Berufsorientierung (BO) in Österreich

Transkript

1 NetLab , Wimpassing Berufsorientierung (BO) in Österreich Stefan Schober

2 Überblick Grundsätzliches zu BO Schulische BO Soll Ist BO-Initiative Die Sozialpartner und BO

3 Grundsätzliches zu BO BO als Prozess (Lifelong Learning) Individuum Verwandte Peer-Group Schule Sonstige Einflüsse von außen Ziel: Berufswahlkompetenz Entscheidungs- und Handlungskompetenz für die eigene Berufs- und Lebensplanung

4 Grundsätzliches zu BO Idealtypische BO Interessen, Wünsche und Neigungen erkennen Berufserwartungen abklären Fähigkeiten (Stärken und Begabungen) erkennen Berufserkundungen durchführen Berufsziel feststellen Alternativen aufzeigen Konsequenzen einschätzen und Entscheidung treffen

5 Grundsätzliches zu BO BO ist NICHT nur reine Berufsinformation sondern verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz Persönlichkeitsbildung Diversity Geschlechtssensibilität Soziale Kategorien wie Milieu, Ethnie etc. Gesellschaftlicher Aspekt von BO Abbau sozialer Ungleichheit Chance auf erfolgreiches Leben inmitten der Gesellschaft Prävention gegen Schul- und Ausbildungsabbruch

6 Grundsätzliches zu BO Herausforderungen durch geänderte Arbeitswelt Vielfältige neue Bildungsangebote Vielzahl an Lehrberufen (Modularisierung etc.) Zunehmende Spezialisierung Weiterführender Schulen Tendenz zur Akademisierung Keine klar vorgezeichneten Berufskarrieren Brüche in Erwerbsbiographie werden zur Regel Prekäre Arbeitsverhältnisse (Praktikumsproblematik etc.) Lifelong Learning & Lifelong Guidance

7 Schulische BO - Soll Was kann Schule leisten? oder Förderung von Grundkompetenzen (Career Mgmt. Skills) Fähigkeit zur Selbstreflexion Entscheidungsfähigkeit Informationsrecherche und bewertung Fähigkeit eigene Ziele zu definieren und erreichen Prozessorientierte Information, Beratung, Begleitung und Orientierung.

8 Schulische BO - Soll Rahmenbedingungen Verbindliche Übung BO in 7. und 8. Schulstufe Hauptschulen und AHS Teilnahme verpflichtend aber keine Benotung Jeweils 32 Jahresunterrichtsstunden (= 1 Wochenstunde) 3 Umsetzungsmöglichkeiten: Eigenständiges Fach (auf Kosten anderer Unterrichtsstunden) Fächerintegrativ (Unterrichtszeit anderer Gegenstände wird den Inhalten und Zielen von BO gewidmet) Projektform

9 Schulische BO - Soll Ausnahme Neue Mittelschule (NMS) Neuregelung seit dem Schuljahr 2012/13 32 Jahresunterrichtsstunden PLUS: eine Wochenstunde verpflichtend als eigener Unterrichtsgegenstand Entweder in der 3. oder 4. Klasse oder aufgeteilt

10 Schulische BO - Soll Mit BO befasste Gruppen an den Schulen BO-KoordinatorInnen BO-LehrerInnen SchülerberaterInnen SchulleiterInnen Alle Lehrkräfte (fächerintegrativ)

11 Schulische BO - Soll Realbegegnungen (Schulveranstaltungen) Kontakt mit Arbeits- und Berufswelt Betriebserkundungen Besuche weiterführender Schulen Berufsinformationszentrum (BIZ) z.b. des AMS BO-Messen (z.b. der Arbeiterkammer, AMS, regional etc.) Berufsträgerinterview uvm.

