Biologische Psychologie II
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- Caroline Straub
- vor 7 Jahren
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1 Biologische Psychologie II Kapitel 12 Hunger, Essen und Gesundheit
2 Zuerst ein paar Zahlen über verschiedene Zustände in den USA: Einer Schätzung zufolge erfüllen mehr als die Hälfte der erwachsenen Amerikaner die aktuellen Adipositas-Kriterien! Fettsucht! Jährlich werden 45 Milliarden Dollar zur Behandlung damit assoziierter Krankheiten ausgegeben! Kosten für diesbezügliche Arbeitsausfälle belaufen sich auf 23 Milliarden Dollar 33 Milliarden Dollar werden für gewichtsreduzierende Massnahmen ausgegeben 3 % der jugendlichen Amerikaner leiden an Anorexia nervosa (Magersucht!) Man geht oft davon aus, dass Hunger und Essen dann angestossen werden, wenn Energiereserven unter ein bestimmtes Niveau sinken! Offensichtlich ist dies aber nicht der Fall! Es muss noch andere Faktoren geben!
3 Der Mann, der vergaß, dass er bereits gegessen hat! (also kein Energiedefizit!) Essen versorgt den Körper mit Energie! Verdauung: Aufspaltung von Nahrung + Aufnahme der Bestandteile! Verdauung liefert dem Körper Energie in 3 Formen: Lipide (Fette) Aminosäuren (Abbauprodukte der Eiweisse) Glukose (Abbauprodukt von Kohlenhydraten) Energie wird in 3 Formen gespeichert: In Form von Fetten, Glykogen und Proteinen!
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5 Glykogen wird hauptsächlich in der Leber gespeichert und kann schnell in Glukose umgewandelt werden, die als direkt nutzbare Energiequelle dient! Fett ist aber die wichtigste Art der Energiespeicherung! Fett kann doppelt so viel Energie speichern wie Glykogen! Glykogen ist wasseranziehend! (würde mehr Körpergewicht bedeuten!) Energiestoffwechsel (chemische Veränderungen!) läuft in 3 Phasen ab: 1) Cephalische Phase: Bedeutet das rein kognitive Verarbeiten sensorischer Information, die von Nahrung ausgeht! (Essen sehen; an Essen denken!) Die cephalische Phase endet, sobald die Absorption der Nahrung in den Blutstrom beginnt! 2) Absorptive Phase: Die in den Blutstrom absorbierte Energie deckt den unmittelbaren Bedarf des Körpers! 3) Fastenphase: Ungespeicherte Energie wurde aufgebraucht und Reserven werden abgebaut!
6 Der Energiestoffwechsel wird über 2 Hormone der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) reguliert: Insulin und Glukagon Während der cephalischen und der absorptiven Phase wird viel Insulin und wenig Glukagon in den Blutstrom freigesetzt! Insulin: 1) Es fördert die Nutzung von Glukose 2) Es fördert die Umwandlung von Nährstoffen in Formen, die speicherbar sind (Glykogen, Fett und Proteine) 3) Es fördert die Speicherung von Glykogen in der Leber und in den Muskeln, von Fett in Fettgewebe und von Proteinen in Muskeln! Insulin senkt den Nährstoffspiegel im Blut, um eine neue Nährstoffaufnahme zu ermöglichen! Während der Fastenphase wird viel Glukagon freigesetzt (wenig Insulin)! Glukagon: Es fördert die Freisetzung freier Fettsäuren aus dem Fettgewebe zur Energienutzung!
7 Ein hoher Glukagonspiegel stimuliert zudem die Umwandlung von freien Fettsäuren in Ketone. Ketone können während einer Fastenphase von Muskeln als Energiequelle genutzt werden!
8 Theorien zu Hunger und Essen: 1) Sollwerthypothese Oft wird angenommen, dass Hunger auf einen Energiemangel zurückzuführen ist! Essen wäre dann die Reaktion darauf, um die Reserven wieder auf einen Sollwert zu bringen! Vergleich mit Thermostat-Heizung (negative Rückkopplung!) (Sollwertmechanismus Detektormechanismus Effektormechanismus) 2) Glukostatische und lipostatische Sollwerttheorien Der Sollwert bezieht sich entweder auf den Blutzucker, oder auf das Körperfett! 3) Die positive Anreizperspektive Die Antizipation der positiven Wirkung des bevorstehenden Essens veranlasst zur Nahrungsaufnahme! (wie Sexualverhalten!) Anreize sind z.b. Geschmack, gerlernte oder erfahrene Wirkung der Nahrung,..
