Kampfmittel und Altlasten (un)gelöste Probleme bei Wald- und Konversionsflächen?

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1 Kampfmittel und Altlasten (un)gelöste Probleme bei Wald- und Konversionsflächen? 1. Definition Kampfmittelbeseitigung und Altlasten 2. Kampfmittelbeseitigung (KMB) 2.1 allgemeiner Ablauf der KMB 2.2 Aufgabenteilung und Kosten der KMB 2.3 Aktualität der KMB 3. Beispiele der KM- und Altlastenbeseitigung 4. Zusammenfassung Helmut Pönisch Geschäftsführer 1. Definition Kampfmittelbeseitigung und Altlasten Kampfmittelbeseitigung ist die Beseitigung von Kampfmitteln und sonstigen Hinterlassenschaften kriegerischer Auseinandersetzungen. Hierbei soll die Gefahr, die von Kampfmitteln ausgeht, beseitigt werden. Quelle: Wikipedia 1. Definition 1. Definition Kampfmittel und Altlasten Altlasten im Sinne dieses Gesetzes sind stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind (Altablagerungen), und Grundstücke stillgelegter Anlagen und sonstige Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist. Quelle: 2 Abs. 5 Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) 1

2 2. 2. Kampfmittelbeseitigung Die zivile Kampfmittelbeseitigung in Deutschland ist eine Aufgabe zur Sicherung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, daher ist üblicherweise in jedem Bundesland eine entsprechende Kampfmittelverordnung erlassen worden. Quelle: Wikipedia Die Arbeitshilfe Kampfmittelräumung des Bundes definiert Kampfmittel als gewahrsamslos gewordene, zur Kriegsführung bestimmte Gegenstände und Stoffe militärischer Herkunft und Teile solcher Gegenstände, die Explosivstoffe oder Rückstände dieser Stoffe enthalten oder aus Explosivstoffen oder deren Rückständen bestehen, Chemische Kampf-, Nebel-, Brand- oder Reizstoffe oder Rückstände dieser Stoffe enthalten oder Kriegswaffen oder wesentliche Teile von Kriegswaffen sind. 2.1 Ablauf Kampfmittelbeseitigung Quelle:Arbeitshilfen Kampfmittelräumung - AH KMR 2

3 2.2 Aufgabenteilung und Kosten der Kampfmittelbeseitigung während Erkundung und Gefährdungsabschätzung als staatliche Aufgabe meistens durch die staatlichen Stellen durchgeführt wird, erfolgt die eigentliche Beräumung heute überwiegend durch private Fachfirmen. Der Abtransport und die Vernichtung ist wiederum Sache der staatlichen Stellen (Ausnahmen: Bayern, Hessen, Thüringen, Niedersachsen). Die Finanzierung der zivilen Kampfmittelbeseitigung teilt sich auf zwischen dem Grundstückseigentümer, dem Bundesland und dem Bund. Gefahr durch Kampfmittel, Änderung der Staatspraxis zur Verantwortung für Kampfmittel 67 Jahre nach Kriegsende Die so genannte "Staatspraxis" leitet sich aus 19 des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes (AKG) aus dem Jahr 1957 ab. Daraus ergibt sich, dass ursprünglich ein befristeter Anspruch des Grundstückseigentümers bei Grundstücksbeeinträchtigungen bestand, wenn die Erfüllung des Anspruchs zur Abwendung einer unmittelbaren Gefahr für Leben und Gesundheit erforderlich war. Der Anspruch war auf den Verkehrswert des Grundstückes gemäß 23 AKG begrenzt, und er war nach 28 AKG befristet. Diese Fristen sind abgelaufen. Dass eben diese unmittelbare Gefahr 67 Jahre nach Kriegsende noch besteht, wird seitens einzelner bestritten. Aus: Internetauftritt GKD 2.3 Aktualität der Kampfmittelbeseitigung Bezüglich des vorgetragenen Arguments einer angeblich nicht mehr vorhandenen Gefahr 67 Jahre nach Kriegsende sei auf nachfolgende Presseberichte und Einschätzungen der staatlichen Kampfmittelräumdienste verwiesen: In Deutschland ergeben sich aus den bei verschiedenen Veranstaltungen, Pressemitteilungen und Veröffentlichungen gewonnenen Erkenntnissen ca ha kampfmittelbelastete Flächen. Diese Fläche verteilt sich auf Kampfgebiete des 2. Weltkrieges, Rüstungsaltlasten und militärische Übungsgebiete der Alliierten und deutschen Armeen. 3

