Elternarbeit in der Suchtprophylaxe
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- Hansl Sauer
- vor 7 Jahren
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1 Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung 1 Elvira Surrmann, I A 10 Elternarbeit in der Suchtprophylaxe Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule als Qualitätsmerkmal Als eine der wichtigsten Voraussetzungen für optimale Lernbedingungen wird allgemein eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus angenommen. Kinder erwerben ihre Bildungsnähe oder -ferne durch die Identifikation mit den Eltern. Diskrepanzen in grundlegenden Wertvorstellungen zwischen Elternhaus und Schule bringen sie in unlösbare Loyalitätskonflikte, die ihre Leistungsfähigkeit einschränken und ihre emotionale und soziale Entwicklung behindern. Zu den Standards einer guten Schule gehört aus diesem Grunde eine überzeugende Elternarbeit. Für die Suchtprophylaxe gilt dies um so mehr, als zu ihrem Aufgabengebiet auch die Unterstützung gefährdeter Kinder und Jugendlicher, deren Beziehung zu ihren Eltern oft nicht unproblematisch ist, gehört. Die elterlichen Schwierigkeiten, ihren Kindern den Zugang zu Lebensoptionen zu erschließen, liegt häufig in den Enttäuschungen und Ablehnungen, die diese Eltern selbst als Kinder und Jugendliche erfahren haben. Ein stabiles Selbstwertgefühl ist eine grundlegende Voraussetzung für ein suchtfreies Leben. In der Identifikation mit den Eltern lernen die Kinder ihre eigene Wertschätzung. Die Ablehnung der Eltern durch andere erfahren sie als Ablehnung ihrer eigenen Person. Kinder schämen sich für ihre Eltern. Die suchtprophylaktische Qualität jeglichen Unterrichts hängt deshalb ab von der Wertschätzung der Eltern durch die Lehrer/innen. Hier steht die Qualität der Elternarbeit auf dem Prüfstand. Vorbilder Ein Blick in andere europäische Schulhäuser zeigt, dass die Reformbewegungen der letzten Jahre einen besonderen Schwerpunkt auf die Unterstützung der elterlichen Verantwortung hinsichtlich der Schulbildung der Kinder legen. Als Beispiel wähle ich ein Handbuch, das in England erschienen ist und den Titel trägt: Home-School-Policies. A practical guide.
2 Die Autoren dieses Buches gehen von der Feststellung aus, dass alle Untersuchungen darauf hinweisen, dass bezüglich der Bildung das Elternhaus der einflussreichste Faktor ist. Selbst Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen haben weniger Bedeutung als der häusliche Hintergrund. Sie folgern daraus, dass alle Anstrengungen der Schule und des Unterrichts nicht zu größeren Erfolgen führen können, bis nicht die Eltern aktiv in die Bildung einbezogen werden. Das muss nicht bedeuten, dass die Eltern häufiger in der Schule erscheinen, sondern dass sie das Lernen ihrer Kinder aktiv und zu jeder Zeit unterstützen. Die Unterstützung und Ermunterung der Eltern muss Aufgabe der ganzen Schule sein. Nur so kann das Potenzial der Eltern zur Förderung der Kinder wirksam werden. Uns steht der ganze Schatz der Erfahrungen der Schulen zur Verfügung, an denen bereits eine erfolgreiche Kooperation mit den Eltern praktiziert wird. Die Eltern sind die ersten Lehrer ihrer Kinder. Die Bereitschaft der Eltern zur Kooperation mit der Schule bestimmt die Möglichkeiten der Kinder zu lernen. Unterricht fängt mit der Elternarbeit an. Als Arbeitsgrundlagen schlagen die o.g.autoren die in Großbritannien seit einiger Zeit genutzten home-school-agreements vor. Diese Agreements sind Vereinbarungen, die eine jeweilige Schule mit den Eltern zu bestimmten Themen, in diesem Falle zur Regelung des Austausches zwischen Schule und Elternhaus, trifft. Sie stellen dafür folgende Grundsätze auf: Vereinbarungen sind das Ergebnis offener Diskussionen zwischen allen Parteien einschließlich der Schüler/innen, ausgewogen, fair und angemessen, eine Übereinkunft, keine Verordnung, Teil der gesamten Elternarbeit, für die Eltern klar und von Bedeutung, dem Alter der Schüler entsprechend, umsetzbar und tragen den verschiedenen häuslichen Bedingungen Rechnung. Sie werden regelmäßig überarbeitet und mit den Eltern, die nicht lesen können, mündlich besprochen. Elternhaus und Schule in der Suchtprophylaxe Die Grundsätze der allgemeinen Elternarbeit gelten auch für die Suchtprophylaxe und besonders für die Primärprophylaxe. Praktische Elternarbeit in der Suchtprophylaxe. Fragen und Überlegungen für die Kontaktlehrer/innen.
