Logistische Prozesse planen, steuern und kontrollieren. 1 Warenflussplanung und -steuerung erkunden
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- Stefan Linden
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1 Logistische Prozesse planen, steuern und kontrollieren LERNFELD 6 1 Warenflussplanung und -steuerung erkunden Fortbildungsveranstaltung bei der Primus GmbH: Herr Müller, der Geschäftsführer der Primus GmbH eröffnet die Veranstaltung mit den Worten: Aufgrund der weltweit verschärften Wettbewerbsbedingungen zwischen den Herstellern und auch den Großhändlern erlangt die Gestaltung der Waren- und Informationsflüsse innerhalb der Großhandelsunternehmung und zwischen der Großhandelsunternehmung und ihren Lieferanten und Kunden eine immer stärkere Bedeutung. So haben wir uns entschlossen, mit unseren Lieferanten und Kunden eine Kooperation u.a. in der Form einzugehen, dass unsere Auszubildenden ein 14-tägiges Praktikum bei mindestens einem Lieferer und einem Kunden während ihrer Ausbildung machen sollen. Unsere Auszubildende Frau Höver soll mit diesem Praktikum beginnen. Nicole Höver, die an der Veranstaltung teilnimmt, ist im ersten Moment sehr erschrocken. Sie soll zweimal für 14 Tage in ein anderes Unternehmen mit ihr fremden Menschen. ARBEITSAUFTRÄGE Überprüfen Sie Vorteile einer Partnerschaft mit Lieferanten und Kunden. Erläutern Sie Wertschöpfung und Wertschöpfungskette. Stellen Sie fest, welche Bedeutung das Qualitätsmanagement und das Supply Chain Management bei der Warenflussplanung und -steuerung haben. Unternehmen handeln weltweit. Sie kooperieren mit unterschiedlichen Partnern (Kunden, Lieferanten, Dienstleistungsunternehmen). Um heute am Markt erfolgreich zu sein, müssen Groß- und Außenhandelsunternehmen die Rentabilität verbessern, gleichzeitig die Kosten senken und den Kunden schneller als bisher die gewünschten Waren anbieten. Liefer- und Wertschöpfungskette Um den Wertschöpfungsprozess eines Produktes und aller am Prozess Beteiligten beschreiben zu können, sollte man die Wertschöpfungskette auf der Beschaffungsseite bis zur Urproduktion zurück und auf der Absatzseite bis zum Endverbraucher verfolgen können. Hieraus lassen sich mögliche Schwachstellen und Maßnahmen zu deren Beseitigung ableiten.
2 136 LF 6 Logistische Prozesse planen, steuern und kontrollieren Stufen der Verarbeitung Zuerst sollten die Stufen der Verarbeitung eines oder mehrerer Werkstoffe ermittelt werden. Ehe aus Roh-, Hilfs- oder Betriebsstoffen ein verwendbares Endprodukt wird, müssen verschiedene Stufen der Verarbeitung durchlaufen werden: Beispiel Die Bürodesign GmbH, ein Lieferer der Primus GmbH, stellt unter anderem den Schreibtisch Primo aus Massivholz mit Stahlbeinen her. Die hierbei verwendeten Stahlbeine bezieht sie von der Stammes Stahlrohr GmbH. Bis zur Fertigstellung des Schreibtisches werden folgende Stufen durchlaufen: Das Erz stellt das Ausgangsmaterial für die vier Tischbeine dar. Die mit der Materialgewinnung beschäftigten Betriebe heißen Betriebe der Urproduktion. Im Stahlwerk wird das Erz weiterverarbeitet. Im Hochofen entsteht dort unter großer Hitze flüssiger Stahl, der abgekühlt und in Form gewalzt wird. Dieser Walzstahl ist der Grundstoff für die weitere Verarbeitung. Weitere Grundstoffe, die von anderen Betrieben zu neuen Gütern verarbeitet werden, sind z. B. Benzin, Kunststoffe, Papier, Fasern und Zellstoffe. Typische Vertreter dieser Betriebe sind