Wissen schafft Vorsprung Fachverband VDMA Armaturen
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- Helmuth Seidel
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1 Nachhaltige Gebäudezertifizierung Leitfaden für die Gebäudearmaturenindustrie Stand: Wissen schafft Vorsprung Verband Deutscher Maschinenund Anlagenbau e.v. Fachverband Armaturen Vorsitzender: Rupprecht Kemper Geschäftsführer: Wolfgang Burchard Lyoner Straße Frankfurt am Main, Germany Telefon Telefax Internet VDMA Technik für Menschen
2 Der Inhalt ist sorgfältig und nach bestem Wissen erstellt worden. Der VDMA übernimmt keinerlei Haftung für den Inhalt des Leitfadens. Stand: VDMA
3 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 3 Inhalt Inhalt 1. Einführung 4 2. Nachhaltige Gebäudezertifizierung Ziele und Aufgaben Relevanz für die Gebäudearmaturenindustrie 5 3. Zertifizierungssysteme im Überblick LEED Leadership in Energy and Environmental Design DGNB Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen BREEAM Building Research Establishment Environmental Assessment Method Kosten Zertifikate im Vergleich Zusammenfassung 16
4 4 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 1. Einführung Der Begriff Nachhaltigkeit waberte lange als globalgalaktischer Terminus umher, unter dem man vieles und nichts verstehen konnte. Vor dem Hintergrund von Ressourcenverknappung, Klimawandel und Finanzkrisen hat sich dies gewandelt. Nachhaltigkeit wurde greifbarer und äußert sich mittlerweile in konkreten Forderungen, die an Industrie und Hersteller herangetragen werden. Das betrifft vorrangig die Bereiche, von denen man glaubt, Potenzial zur Einsparung von Energien und Ressourcen erkannt zu haben. Hierzu zählt vor allem der Gebäudesektor. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gehen in Deutschland 40 Prozent des Energieverbrauchs auf das Konto des Gebäudebereiches. In Ländern wie den USA und Großbritannien sieht man dies ähnlich und hat hier die Möglichkeiten für umfassende Einsparungen erkannt. Ausdruck findet dies in Zertifizierungssystemen, die die Nachhaltigkeit einer Immobilie messen und bewerten sollen. Insbesondere im öffentlichen Bereich finden diese bei Ausschreibungen Berücksichtigung. Als Hersteller von Bauprodukten wird auch die Gebäudearmaturenindustrie damit konfrontiert. Dieser Leitfaden beleuchtet die drei wichtigsten Gebäudezertifizierungssysteme. Er stellt deren zentrale Inhalte vor und zeigt auf, welche Anforderungen konkret an wasserführende Armaturen bzw. in Bezug auf Wassereffizienz gestellt und welche Bedingungen erfüllt werden sollen. Damit soll der Leitfaden den Herstellern bei entsprechenden Anfragen erste Hilfestellung geben und Orientierung bieten. Für weiterführende Informationen verweist dieses Dokument jeweils auf entsprechende Websites.
5 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 5 2. Nachhaltige Gebäudezertifizierung 2.1 Ziele und Aufgaben Nachhaltige Gebäudezertifizierung hat nicht nur mit der Schonung der Umwelt oder anderen grünen Aspekten zu tun es geht vor allem schlichtweg ums Geld. Denn Green Buildings gelten als werthaltiger bei geringeren Betriebs- und Unterhaltskosten. Diverse Untersuchungen führen aus, dass sich mit derartigen Gebäuden Leerstandsrisiken minimieren und Mieterträge erhöhen lassen. Das soll den Markt- und den Wiederverkaufswert der Immobilie signifikant erhöhen. Experten gehen davon aus, dass entsprechend zertifizierte Bürogebäude bis zu 16 Prozent höhere Verkaufspreise im Vergleich zu nichtzertifizierten Liegenschaften erzielen können. Nachhaltiges Bauen wird somit als Wert- und keineswegs als Kostentreiber verstanden. Vor allem für international agierenden Konzerne gehört es inzwischen zum Selbstverständnis, nur noch grün zertifizierte Immobilien zu bauen und zu betreiben. Das gilt nicht nur für Neuerrichtungen, sondern auch für Bestandsgebäude. Damit rückt in beiden Bereichen die Verbrauchsdatenerfassung in den Fokus. Von der Analyse des gesamten Energie- und Wasserverbrauchs (sowie des Abfallaufkommens) erhofft man sich nicht nur einen besseren Überblick über die Energiebilanz eines Gebäudes. Durch die Erfassung aller Werte soll auch die Bilanzierung der CO 2 -Emissionen möglich sein. Im Rahmen einer Gebäudezertifizierung werden diese Daten aufbereitet, bewertet und schließlich mit einem Label oder einem Prädikat versehen, das dem Gebäude verliehen wird. Die darauf aufbauende Kommunikation der Nachhaltigkeit hat für die Vermarktung von Immobilien in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. 2.2 Relevanz für die Gebäudearmaturenindustrie Nahezu 40 Prozent des weltweiten Primärenergiebedarfs entfallen auf den Bau und den Betrieb in Gebäuden. Heizung und Warmwasser machen in Wohngebäuden über 80 Prozent des Energieverbrauches aus; Warmwasser ist im Privathaushalt der zweitgrößte Energieverbraucher. Insgesamt benötigt man für die Bereitstellung von einem Kubikmeter Warmwasser über 70 Mal so viel Energie wie für einen Kubikmeter Kaltwasser. Die Einsparung von (Warm-)Wasser wird in der Gebäudezertifizierung daher mit der Einsparung von Energie und damit als ein wichtiger Beitrag zur Steigerung von Nachhaltigkeit gleichgesetzt.
