ERASMUS IN GÖTEBORG JAN 2016 JUN 2016

Transkript

1 ERASMUS IN GÖTEBORG JAN 2016 JUN 2016 Okay, hier also mein Erfahrungsbericht! Es war gar nicht leicht den zu schreiben, denn ich dachte beim Schreiben immer, dass ich gar nicht die richtigen Worte finde, um zu beschreiben, was ich hier erlebt habe. Ich war mehr als begeistert von meinem Auslandssemester hier. Es war so gut, dass ich sehr oft vergessen habe, dass ich eigentlich ja wo anders wohne und noch ein anderes Leben habe. Vorbereitung Zur Überschrift fiel mir als erstes ein wie lange doch die Vorbereitungsphase ist. Man plant alles ja schon mehr als ein Jahr vorher. Aber es kann schon ab da total Spaß machen. Generell denke ich, wer nach Schweden will sollte Schwedisch lernen. Die Sprache ist relativ einfach und ich fand es war lustig sie zu lernen. Man hat dadurch schon so viel über Schweden erfahren. Und in Schweden angekommen, öffnet sie einem so viele Türen. Auch mit Englisch überlebt man natürlich hier und kann ein super Erasmus haben, aber aus meinen Erfahrungen kann ich sagen, dass es dann eine andere Art Auslandssemester wird. Wer sich wünscht Schweden und seine Bewohner tiefgründiger kennenzulernen, sollte die Herausforderung ruhig auf sich nehmen. Momentan bleibt einem bei Medizin ja auch keine andere Wahl. Ich habe mir damals als erstes Babbel gegönnt. Nachdem ich die Anfängerkurse fertig hatte, habe ich mir auf tandemparterns.org Tandempartner gesucht. Das war die beste Art Schwedisch zu lernen für mich persönlich. Ich habe auch so viel über Schweden dabei erfahren und einen richtig guten (schwedischen) Freund dazugewonnen. Ich habe dann später erst einen Kurs gemacht und bin gleich bei Schwedisch 4 an der HU eingestiegen. Im Anschluss habe ich dann noch einen Schwedisch B2 Kurs an der VHS Schöneberg gemacht. (Dies eigentlich nur, damit ich den Sprachnachweis bekomme. Gelernt habe ich immer am meisten in meinen Tandemstunden.) Noch ein Tipp: In der Skandinavistik Bibliothek kann man sich gute Filme und Bücher auf Schwedisch ausleihen. Den Bewerbungsablauf kriegt man ja eigentlich ganz gut von der Uni aus erklärt. Dazu schreibe ich jetzt nicht so ausführlich. An der Charité muss man durch das übliche Bewerbungsverfahren; erst schriftlich und dann noch die Präsentation mit Interview. Am schwierigsten war für mich danach immer die Unsicherheit, die immer ein bisschen im Hinterkopf ist. Die Zusage von der Gastuni kam bei mir erst 2 Monate vor Abfahrt, aber dann geht alles ganz schnell...