4 Aus: Internetauftritt GKD Aus: Internetauftritt GKD Aktualität der KMR aus der Sicht der Länderräumdienste Die Munition hat auch (fast) 60 Jahre nach Kriegsende nichts von ihrer Gefährlichkeit verloren. Die Verrottung von Zündersicherungen, die Auskristallisation von Sprengstoffen und die Reaktion von Initialsprengstoffen mit ihren Metallumhüllungen machen die Handhabung und somit die Munitionsbeseitigung von Jahr zu Jahr gefährlicher. Am Ende dieser Ausführungen erhebt sich die Frage, wie lange die Beseitigung von Kampfmitteln der Weltkriege noch andauern wird. Für die Fundmunitions- und Bombenbeseitigung lassen sich keine Voraussagen machen, da noch laufend neue Meldungen über den Fund von Granaten, Minen und Bomben eingehen, die von Spaziergängern, Pilzsammlern oder Landwirten bei der Feldbestellung, bei Waldarbeiten und beim Baustellenaushub entdeckt werden.. Auch zum Abschluss der Flächenräumung kann keine Vorhersage getroffen werden, da Feldbestellungen, starke Frostperioden sowie die vorrangige Erschließung von Neubaugebieten und ein relativ geringer Personalbestand die Arbeiten immer wieder verzögern. Das Munitionsaufkommen, die noch nicht geräumten Flächen und die Luftbildauswertung lassen darauf schließen, dass der Kampfmittelbeseitigungsdienst noch Jahrzehnte zu tun haben wird, um die Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkrieges zu beseitigen. 4