6 6 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung Gebäudearmaturen haben einen wesentlichen Einfluss auf den Wasserverbrauch. So reduzieren etwa Waschtischarmaturen mit Mengenreglern die Durchflüsse von 15 auf bis zu 5 Litern pro Minute. Armaturen mit Selbstschlusseinrichtungen wie sie im öffentlichen Bereich eingesetzt werden können den Wasserfluss auf wenige Sekunden begrenzen. Ressourcenschonung bedeutet aber auch, dass man langlebige Produkte herstellt, die möglichst komplett recyclebar sind. Auch hier punkten Gebäudearmaturen zum Beispiel durch intelligente Werkstoffauswahl, innovative Oberflächentechnik oder effiziente Kartuschen. Vor diesem Hintergrund stellen die verschiedenen Systeme zur Gebäudezertifizierung jeweils unterschiedliche Anforderungen an die Armaturen vor allem in Hinsicht auf Verbräuche und Durchflussmengen. Im Rahmen von Ausschreibungen erwarten Investoren und / oder Bauträger, dass die Hersteller diese Forderungen mit ihren Produkten erfüllen. Damit sollen die Armaturen zu einer möglichst guten Wassereffizienz und zu einer entsprechend positiven Gesamtbewertung des Gebäudes durch das angestrebte Zertifizierungssystem beitragen.
7 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 7 3. Zertifizierungssysteme im Überblick Weltweit gibt es im Green-Building-Bereich über 60 verschiedene Zertifizierungssysteme, die unterschiedliche Nutzungsprofile bzw. Systemvarianten bieten. Dabei sind es vor allem drei Systeme, die sich am Markt etabliert haben und für die deutschen Gebäudearmaturenhersteller eine besondere Relevanz haben: 1. LEED Leadership in Energy and Environmental Design (USA) 2. DGNB Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (D) 3. BREEAM Building Research Establishment Environmental Assessment Method (UK) 3.1 LEED Leadership in Energy and Environmental Design LEED ist das Zertifizierungssystem des US-amerikanischen Green Building Councils (USGBC) und das weltweit am weitesten verbreitete Gütesiegel für nachhaltiges Bauen bzw. Betreiben von Gebäuden. Es wurde 1993 gegründet und bewertet die unterschiedlichen Eigenschaften eines Gebäudes entsprechend eines Punktesystems. Es gibt maximal 110 Punkte zu erreichen, je nach Anzahl der erreichten Punkte wird das Gebäude bewertet: Zertifiziert : Silber : Gold : Platinum : Punkte Punkte Punkte Punkte Vergeben werden die Punkte in jeweils 6 Kategorien 1. Umweltverträglicher Standort 2. Wassereffizienz 3. Energie und Atmosphäre 4. Materialien und Ressourcen 5. Umweltqualität des Innenraums 6. Innovation und Gestaltungsprozess Für die Hersteller von Armaturen ist die Rubrik Wassereffizienz ausschlaggebend. Hier wird beurteilt, wie sparsam der Wasserverbrauch ist.
