Das ist Italien! Und was ich als höchste Lebensfreude, kann, gedacht habe, das ist nun angefangen, und ich genieße es!

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1 Abonnement C, 2. Konzert Freitag Uhr Sonnabend Uhr Sonntag Uhr Großer Saal KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN GIOVANNI ANTONINI Leitung und Blockflöte Das ist Italien! Und was ich als höchste Lebensfreude, seit ich denken kann, gedacht habe, das ist nun angefangen, und ich genieße es! FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY AUS ITALIEN AN SEINE FAMILIE,

2 PROGRAMM Luigi Boccherini ( ) Sinfonia d-moll op. 12 Nr. 4 ( La casa del diavolo ) ANDANTE SOSTENUTO ALLEGRO ASSAI ANDANTINO CON MOTO ANDANTE SOSTENUTO ALLEGRO ASSAI, CON MOTO Antonio Vivaldi ( ) Konzert für Piccolo-Blockflöte, Streicher und Basso continuo C-Dur RV 443 (ALLEGRO) LARGO ALLEGRO MOLTO Gioacchino Rossini ( ) Ouvertüre zur Oper Die Italienerin in Algier PAUSE Felix Mendelssohn Bartholdy ( ) Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 ( Italienische ) ALLEGRO VIVACE ANDANTE CON MOTO CON MOTO MODERATO SALTARELLO. PRESTO PREMIUMPARTNER PARTNER DES KONZERTHAUSES BERLIN UNTERSTÜTZT VON Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you! Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und / oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.

3 Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn Im Jahre 1991 erheiterte ein Film die ost- und westdeutschen Gemüter: Go, Trabi, go nahm vor allem deutsch-deutsche Klischees und Vorurteile aufs Korn (inklusive Mehrwertsteuer). Wohl dem, der über sich selbst lachen konnte! Mit Goethes Italienischer Reise ausgestattet, macht sich eine Familie aus Sachsen mit Trabi Schorsch auf die Reise nach Neapel und erlebt dabei mancherlei Abenteuer. Und vom rüstigen Zweitakter bleibt nach mancherlei Blech- bzw. Pappschaden nur noch ein zusammengeflicktes Cabriolet. Mit dem heutigen Programm möchten wir Sie ebenfalls auf eine Italienreise einladen, deren emotionales Spektrum von Goethes hehrer Sicht auf das Land der klassischen Sehnsucht bis zu Volksfestfreuden des römischen Karnevals oder Blicken auf eine exotische Fremde reichen. Goethes literarischer Reisebericht allein reicht allerdings nicht als Kommentar dieses Abends aus, sondern müsste ergänzt werden durch ältere und jüngere Opernbücher oder das Reisetagebuch des jungen Felix Mendelssohn Bartholdy, der von seinem letzten Besuch bei Goethe in Weimar 1830 aufbrach in das Land, wo die Zitronen blühn.

4 Luigi Boccherini: Sinfonia d-moll op. 12 Nr. 4 ( La casa del diavolo ) ENTSTEHUNG 1771 URAUFFÜHRUNG kann nicht mehr ermittelt werden BESETZUNG 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher, Basso continuo DAUER ca. 18 Minuten LUCCA KUPFERSTICH VON JOSEPH FRIEDRICH UND JOHANN CHRISTIAN LEOPOLD In Lucca geboren, erhielt Boccherini ersten Musikunterricht im Elternhause (Boccherinis Vater war Sänger und Kontrabassist in der städtischen Kapelle) auch bereits auf dem Instrument, dessen virtuose Beherrschung seine spätere Künstlerkarriere begründete, dem Violoncello. Bereits als Dreizehnjähriger konzertierte Boccherini öffentlich und erwarb ersten Ruhm, der ihm ein Stipendium zur Weiterbildung in Rom erschloss. Nach erster Berufserfahrung als Theatermusiker in Lucca folgten Reisejahre als fahrender Künstler in die europäischen Metropolen gemeinsam mit dem Violinisten Filippino Manfredini unternahm er unter

