Kinder, Jugendliche und Familien im demografischen Wandel
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- Joachim Vogt
- vor 7 Jahren
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1 Dr. Ulrich Bürger Kinder, Jugendliche und Familien im demografischen Wandel Herausforderungen und Perspektiven in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg Kinder, Jugendliche und Familien im demografischen Wandel Herausforderungen und Perspektiven in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg Thematische Aspekte 1. Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel der Handlungsbedarfe für jungen Menschen und Familien 2. Die bis zum Jahr 2025 erwartete Entwicklung der Alterspopulation der 0- bis 18-Jährigen in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg 3. Exemplarische Betrachtungen zum Feld der Hilfen zur Erziehung mit Folgerungen für die Unterstützungsbedarfe von jungen Menschen und Familien 4. Überlegungen zu den Perspektiven und Entwicklungserfordernissen der offenen und der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit im demografischen Wandel 5. Eine Schlussbemerkung 1
2 Kinder, Jugendliche und Familien im demografischen Wandel Herausforderungen und Perspektiven in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg 1. Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien Datenquelle hier: Eigene Berechnungen auf Basis der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausrechnung des Statistisches Bundesamts von 2009 Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien -> Bayern auf dem Weg in eine alternde Gesellschaft 12,52 Mio. 11,62 Mio. - 7 % 100% 90% 19,5% 21,8% 26,8% 30,1% 31,3% 32,7% 80% 70% 60% 50% 40% 61,1% 60,8% 56,0% 53,3% 53,1% 51,6% 65- u älter 20- u 65 unter 20 30% 20% 19,4% 10% 17,4% 17,2% 16,6% 15,6% 15,7% - 25 % 0% 2,42 Mio ,82 Mio. 2
3 Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien -> Bayern auf dem Weg in eine alternde Gesellschaft Folgerungen aus dem Blickwinkel der Kinder- und Jugendhilfe Angesichts dieser Entwicklungsdynamik werden Kinder und Familien mehr denn je auf die Unterstützung und Förderung durch eine breite bürgerschaftliche und (kommunal-) politische Lobby angewiesen sein, die ihren Belangen im Aushandeln mit den berechtigten Interessen anderer Gruppierungen nachdrücklich Geltung verschafft Eine solche Stärkung der Interessen von Familien und Kindern dient dabei allerdings nicht nur der Unterstützung und Förderung der jungen Menschen, sondern sie ist zugleich auch unabweisbare Konsequenz angesichts absehbarer volkswirtschaftlicher und sozialpolitischer Herausforderungen im demografischen Wandel Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns -> Volkswirtschaftliche und sozialpolitische Aspekte in ihren Konsequenzen für die Unterstützung von Kindern und Familien 100% 90% 19,5% 21,8% 26,8% 30,1% 31,3% 32,7% 80% 70% 60% 50% 40% 61,1% 60,8% 56,0% 53,3% 53,1% 51,6% 65- u älter 20- u 65 unter 20 30% 20% 19,4% 10% 17,4% 17,2% 16,6% 15,6% 15,7% 0%
