Offb 5, Liebe Schwestern und Brüder,
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- Hansi Armbruster
- vor 7 Jahren
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1 3. Ostersonntag April 2016 St. Gertrud/St. Josef Ansprache Liebe Schwestern und Brüder, Bis Pfingsten lesen wir in unseren Sonntagsgottesdiensten Texte aus der Offenbarung des Johannes, aus dem letzten Buch der Bibel. Sie klingen interessant und spannend, sind aber nur schwer zu verstehen. Sie wirken abgehoben und sind weit weg von unserem Alltag - aber wenn wir den Schlüssel zu ihnen gefunden haben, erfahren wir vieles über unseren Glauben. Heute möchte ich Sie mit zwei Fragen an die Lesung heranführen. Die erste: Welche Zahlen hören oder entdecken Sie in dem kurzen Abschnitt der Offenbarung, den ich Ihnen jetzt gleich vorlesen werde? Und die zweite: Welches Bild, welches Bildwort gebraucht der Text für Jesus Christus? Offb 5,11-14 Haben Sie sich einige Zahlen merken können? Gleich zu Beginn der Lesung ist uns eine schwindelerregende Summe von Engeln begegnet: zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend. Die Zehn gilt in der Bibel als runde Zahl, als Zahl der Vollständigkeit und der Harmonie - und die Tausend ist die Zahl, die das menschliche Maß übersteigt, die wir uns nicht mehr vorstellen können, also die Zahl Gottes. Der Seher Johannes darf in einer Vision einen Blick in den himmlischen Thronsaal werfen - und die tausende und abertausende Engel stehen für die göttliche Fülle, für die Harmonie und die Stimmigkeit dessen, was sein inneres Auge wahrnimmt, für die unermessliche Größe Gottes. 1
2 An den vier Seiten des Thrones stehen die vier Lebewesen - die Zahl Vier repräsentiert die Ordnung der Welt: die vier Himmelsrichtungen, die vier Winde, die vier Elemente. Die Lebewesen, die Johannes sieht, hat schon der Prophet Ezechiel beschrieben: den Menschen, den Löwen, den Stier und den Adler. Man vermutet, dass ursprünglich vier große Sternbilder gemeint waren, die jeweils eine der vier Jahreszeiten einleiten: der Stier im April den Frühling, der Löwe im Juli den Sommer, der als Skorpionmensch gedachte Skorpion im Oktober den Herbst, und der in der Nähe des Adlers stehende Wassermann im Januar den Winter. Die ganze Welt, die Natur und ihre Jahreszeiten - dargestellt in den vier Lebewesen - alles geht vom Thron Gottes aus und preist den Schöpfer. Erst später wurden die vier Lebewesen zu Symbolen für die vier Evangelisten. Im weiten Kreis um den Thron Gottes und um die vier Lebewesen sitzen auf kleineren Thronen die vierundzwanzig Ältesten. Sie beten Gott an und dienen ihm. Johannes, der Seher, greift hier auf ein Bild zurück, das im Alten Testament mehrmals auftaucht: das Bild von einer himmlischen Ratsversammlung - Gott umgeben von himmlischen Wesen, die in seine Geheimnisse eingeweiht sind und mit ihm die Geschicke der Welt lenken. Abenteuerlich sind die Deutungen der Zahl Vierundzwanzig : Die einen vermuten, dass sie die 24 Stunden des Tages symbolisieren und so andeuten, dass unsere Zeit in Gottes Händen steht. Die anderen entdecken, dass es im Alten Testament vierundzwanzig Klassen von Priestern und Leviten gibt, und sie vermuten, dass Johannes den himmlischen Gottesdienst als Vorbild für den Gottesdienst im Tempel darstellen will. Wieder andere denken an die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel, und sie sehen in den Vierundzwanzig, in der doppelten Zwölf sowohl das alte Gottesvolk Israel, als auch das neue Gottesvolk, die 2
