Demografischer Wandel als Herausforderung für den Generationendialog
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- Moritz Graf
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1 Demografischer Wandel als Herausforderung für den Generationendialog
2 Bevölkerungsstatistischer Generationenbegriff Generation umschreibt den durchschnittlichen Altersabstand zwischen Eltern und deren Kindern Umfasst eine Zeitspanne von rd. 30 Jahren
3 Soziologischer Generationenbegriff Gesamtheit der ungefähr Gleichaltrigen, die aufgrund der gleichen hist. Gesellschaftssituation, die sie in etwa gleichem Alter erlebten, ähnliche Werthaltungen, Orientierungen, Einstellungen und Verhaltensweisen aufweisen (Schäfers Seite 101). Gruppierungen von Geburtskohorten, deren Lebenssituation und Erfahrungswelt aufgrund des gesellschaftlichen Wandels unterschiedlich sind (Joas ). Geburtskohorten sind im selben Abschnitt der Kalenderzeit geboren und erfahren daher gleiche gesellschaftliche Verhältnisse wie z.b. 2. Weltkrieg, Wirtschaftswunder, Wiedervereinigung.
4 Phasen eines Lebenslaufs - Grobstruktur mit diversen Ergänzungen - Kindheit Säugling Kleinkind Schulkind Jugend Frühe Adoleszenz (bis ca. 13 Jahre) Adoleszenz (14 18 Jahre) Postadoleszenz (bis ca. 30 Jahre) Erwachsensein Erwachsene Ältere ArbeitnehmerInnen (ab ca. 45 Jahre) SeniorInnen / Best Ager (ab 50 bzw. 55 Jahre) Alter Ältere (bis ca. 65 Jahre) Junge Alte (ca Jahre) Alte (zwischen Jahren) Alte Alte / Hochbetagte (zwischen 80 und 90 Jahren) Langlebige (90 Jahre und älter)
5 Was bedeutet das für den Dialog der Generationen? Kohorten unterscheiden sich hinsichtlich: Einstellungen und Sichtweisen Wahrnehmungen und Deutungen der gesellschaftlichen Realität Werteorientierungen Handlungs- und Verhaltensweisen Wünschen und Bedürfnissen zur Gestaltung des alltäglichen Lebens Skater und Rollator-Generation Rahmenbedingungen zur Bewältigung der lebensphasen-spezifischen Aufgaben Wohnortnahe Bildungs-, Spiel- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche Barrierefreie Wohnungsangebote für mobilitätseingeschränkte Personen
6 Was bedeutet das für den Dialog der Generationen? Die Heterogenität und Diversivität der beteiligten Kohorten erhöht die Konfliktwahrscheinlichkeit. Erfordernisse für den Umgang mit Konflikten Wissen über die Wünsche und Bedürfnisse der anderen Offenheit für die Verschiedenartigkeit Gegenseitige Akzeptanz und Toleranz Möglichkeiten der Aushandlung von Konflikten Fähigkeit, Konflikte auch aushalten zu können (Ambiguitätstoleranz)
7 Demografischer Wandel: Entwicklungen und Prognosen Wandel des Bevölkerungsaufbaus von einer klassischen Pyramide hin zu einem Pilz Die Gesellschaft zeichnet sich durch eine zunehmende Überalterung aus Die Gesellschaft schrumpft in ihrem Bestand (2050: rd. 75 Mio) 2050: Der Anteil der Jüngeren nimmt weiter ab und der der Älteren weiter zu. Die Lebenserwartung der Menschen steigt weiter (Männer: 81,1 Jahre; Frauen: 86,6 Jahre). Die Hälfte der Bevölkerung wird über 48 Jahre alt sein; ein Drittel über 60 Jahre.
8 Vergreisung der Gesellschaft aus soziologischer Sicht Ursachen Ursache 1: Rückgang der Geburtenraten Derzeitige Geburtenrate: 1,3 Die niedrige Geburtenrate gewährleistet nicht den Generationenersatz. Die Nettoreproduktionsrate liegt bei zwei Drittel, d.h. jede Kindergeneration ist um ein Drittel kleiner als die Elterngeneration. Ursache 2: Anstieg der Lebenserwartung Anstieg der Lebenserwartung in den vergangenen 10 Jahren um rd. 10 Jahren bei Männern und rd. 12 Jahren bei Frauen. Weiterer Anstieg der Lebenserwartung wird prognostiziert.