8 8 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung Auf Basis der in den USA gültigen Wasserverbräuche nach dem Energy Policy Act werden für verschiedene Armaturen spezifische Richtwerte ( Baselines ) gesetzt: Waschtischarmatur öffentlich Waschtischarmatur privat Küchenarmatur Duschkopf 1,9 l/min bei 4,15 bar 8,3 l/min bei 4,15 bar 8,3 l/min bei 4,15 bar 9,5 l/min bei 5,50 bar Unterschreitet man diese Werte mit seiner Armatur um einen bestimmten Prozentsatz, erhält man eine bestimmte Anzahl von Punkten ( Credit Points ). Staffelung bei Neubauten: 25 % 2 Punkte 30 % 4 Punkte 35 % 6 Punkte 40 % 8 Punkte 45 % 10 Punkte 50 % 12 Punkte Staffelung bei Bestandsgebäuden: 10 % 1 Punkt 15 % 2 Punkte 20 % 3 Punkte 25 % 4 Punkte 30 % 5 Punkte Die Zahlen entsprechen jeweils der aktuellen Version LEED V4, die im November 2013 vorgestellt wurde. Das ursprüngliche LEED-Programm von 2009 sollte am auslaufen, wurde jedoch bis zum verlängert und endet dann. Für LEED gibt es verschiedene Zertifizierungsmodelle. LEED for New Construction ist nach LEED for existing Buildings das am häufigsten beanspruchte Modell. Es wird verwendet für Neubauten sowie für größere Sanierungen. Sämtliche Informationen über das Zertifizierungssystem und seine Kriterien finden sich auf der Website des U.S. Green Building Councils:
9 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung DGNB Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wurde 2007 ins Leben gerufen, um nachhaltiges Bauen durch die Etablierung und Weiterentwicklung des DGNB Zertifizierungssystems gezielt zu fördern. Dieses System wurde gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) entwickelt. Es setzt (genau wie LEED) auf die ganzheitliche Betrachtung des gesamten Gebäudelebenszyklus. Derzeit steht das DGNB-System für die Zertifizierung vor mehr als 20 verschiedenen Nutzungsprofilen auf nationaler und internationaler Ebene zur Verfügung. Das Angebot reicht vom Neubau von Büro- und Verwaltungsgebäuden, Handelsbauten, Wohngebäuden und gemischt genutzten Gebäuden bis hin zu Bestandsgebäuden. In deren Bewertung fließen bis zu 40 Nachhaltigkeitskriterien ein, die sich auf sechs Themenfelder verteilen: 1. Ökologie 2. Ökonomie 3. Soziokulturelle und funktionale Aspekte 4. Technik 5. Prozesse 6. Standort Für jedes einzelne Kriterium sind Zielwerte definiert. Hat man diese erreicht, gibt bis zu 10 Bewertungspunkte. Entsprechend der Punktezahl wird der Erfüllungsgrad in Bezug auf jedes der sechs Themenfelder in Prozent ermittelt. Auf dieser Grundlage folgt die Errechnung des Erfüllungsgrades für das gesamte Gebäude, wobei die einzelnen Themenfelder eine unterschiedliche Wertigkeit haben. Entsprechend der seit dem 1. Juli 2015 gültigen Auszeichnungslogik gelten folgende Regeln sowohl für Neu- als auch Bestandsgebäude: Auszeichnung Gesamterfüllungsgrad Platin ab 80 % Gold ab 65 % Silber ab 50 % Bronze ab 35 % (wird nur für Bestandsgebäude vergeben)
10 10 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung Der Nachweis des Gesamterfüllungsgrades alleine reicht allerdings für ein Zertifikat nicht aus. Für jedes einzelne der sechs oben genannten Themenfelder muss darüber hinaus ein Mindesterfüllungsgrad erreicht werden. Für Platin ist beispielsweise ein Grad von mindestens 65 % in den ersten fünf Themengebieten notwendig. Ein Erfüllungsgrad von mindestens 50 % ist Voraussetzung für ein Zertifikat in Gold. Für Silber liegt die Grenze bei 35 %. Bei der Auszeichnung von Bestandsgebäuden gibt es für die unterste Auszeichnungsstufe Bronze keinen Mindesterfüllungsgrad. Der Bereich Trinkwasser ist im DGNB-System dem Themenfeld Ökologie zugeordnet. Das entsprechende Kriterium lautet Trinkwasserbedarf und Abwasserauskommen (zugeordnet der Kriteriengruppe Ressourceninanspruchnahme und Abfallaufkommen ). Sein Anteil an der Gesamtbewertung eines Gebäudes hängt jeweils von seinem Charakter ab. Bei dem Neubau von Büro- und Verwaltungsgebäuden macht das Kriterium zum Beispiel lediglich 2,3 % an der Gesamtbewertung aus. Das Ziel des Kriteriums ist der Erhalt des natürlichen Wasserkreislaufs sowie eine Reduktion des