Der Heilige Geist: Wer er ist, wie man ihn bekommt und wie man aus ihm lebt (Röm 8,1.9 17)
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1 Gottesdienst mit Abendmahl (Pfingsten) Linden 12.VI.2011 Beat Weber Der Heilige Geist: Wer er ist, wie man ihn bekommt und wie man aus ihm lebt (Röm 8,1.9 17) Liebe Gottesdienstgemeinde, Im Volksbrauch hat Pfingsten nie den Platz bekommen, wie ihn Weihnachten oder auch Ostern immer noch haben. Beim einen Fest gibt es Christbäume, beim andern Osterhasen, aber an Pfingsten? Pfingsten: Das ist der Geburtstag der Kirche, und Pfingsten ist Gottes Kommen zu allen, die an Jesus Christus als ihren Erlöser glauben. Beides hat mit dem Heiligen Geist zu tun. Gott den Vater und Schöpfer können wir uns einigermassen vorstellen, Jesus Christus hat unter uns gelebt; sein Wirken kennen wir aus den Evangelien. Was aber hat es mit dem Heiligen Geist auf sich? Mit Geist verbinden wir sonst eher etwas Gruseliges: Geist aus der Flasche, Schreckgespenst oder ähnlich. Wer oder was aber ist der Heilige Geist, und was ist seine Bedeutung? Wir hören dazu auf die Heilige Schrift. Es handelt sich um einen Lehrtext aus dem Brief des Apostel Paulus an die Römer. Weil es kein leicht eingängiges Wort ist, habe ich eine moderne Übertragung gewählt. Es sind die Worte von Röm 8,1.9 17: Röm 8,1 Müssen wir denn nun noch damit rechnen, verurteilt zu werden? Nein, für die, die mit Jesus Christus verbunden sind, gibt es keine Verurteilung 9 wenn jemand diesen Geist, den Geist Christi, nicht hat, gehört er nicht zu Christus. 10 Wenn aber nun Christus in euch ist, dann habt ihr aufgrund der Gerechtigkeit, die Gott euch geschenkt hat, den Geist empfangen und mit ihm das Leben, auch wenn euer Körper als Folge der Sünde dem Tod verfallen ist. 11 Nun ist ja der Geist, der in euch wohnt, der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat. Und weil Gott Christus von den Toten auferweckt hat, wird er auch euren sterblichen Körper durch seinen Geist lebendig machen, durch den Geist, der in euch wohnt. 12 All das, liebe Geschwister, verpflichtet uns aber nicht unserer eigenen Natur gegenüber, so als müssten wir unser Leben von ihr bestimmen lassen. 13 Wenn ihr euer Leben von eurer eigenen Natur bestimmen lasst, müsst ihr sterben. Doch wenn ihr in der Kraft von Gottes Geist die alten Verhaltensweisen tötet, werdet ihr leben. 14 Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind seine Söhne und
2 2 Töchter. 15 Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, wenn wir beten:»abba, Vater!«16 Ja, der Geist selbst bezeugt es uns in unserem Innersten, dass wir Gottes Kinder sind. 17 Wenn wir aber Kinder sind, sind wir auch Erben Erben Gottes und Miterben mit Christus. Dazu gehört allerdings, dass wir jetzt mit ihm leiden; dann werden wir auch an seiner Herrlichkeit teilhaben. (Übersetzung: NGÜ) Ich will in meiner Pfingstpredigt drei Fragen stellen und beantworten: 1. Wer ist der Heilige Geist? Gott ist einer ist, aber er ist nicht allein, sondern hat Gemeinschaft in sich. Er äussert sich handelnd in drei Weisen: als Gott Vater, als Gott Sohn und als Gott Heiliger Geist. Dass Gott einer und drei zugleich ist, geht in unserer Logik und Mathematik nicht auf. Es ist ein Geheimnis und typisch für Gott er ist grösser, als wir es fassen können. Aber soviel dürfen wir wissen: Wenn er in der Gestalt des Heiligen Geistes da ist und handelt, dann hat das stets mit Schöpfung, Leben, Kraft zu tun. So schwebte am Anfang Gottes Geist auf dem Wasser (vgl. 1. Mo 1,1), und durch seinen Schöpfergeist schuf Gott die Welt und alles Leben darauf. Der Mensch ist aus den Stoffen dieser Erde; zum lebendigen Wesen aber wurde er, als Gottes Geist ihm Atem gab (vgl. 1. Mo 2,7). Wind und Odem sind Hinweise für Gottes Geist: Er ist unsichtbar da, aber wie beim Wind sieht man, was er bewegt. So erklärte Jesus es Nikodemus in der Nacht und sagte (Joh 2,8): Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weisst nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist. Wo Leben geschieht, ist der Heilige Geist da und tut dies. Der Vater hat den Sohn an Ostern aus dem Tod gerufen, und der Heilige Geist hat den Ruf umgesetzt und Tod in Leben verwandelt etwas, was nur Gott tun kann. So schreibt Paulus an die Christengemeinde: Nun ist ja der Geist, der in euch wohnt, der Geist dessen, der Jesus von den Toden auferweckt hat. Mehr Energie, mehr Power gibt es in der Welt nirgends, nicht einmal bei einer Kernspaltung. Wer wie der Heilige Geist Leben schaffen und erhalten, und sogar Totes zu Lebendigem machen und damit den Lauf der Schöpfung zum Sterben hin umkehren kann, dem ist alles möglich er ist das Leben schlechthin. Warum reden wir denn nicht mehr von ihm, wenn er so gross ist? Eine der Antworten ist die: Er will es selber so. Der Heilige Geist ist demütig ; er will nicht gross herauskommen. Ständig verweist er nämlich von sich weg auf Jesus als Erlöser, darum spricht Paulus auch vom Geist Christi. Und auch Gott den Vater und Schöpfer macht er gross und heisst darum Geist Gottes.