9 Die Anreiztheorien erkennen an, dass viele Faktoren interagieren! Die Anreiztheorien sind besser geeignet, Hunger und Essen zu erklären als die Sollwerttheorien! Physiologische Forschung über Hunger und Sättigung: In den 1950ern schienen Experimente daraufhinzuweisen, dass der ventromediale Hypothalamus mit Sättigung zusammenhängt und der laterale Hypothalamus mit prinzipieller Nahrungsaufnahme! konnte kaum bestätigt werden! Nach mehreren weiteren Experimenten, die auch den Magen-Darm-Trakt als Untersuchungsgegenstand hatten, wurde erkannt, dass Teile davon chemische Substanzen in die Blutbahn freisetzen (z.b. Cholecystokinin; Peptid!). diese Peptide liefern dem Gehirn Informationen über die Menge und die Beschaffenheit der Nahrung im Magen-Darm-Trakt (spielt eine Rolle für Sättigung)! Viele Sättigungspeptide besitzen auch Rezeptoren im Hypothalamus, deswegen wurde die Rolle des Hypothalamus bei der Nahrungsaufnahme wieder ins Spiel gebracht!
10 Regulation des Körpergewichts: Das Modell eines dynamischen Gleichgewichts geht davon aus, dass das Körpergewicht dazu neigt, um einen natürlichen Gleichgewichtspunkt herum zu schwanken! Das Undichtes-Fass-Modell! (Körpergewichtshomöostase!) Das entsprechende Niveau ist weder vorbestimmt noch wird es aktiv verteidigt! deswegen handelt es sich um ein Gleichgewicht und keinen Sollwert! Anhaltende Veränderungen in einem der Parameter, die das Körpergewicht beeinflussen, erzeugen einen neuen Gleichgewichtspunkt!
11 Übergewicht beim Menschen (Adipositas): Energieaufnahme überschreitet den Energieverbrauch! Warum essen manche Menschen mehr als andere? - Geschmackspräferenz für kalorienreiche Nahrung! - manche Familien oder Kulturen fördern übermäßige Nahrungsaufnahme! - manche Menschen reagieren besonders stark auf Nahrung in der cephalischen Phase! Was den Verbrauch von Energie anbelangt, unterscheiden sich Menschen eindeutig in dem Ausmaß ihrer Bewegung! Es gibt aber auch Unterschiede im Bezug auf den Grundumsatz und in der Fähigkeit, auf eine Fettzunahme mit nahrungsinduzierter Thermogenese zu reagieren. Ein weiterer Faktor wird als NEAT bezeichnet (nonexercise activity thermogenesis) z.b. Zappeln, Aufrechterhaltung der Körperhaltung und des Muskeltonus!
12 Warum sind Diätprogramme meist nicht langfristig effektiv? Das Gleichgewichtsmodell sagt voraus, dass der Großteil des verlorenen Gewichts wieder zugenommen wird, sobald die Diät beendet wird! der Schlüssel zum Erfolg ist eine andauernde Veränderung des Lebenstils!
13 Anorexia nervosa (Untergewicht): Bei der Anorexia nervosa wird zu wenig Nahrung aufgenommen! Der Großteil der Anorexie-Patienten sind Frauen! Bemerkenswert ist, dass sich Anorektiker oft als dick wahrnehmen, trotz ihres abgemagerten Erscheinungsbilds! Bei 50% kommt es zu regelmäßigen Essanfällen, auf die dann oft Gegenmaßnahmen folgen, wie z.b. die Einnahme von Abführmitteln oder selbstinduziertes Erbrechen! Menschen, die sich in einem solchen Kreislauf befinden, jedoch keinen extremen Gewichtsverlust zeigen, leiden an Bulimia nervosa! der große Druck eines gesellschaftlich betonten Schlankheitsideals führt oft zu Diätverhalten! Diejenigen, die stark kontrolliert, rigide und zwanghaft sind, entwickeln eine solche Störung!
14 Biologische Psychologie II Kapitel 13 Hormone und Sexualitä Sexualität
15 Erste Gedanken zum Thema: Es ist falsch zu denken, dass Männer und Frauen diskrete, einander ausschließende und komplementäre Kategorien sind! Es ist falsch davon auszugehen, dass es weibliche Sexualhormone gibt, die Frauen ihren weiblichen Körper verleihen und weibliche Verhaltensweisen induzieren! Gleiches gilt auch für Männer! Es ist falsch davon auszugehen, dass es männliche Sexualhormone gibt, die Männern ihren Körper verleihen und männliche Verhaltensweisen induzieren! es ist faszinierend, dass unser Geschlecht durch ein paar Schnitte und ein paar Hormonspritzen geändert werden kann! es ist auch faszinierend, dass kognitive Leistungen von Hormonen abhängig sind! (Studie!)
16 Das neuroendokrine System: Das endokrine System im Allgemeinen schliesst eigentlich auch Organe mit ein, die nicht nur Hormone freisetzen! (z.b. Magen und Darm!) Die endokrinen Drüsen!
