Struktur und Entwicklung der energiebedingten CO 2 -Emissionen. des Landes Sachsen-Anhalt
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- Katharina Brodbeck
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1 Stand: 1. Juli 2015 Struktur und Entwicklung der energiebedingten CO 2 -Emissionen des Landes Sachsen-Anhalt Einführung Die energiebedingten CO 2 -Emissionen bilden den jeweiligen Energiemix und die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes ab. Wie Bild 1 zeigt, hat Sachsen-Anhalt seine energiebedingten CO 2 -Emissionen von 1990 bis 2013 um 47,3 % (nach der Quellenbilanz) bzw. um 54,3 % (nach der Verursacherbilanz) gesenkt und damit wie die anderen neuen Bundesländer einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen in Deutschland geleistet. Die CO 2 -Emissionen aus dem Primärenergieverbrauch (Quellenbilanz) und aus dem Endenergieverbrauch (Verursacherbilanz) sind 2013 gegenüber dem Vorjahr um 3,5 bzw. 2,5 % gesunken. Damit zeichnet sich im Vergleich der letzten Jahre eine leichte Trendumkehr ab. 1
2 Nicht die gesamte Primärenergie gelangt als Endenergie zu den Unternehmen und Verbrauchern. Für die Bilanzierung sind der Eigenverbrauch bei der Energieerzeugung, die Verluste bei der Energieumwandlung und der nichtenergetische Verbrauch (Herstellung von chemischen Produkten) zu berücksichtigen. Wie Bild 2 zeigt, blieben die Emissionen aus dem Umwandlungsbereich - einschließlich der Emissionen der Stromerzeugung als dem wichtigsten Teil der Umwandlung - seit 2005 auf nahezu gleichem Niveau, obwohl die Bruttostromerzeugung eine deutlich steigende Tendenz aufweist. Im Jahr 2013 konnte erstmals ein deutlicher Rückgang der energiebedingten CO 2 - Emissionen um ca Tonnen festgestellt werden. Die mit dem Anstieg der Bruttostromerzeugung einhergehende Senkung der spezifischen CO 2 -Emissionen des Erzeugungsparks ist auf den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Sachsen-Anhalt zurückzuführen. Im Jahr 2013 wurden bereits 46,8 % der Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energien erbracht. Als Energieexportland trägt Sachsen-Anhalt somit nachhaltig zum Erreichen der Klimaschutzziele Deutschlands bei. Die Stromerzeugung aus konventionellen Kraftwerken (Braunkohle und Erdgas) in Sachsen- Anhalt konnte jedoch nur bedingt durch den Zubau aus Wind- und Solarenergie verdrängt werden und stagnierte von 2002 bis 2012 auf annähernd gleichem Niveau. Für 2013 ist ge- 2
3 genüber dem Vorjahr erstmals ein spürbarer Rückgang der Stromerzeugung aus konventionellen Kraftwerken zu verzeichnen. Die Überschüsse aus der Stromerzeugung werden exportiert (siehe Anmerkung). Die Preisentwicklung für CO 2 -Zertifikate innerhalb des europäischen Emissionshandels hat dazu geführt, dass insbesondere die Stromerzeugung aus Braunkohlekraftwerken wirtschaftlich lukrativer geworden ist. Die relativen CO 2 -Emissionen des Erzeugungsmix sind durch den Ausbau der erneuerbaren Energien rückläufig, die absoluten Emissionen der konventionellen Stromerzeugung waren in den zurückliegenden Jahren bis 2012 praktisch unverändert. Anmerkung: Die Entwicklung des Energieverbrauchs in Sachsen-Anhalt ist in der Zusammenfassung Erneuerbare Energien und Energiestruktur in Sachsen-Anhalt dargestellt. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt aktualisiert das Dokument in regelmäßigen Abständen auf Grundlage der fortgeschriebenen Daten des Statistischen Landesamtes und veröffentlicht es auf seinen Internet-Seiten. CO 2 -Emissionen nach Sektoren In Bild 3 wird die sektorale Entwicklung der CO 2 -Emissionen aus der Verursacherbilanz dargestellt. 3
