Kalkulation von Kuppelprodukten
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- Sylvia Otto
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1 Kalkulation von Kuppelprodukten Entstehung mehrerer Produkte im Produktionsprozess Praxisbeispiele: Auffinden und Erschließen von Erdöl- und Erdgasvorkommen Verarbeitung von Rohmilch Autodemontage Blutspende Erdöle und Erdgase unterschiedlicher Qualität Weitere Rohstoffe wie Kohlenstoffdioxid Rahm und Standardmilch Wertvolle Rohstoffe: Metalle, Reifen, Ersatzteile Nicht verwertbare Rohstoffe: Altöl, Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten und Blutplasma Kostenrechnung: Kapitel 4 139
2 Methoden zur Kalkulation von Kuppelprodukten Restwertrechnung Aufteilung in Haupt- und Nebenprodukte Überschüsse der Nebenprodukte werden von Gesamtkosten vor dem Entkopplungspunkt abgezogen Verteilungsrechnung nach Produktionsmengen Schlüsselung der Kosten vor dem Entkopplungspunkt nach Stückzahlen oder Gewicht differenzierter Erfolgsausweis für jedes Produkt Verteilungsrechnung nach Marktwerten Schlüsselung der Kosten vor dem Entkopplungspunkt nach Marktwerten Tragfähigkeitsprinzip Kostenrechnung: Kapitel 4 140
3 Aufgabe zu Kapitel 4 Ein mittelständisches Unternehmen stellt Spezialbohrmaschinen her. Helga König, Leiterin Rechnungswesen, hat für die Kalkulation nachfolgende Tabelle erstellen lassen. Darin sind die geplanten Einzel- und Gemeinkosten der Kostenstellen Einkauf, Dreherei, Endmontage, Verwaltung und Vertrieb aufgeführt. Mittels einer Analyse der Arbeitsprozesse hat sie eine plausible Kombination an Bezugsgrößen für die Gemeinkosten der jeweiligen Kostenstelle identifiziert. Einkauf Dreherei Endmontage Verwaltung Vertrieb Einzelkosten Gemeinkosten Bezugsgröße Materialeinzelkosten Fertigungsstunden Fertigungsgewicht Herstellkosten des Umsatzes Herstellkosten des Umsatzes Planbezugsmenge h kg Zuschlagssatz Kostenrechnung: Kapitel 4 141
4 Aufgabe zu Kapitel 4 a) Bestimmen Sie die Plan-Zuschlagssätze. Unterstellen Sie dabei, dass in der betrachteten Periode Bohrmaschinen gefertigt und verkauft werden sollen. b) Das Unternehmen fertigt Spezialbohrer in zwei unterschiedlichen Ausführungen B1 und B2. Eine Marktstudie für das aktuelle Jahr prognostiziert einen Stückverkaufspreis von für Variante B1 und 600 für Variante B2. Bei diesen Preisen wird ein Absatz von Einheiten der Ausführung B1 und Einheiten der Ausführung B2 erwartet. Für beide Varianten liegen zusätzlich folgende Informationen vor: Materialeinzelkosten [ /Stk.] 408,75 204,375 Fertigungslöhne Dreherei [ /Stk.] Fertigungsstunden Dreherei [h/stk.] 4 2 Fertigungsgewicht Endmontage [kg/stk.] 6 8,3 Fertigungslöhne Endmontage [ /Stk.] ,25 B1 Kalkulieren Sie die geplanten Selbstkosten je Stück der Produktvarianten B1 und B2. B2 Kostenrechnung: Kapitel 4 142
5 Aufgabe zu Kapitel 4 c) Ermitteln Sie die produktbezogenen und die gesamten Periodenerfolge der beiden Produkte. Nutzen Sie hierzu nachfolgende Informationen: Produkt Verkaufspreis [ /Stk.] Verkaufsmenge [Stk.] Selbstkosten je Stück [ /Stk.] Stückerfolg [ /Stk.] Periodenerfolg [ /Stk.] A.I B B Kostenrechnung: Kapitel 4 143
