26. November Erwartungen der energieintensiven Wirtschaft an die UN-Klimakonferenz Dr. Jörg Rothermel, 25. November 2015
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1 26. November 2015 Erwartungen der energieintensiven Wirtschaft an die UN-Klimakonferenz Dr. Jörg Rothermel, 25. November 2015
2 Inhalte Rückblick: Klimaschutzpolitik seit Rio 1992 Entwicklung der Treibhausgasemissionen Chemische Industrie und Klimaschutz Wie sollte das Ergebnis in Paris aussehen? Was ist tatsächlich zu erwarten? Konsequenzen für europäische und nationale Klimaschutzpolitik
3 Rückblick : Klimaschutzpolitik seit Rio 1992 (1) Rio-Konferenz 1992: UN-Konferenz zu Umwelt und Entwicklung Klimarahmenkonvention 1994: Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf Niveau, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird (Artikel 2 der Konvention) COP 3 in Kyoto: Kyoto-Protokoll 1997 Verpflichtung der Industriestaaten, die Emissionen der sechs wichtigsten Treibhausgase - darunter Kohlendioxid (CO 2 ), Methan (CH 4 ) und Lachgas (N 2 O) - im Zeitraum von 2008 bis 2012 um mindestens fünf Prozent gegenüber 1990 zu senken. COP 15 in Kopenhagen Verhandlungen zu Nachfolgeabkommen zu Kyoto scheitern 3
4 Rückblick : Klimaschutzpolitik seit Rio 1992 (2) G7-Gipfel in Elmau 2015 Paris soll ein Protokoll, eine andere rechtliche Übereinkunft oder ein vereinbartes Ergebnis mit rechtlicher Wirkung erzielen. Für alle Vertragsparteien geltend, ambitioniert, tragfähig und umfassend. Tiefe Einschnitte bei Treibhausgasemissionen erforderlich, einhergehend mit einer Dekarbonisierung der Weltwirtschaft im Laufe dieses Jahrhunderts. Vision für ein weltweites Ziel zur Verringerung der Treibhausgase bis 2050 im Vergleich zu 2010 entsprechend dem oberen Ende der IPCC-Empfehlungen von 40 bis 70 Prozent. 4
5 Klimaschutz: Entwicklung der CO 2 -Emissionen weltweit CO 2 -Emissionen in ausgewählten Ländern und Regionen In Mrd. Tonnen, Vergleich 1990 und 2013 in Mrd. Tonnen und in Prozent ,5 Mrd. t +285 % ,4 Mrd. t +8 % 5-0,8 Mrd. t -18 % ,4 Mrd. t +240 % -0,9 Mrd. t -34 % +1,1Mrd. t +195 % +0,1 Mrd. t +11% -0,2 Mrd. t -19 % 5 0 China USA EU 28 Indien Russland Mittlerer Osten Quelle: Energiewirtschaftliche Tagesfragen 9/14, VCI Japan Deutschland
6 Entwicklung Treibhausgasemissionen (aktuelle Berechnungen der UN) Weltweite Treibhausgasemissionen 60 Mrd. Tonnen CO 2 -Äq/Jahr 50 48, , % + 9,3 Mrd. t Zielsetzung 2050 zur Einhaltung des 2 -Ziels 19,
7 Kyoto-Protokoll Minderungsziele und Zielerreichung in der EU Treibhausgasemissionen, Veränderungen in Prozent Zielsetzung Tatsächliche Minderung/Steigerung 7 EU 15 Österreich Belgien Dänemark Finnland Frankreich Deutschland Griechenland Irland Italien Luxemburg Niederlande Portugal Spanien Schweden UK -15, , ,5-25, ,4 0-13,1 0-23,8-21 3,7 25 5, , , , ,6-20,2 4-25,2-12, Quelle: EEA, Technical Report 09/2014
8 Produktion, Energieverbrauch und Treibhausgase Entwicklung in der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie, Veränderung in Prozent + 60 % Produktion Energieverbrauch absolut - 20 % Emission Treibhausgase absolut - 49 % Quelle: VCI-Berechnungen auf der Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes und eigener Erhebungen
9 Treibhausgasemissionen und Produktion seit 1990 Entwicklung der absoluten und spezifischen Treibhausgasemissionen (energiebedingte CO 2 -Emissionen und N 2 O-Emissionen), Index 1990= Absolute Treibhausgasemissionen SpezifischeTreibhausgasemissionen Produktionsindex Zielwert absolute THG-Emissionen für 2012: Reduzierung um 45% Quelle: VCI-Berechnungen auf der Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes und eigener Erhebungen
10 Klimaschutz durch Produkte der chemischen Industrie 10
11 Kernpunkte eines idealen Klimaschutzabkommen aus Sicht der im Wettbewerb stehenden Industrie Vergleichbares Ambitionsniveau bei den Minderungsverpflichtungen zumindest der wichtigsten Emittentenländer Regelungssystem mit gleichen Regelungen für die Industrie in den wichtigsten Emittentenländern ( level playing field ) 11
12 Wie sollte das Ergebnis in Paris aussehen? Rechtlich verbindliche und vergleichbare Minderungsbeiträge in allen wichtigen Emittentenländern. Globaler Emissionshandel nach gleichen Regeln für alle, mindestens jedoch auf G-20-Ebene. Einheitliches und verpflichtendes Berichts-, Mess- und Verifizierungswesen für Treibhausgasemissionen. Flexible Klimaschutzinstrumente aus dem Kyoto-Protokoll erhalten Internationale Gutschriften in einem einheitlichen (G-20)- Emissionshandelssystem nutzen. Förderung weltweiter Technologieentwicklung unter Beachtung geistiger Eigentumsrechte 12
