Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

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1 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus G:\StMUK\Abteilungen\Abteilung VI\Referat VI_7\MitarbeiterVI7\Dorn\Unterrichtsausfall\KMS - Vermeidung von Unterrichtsausfall neu doc Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, München An alle staatlichen Gymnasien und Kollegs in Bayern VI.7 VI.1 VI ENTWURF Datum: Entwurf erstellt/geprüft: Berthold_C Reinschrift erstellt/geprüft: Reinschrift versandt: Reinschrift gefaxt: Reinschrift an Ihr Zeichen / Ihre Nachricht vom Unser Zeichen (bitte bei Antwort angeben) München, VI.7 5 S Telefon: Name: Herr Dorn Reduzierung des ersatzlos ausfallenden Unterrichts Anlage: Leitlinien zur Vermeidung von Unterrichtsausfall Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, auf allen zurückliegenden Direktorentagungen im Oktober und November habe ich Sie (in der Oberpfalz war es Herr LMR Präbst) mit dem Unterrichtsausfall an den Gymnasien befasst; bei den meisten Dienstbesprechungen haben auch Herr Staatsminister, Herr Staatssekretär oder Herr Ministerialdirektor die Thematik mit Ihnen erörtert. Im gleichen Zeitraum fand ein Workshop mit neun Gymnasien statt, die an der Erhebung zum Unterrichtsausfall im Schuljahr 2010/11 teilgenommen hatten, ein Runder Tisch mit der Landes-Eltern-Vereinigung, dem Philologenverband und der Direktorenvereinigung sowie eine Dienstbesprechung mit den Ministerialbeauftragten. Der Hintergrund ist Ihnen bekannt: Der Unterrichtsausfall (ersatzlos ausfallende Unterrichtsstunden) an den Gymnasien stagniert trotz verschiedener Initiativen der Schulaufsicht seit mindestens zehn Jahren auf einem hohen Niveau und ist zuletzt ungefähr Telefon: poststelle@stmuk.bayern.de Salvatorstraße München Telefax: Internet: U3, U4, U5, U6 - Haltestelle Odeonsplatz

2 - 2 - doppelt so hoch wie an anderen Schularten (auch wenn nur Unter- und Mittelstufe betrachtet werden), obwohl die Lehrer-Schüler-Relation an den Gymnasien deutlich besser ist als an mehreren anderen Schularten. Ausführliche Informationen zur Erhebung im Schuljahr 2010/2011 und deren Ergebnissen finden sich im Internet unter folgendem Link: (Abschnitt: Erhebung zum Unterrichtsausfall im Schuljahr 2010/11 ) Die signifikante Reduzierung des ersatzlos ausfallenden Unterrichts im Bereich der Gymnasien stellt daher für uns ein vorrangiges Ziel dar. Wenn der für einen nachhaltigen Lernerfolg unerlässliche stundenplanmäßige Unterricht (bzw. adäquate Alternativen wie inhaltlich gleichwertige Vertretungsstunden) im größtmöglichen Umfang stattfindet, bietet das nicht nur für Schüler und Eltern, sondern auch für die Lehrkräfte einen wesentlichen Baustein zur Sicherung von Unterrichtsversorgung und Unterrichtsqualität. Wahrnehmbarer Unterrichtsausfall beschädigt auch das Ansehen von Schule in der Öffentlichkeit sehr spürbar. Ich bitte Sie deshalb, zusammen mit Ihrem Lehrerkollegium die Vermeidung von Unterrichtsausfall im ganzheitlichen Sinne wahrzunehmen. Entscheidend ist die Entwicklung eines stärkeren Bewusstseins dafür, dass etwa die Wahrnehmung von Vertretungsstunden als Bestandteil verantwortlicher Unterrichtsgestaltung zum Aufgabenbereich aller Lehrkräfte gehört. Nicht zuletzt profitieren sie als Fachschaftsgruppe selbst davon, wenn Klassen z. B. ohne Stoffdefizite in das nächste Schuljahr starten können. Schließlich wird das Bild der Schule nach außen fraglos positiv verstärkt. Im Anschluss an die einleitend beschriebenen Maßnahmen und mit Bezug auf Ihre Beiträge und Hinweise, besonders aus dem Workshop, möchte ich mit diesem Schreiben als nächsten angekündigten Schritt nun eine intensive Befassung vor Ort initiieren. Ich bitte Sie dafür um Ihre Unterstützung und Mitwirkung. Wie die bisherigen Gespräche gezeigt haben, geht es nicht

