Gesprächsreihe Kirche-Gewerkschaft 2015/2016

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1 Fulda, Bonifatiushaus Gesprächsreihe Kirche-Gewerkschaft 2015/2016 Niedriglohn und prekäre Beschäftigungsverhältnisse: Ursachen, Probleme und Auswirkungen Referent: Waldennar Dombrowski Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur 13. Oktober 2015 Bundesagentur für Arbeit

2 Beschäftigungsverhältnisse Normalarbeitsverhältnis > unbefristet > Vollzeit > Erfüllung rechtlicher Mindeststandards > außerhalb der Zeitarbeitsbranche Aber es stellen sich einige Fragen: > Teilzeit-Zwang oder Teilzeit-Wunsch? > Ist die Selbständigkeit gewollt? > Ist ein Normalarbeitsverhältnis immer gewünscht? > Vollzeit ist nicht Vollzeit! Bundesagentur für Arbeit Seite 2

3 Prekäre/atypische Beschäftigung Ausgewählte Formen: > Geringverdienst/Niedriglohn > Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse > Zeitarbeit Bundesagentur für Arbeit Seite 3 Bad Hersfeld - Fulda

4 Geringverdienst/Niedriglohn > Definitionsansatz: > Die Höhe der Niedriglohnschwelle wird in Relation zum mittleren Lohn bzw. Medianlohn bestimmt. Ein Lohn gilt als Niedriglohn, wenn er unter dem Schwellenwert von zwei Dritteln des Medians liegt. > Betriebsgröße und Branche > Jüngere, Frauen, Teilzeitbeschäftigte, Personen ohne formale berufliche Qualifikation, befristet Beschäftigte > Vier von fünf Geringverdienern haben eine abgeschlossene Ausbildung. > Fast ein Viertel aller Beschäftigten bezog in 2010 einen Niedriglohn, d.h. weniger als zwei Drittel des mittleren Lohns. Bundesagentur für Arbeit Seite 4

5 Geringverdienst/Niedriglohn > Ein Geschäftsmodell auf Kosten der Allgemeinheit"? oder > Einstiegschance" für ungelernte/arbeitsmarktferne Personen? > Mindestlohndebatte > Mindestlohngesetz Bundesagentur für Arbeit Seite 5

6 Geringverdienst/Niedriglohn Für eine empirisch nachhaltige Bewertung der Auswirkungen des Mindestlohngesetzes ist es noch zu früh, aber zwei interessante Momentaufnahmen: > Die Arbeitslosigkeit ist im Jahresverlauf 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum nicht angestiegen - im Gegenteil. > Von März 2014 bis März 2015 ging die Zahl der in Vollzeit sv-pflichtig beschäftigten Personen, die zugleich Arbeitslosengeld II beziehen (Alg-Il-Aufstocker), spürbar zurück: - Bundesgebiet -6,2 Prozent - Landkreis Fulda -14,4 Prozent Bundesagentur für Arbeit SeltS 6

7 Geringfügige Beschäftigung Begriff > 8 Abs. 1 Nr.1 SGB IV geringfügige Entlohnung (regelmäßig 450 Euro monatlich) > 8 Abs. 1 Nr.2 SGB IV kurzfristige Beschäftigung Eine kurzfristige Beschäftigung liegt - für die Übergangszeit vom 01. Januar 2015 bis 31. Dezember 2018 vor, wenn die Beschäftigung für die Zeitdauer ausgeübt wird, die im Laufe des Kalenderjahres seit ihrem Beginn auf nicht mehr als drei Monate oder insgesamt 70 Arbeitstags nach ihrer Eigenart begrenzt zu sein pflegt oder im Voraus vertraglich begrenzt ist... Bundesagentur für Arbelt Seite 7

8 Geringfügige Beschäftigung - Entwicklung in Deutschland (31. Dez März 2015) > Anstieg der Zahl der sv-pflichtig Beschäftigten von 26,38 Mio. auf 30,32 Mio (+14,9 Prozent) > Rückgang der Minijobber" auf 6,90 Mio (-0,6 Prozent) - Geringfügig entlohnte Beschäftigte > im gewerblichen Bereich (-3,3 Prozent) > in Privathaushalten (+175,8 Prozent) 1 ^ Gesamtrückgang basiert also ausschließlich auf der Entwicklung ^ im Gewerblichen Bereich und betrifft nicht den angestrebten Zuwachs in Privathaushalten. aber... Bundesagentur für Arbeit Seite 8 Bad Hersteld-Fulda