4 Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns -> Volkswirtschaftliche und sozialpolitische Aspekte in ihren Konsequenzen für die Unterstützung von Kindern und Familien Folgerungen aus dem Blickwinkel der Kinder- und Jugendhilfe Es bedarf deutlicher Verbesserungen in der Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit für Väter und Mütter, insbesondere in Gestalt einer bedarfsgerechten Ausgestaltung von Angeboten der Kindertagesbetreuung (wobei die Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Übrigen zunehmend auch Aspekte der Pflege älterer Angehöriger betreffen werden) Die Anstrengungen zu einer frühzeitigen, umfassenden und breiten Förderung und Bildung aller jungen Menschen müssen dringend intensiviert werden, um morgen nicht - partiell - vor unzureichend gebildeten, integrierten und damit ohne reelle Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe ausgestatteten jungen Menschen zu stehen Diese Herausforderung gewinnt zusätzlich dadurch an Bedeutung, dass zukünftig der Anteil der Kinder, die in bildungsferneren Familien und die in Familien mit einem Migrationshintergrund aufwachsen, zunehmen wird Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien -> Neujustierungen im generationenübergreifenden Miteinander 100% 90% 19,5% 21,8% 26,8% 30,1% 31,3% 32,7% 80% 70% 60% 50% 40% 61,1% Auszug aus dem Koalitionsvertrag 60,8% zwischen CDU, CSU und FDP Oktober 2009: 56,0% 53,3% 53,1% Kinderlärm darf keinen Anlass für gerichtliche Auseinandersetzungen geben. Wir werden die Gesetzeslage entsprechend ändern. 51,6% 65- u älter 20- u 65 unter 20 30% 20% 19,4% 10% 17,4% 17,2% 16,6% 15,6% 15,7% 0%
5 Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien -> Neujustierungen im generationenübergreifenden Miteinander Folgerungen aus dem Blickwinkel der Kinder- und Jugendhilfe Um die anstehenden Herausforderungen gelingend zu bewältigen, bedarf es auf der Ebene der Kommunen eines frühzeitigen Einstiegs in gemeinsam getragene Gestaltungsprozesse eines zukunftsfähigen Miteinanders in einer sozialen Kultur, die generationenübergreifend denkt und handelt und die darin angelegten Chancen nutzt In diesen Prozessen muss Kinder- und Familienfreundlichkeit als Grundhaltung und als Leitlinie in der Ausgestaltung der sozialen Infrastruktur als ein zentraler Grundsatz gelten, der im Übrigen als Standortund Zukunftsfaktor auch ganz entscheidend die Entwicklungsperspektiven der einzelnen Städte und Gemeinden im Ergebnis aber auch die des jeweiligen Stadt- bzw. Landkreises mit beeinflussen wird Zur Dringlichkeit der Handlungserfordernisse für Kinder und Familien im demografischen Wandel (VQ = Versorgungsquotient) Der Zeitraum bis 2020 als das Kritische Jahrzehnt noch einmaliger Chancen zukunftssichernder Investitionen in die nachwachsende Generation 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 19,5% VQ 64 61,1% 21,8% VQ 65 60,8% 26,8% VQ 79 56,0% 30,1% VQ 87 53,3% 31,3% VQ 88 53,1% 32,7% VQ 94 51,6% 65- u älter 20- u 65 unter 20 20% 19,4% 10% 17,4% 17,2% 16,6% 15,6% 15,7% 0%
6 Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien Letztlich liegt eine Quintessenz der Analysen in einem Paradox: Entgegen einer auf den ersten Blick plausiblen Annahme erfordert der demografische Wandel und der damit verbundene Rückgang in der Zahl der jungen Menschen nicht weniger, sondern mehr Engagement und mehr Investitionen in Kinder und Familien. Die Geschwindigkeit und die Ernsthaftigkeit, mit der dieser Sachverhalt zur Kenntnis genommen und in konkretes Handeln umgesetzt wird, wird wesentlich über die Zukunftschancen der Städte und Gemeinden, damit aber auch die des jeweiligen Kreises und des Landes entscheiden! Kinder, Jugendliche und Familien im demografischen Wandel Herausforderungen und Perspektiven in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg 2. Die bis zum Jahr 2025 erwartete Entwicklung der Alterspopulation der 0- bis 18-Jährigen in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg Datenquelle hier: Eigene Berechnungen auf der Basis der Regionalisierten Bevölkerungsvorausrechnung für Bayern bis 2030 des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung vom November