3 Kirche, um den Thron Gottes versammelt. Eine letzte Zahl ist Ihnen wahrscheinlich nicht aufgefallen - die Sieben : sie ist versteckt in den Eigenschaften und Gütern, die dem Lamm zugesprochen werden: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, Kraft und Ehre, Herrlichkeit und Lob. Aufgenommen in diesem großartigen Chor im Messias von Händel, wo man wirklich meint, tausende Engel singen zu hören. In der Johannesapokalypse löst eine Siebenergruppe die nächste ab: Sieben Gemeinden bekommen Briefe, sieben Posaunen ertönen, sieben Fackeln brennen vor dem Thron Gottes, sieben Siegel verschließen das Buch usw. Sieben die heilige Zahl schlechthin. Wo dem Seher von Patmos ein Blick in den himmlischen Thronsaal erlaubt wird, darf diese Zahl natürlich nicht fehlen. Erinnern Sie sich nach diesem Blick in die geheimnisvolle Welt der Zahlen noch an meine zweite Frage: Welches Bild, welches Bildwort gebraucht der Text für Jesus Christus? Für Johannes ist Jesus das Lamm achtundzwanzig Mal benutzt er dieses Bildwort. Und ich könnte mir denken, dass das kein Zufall ist: Vier ist die Zahl der Welt, und Sieben die heilige Zahl - und viermal sieben ergibt achtundzwanzig. In Jesus Christus finden Gott und Welt zusammen. Er ist wahrer Mensch und wahrer Gott - und im Bild des Lammes kommt beides zum Ausdruck. Johannes wählt ganz bewusst das griechische Wort αρνιον und das kann sowohl Lamm als auch Widder bedeuten. Während das Lamm Unschuld und Demut, Leiden und Opfer symbolisiert, steht der Widder für Macht, Kraft und göttliche Stärke. Besser als in diesem Bildwort kann man den paradoxen Weg gar nicht beschreiben, auf dem Jesus Christus uns erlöst: In seiner Ohnmacht am Kreuz erweist sich die Macht Gottes, durch sein Leiden sind wir erlöst und befreit. Beim Wort Lamm fallen den Lesern der Johannesapokalypse damals sofort 3
4 zwei Bibelstellen ein: Vor ihrer Flucht aus Ägypten schlachteten die Israeliten ein Lamm und strichen das Blut an die Türpfosten - für die ersten Christen war diese Befreiung aus Knechtschaft und Unterdrückung das große Vorbild für die Befreiung aus Schuld und Tod, die Jesus durch seinen Kreuzestod der Welt schenkt. Genauso präsent war ihnen ein Satz aus dem Buch des Propheten Jesaja über den leidenden Gerechten: Er wurde misshandelt und niedergedrückt... Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt,... so tat auch er seinen Mund nicht auf... Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen Knecht, er rettete den, der sein Leben als Sühneopfer hingab. Die ersten Christen haben in Jesus diesen leidenden Gerechten wiedererkannt. Viele Osterbilder zeigen dieses Lamm, das mit einer Siegesfahne geschmückt ist und ich erinnere mich, dass meine Mutter früher Osterlämmer backte, das auch mit einer Fahne geschmückt wurde: ein Symbol für Stärke und Schwäche zugleich, für Sieg und Niederlage, für Leiden und Kraft, für Tod und Leben. Dann werden wir zu dem Glaubensbekenntnis ermutigt, das Johannes uns durch symbolische Zahlen und durch ein Bildwort aus dem Alten Testament ans Herz legt: Jesus Christus, der für uns gestorben ist, hat den Tod besiegt und sitzt zur Rechten Gottes. Er, der wie ein wehrloses Lamm nicht zurückschlägt, durchbricht so den Kreislauf der Gewalt und Gott bestätigt seinen Weg. Johannes sagt nicht einfach: Glaubt an Jesus Christus! Sondern er wirbt für diesen Glauben, indem er uns zum einen in die geheimnisvolle Welt der Zahlen führt, und zum anderen Bilder vor Augen stellt, die erst auf dem Hintergrund des Alten Testaments verständlich werden. Zunehmenden Alters machen mich Bibelstellen neugierig, die sich nicht sofort erschließen, in die ich mich richtig hineinsenken muss, die mich mitunter auch rasend machen, wenn ich s nicht sofort kapiere. 4
5 Und an einem solchen Prozess habe ich Sie heute mal teilhaben lassen, auch wenn s vielleicht mal trocken und mühsam war 5
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