2 Unterkunft Man bekam einen Monat vor Abreise die Möglichkeit online 3 Wunsch-Studentenheime anzugeben. Allerdings keine Garantie, dass man auch einen Platz bekommt. Ich bin nur nach dem Preis gegangen und bin somit in Olofshöjd gelandet. Ein ziemlich großes Gelände mit super viel Studenten. Es gibt ein paar nette Sachen wie das Café Olofs, wo sich viele Internationals zum chillen oder Musik machen treffen. Auch Meditation gibt es und eine Sauna, in der ich leider nie war, wie mir jetzt gerade auffällt. Man hat ein eigens Zimmer mit Bad und teilt sich eine Küche mit 4 oder 8 Leuten. Vorteile: Die Lage ist perfekt. Die Stadt und alle Campi sind super nah dran. Wer viel mit internationalen Studenten zu tun hat, hat diese oft ganz in der Nähe, weil fast alle in Olofshöjd wohnen. Ich hatte selbst nur mit Schweden zu tun, aber wenn man sich mehr bei den Erasmusleuten integriert kann man diese viel im Olofs zu Partys und ähnlichem treffen. Die Zimmer sind auch völlig in Ordnung generell. Nachteile: Es ist sehr unpersönlich. Ich hatte gedacht es wäre wie WG Leben, aber man trifft eigentlich nie jemanden in der gemeinsamen Küche. Das fand ich sehr schade. Aber für manche ist das vielleicht auch das Richtige. Ich habe mich leider eher unwohl in Olofshöjd gefühlt, da aber sonst mein Auslandssemester in allen Punkten perfekt war, war das insgesamt nicht so ein Drama. Ich war ja eigentlich nur zum Schlafen da. Neben dem Einsam-Wohnen-Gefühl hatte ich starke Probleme mit unser extrem dreckigen Küche klarzukommen. :-D. Außerdem hatte ich ein Zimmer im Erdgeschoss mit Fenster zum Weg und direkt vor einer Baustelle in Olofshöjd und dementsprechend morgens Lärm und immer Leute die bei mir reinguckten. Außerdem musste ich dann noch eine Woche vor Abreise umziehen, weil sie mein Zimmer renovieren wollten. Das war alles ein bisschen chaotisch im Vorfeld, aber das will ich nicht alles ausführen. Es ist leider sehr schwer etwas anderes als ein Studentenwohnheim zu finden. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man es meiner Meinung nach aber machen. Andererseits ist es ja auch nur für ein halbes Jahr und wenn man weiß, dass so etwas nicht für ewig ist kommt man auch ganz gut damit klar. Jetzt freue ich mich aber auch wieder auf meine WG in Berlin! Studium an der Gasthochschule Mein Semester entsprach genau dem 8. Semester der Charité. Augenheilkunde und HNO habe ich dann aber im 9. schwedischen und Psychiatrie und Neurologie im 7. schwedischen Semester gemacht. Generelles Ich bin sehr begeistert von der Lehre in Göteborg gewesen. Einmal gefällt mir sehr, dass man in Schweden ohne Hierarchien auskommt. Alle sind per Vornamen und per Du. Hinzu kam, dass eigentlich fast alle sehr motiviert waren Lehre zu machen. Man hat einen persönlichen Kontakt zu seinen Dozenten aufgebaut, weil man sie fast jeden Tag hatte. Praktisch wurde man sehr gut ausgebildet und man hat in jedem Fach einen kompletten Überblick erhalten. Die Prüfungen sind sehr klinische

3 orientiert und fair. Wenn man gelernt hat, muss man sich wirklich keine Sorgen machen. Auf Details wird nicht so viel Wert gelegt wie in Berlin. Alles ist super gut organisiert und gute Lehre zu machen scheint sehr wichtig zu sein. Mein einziger Verbesserungsvorschlag wäre gewesen, ein bisschen weniger Regelstudiengang und mehr moderne Formate. ;) Auch denke ich, wäre es manchmal toll mehr Details zu erfahren. Vielleicht könnte man das hier über Wahlfächer lösen. In meiner Famulatur nach dem Semester habe ich bei einem Kliniktreffen in der Pädiatrie mitbekommen, wie sie sich über die guten Evaluationen gefreut haben und den U-Kurs Leitern Blumensträuße gegeben wurden. Es war schön zu sehen das für eine Klinik die gute Lehre so eine große Rolle spielt. Nun zu den einzelnen Kursen: Augenheilkunde & HNO Die beiden Kurse werden gleichzeitig unterrichtet. Man beginnt entweder mit dem praktischen Teil von HNO und hat gleichzeitig Theorie von Augenheilkunde oder halt umgekehrt. Generell fand ich, dass man sehr gut praktisch ausgebildet wird. Und macht euch keine Sorgen, wenn ihr hört, dass es gleich in der ersten Woche eine praktische Prüfung gibt. Man wird super darauf vorbereitet! HNO war ein sehr moderner Kurs. Es gab nur am ersten Tag Intro Vorlesungen, danach sollte man eigentlich alles im Selbststudium im Buch durchlesen und hatte Seminare, in denen man Fälle durchging. Hinzu kam dann natürlich noch der ausführliche Untersuchungskurs, Kandidatmottagning, wo man eigene Patienten hat und noch Aufenthalte in der Klinik. Da war das bei mir so, dass ich in der Sprechstunde neben dem Arzt saß und zuhörte und ab und zu zusätzlich untersuchen durfte. Augenheilkunde war hingegen ein sehr klassischer Kurs mit sehr, sehr vielen Vorlesungen. Die Vorlesungen waren aber von ausgesprochen guter Qualität fand ich. Ich bin sehr viel lieber zu Vorlesungen hier gegangen als in Berlin. Das lag vielleicht auch daran, dass man da natürlich am besten Leute kennengelernt hat und auch sein Schwedisch verbessern konnte. Toll fand ich, dass man immer in Schweden nach 45 Minuten eine Pause macht. Dadurch konnte man sich auch viel besser länger konzentrieren. Auch in Augenheilkunde wurde die Untersuchung sehr genau beigebracht und in einer kleinen Prüfung überprüft. (Wie gesagt keine Angst, alle waren super nett und wenn man aufgepasst hat, klappte das auch gut.) Kandidatmottagning gab es auch und man war öfters in der Klinik mit dabei in der Notaufnahme oder auch bei OPs für einen Tag. Außerdem gab es noch eine Gruppenarbeit zur Analyse eines wissenschaftlichen Artikels. Generell waren alle Dozenten super nett, man hat ein viel persönlicheres Verhältnis als in Berlin. Praktisch wird man außerdem wirklich super gut ausgebildet. Die Theorie geht nicht immer ganz so ins Detail wie in Berlin, aber das hat mir in Auge und HNO ganz gut gepasst.

