APD-Fachtagung 2009 Früherkennung und Frühintervention bei psychischen Störungen. Baar 4. Juni 2009 Thomas Heinimann
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- Maike Stein
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1 APD-Fachtagung 2009 Früherkennung und Frühintervention bei psychischen Störungen Baar 4. Juni 2009 Thomas Heinimann
2 Warum Früherkennung?
3 Warum Früherkennung aus kjp Sicht? I Entwicklungspsychopathologie : Interaktion verschiedener Faktoren => Erkennen/Berücksichtigen von Einflüssen/Gefährdungen Genetische Disposition Alter und Geschlecht Bindungs- und Beziehungsentwicklung somatische und cognitiv-emotionale Entwicklung Risikofaktoren : Individuell, familiär, sozial Schutzfaktoren / Resilienz familäres Umfeld : Sicherheit, Wärme, Erziehung, Entwicklungsaufgaben Belastende Lebensereignisse Sozioökonomische /gesellschaftliche/kulturelle Einflüsse
4 Warum Früherkennung aus kjp Sicht? II Übergang von reaktiver in internalisierte, chronifizierte Störung Adäquater Umgang/realistische Erwartungen der Eltern an das Kind Korrektur von falschen/einseitigen Krankheitskonzepten Lern- und Reifungsprozesse Vermeidung sekundärer Krankheitsgewinn (bei KJ, ev. auch Eltern) Wer erkennt? Kind/Jugendlicher (abhängig von Alter und Entwicklungsstand) Eltern/Elternteil : Einsicht und Kooperationsbereitschaft Lehrperson (soweit Symptomatik überhaupt erkennbar) : Ressourcen Mitschüler/Freunde : grosser Einfluss, Geheimnisträger, Überforderung? Verwandte : Unterstützung, Generationenkonflikte? Nachbarn : Unterstützung, Gefährdungsmeldung Was ist erkennbar? Verhaltensauffälligkeiten versus stille" Symptomatik "Verheimlichte Symptomatik (KJ u/o Eltern)
5 Warum Früherkennung aus kjp Sicht? III Persistenz bis ins Erwachsenalter (insgesamt ca 50%?) Tiefgreifende Entwicklungsstörungen ADHS Störung des Sozialverhaltens Angst- und Zwangsstörungen Depressive Störungen u.a. Beeinflussung des Krankheitsverlaufs Ca 5% aller Kinder chronisch psychische beeinträchtigt wegen besonders ungünstigen Entwicklungsverläufen Früherkennung Psychose u.a. Schulische/berufliche Ausbildung und Integration Intellektuelle Unter-/Überforderung Depressive Leistungshemmung mit Schulversagen Unerkannte Teilleistungsschwächen (Legasthenie, Dyskalkulie) Mobbing-Opfer?
6 Ursachen/Faktoren am Beispiel Depression (Alloy et al 2006) genetisch-konstitutionelle Faktoren + negative Beziehungserfahrungen in früher Kindheit => erhöhte Vulnerabilität mit negativ cognitiv-emotionalem Stil mit Grübeln, negativen Gedanken und Einstellungen gegenüber sich selbst, v.a. bei problematischen Familienbeziehungen + Stress (z.b. Trennung der Eltern, Gewalt, Ablehnung etc) => depressive Störung
7 Programm Woran erkennen wir Störungen im Frühstadium?
8 Erkennung im Frühstadium aus kjp Sicht Erfassung von frühen Störungen im Baby- und Kleinkindalter Säuglinge: Vorübergehende Entwicklungskrisen mit exzessivem Schreien, Ein- und Durchschlafproblemen, Fütterstörungen Kleinkinder: Chronifizierte Störungen, auch im Rahmen von Bindungs- und Beziehungsstörungen u/o psychischen Erkrankungen der primären Bezugspersonen Alters- und entwicklungsabhängige Symptomatik und Verlauf Viele Symptome unspezifisch und bedeuten nicht (zwingend) Störung Symptome Ist das Verhalten/die Symptomatik (noch) altersadäquat? reaktive, vorübergehende Krisen/Störung? ernsthafte, behandlungsbedürftige Entwicklungsbeeinträchtigung? Kind/Jugendlicher als Symptomträger? Symptom als beste Lösung eines innerpsychischen Konfliktes? Verhaltenstörungen, depressive Störungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Psychotische Störungen u.a.