5 Aktualität der KMR aus der Sicht der Länderräumdienste Im Freistaat Bayern wurden im Jahr 2007 wieder über 30 Tonnen Weltkriegsmunition geborgen. Besondere Aufmerksamkeit verlangen nach wie vor Bombenblindgänger, die immer noch, wenn auch nur vereinzelt, meist im Zusammenhang mit Bauarbeiten entdeckt werden. Vor allem in Innenstadtgebieten lösen solche Entdeckungen häufig umfangreiche Sicherungs- und Evakuierungsmaßnahmen der Polizei aus, um Gefährdungen der Bevölkerung insbesondere während der Entschärfung auszuschließen. Je nach Fundort der Bombe muss auch der Bahnund Straßenverkehr für kurze Zeit unterbrochen werden, Der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Freistaates Bayern ist etwa 800 Fundmeldungen nachgegangen,. Bayerisches Staatsministerium des Innern, München, , Pressemitteilung Nr. 275/08 Merkblatt zur Kampfmittelbergung im Land Berlin Obwohl in Berlin bereits seit Ende des 2. Weltkrieges bis zum heutigen Tage nach Munition und Kampfmitteln gesucht wurde und wird, muss auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon ausgegangen werden, dass bisher noch nicht erkannte Kampfmittel im Erdreich vorhanden sein können bzw. sind. Auch durch die nunmehr über 57 Jahre lange Lagerung dieser Kriegsaltlasten im Boden ist die Gefahr, die von diesen verschiedenartigsten Kampfmitteln ausgeht, nicht gemindert. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Referat X O A Fehrbelliner Platz Berlin Aktualität der KMR aus der Sicht der Länderräumdienste Das Land Brandenburg weist den höchsten Anteil an kampfmittelbelasteten Gebieten der Länder der Bundesrepublik Deutschland auf. Rund ha seiner Gesamtfläche gelten noch als belastet. Insbesondere betrifft dies die Region der 1. und 2. Hauptkampflinie deutsch-sowjetischer Auseinandersetzungen entlang der Oder, die Seelower Höhen, den Kessel von Halbe sowie die Umgebung von Berlin. Bezogen auf die Kreisebene sind die Schwerpunkte in den Landkreisen Märkisch Oderland, Dahme- Spreewald, Teltow-Fläming und Oder-Spree zu finden. Aber auch die Städte Oranienburg, Brandenburg, Cottbus, Potsdam, Neuruppin und Schwarzheide/Ruhland gelten auf Grund der starken Bombardierung im 2. Weltkrieg als besonders belastet. In jedem Jahr werden durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) Hunderte Tonnen verschiedenster Kampfmittel, wie zum Beispiel Spreng- und Brandbomben, Minen, Nahkampfmittel (z.b. Handgranaten), Granaten, Raketen und Unmengen an Kleinmunition (z.b. Infanteriemunition) vernichtet. Kampfmittelräumdienst der Feuerwehr Hamburg Die Luftangriffe der Alliierten während des 2. Weltkriegs haben Unmengen von Bomben und Granaten aller Art über Deutschland "regnen" lassen. Viele dieser Kampfmittel sind jedoch beim Aufschlag nicht detoniert. Sie liegen nach wie vor als gefährliches Erbe dieser Zeit im Verborgenen. Z.T. im Erdreich aber auch im Schlick der Elbe oder sonstiger Gewässer. Der Kampfmittelräumdienst ist schon seit Jahrzehnten dabei, diese Blindgänger ausfindig zu machen, zu entschärfen und schließlich zu entsorgen. Aktualität der KMR aus der Sicht der Länderräumdienste Der Freistaat Sachsen zählt zu den Gebieten in Deutschland, die in besonderem Maße als mit Kampfmitteln belastet gelten. So fanden auf sächsischem Gebiet zum Ende des Zweiten Weltkrieges erbitterte Bodenkämpfe zwischen den zurückflutenden Wehrmachtstruppenteilen und den Verbänden der Alliierten statt. Sächsische Großstädte und Industriestandorte wie Dresden, Chemnitz, Plauen, Zwickau, Leipzig, Böhlen, Espenhain waren zudem mehrfach Ziel heftiger alliierter Luftangriffe. Mit Beendigung des Zweiten Weltkrieges blieben allein in Sachsen 134 Liegenschaften in militärischer Nutzung durch die Rote Armee und ihrer Rechtsnachfolger. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl kartografierter Verdachtsflächen ehemaliger Munitionsanstalten, Pulverfabriken und Munitionsvergrabestellen, die es noch zu beseitigen gilt. In Gebieten, die starken Luftangriffen ausgesetzt waren, finden sich auch heute noch Bombenblindgänger aller Größenordnungen und Ausführungen. Truppenübungsplätze und Kasernen, die von der Reichswehr über die Wehrmacht bis hin zu der Westgruppe der sowjetischen Truppen genutzt wurden bergen ein besonderes Gefahrenpotential. Hier mischen sich Kampfmittel aus Zeiten beider Weltkriege mit Blindgängern, Imitationsmitteln, Exerziermunition und nicht verwendeten Kampfmitteln der Nachkriegszeit. 5