4 Psychiatrie Psychiatrie und Neurologie waren eher wieder ein bisschen klassischere Kurse mit vielen Vorlesungen. In Psychiatrie waren sie unterschiedlich gut. Generell war der Kurs etwas entspannter fand ich. Was richtig gut war, war mein VFU. Das ist der Teil, den man nur auf Station verbringt. Da war man wirklich 2 Wochen lange jeden Tag auf Station und wurde total integriert. Ich habe Aufnahmegespräche und auch Tagesgespräche gemacht und dann anschließend die Befunde diktiert. War vor allen Dingen für mein Schwedisch nochmal eine Herausforderung. Ansonsten hatte man auch sehr viel Freizeit im Anschlussteil, was aber auch mal nicht so schlecht war. In Auge und HNO hatte man meistens jeden Tag von Auch eine Umgewöhnung nach 7 Semestern Berlin. Irgendwie kann ich über den Psychatriekurs nicht mehr so viel berichten. Der Kurs hat mir am wenigsten gefallen von den 4. Er war manchmal etwas zäh, aber insgesamt auch gut. Besonders der praktische Teil war super. Aber das ist natürlich auch wieder Geschmackssache. Neurologie Der Neurokurs war richtig gut, fand ich. Extrem durchstrukturiert und organisiert, anspruchsvoll aber sehr lehrreich. Es war aber auch sehr anstrengend. Viele Vorlesungen, aber davon die allermeisten sehr gut. Ein paar andere Formate wären natürlich schön gewesen, aber Göteborg ist doch eher noch Regelstudiengang mäßig orientiert. Mein praktischer Teil (VFU) fand diesmal in Halmstad statt. Am Anfang kam eine Mail rum, in der gefragt wurde, ob jemand freiwillig will. Ich fand es spannend mal ein anderes Krankenhaus und eine andere Stadt kennenzulernen. Ich kann es auch nur empfehlen. Wir bekamen Anfahrt und Wohnung im Krankenhaus bezahlt und waren dann die 2x 1 Woche dort. Alle waren super nett. Es war das erste Mal, dass Halmstad mitgemacht hat, deswegen waren Studenten noch nicht so integriert, das wird aber sicherlich demnächst besser. Gelernt habe ich auf jeden Fall viel. Es ist halt wie bei Famulaturen, man muss die Initiative ergreifen. Es gab auch eine Woche auf der Neurochirurgie und 2 Abende durfte man auf der Notaufnahme mit. Man hatte also eigentlich alles mal gesehen.

