Unternehmungsuniversitäten: Chance oder Trojanisches Pferd?
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- Karlheinz Knopp
- vor 8 Jahren
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1 Unternehmungsuniversitäten: Chance oder Trojanisches Pferd? 1. Vorbilder: US-amerikanische Vorbilder, insbes. General Electric, Arthur Andersen, Disney Corp., Motorola, McDonalds, Coca Cola Company. 2. Stichprobe: Deutsche Bank AG Columbus Project, Lufthansa AG mit Lufthansa School of Business, kein Zugriff auf die Unternehmungsuniversitäten der Bertelsmann AG und der Daimler-Chrysler AG sowie die Academy der Metallgesellschaft.
2 3. Ziele Offizielle Ziele: a) Beschleunigung theoriebasierter Lernprozesse b) Erschließung des in der Unternehmung vorhandenen Wissens für alle potentiellen unternehmungsinternen Nutzer (best practice konzernintern) c) bessere Verknüpfung von Unternehmungsstrategien und Lerninhalten d) lebenslanges Lernen für Viele (LH) e) Aufbau von intellektuellem Kapital f) Führungskräfteentwicklung g) Verbesserung der Unternehmungsreputation auf dem Kapitalmarkt Inoffizielle Ziele: a) Schaffung von Unternehmungsidentität bei zunehmender Internationalisierung und Diversifizierung durch Erfahrungsaustausch und Standardisierung von Problemlösungen b) Ausbau der Spezifität von Problemlösungen für die Unternehmung c) Entwicklung von unternehmungstypischer Lernkultur d) Employability e) Vergabe von hauseigenen Abschlüssen mit Graden und Titeln. Angestrebt wird der MBA.
3 4. Prämisse: Deutsche Universitäten sind nicht in der Lage, das in der Praxis benötigte Wissen zu vermitteln und Fortbildung erfolgreich zu betreiben. 5. Adressaten: Mittlere und obere Führungskräfte des Konzerns mit Vorrang. Unteren Führungskräften und Sachbearbeitern werden über das Intranet Lernprogramme angeboten, die weitgehend standardisierte Lösungen für unternehmungsspezifische Probleme vermitteln. Bei LH Schwerpunkt der Adressaten bei Nachwuchskräften. 6. Schnittmenge mit der Personalentwicklung: Derzeit noch Identität 7. Methodischer Ansatzpunkt und Kooperationen: a) rechner- und mediengestützte Virtualisierung der unternehmungsinternen Wissensvermittlung. b) Unterstützung durch -vor allem amerikanische und britische- Universitäten. Lufthansa und Deutsche Bank kooperieren gegen Honorar insbesondere mit der amerikanischen Duke- University, die ihre Lernprogramme fast vollständig virtualisiert hat und praktisch als Fernuniversität auftritt. Weitere Kooperationspartner: University of Lancaster (UK), INSEAD (F).
4 8. Lehrprogramme: DB LH Lernobjekte Dozenten Strategische Projekte für internationalelerngruppen, Begleitseminare, Implementationshilfen, gelenkte Implementation Konzerneigene Führungskräfte und Fachleute, Dozenten universitärer Kooperationspartner, Unternehmungsberater Wissensmanagement Unternehmungskultur, Fachwissen für Aus- und Fortbildung, Strategieentwicklung und -unterstützung, Strategieabstimmung mit Kooperationspartnern, Führungswissen Konzerninterne und - externe Führungskräfte und Fachleute, Dozenten universitärer Kooperationspartner vor allem aus den USA und UK
5 9. Hardware 10. Software DB Arbeitsplatzrechner mit Monitoren und Kameras, Client-Server-Struktur, weltweites Intranet mit Glasfaserkabeln und Satellitenkanälen, Business-TV mit Servern, Zugriff auf das Internet geplant Zentrale Datenbank mit interaktiv nutzbaren Lernprogrammen für Standardprobleme des Bankgeschäfts ( Columbus-Projekt ), virtuelles Handbuch der Lernangebote, derzeit Pilotprojekt in Wuppertal, Whiteboard für Ideenmanagement, und Newsgroups, Videokonferenzen, Test-Maschine zur Überprüfung individueller Lernerfolge (in Entwicklung), weiterer Ausbau von Multimedia geplant, aber noch unklar. LH Arbeitsplatzrechner, Client-Server-Struktur, konzernweites Intranet