9 Programm Welche Frühinterventionen gibt es?
10 Frühinterventionen aus kjp Sicht I Interdisziplinäre und interinstitutionelle Zusammenarbeit Schulen, Beratungsstellen, Pädiatrie, Erwachsenenpsychiatrie u.a. Jugend-, Sozial- und Drogenberatung Schulische Dienste (SPD, Schulsozialarbeit, HP-Frühförderung) Kindsschutzmassnahmen gem. ZGB Baby- und Kleinkindpsychiatrie BKS Luzern für 0-3 Jährige als Ergänzung zur MV-Beratung Entwicklungsberatung (videographierte) Kommunikationsanleitung mit Unterstützung positiver Interaktionen und Beziehungserfahrungen Entlastende psychotherapeutische Gespräche Allgemeine KJP-Abklärung zu einem frühen Zeitpunkt Informierte/besorgte Eltern, Lehrpersonen etc. Auch Geschwister können profitieren
11 Frühinterventionen aus kjp Sicht II (interdisziplinäre) Spezialsprechstunden Autistische Störungen, Essstörungen, Früherkennung Psychose u. a. Ambulante Familienunterstützung z.b. Fachstelle Kinderbetreuung Luzern Multisystemtherapie (Kt TG) Teil- und vollstationäre Behandlung Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie im Kinderspital Niederschwellige psychiatrische Behandlungen im somatischen Spital Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei chronischen Krankheiten, Kindsschutz etc.) Kinder- und Jugendpsychiatrische Therapiestation Psychiatrisch-pädagogisch-schulische Behandlung und Förderung Wechsel von stationärer zu teilstationärer Behandlung
12 Programm Wie steht es um die Prävention?
13 Prävention aus kjp Sicht Erfassung von Risiko-Kindern Kinder von Eltern mit psychischen Störungen, Drogenkonsum Angebote für Kinder von Eltern mit psychischen Störungen Erfassung der Kinder/Aufklärung in der psychiatrischen Kliniken Gruppentherapeutisches Angebot für betroffene Kinder Gut ausgebauter Kinderschutz Schulbereich Schulsozialarbeit (individuell, Klasseninterventionen) Gesundheitsfördernde Schulen (Netzwerk >800 Schulen in CH) Psychische Gesundheit (Projekt MindMatters) Schulbasierte Prävention (z.b: Natzke/Petermann (2009): Förderung der sozialcognitiven, emotionalen und sozialen Kompetenzen bei Schulanfängern: 26 Sitzungen durch KL=>signifikante Reduktion psychischer Probleme 1 Jahr nach der Präventionsmassnahme. Allgemeine Präventionsprojekte Projekte : Stark durch Erziehung, Gesundes Körpergewicht etc.
14 Probleme/Gefahren Folgende (aktuelle) Probleme/Gefahren sollten im Sinne einer allgemeinen Prävention beachtet werden : Abwesende Väter - überlastete Mütter Zerstrittene Eltern Mangelnde Erziehung Armut/soziale Ausgrenzung Migration Vernachlässigung oder Verwöhnung Überreizung - Überförderung - Überforderung Leistungs- und Erfolgsdruck, Schönheitsideale Überfütterung (Falsche Ernährung, Essen als Tröster) Bewegungsarmut - mangelnde sensorisch - motorische Erfahrungen Passivität/sozialer Rückzug Alkohol/Drogen Internet/Games als Scheinwelt/Flucht andere
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