Bauwirtschaft (Tiefbau/Infrastrukturbau) Österreich

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1 Bauwirtschaft (Tiefbau/Infrastrukturbau) Österreich

2 Branche kompakt: Österreich - Bauwirtschaft (Tiefbau/Infrastrukturbau) (August 2011) Bonn/Wien (gtai) - Die Bauwirtschaft Österreichs arbeitet sich nur langsam aus der Rezession. Für 2011 steht bestenfalls eine minimale reale Umsatzexpansion in Aussicht, nachdem es 2009 und 2010 kräftig bergab ging. Eine Erholung der Branche ist erst 2012 zu erwarten. Von den öffentlichen Sparanstrengungen wird der Tiefbau besonders betroffen sein. Gut läuft es jedoch im Teilsegment Bahnstreckenbau, da zwei Großprojekte für gefüllte Auftragsbücher sorgen. Marktentwicklung/-bedarf Der Bausektor bleibt trotz seines deutlichen Produktionsrückgangs in den Jahren 2009 und 2010 ein Stützpfeiler der österreichischen Wirtschaft. Eine Erholung am Bau wird allerdings länger auf sich warten lassen. Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) prognostizierte Ende Juni 2011 für das laufende Jahr eine Stagnation des Umsatzes und für 2012 ein reales Plus von 1,0%. Branchenexperten der Bank Austria geben sich etwas optimistischer und rechnen für 2011 mit einen leichten realen Zuwachs von 0,8% und für 2012 von 1,5%. Allerdings sieht auch die Bank, dass gerade im öffentlichen Sektor die Zeichen auf Sparen stehen, was gegen einen großzügigen Ausbau der Infrastruktur spricht, vor allem seitens der Gemeinden. Dies wird den Tiefbau vor große Probleme stellen. Lichtblick der Branche ist der Bau von Bahnverkehrsstrecken. Mit einem Umsatz von 567 Mio. Euro war dieses Segment 2010 zwar nur für 10% des Tiefbaus verantwortlich, konnte gegenüber dem Vorjahr allerdings um über 17% zulegen. Hervorzuheben ist, dass im Krisenjahr 2009 der Umsatz des Segment bereits um 27% expandiert hatte. Auch 2011 stehen die Zeichen weiter auf Wachstum: Ende April 2011 lag der Auftragsbestand um 40% höher als ein Jahr zuvor. Im Schlepptau der großen Bahnprojekte könnte 2011 auch der Tunnelbau profitieren, dies jedenfalls lässt der Blick auf die Auftragsbestände vermuten. In beiden Segmenten ist die Umsatzentwicklung der ersten vier Monate 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch negativ. Bei den Gewerkschaften und in Teilen der Öffentlichkeit stoßen die Expansionspläne der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) auf Kritik, da sie größtenteils durch die Aufnahme neuer Kredite finanziert werden sollen und erforderliche Erhaltungsinvestitionen zurückgestellt würden. Umstritten sind vor allem zwei kostenträchtige Tunnelprojekte der ÖBB, der neue Brennerbasistunnel (BBT) und der Koralmtunnel. Die Arbeiten am Koralmtunnel (Arge Strabag/Jäger Bau) schreiten jedoch voran. Im Februar 2011 wurde die Finanzierung des Brennerbasistunnels mit rund 1,3 Mrd. Euro bis 2016 beschlossen. Während dieser Zeit ist vorgesehen, die ersten Kilometer des Tunnels zu bohren und parallel dazu Sondierungsstollen für den Haupttunnel in den Berg zu treiben. Ab 2016 soll dann mit Tunnelbohrmaschinen am Hauptteil (Ahrental - Trens) begonnen werden. Derzeit geplanter Fertigstellungstermin ist das Jahr Seitens der Regierungen in Wien und Rom ist die Finanzierung dieses Gemeinschaftsprojekts weitgehend gesichert: Im November 2010 hat Italien rund 4,6 Mrd. Euro genehmigt. Österreich hat im Februar 2011 den Rahmenplan Infrastruktur verabschiedet und dort 5,2 Mrd. Euro für den Brennerbasistunnel vorgesehen. Ferner stehen EU-Gelder sowie Mittel der Brennerautobahngesellschaft bereit. Germany Trade & Invest 1

