekosten für notwendige Auslagen zur Arbeitserledigung Anerkennungsprämie für Verbesserungsvorschlag Kinderzulagen Entschädigung für Schmutzarbeit Lohnart Ja Nein Honorar mitarbeitender Verwaltungsrat Beiträge an Fahrkosten für Arbeitsweg Erwerbsersatz bei Militärdienst Taggelder der UVG-Zusatzversicherung Reisekosten für notwendige Auslagen zur Arbeitserledigung Anerkennungsprämie für Verbesserungsvorschlag Kinderzulagen Entschädigung für Schmutzarbeit Korrekturhinweis: je richtige Antwort 0.5 P Seite 6

7 Aufgabe 6: BU/NBU, Unfallereignis 6 Sofia Meier reist für Ihren Arbeitgeber mit dem Flugzeug für vier Tage nach Berlin und nimmt an einem Kongress teil. Am zweiten Abend stolpert sie um Uhr im Hotelzimmer und verletzt sich am Fuss. 6.1 Handelt es sich hier um einen Berufs- oder einen Nichtberufsunfall? Begründen Sie Ihre Antwort. Nennen Sie auch die massgebende(n) Rechtsgrundlage(n) Nennen Sie mindestens 4 Elemente des Unfallbegriffs Müssen alle Elemente des Unfallbegriffs erfüllt sein, damit ein Unfallereignis rechtsgenüglich vorliegt? Warum liegt im Falle von Sofia Meier ein Unfallereignis vor? Nichtberufsunfall (1 P). Die Versicherte verunfallt zwar während der Reise (1 P), aber doch in der Freizeit (1 P) (Tagesarbeit abgeschlossen). Art. 1 Abs. 1 lit. a UVV (0.5 P) 6. Ungewöhnlichkeit - äusserer Faktor - Schädigung des menschlichen Körpers - Unfreiwilligkeit - Plötzlichkeit Korrekturhinweis: pro genanntes Element = 0.5 P, max. 1 P 6.3 Ja (0.5 P) 6.4 Das Stolpern gilt als aussergewöhnlicher Bewegungsablauf, die Aussergewöhnlichkeit (Ungewöhnlichkeit) ist gegeben (1 P). Seite 7

8 Aufgabe 7: Nichteignungsverfügung 10 Peter Müller arbeitete seit als Bäcker in der Dorfbäckerei Steiner. Kurz nach Anstellung trat ein wiederkehrender Reizhusten auf. Am füllte er Mehl in die Teigmaschine. Dabei kam es plötzlich zu akuter Atemnot. Der am aufgesuchte Arzt diagnostizierte ein leichtes Asthma, ausgelöst durch die berufliche Tätigkeit. Nach weiteren medizinischen Abklärungen erhält Peter Müller von der Suva die Nichteignungsverfügung. 7.1 Wann gilt bei Peter Müller die Berufskrankheit als ausgebrochen? Begründen Sie Ihre Antwort. 7. Welche Geldleistungen und für welche Dauer stehen Peter Müller als Folge der Nichteignungsverfügung zu? 7.3 Sind an das Erbringen dieser Geldleistungen Bedingungen geknüpft? Allenfalls welche? Nennen Sie auch die massgebende(n) Rechtsgrundlage(n). 7.4 Hat Peter Müller neben den Geldleistungen Anspruch auf weitere Leistungen, welche im direkten Zusammenhang mit der Nichteignungsverfügung stehen? Allenfalls welche? Am (1 P). Sobald die betroffene Person erstmals ärztlicher Behandlung bedarf (1 P) oder arbeitsunfähig ist (1 P). 7. Übergangstaggeld (0.5 P) für max. 4 Monate (0.5 P) Übergangsentschädigung (0.5 P) für max. 4 Jahre (0.5 P) Bei der Übergangsentschädigung (1 P): - im wirtschaftlichen Fortkommen durch die NEV erheblich beeinträchtigt (0.5 P) Expositionstage vor Erlass der NEV oder vor medizinisch notwendigem Wechsel der Arbeit (0.5 P) - ein entsprechendes Gesuch gestellt wird. (0.5 P) - Art. 86 Abs. 1 lit. a c VUV (0.5 P) 7.4 Anspruch auf: - persönliche Beratung (1 P) - Information über die praktische Tragweite des Ausschlusses und Bekanntgabe der Stellen, an die er sich bei der Suche eines geeigneten Arbeitsplatzes wenden kann. (1 P) Seite 8

