Bindungstheorie Bindung und Autonomie die Basis für Kompetenzentwicklung der Kinder
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- Lukas Kaufman
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1 Bildungstag Landkreis Hildburghausen im Rahmen der Implementierung des Thüringer Bildungsplanes 29. Mai, 2010 Bindungstheorie Bindung und Autonomie die Basis für Kompetenzentwicklung der Kinder Dr. Lilith König Dipl.-Psychologin Systemische Psychotherapeutin (SG) Berlin Grundbedürfnisse von Kindern die angemessene Befriedigung der Grundbedürfnisse ist Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung Säuglinge und Kleinkinder sind auf die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse durch die Umwelt angewiesen neben den physischen Grundbedürfnissen müssen auch die psychischen befriedigt werden Bindung Autonomie Kompetenz Grundbedürfnisse im sozialen Kontext (in Anlehnung an Skinner & Wellborn, 1991) Kontext SELBST Verhalten Ergebnis elterliche Feinfühligkeit Bindung Beziehungsfähigkeit Förderung der Erkundung Autonomie Selbstregulation Auseinandersetzung mit der Umwelt Bewältigung von Entwicklungsaufgaben Struktur Unterstützung Kompetenz Fertigkeiten Fähigkeiten 1
2 Bindung Beziehung Liebe Bindungsbedürfnisse sind biologische Grundbedürfnisse Funktion: Schutz und Sicherheit Bindungsverhalten wird aktiviert bei Gefahr, Müdigkeit, Unwohlsein, Angst, Unsicherheit, Trennungen Bindungsverhalten dient dazu die Nähe zur Bezugsperson aufrecht zu erhalten Das Phänomen der sicheren Basis Organisation von Bindung in der Beziehung Kleinkinder bauen bis zum Ende des ersten Lebensjahres mindestens eine feste Beziehung auf nutzen die Bindungsperson als sichere Basis für ihre Erkundung der Welt Explorationsverhalten Explorationsverhalten = Erkundung der Umgebung Bindungsperson als sichere Basis... und das kann eine sichere Bindung sein Fortbildung Heiligenstadt Mai
3 Wechsel zwischen Bindungs- und Explorationsverhalten Unsicherheit, nicht wohl fühlen, unbekannte Umgebung Gefahr Bindungssystem aktiviert Explorationssystem deaktiviert Sicherheit wohl fühlen, bekannte Umgebung, keine Gefahr Bindungssystem deaktiviert Explorationssystem aktiviert Qualität von Bindung und Exploration o Zusammenspiel von Bindung und Exploration ist von Interaktionserfahrungen mit relevanten Bezugspersonen abhängig Fürsorge Unterstützung der Erkundung Bindungsstrategien bobachtbar z.b. in der "Fremden Situation" Unterschiedliche Bindungsgruppen unterschiedliches Verhalten bezüglich: Kontakt/Nähe suchen Kontakt/Nähe aufrechterhalten Widerstand gegen Kontakt/Nähe Vermeidung von Nähe und Interaktion drei Muster/Gruppen: sichere Bindung (B) vermeidende Bindung (A) ambivalente Bindung (C) 3
4 sichere Bindung Suche und Aufrechterhalten von Nähe Bezugsperson als Sicherheitsbasis gefühlsgetragene Kommunikation aktive Kontaktsuche oder Grüßen nach Trennung leicht zu trösten, kehrt zurück zur Exploration Bindung flexibel ausbalanciert Exploration unsicher-vermeidende Bindung wenig gefühlsgetragene Kommunikation Vermeiden von Kontakten (Blick-, Körperkontakt) Fokus liegt auf Erkunden der Umwelt Bindungsverhalten minimiert Bindung Exploration unsicher-ambivalente Bindung wenig Exploration; Schwierigkeit, sich zu trennen, verzweifelt bei Trennung bei Rückkehr der Bezugsperson Gefühlsambivalenz: Nähewunsch und Kontaktwiderstand, Weinen trotz Nähe, Ärger und Wut Bindungsverhalten maximiert Bindung Exploration 4