13 Entwicklung Treibhausgasemissionen (aktuelle Berechnungen und Schätzungen der UN) ,8 Weltweite Treibhausgasemissionen Mrd. Tonnen CO 2 -Äq/Jahr + 24 % + 9,3 Mrd. t 48,1 Zielsetzung 2050 zur Einhaltung des 2 -Ziels 56, % + 8,6 Mrd. t Konsequenz: Temperaturerhöhung um 2,7 C 19,
14 Minderungszusagen der G20 ihm Rahmen ihrer INDCs* Mio. t CO 2 eq (ohne LULUCF**) Der Minderung der jährlichen Emissionen bis 2030 um 5 Mrd. t/a 5 Mrd. t EU, USA, Kanada, Japan, Südkorea, Australien, Brasilien** stehen Mehremissionen in Höhe von knapp 8 Mrd. t/a im Rahmen der gegebenen Minderungszusagen gegenüber. 8 Mrd. t China, Indien, Russland, Mexiko, Indonesien**, Südafrika, Türkei, Argentinien * Das INDC von Saudi-Arabien lag noch nicht vor. ** Die Emissionen von Brasilien und Indonesien wurden inklusive LULUCF gerechnet. VCI-Berechnungen, teilweise auf der Basis von Schätzungen
15 Minderungszusagen der G20 ihm Rahmen ihrer INDCs* Mio. t CO 2 eq (ohne LULUCF**) Der Minderung der jährlichen Emissionen bis 2030 um 4,4 Mrd. t/a stehen Mehremissionen in Höhe von knapp 18,4 Mrd. t/a im Rahmen der gegebenen Minderungszusagen gegenüber. 18,4 Mrd. t ,4 Mrd. t EU, USA, Japan, Kanada, Russland, Australien, Brasilien** China, Indien, Indonesien**, Mexiko, Südkorea, Südafrika, Türkei, Argentinien * Das INDC von Saudi-Arabien lag noch nicht vor. ** Die Emissionen von Brasilien und Indonesien wurden inklusive LULUCF gerechnet. VCI-Berechnungen, teilweise auf der Basis von Schätzungen
16 Ausgewählte Klimaschutzzusagen (INDCs): EU: Minus 40 Prozent bis 2030 (Gemäß Ratsschlussfolgerungen) USA bis 2025 minus Prozent im Vergleich zu 2005 (also nur Minus 15 Prozent zu 1990) China Peak der CO 2 -Emissionen bis 2030, bis dahin weiterer starker Anstieg Indien Situation: Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft, Verdreifachung des Stromverbrauchs Ziel: Reduktion Treibhausgas-Intensität pro BIP-Einheit um Prozent bis 2030 im Vergleich Prozent der installierten Stromerzeugungskapazität aus nicht-fossilen Energieträgern bis 2030 Aber weiterer starker Anstieg der absoluten Treibhausgasemissionen 16
17 Was sind die Themen in Paris? Es ist keine Frage, ob es ein Abkommen gibt, sondern welche Elemente darin bzw. in Paris-Entscheidungen enthalten sind Kernthemen für Paris Zielvereinbarung im Abkommen: 1,5 C/ 2 C Dekarbonisierung Nullemissionen bis 2100 Carbon/Climate- Neutralität Finanzierung und Unterstützung: 100 Mrd. USD p. a. / Langfristige Klimaschäden Technologietransfer/- verbreitung NDCs der Staaten: Verpflichtend Überprüfbar Transparenz Ambitionsmechanismus Non-State-Actors: Rolle von Regionen, Kommunen, Städten und Wirtschaft 17
18 Was ist tatsächlich zu erwarten? Paris wird im Gegensatz zu Kopenhagen nicht scheitern: Grundsatzentscheidung für einen Rechtsrahmen Weitere Einzelheiten erst danach Bisherige Zusagen bringen die Welt nicht auf einen Reduktionspfad: 2 C-Ziel rückt in immer weitere Ferne Bestenfalls Überprüfungsmechanismus für die Ziele in den NDCs Politische Übereinkunft, aber Verbindlichkeit ist offen Keine gleichen Ausgangsbedingungen für die (energieintensive) Industrie Klimaschutz der 2 Geschwindigkeiten geht weiter: EU mit hoch ambitionierten absoluten Minderungszielen Rest der Welt mit wirtschaftlich verträglichen Zielsetzungen 18
19 Konsequenzen für die europäische und nationale Klimaschutzpolitik Verschärfung der Klimaschutzziele von EU und Einzelstaaten hat keine Grundlage Schutz vor Carbon Leakage im EU-Emissionshandel muss verstärkt werden, nicht abgeschwächt: Realistische Benchmarks Keine zusätzlichen Abzüge bei den kostenlosen Zertifikaten (Korrekturfaktor) Wachstum muss möglich sein Unternehmen brauchen weiter Schutz vor Carbon Leakage (Carbon Leakage-Liste) Verbesserte Kompensation für höhere Strompreise Sektoren wie die Chemie, die dem EU-Emissionshandel unterliegen, dürfen nicht durch eine nationale Klimaschutzpolitik doppelt reguliert werden 19
20 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Bildrechte: BASF SE, Merck KGaA, Fotolia, istock 20
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