7 München LK Ebersberg Fürstenfeldb. Dachau Berchtesg.L. Freising Neu-Ulm Erlangen-H. Erding Fürth LK Starnberg Bad Tölz-W. Eichstätt Pfaffenhofen Neuburg-S. M iesbach Regensburg LK Landsberg a.l. Kelheim Rosenheim LK Traunstein Landshut Altötting Würzburg LK Günzburg Deggendorf Aichach-F. Weilheim-S. Augsburg LK M ühldorf a.i. Lindau Ostallgäu Dingolfing-L. Bamberg LK Nürnberger L. LK Roth Aschaffenb. LK Forchheim Straubing-B. LK Donau-Ries Oberallgäu Passau LK Rottal-Inn Unterallgäu Garmisch-P. Kitzingen Schwandorf Ansbach LK Neumarkt/Opf. Amberg-S. LK Weißenburg-G. Neustadt/A.-BW Cham Dillingen a.d.d. Bayreuth LK M iltenberg Schweinfurt LK Rhön-Grabfeld Haßberge Neuenstadt/W. Regen M ain-spessart Freyung-G. Bad Kissingen Kulmbach Lichtenfels Coburg LK Tirschenreuth Wunsiedel/F. Kronach Hof LK -30,8-3,0 im demografischen Wandel plus 8,3 % -3,6-3,7-29,1 Regionale Disparitäten -27,0-27,4-26,2-26,8-25,6-24,3-24,5-24,7-25,1-22,8-23,0-23,1-23,6-23,9-24,1-21,3-21,4-20,6-20,6-20,7-20,8-21,1-19,4-19,4-19,6-19,7-19,9-20,4-17,9-18,1-18,3-18,3-17,0-17,0-17,2-17,3-17,5-17,6-17,6 minus 30,8 % -15,6-16,1-16,2-16,4-15,3-14,4-14,5-14,9-13,9-14,0-12,1-12,3-12,6-12,7-13,1-35,0-30,0-25,0-20,0-15,0-10,0-5,0 0,0 5,0 10,0-11,4-10,8-9,9-10,0-7,4-7,6-7,1-4,9-5,9-5,0-4,6 8,3 Erwartete Veränderungen in der Altersgruppe der 0- bis 18-Jährigen von 2010 bis 2025 in den Landkreisen Bayerns in Prozent Landkreis Coburg 26,8 % München Regensburg Regionale Disparitäten im demografischen Wandel plus 16,7 % 8,7 16,7 Würzburg 3,6 Ingolstadt 1,8 Landshut 1,0 Nürnberg 0,5 Bamberg -1,9 Augsburg Erlangen Rosenheim Kempten Straubing Kaufbeuren Aschaffenburg Fürth -6,7-6,8-7,0-2,8-2,8-2,9-3,6-4,3 Erwartete Veränderungen in der Altersgruppe der 0- bis 18-Jährigen von 2010 bis 2025 in den kreisfreien Städten Bayerns in Prozent Schweinfurt -7,0 Passau -7,2 Bayreuth Memmingen Schwabach -9,9-9,2-8,6 Ansbach -13,0 Weiden/OPf. -15,3 Amberg -15,5 Coburg Hof -20,0-16,7 minus 20,0 % Stadt Coburg - 16,7 % -20,0-15,0-10,0-5,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 7
8 Die voraussichtliche Entwicklung der Altersgruppe der 0- bis 18- Jährigen in Bayern bis zum Jahr 2025 unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Binnenaltersstruktur absolut Basis absolut % absolut % absolut % 0- u u u u Dies sind die Geburtenjahrgänge 2007 bis 2009! München Regensburg Würzburg Landshut Ingolstadt Nürnberg Regionale Disparitäten im demografischen Wandel plus 22,2 % -2,7-3,0 0,0 0,0 3,0 22,2 Erlangen Augsburg Passau Aschaffenburg Kempten Bayreuth Bamberg Rosenheim Kaufbeuren -14,3-6,9-8,0-8,3-10,0-10,5-10,5-10,5-11,1 Erwartete Veränderungen in der Altersgruppe der 16- bis 18-Jährigen von 2010 bis 2025 in den kreisfreien Städten Bayerns in Prozent Memmingen -14,3 Schwabach -15,4 Amberg -15,4 Straubing -15,4 Fürth -16,7 Schweinfurt -18,8 Hof -21,4 Ansbach Coburg Weiden/OPf. -28,6-23,1-23,1 minus 28,6 % Stadt Coburg - 23,1 % -30,0-20,0-10,0 0,0 10,0 20,0 30,0 8