5 Bindungsstrategien und Bewältigung von Belastungen mangelnde emotionale Verfügbarkeit Zurückweisung von Bindungsverhalten frühe Selbstständigkeit feinfühlige Fürsorge einfühlsame, kooperative Anregung Freiraum beim Erkunden unberechenbare inkonsistente Fürsorge wenig Spielraum und Autonomie beim Erkunden vermeidend sicher ambivalent DEAKTIVIERUNG FLEXIBEL MAXIMIERUNG EMOTIONSREGULIERUNG Unterdrückung emotionaler Erfahrungen Orientierung Sachumwelt emotionale Offenheit fehlende Abgrenzung Gefühlsüberflutung Orientierung Beziehung Bindungsdesorganisation hochunsichere Bindung Zusammenbruch der Bindungsstrategie kurze Momente kein klares Ziel (z.b. Erstarren, Einfrieren, widersprüchliches Verhalten, Verhaltensunterbrechung, Stereotypien, Ausdruck von Angst vor Bindungsperson) Annährungs-Vermeidungskonflikt Zusammenhang zu ängstlichem oder Angst auslösendem Verhalten der Bindungsperson Entstehung hochunsicherer Bindung Furcht als durchgängige Beziehungserfahrung Annährungs-Vermeidungs-Konflikt Furcht vor der Bindungsperson (direkt ängstigend z.b. durch Misshandlung) Furcht der Bindungsperson basierend auf unverarbeiteten Traumata (indirekt Angst auslösend: die Person, die Schutz bieten soll, ist selbst ängstlich) 5
6 Was beeinflusst die Bindung elterliche Feinfühligkeit transgenerationale Vermittlung traumatische Erfahrungen elterliche Feinfühligkeit feinfühlig Wahrnehmen kindlicher Signale angemessen interpretieren angemessen reagieren prompt reagieren wenig feinfühlig verzögerte oder fehlende Wahrnehmung inadäquate Interpretation (mangelnde Empathie) inadäquate Reaktion (Über-, Unterstimulation) verzögerte Reaktion Transgenerationale Vermittlung von Bindung Eigene Bindungserfahrungen der Bezugsperson bindungsrelevante Erfahrungen, Gefühle und Erinnerungen beeinflussen Einstellungen und Gefühle sowie den Umgang mit dem Kind Feinfühligkeit Großeltern Eltern Kind Feinfühligkeit 6
7 Traumatische Erfahrungen Unverarbeitete Traumata der Bindungsperson Traumareaktionen beeinflussen Fürsorgeverhalten Traumatisierung des Kindes durch Verlust der Bindungsperson durch traumatische Erfahrungen z.b. schwerer Unfall durch Bindungsperson selbst z.b. bei Misshandlung Auswirkungen elterlicher Feinfühligkeit 12 Mon.: Kommunikationsfähigkeiten 2 Jahre: Problemlöseverhalten 5 Jahre: soziale Kompetenz, Spielverhalten Schulalter: Freundschaftsbeziehungen, Selbstvertrauen Jugendalter: Selbstkonzept, Ich-Flexibilität, Stressbewältigung, Balance Autonomie und Verbundenheit in Beziehungen Feinfühliges Verhalten gegenüber dem Kind fördert die drei psychischen Grundbedürfnisse: Bindung, Kompetenz, Autonomie Bindungsentwicklung vom Kleinkind zum Vorschulalter 7