6 Lösung zu Kapitel 4 a) Bestimmen Sie die Plan-Zuschlagssätze. Unterstellen Sie dabei, dass in der betrachteten Periode Bohrmaschinen gefertigt und verkauft werden sollen. Einkauf Dreherei Endmontage Verwaltung Vertrieb Gemeinkosten[ ] Einzelkosten [ ] Bezugsgröße Materialeinzelkosten Fertigungsstunden Fertigungsgewicht HK des Umsatzes HK des Umsatzes Planbezugsgröße [ ] [h] [kg] [ ] [ ] Kalkulationssatz 20% 10 [ /Std.] 5 [ /kg] 3,93% 3,15% Kalkulationssatz = Gemeinkosten / Planbezugsgröße Herstellkosten = i (Einzelkosten + Gemeinkosten) i mit i={einkauf, Dreherei, Endmontage} Kostenrechnung: Kapitel 4 144
7 Lösung zu Kapitel 4 b) Kalkulieren Sie die geplanten Selbstkosten je Stück der Produktvarianten B1 und B2. Einkauf Produkt B1 Produkt B2 Materialeinzelkosten 408,75 204,375 Materialgemeinkosten 81,75 = 0,2 408,75 40,875 = 0,2 204,375 Dreherei Fertigungslöhne Fertigungsgemeinkosten 40 = 10 /h 4h/Stk. 20 = 10 /h 2h/Stk. Endmontage Fertigungslöhne ,25 Fertigungsgemeinkosten 30 = 5 /kg 6kg/Stk. 41,50 = 5 /kg 8,3kg/Stk Herstellkosten je Stk. 940,50 483,00 Verwaltungskosten Vertriebskosten 37 = 0,0393 HK 29,60 = 0,0315 HK 19 = 0,0393 HK 15,20 = 0,0315 HK Selbstkosten je Stk ,10 517,20 Kostenrechnung: Kapitel 4 145
8 Lösung zu Kapitel 4 c) Ermitteln Sie die produktbezogenen und die gesamten Periodenerfolge der beiden Produkte. Produkt Verkaufspreis [ /Stk] Verkaufsmenge [Stk] Selbstkosten je Stück [ /Stk] Stückerfolg [ /Stk] Periodenerfolg [ ] A I B ,10 192, B ,20 82, Kostenrechnung: Kapitel 4 146
9 Gliederung zu Kapitel 5 5. Kostenverläufe und Ermittlung von Kostenfunktionen 5.1 Kennzeichnung bedeutender Kostenverläufe 5.2 Verfahren zur Ermittlung von Kostenfunktionen 5.3 Dokumentation von Kostenprognosen 147
10 5.1 Kennzeichnung bedeutender Kostenverläufe Fixe Kosten Kostenhöhe bleibt bei Variation der Beschäftigung unverändert Fixe Kosten je Stück sinken mit steigender Beschäftigung 148
11 Variable Kosten Kostenhöhe verändert sich bei Variation der Beschäftigung Variable Kosten pro Stück bleiben (in der Regel) konstant 149
12 Veränderung variabler Kosten bei Variation der Beschäftigung Proportional: Kosten steigen im gleichen Verhältnis wie die Beschäftigung Beispiel: Betriebsstoffkosten in der Montage Überproportional: Kosten steigen stärker als die Beschäftigung Beispiel: Überstundenkosten Unterproportional: Kosten steigen weniger stark als die Beschäftigung Beispiel: Wartungskosten bei Lerneffekten 150
13 Weitere Kostenverläufe Semi-proportionale Kosten: fixe und variable Komponente Beispiel: Telefonkosten Kosten mit Ober- bzw. Untergrenze Beispiel: Fertigungslöhne Fertigungslöhne in der Montage Kapazitätsgrenze Fertigungszeit [1.000 h] 151
14 a) Löhne der Teilzeitkräfte b) Gehälter der Vorarbeiter Sprungfixe Kosten Beispiel: Löhne von Teilzeitkräften und Gehälter von Vorarbeitern Herstellkosten [ ] Herstellkosten [ ] S-förmig verlaufende Kosten Beispiel: Hilfs- und Betriebsstoffe Niedrige Maschinennutzung: unterproportional (Skaleneffekte) Hohe Maschinennutzung: überproportional (erhöhter Verschleiß nahe der Kapazitätsgrenze) 152
15 Kostenfunktion, Kosteneinflussgrößen und Fristigkeit Kostenfunktion f beschreibt die Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen der Einflussgröße x und den Kosten K: K = f(x) Einflussgrößen: unabhängige (erklärende) Variablen der Kostenfunktion Beispiel: Beschäftigung Bezugsgrößen für die Beschäftigung: Menge Wert Inputorientiert Mengen der Einsatzgüter - Fertigungsstunden - Maschinenstunden - Einsatzmengen Werte der Einsatzgüter - Fertigungslöhne - Materialeinzelkosten Outputorientiert Mengen der Ausbringungsgüter - Anzahl gefertigter Anlagen Werte der Ausbringungsgüter - Herstellkosten gefertigter Anlagen - Umsatzerlöse 153
