ArchitekTOUR. Die Kegelbahn

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Mathias Ursler
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1 Die Kegelbahn Eine Kegelbahn in einer Anstalt - Warum? Damals stand die Kegelbahn den Ärzten für ihre Freizeitgestaltung zur Verfügung. Gebaut im Fachwerkstil, war die Kegelbahn nur mit einfachen Sanitäranlagen, einer Bahn und keinerlei Technik ausgestattet. Eine ausgewählte Person stand am Ende der Bahn und musste nach jedem Wurf die Kegel ordnungsgemäß wieder aufstellen. Später wurde die Kegelbahn vergrößert und man findet heute erweiterte Sanitäranlagen, vier Bahnen und eine kleine Küche mit Ausschank. Das Fachwerk ist heute nur noch im Inneren der Kegelbahn zu erkennen. Besonders eindrucksvoll ist die alte achteckige Kegelstube. Die Kegelbahn dient heute der Sporttherapie für psychisch kranke Patienten und der Nutzung des Kegelvereins»SV Medizin Neuruppin e.v.«

2 Die Alte Kapelle Die Kapelle wurde im Jahre 1905 von dem Architekten Theodor Goecke erbaut und gehört zu den Erweiterungsbauten der Anstalt im Pavillonstil. Zu der damaligen Zeit fanden in der Kapelle Trauerfeiern für verstorbene Patienten, Mitarbeiter der Landesanstalt und deren Angehörigen statt. In den Nebenräumen der Kapelle nahmen die Ärzte Sektionen vor. Am Bestattungstag wurden die Verstorbenen mit dem Fahrstuhl aus der Leichenhalle in die Kapelle befördert, um Ihnen dort die letzte Ehre zu erweisen. Von 1963 bis 1965 wurde ein Anbau für eine Pathologie des Bezirkskrankenhauses errichtet. Im Jahre 2006 wurde eine detailgetreue Rekonstruktion der Kapelle vorgenommen. Seitdem steht die Kapelle als Ausstellungs- und Vortragszentrum der Ruppiner Kliniken zur Verfügung. Für Patienten und Besucher gibt es eine gut recherchierte und sehr ausdrucksstarke Dauerausstellung, die nicht nur an die Geschichte der Kliniken erinnern soll. Weiterhin ist die Kapelle ein Ort der Andacht und wird regelmäßig für Gottesdienste der Krankenhausseelsorge genutzt.

3 Geschlechtertrennung Noch vor dem Bau der Heilund Pflegeanstalt Neuruppin wurden im 19. Jahrhundert auch in anderen Anstalten die Männer von den Frauen getrennt. Grund für diese Trennung war, dass die»irren«sich nicht fortpflanzen sollten. Deshalb wurden Mauern errichtet, die es den»irren«unmöglich machten, mit dem anderen Geschlecht in Kontakt zu treten. Außerdem war es dem männlichen Pflegepersonal nicht gestattet, weibliche Geisteskranke zu versorgen, ebenso wie es dem weiblichen Pflegepersonal nicht gestattet war, männliche Geisteskranke zu pflegen. Noch heute lassen sich Anhaltspunkte für diese Trennung auf dem Klinikgelände erkennen. Beispielsweise sind einige der Mauern bis zum heutigen Tage erhalten. Des Weiteren stehen die beiden Figuren»Der Lauscher«und»Die Luftgängerin«für diese Trennung. Der Künstler Jens Kanitz wählte die Position der Figuren unbewusst, setzte jedoch intuitiv ein Zeichen für die heutigen Patienten und Besucher, da»der Lauscher«auf der damaligen Männerseite und»die Luftgängerin«auf der Frauenseite platziert sind. Auf dem Grundriss erkennen Sie die Mauerführung zu der damaligen Zeit. Wenn Sie heute durch das Gelände gehen, werden Sie die erhalten gebliebenen Mauern und deren Geschichte besser wahrnehmen.

4 Heil- und Pflegeanstalt Neuruppin Theodor Goecke (* )»Soll man schon für den Gesunden und Heilen so bauen, dass er sich glücklich fühle im Hause, um wie viel mehr muss man dies thun für den Kranken und Gebrechlichen, der sein Unglück im vielfältigen Spiegelbilde von Seinesgleichen sieht.«durch das praktische Werk des Architekten Theodor Goecke entstanden in Brandenburg zahlreiche Anstaltsbauten im Pavillonstil. Die offene Pavillonbauweise war aus damaliger Sicht am besten geeignet, die hygienischen Vorstellungen, ärztlichen Ansprüche und sozialpolitischen Interessen, die an eine moderne, zeitgemäße Anstaltsfürsorge gestellt wurden, zu erfüllen. In Neuruppin fand diese Bauweise einen Höhepunkt. Der Bau der Heil- und Pflegeanstalt Neuruppin von war die erste große Bauaufgabe, die Theodor Goecke nach Plänen von Franz Peveling und Gustav Bluth realisierte. Am wurde die seinerzeit wohl größte Irrenanstalt Deutschlands für rund 1000 Geisteskranke in Betrieb genommen. Die symmetrische Anlage, deren Mittelachse aus Verwaltungs- und Funktionsbauten die Pavillons der Männer- und Frauenabteilungen trennt, konnte in den Folgejahren mit vielen Erweiterungsbauten ergänzt werden. Bereits 1907 waren in der Anstalt mehr als 1600 Geisteskranke untergebracht. Die Anstalt war wie eine Stadt, die sich selbst versorgte. Die vielen Werkstätten wie Küche, Wäscherei, Gutshöfe und Gärtnerei ermöglichten den Männern und Frauen eine sinnvolle Arbeits- und Beschäftigungstherapie. Darin wurde für die Geisteskranken auch ein Mittel zur Heilung und zur Schaffung eines menschenwürdigen Lebens gesehen. Übrigens, bereits im Jahre 1801 wurde die erste Heilund Pflegeanstalt für psychisch kranke Menschen in Deutschland in der Schifferstraße inmitten der Stadt Neuruppin eröffnet.

5 Der Rote Max und die verborgene Kirche Beim Blick auf die Ruppiner Kliniken fällt gleich der zentrale Turm ins Auge, der bekanntlich auch als Wahrzeichen des Krankenhauses gilt. Der Rote Max war damals ein zentraler Treffpunkt zur Lohnauszahlung für die Mitarbeiter der Anstalt. Der Rentmeister Max Jahn, der das Geld der Anstalt verwaltete, machte aus dem Zahltag einen Feiertag. Die Zahlungsempfänger hatten sich entsprechend feierlich zu kleiden. So wurden er und der rote Turm zu einer Neuruppiner Legende. Eigentlich war der Rote Max ein Wasserturm, der die gesamte Anstalt mit Wasser versorgte. Des Weiteren befand sich in diesem Turm die Glocke der alten Kirche. Bei einem Blick auf das Hauptgebäude lässt sich heute nur noch schwer die alte Kirche erahnen. Am 14.Mai 1978 brannte das Hauptgebäude. Der mittlere Teil der oberen Etage wurde schwer beschädigt, vom Kirchenschiff blieben nur noch die Balken übrig. Mit Zustimmung der Kirchenleitung erhielt das Kirchenschiff eine neue Bestimmung. Die hohen Kirchenfenster wurden verkleinert und es wurde eine Zwischendecke eingezogen. In diesem Bereich befinden sich heute Ver waltungsabteilungen und ein kleiner Festsaal.

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