5 LUIGI BOCCHERINI anderem Gastspielreisen nach Oberitalien, Wien, Paris (1767) und schließlich 1769 nach Madrid, wo Boccherini eine feste Anstellung als Kammermusiker des Infanten Don Luis erhielt, auch im cellospielenden spanischen König fand Boccherini einen aufrichtigen Verehrer seiner Kunst. Nach dem Tode des Infanten (1785) wurde Boccherini zunächst Hoforganist, seit 1787 erwuchs ihm zusätzlich aus Berlin die Aufgabe, als Hofkompositeur den preußischen König Friedrich Wilhelm II. mit neuen Werken zu beliefern, die dieser auch angemessen zu honorieren wusste. Mit dem Tode des Königs 1797 erlosch für Boccherini diese wichtige Einnahmequelle. Über seine letzten Lebensjahre ist nicht mehr viel bekannt, er verstarb in ziemlich dürftigen Verhältnissen, die Erfolge auf dem Zenit seiner Karriere verließen ihn in den Jahren des Alters. KURZ NOTIERT Boccherinis umfangreichen (und für ihn durchaus lukrativen) Verpflichtungen als Königlicher Hofkompositeur von Haus aus ist es zu danken, dass sich heute in der Berliner Staatsbibliothek zahlreiche Handschriften seiner Werke befinden: Zum Bestand der sogenannten Königlichen Hausbibliothek gehören Streichquartette und quintette sowie zahlreiche Cellosonaten, viele davon sogar in Eigenschriften Boccherinis. Der Schwerpunkt des Schaffens vom Luigi Boccherini liegt auf dem Gebiet der instrumentalen Kammermusik, für die er manche originelle Besetzungsvarianten erdachte, z. B. in der Kombination von Streichinstrumenten mit Gitarre; den Weg zum Streichquartett fand er ohne die Kenntnis des Haydnschen Werkes, die Besetzung des Streichquintetts (sowohl in der Besetzung mit zwei Bratschen als auch mit zwei Violoncelli) ist seine Erfindung. Auch als Sinfonien-Komponist war Boccherini sehr produktiv: Insgesamt 27 Sinfonien sind von ihm bekannt. Spätestens seit Mozarts Oper Don Giovanni, der 1787 im

6 LUIGI BOCCHERINI Finale des 2. Aktes den Helden in d-moll-klängen zur Hölle schickt, ist diese Tonart mit dämonischen Bildern belegt und verleitet den Hörer zu diesbezüglichen Assoziationen. Anregungen dazu konnte Mozart zum Beispiel aus Bühnenwerken von Christoph Willibald Gluck entlehnen, der 1761 in dem Ballett Don Juan mit seinem Helden ähnlich verfuhr wie später Mozart. Aber auch Boccherini zeigte sich von Glucks Ballettmusik beeindruckt und zitierte sie im Finale seiner Sinfonie d-moll, die er 1771 im Rahmen des sechsteiligen Opus 12 veröffentlichte. Der Titel La casa del diavolo nimmt auf den ursprünglichen Bühnenzusammenhang Bezug. Die ersten beiden Sätze nach einer düsteren Einleitung sind jedoch von freundlicheren Bildern beherrscht und heben die verminderten Septakkorde oder starken Lautstärkekontraste, die den Hörer das Fürchten lehren sollen, für den Schlusssatz auf. CD-TIPP Tafelmusik Baroque Orchestra / Jean Lamon, Leitung / Aufnahme 1988 (Label: deutsche harmonia mundi)

7 Antonio Vivaldi: Konzert für Piccolo-Blockflöte, Streicher und Basso continuo C-Dur RV 443 ENTSTEHUNG kann nicht mehr ermittelt werden (vermutlich nach 1720/24) URAUFFÜHRUNG kann nicht mehr ermittelt werden BESETZUNG Solo-Blockflöte, Streicher, Basso continuo DAUER ca. 12 Minuten CANALETTO: VENEDIG IN DER 1. HÄLFTE DES 18. JAHRHUNDERTS 1678 in Venedig geboren, erhielt Vivaldi erste musikalische Unterweisung bereits durch seinen Vater, der seine musikalischen Aktivitäten mit dem ehrlichen Handwerk eines Barbiers zu verbinden wusste, bis er schließlich gänzlich ins professionelle Lager überwechselte wurde Vivaldi damit seine theologischen Studien abschließend im Markusdom seiner Heimatstadt zum Priester geweiht, im gleichen Jahr wurde er als Violinlehrer am Ospedale della Pietà bestallt, sehr bald stieg er zum Dirigenten und künstlerischen Leiter des dortigen Orchesters auf. (Diese Ospedali waren