3 Auftragsbestand im österreichischen Tiefbaugewerbe am (in Mio. Euro; Veränderung in %) Kennziffer Wert 1) Veränderung 2011/10 2) Tiefbau ,0 Straßenbau ,9 Tunnelbau ,5 Rohrleitungs- und Kabelnetzleitungs-tiefbau 681-9,9 Bau von Bahnverkehrsstrecken ,3 Brücken- und Hochstraßenbau 63-16,1 Wasserbau 30-38,1 Sonstiger Tiefbau 32-18,2 Abbruch- und vorbereitende Baustellenarbeiten 3) 33-22,3 1) gerundete Werte; 2) Veränderung zum , 3) einschließlich Hochbau Quelle: Statistik Austria Die Bauproduktion in Österreich sank 2010 um real fast 5%, der Tiefbau gar um 8%. Im Jahr 2009 war die Bauwirtschaft bereits um 4% rückläufig gewesen, der Tiefbau hatte -9,5% zu verkraften. Es fehlen mehr und mehr Tiefbauaufträge, die lange Zeit die Branchenkonjunktur - insbesondere im Rahmen der Maßnahmen der sogenannten Konjunkturpakete - stützten. Produktionswert im österreichischen Tiefbaugewerbe nach Sparten (in Mio. Euro; Veränderung in %) 1) Kennziffer 2010 Veränderung Trend ) 2010/09 Vorbereitende Baustellenarbeiten 765-4,0-5,3 2) Abbruch-, Spreng- und 740-2,8-5,7 Erdbewegungsarbeiten Test- und Suchbohrungen 25-29,5 8,0 Tiefbau, insgesamt ,4-13,6 Straßenbau ,6-20,7 Rohrleitungs- und Kabelnetzleitungstiefbau ,4-7,5 Tunnelbau ,8-40,6 Bau von Bahnverkehrsstrecken ,4-18,4 Wasserbau ,6 11,4 Brücken- und Hochstraßenbau ,4-27,1 Sonstiger Tiefbau ,1 2,9 1) Wert der technischen Gesamtproduktion, der geringer ist als der Branchenumsatz; Rundungsdifferenzen nicht ausgeglichen; 2) einschließlich Hochbau, 3) Veränderung Januar bis April 2011 gegenüber Januar bis April 2010 Quelle: Statistik Austria 2 Branche kompakt

4 Eines der größten laufenden Infrastrukturvorhaben ist der neue Hauptbahnhof Wien, der mit einer Größe von 109 ha auf dem Gelände des abgerissenen Südbahnhofs entsteht. Bei dem Projekt mit einer Gesamtinvestitionssumme von fast 900 Mio. Euro geht es nicht nur um eine Verkehrsstation, sondern um die Entwicklung eines gesamten Stadtviertels. Mit Büroflächen im Ausmaß von qm, neuen Wohnungen für rund Menschen, einem 8 ha großen Park sowie Schulen und Kindergärten soll dort eine Stadt in der Stadt mit hoher Qualität für eine Wohn- und Arbeitsbevölkerung von rund Menschen entstehen. Mit umfangreichen Investitionen will A1 Telekom Austria, der ehemals staatliche Fernmeldemonopolist, sein Netz modernisieren. Im Zeitraum 2009 bis 2013 sind mehr als 1 Mrd. Euro zum Ausbau des Glasfaserfestnetzes eingeplant. Bislang konnten über 1,5 Mio. Haushalte und Unternehmen einen Anschluss an ein solches Breitbandnetz beantragen, bis 2013 sollen es 2 Mio. sein. Die Herausforderung in den nächsten beiden Jahren ist vor allem der Anschluss ländlicher Regionen an das Netz. A1 Telekom Austria experimentiert zurzeit mit dem Einsatz der sogenannten Nano-Trench- Technologie, mit der Glasfaserkabel kostengünstig in sehr kleinen Kanälen direkt in der Asphaltoberfläche verlegt werden. Für denselben Zeitraum sind 500 Mio. Euro zur Modernisierung des Mobilfunknetzes vorgesehen. Ziel ist es, rund Basisstationen an das Glasfasernetz anzubinden (AirToFiber). Laut Statistik Austria gehen die Baukosten weiterhin nach oben. Der vierteljährlich berechnete Tiefbaupreisindex ist in den ersten drei Monaten 2011 gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,8% gestiegen. Damit hält sich trotz rückläufiger Umsätze ein Aufwärtstrend, denn 2010 und 2009 war der Preisindex im Tiefbau um 6 beziehungsweise 5% nach oben geschossen. Ausgewählte Großprojekte in Österreich (in Mio. Euro) Vorhaben Investitionssumme Projektstand Anmerkungen Koralmbahn, neue Bahntrasse von Graz nach Klagenfurt Brennerbasistunnel; österreichisch-italienisches Gemeinschaftsprojekt Ausbau Wasserkraft in Tirol Ausbau des Glasfaserfestnetzes für Telefon- und Datendienste Bis zu Etwa Bauphase in Teilabschnitten, kompletter Abschluss ca Bauphase, eigentlicher Baubeginn des Tunnels etwa 2015/16 Über Masterplan für vier Wasserkraftwerke Umsetzung 2009 bis 2013 Streckenlänge 130 km (davon Koralmtunnel 32,9 km) sowie 10 Bahnhöfe bzw. Haltestellen; Auftraggeber: Österreichische Bundesbahn (ÖBB) 55 km Länge, Herzstück der Bahnverbindung Berlin- Palermo bzw. Innsbruck-Bozen, prioritäres EU-TEN-Projekt; Projektträger A1 Telekom Austria; FTTH (Fiber to the Home) Germany Trade & Invest 3

