Alleskönner der Gießereibranche

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1 Alleskönner der Gießereibranche Die Lüneburger Eisenwerk GmbH produzieren mehr als nur Gussteile Der Kostendruck ist für deutsche Gießereien ein ständiges Thema. Wollen sie im internationalen Wettbewerb auf Dauer bestehen, müssen sie mehr können als nur gießen. Die Lüneburger Eisenwerk GmbH hat sich in den letzten Jahren zu einem Systemanbieter entwickelt, der einbaufertige Teile bis ans Band seiner Kunden liefert. Lüneburg. Die Abläufe in der rund 200 Meter langen Halle sind klar strukturiert. Am Anfang wird Metall geschmolzen, am Ende werden Teile verpackt und ausgeliefert. Dazwischen stehen Formkästen, in die rund Grad heiße Metallschmelze gegossen wird. Danach werden die so entstehenden Gussteile geputzt, bearbeitet, farbbeschichtet und versandfertig gemacht auf der rechten Hallenseite die kleineren Teile, links die großen, bis zu einem Gewicht von fünf Tonnen. Für den Besucher ist das ein ganz normaler Gießereiablauf. Spannend wird es in einer kleineren Nebenhalle, wo sich unter anderem, der Formenbau befindet. Hier, sagt Rainer Baden, liegt ein ganz wichtiger Teil unsere Know-hows, mit dem wir schwierigste Konstruktionsgeometrien umsetzen können. Dabei handele es sich um sogenannte kernintensive Teile, die nach dem Gießen hochkomplizierte Innenräume haben. Wie bei einem 3D-Puzzle würden bis zu 12 Kernelemente entsprechend den verlangten Formen zusammengesetzt.

2 Eine Eierlegendewollmilchsau Es gibt im Grunde genommen fast nichts bei dem wir passen müssen, sagt der Geschäftsführer der Lüneburger Eisenwerk GmbH, außer es werden uns technische Grenzen gesetzt. Möchte ein Kunde beispielsweise Wandstärken von zwei Millimeter, müsse man ablehnen, ab fünf Millimeter sei aber alles möglich. Diese Fähigkeit sei letztlich dafür verantwortlich, dass das Unternehmen zu den führenden Kundengießereien in Deutschland gehöre. Auf der Kundenliste der Lüneburger stehen unter anderem viele namhafte deutsche Maschinenbauer. Die verlangten stets höchste Qualität für ihre Getriebe, Kompressoren, Pumpen und Elektromotoren-Gehäuse sowie Werkzeug-, Papier-, Druckoder Kunststoffverarbeitungsmaschinen. Unsere Stärke liegt darin, sagt Geschäftsführer Baden, dass wir sowohl Einzelteile als auch Serien in gleichbleibend höchster Qualität gießen und zudem ein Vollsortimenter sind, was ausländische Billiganbieter nicht schaffen. Das heißt, man könne beraten, Modelle bauen, beherrsche den Grau- und Sphäroguss (eine Metallmischung aus Eisen und Stahl), Nachbearbeitungen wie Zerspanen, Fräsen und Bohren sowie Farbbeschichtung und Kontrollen. Zudem habe man fast alle nationalen und internationalen Sicherheitszulassungen. Im Grunde genommen, sagt Baden, sind wir eine Eierlegendewollmilchsau der Gießereibranche. Die produziert pro Monat zwischen 800 und 900 Tonnen Gussteile. Und das mitten in der Lüneburger Heide, weitab von den meisten Kunden.

3 Mit Raseneisenerz fing alles an Bei der Gründung des Unternehmens im Jahre 1842 hatte man den Standort ganz bewusst gewählt. Denn in dem ursprünglichen Hüttenwerk wurde das in der Region gewonnene Raseneisenerz verarbeitet. Hierbei handelt es sich nicht um Erz klassischen Sinn, sondern lediglich um nachträglich verfestigte Sedimente des Bodens. Zumeist sind dies Sand und Ton, manchmal Kies oder auch Torf mit entsprechend hohen Metallgehalten. Die bis zu einem halben Meter dicken Raseneisenerz-Schichten liegen, wie der Name schon sagt, direkt unter einer dünnen Pflanzen- oder Rasenschicht und wurden im Tagebau mit Hacke und Schaufel abgebaut. Erst viel später entwickelte sich aus dem Hüttenwerk eine Gießerei für Sanitärprodukte. Viele Jahre lang wurden in Lüneburg Badewannen, Duschtassen oder Spülkästen gegossen und liert. Erst gegen Mitte des letzten Jahrhunderts belieferte das Eisenwerk den regionalen Maschinenbau mit ersten Teilen. Seit Anfang der 1970er Jahre hat man sich dann komplett von den Sanitärprodukten verabschiedet. Bis etwa zur Jahrtausendwende bestand das Hauptgeschäft aus reinen Gussprodukten. Ungefähr zu dieser Zeit geriet die deutsche Gießereibranche in unruhiges Fahrwasser. Es war eine Zeit, erinnert sich Baden, da wurden viele Gießereien nicht mehr wertgeschätzt, da man allgemein der Ansicht war, Gussprodukte könnten genauso gut im günstigeren Ausland beschafft werden. Wie auch andere Gießereien in Deutschland entschied sich das Lüneburger Eisenwerk, die Wertschöpfung

4 zu erhöhen. Als Systemlieferant liefern wir seitdem, je nach Wusch, einbaufertige Gussteile direkt ans Band unserer Kunden, so der Geschäftsführer. Und genau hierin würde auch künftig die Chance gegenüber dem ausländischen Wettbewerb liegen, denn die normalen Abläufe in einer Gießerei seien schließlich fast überall gleich. Ansprechpartner: Lüneburger Eisenwerk GmbH Rainer Baden Tel: rbaden@lew-gmbh.de

5 Fotos zum Artikel Am Anfang der Produktion stehen die Schmelzöfen Die Gießpfanne wird befüllt Die Geometrie jedes Gussteils wird am Computer berechnet Nach dem Auskühlen werden die Teile geputzt Einsetzen von Kernelementen in die Gussform Fotos: Gesamtmetall/Pit Junker Die Bilder können Sie auf unserer Internet-Seite ( herunterladen.