Klärungsstelle Ausbildung Unser Konzept und unsere Erfahrungen im Landkreis Marburg-Biedenkopf
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- Lothar Schäfer
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1 Klärungsstelle Ausbildung Unser Konzept und unsere Erfahrungen im Landkreis Marburg-Biedenkopf Das Projekt Ausbildung in Vielfalt wird im Rahmen des Xenos-Projektes Integration durch Vielfalt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfondsgefördert
2 Unser Motto: Wir lösen lieber Konflikte, als Ausbildungsverträge! XPB- Tagung in Magdeburg
3 Entstehungsgeschichte Über Jahre hinweg konstant hohe Zahl von Ausbildungsabbrüchen ca. 19 % in Hessen, in Problemberufen liegen die Zahlen noch darüber 3
4 Nachher ist man klüger Im Nachhinein sagen 74 % der Betriebe und 69 % der Auszubildenden, das der Abbruch vermeidbar gewesen wäre Ergebnis einer EMNID Umfrage im Auftrag des WHKT 4
5 Unterstützungsangebote Ausbildungsberater in dem Handwerkskammern Lehrlingswarte in den Innungen Ausbildungsberater in der IHK 5
6 Befragung Zentrale Ergebnisse einer Befragung von Lehrlingswarten und Ausbildungsberater Wurden bei Problemen erst sehr spät eingeschaltet Viele Lehrlingswarte wurden über Jahre gar nicht angesprochen 6
7 Befragung Fazit der Befragung Angebot wird aus verschiedenen Gründen zu wenig wahrgenommen Zusätzliche Angebote zur Verbesserung des Kommunikations- und Konfliktverhaltens nötig 7
8 Projektvorhaben Die Akteure rund um die Ausbildung im Landkreis unterstützen das Projektvorhaben, ein Informations-, Beratungs- und Mediationsangebot zu schaffen, das bei Problemen und Konflikten in der Berufsausbildung hilft. Es wird angeregt: Schaffung einer zentralen Anlaufstelle dezentrale Sprechstunden an den Berufsschulen Entwicklung von präventive Angeboten für BS-Klassen 8
9 Unser Angebot Information und Orientierung über Unterstützungsmöglichkeiten während der Ausbildung. Beratung und Unterstützung bei der Klärung von Problemen und Konflikten und der Entwicklung von Lösungsansätzen. Prävention zum Thema Konflikte und Konfliktbearbeitung in der Ausbildung für Azubis, Lehrer/innen und Ausbilder/innen 9
10 Unsere Grundsätze Wir sind neutral und unabhängig. Wir arbeiten für Auszubildende, Betriebe und Berufsschulen. Wir unterstützen bei der Klärung und Lösung von Konflikten. Wir lotsen durch den Angebotsdschungel. Wir sind flexibel und leicht erreichbar. Unsere Arbeit ist vertraulich. Wir arbeiten in Abstimmung mit den Kammern, Innungen und der Jugendberufshilfe und Kooperieren mit anderen Fachdiensten. 10
11 Unser Netzwerk Innungen IHK Handwerkskammer Agentur für Arbeit JobCenter Auszubildende Eltern Klärungsstelle Ausbildung Betriebe Lehrer/ innen Jugendberufshilfe Beratungseinrichtungen Träger von BaE 11
12 Der Weg zu uns Berater/innen sind täglich über eine Telefonhotline erreichbar Beratungsraum in zentraler Lage Wöchentliche Sprechstunde an den Berufsschulen im Landkreis Werbung durch Flyer, Plakate, Presse, Kontaktpflege zu Auszubildenden, Betrieben, Lehrkräften und anderen Netzwerkpartnern 12
13 Angebot an den BS-Schulen Wöchentliche Sprechzeiten für Azubis und Lehrkräfte Enge Zusammenarbeit mit bestehenden Beratungsangeboten an der Schule Regelmäßiger Austausch mit Klassenlehrer/in Klassenbesuche in jedem Ausbildungsjahr Entwicklung von neuen Angeboten bei besonderen Problemlagen (Bsp: Kollegiale Beratung Bäckereifachverkäuferinnen/ Deutschförderung für Migranten) Unterstützung und Beratung der Lehrkräfte beim Umgang mit schwierigen Klassen bzw. Klassenkonflikten Kollegiale Supervision für Lehrkräfte Fortbildungen für Lehrkräfte 13
14 Unsere Erfahrungen Die Klärungsstelle wird gut angenommen Die meisten Vermittlungen laufen über die Berufsschule Beratungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kauffrau/mann im Einzelhandel, Gastronomie, Friseur, Bäckereifachverkäuferin Das Beratungsangebot wird von den Ratsuchenden sehr wertgeschätzt (Weiterempfehlungsquote 91%) Die Betriebe fragen die Beratung leider wenig nach 14