16 Wichtige Sachverhalte Homogene Kostenverursachung: eine einzige Kosteneinflussgröße Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe = f(maschinenzeit) Heterogene Kostenverursachung: mehrere Kosteneinflussgrößen Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe = f(rüstzeit, Maschinenzeit, ) Vereinfachung auf wenige Kosteneinflussgrößen aus Komplexitätsgründen Fristigkeit: kurzfristig fixe Kosten können mittel- bis langfristig variabel sein 154
17 Lern- und Erfahrungskurven verändern Kostenverläufe über die Zeit Lernkurven Voraussetzung: manuelle Tätigkeiten durchschnittliche Arbeitszeit sinkt mit der Anzahl an gefertigten Produkten unterproportionaler Verlauf der Lohn- oder Gehaltskosten Fertigungslöhne pro Stück sinken mit der Ausbringungsmenge Erfahrungskurven Anwendung: auch für automatisierte Prozesse mit der Anzahl an Wiederholungen nehmen der Verbrauch an Hilfsund Betriebsstoffen oder der Produktionsausschuss ab unterproportionaler Verlauf der Herstellkosten Stückkosten sinken mit der Ausbringungsmenge 155
18 5.2 Verfahren zur Ermittlung von Kostenfunktionen Vereinfachungen des Kostenverlaufs und relevanter Bereich Aggregation der Kosten einer oder mehrerer Kostenstellen S-förmig verlaufende Kostenfunktion Heterogene Kostenverursachung Linearisierung Homogenisierung: Reduktion der auf eine einzige Kosteneinflussgröße Relevanter Bereich: Kostenprognosen beschränken sich auf typische Beschäftigungsgrade 156
19 Aggregation und Linearisierung bei Sewing United Kostenstelle Multifunktionsfräsmaschine K = f(monatliche Maschinenstunden) Kosten: Abschreibungen: unabhängig von der Einsatzzeit Energie- und Ausschusskosten: verlaufen unterproportional zu den Maschinenstunden Instandhaltungskosten: steigen mit Maschinenstunden an, sind aber vertraglich auf maximal pro Monat begrenzt Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe: konstanter Bereich, dann überproportionaler Anstieg mit Maschinenstunden 157
20 Aggregierte Kostenfunktion hat einen S-förmigen Verlauf Approximation der S-förmigen Kostenfunktion innerhalb des relevanten Bereichs durch eine näherungsweise bestimmte lineare Kostenfunktion Kosten der Fräsmaschine Maschinenstunden [h] 158
21 Analytische Verfahren zur Bestimmung von Kostenfunktionen Ressourcenverbrauch von Prozessen Materialstücklisten: Menge an Teilen und Baugruppen für die Herstellung eines Produktes Arbeitspläne und Funktionsanalysen: erforderliche Arbeitsvorgänge Zeit- und Bewegungsstudien: von Mitarbeitern gewählte Bewegungen und Handgriffe sowie die dafür nötige Zeit Erfahrungswerte: z. B. Wissen von Unternehmensberatern Technische Dokumentationen: Eigenschaften einer Anlage, z. B. Energieverbrauch Gesetzliche Vorschriften und vertragliche Unterlagen: z. B. volumenabhängige Emissionsgebühren Anwendung z. B. in Automobilbau oder chemische Industrie, da detaillierte Stücklisten oder Arbeitspläne vorliegen 159