8 Phasen der Bindungsentwicklung Phase 1 (0-3 Monate): Vorbindungsphase Orientierung/Signale ohne Unterscheidung von Personen Phase 2 (3-6 Monate): Entstehung der Bindung Orientierung/Signale an ausgewählte Personen gerichtet Phase 3 (6 Monate bis 2./3. Lebensjahr): Phase der Eindeutigen Bindung Nähe zu einer ausgewählten Bezugsperson, durch Fortbewegung und kommunikative Signale aufrechthalten ("sichere Basis" Verhalten) Phasen der Bindungsentwicklung Phase 4 (ab 2./3. Lebensjahr): Phase der zielkorrigierten Partnerschaft; Vorhersagen des Fürsorgeverhaltens in einem Raum- Zeit-Kontinuum möglich; wechselseitige Kommunikation von Kind und Bezugsperson; Verhandlung über bindungsbezogene Konflikte und Kompromissfindung Bindung im Säuglings- und Kleinkindalter Kind überwiegend auf externe Regulationshilfe angewiesen körperliche Nähe zur Bindungsperson zentral Bindungsverhalten Nähe zur Bindungsperson Bindungsqualität direkt über Verhalten erkennbar 8
9 Bindung im Vorschulalter deutliche Entwicklungsfortschritte (Denkfähigkeit, Gedächtnis, Sprache, Selbstbild) Aufrechterhaltung von körperlicher Nähe nicht mehr im Vordergrund zunehmende Selbstregulation Bindungsverhaltenssystem zunehmend von höheren geistigen (kognitiven) Prozessen gesteuert im Verlaufe der Entwicklung übernehmen die Kinder selbst aktiver die Steuerung der Eltern-Kind-Beziehung Wissen über Bindungsbeziehungen weitgehend sprachlich gespeichert Bindung nicht mehr direkt am Verhalten ablesbar Entstehung innerer Bindungsmodelle (Beispiel) Papa ist für mich da, wenn ich ihn brauche Wenn ich traurig bin, wird Papa mich beruhigen. Wenn ich etwas Schwieriges erlebt habe, unterstützt er mich. Manchmal ist Papa beschäftigt, dann muss ich warten. Erfahrung Papa nimmt mich in den Arm Erfahrung kann mich an ihn anlehnen Erfahrung redet beruhigende Worte Erfahrung spricht mir Mut zu Erfahrung ist nicht immer erreichbar sichere Bindung im Vorschulalter in Belastungssituationen z.b. Trennung: Aushandeln von Nähe und Sicherheit (zielkorrigierte Partnerschaft) gefühlte Sicherheit auch in Abwesenheit der Bindungsperson Freude an Nähe und gemeinsamer Interaktion, Blickkontakt selbstständige Exploration offenes Ansprechen von Gefühlen und Bedürfnissen Austausch über Geschehen während der Trennung 9
10 vermeidende Bindung im Vorschulalter in Belastungssituationen z.b. Trennung: Vermeidung von Nähe und Körperkontakt Fokus liegt auf Spiel, Beschäftigung, Sachumwelt und Aktivität Wenig oder kein Blickkontakt Gefühle (insbes. negative) und Konflikte hinsichtlich der Bindungsbeziehung werden nicht oder nur indirekt geäußert höfliche Neutralität keine zielkorrigierte Partnerschaft Kinder wirken sehr selbstständig und unabhängig ambivalente Bindung im Vorschulalter in Belastungssituationen z.b. Trennung: Überbetonung der Beziehung, wenig Exploration teilweise starker Ärger bei Konflikten teilweise übertriebene Hilflosigkeit und Abhängigkeit von Bindungsperson schamhaft, schüchternes Verhalten Ablehnung jeglicher Verhandlung die in einen Kompromiss münden könnte Desorganisation im Vorschulalter In Belastungssituationen z.b. Trennung: teilweise desorganisierte Verhaltenssequenzen wie im Kleinkindalter kontrollierendes Verhalten als Form der Bindungsdesorganisation unwirksamer Versuch Orientierung und Kontrolle zu erlangen durch kontrollierend-bestrafendes Verhalten (aggressiv) kontrollierend-fürsorgliches Verhalten (überangepasst) generell-kontrollierend (Mischform) 10
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