8 ANTONIO VIVALDI Kinderheime für verwaiste Mädchen, wo talentierten Schülerinnen eine besondere musikalische Förderung zu Teil wurde dies nicht zuletzt, um den Zöglingen dieser Anstalten finanzielle Mittel zuzuführen. Die Orchester der Ospedali waren aus dem damaligen Musikleben Venedigs nicht wegzudenken, ihre Qualität wurde mit den bedeutendsten damaligen Opernorchestern verglichen.) Es gibt zwei Vivaldis: der eine alla moda, der den Theatern, die sich zu seiner Zeit nur von neuen Werken ernährten, Oper auf Oper liefert, der andere bizarr, originell und von einer Fruchtbarkeit, die durch die Zwänge des Alltags nicht beeinträchtigt wurde... Wie alle Innovatoren ist der prete rosso zeitlos, sein Stil war der seiner Epoche und hat doch den nahezu der gesamten Musik des 18. Jahrhunderts geprägt. Nicht in galanten Menuetten oder altgewohnten Giguen, sondern mit neuen Rhythmen und unerwarteten Formen des Ausdrucks... GIAN FRANCESCO MALIPIERO, 1966 Im Gegensatz zu zahlreichen reisenden Virtuosen gründete sich Vivaldis europaweiter Ruhm zuerst auf seine Kompositionen, die sich schneller, als er überhaupt zu reisen in der Lage war, im gesamten musikalischen Abendland verbreiteten. Vivaldis internationale Konzerttätigkeit setzte erst ein, als er als Komponist bereits allgemein bekannt war, und im Gegensatz zu anderen seiner Kollegen bildete das Konzertieren nur einen Zweig seiner Betätigung neben seinen vielfältigen Verpflichtungen als Orchesterleiter, Instrumentalpädagoge, aber auch als Opernimpresario und -komponist. In seinen Solokonzerten und zahlreichen anderen konzertanten Werken hatte Vivaldi ein geradezu allgemeingültiges

9 ANTONIO VIVALDI Modell übersichtlichen Formaufbaus geschaffen, das außerdem viel Raum bot für Fantasie und Ideenfülle bei der Ausgestaltung dieser Form. Vivaldi komponierte Konzerte für alle nur denkbaren Instrumentenkombinationen und wandte sein Concerto-Modell auch auf geradezu exotische Instrumente wie Chalumeau, Flautino (das ist eine Blockflöte im Mini-Format), Viola d amore oder Mandoline an. Trotz des erhaltenen Partitur-Autographs ist eine exakte Datierung des Concertos für Flautino, Streicher und Basso continuo C-Dur RV 443 nicht mehr möglich, man muss sich mit einer allgemeinen Eingrenzung auf die Jahre nach zufriedengeben. In der Simplizität des Formaufbaus möchte man dieses Konzert zunächst eher in die unübersehbare Werkgruppe der konventionellen Massenware einordnen aber wenn ein wahrer Könner die Flöte in die Hand nimmt und zu rasanter Virtuosität zwingt, dann leben die Themen auf und entfaltet Vivaldis Musik ihre mitreißende Kraft und einen zwingenden Drive, wie er nur großen Künstlern gelingt. CD-TIPP Michael Schneider, Blockflöte / Camerata Köln / Aufnahme 1989 (Label: deutsche harmonia mundi)