15 Ursachen von Konflikten Für das Aufsuchen der Klärungsstelle Ausbildung sind vor allem die folgende Gründe ausschlaggebend (Mehrfachnennungen möglich n= 137) Gründe für das Aufsuchen der Klärungsstelle Betriebliche Gründe 82% Persönliche Gründe (Krankheit, Allergien, psychische Probleme, Fehlzeiten) 21 % Schulische Gründe/ Sprachprobleme/Prüfungsangst 8 % Betriebliche Gründe aufgeteilt Konflikte/Umgangston mit Ausbildern/Chefs 60% Konflikte mit Kollegen, anderen Azubis 26% Ungünstige Überstunden-/Arbeitszeitregelungen 22% Berufswahlbezogene Gründe 5 % Kündigung (in der Probezeit) 12% Mangelnde Vermittlung von Ausbildungsinhalten 10% Ausbildungsfremde Tätigkeiten 7% Überforderung 6% Schlechte Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln 5% 15
16 Praxisbeispiel Auszug aus einem Interview mit einer Chefin zwei Monate nach einer Mediation aus Sicht der Ausbilderin / Chefin Frage: Worum ging es bei dem Konflikt mit Ihrer Auszubildenden? Ausbilderin: Unsere Auszubildende fühlte sich ( ) missverstanden. Es gab auf beiden Seiten Missverständnisse, die nicht ausgesprochen wurden, sei es um die Arbeitszeit, die Arbeitstage, das Klima, um berufliche Inhalte. 16
17 aus Sicht der Ausbilderin / Chefin Frage: Ausbilderin: Wer hat Kontakt zur KLS gesucht? Das ging über die Berufsschullehrerin. ( ) Frage: Wie haben Sie diesen Schritt der Auszubildenden gesehen und empfunden? Ausbilderin: Man war zuerst halt enttäuscht und wütend, das sie dahin gegangen ist und nicht zu mir gekommen ist ( ) ( ) also ich hätte es lieber gehabt, sie hätte mich selber angesprochen. Aber das hat sie halt nicht getan ( )
18 aus Sicht der Ausbilderin / Chefin Frage: Wie beurteilen Sie die Arbeit der KLS? Ausbilderin: Gut, Sehr gut. Also sie war neutral, hat nicht für jeden Partei eingenommen, also war eine neutrale Partei. Sie hat für beide Seiten Verständnis gehabt und hat versucht zu vermitteln ( ) Frage: Was war besonders hilfreich? Ausbilderin: Überhaupt, dass das Gespräch stattgefunden hat, dass jeder den Mut hatte das zu sagen, was einen stört ( ) Frage: Sind die Probleme aus Ihrer Sicht gelöst? Ja, also das ist behoben. Die Missverständnisse sind geklärt worden.
19 aus Sicht der Ausbilderin / Chefin Frage: Ausbilderin: Welche Erwartungen hatten Sie, als klar wurde es kommt mit der Auszubildenden und der KLS - Mitarbeiterin zu einem Gespräch? Da hatte ich schon große Erwartungen ( ) ( ) Da hab ich mir schon die Zeit genommen und mich hinzusetzen und alles zu notieren, was mich stört und was in meinem Kopf rumspukte halt, um die Ausbildung halt zu verbessern, um den Kontakt und die Arbeit zu verbessern. Da bin ich in mich gegangen und hab alles aufgeschrieben und hab das dann auch alles erzählt( )
20 aus Sicht der Ausbilderin / Chefin Frage: Werden Sie in Zukunft die KLS selbst in Anspruch nehmen, wenn in einer Situation ein Problem nicht einfach zu lösen ist? Ausbilderin: Eventuell. Also ich denke, dass ich das auch selber hinkriegen würde. Also von diesen Sachen, die der Lehrling da jetzt erzählt hat, da war mir nichts bewusst von ( ) ( ) Und wenn ich jetzt Probleme hätte mit einem Lehrling, dann würd ich das schon offen sagen eigentlich. Ich weiß nicht, ob ich die Konfliktberatung einschalten würde, das müsste ich mal gucken, wenn es soweit wäre. Aber eventuell, würd ich sagen, mach ich das dann auch. ( )
21 Praxisbeispiel Radiobeitrag Interview mit dem ehemaligen Auszubildenden Andreas und 21
22 Beratungsverlauf So vielfältig die Problemlagen und die Konflikte sind, so verschieden ist die Form und Intensität der Beratung Typische Merkmale: Ratsuchende nehmen eher spät Kontakt zur Klärungsstelle auf Bei den meisten Konflikten handelt es sich um ein Problemgemenge Erste eigene Problemlöseversuche sind gescheitert Eigenen Bewältigungsstrategien werden nicht mehr gesehen Es herrscht ein hoher Problemdruck 22
23 Einige Zahlen 64 % sind nach Abschluss der Beratung noch im selben Ausbildungsberuf bzw. haben ihrer Ausbildung beendet 16% haben die Ausbildung abgebrochen, mit 11% wurde erfolgreiche Anschlussoption entwickelt 12% kamen erst nach dem Abbruch, auch hier gab es teilweise erfolgreiche Anschlussoptionen 23
24 Was bleibt? Alle Beteiligten in der Region halten das Angebot der Klärungsstelle für sinnvoll und weiterhin notwendig Alle Schulleitungen wünschen sich eine Fortführung der Arbeit. Einige habe in Aussicht gestellt, sich an der Finanzierung des Beratungspersonals zu beteiligen und weitere Ressourcen bereitzustellen Transfer der Klärungsstelle Ausbildung nach Limburg (Teilprojekt) 24
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 25
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