chemische Betriebe, Erdölraffinerien und Hüttenbetriebe. Sie heißen Betriebe der Grundstofferzeugung. Das Grundprodukt wird weiterverarbeitet. Aus Betriebe der Urproduktion Betriebe der Grundstofferzeugung z. B. Stammes Stahlrohr GmbH Betriebe der Materialverarbeitung z. B. Bürodesign GmbH Großhandel z. B. Primus GmbH Einzelhandel z. B. Bürofachgeschäft Herbert Blank e. K. Verbraucher dem Stahl werden die Tischbeine hergestellt. Diese Tischbeine werden dann von der Bürodesign GmbH eingekauft und unter die Tischplatte geschraubt. Das Endprodukt ist fertig. Die Stammes Stahlrohr GmbH und die Bürodesign GmbH zählen zu den Betrieben der Materialverarbeitung. Die Bürodesign GmbH liefert die Schreibtische mit der Spedition Rheintrans GmbH (Dienstleistungsunternehmen) an die Primus GmbH. Diese verkauft die Schreibtische an gewerbliche und private Kunden. Zusammenwirken von Produktions- und Dienstleistungsbetrieben im Wertschöpfungsprozess LF 1 Nach den Stufen der Verarbeitung soll das Zusammenwirken von Produktions- und Dienstleistungsbetrieben untersucht werden. Im Wirtschaftsalltag sind Unternehmen aufeinander angewiesen. Sie tauschen Güter und Dienstleistungen aus, um ihre jeweiligen Ziele zu erreichen (volkswirtschaftliche Arbeitsteilung). Bei der Leistungserstellung arbeiten somit Sachleistungs- und Dienstleistungsbetriebe unterschiedlicher Wirtschaftsstufen zusammen. Die auf dem Markt angebotenen Sach- und Dienstleistungen des einen Unternehmens können Beschaffungsobjekte von anderen Unternehmen sein. Hierdurch entsteht ein weites Netz des Güteraustausches und der Arbeitsteilung. Beispiel Damit die Bürodesign GmbH den Schreibtisch Primo anbieten kann, werden verschiedene Güter- und Dienstleistungen benötigt. Somit sind letzlich auch verschiedene Sach- und Dienstleistungsbetriebe aus unterschiedlichen Wirtschaftszweigen mittelbar an der Herstellung eines Regals beteiligt. Das Zusammenwirken von Produktions- und Dienstleistungsbetrieben wird als volkswirtschaftliche Arbeitsteilung bezeichnet und ist eine Folge der Spezialisierung von Betrieben auf bestimmte Märkte. Aus der Sicht des Unternehmens kann zwischen Absatzund Beschaffungsmarkt unterschieden werden.
3 Warenflussplanung und -steuerung erkunden 137 Beschaffungsmarkt Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe Betriebsmittel Dienstleistungen Bürodesign GmbH Absatzmarkt Primus GmbH Bürobedarfsgroßhandel Schneider & Co. OHG Einzelhandel Endverbraucher Büromöbel GmbH Europa Wertschöpfung und Wertschöpfungskette Der Weg eines Rohstoffs von seiner Lagerstätte bis zum Verbraucher verläuft über verschiedene Stufen. Beispiel In der Forstwirtschaft wird Holz produziert, in Sägereien wird das Holz in einen verarbeitungsreifen Zustand versetzt. In der Bürodesign GmbH wird aus diesem Holz ein Schreibtisch produziert, er wird über den Groß- und Einzelhandel an die Verbraucher abgesetzt. In jeder Stufe erfolgt eine Wertsteigerung bzw. Wertschöpfung. Daher wird dieser Prozess auch Wertschöpfungskette genannt. Beispiel Wertschöpfungskette Schreibtisch Primo Rohstoff (z. B. Metall) Rohstoff (z. B. Holz) Rohstoff (z. B. Kunststoffe) Die Wertschöpfungskette (vom Rohstoff zum Markt) Urproduzent z. B. Bergbau Verarbeiter I z. B. Stammes Stahlrohr GmbH Handel I Groß-/Außenhandel Handel II Einzelhandel Urproduzent z. B. Forstbetrieb Verarbeiter I z. B. Furnierwerk GmbH Verarbeiter II z. B. Bürodesign GmbH Handel I z. B. Primus GmbH Handel II z. B. Bürofachgeschäft Herbert Blank e. K. Urproduzent z. B. Chemiebetrieb Verarbeiter I z. B. Hanckel & Cie GmbH Handel I Groß-/Außenhandel Handel II Einzelhandel Verbraucher