10 Gioacchino Rossini: Ouvertüre zur Oper Die Italienerin in Algier ENTSTEHUNG 1813 URAUFFÜHRUNG Venedig, Teatro San Benedetto BESETZUNG Piccolo, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Posaune, Pauken, Streicher DAUER ca. 8 Minuten 1810 brachte Gioacchino Rossini seine erste Oper in Venedig heraus, der keine 20 Jahre später für Paris komponierte Guillaume Tell (1829) war bereits sein letztes Bühnenwerk. Dem Maestro blieben noch fast 40 Lebensjahre, in denen er sich jedoch nicht mehr zum Komponieren einer Oper verlocken ließ, nachdem im Gefolge der französischen Juli-Revolution 1830 Rossinis Pariser Vertrag gekündigt worden war. An Deutschland schätzte der auch als Gourmet bekannte Maestro vor allem die Qualität und Vielfalt des Weinangebots (wenn man Mendelssohns Beschreibung einer Begegnung tatsächlich für wahre Münze nehmen möchte). Gestern früh kam ich zu ihm (Ferdinand Hiller, D. H.). Wer sitzt da? Rossini, groß und breit, in liebenswürdigster Sonntagslaune. Ich kenne wahrlich wenige Menschen, die so amüsant und geistreich sein können wie der, wenn er will; wir kamen die ganze Zeit aus dem Lachen nicht heraus Von Deutschland ist er entzückt, sagt er, und wenn er sich abends am Rhein die Weinkarte einmal geben lässt, so muss ihm der Kellner sein Zimmer zeigen, sonst findet er s nicht mehr. FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY AUS KÖLN AN SEINE FAMILIE, Rossinis Musik und sein Stil polarisierte die Musikwelt: Mit Rossini und Konsorten etikettierte Beethoven den Musik-

11 GIOACCHINO ROSSINI geschmack der Wiener, und dies war sicherlich nicht als ein Kompliment gemeint. Das Publikum vergötterte ihn, die Kenner unter den Liebhabern rümpften die Nase (oder schämten sich einzugestehen, dass ihnen die Musik des Maestros gefiel, wie es über Carl Maria von Webers Wien-Aufenthalt 1823 durch Karl von Holtei bezeugt wird). Zu einem so ehrlich-unbefangenen Urteil wie Franz Schubert ( Außerordentliches Genie kann man ihm nicht absprechen... ) vermochten sich nur wenige Kunstfreunde durchzuringen. Dazu wurde seine publikumswirksame Musik als künstlerischer Ausdruck der Restaurationszeit, der Ära seines Freundes Metternich angesehen, was sein Schaffen für spätere Generationen geradezu diskreditierte. Rossini wurde 1792 in Pesaro als Kind von Musikern geboren der Vater war Stadttrompeter und Hornist des dortigen Orchesters, die Mutter Sängerin. Die örtlichen Machtwechsel (auf den Papst als Landesherr folgten Kaiser Napoleon, dann die Österreicher, dann wieder die Franzosen ) waren einer geregelten Ausbildung zunächst abträglich konnte Gioacchino ein Studium bei seinem Vater an der Musikakademie von Bologna aufnehmen, das durch Praxis und Selbststudium der Werke von Haydn und Mozart ergänzt wurde setzte er seine Ausbildung am Liceo Musicale von Bologna fort, doch war er weiterhin sehr umtriebig in der örtlichen Opernszene erhielt er einen ersten Opernauftrag: Er soll für das Teatro S. Mosè in Venedig die komische Oper La cambiale di matrimonio (Der Ehetausch) komponieren. Die Musik gefällt dem Publikum und den Auftraggebern, Rossini wird in den nächsten drei Jahren für Venedigs Theater insgesamt zwölf Opern komponieren, unter anderem L italiana in Algeri, die am zum ersten Mal auf die Bühne kommt und die Serie der ersten zehn für Venedig bestimmten Opern abschließt.

12 GIOACCHINO ROSSINI Der Tonsetzer hat sich in dieser Oper wieder unbarmherzig selbst bestohlen, aber das weiß man ja im voraus, und man vergibt es ihm umso lieber, da er so angenehm zu unterhalten versteht und Theatercoups mit Glück benutzt. ALLGEMEINE MUSIKALISCHE ZEITUNG ÜBER ROSSINI, 1820 SZENENBILD VON FRANCESCO BAGNARA FÜR EINE AUFFÜHRUNG VON L ITALIANA IN ALGERI IN VENEDIG (1826) Das Libretto hatte Angelo Anelli bereits fünf Jahre zuvor für Luigi Mosca gedichtet (1808 an der Mailänder Scala uraufgeführt), doch erst Rossinis Komposition das Werk von nur vier Wochen konzentrierter Arbeit machte Stoff und Text bekannt. Die Szenerie erinnert durchaus an Mozarts Erfolgsstück Die Entführung aus dem Serail (uraufgeführt 1782): Mustafa, der Bey von Algier, möchte sich seiner bisherigen Frau Elvira entledigen (und sie mit einem seiner italieni-