3 Fragen für die Kontaktlehrer/innen Die Bedürfnisse der Eltern Was erwarten die Eltern generell von der Schule? Was erwarten sie von der Suchtprophylaxe? Welche Erwartungen haben sie an den/die Lehrer/in? Wo sind die Eltern engagiert? Wo bekommen sie Hilfe? Wollen die Eltern Unterstützung von anderen Beratungsstellen? Soll die Schule zu diesen Einrichtungen Kontakte aufbauen? Auf welche Weise bekommt eine Schule Antwort auf diese Fragen? Die Schule Stellen sich die Kontaktlehrer/innen in allen neuen Jahrgangsstufen auf den Elternabenden und mit einem Flyer vor? Informieren sie die Eltern über ihre Arbeit und ermuntern sie zur aktiven Mitarbeit bei der Entwicklung der Suchtprophylaxe an ihrer Schule? Haben die Kontaktlehrer/innen eine eigene Internetadresse an der Schule, über die sie jederzeit von den Eltern erreichbar sind? Information der Eltern Wünschen die Eltern regelmäßige Informationen über allgemeine Schulangelegenheiten? Sind die Eltern über die Inhalte und die Struktur der schulischen Suchtprophylaxe in Berlin informiert? Kennen die Eltern die regionalen Ziele? Werden den Eltern rechtzeitig Projekte und Programme mitgeteilt? Kennen die Eltern das Programm zur Suchtprophylaxe an der Schule ihrer Kinder? Kommunikation mit den Mit welchen Eltern erfolgt Kommunikation und worüber? Eltern Erfolgt die Kommunikation schriftlich oder mündlich? über die Fortschritte der Schüler/innen? hauptsächlich in problematischen Situationen leicht verständlich und in freundlichem Ton? Wie ermuntern Sie die Eltern zu Kontakten mit Ihnen? Informieren Sie die Eltern regelmäßig über Ihre Aktivitäten? Bieten Sie den Eltern gemeinsame Besuche in Beratungsstellen an? Laden Sie die Eltern zu suchtprophylaktischen Aktivitäten in der Schule/Klasse ein?
4 Wie können die Eltern sich an der Suchtprophylaxe in Ihrer Schule beteiligen? Können Eltern an Ihrer Schule ihr Wissen über Sucht/Drogen/Prophylaxe erweitern? Wie kann die Schule die Erfahrungen der Eltern zum Thema Suchtprophylaxe nutzen? Möchten die Eltern an der Entwicklung des Schulprofils und bei Schulvereinbarungen beteiligt werden? Wie können die Eltern Projekte wie Be smart don t start unter-stützen? Möchten die Eltern Referenten aus Beratungsstellen zu Eltern-abenden eingeladen? Möchten sie Referenten zum Thema Sucht bei Erwachsenen hören? Können Kontakte zu Kliniken, Therapieeinrichtungen u.ä. ge-knüpft werden? Können Selbsthilfegruppen abhängiger Eltern an der Schule tagen? Auf der Grundlage dieser Fragen kann eine Analyse der bestehenden Elternarbeit vorgenommen und eine Vereinbarung vorbereitet werden. Standards der Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule Qualität der Kommunikationsabläufe Sind Mitteilungen leicht verständlich, freundlich und gehen sie auf die Fragen der Eltern ein? Mit welchen Eltern wird häufiger/weniger häufig kommuniziert und warum? Erfolgen Mitteilungen aus der Sicht der Eltern zu oft/zu selten? Finden Gespräche in einem angemessenen Setting statt? Wird die Kommunikation zwischen den Eltern unterstützt? Wie? Qualität der Informationen, die den Eltern zu ihren Kindern gegeben werden. Welche Ziele verbinden Sie mit Mitteilungen an die Eltern? Welche Erwartungen haben Eltern an Mitteilungen von Seiten der Schule? Welche Belastung/Entlastung erfahren Eltern durch schulische Mitteilungen/Gespräche? Wie nützlich sind die Mitteilungen der Schule für die Eltern? Qualität der Informationen, die den Eltern zur Suchtprophylaxe gegeben werden. Was möchten die Eltern über die Suchtprophylaxe an Ihrer Schule wissen? Wie interessant werden die Informationen angeboten? Wie regelmäßig werden die Eltern informiert? Wie erfahren Sie die Informationswünsche der Eltern?
5 Partnerschaftliche Zusammenarbeit Partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus bedarf der Ermunterung der Eltern zur Übernahme ihres Erziehungsauftrags und ihrer Erziehungsverantwortung und des verantwortlichen Umgangs der Schule mit den Vorstellungen und Wünschen der Eltern. Was Sie wissen müssen Wie möchten die Eltern in die Suchtprophylaxe einbezogen werden? In welchem Maße möchten Eltern bei der Durchführung von Programmen einbezogen werden? Wie erfolgreich waren Ihre Strategien bisher und warum? In welchem Maße möchten die Eltern an der Überprüfung der suchtprophylaktischen Arbeit beteiligt werden? In welchem Maße können Eltern an Besuchen von Beratungsstellen u.ä. teilnehmen? In welchem Maße stimmen die Vorstellungen und Werte der Eltern und Lehrer bezüglich Drogenkonsum von Erwachsenen und Kindern überein? Durchführung Zur Erleichterung der Arbeit können Vorlagenentwürfe für Mitteilungen, Flyer etc. in den Arbeitskreisen der Kontaktlehrer/innen erstellt werden. Zu speziellen Fragen können neben Mitarbeitern der Fachstelle, von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen Koordinatoren/innen zu Elternabenden eingeladen werden. Die Entwicklung eines Fragebogens zu den Vorstellungen und Wünschen der Eltern sollte Aufgabe der Koordinatoren/innen in Zusammenarbeit mit den Kontaktlehrern/innen ihrer Region sein. Eine umfassende Information der Eltern verlangt die Verschriftlichung der schulischen Angebote. Die Kontaktlehrer legen nach Befragung der Eltern und möglichst unter Mitarbeit der Elternvertreter regionale Standards fest, die allen Eltern mitgeteilt werden und Auskunft über die Angebote geben, die die Eltern von der Schule erwarten können. Diese Standard werden von Eltern und Lehrern und evtl. unter Mitarbeit von Schülern/innen in bestimmten Abständen überprüft und ggf. verändert.
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