12 Schulische BO - Soll Berufspraktische Tage ( Schnuppern ) Ziel: realitätsnaher Einblick in Vorgänge in Betrieben KEIN ARBEITEN (Schüler, minderjährig, Kinderarbeit) Beaufsichtigung Schülerunfallversicherung, keine Haftpflichtversicherung Vor- und Nachbereitung im Unterricht Individuelle BO (8. Schulstufe & PTS) 5 Tage pro Schuljahr mit Erlaubnis der Schule 15 Tage in den Ferien

13 Schulische BO - Ist Verbindliche Übung seit 1998/99 bis vor Kurzem eher geringen Stellenwert auf Einzelinitiativen und singuläres Engagement beschränkt In AHS-Unterstufe sehr zurückhaltend betrieben Wirkungsvolle Initiativen von Verantwortlichen blieben lange aus Unsicherheit bei Schulen, DirektorInnen, LehrerInnen

14 Schulische BO - Ist Mehrheit fächerintegrativ (AHS 96%) Problematisch weil: Koordinationsaufwand enorm (ohne zentrale Koordination) BO hat geringeren Stellenwert in der Schule Lehrkräfte ohne fachliche/didaktische Kenntnisse in BO geringere Orientierung am BO-Lehrplan auch Meinung der Lehrkräfte

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17 Schulische BO - Ist Mangelnde Ausbildung für BO-Lehrkräfte 20% der Standorte ohne ausgebildeten BO-Lehrkraft Verhältnis BO-Lehrkraft zu Klassenanzahl entscheidend BO-Koordinatorin zumeist vorhanden aber Vorgehensweise eher freiwillig und zufällig kaum schriftliche Konzepte für den Standort Mitgrund für geringen Stellenwert von BO

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19 Schulische BO - Ist Erinnerungs- und Wissensstand der SchülerInnen 44% AHS-SchülerInnen können sich an BO-Unterricht nicht erinnern (30% alle Schultypen) 53% der HS-SchülerInnen geben an, zu wenig über weitere Ausbildungswege (AHS) Bescheid zu wissen Auswirkungen mangelnder BO (Auswahl) 2/3 der Mädchen wählen die gleichen 5 Lehrberufe 1/3 aller Lehrlinge ist mit Berufswahl unglücklich Ausbildungsabbruch uvm.

20 Schulische BO Initiative Initiative des bmukk 2009/10 Rundschreiben Verbindliche Maßnahmen ibobb Information, Beratung und Orientierung für Bildung und Beruf Informationsoffensive (Webportal, Broschüren etc.) Rahmencurriculum zur BO-Koordination Lehrgänge zur/zum BO-KoordinatorIn Ausbau der Lehrgänge zur/zum BO-LehrerIn, SchülerberaterIn etc.

21 Schulische BO - Initiative Rundschreiben 17/2009 verbindliche Maßnahmen Standortbezogenes und breites Umsetzungskonzept Koordination (v.a.) des Berufsorientierungsunterrichts Mindestmaß an Realbegegnungen (30 Einheiten insg.) Bewerbungstrainings Begleitende Dokumentation Einbeziehung der Erziehungsberechtigten (Elternabende) Informationstätigkeit und Beratungstätigkeit des/der Schülerberaters/in

22 Schulische BO - Initiative Evaluierung der verbindlichen Maßnahmen Bekanntheitsgrad des Rundschreibens 91% Standortkonzept zu 2/3 vorhanden Qualität? Betriebserkundungen, BO-Messen, BIZ- und Bildungseinrichtungsbesuche sehr häufig Berufspraktische Tage vorwiegend in HS/NMS (87%), an AHS (40%) Lehrkräfte wünschen sich ein verstärktes Bildungsangebot im Bereich BO & engere Kooperation mit Betrieben

23 Schulische BO - Fazit Gewisse Dynamik im Bereich BO erkennbar viele singuläre Initiativen mit viel Engagement aber kaum zentral koordinierte Konzepte vorhanden Fortschritte erkennbar Anzahl und Qualität an Aus- und Weiterbildungsangebot Stellenwert von BO (v.a. bei Lehrkräften selbst) gestiegen Bessere Vernetzung der Beteiligten Mehr Strukturen (regional und auf Landesebene) Eigener Gegenstand in der Neuen Mittelschule Angebot außerschulischer Partner

24 Die Sozialpartner und BO Am Beispiel der Arbeiterkammer Bestellung Unterrichtsmaterial (DVD) Fortbildung von Lehrkräften Bewerbungstrainings ReferentInnendienst Zukunft Arbeit Leben Work Life Mystery AKNÖ-Schulpreis für BO BO-Newsletter Portfoliomappen uvm.

25 Danke!