1.1. Zwangsarbeit eine Definition des Begriffs Es lassen sich grob skizziert vier Kategorien von Zwangsarbeitern unterscheiden:
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- Gerhard Bachmeier
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1 Sachanalyse 1.1. Zwangsarbeit eine Definition des Begriffs Es lassen sich grob skizziert vier Kategorien von Zwangsarbeitern unterscheiden: 1. Ausländische Zivilarbeiter, die in Deutschland landläufig als "Fremdarbeiter" bezeichnet wurden. Sie bilden die größte Gruppe, wobei sie häufig zunächst auf freiwilliger, später in der Regel jedoch gezwungener Basis ("Reichseinsatz") im Deutschen Reich arbeiteten. Die Angehörigen dieser Gruppe kamen u.a. aus folgenden Ländern bzw. infolge der deutschen Besetzung neu gebildeten Territorien: "Protektorat" Böhmen und Mähren, der Slowakei, Italien, Ungarn, Kroatien, Bulgarien, Serbien, Niederlande, Belgien und Nordfrankreich, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Spanien. - Hiervon zu unterscheiden sind Polen, denen gemäß Polizeiverordnung vom und Anordnung des Reichsarbeitsministers vom ein diskriminierender Sonderstatus zugewiesen wurde (Kennzeichnungspflicht, Lagerunterkünfte, Verbot jeglichen privaten Umgangs mit Deutschen etc.). - Für sowjetische Zivilarbeiter (sog. "Ostarbeiter") galten ab Februar 1942 besondere Erlasse, die an Radikalität die Behandlung der Polen noch übertrafen (streng bewachte Lager, minderwertige Verpflegung, geringe Entlohnung, etc.). 2. Ausländische Kriegsgefangene, überwiegend aus Polen, der Sowjetunion und Frankreich, deren Arbeitseinsatz keineswegs immer dem Völkerrecht entsprach. Im Sommer 1940 erhielten polnische Kriegsgefangene den Status der "Zivilarbeiter", nach dem Abfall Italiens von der "Achse" wurden italienische "Militärinternierte" als Zwangsarbeiter ins Reich deportiert. Von 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen starben ca. 3 Millionen in deutschem militärischem Gewahrsam. Die übrigen wurden später als "Hiwis" des deutschen Militärs und als "Ostarbeiter" (ca ) im Reich beschäftigt. 3. Jüdische und nicht-jüdische KZ-Häftlinge aus Konzentrationslagern der SS im Reichsgebiet, die vom SS-Wirtschafts- und Verwaltungs-Hauptamt an private und öffentliche Unternehmen vermittelt wurden.
2 4. Europäische Juden, die nach ihrer Deportation aus den Heimatländern für kürzere oder längere Zeit Zwangsarbeit verrichten mussten, nach 1944 in verstärktem Ausmaß auch auf Reichsgebiet. Ulrich Herbert (Fremdarbeiter, 1985) schätzt, dass die höchste Zahl der gleichzeitig beschäftigten Zwangsarbeiter im September 1944 mit ca. 7,6 Millionen erreicht wurde. Davon waren ca. 5,7 Millionen Zivilarbeiter und ca. 2 Millionen Kriegsgefangene. Hinzu kamen zur Zwangsarbeit eingeteilte jüdische und nicht-jüdische KZ-Insassen. Die Gesamtzahl sämtlicher in Deutschland zwischen 1939 und 1945 eingesetzten Zwangsarbeiter betrug zwischen 9,5 und 10 Millionen Menschen Rüstungswirtschaft und Zwangsarbeit eine Zusammenfassung des Themas Über das Thema des Einsatzes ausländischer Zwangsarbeiter in der Rüstungswirtschaft des Deutschen Reiches während des Zweiten Weltkrieges ist bis heute wenig bekannt. Mit den steigenden Einberufungen von werktätigen Männern als Soldaten im Verlauf der Eroberungsfeldzuges der Deutschen Wehrmacht wurden in zunehmenden Maße Einwohner der überfallenen Länder gefangen genommen und nach Deutschland verschleppt. Millionen junger Menschen aus allen Nachbarländern Deutschlands mussten hier in der NS-Zeit Zwangsarbeit leisten. Jeder Betrieb hatte eine mehr oder weniger große Anzahl von Zwangsarbeitern beschäftigt. In Lübeck wurden auf dem Höhepunkt des Arbeitseinsatzes über junge Frauen und Männer vor allem aus Russland und Polen zur Arbeit gezwungen. Sie lebten in mehr als 100 Lagern über das ganze Stadtgebiet verteilt unter menschenunwürdigen Bedingungen. 1 Gerhard Hirschfeld [Dez. 2000]
3 Neben französischen, polnischen und russischen Kriegsgefangenen wurden vor allem junge und kräftige Zivilpersonen aus den besetzten Ländern regelrecht ausgehoben. Es handelte sich um Jungen und Mädchen zwischen 16 und 21 Jahren, die unter härtesten Lebens- und Arbeitsbedingungen in Lübecker Betrieben Waffen produzieren mussten. Die Rassenideologie der Nationalsozialisten hatte zur Folge dass die Menschen aus Polen und Russland besonders unter mangelnder Hygiene und unzureichender Ernährung zu leiden hatten. Die Betroffenen besaßen an Kleidung häufig nur das, was sie bei Ihrer Ergreifung am Leibe hatten, viele mussten im Winter frieren. Der überwiegende Teil der ausländischen Arbeitskräfte wurde in den großen Industriebetrieben am Rande der Stadt eingesetzt. Untergebracht wurden sie dort in großen Barackenlagern nahe den Fabriken, wie z.b. im Lager Am Stau" der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken in Schlutup, im Sandberglager" des Hochofenwerkes oder im Flenderlager." Es waren eingezäunte, abgelegene Areale, in denen die Insassen unter Bewachung auf engstem Raume leben mussten. Die Unterkünfte waren zugig und meist ungeheizt; Brennmaterial war knapp. Die Menschen schliefen in übereinander angeordneten Holzverschlägen auf Strohsäcken. Im Winter musste eine verlauste, dünne Decke genügen. In den überfüllten Baracken wurden die wenigen Stunden Schlaf von Krankheiten, Ungeziefer und Fliegeralarmen gestört. Die Waschgelegenheiten in den Lagern bestanden oft nur aus wenigen Kaltwasseranschlüssen, die nur morgens und abends benutzt werden durften. Sie waren wie auch die Toilettenanlagen meist in katastrophalem Zustand. Krankheiten waren die Folge Ihre Ernährung war völlig unzureichend. Sie leisteten Schwerstarbeit, erhielten aber selten mehr als eine Wassersuppe und einen Kanten Brot am Tag.