13 GIOACCHINO ROSSINI schen Sklaven verkuppeln) und ist in Leidenschaft für die schöne Italienerin Isabella entbrannt. Deren Schlauheit ermöglicht es, das Begehren des Bey über die Länge der zwei Akte hinzuhalten und veranlasst den ältlichen Galan, seiner Wahl zum Pappataci (= Narren) zuzustimmen und auch die damit verbundene Aufnahmezeremonie über sich ergehen zu lassen. Die Gunst dieser Stunde nutzen Isabella und die übrigen italienischen Gefangenen zur Flucht. Zu spät merkt der gefoppte Bey die List seiner Angebeteten Die brillante Ouvertüre mit ihren schönen Oboen-Soli, dem schmissigen Allegro-Start und den für Rossini so typischen mitreißenden Orchestercrescendi verrät von der künftigen Handlung noch nicht allzu viel, spart auch mit orientalischem Kolorit und ist trotzdem eine wunderbare Einstimmung in das Kommende: Viel Lärm um Nichts, möchte man zunächst denken. Doch wenn sich dann der Vorhang zum 1. Akt hebt und die Verwicklungen ihren Lauf nehmen, wird einem in der Rückschau der fröhliche Lärm der Ouvertüre als ein Rest heiler Welt erscheinen! Ihr alten deutschen Meister, Händel, Sebastian Bach und sogar du, Beethoven, auf die Knie! Hier spricht die Königin der Künste! Hier ist Italien, hier der Triumph! HONORÉ DE BALZAC ÜBER ROSSINIS MOSÈ IN EGITTO, 1837 CD-TIPP Orchestre National de l ORTF / Igor Markevitch / Aufnahme 1957 (Label: ica classics); Chamber Orchestra of Europe / Claudio Abbado / Aufnahme 1990 (Label: Deutsche Grammophon); Radio-Sinfonieorchester Stuttgart / Gianluigi Gelmetti / Aufnahme 1992 (Label: EMI)

14 Felix Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 ( Italienische ) ENTSTEHUNG URAUFFÜHRUNG London (unter Leitung des Komponisten) BESETZUNG 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher DAUER ca. 28 Minuten 1809 in Hamburg geboren, war Felix Mendelssohn Bartholdy ab 1811 in Berlin eine glückliche und sorgenfreie Kindheit vergönnt. Der Vater, als Inhaber eines florierenden Geldinstitutes sehr vermögend, verstand es, die besten Lehrer, die Berlin nur bieten konnte, mit der Erziehung seiner Kinder zu betrauen. Er finanzierte auch ein kleines Hausorchester, mit welchem Felix seine ersten größeren Werke probieren konnte. Dank dieser großzügigen Möglichkeiten konnte sich das Talent des genialen jungen Musikers entfalten. Der Vater ermöglichte auch umfangreiche Bildungsreisen, die häufig zu Konzertreisen ausgebaut wurden. Gestern auf dem Karneval wurde schon mit Blumen und Bonbons geworfen, und ich bekam von einer Maske ein Bouquet und Prügel An Arbeiten ist jetzt nicht zu denken; nur ein kleines Lied habe ich gemacht; in den Fasten will ich wieder fleißig werden; wer denkt an Schreiben und an Noten? FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY AUS ROM AN SEINE FAMILIE, Erste Anregungen zu einer neuen Sinfonie sammelte Mendelssohn auf seiner großen Europareise 1830/31, die ihn über Dessau, Weimar (wo er zum letzten Mal Goethe besuchte) und München nach Wien und endlich nach Italien, in die Schweiz und dann über Düsseldorf (seine spätere Wirkungs-

15 FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY stätte als Städtischer Musikdirektor) schließlich nach Paris und London führte. Die Italien-Reise hatte vor allem im Saltarello-Finale der Sinfonie direkte Spuren hinterlassen, denn in Rom hatte Mendelssohn den dortigen Karneval miterlebt und war tief beeindruckt. Aber auch der frohgemute Beginn des Kopfsatzes kündet von Begeisterung und großen Erwartungen. Die Binnensätze sind weniger konkret zu deuten: Der 2. Satz ist ein ergreifender Prozessionsgesang, in dem Mendelssohn möglicherweise seiner 1832 verstorbenen Mentoren Goethe und Zelter gedenkt, der 3. Satz ein heiter-anmutiges Menuett. KARNEVAL IN ROM. GEMÄLDE VON WILHELM WIDER, 1852