9 Die voraussichtliche Entwicklung der Altersgruppe der 0- bis 18- Jährigen in Bayern und in der Stadt Coburg bis 2025 unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Binnenaltersstruktur Bayern absolut Basis absolut % absolut % absolut % 0- u u u u % Coburg absolut Basis absolut % absolut % absolut % 0- u u u u % Dr. 100 Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag 95 in der Stadt Coburg am Juli Kinder, Jugendliche und Familien im demografischen Wandel Herausforderungen und Perspektiven in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg 3. Exemplarische Betrachtungen zum Feld der Hilfen zur Erziehung mit Folgerungen für die Unterstützungsbedarfe von jungen Menschen und Familien 9
10 Anmerkungen zur relativen Bedeutung des demografischen Faktors für die Handlungsbedarfe der Kinder- und Jugendhilfe mit einem exemplarischen Blick auf die Hilfen zur Erziehung Zentrale Prämisse für die Betrachtung aller Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe: Der demografische Faktor ist immer nur eine, und dabei oftmals keineswegs die entscheidende Einflussgröße für tatsächliche zukünftige Angebots- und Inanspruchnahmeentwicklungen in den Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe Deshalb bedarf es neben den feldspezifischen Betrachtungen des rein demografischen Faktors stets reflexiver Abwägungen hinsichtlich anderer bedarfsrelevanter Aspekte insbesondere vor dem Hintergrund der grundlegenden Befunde zu Funktion und Handlungsbedarfen der Kinder- und Jugendhilfe im demografischen Wandel Anmerkungen zur relativen Bedeutung des demografischen Faktors für die Handlungsbedarfe der Kinder- und Jugendhilfe mit einem exemplarischen Blick auf die Hilfen zur Erziehung Exemplarische Betrachtungen zu jüngeren Fallzahlentwicklungen der Hilfen zur Erziehung in Bayern und Schlaglichter auf das Ursachengeflecht der beobachteten Entwicklungen 10
11 Die Fallzahlentwicklungen der Hilfen zur Erziehung ( 27 ff und 41 SGB VIII) in Bayern im Zeitraum vom Jahr 2008 bis zum Jahr 2010 (Summe der Fallzahlen /+ beendete Hilfen; Quelle: Stat. BuA 2009 und 2011) ambulant und teilstationär: Veränderung in % 27,2 originär % Erziehungsberatung ( 28; beendete Hilfen) % Soziale Gruppenarbeit ( 29) % Erziehungsbeist./Betreuungshelfer ( 30) % Sozialpädagogische Familienhilfe ( 31) % Tagesgruppe ( 32) % Summe 27,2 & (also ohne 28) % stationär: Veränderung in % Vollzeitpflege ( 33) % Heimerziehung u. s. betr. WoFo ( 34) % Summe stationäre Hilfen ( 33, 34) % Gesamtfallzahl 27,2 & Veränderung in % Summe 27,2 & % Aspekte der Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Arbeitsfeld der Hilfen zur Erziehung und Einschätzungen zu zukünftigen Inanspruchnahmeentwicklungen diese Fallzahldynamiken im Zeitraum von 2008 bis 2010 (plus 13 Prozent binnen 2 Jahren) lassen dem Grunde nach nicht erwarten, dass der Rückgang der Population der 0- bis 18-Jährigen bis zum Jahr 2025 um 10 Prozent zu einer Reduzierung der Gesamtfallzahlen der Hilfen zur Erziehung führt andererseits dürften die regional zum Teil gravierenden Rückgänge insbesondere in der Alterspopulation der 15- bis unter 18-Jährigen nicht spurlos an der Inanspruchnahmeentwicklung der von dieser Altersgruppe primär genutzten Hilfeformen vorbei gehen das gilt insbesondere für die Hilfen nach 34 letztlich lässt sich dies jedoch nur kreisspezifisch unter Berücksichtigung der dort spezifischen demografischen Entwicklung und insbesondere auch vielfältiger weiterer Faktoren des komplexen Bedingungsgefüges der Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung einschätzen auszuschließen ist allerdings, dass sich die Fallzahlen in der Größenordnung des demografischen Rückgangs reduzieren, da gerade jene Rahmenbedingungen des Aufwachsen junger Menschen weiter zunehmen werden, die sich als besonders hilferelevant erweisen 11