Trinkwasserbedarfs durch Wiederverwertung von Abwässern und Nutzung lokaler Ressourcen. Dessen Erfüllung wird anhand von festgelegten Annahmen zum Nutzerverhalten geprüft und anschließend bewertet. Dabei spielt nicht nur die Versorgung mit Trinkwasser eine Rolle, sondern auch wie es abgeleitet und aufbereitet wird. Die Festlegungen zum Nutzerverhalten bestehen aus installationsspezifischen Faktoren, die sich aus verschiedenen Annahmen ergeben. So geht man etwa bei Büro-und Verwaltungsgebäuden davon aus, dass sich jeder Mitarbeiter dreimal täglich 15 Sekunden lang die Hände wäscht und in der Küchenspüle pro Tag einmal die Tasse ausspült. Außerdem rechnet man damit, dass sich 10 % der Mitarbeiter täglich 5 Minuten duschen (sofern Duschmöglichkeiten überhaupt vorhanden). Auf dieser Grundlage werden installationsspezifische Anschlusswerte bestimmt, die sich u.a. auf Handwaschbecken (9 l/min), Küchenspüle (15 l/min) und Dusche (15 l/min) beziehen. Im Gegensatz zu LEED gibt es beim DGNB keine einheitlichen verbindlichen Festlegungen zu Gebäudearmaturen und ihren Durchflüssen, die zu Erlangung einer bestimmten Auszeichnung bestimmte Werte erfüllen müssen.
11 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 11 Dies hat seine Ursache im Ablauf der DGNB-Zertifizierung: Bauherren legen bereits im Vorfeld mit der Zertifizierungsstelle fest, welche Qualitätsstufe erreicht werden soll. Ein Planer wird beauftragt, der zur Zertifizierung qualifiziert ist. Der Planer reicht die Ziele für das geplante Objekt in einem Pflichtenheft ein. Werden alle Kriterien erfüllt, erhält der Bauherr ein Vorzertifikat. Abweichungen werden festgehalten und müssen nachgebessert werden, falls sie die angestrebte Zertifikatsstufe beeinträchtigen. Wird bei der endgültigen Prüfung durch die DGNB festgestellt, dass das gesamte Verfahren ordnungsgemäß stattgefunden hat, wird neben einer Plakette auch das Zertifikat vergeben. Der Armaturenhersteller erhält daher jeweils spezifische Anforderungen, die sich am Pflichtenheft des Planers orientieren, der wiederum die Durchflüsse bzw. die Vorgaben zur Trinkwasserversorgung entsprechend Größe, Funktion und Charakter des Gebäudes festlegt. Natürlich können im Zusammenhang mit der DGNB-Zertifizierung auch Anfragen an die Hersteller gestellt werden, die nicht originär mit Trinkwasser zu tun haben (dies gilt auch für andere Systeme). So gibt es im Themenfeld Ökologie auch das Kriterium Ökobilanz emissionsbedingte Umweltauswirkungen. Dessen Anteil an der Gesamtbewertung liegt beim Neubau von Büro- und Verwaltungsgebäuden bei 7,9 % und wird damit mehr als dreimal wichtiger angesehen als das Kriterium Trinkwasserbedarf und Abwasseraufkommen. Daher kann es auch zu Anfragen nach der CO 2 -Bilanz von Armaturen kommen, z.b. Verursachung von Schadstoffemissionen während des Lebenszyklus. Hier wäre darauf zu verweisen, dass der Hersteller lediglich eine verbindliche Erklärung zur Armatur im Auslieferungszustand abgeben kann. Ob das Bauprodukt ordnungsgemäß verwendet wird, Grenzwerte entsprechend Trinkwasserverordnung einhält oder anforderungsgerecht entsorgt wird, hängt (auch) vom Nutzer bzw. vom Betreiber einer Trinkwasseranlage fest. Weitere Informationen über das DGNB-Zertifizierungssystem finden sich hier im Internet:
12 12 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 3.3 BREEAM Building Research Establishment Environmental Method BREEAM wurde bereits 1990 in Großbritannien eingeführt und ist damit das älteste Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen. Es gilt daher auch als Ursprung der nachhaltigen Gebäudezertifizierung. Ursprünglich beurteilte das System die Phasen von der Planung über die Ausführung bis hin zur Nutzung von Gebäuden. Seit 2008 wird nun der gesamte Lebenszyklus erfasst. Das Ratingsystem unterscheidet nach 5 Stufen, die sich aus der Summe der erreichbaren Bewertungspunkte ergeben: Pass (ab 25 % der erreichten Punkte) Good (ab 40 %) Very Good (ab 55 %) Excellent (ab 70 %) Outstanding (ab 85 %) Punkt werden in insgesamt 9 Kategorien vergeben: Energie Wasser Material Transport Abfall Umwelt Gesundheit Management Ökologie / Landnutzung Insgesamt gibt es innerhalb der Kategorien etwa 200 Kriterien, die wiederum in drei Bereichen Berücksichtigung finden: 1. Asset Rating (Gebäude / bauliche und anlagentechnische Kriterien) 2. Building Management Rating (Betriebsprozesse) 3. Organisational Rating (nachhaltige Nutzung)