6 Aktualität der KMR aus der Sicht der Länderräumdienste Die Aktualität und Notwendigkeit seiner Tätigkeiten demonstriert der KBD jährlich auf zahlreichen Veranstaltungen im Land mit Präsentationen, die von der Bevölkerung gern angenommen werden. Noch (fast) 60 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges werden auch in Nordrhein-Westfalen noch in großem Umfang Bomben, Blindgänger und andere gefährliche Munitionskörper gefunden. Allein im Jahre 2002 hat die Bezirksregierung Arnsberg Kampfmittelräumdienst - Kampfstoffe mit einem Munitionsgewicht von ca kg entschärft bzw. beseitigt. Bedingt durch die Vielfalt der Munitionsarten und Zündsysteme sind umfangreiche munitionstechnische Kenntnisse Voraussetzung für eine eindeutige Identifizierung, die notwendige Gefahrenabschätzung sowie eine fachgerechte Handhabung bzw. Beseitigung Beispiele für Kampfmittel- und Altlastenbeseitigung auf Wald- und Konversionsflächen Veranlassung: Aufforstung Gefahrenabwehr Waldbrandschutz Beispiele: Turnow, Solarpark Staaken, Forstwirtschaft Alt Daber, Solarpark Erneuerbare Energien Solarpark Turnow-Preilack, 321 ha Ergebnisse der Erfassung, Identifizierung, Sicherung und Entsorgung von Kampfmitteln, gefährlichen Abfällen, Proben von toxischen Chemikalien der Listen 1 und 3 des Chemiewaffenübereinkommens und radioaktiven Stoffen Gesamtfläche 321,16 ha davon ca. 120 ha Chemiestädtchen Übungsplatz der Chemischen Truppen der WGT Land Brandenburg Landkreis Spree-Nei Neiße Landesbetrieb Forst Brandenburg BT Peitz Investor juwi solar GmbH Solarpark 162 ha Leistung 53 Megawatt Quelle: Dr. D. Schönrock VDI; Dr. U. Kerl, Vortrag Peitz 6

7 Ergebnisse der Baufeldvorbereitung Solarpark Turnow-Preilack Art Handwaffenmunition Nahkampfmittel Minen Spreng-/Zündmittel Granaten 2-5 cm Sprengbomben bis 250 kg Raketen Zünder Treibsätze/Bruchstücke Waffen/Waffenteile Stück Tonnen Munitionsschrott Schrott 4,89 255,08 Spezialfässer (Druckbehälter) 100, 120, 250 und 270 l 521 Quelle: Dr. D. Schönrock VDI; Dr. U. Kerl, Vortrag Peitz Ergebnisse der Baufeldvorbereitung Solarpark Turnow-Preilack Baufeldfreimachung, Altlasten, Abbruch Art Beseitigung Bauhindernisse Bauschuttablagerungen Bergung Gebinde unbek. Inhalt - davon befüllt Bergung belasteter Boden Anzahl Gebäude - mit umbautem Raum Tiefenentrümmerung Bauwerk Tiefenentrümmerung Beton Versiegelte Flächen Aufnehmen, Sortieren von Ablagerungen 32,5 m³ m³ 243 Stck 182 Stck m³ 27 Stck m³ 216 m³ 308 m³ 727 m.² m³ Quelle: Dr. D. Schönrock VDI; Dr. U. Kerl, Vortrag Peitz fortwirtschaftliche Maßnahmen Schönhöhe, Staakow, ca. 42 ha 7

8 Kampfmittelräumung Waldflächen (Staakow) Kampfmittelräumung in Vorbereitung fortwirtschaftlicher Maßnahmen Schönhöhe, Staakow, ca. 42 ha Kampfmittelräumung Solarpark (Alt Daber) 130 ha Aus: Internetauftritt GKD

9 Ergebnisse der Kampfmittelsondierung freigegebene Fläche: ,94 m² Zur Sprengung vorbereitete Abwurfmunition Fass mit Altöl Panzermunition Tanklager Kampfmittelräumung Solarparks (Alt Daber) 9

10 4. Zusammenfassung Wald- und Konversionsflächen sind gekennzeichnet durch Kampfmittelund Altlastenprobleme In der Praxis wurden und werden diese Probleme gelöst, dafür stehen in immer größerem Umfang Hilfen (AH KMR, AH Boden- und Grundwasserschutz, siehe Linkliste usw.), projekterfahrene Ingenieurbüros und geeignete Kampfmittelräumfirmen (mit Erfahrungen im Bereich der Umweltschutzerfordernisse und Altlastenbeseitigung) zur Verfügung. Linkverzeichnis Güteschutzgemeinschaft Kampfmittelräumung Deutschland e.v. Kompetenzzentrum Kampfmittelräumung e.v. Dresdner Sprengschule GmbH Arbeitshilfen Kampfmittelräumung OFD Hannover, Landesbauabteilung Referat LA 21, Waterloostr. 4, Hannover Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Brandenburg Park, Seestraße 35 B Ludwigsfelde/OT Genshagen 10