12 Schlaglichter auf die Bedeutung des Aufwachsens in spezifischen Lebenslagen für die Entstehung von Hilfebedarf nach aktuellen Befunden aus Baden-Württemberg 1 von 20 Kindern Zur Bedeutung des Aufwachsens in sozial benachteiligten Lebensverhältnissen für die Inanspruchnahme stationärer Erziehungshilfen Hilfen je 1000 der 0- bis unter 18-Jährigen in der jeweiligen Konstellation 49,35 Faktor Empirische Basis: Alle Minderjährigen, die im Jahr 2008 in Baden- Württemberg in stationären Erziehungshilfen 33, 34 waren (N = ) unterschieden nach den materiellen Lebenslagen der Kinder in den Herkunftsfamilien von 360 Kindern 2,78 ohne SGB II-Leistung mit SGB II-Leistung Schlaglichter auf die Bedeutung des Aufwachsens in spezifischen Lebenslagen für die Entstehung von Hilfebedarf nach aktuellen Befunden aus Baden-Württemberg 1 von 15 Kindern Zur Bedeutung des Aufwachsens in unterschiedlichen Familienformen für die Inanspruchnahme stationärer Erziehungshilfen Hilfen je 1000 der 0- bis unter 18-Jährigen in der jeweiligen Konstellation 64,36 Faktor Empirische Basis: Alle Minderjährigen, die im Jahr 2008 in Baden- Württemberg in stationären Erziehungshilfen 33, 34 waren (N = ) unterschieden nach der Eltern-Kind-Konstellation in den Herkunftsfamilien von 750 Kindern 1,33 1 von 37 Kindern 27,09 Faktor 20 0 Dr. Ulrich Bürger/Folien beide zum Eltern Vortrag in der Stadt Coburg Alleinerziehende am 17. Juli 2012 Stiefelternkonstellation 12
13 Zwei Folgerungen aus den Befunden im Bereich der Hilfen zur Erziehung Erstens: Die Befunde machen deutlich, dass es ganz offensichtlich Lebenslagen gibt, in denen es alles andere als ein exotischer Sonderfall ist, zum Adressaten einer erzieherischen Hilfe zu werden. Insofern erweisen sich die Hilfen zur Erziehung insbesondere für junge Menschen, die an der Armutsgrenze und/oder in spezifischen Familienkonstellationen aufwachsen auch unter quantitativen Aspekten als eine sehr bedeutsame (Co-) Instanz von Sozialisation, deren erhebliche gesellschaftliche Bedeutung und Leistung so sicher oftmals nicht gesehen wird die aber in den Zeiten des demografischen Wandels vermutlich noch bedeutsamer wird. Zwei Folgerungen aus den Befunden im Bereich der Hilfen zur Erziehung Zweitens: Die hier vorgestellten Befunde zu den Hilfen zur Erziehung und die daraus abzuleitenden Folgerungen weisen zugleich aber auch weit über dieses Feld hinaus. Hilfen zur Erziehung sind in gewisser Weise oft auch späte Hilfen für Menschen in Lebenslagen, denen durch eine strukturelle Verbesserung von Leistungen und Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien in vielfältiger Weise frühzeitigere Unterstützung und Entlastung angeboten werden muss. 13
14 Kinder, Jugendliche und Familien im demografischen Wandel Herausforderungen und Perspektiven in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg 4. Überlegungen zu den Perspektiven und Entwicklungserfordernissen der offenen und der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit im demografischen Wandel Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Arbeitsfelder der offenen und der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit Thesen zur Ausgangslage: das Feld ist mit der vergleichsweise starken Ausrichtung seiner Angebote an der Altersgruppe der über 12- bzw. der über 15-Jährigen besonders stark vom demografischen Wandel