16 FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Bleibe ich so im Zuge wie jetzt, so mache ich auch noch die Italienische Sinfonie in Italien fertig dazu wird täglich etwas Neues gesehen Das lustige Neapel macht sich freilich ganz gut. FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY AUS NEAPEL AN DIE FAMILIE, Als er im Juni 1832 nach Berlin zurückkehrte, fand er seine Heimat verändert vor, denn nicht nur Goethe, sondern auch Singakademie-Direktor Zelter waren inzwischen gestorben. Die vergebliche Bewerbung um die Zelter-Nachfolge sollte Mendelssohn im folgenden Jahr die größte Enttäuschung seines ansonsten von Erfolgen geprägten Lebens bereiten. Trost und Ermunterung fand Mendelssohn einmal mehr in England, seiner zweiten Heimat: Mit der Ausarbeitung der Italienerlebnisse und skizzen zu einer viersätzigen Sinfonie für Orchester begann er im Frühjahr 1833, um damit einem Auftrag der Londoner Philharmonic Society nachzukommen, und schon am dirigierte der Komponist in London die Uraufführung des neuen Werks. AUFGEHORCHT Saltarello ist das Finale von Mendelssohns Italienischer Sinfonie überschrieben, und die wichtigsten Anregungen dazu hatte der Komponist beim Karneval in Rom sammeln können. Doch eine weitere Inspirationsquelle bleibt auch bei dieser Sinfonie stets präsent: Beethoven! Vor allem seine 7. Sinfonie, ebenfalls in A-Dur und mit einem Kopfsatz im 6/8-Takt, lässt sich aus der Erinnerung des Hörers kaum verdrängen 1834 begann der Komponist eine Neufassung der Sinfonie und überarbeitete zunächst die letzten drei Sätze. Dann jedoch verlor er das Interesse an diesem Werk überhaupt, so dass die Sinfonie erst nach seinem Tod 1851 gedruckt wurde und seitdem als Italienische Sinfonie einen festen Platz im Repertoire erhielt. (Die späte Publikation erklärt auch, dass

17 FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Mendelssohns 4. Sinfonie bereits vor seiner 3. Sinfonie komponiert worden war ) Diese Neufassung blieb jedoch völlig unbekannt und wurde erst 2001 im Rahmen der neuen Mendelssohn-Gesamtausgabe veröffentlicht. Auch im heutigen Konzert erklingt die ursprüngliche Fassung, die der Komponist 1833 in London zur Uraufführung gebracht hatte. CD-TIPP Israel Philharmonic Orchestra / Leonard Bernstein / Aufnahme 1978 (Label: Deutsche Grammophon); Orchestra of the 18th Century / Frans Brüggen / Aufnahme 1990 (Label: Philips) / Fassung 1833 und 1834: Wiener Philharmoniker / John Eliot Gardiner / Aufnahme 1997 und 1998 (Label: Deutsche Grammophon) 92,4 die kunst zu hören

18 Im Porträt GIOVANNI ANTONINI Giovanni Antonini studierte an der Civica Scuola di Musica in seiner Heimatstadt Mailand sowie am Centre de Musique Ancienne in Genf. Er ist Gründungsmitglied des Barockensembles Il Giardino Armonico, das er seit 1989 leitet und mit dem er als Dirigent und als Solist auf der Block- und Traversflöte in ganz Europa, in den USA, Kanada, Südamerika, Australien, Japan und Malaysia aufgetreten ist. Er hat mit einer Vielzahl angesehener Künstler zusammengearbeitet, unter anderem mit Cecilia Bartoli, Isabelle Faust, Viktoria Mullova, Giuliano Carmignola, Giovanni Sollima, Sol Gabetta, Katia und Marielle Labèque sowie Kristian Bezuidenhout. Antonini ist auch als Gastdirigent bei vielen führenden Orchestern gefragt. Er hat unter anderem die Berliner Philharmoniker, das Concertgebouworchester, das Tonhalle-Orchester Zürich, das Mozarteumorchester Salzburg, das Orquesta Nacional de España und das Gewandhausorchester Leipzig dirigiert. Im Opernbereich hat er unter anderem Le nozze di Figaro und Alcina an der Mailänder Scala geleitet; in einer Neuproduktion von Alcina war er in der Spielzeit 2013/14 auch am Opernhaus Zürich zu Gast. Zu Pfingsten 2012 gab er mit Giulio Cesare in Egitto sein Debüt bei den Salzburger Festspielen, wohin er zu Pfingsten 2013 mit Norma zurückkehrte.