9 Aufgabe 8: Kürzung Definieren Sie den Begriff Wagnis. 8. Nennen Sie mindestens zwei Beispiele von Wagnis-Handlungen. 8.3 Welche Konsequenzen hat es auf die Leistungspflicht des UVG- Versicherers, wenn eine Wagnis-Handlung vorliegt? 8.1 Wagnisse sind Handlungen, mit denen sich der Versicherte einer besonders grossen Gefahr aussetzt (1 P), ohne jene Vorkehren zu treffen oder treffen zu können, die das Risiko auf ein vernünftiges Mass herabsetzt (1 P). 8. Generell: Auto-Wagnisse (Autocross-, Stockcar, Rundstrecken- und Bergrennen inkl. Training; Auto-Ralley-Geschwindig-keitsprüfungen). Box-Wettkämpfe Catch as catch can Fullcontact-Wettkämpfe Karate-extrem (Zertrümmern von Back- und Ziegelsteinen oder von dicken Brettern mit Handkante, Kopf oder Fuss) Motocrossrennen inkl. Training auf der Rennstrecke, Motorboot- und Motorradrennen inkl. Training Abfahrtsrennen mit Mountain- oder City-Bikes inkl. Training auf der Rennstrecke Ski-Geschwindigkeits-Rekordfahrten Tauchen in der Tiefe von mehr als 40 m Snow-Rafting (Schlauchbootfahren auf Skipisten) Hydrospeed oder Riverboogie (Wildwasserfahrt auf Schwimmbob) Zorbing (in Dreimeter-Kugel Hang hinunterrollen) Dirt-Biken Im Einzelfall: Bewusstes Zertrümmern von Glas Fliegen mit einem Hängegleiter bei sehr ungünstigen Wetterverhältnissen Combat-Schiessen (unorganisiert, ohne Aufsicht) Wagnis eines Alpinisten Gefährliches Klettern an einer Hausfassade Hochsee-Segeln, Kanu- und Kajakfahrten unter extremen Verhältnissen Korrekturhinweis: pro genannten Wagnistatbestand 1 P, max. P 8.3 Bei Nichtberufsunfällen, die auf ein Wagnis zurückgehen, werden die Geldleistungen um die Hälfte gekürzt (1 P) und in besonders schweren Fällen verweigert (1 P). Seite 9

10 Aufgabe 9: Taggeld 5 Carina Reinhard (verheiratet, ohne Kinder) ist aktuell stellenlos und hat Anspruch auf ein Taggeld der Arbeitslosenversicherung. Sie verunfallt am Das Netto-ALV-Taggeld beträgt CHF Daten der Arbeitsunfähigkeit: 100% ab % ab % ab % ab Aufgrund des Unfalls war sie vom 5. bis stationär im Spital. 9.1 Wie hoch ist der Taggeld-Ansatz der Unfallversicherung? Zeigen Sie den Lösungsweg auf Wie hoch ist Taggeldentschädigung, welche aufgrund der genannten Arbeitsunfähigkeit ausbezahlt wird? Zeigen Sie den Lösungsweg auf (CHF x 5) : 7 = CHF (1 P). 100 % ab (6 Tage à CHF 10.--) = CHF % ab (9 Tage à CHF 60.--) = CHF /. Spitalabzug, (4 Tage à CHF 10.--) = CHF Auszahlungsbetrag CHF Korrekturhinweis: - Anspruchsbeginn richtig = 1 P - Art. 5.3 UVV richtig angewendet (50 % TG auch bei 30 % AUF) = 1 P - TG-Teilbeträge richtig = je 1 P - Spitalabzug korrekt berücksichtigt (1 P) Seite 10

11 Aufgabe 10: Integritätsentschädigung 4 Konrad Meister erlitt beim Skiunfall vom eine Luxation der rechten Schulter. Es kam in der Folge zu verschiedenen Re-Luxationen. Bei Abschluss des Falls wurde die Diagnose einer habituellen Schulterluxation gestellt Wie hoch in Prozenten muss der Integritätsschaden mindestens sein, damit eine Integritätsentschädigung ausgerichtet wird? Wer schätzt die Höhe des Integritätsschadens? Wie hoch ist der Integritätsschaden im Falle von Konrad Meister? Berechnen Sie die Integritätsentschädigung. Zeigen Sie den Lösungsweg auf % 1 P 10. Die Höhe des Integritätsschadens wird vom Arzt festgelegt. 1 P 10.3 habituelle Schulterluxation = 10 % (Anhang 3 UVV) 1 P % von CHF = CHF P Seite 11

12 Aufgabe 11: Arbeitssicherheit Art. 8 Abs. 1 UVG fordert, dass der Arbeitgeber Massnahmen zur Verhütung von Unfällen trifft. Ein Kriterium zur Beurteilung der Massnahmen ist die Verhältnismässigkeit Woran orientiert sich die Verhältnismässigkeit primär? 1 Finanzielle Möglichkeiten des Betriebs Pay-Back der Sicherheitsinvestition Risiko des Arbeitsprozesses Zeitdauer des Arbeitseinsatzes 11. Welche weiteren Kriterien sind zudem gemäss UVG zu beachten? P Finanzielle Möglichkeiten des Betriebs Pay-Back der Sicherheitsinvestition Risiko des Arbeitsprozesses Zeitdauer des Arbeitseinsatzes 11. Erfahrung 0.5 P Stand der Technik 0.5 P Seite 1

13 Aufgabe 1: Aktuelles 4 Sarah Fehlmann ( ) arbeitet gelegentlich an Samstagabenden für ihre Nachbarn als Babysitter, um ihr Taschengeld während des Studiums aufzubessern. Sie erhält einen Stundenlohn von CHF Sarah Fehlmann rutschte am auf der Treppe der Familie Tobel aus, als sie Benjamin Tobel ins Bett bringen wollte. Sie musste sich in ärztliche Behandlung begeben. 1.1 Weshalb muss die Familie Tobel keine obligatorische Unfallversicherung für Sarah Fehlmann abschliessen? 1. Welche Versicherung kommt im konkreten Fall für die Behandlungskosten von Sarah Fehlmann auf? Welche Konsequenzen hat der Unfall für die Familie Tobel aus der Sicht des UVG-Versicherers? Erzielt ein Jugendlicher in einem Sackgeldjob (1 P) bei einem Arbeitgeber in einem Privathaushalt einen Lohn von weniger als CHF pro Kalenderjahr (1 P), muss der Arbeitgeber keine Unfallversicherung abschliessen. 1. Ersatzkasse UVG (1 P) 1.3 Die Familie Tobel muss die Ersatzprämie begleichen (1 P) Seite 13