3 3 So und noch viel mehr ist der wunderbare, kraftvolle und zugleich Gott Vater und Sohn verherrlichende gute und heilige Geist. Damit komme ich nach der ersten Frage: Wer ist der Heilige Geist? Zur zweiten: 2. Wie bekomme ich den Heiligen Geist? Die Frage ist wichtig. Sie wurde an Pfingsten nach der Predigt den Aposteln das erste Mal gestellt und seither immer neu: Die Zuhörer waren von dem, was Petrus sagte, bis ins Innerste getroffen.»was sollen wir jetzt tun, liebe Brüder?«Die Antwort gilt bis zum heutigen Tag; sie lautet:»kehrt um«, erwiderte Petrus,»und ein jeder von euch lasse sich auf den Namen von Jesus Christus taufen! Dann wird Gott euch eure Sünden vergeben, und ihr werdet seine Gabe, den Heiligen Geist, bekommen. Denn diese Zusage gilt euch und euren Nachkommen und darüber hinaus allen Menschen auch in den entferntesten Ländern allen, die der Herr, unser Gott, zu seiner Gemeinde rufen wird.«wo der Gottes Geist auch zu mir kommt, da ist Pfingsten, mein Pfingsten. Und wann kommt er? Wie bekomme ich den Heiligen Geist? Indem ich mich von Gott unter sein Wort, zur Gemeinde rufen lassen, indem ich umkehre und mein Leben fortan ihm anvertraue und indem ich mich taufen lasse. Die meisten unter uns wurden getauft, wenn auch nicht aus eigener Entscheidung, sondern derjenigen der Eltern. Nun steht hier nicht, dass ich dann Sonntagsschule und Unterweisung besuchen soll, konfirmiert werde und ein anständiges Leben führe. Das ist gewiss nötig, recht und gut. Der Heilige Geist aber kommt zu mir und ich erfahre mein Pfingsten durch die Glaubensumkehr und Hingabe meines Lebens an Gott. Und noch eins: Wer zu Christus kommt und der Geist zu ihm, der kommt immer auch zur christlichen Gemeinde und ihren Gottesdiensten. Pfingsten kann man nicht allein erfahren und feiern, sondern nur in der Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern, wie man auch das Abendmahl nur zusammen feiert. Wer zu Jesus Christus umkehrt, bei dem kehrt der Heilige Geist ein und, so sagt die Schrift, Gott wird euch eure Sünden vergeben. Habe ich das nicht nötig und begehre ich das nicht ernstlich, kommt es nicht zur Umkehr von den eigenen Wegen zum Erlöser hin, die Taufe bleibt leer und der Heilige Geist fern. So sagt es die Heilige Schrift. Aber sie sagt auch, dass Gott alles daran liegt, dass ich um- und heimkehre ins Vaterhaus Gottes. Das bin ich ihm wert. Was die Apostelgeschichte berichtet, bestätigt der Apostel Paulus in seinem verlesenen Lehrschreiben: wenn jemand diesen Geist, den Geist Christi, nicht hat, gehört er nicht zu Christus. Wenn aber nun Christus in euch ist, dann habt ihr aufgrund der Gerechtigkeit, die Gott euch geschenkt hat, den Geist empfangen und mit ihm das Leben
4 4 Dieser Geist bringt uns Leben, und er vergewissert uns trotz aller Zweifel und Anfechtungen, dass ich zur Familie Gottes gehöre: Ja, der Geist selbst bezeugt es uns in unserem Innersten, dass wir Gottes Kinder sind. Und wer darum weiss, der kann beten:»abba, Vater!«, in unserer Sprache der Kinder mit ihrem Vertrauen: Papi, liebe Vatter! Das ist die Antwort auf unsere Frage: Wie bekomme ich den Heiligen Geist? Wenn sie nun kenne, stellt sich jedem von uns persönlich die Frage: Habe ich ihn? Möchte ich ihn? Wenn bei mir dieser Wunsch da ist, ist das bereits ein Zeichen des Heiligen Geistes. Ich möchte ein Gebet sprechen, und zum stillen Mitsprechen einladen, wer dies möchte. Lieber Gott und himmlischer Vater, auch ich möchte wie die vielen Menschen damals am ersten Pfingsten, die Botschaft des Evangeliums annehmen. Ich bekenne mich sündig vor dir und den Mitmenschen: Ich habe mein eigenes Leben gelebt und nicht nach dir gefragt. Du rufst mich jetzt zu Jesus Christus und seiner Kirche. Und ich möchte heute