betroffen Verluste von bis zu 33% können und werden nicht spurlos und unbefragt an den seitherigen Strukturen und Ressourcen vorüber ziehen die Akteure müssen sich in besonderem Maße einer Revision ihrer seitherigen Angebots- und Zielgruppenstrategien stellen und sich dabei bewusst auch an neuen und dabei auch im Kontext der Herausforderungen des demografischen Wandels zukunftsträchtigen Optionen orientieren => Grundlegende planungsstrategische Ausrichtung der Überlegungen: an die Stelle der Idee der demografischen Rendite tritt in sachlogischer Konsequenz der These vom Paradox der Kinder- und Jugendhilfe im demografischen Wandel die fachplanerische Leitlinie des demografieorientierten Ressourceneinsatzes 14
15 Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Arbeitsfelder der offenen und der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit Rahmungen und Optionen im demografischen Wandel Wandel struktureller Rahmenbedingungen die kräftigen Rückgänge der älteren Jahrgänge werden gerade im ländlicheren Raum tendenziell Mehraufwand in Logistik und Organisation zur Aufrechterhaltung adäquater Angebotsstrukturen erzeugen Mobilität von jungen Menschen und Angeboten Neujustierung von zentralen (etwa an Schulstandorten oder Knotenpunkten angesiedelten) und dezentralen Arbeitsschwerpunkten (etwa Unterstützung von Jugendlichen selbst organisierten Jugendtreffs sowie mobile Angebote) und deren Vernetzung Ressourcen ehrenamtlich tätiger Jugendlicher und junger Volljähriger werden infolge der demografischen Dynamik (und steigender Anforderungen im Bildungssektor) tendenziell schrumpfen verstärkter Aufwand für die Pflege dieser zentralen Ressource partielle Kompensation rückläufiger Ressourcen Ehrenamtlicher durch Professionelle => im demografischen Wandel gewinnt die Absicherung einer hinreichend tragfähigen professionellen Basisstruktur an Bedeutung insgesamt entsteht ein feldspezifisches Paradox: mehr professioneller Aufwand für weniger junge Menschen weiterer Aspekt: Bedeutungszuwachs Stadt- und Gemeindegrenzen überschreitender Kooperationen und kreisweit angelegter planerischer Koordination Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Arbeitsfelder der offenen und der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit Rahmungen und Optionen im demografischen Wandel Optionen zur Akzentuierung konzeptioneller Ausrichtungen der ungleichzeitige Wandel in den verschiedenen Altersgruppen der potentiellen Adressaten könnte das Arbeitsfeld vor die Herausforderung und zugleich Chance stellen, seine konzeptionellen Ausrichtungen und Schwerpunktsetzungen zwischen den Polen der Arbeit mit jungen Volljährigen und Jugendlichen einerseits und der Arbeit mit Kindern andererseits neu zu justieren nachdem sich jugendtypische Verhaltens-, Lern- und Erprobungsmuster sukzessive auch in die Lebens- und Erfahrungswelten jüngerer Mädchen und Jungen hinein verlagern, könnte dies eine auch insoweit ausgesprochen sinnvolle, ja notwendige und in bestem Sinne präventive Perspektive sein eine solche Weiterung erzeugt zwar einen Mehrbedarf an personellen Ressourcen, der aber im Zuge des demografischen Wandels durch partielle Umschichtung kompensiert werden kann nicht neu, aber im demografischen Wandel noch bedeutsamer: Förderung/ Unterstützung/Arbeit mit jungen Menschen aus sozial benachteiligten Lebenslagen und jenen mit Migrationshintergrund (interkulturelle Kompetenzen) Bedeutungszuwachs auch der politischen Bildung der jungen Menschen im Blick auf ihren zunehmenden Minderheitenstatus in einer alternden Gesellschaft verstärkte Entwicklung von Angeboten und Projekten im intergenerativen Dialog als komplementärer Bereich unter Wahrung der Grundcharakteristika der Offenheit und Freiwilligkeit 15