4 138 LF 6 Logistische Prozesse planen, steuern und kontrollieren Innerhalb des Unternehmens erfolgt der Wertschöpfungsprozess, indem Materialien beschafft und daraus neue Produkte hergestellt werden. Beispiel Die Bürodesign GmbH kauft verschiedene Materialien wie Holz, Spanplatten, Beschläge usw. ein und stellt daraus für den Absatzmarkt Büromöbel her. Supply Chain Management Lieferkettenmanagement (Supply Chain Management) ist der Schlüssel für Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten. Alle am Wertschöpfungsprozess Beteiligten werden in den Geschäftsprozess integriert, die Teilprozesse unternehmensübergreifend miteinander verzahnt. Ausgehend vom eigenen Unternehmen werden Kunden, Lieferanten und andere externe Partner in eine logistische Prozesskette (Supply Chain) einbezogen. Zum Lieferkettenmanagement im Groß- und Außenhandel zählen Beschaffung von geeigneten Waren Vorratsmanagement Lagerhaltung Kundendienst Auftragsbearbeitung. Elektronischer Einkauf über das Internet LF 9 Unternehmen gehen immer mehr dazu über, das Internet zur papierlosen Abwicklung von Geschäftsprozessen zu nutzen. Hierbei gliedert sich der Einkauf und der Verkauf über das Internet in das E-Procurement mit den Bereichen Business to Business (B2B) und in den E-Commerce (B2C), dem Geschäftsverkehr zwischen den Unternehmern und den Verbrauchern. Beispiel Möglichkeiten des E-Business bei der Primus GmbH Business to Business B2B Business to Business B2B Vereinigte Spanplatten AG Internet Bürodesign GmbH Internet Primus GmbH Internet E-Commerce B2C Internet Endverbraucher Bürofachgeschäft Herbert Blank e. K.
5 Warenflussplanung und -steuerung erkunden 139 Um einen kostengünstigen Einkauf von Waren aller Art zu erreichen, vereinbaren Unternehmen mit ihren Mitbewerbern einen gemeinsamen Handelsplatz im Internet einzurichten. Beispiele In der Automobilindustrie in Deutschland entstand über eine solche Vereinbarung ein elektronischer Megamarktplatz für die Zulieferbetriebe der Automobilhersteller. Die Primus GmbH hat mit ihren Lieferern für Büromöbel eine Vereinbarung getroffen, bei Bedarf über das Internet eine Ausschreibung zu machen, an der alle betroffenen Lieferer teilnehmen können. Bestimmte Softwarehäuser richten hierzu entsprechende Portale ein. Diese Onlinemarktplätze ermöglichen es den Unternehmen aufgrund der schnelleren Reaktionsmöglichkeit kurzfristige Dispositionen, da eine weitgehende Preistransparenz vorliegt. Somit erübrigen sich viele Einzelarbeitsschritte des bisherigen Beschaffungsvorganges. Die Einkäufer werden in die Lage versetzt, Angebote sofort miteinander zu vergleichen. Ferner können sich die Einkäufer zusammenschließen (Powershopping), um höhere Rabattsätze zu erreichen, oder sie führen Auktionen durch, bei denen die Lieferanten mit ihren Angeboten in Wettbewerb treten. LF 9 Hierbei schreiben Unternehmen auf Webseiten ihren Bedarf aus und laden ausgewählte Lieferanten zu Onlineauktionen ein. Die Bieter schalten sich dann zu einem festgelegten Zeitpunkt im Netz zusammen und können sich von einem gegebenen Preis aus online abwärts unterbieten. Der günstigste Anbieter bekommt den Zuschlag (reverse auction = umgekehrte Versteigerung). Es ist dabei aber zu beachten, dass eine unmissverständliche