19 IM PORTRÄT Seit September 2013 ist er künstlerischer Leiter des Festivals Wratislavia Cantans in Polen. Mit Il Giardino Armonico hat Giovanni Antonini zahlreiche CDs aufgenommen, darunter Instrumentalwerke von Vivaldi (unter anderem Die vier Jahreszeiten ) und anderen italienischen Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts, Bach (Brandenburgische Konzerte), Biber und Locke. Zu den jüngsten Aufnahmen zählen Händels Concerti grossi op. 6, Vivaldis Oper Ottone in villa und die Alben Il Pianto di Maria The Virgin s Lament mit Bernarda Fink und Sacrificium mit Cecilia Bartoli. Mit dem Kammerorchester Basel spielt er gerade sämtliche Beethoven-Sinfonien ein, von denen die ersten sechs bereits erschienen sind. WO Klassik & Oper / CD DVD Stöbern. Entdecken. Mitnehmen. NIKOLAUS HARNONCOURT DIRIGIERT DAS MOZART ALBUM MIT LANG LANG Welch traumhaftes Team für die beiden Klavierkonzerte Mozarts: Lang Lang und die Wiener Philharmoniker unter Nikolaus Harnoncourt! Auf der zweiten CD spielt Lang Lang ausgewählte Solo-Werke Mozarts. Eine Mozart-Sternstunde. Friedrichstraße Friedrichstraße Mo-Fr 9-24 Uhr Mo-Fr Sa 9-23: Uhr Sa 9-23:30 Uhr MOZARTS ZAUBERFLÖTE VON DEN SALZBURGER FESTSPIELEN Nikolaus Harnoncourt und sein Concentus Musicus führten 2012 erstmals in der Geschichte der Salzburger Festspiele Mozarts Oper Die Zauberflöte auf historischen Instrumenten auf. Erhältlich auf DVD und Blu-ray

20 Konzerthausorchester aktuell Andrzej Panufnik ( ): Orchesterwerke Vol. 8 Am 25. Juni 2014 ist bei dem Label cpo die CD mit Panufniks drei großen Konzerten für Violine, Violoncello und Klavier erschienen. Damit ist die Gesamtedition der sinfonischen Werke des polnisch-englischen Komponisten unter Leitung von Łukasz Borowicz vollendet. Für die Aufnahmen leitete er das Polnische Radio-Sinfonieorchester (Vol.1-3) und das Konzerthausorchester Berlin (Vol.5-8). KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN ŁUKASZ BOROWICZ Leitung ALEXANDER SITKOVETSKY Violine RAPHAEL WALLFISCH Violoncello EWA KUPIEC Klavier CPO / EAN: NEU UND NUR FÜR UNSERE GÄSTE: DIE KOSTENLOSE KONZERTHAUS CARD MIT ATTRAKTIVEN VORZUGSANGEBOTEN UNSERER PARTNER. INFORMATIONEN HIER IM HAUS UND ONLINE AUF DIE BLUMEN WURDEN ÜBERREICHT VON ZUKUNFT KONZERTHAUS E. V. IMPRESSUM HERAUSGEBER Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann TEXT Dr. Dietmar Hiller REDAKTION Tanja-Maria Martens KONZEPTION / GESTALTUNG Meta Design AG ABBILDUNGEN Decca/David Ellis (Antonini), Archiv Konzerthaus Berlin SATZ UND REINZEICHNUNG HERSTELLUNG Reiher Grafikdesign & Druck Gedruckt auf Recyclingpapier PREIS 2,30