22 Statistische Verfahren zur Bestimmung von Kostenfunktionen Nutzung der Kosten vergangener Perioden zur Prognose zukünftiger Kosten Klassifikation der Kosten als fixe und proportionale Kosten Zwei-Punkt- Methode (Hoch-Tief-Methode) Einfache oder multiple Regression Präzision der Kostenprognose vs. Anforderungen an die erforderlichen Informationen Kosten-Nutzen-Abwägung Häufige Verwendung für Gemeinkosten Bei kurzen Produktlebenszyklen oder häufigen Prozessveränderungen allerdings zu wenig Beobachtungspunkte für statistische Verfahren 160
23 Kostenklassifikation Kostenplaner nutzt Wissen und Erfahrung, um jede Kostenart als fix, proportional oder gemischt einzuordnen Subjektive Kostenklassifikation Beispiel: Kostenklassifikation bei Sewing United für die Reparaturabteilung Bezugsgröße: Beschäftigung im vergangenen Jahr ( h) Kostenart Anteil proportionaler Kosten Proportionale Kosten Fixe Kosten Gehälter % Hilfs- und Gemeinkostenlöhne % Instandhaltungsmaterial % Betriebsstoffkosten % Stromkosten % Abschreibungen auf Werkzeuge und Anlagen % Summe Kostenfunktion: K = /h Reparaturstunden 161
24 Zwei-Punkt-Methode (Hoch-Tief-Methode): y = a + bx Nutzung von zwei Beobachtungspunkten zur Prognose der Kosten Steigung der Kostenfunktion = Bestimmung des Achsenabschnitts: a = y - bx Beispiel: Hoch-Tief-Methode bei Sewing United für die Reparaturabteilung Monat Reparaturleistungen [h] Reparaturkosten monatliche Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Summe Proportionale Kosten = ( )/(1.130 h h) = 48 /h Fixe Kosten = /h h = Kostenfunktion: K = /h Reparaturstunden 162
25 monatliche Reparaturkosten relevanter Bereich Reparaturleistung [h] Relevanter Bereich zwischen 720 und Stunden Unterschiedlicher Betrachtungszeitraum für fixe Kosten: Kostenklassifikation auf Jahresbasis, Zwei-Punkt-Methode auf Monatsbasis Problem: Interpretation des Achsenabschnitts als fixe Kosten? Vorteil: Objektive und einfache Schätzung der Kostenfunktion Nachteil: Nutzung von nur zwei Datenpunkten (Ausreißer?) 163
26 Lineare Regression Statistisches Analyseverfahren zur Ermittlung der Beziehung zwischen einer abhängigen und einer oder mehrerer unabhängiger Variablen Einfache Regression: Reparaturkosten in Abhängigkeit der Reparaturstunden Multiple Regression: Reparaturkosten in Abhängigkeit der Reparaturstunden, der Kosten für Material, des Anteils Überstunden, etc. Alle Beobachtungspunkte werden zur Schätzung der Kostenfunktion herangezogen Methode der kleinsten Quadrate Kostenfunktion: K = 9.858, ,06 /h Reparaturstunden 164
27 monatliche Reparaturkosten Reparaturleistung [h] Aussagekraft der geschätzten Kostenfunktion beschränkt sich erneut auf den relevanten Bereich Objektives Verfahren zur Bestimmung von Kostenfunktionen In der Regel präziser als Zwei-Punkt-Methode Schätzaufwand größer, da höhere Zahl an Beobachtungen erforderlich ist Abwägung: Präzise Kostenermittlung vs. hoher Ermittlungsaufwand 165
28 5.3 Dokumentation von Kostenprognosen Prognose von Gemeinkosten Gemeinkosten der Betriebsarbeit Hilfs-, Betriebsstoff- und Werkzeugkosten Instandhaltungskosten Kalkulatorische Abschreibungen Kalkulatorische Zinsen Steuern und Versicherungen Kostenstellenblätter dokumentieren die Prognose von Gemeinkosten 166
Einzelkosten Gemeinkosten Fertigungsstunden
Aufgabe zu Kapitel 4 Ein mittelständisches Unternehmen stellt Spezialbohrmaschinen her. Helga König, Leiterin Rechnungswesen, hat für die Kalkulation nachfolgende Tabelle erstellen lassen. Darin sind die
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