5 Zur Neuroprüfung (wie auch zu den anderen) kann man sagen, dass sie wirklich sehr fair sind. Sie sind sehr klinisch orientiert. Hat man gelernt, besteht man. So habe ich das jedenfalls empfunden. Es war auf jeden Fall deutlich besser voraussehbar als in Berlin und es wurde nur Wissen abgefragt, was klinische Relevanz hat. (So meine Empfindung.) Kleiner Hinweis Famulatur: Ich wollte im Anschluss in Göteborg eine Famulatur machen. Mein Hinweis, an die, die das auch vorhaben: Fast unmöglich!! Ich habe alles versucht, aber im Sommer wollte keine Station einen Praktikanten. Nur offiziell über IFMSA. Ich habe nur eine bekommen (auf der Pädiatrie im Endeffekt) über eine gute Freundin, deren Doktormutter sich stark für mich eingesetzt hat. Also nur das ihr Bescheid wisst! Über Beziehungen kanns klappen, aber generell super schwer. (Dann guckt lieber nochmal in kleineren Städten, also nicht an Unikliniken. Ich gehe noch nach Visby nach der Pädiatrischen Famulatur. Die waren supernett!) Koordinatoren: Das war ein bisschen chaotisch. Ich hatte 3 verschiedene, die zwar alle nett waren, aber leider unterschiedliche Ansichten hatten. Bei Ankunft hieß es, mir wird geholfen die Famulatur zu finden und wir schreiben sie dann auch in mein Learning Agreement, um mehr Erasmus Unterstützung zu bekommen. (Hatte die FU vorgeschlagen.) Dann antwortet mir längere Zeit keiner, später fand ich raus, dass wieder ein Koordinatorenwechsel stattgefunden hatte Die neue Koordinatorin meinte dann, das geht alles gar nicht, weder Hilfe bei der Famulatursuche noch das Eintragen ins Learning Agreement. Das bedeutete für mich dann damals Stress und ich hätte mir gewünscht, dass von Anfang an zu wissen. Aber bis auf diese persönliche, eher negative Erfahrung, war die Organisation perfekt! Und man wurde unglaublich nett von der Uni willkommen geheißen!!! Das Positive überwiegt hier als auch deutlich dem Negativen!!! Ist nur schon jetzt ein bisschen länger her ;) Alltag und Freizeit Nun zum schönsten Teil des Erasmussemesters: Die Menschen. Wir waren 3 Austauschstudentin, 2 Berliner und eine Norwegerin. Wir wurden alle super nett von den Schweden aufgenommen. Es ging irgendwie ganz schnell und wir gehörten dazu. Wir wurden in der 2.Woche zum Erbsensuppe Essen eingeladen und so ging dann alles weiter. Ich habe hier wunderbare Freunde gefunden, die ich bestimmt sehr oft in meinem Leben wiedersehen werde. Viele sind mir sehr ans Herz gewachsen. :o) Man trifft sich oft zum gemeinsamen Essen in Schweden und viel spielt sich auch in der Studentenverbindung ab. (Die Villa.) Hier gibt es jeden Freitag einen Pub mit günstigem Bier und Essen, manchmal Sittnings. (Sehr Schwedisch! Ein schickes Abendessen mit Spielen und Trinken. Das klingt jetzt irgendwie nicht so gut wie es war. Man muss es einfachmal gemacht haben. )

6 Wie am Anfang erwähnt, es war hier ein neues Leben für mich und nun ist es irgendwie schwer von meinem Alltag zu erzählen Ich bin nicht so viel während des Semesters gereist. Dafür war keine Zeit, wir haben lieber was mit unseren Freunden am Wochenende gemacht. Snowboarden ne Stunde entfernt oder in Lund für Valborg waren wir zusammen mit den Schweden. Im Sommer am See die sonnigen Nachmittage verbracht, Spieleabende, ins Konzerthaus gegangen.mittsommer!!! usw. Reisen kommt jetzt noch im Anschluss! In den anderen Erfahrungsberichten steht schon so viel zu Göteborg. Sie ist auf jeden Fall eine Lieblingsstadt von mir geworden. Die Nähe zur Natur ist unglaublich und außerdem hat sie auch sonst als Stadt unglaublich viel zu bieten. Vom Konzerthaus bis zu kleinen süßen Cafés, Untergrund-Jazz-Clubs, Tischtennis Montagabend, Second Hand Kaufhaus, der Schärengarten vor der Haustür!!!! -> die Liste ist sehr lang Kommt hierher und entdeckt es! Jeder der mich besucht hat, war eigentlich positiv überrascht! Ansonsten war ich bei Fysiken zum Sport angemeldet. Es gibt hier keinen Unisport, aber Fysiken ist subventioniert und stark reduziert für Studenten. Es gibt neben normalen Fitnesszentren, eine Menge an Kursen (von Yoga bis Fußball) und eine Kletterhalle. Man kann viel unterschiedlichen Sport machen. An der Uni gibt es wie in Berlin AGs bei denen man mitmachen kann. Ich habe hier bei Kärleksakuten ein bisschen mitgemacht. (das Pendant zu Mit Sicherheit Verliebt) Außerdem gibt es auch ein Erasmix (hier Intet), die öfters Events organisieren. Und wie schon oben erwähnt, ist eigentlich auch jedes Wochenende in der Villa was los. Es ist insgesamt eher wie in Berlin, dass man zu wenig Zeit hat, um das alles zu machen, was man gerne machen möchte Dazu ist man hier auch noch sehr viel mehr in der Uni Fazit (beste und schlechteste Erfahrung) Also mein Flop war immer ein bisschen Olofshöjd, aber da hatte ich auch einfach ein bisschen Pech. Und ich habe es ja schon oben gesagt:es war nicht so wichtig, weil alles andere perfekt war. Ein Stückchen von mir bleibt glaub ich in Schweden und vielleicht kehre ich wieder hierher zurück zum Leben. Mindestens für Ferien! ;) Es ist auf jeden Fall ein zu Hause geworden.