KINDERSCHUTZ ARBEIT Gewalt gegen Kinder in Institutionen
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- Catharina Thomas
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1 KINDERSCHUTZ ARBEIT Gewalt gegen Kinder in Institutionen KINDERSCHUTZ-ZENTRUM LINZ Kommunalstrasse 2, 4020 Linz TEL: 0732 / FAX: 0732 / kisz@kinderschutz-linz.at
2 Prämissen Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Hilfe Keine Person und keine Institution kann Gewalt an Kindern alleine abklären, beenden und die Folgen tragen Kooperation zwischen den involvierten Berufsgruppen ist unbedingt notwendig! Gewalt gegen Kinder ist Leitungssache! Gewalt muss zu Konsequenzen führen 2
3 Gewalt gegen Kinder Gewalt gegen Kinder beinhaltet Misshandlung, Quälen, Vernachlässigung, Überforderung und sexualisierte Formen von Gewalt Gewalt in der Familie wird als ein individuell begründetes Defizit an Konfliktlösungsmöglichkeiten verstanden Gewalt gegen Kinder wird durch gesellschaftliche Strukturen begünstigt, aber nicht ausgelöst Es geht immer um die Verantwortlichkeiten der Erwachsenen und nicht um Schuldzuweisungen Vgl. H. Paulischin 1985, bearbeitet G. Bonifer 2010 PRÄSENTATION Kinderschutzzentrum Linz 3
4 Grundprinzipien der Kinderschutzarbeit Hilfeorientierung Hilfe zur Selbsthilfe Psychodynamisch und systemisch orientierte Sichtweise Freiwilligkeit Vertraulichkeit Es geht um Verantwortlichkeiten, nicht um Schuldzuweisungen PRÄSENTATION Kinderschutzzentrum Linz 4
5 Hilfen für Kinder und Eltern Kinderschutzzentrum - Linz Telefonische Beratung Familienberatung und Therapie Erziehungsberatung Psychotherapie für Kinder und Jugendliche Prozessbegleitung für minderjährige Opfer von Gewalt PRÄSENTATION Kinderschutzzentrum Linz 5
6 Hilfen für Helfer und Helfersysteme Fallbezogene Beratung und Supervision Helferkonferenzen Öffentlichkeitsarbeit PRÄSENTATION Kinderschutzzentrum Linz 6
7 Ist das Gewalt? PRÄSENTATION Kinderschutzzentrum Linz 7
8 Gewaltkreislauf Belastungen Entscheidung Kontaktabbruch Gewalthandlung Aufwachen Schweigen Erschrecken Verantwortungsübergabe Liebevoll Zu beobachten ist, dass sich der Kreislauf immer schneller dreht und die Gewalt immer mehr wird! Oelemann B., Lempert J.: Hamburger Gewaltmodell 8
9 Fragen zur Gewaltentstehung Gewalthandlung Höchste Streßmomente Alltagsstress? Psychohygiene - Sport - Freundschaften - Hobbys - Familie (!!!) - Entspannung -Pausen definieren, usw. Mir geht s gut! Wut / Zorn Danach ging es mir besser Wo sind eigentlich diese sogenannten Aggressionen? Oelemann B. / Lempert J. 9
10 Konfrontation im Verantwortungs- und Gewaltkontext Flieh - Kraft nach außen Weg von der Tat! Schuld sind die Umstände, oder: weil der Urgroßvater von seinem Vater bereits geschlagen wurde Wenn die Anderen, das richtig gemacht hätten TAT Alkohol, Stress Panikmache, bagatellisieren Das ist mir passiert, mir ist die Hand ausgerutscht Übernimm Verantwortung für deine Handlungen, Stopp deine Gewalthandlungen Lempert J. 10
11 Ist das sexualisierte Gewalt? Zur Begrüßung küsst der Vater/die Mutter die 10j. Tochter / den Sohn auf den Mund? Der Vater bekommt eine Erektion, während die Tochter / der Sohn auf seinem Schoß sitzt? Zwei Kinder, 6 u. 4J., tauschen Zungenküsse aus? Der Freund des Vaters klatscht der 14j. Tochter / dem Sohn zur Begrüßung auf den Hintern? Der Lehrer geht mit einer 15j. Schülerin ins Kino? Der 12j. Peter soll sich vor seinem 20j. Fußballtrainer ausziehen, um zu zeigen, ob er schon ein Mann ist? Pfleger hebt ein behindertes Mädchen aus dem Rollstuhl und schaut ihr unter den Rock? 11 A. May 1997
12 Sexualisierte Gewalt Sexualisierte Gewalt ist die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in sexuelle Handlungen, die sie in ihrer emotionalen, physischen und sozialen Auswirkungen nicht völlig verstehen, zu denen sie entsprechend ihrer altersmäßigen Entwicklung und Reife, bzw. auch wegen möglicher Abhängigkeit keine informierte Zustimmung geben können und die soziale Tabus der Familienrolle verletzen und die zu schädigenden Folgen führen! 12
13 ZYKLUS sexualisierter GEWALT Denken & Phantasien ü. Grenzverletzungen Hemmungen werden überwunden ENTSCHEIDUNG Neue Tatplanung Schlechte Gefühle beiseite schieben Schuld / Angst Täterwissen Prozesswissen Phantasie über Sex m. Kindern HANDLUNGSUMDEUTUNG Einkreisen & Planen TARGETING Phantasie über Missbrauch Manipulation zur Verhinderung der Aufdeckung und Aufrechterhaltung Opferwissen Inhaltswissen Übergriffshandlung Einwirken, umwerben ausgewählter Kinder Manipulation schützender Personen GROOMING R. Wyre, H. Eldridge, nach Wohlatz/Rupp 13
