Brave Mädchen spannende / coole Jungs?
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- Anna Alke Schmitz
- vor 7 Jahren
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1 PH Chur 10. April 2014 Brave Mädchen spannende / coole Jungs? Wie Mädchen zu Mädchen gemacht werden und Jungen zu Jungen und welche Nachteile damit entstehen Elisabeth Grünewald-Huber elisabeth.gruenewald@phbern.ch Vorname Name Autor/-in
2 Luzius Wildhaber, Basler Staatsrechtsprofessor, Europ. Gerichtshof Strassburg, Prof. Yale Law School: Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist der Bereich, auf den ich in der Schweiz den Finger am meisten drauflegen würde. Das betrifft unser Denken, die Praxis und die Förderung. 2
3 Frage 1:! Sind Mädchen braver und Buben spannender? 3
4 Frage 2: Wie kommt es, dass... Mädchen trotz besserer Schulnoten tiefere Selbstkonzepte entwickeln und später im Beruf schlechter reüssieren als Männer? Buben trotz schlechterer Noten starke Selbstkonzepte entwickeln und später im Beruf müheloser und weiter voran kommen als Frauen oder randständig werden? 4
5 Anlage oder Umwelt? Biologie als Ursache von Unterschieden Männer können angeblich nicht zuhören, Frauen nicht einparken (=> Bestseller von A. und B. Pease: einfache Antworten) Erziehung als Ursache 1. die Unterschiede sind innerhalb eines Geschlechts grösser als zwischen ihnen. 2. das Gehirn wird aufgrund der Lebenspraxis ausgeformt. 3. Frauen und Männer haben grundsätzlich dieselben Fähigkeiten. 5
6 Aktuelle Forschung Lebenspraxis formt das Gehirn => Taxifahrer_innen haben andere Hirnstrukturen als z.b. Musiker_innen! Island: Raumvorstellungsvermögen von Mädchen und Buben ist gleich gut (= Alltagsfähigkeit). 6
7 Aktuelle Forschung Lebenspraxis beeinflusst Hormone Vor und nach Geburt eines Kindes gleicht sich bei den Eltern der Hormonspiegel an (beim Mann vermehrt weibliche Hormone). Bei der Geburt erhalten Mutter und Kind zusätzliches Testosteron. Frauen (und Männer) in hohen Ämtern produzieren vermehrt Testosteron. Sportliche Spitzenleistungen setzen Testosteron voraus (bei beiden Geschlechtern). 7
8 Anlage oder Umwelt?! Kleine biologische Unterschiede grosse Folgen für Bildungschancen Berufsverläufe finanzielle Situation Privatleben u.s.w. Wir werden nicht als Frauen und Männer geboren, sondern dazu gemacht => doing gender 8
9 doing gender Kinder lernen vom 1. Lebenstag an - parallel zur Muttersprache die geltende Grammatik der Zwei- geschlechtlichkeit. Vgl. Baby-X Tests! Vgl. Umgang von Vätern mit männlichen und weiblichen Babys! 9
10 Alltag in rosa und blau => Lebensskripts in rosa und blau Tätigkeiten, Berufe Sportarten, Hobbys Musikinstrumente, Musikstile... Lebensbereiche, Orte... (z.b. privat - öffentlich) Kleidung, Haare, Schmuck Gestik, Mimik, Körperhaltungen... Gefühle! Verhalten (Bsp. schweigen reden, lachen - weinen) Farben, Symbole Gegenstände Werbung, Medien Verhalten... 10
11 doing gender! Mädchen: angepasst brav, lieb hilfsbereit vorsichtig schön, sexy! Buben: unangepasst / frech ( Schlingel, richtiger Bub ) wagemutig spannend / cool auf Publikum und Applaus angewiesen Beide: fremd bestimmt statt selbstbestimmt! eingeschränkt in ihrer Entwicklung 11
12 Beispiel:! Lars (16) sucht Freundin: Eishockey ist cool. Findest du das auch? Liebst du es auch, übers Eis zu fegen? Dann schwimmen wir auf der gleichen Welle! Ich heisse Lars und bin 16 Jahre alt. Willst du mich im Stadion anfeuern? => Buben bereiten sich auf die Meisterschaft vor, Mädchen auf die Partnerschaft. 12
13 Schule in rosa und blau Wie aus Erwartungen Wirklichkeit wird! Literatur: Peter H. Ludwig / Heidrun Ludwig (Hg.) (2007): Erwartungen In himmelblau und rosarot. Effekte, Determinanten und Konsequenzen von Geschlechterdifferenzen in der Schule. Juventa Verlag Dasselbe zuhause, wenn Eltern unterschiedliche Erwartungen an Töchter und Söhne haben! 13
