Wie können Pflegefachpersonen den Kindern krebskranker Mütter oder Väter hilfreich begegnen? Dipl.- Psych. Elke Reinert
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- Manuela Blau
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1 13. Internationales Seminar Onkologische Pflege - Fortgeschrittene Praxis Wie können Pflegefachpersonen den Kindern krebskranker Mütter oder Väter hilfreich begegnen? Dipl.- Psych. Elke Reinert
2 Organigramm Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer- CCCF Psychologischer Dienst Ambulante Psychoonkologische Betreuung erwachsener Tumorpatienten Tigerherz Wenn Eltern Krebs haben Psychosoziale Krebsberatungsstelle
3 Beruflicher Hintergrund Projekt des Psychologischen Dienstes Tigerherz.Wenn Eltern Krebs haben seit 2007 Unterstützung von Kindern und Jugendlichen momentan im Alter von 2 bis 19 Jahre Einzel- und Gruppenangebote verschiedenster Art
4 Team Tigerherz Multiprofessionelles Team Dipl. Psychologin und Kunsttherapeutin Dipl. Sozialpädagogin Dipl.- Kunsttherapeutin Begleitung in allen Krankheitsphasen Kostenlos
5 Mama/Papa hat Krebs, was bedeutet das? Verlust der eigenen sicheren Welt, wie sie bisher bestanden hat Alltag verändert sich Rituale verändern sich Rollen werden neu verteilt Kind Kind Grafik nach C. Heinemann Papa Mama Papa Mama
6 Fragen, die sich die Kinder stellen Wird Mama/Papa sterben? Wer wird sich um mich kümmern? Muss ich in ein Heim? Bin ich alleine, wenn Mama im Krankenhaus ist? Bin ich schuld an der Erkrankung? Ist das ansteckend? Kann ich das auch bekommen? Mit wem darf ich darüber sprechen?
7 Altersbezogene seelische Belastungen Typische Belastungen Säuglingszeit Trennung als existentielle Bedrohung Kleinkindalter Trennung als Bestrafung; Verstümmelungsängste Vorschulalter Magische Idee, Krankheit verursacht zu haben Schulalter Körperbezogene Ängste, Angst die Eltern zu belasten Pubertät und Jugend Angst vor Vererbbarkeit; Autonomie vs. Verantwortung, Ausbruchsschuld ; Identitätskonflikte Aus Romer, Schulte-Markwort u. Riedesser, 2002
8 Kinder zeigen sich oft von ihrer stabilsten Seite, wenn Eltern schwer erkranken (Welch et al., 1996)
9 Äußere Anzeichen für Belastung Veränderung in den schulischen Leistungen Veränderung im Spielverhalten Aggressivität Rückzug von Familie/Freunden Erhöhte Anhänglichkeit Ängste v.a. nachts Erhöhtes Verantwortungsbewusstsein (Parentifizierung) Schmerzen und Schlafstörungen Probleme im Sozialkontakt (Trabert, 2007, Wiedebusch et al. 2010)
10 Psychopathologische Auffälligkeiten Birenbaum, Yancey, Phillips et al. (1999): 116 Kinder und Jugendliche 6-18 Jahre ein krebskranker Elternteil, (ca. 80% die Mutter) Im Urteil des erkrankten Elternteils sowie im Selbsturteil der Kinder (ab 11 Jahren), signifikant erhöhte Werte für internalisierende Symptome (Ängste, Depression, psychosomatische Beschwerden) nicht jedoch aus Beurteilerperspektive des gesunden Elternteils; insgesamt in ca. 50% der Fälle Hinweise für psychische Auffälligkeiten.
11 Romer (2007) Psychische Symptombildung mit 31% (CBL/Eltern) bzw. 34 % (YSR/Kinder) Doppelt so hoch wie in der Normstichprobe mit 16% Auch hier die internalisierende Symptombildung am häufigsten Schmitt et al., (2008) Prävalenz einer klinisch bedeutsamen Depression bei Kindern und Jugendlichen beträgt 35% bei krebskranken Müttern und 28% bei krebskranken Vätern.
12 Risiko und Schutzfaktoren Risikofaktoren/ Schutzfaktoren äußere Faktoren Familiäre Faktoren Elterliche Faktoren Kindliche Faktoren Kind Kind Papa Mama Risikofaktoren Papa Mama Schutzfaktoren
13 Äußere Risikofaktoren Alleinerziehende Eltern (Visser et al. 2004) Kumulative traumatische Erfahrungen (Fischer, Riedesser, 1999) Niedriger sozioökonomischer Status Geringes Bildungsniveau Enge Wohnverhältnisse (Egle et al. 1997)
14 Schutzfaktoren Familiäre Faktoren Offene Kommunikation (Huizinga et al., 2005) Familiärer Zusammenhalt (Watson et al. 2006) Strukturierte familiäre Anpassung (Huizinga et al. 2005) Affektive Responsivität (Watson et al. 2006) Elterliche Faktoren Gutes psychologisches Funktionsniveau der Eltern (Visser, Huizinga et al. 2004) Niedrige Depressionswerte d. Eltern (Watson et al. 2006) Gute Copingstrategien (Steck et al. 2007) Partnerschaftliche Zufriedenheit (Visser, Huizinga et al. 2004)
15 Schutzfaktoren Kindliche Faktoren (z.t. nach C. Heinemann, dapo JT 2010) Erlebt sich als sicher gebunden Selbstvertrauen Innere Zuversicht Gefühl von Selbstwirksamkeit Vertrauen in das Behandlungsteam