13 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 13 Die Kategorie Wasser bezieht sich auf die Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs während der Nutzungsphase von Gebäuden. Im BREEAM-Klassifizierungsschema führt der Bereich WAT01 Water consumption die entsprechenden Kriterien auf. Demnach werden für wasserführende Armaturen in neu errichteten Gebäuden jeweils bestimmte Durchflüsse pro Minute als Richtwerte festgelegt. Unterschreitet man diese um einen bestimmten Wert, erhält man bis zu fünf Punkte: Richtwert 1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte 4 Punkte 5 Punkte Waschtischarmatur 12 l/min 9 l/min 7,5 l/min 4,5 l/min 3,75 l/min 3 l/min Duschkopf 14 l/min 10 l/min 8 l/min 6 l/min 4 l/min 3,5 l/min Küchenarmatur Privat Küchenarmatur Restaurant 12 l/min 10 l/min 7,5 l/min 5 l/min 5 l/min 5l /min 10,3l/min 9 l/min 8,3 l/min 7,3 l/m 6,3 l/min 6 l/min Insgesamt gibt es bei BREEAM 4 Kriterien, die sich mit Wasser auseinander setzen: Wat 01 Water consumption (Wasserverbrauch, s.o.) Wat 02 Water monitoring (Wasserzähler) Wat 03 Leak detection (Leckageschutz) Wat 04 Water efficient equipment (u.a. automatische Abschaltung) Weitere Informationen mit allen Angaben zu den jeweiligen Kriterien gibt es hier: Zu den internationalen Partnern von BREEAM zählt unter anderem das Deutsche Private Institut für Nachhaltige Immobilienwirtschaft GmbH & Co. KG. In Zusammenarbeit mit dem Institut entwickelte man im Jahr 2011 BREEAM DE Bestand. Es wurde an deutsche Standards und Normen angeglichen und ersetzt das BREEAM In-Use-Zertifikat in Deutschland seit BREEAM DE Bestand bewertet den aktuellen Zustand von gewerblichen Gebäuden im Betrieb bei einem Betrachtungszeitraum von jeweils einem Jahr. Das Zertifikat gilt jeweils für ein Jahr und kann danach aktualisiert werden. Weitere Informationen:
14 14 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 3.4 Kosten Die Kosten für die Zertifizierung trägt der Antragsteller bzw. der Bauherr / Investor. Jedes der oben aufgeführten Systeme hat sein eigenes Rechnungsmodell und eine ganz individuelle Kostenstruktur. Diese setzt sich jeweils aus verschiedenen Faktoren zusammen: Mitgliedschaft: Ist der Antragsteller Mitglied beim Träger des Systems (z.b. Dt. Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) zahlt er reduzierte Zertifizierungsgebühren Registrierungskosten (diese hängen zum Teil vom Umsatz des Antragstellers ab) Auditorleistungen (Honorarkosten sind jeweils stark projektabhängig und sind daher meist nicht in den allgemeinen Zertifizierungsgebühren enthalten) Angestrebte Zertifizierung (z.b. Silber, Gold oder Platinum ) Art des zu zertifizierenden Gebäudes (z.b. Neubau / bestehendes Gebäude oder Verwaltungs- bzw. Bildungsgebäude) Größe des Gebäudes Zahl der zur zertifizierenden Gebäude Vor diesem Hintergrund lässt sich die Frage nach den Kosten für die Zertifizierung eines Gebäudes nicht pauschal beantworten es kommt jeweils auf die spezifischen Anforderungen an. Allein die fixen Kosten für eine erstmalige Registrierung können stark voneinander abweichen. Für ein Bestandsgebäude mit der Fläche von bis zu Quadratmeter können die Gebühren für Nicht-Mitglieder zwischen ca. 250 Euro bei BREEAM bis hin zu ca Euro bei LEED betragen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die BREEAM- Zertifizierung grundsätzlich günstiger als LEED wäre. So müssen einzelne Zertifikate bei BREEAM einmal jährlich mit entsprechenden Kosten erneuert werden, während LEED- Bescheinigungen bis zu 5 Jahre gelten können (je nach Typ des Gebäudes). Für eine 18 Monate gültige DGNB-Vorzertifizierung (betr. Planung und Vorbereitung) eines bestehenden Büro- und Verwaltungsgebäudes bezahlen Nicht-DGNB-Mitglieder Euro. Für die Zertifizierung kommen dann Euro hinzu zuzügl. projektabhängiger Auditorenleistungen.