6 DB LH 11. Zertifizierung von Abschlüssen ungelöst 12. Kooperation mit dem Betriebsrat Konfrontation, da der BR die Aufdeckung entwicklungsschwacher Kandidaten befürchtet ungelöst außer für BAund VWA-Abschlüsse, interne Abschlüsse, neue Berufe mit internem Abschluß keine Aussagen 13. Verknüpfung von Personal- und Organisations- Entwicklung Fehlanzeige angestrebt 14. Erstattung von Bildungsaufwendungen durch die Entwicklungsadressaten offen ja, für unspezifische Weiterqualifikation
7 15. Folgerungen: Ausbildungsziele und -inhalte von Unternehmungsuniversitäten sind weder universitär noch fachhochschulorientiert, sondern ausschließlich unternehmungsorientiert: Das vermittelte Wissen ist unternehmungsspezifisch. Eine theoretische Untermauerung der Lerninhalte ist ebensowenig erkennbar wie eine nennenswerte Breite der Ausbildung. Das Ziel Employability für den externen Arbeitsmarkt wird verfehlt und allenfalls für den internen Arbeitsmarkt erreicht. Als Konzept interner Personalentwicklung werfen Unternehmungsuniversitäten nur geringe Bedenken auf. Die Bezeichnung Unternehmungsuniversität ist mindestens ein PR-Gag, genaugenommen jedoch Etikettenschwindel. Den staatlichen und privaten Universitäten wird implizit und explizit Minderwertigkeit vorgeworfen, da sie den spezifischen Bildungs- und Entwicklungsbedarf der Unternehmungen nicht abdecken könnten. Das war nie universitäre Aufgabe! Da die wahren Ziele und Konzepte der Unternehmungsuniversität in der Öffentlichkeit nicht aufgedeckt werden, ist die Unternehmungsuniversität eine Image-Bedrohung für echte Universitäten. Die Kooperation britischer und amerikanischer Universitäten wird hoch honoriert und trägt zur Deckung von deren Haushalten bei. Die Vermutung, z. B. Töpfers, kooperierende Universitäten würde sich einen uneinholbaren Wissensvorsprung erarbeiten, ist nicht belegt. Vielmehr ist der Abmarsch kooperierender Universitäten in die Unternehmungsberatung vorprogrammiert: Das Forschungsspektrum wird eingeengt, Grundlagenforschung entfällt. Unter diesem Aspekt stellen Unternehmungsuniversitäten für die kooperierenden Universitäten keine Chance, sondern eine Bedrohung der Wissenschaftlichkeit dar.
8 16. Publizistische Unterstützung Die erste deutsche Tagung zu Unternehmungsuniversitäten in Frankfurt bestätigt die inoffiziellen Ziele, die mit diesen Institutionen verfolgt werden: Ausbau der eigenen Personalentwicklung. Vermarktung der eigenen Personalentwicklung an Dritte. Vergabe leicht erwerbbarer Grade mit Schwerpunkt bei der Betriebswirtschaftslehre. Naturwissenschaftliche und technische Fächer bleiben ausgespart: Sie sind zu teuer.
9 17. Abwehrstrategien: Was tun gegen diesen Angriff auf das universitäre Bildungssystem? Bessere Ausstattung der betriebswirtschaftlichen Abteilungen von U- niversitäten mit personellen und sachlichen Ressourcen für die Verbesserung der Lehre. Konkurrenz der echten mit den Unternehmungs-Universitäten im Bereich der Postgraduierten-Ausbildung und Weiterbildung. Kennzeichnung aller akademischen und praxiserworbenen Grade wie in Frankreich mit der Institution ihrer Herkunft, also z. B. Dipl.-Kfm. (Univ. Regensburg); MBA (Univ. Regensburg); MBA (Deutsche Bank). Mehr PR und Fakultätsmarketing mit Hervorhebung der eigenen Stärken.
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