4 Ausländische Arbeitskräfte wurden in allen Bereichen der Lübecker Wirtschaft eingesetzt. Im Verlauf des Krieges beschäftigte jeder produzierende Betrieb Zwangsarbeiter/innen. Spätestens seit Juni 1942 war jede dritte Arbeitskraft in Lübeck ein Ausländer. Zwangsarbeit wurde bei der Reichsbahn, im Hafen, bei der Luftwaffenerprobungsstelle auf dem Priwall und in städtischen Betrieben wie dem Bauschädenamt oder den Stadtwerken sowie in größeren Haushalten und Handwerksbetrieben geleistet. Außerdem beschäftigten die meisten Bauern in der Umgebung Lübecks Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter. Bei der Beschäftigung von Zwangsarbeitern machten die großen Rüstungsbetriebe den Löwenanteil aus. Allein die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken des Industriellen Günther Quandt in Schlutup beschäftigte etwa die Hälfte aller ausländischen Zwangsarbeiter. Berlin Lübecker Maschinenfabriken und Dornier am Glashüttenweg, Dräger, Flender, die LMG, Lubeca und das Hochofenwerk waren weitere bedeutende Rüstungsbetriebe mit jeweils mehr als 1000 ausländischen Beschäftigten. Viele Lübecker Betriebe erlebten auf Grund der steil wachsenden Rüstungsaufträge einen bedeutenden Aufschwung und machten hohe Gewinne. Fast alle Firmen vollzogen große technische und wirtschaftliche Entwicklungen. Einen bedeutenden Anteil daran hatten die zahlreichen billigen" ausländischen Arbeitskräfte. In den Rüstungsbetrieben wurden die Zwangsarbeiter zur Produktion von U-Booten, Torpedos, Maschinengewehren, Bomben, Sprengstoff und Munition eingesetzt. Besonders belastend war es für sie, dass sie die Waffen produzierten, mit denen ihre Mütter, Väter, Schwestern und Brüder getötet werden sollten. Ausländische Arbeitskräfte wurden im Übrigen wesentlich stärker belastet als Deutsche. Mangelnde Arbeitsleistungen oder Arbeitsverweigerung wurden durch Essensentzug sanktioniert; vor allem bei Ostarbeitern" stand die Prügelstrafe auf der Tagesordnung. Die Betriebe überprüften zudem die herausgehende Post und setzten Spitzel ein.
5 Ausländer, die sich irgendetwas zu Schulden kommen ließen, mussten jederzeit mit schlimmsten Folgen rechnen. Allein der Vorwurf bzw. der Verdacht kriminellen Verhaltens trieb viele unschuldige Menschen in die Mühlen der Gestapo. Mit Polen und Ostarbeitern", für die eine besondere Strafprozessordnung galt, wurde wegen geringster Vergehen sogleich kurzer Prozess" gemacht. Sonderbehandlung, so die offizielle Bezeichnung für standrechtliche Hinrichtungen, wurden von der Gestapo zur allgemeinen Abschreckung häufiger in den Wohnlagern der Ausländer durchgeführt. Allerdings macht die offensichtliche Ermordung von Zwangsarbeitern nur den geringsten Teil der zu Hunderten an Misshandlungen, Unterernährung und Krankheiten in Lübeck gestorbenen Menschen aus. In der Erinnerung der deutschen Bevölkerung nimmt der Einsatz ausländischer Zwangsarbeiter keinen großen Raum ein. Man war zwar unmittelbar damit konfrontiert, andererseits aber wenig beteiligt. Für die Betroffenen selbst bedeutete diese grausame Erfahrung eine einschneidende Zäsur in ihr Leben. Sie verloren hier Ihre Jugend und viele behielten lebenslang gesundheitliche Schäden, zudem wurden die russischen Bürger in ihrer Heimat auch noch politisch verfolgt. Erst mehr als 50 Jahre später, in der Mitte der 90er Jahre, kam es zu einer Entschädigung; die Überlebenden bekamen eine geringfügige Summe von wenigen hundert Euro für Ihr erlittenes Unrecht. Heute wird kaum noch darüber gesprochen und die genauen Umstände dieses Leides sind nur den Wenigsten bekannt.
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