15 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung Zertifikate im Vergleich LEED gilt als das bekannteste, BREEAM als das älteste und DGNB als das modernste Gebäudezertifizierungssystem. Experten und Marktbeobachter rechnen mehrheitlich LEED die größte Bedeutung zu und sehen seine Nachfrage durch große US-amerikanische Investoren und deren Bauprojekte getrieben. Ein genauer Vergleich der drei oben aufgeführten Systeme gestaltet sich jedoch schwierig, da je nach Quellenlage und Bezugspunken teils völlig unterschiedliche Zahlen kommuniziert werden. Hinzu kommt, dass Angaben zur Anzahl von Zertifizierungen bzw. zertifizierten Gebäuden nur teilweise (oder gar nicht) seitens der betreffenden Systeme kommuniziert werden. Als Quelle soll daher an dieser Stelle der neutrale Vortrag des Projektplaners Christian Luft von der Drees & Sommer Advanced Technologies GmbH dienen (u.a. LEED und DGNB-Auditor). Dieser hat am im Rahmen eines Nachhaltigkeitskongresses die verschiedenen Systeme wie folgt gegenüber gestellt: Herkunftsland Gründung Kategorien Zertifikate im Zertifikate außerhalb Herkunftsland Herkunftsland LEED USA BREEAM UK DGNB Deutschland
16 16 VDMA Leitfaden nachhaltige Gebäudezertifizierung 5. Zusammenfassung Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Trendthema. Im Fall von Gebäudezertifizierungssystemen äußert sich dies in konkreten Anforderungen in puncto Wassereffizienz. Darunter wird in der Regel die Reduzierung des Wasserverbrauches verstanden, wobei manche Systeme auch die Wiederaufbereitung berücksichtigen. Hersteller von Gebäudearmaturen sind in diesem Zusammenhang zur Einhaltung bestimmter Durchflussmengen verpflichtet, die jeweils vom angestrebten Grad der Zertifizierung abhängen (z.b. Gold oder Platin ). Vor allem im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen werden diese Forderungen erhoben, etwa beim Bau von Büro- oder Verwaltungsgebäuden. Welche Daten genau gefordert werden, hängt vom jeweiligen Zertifizierungssystem ab. Wie im Falle von LEED, orientiert sich dies zum Teil an Vorgaben und Bedingungen, die im Ursprungsland des Systems (z.b. USA) einzuhalten sind und auf dessen Gesetzgebung zurückgehen. Dass hier in Deutschland andere Umstände vorliegen und die Ressource Wasser (anders als in Kalifornien) nicht knapp, sondern ausreichend vorhanden ist, wird dabei ignoriert. Auch die Tatsache, dass hierzulande bereits so viel Wasser eingespart wird, dass zu wenig davon durch die Leitungen fließt (die daher extra gespült werden müssen) spielt keine Rolle. Dasselbe gilt für deutsche bzw. europäische Normen oder die Einhaltung der Allgemein Anerkannten Regeln der Technik. Sie finden nur vereinzelt Berücksichtigung in Gebäudezertifizierungssystemen z.b. bei BREEAM DE Bestand (s.o.). Die Einhaltung bestimmter Durchflussmengen wasserführender Armaturen stellt in der Regel kein Problem dar. Anders sieht es hingegen aus, wenn Lebenszyklusanalysen von Armaturen oder Angaben zu deren Schadstoffbilanz gefordert werden. Hier ist im Einzelfall zu prüfen, inwiefern diese überhaupt seriös belegt werden können. Ansprechpartner: Stefan Oberdörfer Fachverband Armaturen im VDMA Frankfurt am Main Tel.: 069 / stefan.oberdoerfer@vdma.org
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