erstmals oder wieder neu glaubend an das Erlösungswerk Christi Antwort geben, von mir weg zu dir hin umkehren und ab jetzt dir leben. So höre ich aus deinem Wort und werde nachher beim Abendmahl in den Zeichen von Brot und Rebensaft vergewissert: Ich bin dein, Vergebung wird mir zuteil und ich bekomme die Gabe des Heiligen Geistes geschenkt. Du, Gott, wohnst fortan in mir. Für das danke ich Dir herzlich, besonders für die grosse Gnade der Erlösung und dass Du durch den Heiligen Geist in meinem bescheidenen und zerbrechlichen Leben Wohnung nimmst und für immer bleibst. Amen. Wenn ich nun den Heiligen Geist empfangen habe und gemeinsam mit Brüdern und Schwestern zur Kirche Jesu Christi gehöre, stellt sich im praktischen Alltag konkret die dritte Frage: 3. Wie lebe ich aus dem Heiligen Geist? Die meisten Menschen haben ein Anliegen, es gut machen zu wollen. Auch wahre Christen wollen es gut machen: engagiert sein, für ihren Glauben hinstehen, Gott und den Menschen nahe sein. Man reisst sich zusammen und gibt sich alle Mühe. Aber da ist eine starke Gegenkraft, die nimmt einem gefangen in sich selbst, die zieht nach unten, die ist faul und selbstbezogen und noch anderes mehr. Die Bibel ist sehr realistisch und benennt diese Gott-entfremdende Macht und es ist eine Macht! Je nach Übersetzung und Wortwahl finden sich Bezeichnungen wie alter Mensch, Fleisch oder die eigene Natur. Dagegen kommt man mit guten Absichten und Sich- Zusammenreissen kaum an. Der Leichtsinnige sagt: Ach, das macht mir nichts, der andere ist auch nicht besser. Und der Feinfühlige kämpft verbissen, versagt, versucht es aufs Neue und verzweifelt oder resigniert. Es gibt einen dritten Weg, und das ist der Weg des Heiligen Geistes. Wie werde ich Christ? Antwort: Nicht aus meiner Leistung, sondern geschenkt
5 aus Gottes Gnade. Wie lebe ich als Christ? Antwort: Nicht aus meiner Leistung, sondern geschenkt durch Gottes Geist. Gibt es eine Kraft, die grösser ist als die, die jemanden aus dem Tod ins Leben bringen kann? Nein! Genau das hat der Heilige Geist bei Jesus am Ostermorgen getan. Und dieser gleiche Geist will in dir und mir die gleiche Kraft entfalten, dass ich mein Leben nicht von der eigenen Natur, sondern von Gottes Wille und Wege bestimmen lasse. Er kann das, ich nicht. Ich muss es nicht selber tun, ich darf und soll es ihn tun lassen. Paulus schreibt es an die Römer mit diesen Worten: Wenn ihr in der Kraft von Gottes Geist die alten Verhaltensweisen tötet, werden ihr leben. Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind seine Söhne und Töchter. Gottes Geist will Jesus Christus durch uns leben lassen, so schreibt es derselbe Apostel in einem anderen Brief (Gal 2,10): Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat. Dieses Christus-in-mir-leben lassen, das tut der Heilige Geist immer, wenn ich ihn ranlasse. Das ist befreiend, und es ist die Lebenskraft, in der Jesus auf dieser Erde gelebt und Gott gedient hat, die nun auch in mir als Christ lebt. Major Ian Thomas schreibt in seinem hilfreichen Büchlein Christus in Euch Dynamik des Lebens (SCM Hänssler Holzgerlingen ).»Wandle im Geist«, in einer Haltung völliger Abhängigkeit von Ihm, indem du Gott in allen Dingen alles anvertraust und überläßt,»dann wirst du die Lüste des Fleiches nicht vollbringen«. Dann wirst du nämlich durch Christus den Sieg feiern, der bereits von Ihm gewonnen wurde Laßt doch Gott einfach Gott sein! Ein solches Christsein aus dem Leben stiftenden Geist führt zwar auch ins Leiden, schreibt der Apostel, aber er führt in die Weite der Freiheit und verherrlicht Gott in unserem Leben: Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, wenn wir beten:»abba, Vater!«Amen. 5
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