14 Strategien übergriffigen Verhaltens Missbrauch geschieht nicht spontan, sondern geplant (Entscheidung) Die Strategien sind schleichend (Manipulativ) Eingangsrituale leiten die Missbrauchshandlungen ein (Hook) Emotionale Bedürftigkeit wird ausgenützt (Auserwählt) Locken mit Belohnungen (Pakt Gefühl von Mittäterschaft) Gewaltanwendung erfolgt erst bei zunehmendem Widerstand (Bedrohung) Drohungen zur Geheimhaltung und Fortsetzung des Missbrauchs (Binden) 14
15 Sexualisierte Gewalt hat überhaupt nichts mit Sexualität gemein!!! Gezielte und geplante Einbeziehung von Kindern u. Jugendlichen in sexuelle Handlungen zu Gunsten des Älteren Hohe emotionale, physische, soziale Überforderung Demütigungen Eine informierte Zustimmung kann nicht gegeben werden Es fehlt bis zur Vollendung der Pubertät die entsprechende altersmäßige Entwicklung und Reife Übergriffe führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schädigenden Folgen dem Täter ist dies egal! Soziale Tabus der Familienrolle werden verletzt Ein Kind ist kein Partnerersatz Machtmissbrauch 15 Belegen ALLE
16 UNTERDRÜCKT BENUTZT VERWIRRT SCHLECHT ZERRISSEN AUSGENUTZT GELÄHMT ISOLIERT ÜBERLEGEN ALLEIN VERWÖHNT SCHAMVOLL GROSS IM MITTELPUNKT SCHULDIG HILFLOS SCHMUTZIG VERFÜHRERISCH TOT HOFFNUNGSLOS WAHNSINNIG WERTLOS VERLOREN 16 Huser-Studer u. A. 1992, 1997
17 Traumatische Zange Existenziell bedrohliches Ereignis Angst, Verzweiflung, Erregung, Schmerz Physiologische Stressreaktion Keine Bindungsperson Keine Fluchtmöglichkeit Keine Kampfmöglichkeit Hilflosigkeit Verhalten FREEZE Ohnmacht Bilder Autoprotektiver Ausgeliefertsein Schutzmechanismus Traumatischer Zersplitterung der Stress Weg Wahrnehmung von mir TRAUMA Kogni tion Emotional Sensations Nach Huber M. 17
18 3 Symptomkomplexe beobachtbarer Folgen Symptome des Wiedererlebens - Informationsüberflutung Nachspielen, Intrusionen, Albträume, Zeichnungen, dissoziative Symptome, Körperreaktionen Vermeidung traumabezogener Reize - Unvorhersehbarkeit Symptome emotionaler Taubheit Vermeiden von Personen, Situationen, Orten, Aktivitäten eingeschränktes Spielverhalten, selbstverletzendes Verhalten, Verlust von schon erworbenen Fähigkeiten Symptome erhöhter autonomer Erregung - Kontrollverlust Ein- u. Durchschlafstörung, erhöhte Reizbarkeit, Aggressivität, Gedächtnisstörung, übermäßige Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit 18
19 Besonders gefährdete Kinder Kinder die Missbrauch und dabei sexuelle Erregungen erlebt haben Kinder mit sadistischen Erfahrungen Erlebter physischer oder emotionalen Missbrauch in der Verbindung mit Ärger und Sexualität Kinder die bereits andere planvoll und/oder mit Zwang missbrauchen Als Warnsignal erster Ordnung gilt, wenn Kinder durch Tricksen und Ängstigen andere Kinder in sexuelle Aktivitäten drängen Kinder mit einem hohen Maß an Hoffnungslosigkeit und Depressivität Je jünger die Kinder sind, die sexuell aggressive Verhaltensweisen zeigen, desto wahrscheinlicher eine eigene erlebte Traumatisierung 19 Herzig S.
20 Strategien übergriffigen Verhaltens PRÄSENTATION Kinderschutzzentrum Linz 20
21 Wer kümmert sich um MICH? x Bonifer G. 21
22 Einschätzung des Therapiebedarfs Das traumatische Geschehen bleibt im Mittelpunkt Ängste bleiben unverändert Affektdurchbrüche Sozialer Rückzug Negatives Selbstbild Leistungsversagen Regression Körperliche Symptome Realitätsverlust 22
23 Ziele für den täglichen Lernprozess Stabilisierung Wiederherstellung eines Grundgefühls von persönlicher Sicherheit Sicherheit innerhalb der Betreuung Sicherheit im sozialen Umfeld der Jugendlichen Sicherheit im Umgang mit eigenen destruktiven Impulsen Ressourcenaktivierung Umgang mit Erinnerungsauslösern (Triggern) Umgang mit Nähe und mit Körperkontakt 23
24 Do's and Dont's: Keine Versprechungen, die ich / wir nicht halten können (z.b.: Geheimhaltung...) Transparenz der Handlungsschritte gegenüber den Kindern und Jugendlichen Keine Aktionen im Alleingang (eigene Unterstützung, eigene Bedürfnisse) Überprüfung Reflexion: Verfolge ich meine Ziele oder die des / der Jugendlichen? Sabine Nimmervoll 24
25 DANKE FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT! KINDERSCHUTZ-ZENTRUM LINZ Kommunalstrasse 2, 4020 Linz TEL: 0732 / FAX: 0732 / kisz@kinderschutz-linz.at
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