9 Geringfügige Beschäftigung Laut BA-Statistik war in den letzten Jahren ein Anstieg der geringfügig Beschäftigten zu verzeichnen. > Bund: Juni 2014 um 5,7 Prozent höher als im Juni 2010 > Fulda: Juni 2014 um 10,4 Prozent höher als im Juni 2010 Jedoch ist auch die Erhöhung der Betragsgrenze auf 450 Euro in diesem Zeitraum zu beachten. Bundesagentur für Arbeit SsItS 9

10 Geringfügige Beschäftigung - Frauen sind stärker betroffen. > 4,02 Mio. Frauen > 2,59 Mio. Männer - Die meisten geringfügig Beschäftigten sind entweder jünger als 25 Jahre oder älter als 65 Jahre. - Starke Gruppen bilden auch die Gruppen der 45- bis 49-Jährigen und der 50- bis 54-Jährigen. - Im ersten Quartal 2015: > Rückgang in allen Bundesländern > in Neuen Bundesländern" deutlich stärker Bundesagentur für Arbeit SsItS 10

11 Zeitarbeit > Zeitarbeitsunternehmen sind auch Unternehmen. > Zeitarbeitsunternehmen sind Kunden von Jobcentern und Arbeitsagenturen. > Rekrutierung von Fachkräften: Auch und insbesondere bei Personaldienstleistern immer schwieriger. > Jüngere Entwicklung in der Zeitarbeitsbranche (Beschäftigung): Bund: Juni 2012: (Anteil = 2,7 Prozent) Juni 2014: (Anteil = 2,6 Prozent) Region Fulda: Juni 2012: (Anteil = 4,6 Prozent) Juni 2014: (Anteil = 3,8 Prozent) Bundesagentur für Arbeit SsItS 1 1 Bad Hersfeld - Fulda

12 Zum Abschluss einige Gedanken und Aspekte... > Beschäftigungsverhältnisse in eher weniger hoch bezahlten Bereichen trugen in den vergangenen Jahren zum Beschäftigungszuwachs bei. > Ein nicht unerheblicher Teil der (lang)zeitarbeitslosen Menschen hat keinen Schulabschluss und/oder keinen Berufsabschluss. > Die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt haben sich in der Region Fulda deutlich zu Gunsten der Arbeitnehmer/innen verschoben. > Die Verhältnisse auf dem Ausbildungsstellenmarkt haben sich regelrecht gedreht". > Individualisierte Lebenskonzepte sprechen für eine gewisse Flexibilisierung der Beschäftigungswünsche. Aber soziale Absicherung ist individuell und aus Sicht einer sozialstaatlichen Gesellschaft notwendig. > Die Volatilität des globalen Wirtschaftsgeschehens wird von Unternehmen und Betrieben weiterhin eine gewisse Flexibilität auch in personeller Hinsicht abverlangen. Bundesagentur für Arbeit Seite 12

13 Zum Abschluss einige Gedanken und Aspekte > Der offensive Einsatz der Regelungen zur Kurzarbeit während der letzten internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise hat Beschäftigte und letztlich Unternehmen abgesichert. Mit dem Instrument der Kurzarbeit haben wir einen Schnellstart" während des folgenden Aufschwungs ermöglicht. Zugleich wurde Erfolgsrelevanz von qualifiziertem und erfahrenem Personal deutlich. > Die Region Fulda wird es in Zukunft schwerer haben, Fachkräfte und Auszubildende aus den umliegenden Regionen (gilt auch für Thüringen) zu gewinnen. > Der demografische Wandel und der damit einhergehende Arbeitskräftemangel bezieht sich auf adäquat qualifizierte Fachkräfte (Fachkräftemangel). > Der Wettbewerb um Fachkräfte wird zukünftig steigen. Dabei wird der (wahrgenommenen) Attraktivität von Unternehmen und somit den dort herrschenden Beschäftigungsbedingungen eine wachsende Rolle zukommen. Bundesagentur für Arbeit Seite 13

14 Der Ausbildungsmarkt in der Region Fulda Bilanz des Ausbildungsjahres 2013/14 (zum ) Bundesagentur für Arbeit Seite 14

15 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bundesagentur für Arbeit z Seite 15