14 Erwartungen an Kinder => Wirklichkeit (Ludwig u. Ludwig)! Erwartungen ê Selbstkonzept ê fachspezifische Interessen, Motivation, Attribution (= Verarbeitung von Erfolg und Misserfolg) ê Fähigkeiten, Leistung + Verhalten 14
15 Stereotype Erwartungen => Wirklichkeit (Pygmalion-Effekt) Experiment: Information an Lehrer_innen, dass gewisse Schüler_innen besonders begabt seien. Zuvor zufällige Auswahl dieser S + S. Ergebnis nach einem halben / ganzen Jahr: die entsprechenden S + S hatten deutlich bessere Leistungen! = heimlichen Lehrplan: Erwartungen generieren Wirklichkeit! 15
16 Heimlichen Lehrplan - Forschungsergebnisse Soziale Milieus: höhere Erwartungen an sozial privilegierte Kinder höhere Erwartungen an Schweizer Kinder als ausländische Kinder Geschlechter: Mädchen für fleissig aber nicht sehr begabt gehalten => tiefe Selbstkonzepte! Buben für begabt, aber faul gehalten => geringer Lerneinsatz und (zu) positive Leistungsselbstbilder 16
17 Heimlicher Lehrplan: Erwartungen an das Verhalten richtige Jungs sind frech / (vor)laut, raumgreifend, wenig diszipliniert und konzentriert, durchsetzungsfähig, egoistisch, wagemutig, spannend Mädchen sind gemäss heimlichem Lehrplan körperlich ruhig, mit wenig Raum zufrieden, Grenzen respektierend, diszipliniert, konzentriert, hilfsbereit / sozial, brav / langweilig 17
18 Heimlicher Lehrplan: Unterschiedliche Sanktionen Forschungsergebnisse: Mädchen werden rascher sanktioniert, wenn sie männliches Verhalten zeigen (z.b. Unmut äussern, aufmüpfig sind, kämpfen, konkurrieren u.ä.) Jungen erhalten v.a. von ihren Peers negative Reaktionen, wenn sie weibliches Verhalten zeigen (weinen, mitfühlend oder fürsorglich sind, nachgeben statt zu kämpfen u.ä.) => Wahl: (Anerkennung durch) Schule oder Peers? 18
19 Akzeptanz von Änderungen! Insgesamt leichter für Mädchen, männliches Terrain zu betreten... als für Buben, weibliches Terrain! Gründe: - höherwertige Männlichkeit - fragile / instabile Männlichkeit 19
20 Instabile Männlichkeit Studien USA etc.: Männer reagieren ängstlicher auf eine Bedrohung ihrer Geschlechtsidentität als Frauen. Mann-Sein ist ein labilerer Zustand als Frau-Sein. Status Mann muss permanent verdient werden und kann schnell abhanden kommen => Schule: Regelverletzungen als Männlichkeitsbeweis => Männer hinken den Frauen einen Entwicklungsschritt hinterher - sie brauchen eine männliche Simone de Beauvoir. (Joseph A. Vandello u.a. (2008): Precarious manhood. In: Psychologie Heute, April 2009, 8f) 20
21 Folgen in der Schule! Mädchen holen in männlichen Fächern auf : Je gleichgestellter eine Gesellschaft, desto besser sind Mädchen in Mathematik (PISA). Buben können die tieferen Leistungen im Lesen (u.a. weiblichen Fächern) bisher nicht verbessern. 21
22 Es braucht... Stereotype abbauen und Weiblichkeit aufwerten Mädchen und Buben alle Optionen offenhalten ihre Selbstbestimmung fördern. Gesellschaftliche und eigene Erwartungen an Mädchen und Buben wahrnehmen, reflektieren und verändern! 22
23 Fazit! Buben können genauso konstruktiv (brav) sein wie Mädchen und Mädchen so cool (spannend) wie Buben wenn wir sie lassen J Für ein erfolgreiches Leben braucht es (je nach Situation) die richtige Dosierung von Beidem! 23
24 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ich wünsche Ihnen viel Experimentierfreude bei der Umsetzung J 24
25 Anhang: Quelle der einleitenden Aktivität (2 Texte mit vertauschten Rollen) Elisabeth Grünewald-Huber / Anne von Gunten : Werkmappe Gendertraining Materialien für geschlechtergerechtes Unterrichten. Zürich: Pestalozzianum Verlag. 2. Auflage, 2011 S Geschlechterarrangement Arbeitsteilung eines Paares aus Vorname Name Autor/-in
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