Österreichisches Zentrum für psychologische Gewaltprävention im Schulbereich GEWALTPRÄVENTION: MOBBING. Mag. Wolfgang Kaiser
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1 Österreichisches Zentrum für psychologische Gewaltprävention im Schulbereich GEWALTPRÄVENTION: MOBBING
2 Österreichisches Zentrum für psychologische Gewaltprävention im Schulbereich Mobbing in der Schule Was ist Mobbing? Mobbing ist eine Form offener und/oder subtiler Gewalt, die regelmäßig über längere Zeit mit dem Ziel der sozialen Ausgrenzung des Opfers stattfindet. Es kann sich dabei um verbale, physische oder psychische Gewalt handeln. Kriterien für Mobbing Machtungleichgewicht: mehrere Täter gegen ein Opfer Die Täter schädigen das Opfer durch ihre Handlungen absichtlich systematisch und regelmäßig über einen längeren Zeitraum hinweg
3 Der Unterschied zu einem Konflikt Die Konfliktparteien sind in etwa gleich mächtig: einer gegen einen, eine Gruppe gegen eine andere Es gibt einen Auslöser: Meinungsverschiedenheiten, Eifersucht.. Sind Konflikte noch nicht eskaliert, besteht die Chance, dass der Streit geschlichtet werden kann und eine gemeinsame Lösung gefunden wird. Die Mobbingspirale: Nach Olweus 1991, Knaack 1994 Warum mobbt der Täter überhaupt? Selbsterhöhung durch Erniedrigung eines Anderen Gewalt, Mobbing, Bullying Täter gelerntes aggressives Aktionsmuster Grenzenlosigkeit Bewusstheit von Stärke hat Erfolg! Bietet ein erfolgreiches Modell für andere Schüler, wird für sein Verhalten belohnt Passivität, Rückzug Schweigen Komisches Verhalten Passivität Voyeure Mitschüler/innen viele Szenen beobachtend ablehnend, fasziniert, verunsichert Schwaches, fehlendes Handeln Lehrer/innen wenige Szenen beobachtend unsicher, Opfer ist schuld Reaktion meist nicht möglich Eltern uninformiert, unsicher Zurückhaltendes Behandeln des Themas Mobbing Gemobbter Schüler als Einzelfall zur Schulberatung Opfer kann jede(r) werden Schulleitung Handeln bezogen auf einzelne Schüler Verantwortung für Ruf der Schule
4 Woran erkenne ich Mobbing? Schüler: verhält sich plötzlich komisch, zieht sich zurück, desorientiert hat Leitungseinbruch Fehlzeiten häufen sich vergisst Hausübungen, Bücher, Geld kommt nach Pausen erst mit Lehrer in Klasse hat Verletzungen nach Pausen Woran erkenne ich Mobbing? Klasse: Schüler sitzt alleine, schwierig Sitznachbar zu finden Andere weigern sich mit ihm eine Gruppenarbeit zu machen Wenn Schüler sich zu Wort meldet, verhält sich Klasse häufig seltsam (kichern, tuscheln, Bemerkungen..) Klasse lacht oder reagiert extrem bei kleinen Missgeschicken Im Sportunterricht wird gegen den Schüler mit übertriebener Härte gespielt Zettel mit demütigenden Meldungen, Zeichnungen tauchen auf Sachen des Schülers tauchen zerstört oder im Mistkübel auf Leistung der Klasse fällt ab Emotionen wie Angst, Resignation und Wut sind spürbar Erste Schritte Informationen sammeln und notieren Mit Kollegen über Verdacht sprechen Anonyme Fragebogen zum Thema Klassengemeinschaft ausgeben Schüler in Einzelgespräche zum Klassenklima befragen (meist leiden mehrere) das Gespräch mit dem gemobbten Schüler suchen Gespräch mit dem gemobbten Schüler Der gemobbte Schüler hat meist große Angst, dass das Mobbing schlimmer wird, wenn er sich jemandem anvertraut. Informieren Sie ihn über den Gesprächsanlass: Mir ist aufgefallen, dass Benennen Sie Mobbing klar als Gewalt, die nicht akzeptiert werden kann! Fragen Sie wann, wo und welche Mobbinghandlungen von wem ausgeführt werden Fragen Sie nach möglichen Ressourcen (Freunden, Familie ) Sichern Sie dem Schüler weiter Ihre Unterstützung zu Informieren Sie ihn über weitere Schritte (Gespräche mit Eltern ) Lassen Sie sich aber nicht auf ungute Geheimnisse ein Bleiben Sie mit dem Schüler in Kontakt
