Treibhausgas-Bilanzierung der Landnutzungen und der empfohlenen Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen
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- Kurt Zimmermann
- vor 7 Jahren
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1 Anhang II ierung der Landnutzungen und der empfohlenen Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen (A) Berechnungsgrundlagen Für die Berechnung der CO 2 -Äquivalente in der Bilanz im Kap. 6.3, in der Maßnahmen- Checkliste im ANHANG IV, und in den Plänen 2 und 4 wurden die nachfolgenden Grundlagen verwendet. Hierbei handelt es sich um Durchschnittswerte aus der Fachliteratur (s.u.). Die tatsächlichen Werte können in jedem konkreten Einzelfall abweichen. Wald bindet im deutschen Durchschnitt 8,5 t Hektar und Jahr (UBA 2009) 1 Grünland auf mineralischem Boden bindet im europäischen Durchschnitt 2,2 t CO 2 - Hektar und Jahr (JANSSENS et al. 2005) 2 Acker auf mineralischem Boden setzt im europäischen Durchschnitt 2,6 t Hektar und Jahr frei (JANSSENS et al. 2005) 2 Naturnahes Niedermoor setzt im Mittel 0,4 t Hektar und Jahr frei (HÖPER 2007) 3 Extensiv genutztes Grünland auf entwässertem setzt im Mittel 16,2 t Hektar und Jahr frei 3 (HÖPER 2007) Forst auf entwässertem setzt im Mittel 17,4 t Hektar und Jahr frei (HÖPER 2007) 3 1 Quelle: UMWELTBUNDESAMT (UBA) (2009): Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar (Abschnitt , S. 499). Berechnet aus Daten der Bundeswaldinventuren 1987 und 2002 sowie aus den Daten der Forsteinrichtung (BML, 1994) ergibt sich für die deutschen Wälder im Durchschnitt eine deutliche Kohlenstoff- Vorratszunahme von 2,32 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar und Jahr. Dies entspricht bei einem stöchiometrischen Faktor von 3,667 einem CO 2 -Äquivalent von 8,5 Tonnen pro Hektar und Jahr. (Der stöchiometrische Faktor ist ein Zahlenwert, mithilfe dessen der Massenanteil eines Elements in jeder beliebigen Stoffportion berechnet werden kann.) Die Wälder der Bundesrepublik Deutschland sind damit insgesamt eine Nettosenke für Treibhausgase. Für die Treibhausgasinventare wurden die Veränderungen in Totholz, Streu und Boden entsprechend der sogenannten Tier 1-Annahme", wonach sich diese Vorräte unter bestehendem Wald nicht ändern, vernachlässigt. Nach aktuellen Untersuchungen wirken Wälder nicht nur im jungen Alter als Treibhausgas-Senke. Alter Wald (Altgehölz, > 200 Jahre) bindet im Durchschnitt sogar 8,8 t CO 2 - Hektar und Jahr (LUYSSAERT et al. 2008). 2 Quelle: JANSSENS et al. (2005): The carbon budget of terrestrial ecosystems at country-scale - a European case study; zitiert u.a. im Umweltgutachten 2008 des Sachverständigenrates für Umweltfragen (DIE BUNDESREGIERUNG 2008). 3 Quelle: HÖPER (2007): Freisetzung von Treibhausgasen aus deutschen Mooren. Telma 37: Die Werte geben die Treibhausgasemissionen unterschiedlicher Nutzungsformen auf Mooren wieder; es handelt sich um Mediane aus verschiedenen Moorgebieten mit hoher Varianz der Werte; die Treibhausgasemissionen sind als aufsummierte Freisetzungsraten für Kohlendioxid, Methan und Lachgas in Tonnen CO 2 pro Hektar und Jahr bezogen auf einen Zeithorizont von 500 Jahren (Global Warming Potential GWP500) angegeben. 1
2 Intensivgrünland auf entwässertem setzt im Mittel 20,6 t CO 2 -Äquivalent pro Hektar und Jahr frei 3 (HÖPER 2007) Acker auf entwässertem setzt im Mittel 43,3 t Hektar und Jahr frei 3 (HÖPER 2007) Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen setzen im Mittel 296,7 t CO 2 pro Hektar und Jahr frei 4 B) ierung der Landnutzungen in Lübeck (zu Plan 2) Aktuelle Landnutzungen mit Treibhausgas-Freisetzung Landnutzung (ohne Gewässerflächen) Flächengröße in Lübeck Hektar und Jahr (Durchschnittswerte) Jahr in Lübeck insgesamt Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen Acker auf entwässertem Intensivgrünland auf entwässertem Forst auf entwässertem Extensivgrünland auf entwässertem ha (+ 296,7)* ( )* 31 ha + 43, ha + 20, ,6 ha + 17, ha + 16, Acker auf Mineralboden ha + 2, Naturnahe Niedermoore, Röhrichte, Bruchwälder, Nass- und Feuchtwiesen Gesamt (ohne Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen) ha + 0, * Die Werte der ersten Zeile beinhalten lediglich CO 2 -Emissionen und keine weiteren Treibhausgase (sind also keine Äquivalente). Die entsprechenden Werte für CO 2 -Äquivalente wären erfahrungsgemäß um ca. 5-10% größer. 4 Herleitung: In Lübeck werden von Wirtschaft, Verkehr und Privathaushalten 1,8 Mio. Tonnen CO2 - Jahr produziert (Quelle: URS 2010: Klimaschutz in Lübeck. Integriertes Rahmenkonzept. Endbericht Oktober 2010). Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen nehmen in Lübeck 6.065,9 ha ein (Quelle: Landschaftsplan der Hansestadt Lübeck 2008). Pro Hektar und Jahr werden auf ihnen demnach durchschnittlich 296,7 Tonnen CO 2 freigesetzt. 2