Beschreibung der auszuschreibenden Waren und die genaue Festlegung der Lieferungs- und Zahlungsbedingungen erfolgen muss, um später keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Der Einkauf mittels der Internetplattform führt in der Regel zu einer deutlichen Kostensenkung. Diese Preisvorteile im Einkauf können dazu führen, dass die Waren und Dienstleistungen der Unternehmen preiswerter werden. Dies führt zu einer verstärkten internationalen Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen. Optimierung der Prozesse mithilfe einer SCM-Software Aufgrund der weltweit verschärften Wettbewerbsbedingungen zwischen den Herstellern und den Groß- und Außenhändlern erlangt die Gestaltung der Waren- und Informationsflüsse innerhalb der Unternehmung und zwischen der Groß- und Außenhandelsunternehmung und ihren Lieferanten eine immer stärkere Bedeutung. Infolgedessen muss die gesamte unternehmensinterne und unternehmensübergreifende Wertschöpfungskette bezüglich der Faktoren Qualität, Zeit und Kosten optimiert werden (Supply Chain Management =SCM, Supply Chain = Lieferkette, logistische Kette oder Wertschöpfungskette). Das SCM zielt auf eine langfristige (strategische), mittelfristige (taktische) und kurzfristige (operative) Verbesserung von Effektivität und Effizienz industrieller Wertschöpfungsketten ab. Um dieses zu erreichen, wird mithilfe spezieller Software zwischen dem betreffenden Groß- und Außenhandelsunternehmen und den Lieferanten und Logistikdienstleistern eng zusammen gearbeitet. Gerade in Zeiten, in denen ergänzende Wertschöpfungsprozesse zunehmend in andere Unternehmen ausgelagert werden (Outsourcing), ist es umso wichtiger, eng mit den Lieferanten zusammenzuarbeiten.
6 140 LF 6 Logistische Prozesse planen, steuern und kontrollieren Beispiel Supply Chain Management bei der Primus GmbH Blick winkel Rohstofflieferant Sägewerk Müller OHG Teilelieferant Vereinigte Spanplatten AG Einkauf Produktion Verkauf Bürodesign GmbH Einkauf Lager Primus GmbH Verkauf Kunde Kunde des Kunden Materialfluss Informationsfluss Mithilfe einer speziellen SCM-Software sollen in einem Groß- und Außenhandelsunternehmen folgende Ziele erreicht werden: Ziele Kostensenkung im Beschaffungs- und Distributionsbereich Zeitersparnis Kundenorientierung Optimierung von unternehmensübergreifenden Planungs- und Steuerungsprozessen Wird erreicht durch.. Verringerung von Lagerbeständen Beschleunigung von Durchlaufzeiten schnellere Verfügbarkeit von wichtigen Daten flexiblere Reaktionen auf veränderte Rahmenbedingungen genauere Prognose von Entwicklungen Kundenwünsche können direkt an Lieferanten oder Logistikdienstleister weitergegeben werden. enge Kooperation (vgl. S. 292) mit Geschäftspartnern LF 1 Qualitätsmanagement Steigende Kundenerwartungen und die zunehmende Marktmacht im Handel zwingen die Hersteller, eine nahezu fehlerfreie Ware zu liefern, sodass eine Wareneingangskontrolle nahezu überflüssig wird. Mit zunehmendem Wettbewerbsdruck wächst nun auch das Interesse des Handels, über Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement Kunden fester an das Unternehmen zu binden. Der Begriff Qualität zielt jedoch nicht in erster Linie auf die Produktqualität ab, da diese weitgehend vom Hersteller bestimmt wird, im Vordergrund steht vielmehr die Qualität der erbrachten Leistungen insgesamt und somit des gesamten Leistungsangebots des Handels. Man spricht hier von Total Quality Management (TQM).