17 Drüsen allgemein: Es gibt exokrine Drüsen und endokrine Drüsen! Exokrin bedeutet, dass die Produkte (chemische Substanzen) durch einen oder mehrere Gänge meist an die Körperoberfläche freigesetzt werden! Endokrin bedeutet, dass die Produkte direkt ins Kreislaufsystem freigesetzt werden, sodass diese dann an ihr spezifisches Ziel gelangen können! Hormone (chemische Substanzen!) stammen von endokrinen Drüsen! Hormone: Meist lassen sich Hormone zu einer der folgenden Kategorien zuordnen: Aminosäurederivate Peptide und Proteine Steroide
18 Aminosäurederivate werden aus einem Aminosäuremolekül sythetisiert! Peptid- und Proteinhormone sind Ketten von Aminosäuren! Steroidhormone werden aus Cholesterol (oder Cholesterin) synthetisiert! Steroidhormone spielen bei der Sexualentwicklung und beim Sexualverhalten die wichtigste Rolle! Steroidhormone können durch ihre geringe Grösse und ihre Fettlöslichkeit durch Zellmembranen hindurch in das Cytoplasma und bis an den Zellkern vorstossen, um direkt Genexpression zu beeinflussen! Die anderen Hormone können zwar auch Genexpression beeinflussen, aber nicht direkt, da sie nicht durch die Zellmembran dringen können! (passiert eher selten!) Steroidhormone haben die unterschiedlichsten lang anhaltenden Wirkungen auf Zellfunktionen!
19 Die Gonaden: Gonaden = Keimdrüsen (Hoden und Eierstöcke!) Die Hoden produzieren Spermien und die Eierstöcke produzieren Eizellen! Nach einer Kopulation kann sich ein Spermium mit einer Eizelle vereinigen, um zu einer Zygote zu werden ( aus 2 x haploid wird einmal diploid! ) wir wissen bereits, dass die Zygote 23 Chromosomenpaare hat, wobei jeweils 1 Chrosom eines solchen Paars vom Vater kommt und das andere von der Mutter! wir wissen auch, dass ein Chromosomenpaar die so genannten Geschlechtschromosomen beinhaltet! Frauen haben zwei grosse X-Chromosomen Männer haben ein grosses X-Chromosom und ein kleines x- Chromosom (meist Y-Chromosom genannt!) Folglich ist das Geschlechtschromosom jeder Eizelle ein X-Chromosom, während die eine Hälfte der Spermazellen ein X-Chromosom und die andere Hälfte ein Y-Chromosom hat!
20 Das Geschlecht eines Menschen wird also letztlich dadurch bestimmt, welche der Spermazellen des Vaters den berühmten Wettlauf zur Eizelle gewinnt! Steroide Sexualhormone: Die Gonaden setzen auch Steroidhormone frei! Dabei setzen die Hoden und die Eierstöcke diegleichen Hormone frei! Die 2 wichtigsten Keimdrüsenhormone sind: Androgene und Östrogene. Testosteron ist das häufigste Androgen und Östradiol das häufigste Östrogen! beide Geschlechter produzieren beides, deshalb sollte man nicht unbedingt von weiblichen und männlichen Sexualhormonen sprechen! Die Gestagene (z.b. Progesteron) stellen eine 3te Art von Steroidhormonen dar, die von den Gonaden freigesetzt werden!
21 Progesteron ist das häufigste Gestagen (es bereitet bei Frauen die Gebärmutter und die Brüste auf eine Schwangerschaft vor)! Hormone der Hypophyse (Hirnanhangdrüse): Die meisten Hormone der Hypophyse sind glandotrope Hormone! (glandotrop bedeutet, dass diese Hormone die Freisetzung von Hormonen anderer Drüsen stimulieren!) deswegen der Begriff Steuerungsdrüse! Die Hypophyse besteht aus einem Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse) und einem Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse)! Der Hinterlappen entwickelt sich aus hypothalamischem Gewebe und hängt an einem Hypophysenstiel herab! Der Vorderlappen entwickelt sich aus einem Gewebe, welches auch den Gaumen bildet. Nach Ausdifferenzierung wandert dieses Vorderlappengewebe dann nach oben und platziert sich direkt vor den Hinterlappen! (Evolution!!) Vor allem der Vorderlappen setzt glandotrope Hormone frei!
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23 Hauptunterschied zwischen endokrinen Funktionen von Frauen und Männern: Der Spiegel der Sexualhormone und der gonadotropen Hormone ist bei Frauen einem Zyklus unterworfen, der sich ca. alle 28 Tage wiederholt! (Menstruationszyklus!) Bild:MenstrualCycle de.svg
24 Bei Männern gibt es keinen solchen Zyklus, die Spiegel der Sexualhormone und der gonadotropen Hormone zeigen somit keine regelmäßigen Schwankungen! wie kommt es zu diesen Zyklen? Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Hypophyse nicht von Natur aus weiblich oder männlich ist! (Rattenstudie!) Tatsächlich unterliegt die Steuerungsdrüse selbst einer Steuerung!
25 Es wurde erkannt, dass es eine neuronale Kontrolle gibt! Jahreszeitliche Schwankungen im Tag-Nacht-Zyklus lösen Veränderungen in der fortpflanzungsrelevanten Hormonfreisetzung aus! irgendwie muss es eine lichtgesteuerte neuronale Kontrolle geben! Da die Hypophyse ja am Hypothalamus hängt, liegt der Schluss nahe, dass der Hypothalamus eine neuronale Kontrolle über die Hypophyse hat! (So ist es auch!) Der Hypophysenhinterlappen erhält tatsächlich neuronalen Input vom Hypothalamus! Der Hypophysenvorderlappen allerdings hat überhaupt keinen neuronalen Input!
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