MARCO NICOLAS HEINZEN

Transkript

1 MARCO NICOLAS HEINZEN 2016

2 Insurance Case No , Öl auf Leinwand, cm, 2016

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4 Der Maler Marco Nicolas Heinzen (*1983 Brig, lebt und arbeitet in Zürich) beschäftigt sich in seiner künstlerischen Tätigkeit mit dem Genre der Malerei und Appropriation Art: Fragestellungen nach der Autorschaft, der Originalität und Reproduktion von Bildern sind bei ihm stets wiederkehrende Themen. Gleichzeitig interessieren ihn Fragen zur globalisierten Populärkultur, sowie psychologische und philosophische Auseinandersetzungen zu Bild- und Medientheorie und ihre Auswirkungen in unserer heutigen Gesellschaft. Heinzens Ideen entspringen ebenso der populären Ästhetik von Internetbildern wie humorvollen kunstgeschichtlichen Bezügen und der Debatte über Malerei selbst. Es gelingt ihm den ersten Eindruck des Naiven und Bekanntem mit einer spielerischen und differenzierten Doppelbödigkeit zu verbinden. Marco Nicolas Heinzen widerspiegelt das Lebensgefühl einer Generation, die «online» aufwuchs, jene in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren geborenen Künstler, deren Werke von der digitalen Alltagserfahrung geprägt sind. Für die digital sozialisierte Generation ist das Netz Alltag und selbstverständlicher Teil der künstlerischen Praxis. Das Internet dient auch Heinzen als unerschöpflicher Fundus: Ohne Scheu bedient er sich von Bildern, die er auf unterschiedlichen sogenannten Social Media Plattformen findet, kopiert nonchalant deren Bildsprache und verleibt sie ihrem eigenen Kosmos ein nicht anders als das unendliche Internet, in dem alles gleichberechtigt nebeneinander existiert. Seit 2006 sammelt und archiviert Heinzen digitale Bilder, die schon tausendmal kopiert, geliked und von anderen Nutzern geteilt wurden. Er hat sich ein digitales Bildarchiv mit dem Namen «Encyclopedia Aesthetica Universalis» angelegt, in dem sich circa Bilder sowie rund 300 Videoclips befinden, die er auf Webseiten wie Youtube, Imgur, 4chan oder Giphy gefunden hat. Es geht ihm dabei um die visuelle Konsumkultur und die unvorstellbare Geschwindigkeit, mit welcher Bilder-Mengen durch die sozialen Netzwerke und Webseiten geschleudert werden. Dieser schnellen, inflationären Bilderflut des Internets setzt er einzigartige Ölbilder entgegen ein flüchtiges, kleines Bild aus dem Netz wird zum Grossformat transformiert. Dabei interessieren den Künstler nicht nur die Bedeutung von Kopie und Original, Autorschaft, bildtheoretischen Fragen zu Amateuraufnahmen in einer digitalisierten und globalisierten Welt, sondern auch die eigene Haltung und Reaktion sowie die Rolle der Protagonisten und Produzenten. Heinzen möchte damit keine kritische Antihaltung vermitteln, sondern eher eine seltsam gebrochene Affirmation der Gegenwartskultur.

5 Beeinflusst wird Marco Nicolas Heinzen von Vorbildern der Appropriation Art oder Walter Benjamins Fragestellung nach der Reproduzierbarkeit und Aura des Werkes. Ebenso wie Künstler, die sich zur Appropriation Art zählen, forciert Heinzen bekanntes und provoziert auf diese Weise die Rezeption, das Neue und Unbekannte im Alten zu differenzieren. In seinen Arbeiten setzt er damit der Unendlichkeit des Wiederholbaren die Endlichkeit der eigenen singulären Arbeit entgegen. Perfekt spiegelt sich das in seinen humorvoll, kitschig und teils ironischen Ölmalereien, die oft eine bizarr komische Ebene beinhalten. Comic-Helden, Tiere in menschlichen Posen, Sehnsuchtssymbole des bürgerlichen Mittelstands und Personen, die in ihrer Tätigkeit oft lächerlich erscheinen. Heinzen wiederholt, was dem Betrachter scheinbar bereits geläufig ist. Es ist nicht ganz ungewöhnlich, dass Marco Nicolas Heinzen dieses Verfahren wählt. Bevor er 2011 mit dem Master of Arts in Fine Arts, Bildende Kunst an Zürcher Hochschule der Künste abschloss, hat er Musikpädagogik mit Schwerpunkt Jazzgitarre studiert. Ähnlich wie ein Musiker Stücke interpretiert, remixt oder variiert, geht er auch mit gefunden Jpeg- Bildern aus dem Internet um. Diese muss er zuerst vergrössern, eventuell nur einen Ausschnitt wählen und in eine analoge Bildsprache umwandeln. Wie für einen Musiker die Variation der Töne und Musikstücke, ist für Marco Nicolas Heinzen die Malerei eine Möglichkeit des Erzählens von Geschichten, des Reflektierens über den Status des Bildes oder auch das geistige Wiederbetreten und Integrieren von Themen aus der Kunstgeschichte. Patricia Bianchi, Assistenzkuratorin Museum Haus Konstruktiv, Zürich Marco Nicolas Heinzen (*1983) lebt und arbeitet in Zürich. Heinzen schloss 2011 den Master of Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ab. Seit 2006 sammelt er Medien aus dem Internet und archiviert diese unter dem Titel «Encyclopedia Aesthetica Universalis». Mit diesem medialen Archiv als Ausgangslage für seine Malerei beschäftigt sich Heinzen mit einer Vielzahl an Fragestellungen der Kunstgeschichte, Bildtheorie sowie der heutigen globalisierten Populärkultur. Neben seiner Tätigkeit als Maler ist Heinzen diplomierter Musikpädagoge, Gitarrist, Musikproduzent, Tontechniker und begeisterter Alpinist. Seine Arbeiten stellt der Künstler seit 2006 in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen aus und sind in verschiedenen Sammlungen in der Schweiz und international vertreten.

6 Insurance Case No , Öl auf Leinwand, cm, 2016

7 Fire-Extinguisher-Paradoxon, Öl auf Leinwand, cm, 2016

8 #Romanticism2016_(cellphone lifehack), Öl auf Leinwand, cm, 2016

9 Money Door_Stopper, Öl auf Leinwand, cm, 2016

10 Cooking with a Glock 17, Öl auf Leinwand, cm, 2016

11 Charcuterie, Öl auf Leinwand, cm, 2016

12 Vanille Erdbeere Schokolade, Öl auf Leinwand, cm, 2016

13 Panorama Glitch Girl, Öl auf Leinwand, cm, 2016

14 Corpse on Mt. Everest, Öl auf Leinwand, cm, 2016

15 Dumbest Pigeon ever., Öl auf Leinwand, cm, 2016

16 Hail Germany, Öl auf Leinwand, cm, 2016

17 Cellphone Girl (Selfie ca, 2011), Öl auf Leinwand, cm,

18 Farbpalette (Alois H), Öl auf Leinwand, cm, 2014

19 Macho Man, Öl auf Leinwand, ca cm,

20 scherrercom.ch ausstellung 26. august 2016 bis 24. september 2016 öffnungszeiten donnerstag und freitag uhr samstag uhr montag bis mittwoch jederzeit gerne nach vereinbarung sam scherrer contemporary 2. stock kleinstrasse zürich