7 Warenflussplanung und -steuerung erkunden 141 Qualitätsmanagementsysteme Die grundlegende Norm für den Aufbau und die Beschreibung von Qualitätsmanagement-Systemen ist die DIN EN ISO 9000ff. Dabei steht: DIN für Deutsches Institut für Normung EN für Europäische Norm ISO für International Standard Organisation 9000ff. für die Nummer der Norm Für den Groß- und Außenhandel sind vor allem die DIN EN ISO 9000 und die DIN EN ISO /2 wichtig, da diese zunächst eineen Leitfaden zur Auswahl und Anwendung der DIN-Vorschriften bieten und dann speziell für den Dienstleistungsbereich auf Ergänzungen hinweisen. Das Zertifikat einer Zertifizierungsstelle 1 ist der Nachweis, dass das Qualitätsmanagement-System des Unternehmens von einer unabhängigen und kompetenten Stelle überprüft und überwacht wird. Neben der Zertifizierung des Qualitätsmanagement-Systems gehen viele Unternehmen noch weiter und unterziehen sich auf freiwilliger Basis einer Umweltbetriebsprüfung (EU-Umwelt-Audit, vgl. S. 142). Qualitätssicherung Auch die Produktqualität und deren Sicherung im Produktionsablauf sind zunächst Aufgabe des Herstellers. Der Großhändler muss im Rahmen seiner unternehmerischen Leistung dafür sorgen, dass die Produktqualität erhalten und/oder verbessert wird. Qualität wird nach der DIN ISO 8402 heutzutage durch alle Abteilungen des Betriebs im so genannten Qualitätskreis bestimmt. Beispiel Qualitätskreis bei der Primus GmbH Beseitigung oder Wiederverwertung am Ende der Nutzungsdauer Marketing und Marktforschung Produktdesign und -entwicklung Produktnutzung Prozessplanung und -entwicklung Technische Unterstützung und Wartung Beschaffung Montage und Inbetriebnahme Verkauf und Verteilung Verpackung und Lagerung Verifizierung Produktion oder Erbringung von Dienstleistungen 1 z. B. TÜV-Zertifizierungsgemeinschaft e. V. in Bonn, Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Qualitätsmanagementsystemen mbh in Berlin.
8 142 LF 6 Logistische Prozesse planen, steuern und kontrollieren Vertrauen Ausgehend von einem derartigen Qualitätsbegriff umfasst die betriebliche Qualitätssicherung nach der DIN ISO 8402: Alle geplanten und systematischen Tätigkeiten, die innerhalb des Qualitätsmanagementsystems verwirklicht sind und die wie erforderlich dargelegt werden, um angemessenes zu schaffen, dass eine Einheit die Qualitätsforderung erfüllen wird. Zu den Teilfunktionen der Qualitätssicherung zählen die Qualitätsplanung, -prüfung, -lenkung und -förderung. Da der Groß- und Außenhändler seine Waren nicht selbst herstellt, kann er die Qualität der Ware nur durch seine Liefererauswahl beeinflussen. Die ursprünglich für die Industrie entwickelte DIN ISO 8402 muss daher auf den Handel übertragen werden. Auch Großhandelsbetriebe haben seit 1998 die Möglichkeit, sich auf freiwilliger Basis an der EU-Umwelt-Audit-Verordnung (vgl. S. 141) zu beteiligen oder nur bei Unternehmen zu beschaffen, die dieser Verordnung als Herstellungsbetrieb seit 1993 bereits beitreten konnten. Die Prüfung der Qualität einer Ware ist relativ einfach, wenn eine Ware vorgeschriebene Sicherheitszeichen trägt. So müssen Haushaltsgeräte und Spielzeug den Anforderungen des Gesetzes über technische Arbeitsmittel (GPSG = Geräte- und Produktsicherheitsgesetz) genügen. Mit dem CE-Zeichen (Communauté Européenne) wird die Übereinstimmung mit europäischen Richtlinien bestätigt. Das CE-Zeichen wird vom Hersteller, Lizenznehmer oder Importeur selbst auf der Ware, dem Garantieschein oder der Gebrauchsanweisung angebracht. Mit diesem Zeichen ist die Ware im gesamten europäischen Binnenmarkt verkehrsfähig. Weiterhin können Waren das GS-Zeichen (= geprüfte Sicherheit) tragen. Das GS-Zeichen wird bei einer freiwilligen Prüfung durch eine anerkannte Prüfinstitution (z.b. TÜV, VDE, Berufsgenossenschaften) vergeben und garantiert, dass die Ware den allgemeinen Richtlinien der Sicherheitstechnik entspricht. Beispiel für Qualitätszeichen