4 Die emissionssenkenden Einflüsse der Wirtschafts- und Finanzkrise waren 2010 überwunden. An der danach einsetzenden Konsolidierung des Emissionsniveaus ist insbesondere das verarbeitende Gewerbe beteiligt. Die zum Teil demografiebedingten Emissionsminderungen im Bereich der privaten Haushalte werden dadurch überkompensiert (siehe hierzu auch Bild 5). Um Exporteffekte auszublenden, nehmen die Bundesländer bei der Definition ihrer Klimaschutzziele im Bereich der energiebedingten Emissionen Bezug auf die Verursacherbilanz. Mit Blick auf das Landesklimaschutzprogramm aus dem Jahr 1998 ist festzustellen, dass die verursacherseitigen Emissionen unter dem Niveau von 1994 gehalten werden konnten und damit das Hauptziel des Klimaschutzprogramms 1998 erfüllt wurde. Dies ist im Wesentlichen auf die Entkopplung des wirtschaftlichen Wachstums und der CO 2 -Emissionen durch den fortgesetzten Aufbau einer modernen und effizienten Wirtschaft zurückzuführen. Um auch in Zukunft seitens des Landes einen Beitrag zu den hohen Klimaschutzzielen Deutschlands leisten zu können, sind verstärkte Anstrengungen notwendig. Die Landesregierung hat die Möglichkeiten des Landes für weitere Emissionsminderungen in einem Klimaschutzkonzept untersuchen lassen und auf dessen Grundlage 2010 ein neues Landesklimaschutzprogramm beschlossen, dessen Zeithorizont bis zum Jahr 2020 reicht. Das Klimaschutzkonzept 2008 und das aktuelle Landesklimaschutzprogramm sind auf den Internet-Seiten des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt eingestellt: Indikatoren Ebenso wie in der Energiepolitik wird auch in der öffentlichen Diskussion über den Klimaschutz häufig auf Indikatoren zurückgegriffen. Zur Beschreibung der energiebedingten Emissionen wird dabei die Emissionsintensität verwendet. Sie bringt zum Ausdruck, wie viele CO 2 -Emissionen entstanden sind, um eine Einheit Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt BIP) zu erzeugen. Ergänzend werden die CO 2 - Emissionen je Einwohner ermittelt. Diese beiden Indikatoren sind stark von den länderspezifischen Wirtschaftsstruktur bzw. vom Erzeugungsmix abhängig. 4
5 Bild 4 gibt die Entwicklung der sachsen-anhaltischen CO 2 -Intensität seit 1991 wieder. Der zu Beginn der 1990er Jahre abzubauende Nachholbedarf der wirtschaftlichen Produktivität einschließlich des ressourcensparenden Einsatzes von Energie hat zu einer vergleichsweise starken Reduzierung der Emissionsintensität geführt. In absoluten Zahlen konnte jedoch eine dem Bundesdurchschnitt äquivalente Senkung bisher nicht erreicht werden. Das ist hauptsächlich auf den Ausbau der energieintensiven Grundstoffindustrie in Sachsen-Anhalt zurückzuführen. Wie Bild 5 zeigt, stiegen die einwohnerspezifischen CO 2 -Emissionen aus dem Primärenergieverbrauch seit Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich an. Dieser Anstieg ist auf den bereits beschriebenen wirtschaftlichen Aufholprozess bei gleichzeitig sinkenden Einwohnerzahlen zurückzuführen. Durch den hohen Anteil der einheimischen Stromerzeugung aus der emissionsintensiven Braunkohle liegt Sachsen-Anhalt über dem Bundesdurchschnitt der Pro-Kopf-Emissionen. Das Niveau ist etwa mit dem des Landes Sachsens vergleichbar; wesentlich höhere Emissionsniveaus haben die Kohleländer Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. Seit 2005 bewegten sich die einwohnerspezifischen Emissionen aus dem Primärenergieverbrauch auf einem Niveau um 11,4 Tonnen CO 2 je Einwohner und Jahr, für die Jahre
6 und 2012 war ein Anstieg auf 11,9 bzw. 12,3 Tonnen CO2 je Einwohner und Jahr zu verzeichnen. Im Jahr 2013 fiel der Wert wieder auf 11,9 Tonnen CO2 je Einwohner zurück (Bundesdurchschnitt 2013: ca. 9,7 t CO2 je Einwohner). Quellen für die verarbeiteten statistischen Daten: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt Statistisches Bundesamt Umweltbundesamt 6