9 Vergreisung der Gesellschaft aus soziologischer Sicht Konsequenzen (I) Instabilität des sozialen Sicherungssystems Grundannahme: Umlageverfahren auf der Basis des Generationenvertrages Derzeitiger Altenquotient: 44, d.h. 44 Rentnern und Rentnerinnen stehen 100 Personen zwischen 20 und 60 Jahren gegenüber. Prognose: 2020: 55; 2030: 71; 2050: 78 Anstieg des Bedarfs an altersgerechten Angeboten im Bereich Wohnen und Pflege Erhöhtem Bedarf steht sinkendes Angebot an Arbeitskräften in diesem Bereich gegenüber
10 Vergreisung der Gesellschaft aus soziologischer Sicht Konsequenzen (II) Ausdünnung von familialen Netzwerken Sinkende Geburtenzahlen, abnehmende Bevölkerungszahlen, Flexibilität- und Mobilitätserfordernisse der Wirtschaft erschweren den Aufbau komplexer und tragfähiger Netzwerke Gefahr der Überforderung bestehender Netzwerke Notwendigkeit der Substitution familialer Netzwerke durch nachbarschaftliche oder freundschaftliche Netzwerke bzw. der Schaffung professioneller Hilfesysteme
11 Warum werden wir weniger und älter? Das Reproduktionsverhalten einer Gesellschaft als Spiegelbild gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und auch politischer Rahmenbedingungen. Altersstrukturaufbau als natürliche Konsequenz bestehender Bedingungen zur Realisierung der emotionalen und familialen Bedürfnisse der Gesellschaftsmitglieder Vergreisung der Gesellschaft ist eine notwendige Konsequenz aus: Der optimalen medizinischen Versorgung des bestehenden Lebens, die sich in einer erhöhten Zahl lang lebender Menschen niederschlägt und der wirtschaftlichen und sozialen Diskriminierung der Erziehung von Kindern, die sich in einer verringerten Kinderzahl niederschlägt.
12 Ein besonderes Problem Demenz Alzheimer wird aufgrund des demographischen Wandels zu einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen (Prof. Dr. Stefan Willich, Berliner Charité)
13 Schätzungen zur Entwicklung der Zahl der Demenzkranken Angabe in In den kommenden Jahrzehnten wird die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen kontinuierlich ansteigen Bis 2050 wird sie sich mehr als verdoppeln. Im Gegenzug schrumpft die Gesellschaft Der prozentuale Anteile der Menschen mit Demenz gegenüber den Menschen ohne Demenz steigt
14 Demografischer Wandel und Generationendialog Die Gesprächspartner im Dialog der Generationen verändern ihre Quantitäten. Die mittlere Generation ist nicht mehr die quantitativ dominante Gruppe. Die Mehrheit der Gesellschaftsmitglieder gehört den Kohorten jenseits der Lebensmitte an. Die Kinder und Jugendlichen werden zur quantitativen Rarität. Es findet ein Wandel von einer durch Jugendlichkeit geprägten Gesellschaft hin zu einer ergrauten Gesellschaft statt. Der Dialog der Generationen findet zunehmend im engeren Kreis der SeniorInnen, Älteren, Alten, Hochbetagten und Langlebigen statt.
15 Demografischer Wandel und Generationendialog Herausforderungen an den Dialog der Generationen Die Bedürfnisse der weniger werdenden Jüngeren müssen Beachtung finden. Die Differenziertheit des Alters gilt es in angemessener Weise zu berücksichtigen. Die Multikulturalität braucht ihren Platz im Austausch der Generationen. Die besonderen Bedürfnisse im Kontext von dementiellen Erkrankungen bedürfen des Lichts der Öffentlichkeit und sind aus ihrem Tabu-Dasein zu befreien. Der Generationendialog muss der Tatsache Rechnung tragen Wir werden weniger, älter, bunter und dementer.
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