9 Warenflussplanung und -steuerung erkunden 143 Warenflussplanung und -steuerung erkunden Die meisten Waren durchlaufen verschiedene Stufen der Verarbeitung, bevor aus ihnen ein verwendbares Endprodukt entsteht. Bei der betrieblichen Leistungserstellung sind viele Unternehmen mittelbar beteiligt (volkswirtschaftliche Arbeitsteilung). Man unterscheidet Betriebe der Urerzeugung, der Grundstofferzeugung, der Materialverarbeitung, Groß-/Außen- und Einzelhandelsbetriebe. Wertschöpfungsketten entstehen, wenn über mehrere Stufen (Rohstoffgewinnung, Verarbeitung und Produktion, Handel) neue Werte geschaffen werden. Innerhalb eines Unternehmens vollzieht sich ein Wertschöpfungsprozess, indem aus eingekauften Materialien neue Produkte erzeugt werden. E-Procurement ( Elektronischer Einkauf): Beschaffung von Materialien über das Internet Geschlossene Netze zwischen Lieferanten und Kunden: In einigen Warenwirtschaftsprogrammen sind je nach Branche und Zusammenarbeit mit dem Lieferanten automatische Bestellsysteme, in anderen sind Bestellvorschlagssysteme eingearbeitet. Elektronischer Einkauf über das Internet: Unternehmen vereinbaren mit ihren Lieferanten einen gemeinsamen Handelsplatz im Internet (Onlinemarktplätze). Einkäufer verschiedener Unternehmen können sich zusammenschließen (Powershopping) Onlineauktionen: Bieter schalten sich zu einem festgelegten Zeitpunkt zusammen und können von einem gegebenen Preis aus online abwärts bieten. Chain Supply Management: CSM zielt auf die Optimierung der unternehmensübergreifenden logistischen Wertschöpfungskette. Zur Erschließung von Rationalisierungspotentialen dieser Wertschöpfungskette bei gleichberechtigten Unternehmen bedarf es Softwarelösungen. Durch die Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement sollen Kunden fester an ein Unternehmen gebunden werden. Die grundlegende Norm für den Aufbau und die Beschreibung von Qualitätsmanagementsystemen ist die DIN EN ISO 9000ff. Das Totale Qualitätsmanagement (TQM, Total Quality Management) erweitert die Qualitätsstrategie auf das gesamte Unternehmen. Qualitätsmanagementsysteme können durch ein Zertifikat einer Zulassungsstelle nach außen dokumentiert werden.
10 made by georg busch :) 144 LF 6 Logistische Prozesse planen, steuern und kontrollieren 1. Erläutern Sie das Zusammenwirken von verschiedenen Produktions- und Dienstleistungsbetrieben am Beispiel der Herstellung eines Bleistiftes. 2. Erläutern Sie die Wertschöpfungskette am Beispiel einer Jeans. Ermitteln Sie alle Stufen, die erforderlich sind, bis eine Jeans von einem Verbraucher gekauft werden kann. Erstellen Sie aus Ihren Beschreibungen ein aussagefähiges Plakat. 3. Beschreiben Sie den elektronischen Einkauf von Waren über das Internet. 4. Erläutern Sie a) Powershopping c) Supply chain management b) Onlineauktionen d) Wertschöpfungskette. 5. Stellen Sie die wesentlichen Aussagen der nachfolgenden Abbildung in einem Kurzvortrag vor. Online-Shopping Die weltweit beliebtesten Käufe der Internet-Nutzer in % Bücher Videos, DVDs, Spiele Flugtickets, -reservierungen Bekleidung, Accessoires, Schuhe Musik Elektronische Geräte Computer- Hardware Reisen, Hotelreservierung Computer- Software Veranstaltungskarten % Die weltweit beliebtesten Zahlungsmethoden der Internet-Nutzer in % Kreditkarte Banküberweisung Nachnahme PayPal Guthaben-(Debit-)karte Money Transfer Postüberweisung Bezahlen 59 % Quelle: A.C.Nielsen Mehrfachnennungen Stand 2005 Globus Erarbeiten Sie die Bedeutung von Qualitätssicherung und Öko-Audit für die Beschaffung der Primus GmbH. 7. Übertragen Sie Qualitätsplanung, -prüfung, -lenkung und -förderung auf Ihren Ausbildungsbetrieb. 8. Erläutern Sie welche Möglichkeiten der Prüfung der Qualität einer Ware es gibt. 9. Beschreiben Sie, welche Möglichkeiten es gibt, die Qualität einer Ware zu prüfen. 10. Erläutern Sie, was man bei der Qualitätssicherung unter einem Qualitätskreis versteht.
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