5 Ausgewählte Großprojekte in Österreich (in Mio. Euro) (Forts.) Vorhaben Investitionssumme Projektstand Anmerkungen Modernisierung Mobilfunknetz durch Anbindung von Basisstationen an Glasfasernetz Wasserkraftwerk Reißeck II Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 500 Umsetzung 2009 bis Bauphase, Fertigstellung 2015 Projektträger A1 Telekom Austria Pumpspeicherkraftwerk der Verbund AG; Produktion/Branchenstruktur Ende 2010 zählte die österreichische Baubranche knapp Unternehmen mit Beschäftigten. Diese erzielten einen Umsatz von 37 Mrd. Euro. Daten zur österreichischen Bauwirtschaft (Veränderung in %) Kennzahl Veränderung 2010/09 Umsatz insgesamt (in Mrd. Euro) 35,6 37,0 3,8 Unternehmen (Anzahl) *) ,0 Beschäftigte *) ,8 Auftragseingangsindex (2005 = 100) Hochbau 114,8 116,9 1,8 Tiefbau 106,0 99,4-15,0 *) zum Stichtag Quelle: Statistik Austria Die Top-150-Baufirmen des Landes erwirtschafteten rund 90% des Branchenumsatzes. Bedeutende private Bauunternehmen in Österreich (Auswahl; Umsatz in Mio. Euro) Unternehmen Umsatz 2010 Beschäftigte Internetadresse 2010 Strabag SE, Wien Alpine Bau GmbH, Wals Allgemeine Baugesellschaft - A. Porr AG, Wien Branche kompakt

6 Bedeutende private Bauunternehmen in Österreich (Auswahl; Umsatz in Mio. Euro) (Forts.) Unternehmen Umsatz 2010 Beschäftigte 2010 Internetadresse Swietelsky Baugesellschaft mbh, Linz Habau Hoch- und Tiefbaugesellschaft mbh, Perg Wolf Holding GmbH, 440 *) *) Scharnstein Bauunternehmung Granit GmbH, Graz *) 306 *) *) *) Angaben für 2009 Quellen: Solid ( Unternehmensangaben Geschäftspraxis Besondere Hürden bei der Auftragserlangung für deutsche Unternehmen existieren nicht. Die kostenpflichtige Online-Datenbank enthält Ausschreibungen der Landesamtsblätter, der Wiener Zeitung und der Europäischen Union (TED). Bei größeren Vorhaben empfiehlt sich die Kooperation mit örtlichen Partnern. Die allgemeinen Vertragsbestimmungen für Bauleistungen regelt verbindlich die ÖNORM B 2110 der Austrian Standards Plus GmbH (Österreichisches Institut für den gesamten Normenbereich), die in einer neuen Struktur Ende 2008 in Kraft trat. Das Institut ist die Plattform für die Entwicklung von Normen, Standards und Regelwerken, die unter abgerufen werden können. Hier ist auch ein Bauschiedsgericht angesiedelt. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Österreich Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Portal 21 Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa Zuständiges Bundesministerium Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) Bundesinnung Bau, Geschäftsstelle Bau, bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Verwaltung der bundeseigenen Immobilien Offizieller Branchenverband Germany Trade & Invest 5

7 (Forts.) Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen Vereinigung industrieller Bauunternehmen Personell eng mit der WKÖ verbunden Österreichs (VIBÖ) Eurobau Internetplattform zu Baustoffen, Unternehmen der Bauwirtschaft, Normen Architektur & Bau Forum Fachzeitschrift und Internetplattform Solid - Wirtschaft und Fachzeitschrift Technik am Bau Bauzeitung Fachzeitung 6 Branche kompakt

8 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Autor: Axel Simer, Bonn/Wien Redaktion: Martina Wohlgemuth Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartnerin: Dr. Elfi Schreiber Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: August 2011 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg Registernummer: HRB B Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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