3 - 3 - nur um Festlegungen und Aufgabenverteilungen, sondern oft und zuerst auch um Bewusstseinsbildung und eine gemeinsame Zielsetzung. Weiterführende Informationen und Best-Practice-Beispiele enthält die beigefügte Anlage. In den Leitlinien zur Vermeidung von Unterrichtsausfall werden aus einem allgemeinen Blickwinkel beispielhaft Möglichkeiten aufgezeigt, wie Sie bzw. Ihre Schule lang- bzw. kurzfristig drohendem Unterrichtsausfall entgegenwirken können. Ebenso wenig wie es einheitliche Vorgaben für alle Gymnasien geben kann, ist es möglich, bestimmte oder gar neue Maßnahmen als sofortige Problemlöser zu benennen. Die Gespräche und Diskussionen mit Ihnen haben vielmehr eine strategische Auseinandersetzung mit der Aufgabe, Unterrichtsausfall nach Möglichkeit zu vermeiden bzw. ihm vorzubeugen, in den Vordergrund gerückt. Erstellung eines schulinternen Konzepts: Als Ausgangspunkt für nachhaltige Maßnahmen erscheint es mir daher erforderlich, dass an jedem Gymnasium ein schulinternes Konzept entwickelt und umsetzt wird, wie Unterrichtsausfall minimiert und Vertretung sinnvoll gestaltet werden kann. Dazu gehört auch eine regelmäßige Analyse der eigenen Situation, z. B. anhand von flächendeckenden Vergleichsdaten (vgl. obiger Internetlink) oder auch in zeitlicher Hinsicht (z. B. Schwankungen bzw. Häufungen während des Schuljahres, Vergleich mit Vorjahren). Zudem findet seit Beginn des Kalenderjahrs 2012 eine Groberhebung statt. Dieses Konzept stellt die konkrete Ausgestaltung von Regelungen und deren schulspezifische Umsetzung dar. Es kann ein wichtiges Element der Qualitätsentwicklung werden; daher empfiehlt sich auch Transparenz und Einbindung der schulischen Gremien (s. u.). Ich rege auch eine schriftliche Fixierung an, denn wie Beispiele aus diesem Schuljahr zeigen, lassen sich Maßnahmen zu einer konkreten Ausfallsituation besser durchführen und begründen, wenn sie auf einem geregelten Vorgehen beruhen. Die folgenden Aspekte können z. B. Gegenstand entsprechender Überlegungen sein:

4 - 4 - Analyse der eigenen Schulsituation beim Unterrichtsausfall Optimierung von Präsenzregelungen Umgang mit absehbaren Abwesenheiten Einbindung der Fachbetreuer bzw. Fachschaften Kommunikation mit dem Kollegium und der Personalvertretung bei dieser Thematik und den notwendigen Regelungen Standards für Inhalt und Qualität von Vertretungsstunden Konzepte zur Verteilung, Erfassung und Abrechnung von Mehrarbeit Aufbau eines Vertretungspools mit potentiellen Aushilfskräften Ressourcenplanung bei den Mitteln zur eigenen Bewirtschaftung Anweisungen und Hinweise für Vertretungskräfte Sicherstellen des regulären Unterrichts am Vormittag bzw. Nachmittag: Sicherlich stimmen Sie mit mir darin überein, dass das vollständige Abhalten des stundenplanmäßigen Vormittagsunterrichts ein ganz wesentlicher Aspekt ist. Außer in unabwendbaren Fällen sollte in dieser Kernzeit kein Unterricht ersatzlos ausfallen bzw. nicht durch geeignete Vertretungen oder andere Maßnahmen aufgefangen werden (zur Priorisierung verschiedener Varianten bei Vertretungen vgl. Anlage). Dabei weiß ich sehr wohl, dass Sie sich zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen an den Gymnasien schon jetzt sehr darum bemühen. Der regelmäßige, zum Teil umfangreiche Nachmittagsunterricht gemäß der Stundentafel ist ein gymnasiales Spezifikum, das eine besondere Herausforderung für die weitgehende Vermeidung von Unterrichtsausfall darstellt. Im Gegensatz zum Unterricht am Vormittag ist hier aber auch nach Ihrer Auffassung - eine deutlich größere Kommunikationsarbeit und ein passendes Konzept vor Ort notwendig. Mitunter dürften sehr unterschiedliche Gestaltungen der Vertretungspraxis am Nachmittag notwendig bzw. sinnvoll sein z. B. je nach Lage und Verkehrsanbindung der Schule. Bei diesem Punkt ist die Information und Einbindung der Eltern ein wichtiger Bestand-