5 Erste Maßnahmen Schulleitung informieren Kollegen informieren Verstärkte Pausenaufsicht, auch Garderobe nach Sport Für den Betroffenen Hilfe organisieren (Peers, Beratungsstelle..) Gespräch mit Eltern des betroffenen Schülers Gespräch mit den Tätern Gespräch mit den Eltern der Täter Gespräch mit Täter Am besten führt dieses Gespräch der Klassenvorstand: Geben Sie dem Schüler das Gefühl, dass Sie ihm als Person weiterhin wertschätzen, aber sein Verhalten nicht akzeptieren werden und nötigenfalls auch Konsequenzen setzen werden Informieren Sie ihn über den Gesprächsanlass: Ich weiß, dass du XY in den letzten Wochen immer wieder geschlagen hast. Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein. Der Täter versucht vielleicht das Mobbing zu verharmlosen oder dem Opfer die Schuld zu geben Sagen Sie dem Schüler, was Sie von ihm in Zukunft erwarten. Schließen Sie einen Deal! Gespräche mit den Eltern Eltern des Opfers Informieren Sie über die Vorfälle welche Maßnahmen Sie zum Schutz des Kindes setzen Versichern Sie gute Zusammenarbeit Geplante Schritte werden abgesprochen Vorfälle sofort gemeldet Sollten die Eltern der Schule die Schuld geben, steigen Sie nicht darauf ein sondern lenken Sie das Gespräch dahingehend, was für das Kind getan werden könnte: sich Zeit nehmen, erzählen lassen, therapeutische Hilfe Eltern des Täters Informieren Sie die Eltern über die Vorfälle Teilen Sie mit, dass Ihnen die positive Entwicklung Ihres Kindes am Herzen liegt Erwähnen Sie eventuelle Fortschritte des Kindes in Bezug auf das Problem (zb.: Zusage des Kindes Mobbing sofort einzustellen) Protokollieren Sie die Gespräche! In schwierigen Situationen ziehen Sie einen zweiten Kollegen hinzu! Wann unbedingt externe Helfer? Mobbinghandlungen verursachen großen Leidensdruck Mobbing dauert schon lange an Mobbingstruktur hat sich verfestigt Mobbingopfer hat keine Ressourcen Opfer ist depressiv, geringer Selbstwert Opfer hat depressive Züge und macht Andeutungen: Es wird euch noch alle leid tun. Das bis dato depressive Opfer hat plötzlich ohne ersichtlichen Grund eine gute Stimmung Die Täter zeigen keine Einsicht Mobbing nimmt an Brutalität zu!
6 Ablauf der Intervention Konkrete Vorgangsweise bei Mobbing Auftragsklärung und Informationen einholen Einzelgespräch(e) Zusammenarbeit mit LehrerInnen Elternkontakte Klassenbesuch(e) Abschluss Auftragsklärung Ansuchen durch DirektorIn Gespräch mit KV Einzelgespräch mit dem/der betroffenen SchülerIn (Einverständnis der Eltern) evtl. Elterngespräch (bes. bei jüngeren SchülerInnen) Auftragsklärung evtl. Gespräche mit anderen Lehrkräften, z.b. VertrauenslehrerInnen, SchülerberaterInnen,... evtl. Gespräch mit Schularzt/Schulärztin Erwartungen klären - Was ist in der begrenzten Zeit möglich?
7 WICHTIG! Keine Maßnahme ohne Einverständnis des/der Betroffenen! Einzelgespräche jedenfalls mit dem/der Betroffenen unter best. Voraussetzungen auch mit TäterInnen bei Bedarf mit KlassensprecherInnen Einzelgespräche Einverständnis der Erziehungsberechtigten Prinzip der Freiwilligkeit Schweigepflicht Entlastungsfunktion + Aufzeigen von alternativen Handlungsmöglichkeiten - sowohl für Betroffene als auch für TäterInnen! Zusammenarbeit mit LehrerInnen Was wird wahrgenommen? Woran erkenne ich Mobbing? Beziehung zu SchülerInnen und Eltern Wurden schon Maßnahmen gesetzt und wenn ja, welche?
8 Zusammenarbeit mit LehrerInnen Handlungsmöglichkeiten als KV ( Coaching ) Maßnahmen in Zusammenarbeit bzw. unter Absprache durchführen Ressourcen bündeln Beispiele: Gestaltung eines Elternabends, Organisation eines Workshops, gemeinsame Eltern- /Schülergespräche Elternkontakte jedenfalls Einverständniserklärung einholen Beratungsgespräch alleine mit den Eltern und/oder zusammen mit dem/der betroffenen SchülerIn Elternkontakte sind besonders bei jüngeren SchülerInnen wichtig! Elternkontakte Wie sehr sind Eltern bereits informiert bzw. involviert? Wurden bereits Maßnahmen ergriffen? evtl. Elternabend Kontakt zu den Eltern des/der Betroffenen während der Betreuung aufrechterhalten Abschlussgespräch Klassenbesuch Klassenbesuch sinnvoll? Absprache und Kooperation mit KV extrem wichtig Zustimmung des/der Betroffenen Information der Eltern (Elternbrief und/oder Elternabend)
9 Workshops Meist mehrere Termine Ziel: Aufzeigen der Mobbingsituation, Aufklärung über mögliche Folgen Workshopelemente: gruppendynamische Übungen, Diskussionen, Spiele zum Vertrauensaufbau, Evaluation Abschluss Abschlussgespräche mit Betroffenen, LehrerInnen und Eltern bei Bedarf Verweis an weitere Stellen, z.b. Psychotherapie, Kija, Kis,... evtl. Termin zur Nachbetreuung im darauffolgenden Semester Workshops Mögliche Themen: Klassengemeinschaft Konfliktmanagement Gewaltprävention Mobbing
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