3 Aktuelle Landnutzungen mit Treibhausgas-Bindung Landnutzung (ohne Gewässerflächen) Flächengröße in Lübeck Hektar und Jahr (Durchschnittswerte) Jahr in Lübeck insgesamt Grünland, Ruderal und Grünflächen a Mineralboden Wald und waldähnliche Flächen auf Mineralboden Gesamt ha -2, ha - 8, (C) ierung von Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen sowie von Landnutzungsänderungen (zu Plan 4) Die Bilanzierung der Maßnahmen erfolgt durch Berechnung der Differenzen der durchschnittlich zu erwartenden Treibhausgasbilanzen der jeweiligen Landnutzungen vor und nach den Maßnahmen. Demnach ergibt sich zum Beispiel bei Renaturierung von Intensivgrünland auf entwässertem zu einem naturnahen Niedermoor eine Einsparung von 20,6-0,4 = 20,2 Tonnen Hektar und Jahr. Dieser Ansatz ist eher vorsichtig - unter guten Voraussetzungen könnten die tatsächlich möglichen Einsparungen der Maßnahmen bedeutend höher sein. Gemäß BERGMANN & DRÖSLER (2009) in Die Bedeutung von Mooren als CO 2 -Senken" können zum Beispiel bei optimaler Durchführung einer Niedermoorrenaturierung nicht 20 sondern bis zu 30 Aquivalent pro Hektar und Jahr eingespart werden. Demnach ergeben sich folgende Durchschnittswerte für die Treibhausgas-Einsparungen der einzelnen denkbaren Renaturierungs- und Entwicklungsmaßnahmen: I. Maßnahmen, die zur Bindung von Treibhausgasen oder zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen führen Ackerland auf entwässertem zu naturnahem Niedermoor renaturieren (wiedervernässen, Nutzung einstellen) Ackerland auf entwässertem zu Extensivgrünland entwickeln (Bodenbearbeitung einstellen, extensiv als Dauergrünland nutzen gemäß den einschlägigen Bewirtschaftungsauflagen des Vertragnaturschutzes für Niedermoorgebiete) Ackerland auf entwässertem zu Wald entwickeln (aufforsten) Ackerland auf entwässertem zu Intensivgrünland entwickeln (nicht jährlich umbrechen) Intensivgrünland auf entwässertem zu naturnahem Niedermoor renaturieren (wiedervernässen, Nutzung einstellen) (gebundene Tonnen - 42,9-27,1-25,9-22,7-20,2 3
4 I. Maßnahmen, die zur Bindung von Treibhausgasen oder zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen führen Wald/Forst auf entwässertem zu naturnahem Niedermoor renaturieren (wiedervernässen, biotopfremde Gehölze entfernen, Nutzung einstellen) Extensivgrünland auf entwässertem zu naturnahem Niedermoor renaturieren (wiedervernässen, Nutzung einstellen) Ackerland auf mineralischem Boden zu naturnahem Wald entwickeln (gemäß den Grundsätzen der naturnahen Waldnutzung des Stadtwaldes Lübeck bewirtschaften) oder naturferne Forsten zu naturnahem Wald renaturieren (gebundene Tonnen - 17,0-15,8-11,1 Intensivgrünland auf mineralischem Boden zu Wald entwickeln - 6,3 Ackerland auf mineralischem Boden zu Grünland entwickeln (nicht jährlich umbrechen) Intensivgrünland auf entwässertem zu Extensivgrünland entwickeln (entsprechend den einschlägigen Bewirtschaftungsauflagen des Vertragnaturschutzes, z.b. ein- bis zweischürige Mahd oder ganzjährige Beweidung mit max. 1 Großvieheinheit pro Hektar Intensivgrünland auf entwässertem zu Wald entwickeln - 4,8-4,4-3,2 Umgekehrt ergeben sich folgende Durchschnittswerte bei umweltschädlichen Nutzungsänderungen: II. Nutzungsänderungen, die zur Freisetzung von Treibhaus gasen führen (freigesetzte Tonnen Naturnahes Niedermoor entwässern und in Ackerland + 42,9 Extensivgrünland auf entwässertem in Ackerland + 27,1 Wald auf entwässertem in Ackerland + 25,9 Intensivgrünland auf entwässertem in Ackerland Naturnahes Niedermoor entwässern und in Intensivgrünland + 22,7 + 20,2 Naturnahes Niedermoor entwässern und in Forstflächen + 17,0 4
5 II. Nutzungsänderungen, die zur Freisetzung von Treibhaus gasen führen (freigesetzte Tonnen Naturnahes Niedermoor entwässern und in Extensivgrünland + 15,8 Wald auf mineralischem Boden in Ackerland + 11,1 Wald auf mineralischem Boden in Intensivgrünland + 6,3 Grünland auf mineralischem Boden in Ackerland + 4,8 Extensivgrünland auf entwässertem zu Intensivgrünland Wald auf entwässertem zu Intensivgrünland + 4,4 + 3,2 Entsprechend sind Erhaltungsmaßnahmen, die zu keiner zusätzlichen Bindung von Treibhausgasen oder Verringerung von Treibhausgasemissionen führen, von großer Bedeutung für den Klimaschutz. Sie verhindern die Freisetzung von Treibhausgasen aufgrund klimaschädlicher Nutzungsänderungen. 5
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