16 Welche Fragen haben die Eltern?
17 Soll man die Kinder informieren? Warum glaubten Erwachsene, dass Kinder Geheimnisse besser ertragen als die Wahrheit? Wussten sie nichts von den dunklen Geschichten, die man sich zusammen spinnt, um die Geheimnisse zu erklären? Erst viele Jahre später, als Meggie selbst Kinder hatte, verstand sie, dass es Wahrheiten gibt, die das Herz mit Verzweiflung füllen bis zum Rand, und dass man von ihnen nicht gerne erzählt, schon gar nicht seinen Kindern, außer man hat etwas, das gegen die Verzweiflung etwas Hoffnung setzt. (Cornelia Funke, Tintenherz,2003)
18 Warum informieren? Schuldgefühle/Unsicherheit der Kinder Gefahr der Aufklärung von außen Phantasie ist oft schlimmer, als die Realität Durch offene Kommunikation innerhalb der Familie ist die empfundene Belastung der Kinder geringer, als bei Tabuisierung. (Huinzinga et al. 2003)
19 Zeitpunkt So bald sich die Eltern stabilisiert haben Wichtig ist, dass die erste Information aus der eigenen Familie kommt Fast alle Kinder ab Schulalter kennen die Bedrohung durch Krebs Etwa 50% aller Eltern sehen keine Notwendigkeit mit Kindern bis zu einem Alter von 5 Jahren über die Erkrankung zu sprechen. (Trabert, 2007)
20 Wer sollte mit den Kindern sprechen? Wenn möglich sollte der erkrankte Elternteil, gemeinsam mit dem gesunden das Gespräch führen, evtl. professionelle Vorbereitung du hast sicher bemerkt, dass wir in letzter Zeit bedrückt waren. Das hat folgenden Grund: ich habe eine Krankheit, die Brustkrebs heißt. Zur Behandlung dieser Erkrankung werde ich in der nächsten Zeit viel unterwegs sein
21 Was soll gesagt werden? Das Wort Krebs benutzen Auf die anstehenden Veränderungen hinweisen Was wird konkret gegen die Krankheit getan (Hoffnung) Nicht alles muss gesagt werden, aber alles was gesagt wird, muss wahr sein
22 Alters- und entwicklungsgemäße Aufklärung Kein Kind ist zu klein, für die Wahrheit Ratgeber für Eltern, mit ganz konkreten Tipps für jede Altersstufe
23 Und wenn ein Elternteil stirbt? Auch darüber sollten die Kinder aufgeklärt werden, spätestens in der fortgeschrittenen terminalen Phase. Jüngeren Kindern muss erklärt werden, was tot sein bedeutet Vorsichtig sein, mit schlafen gegangen Abschied nehmen ist wichtig für die Trauerverarbeitung Vielleicht kann ein Zeichen für gemeinsame Treffen nach dem Tod vereinbart werden Wichtig zu vermitteln, dass niemand die Schuld am Tod trägt
24 Klinikbesuche ermöglichen, solange das Kind das möchte Auch telefonischer Kontakt kann hilfreich sein Körperkontakt erlauben Vielleicht kann/ möchte der sterbende Elternteil Briefe, Bilder oder eine Schatzkiste vorbereiten
25 Was ergibt sich aus dem Vorherigen für Pfegefachpersonen? Indirekte Unterstützung Fragen Sie nach Kindern im Aufnahmegespräch Unterstützen/ermuntern Sie die Eltern zur offenen Kommunikation Bieten sie Hilfe bei der Vorbereitung des Gespräches an Fragen Sie nach äußeren Anzeichen für Belastung Gefühle dürfen Raum haben Sensibilisieren Sie die Eltern auch für die Bedürfnisse/Belastungen der ruhigen, unauffälligen Kinder Versuchen Sie die Eltern darauf hinzuweisen, die Kinder nicht zu überfordern
26 Was ergibt sich aus dem Vorherigen für Pfegefachpersonen? Erinnern Sie daran das Umfeld (Schule, Kindergarten) zu informieren Kindgerechte Literatur auf Station ist hilfreich Krankheit Therapie Liste mit Institutionen, die unterstützen können Ermuntern Sie die Eltern sich Hilfe zu holen Hilfe von außen bedeutet nicht elterliches Versagen, sondern ganz im Gegenteil!
27 Was ergibt sich aus dem Vorherigen für Pflegefachpersonen? Direkte Unterstützung Ermuntern Sie das Kind Fragen zu stellen Erklären von med. Abläufen/Vorgängen Evtl. Station zeigen Frage der Ansteckungsgefahr ansprechen Beziehen Sie das Kind, wenn möglich, mit ein Z.B. Essen Fragen Sie nach dem Befinden des Kindes..du vermisst deinen Vater bestimmt, wenn er jetzt nicht zu Hause sein kann..
28 Wundern Sie sich nicht, wenn sich die Kinder teilweise ablehnend Ihnen gegenüber verhalten Verknüpfung mit dem Befinden des erkrankten Elternteils Seien Sie bitte tolerant im Rahmen des Möglichen Jede Bewältigung ist individuell Z.T. starke Stimmungsschwankungen
29 Literatur, Institutionen und Internetadressen finden Sie im Kursordner
30 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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