7 Erläuterung der verwendeten Begriffe Bruttostromerzeugung Die Bruttostromerzeugung einer Erzeugungsanlage ist die erzeugte elektrische Arbeit, gemessen an den Generatorklemmen. Im Landesmaßstab beschreibt sie die Stromerzeugung ohne Abzug der Verluste und Eigenverbrauche. Endenergieverbrauch Der Endenergieverbrauch ist die Summe der zur unmittelbaren Erzeugung der Nutzenergie verwendeten Primär- und Sekundärenergieträger. In der Energiebilanz ist der Endenergieverbrauch als letzte Stufe der Energieverwendung aufgeführt. Energetisch und energieökonomisch handelt es sich jedoch noch nicht um die letzte Stufe der Energieverwendung. Es folgen noch die Nutzenergiestufe (z. B. Nutzung als Licht, Wärme) und die Energiedienstleistungen. Energieträger Energieträger sind Quellen, aus denen direkt oder durch Umwandlung Energie gewonnen wird. Unterschieden wird nach Primär- oder Sekundärenergieträgern. Bei den Primärenergieträgern handelt es sich um Energieträger, die keiner Umwandlung unterworfen wurden. Dies sind Stein- und Braunkohlen (roh), Hartbraunkohle, Erdöl, Erdgas, Grubengas, die erneuerbaren Energieträger sowie die Kernenergie. Sekundärenergieträger sind Energieträger, die aus Umwandlung von Primärenergieträgern entstehen. Dies sind alle Stein- und Braunkohlenprodukte sowie Mineralölprodukte, Gichtgas, Konvertergas, Kokerei-/Stadtgas, Strom und Fernwärme. Erneuerbare Energieträger Erneuerbare Energieträger sind natürliche Energievorkommen, die auf permanent vorhandene oder auf sich in überschaubaren Zeiträumen von wenigen Generationen regenerierende Energieströme zurückzuführen sind. Zu den Erneuerbaren Energien zählen Klär- und Deponiegas, Wasserkraft (ohne Pumpspeicher), Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Geothermie und Umgebungswärme. Nettostromerzeugung Die Nettostromerzeugung einer Erzeugungsanlage ist die um ihren Eigenverbrauch verminderte Bruttostromerzeugung. Im Landesmaßstab ist die Bruttostromerzeugung abzüglich der Verluste und Eigenverbrauche gemeint. Primärenergieverbrauch Der Primärenergieverbrauch ergibt sich aus der Summe der im Land gewonnenen Primärenergieträger, den Bestandsveränderungen sowie dem Saldo aus Bezügen und Lieferungen und umfasst die für die Umwandlung und den Endverbrauch benötigte Energie. 7
8 Quellenbilanz (CO 2 -Emissionen aus dem Primärenergieverbrauch) Bei der Quellenbilanz handelt es sich um eine auf den Primärenergieverbrauch eines Landes bezogene Darstellung der Emissionen. Unberücksichtigt bleiben dabei die mit dem Importstrom zusammenhängenden Emissionen, dagegen werden die Emissionen, die auf die Erzeugung des exportierten Stroms zurück zu führen sind, in vollem Umfang nachgewiesen. Die Quellenbilanz ermöglicht Aussagen über die Gesamtmenge des im Land emittierten Kohlendioxids. Verursacherbilanz (CO 2 -Emissionen aus dem Endenergieverbrauch) Bei der Verursacherbilanz handelt es sich um eine auf den Endenergieverbrauch eines Landes bezogene Darstellung der Emissionen. Im Unterschied zur Quellenbilanz werden hierbei die Emissionen der Kraft- und Heizwerke sowie generell des Umwandlungsbereichs nicht als solche ausgewiesen, sondern nach dem Verursacherprinzip den sie verursachenden Endverbrauchersektoren zugeordnet. Unberücksichtigt bleiben Stromexporte, während Stromimporte berücksichtigt werden. Die CO 2 - Emissionen des Stromimportes werden mit einem durchschnittlichen Emissionswert der deutschen Stromerzeugung berechnet. 8
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