5 - 5 - teil der Ausarbeitung von schulspezifischen Regelungen. Vertretungen am Nachmittag müssen vermeidbare Härten umgehen und in besonderem Maße als regulärer (Fach-)Unterricht gestaltet werden, um von den Eltern akzeptiert zu werden. Es sei insbesondere darauf hingewiesen: Ihre Bedeutung für den schulischen Erfolg muss eventuell abwägend zu erweiterten Freizeitmöglichkeiten oder einer vereinfachten Organisation des Tagesablaufs dargestellt werden. Es sollte aber schon eine echte, z. B. mit der Elternvertretung abgesprochene Abwägung sein, kein Automatismus. Eine enge Einbeziehung der Fachschaften, des Elternbeirats und des Schulforums bei der Konzeption fördert natürlich die Akzeptanz aller Maßnahmen. Die Sicherstellung des Unterrichts kann auch als Schul- und Qualitätsentwicklungsprozess benannt und mit Hilfe der schulinternen Lehrerfortbildung inhaltlich sowie organisatorisch vorangetrieben werden. Um mögliche Kritik über Präsenz- und Vertretungsregelungen an einer bestimmten Schule (im Gegensatz zu einer Nachbarschule) zu vermeiden, empfehle ich zudem eine lokale bzw. regionale Vernetzung und Abstimmung. Ausblick: Eine teilweise Neuausrichtung ist ab dem Schuljahr 2012/2013 bei der Verwendung der Mittel zur eigenen Bewirtschaftung geplant. Mindestens zwei Drittel dieser Ressourcen sind dann verbindlich für die Vermeidung von Unterrichtsausfall zu reservieren bzw. einzusetzen und können nicht mehr für die Beschäftigung von sonstigem pädagogischen Personal verwendet werden; das entspricht dem aktuellen bayernweiten Durchschnitt bei der Verwendung dieser Mittel. Dies bitte ich Sie bereits jetzt bei längerfristigen Überlegungen zu berücksichtigen. Die Daten aus der Erhebung des vergangenen Schuljahres weisen eine große Spreizung bei der Abwendung von Unterrichtsausfall bei den insgesamt 18 beteiligten Gymnasien auf. Ich bin daher überzeugt, dass allein schon durch eine stärker reflektierte Handhabung von geeigneten Maß-

6 - 6 - nahmen und die breitere Thematisierung vor Ort eine Verbesserung der Ergebnisse bei den kommenden Erhebungen eintritt. Darüber hinaus hat die Staatsregierung im Rahmen des Nachtragshaushaltes 2012 vorbehaltlich der Zustimmung des Bayerischen Landtags weitere erhebliche Stellenkontingente und Mittel zur Abwendung von Unterrichtsausfall in allen Schularten vorgesehen. Zu den damit vorgesehenen Maßnahmen zählen gerade auch für die staatlichen Gymnasien der Ausbau der mobilen Reserve, die Bereitstellung von Mitteln für Aushilfslehrkräfte und für die Bezahlung von Mehrarbeit. Damit muss es uns allerdings im kommenden Schuljahr 2012/13 auch gelingen, den Umfang ersatzlos ausfallender Unterrichtsstunden an den Gymnasien auf den Durchschnitt aller Schularten (derzeit 2 %) zu reduzieren! Ich will für das Staatsministerium ausdrücklich feststellen und gleichzeitig anerkennen, dass mit der zunächst notwendigen konzeptionellen Arbeit und der sich daran anschließenden Umsetzung auch größere Anstrengungen bei Ihnen und Ihrer Schule verbunden sind. Dennoch ist die Sicherung des regulären Unterrichtsangebots eine zentrale Aufgabe, der sich jede Schulart stellen muss. Für die Gymnasien in Bayern bitte ich Sie daher, die Sicherstellung des Unterrichts und die Vermeidung von Unterrichtsausfall zeitnah und mit der gebotenen Intensität aufzugreifen, und danke Ihnen und der ganzen Schulfamilie für den Einsatz für Verbesserungen in diesem Bereich. Mit freundlichen Grüßen Walter Gremm Ministerialdirigent