16 Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Arbeitsfelder der offenen und der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit Rahmungen und Optionen im demografischen Wandel Kooperation mit Schule und insbesondere Ganztagsschule die Ausgangslage ist klar: weder das System Schule noch die Kinder- und Jugendhilfe sind je für sich in der Lage, den zunehmend anspruchsvollen Auftrag einer umfassenden Bildung der jungen Menschen allein zu bewältigen die Folgen des Ausbau der Ganztagsschulen für die Kinder- und Jugendarbeit sind letztlich ambivalent: Chancen für die Kinder- und Jugendarbeit: Aktions- und Kooperationsmöglichkeiten als Ergänzung und Bereicherung im Rahmen eines erweiterten Curriculums von Schule zu Gunsten der jungen Menschen darüber zugleich ein breiter struktureller Zugang zu potentiellen Adressaten ihrer originären Angebote und Aktivitäten ( Akquise ) Probleme/Risiken für die Kinder- und Jugendarbeit: Konkurrenz um zunehmend knappe Zeitbudgets der jungen Menschen wenngleich ein Teil der Aktivitäten in die Schule verlagert werden kann, wandelt sich damit zugleich partiell auch der Charakter der Jugendhilfeangebote von ursprünglich selbstgestalteten und selbstbestimmten Orten in das System Schule mit seinen Regularien Gefahr eines Verlusts des Originären ihres sozialpädagogischen und ihres spezifischen Bildungs-Auftrags Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Arbeitsfelder der offenen und der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit Rahmungen und Optionen im demografischen Wandel Kooperation mit Schule und insbesondere Ganztagsschule Folgerungen: in diesem Spannungsfeld ist es für die Kinder- und Jugendarbeit von entscheidender Bedeutung, neben den Kooperationsbeziehungen unbedingt ihr eigenes sozialpädagogisches Profil zu wahren und den jungen Menschen Orte von Autonomie und selbstbestimmter Begegnung und Gestaltungsmöglichkeiten gerade auch jenseits von Schule zu sichern die Auflösung des Spannungsbogens liegt darin, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen darüber ergeben sich komplementäre Handlungsfelder, die demografiebedingte Ressourcenspielräume soweit sie angesichts der vorangegangenen Überlegungen und unter Berücksichtigung kreisspezifischer Ausgangslagen überhaupt bestehen rasch ausfüllen können 16
17 Regionale Disparitäten in den Ausgangslagen der offenen und verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit Vollkräfte je 1000 der 6- bis u. 21-Jährigen am Alb-Donau-Kreis Waldshut Biberach Emmendingen Bodenseekreis Breisgau-Hochschw. Heilbronn Karlsruhe LK Heidenheim Sigmaringen Rottweil Enzkreis Main-Tauber-Kreis Neckar-Odenw.-Kr. Lörrach Schwarzw.-Baar-Kr. Tuttlingen Hohenlohekreis Konstanz Ravensburg Rhein-Neckar-Kr. Calw Ostalbkreis Tübingen Freudenstadt Rastatt Göppingen Zollernalbkreis Schwäbisch Hall Ortenaukreis Ludwigsburg Heilbronn Stadt Ulm Stadt Baden-Baden Stadt Böblingen Rems-Murr-Kreis Reutlingen Heidelberg Stadt Esslingen Mannheim Stadt Karlsruhe Stadt Freiburg Stadt Stuttgart Pforzheim Stadt 0,24 0,24 0,35 0,37 0,49 0,51 0,54 0,55 0,58 0,58 0,59 0,60 0,62 0,63 0,63 0,63 0,65 0,66 0,69 0,71 0,71 0,71 0,75 0,82 0,83 0,84 0,95 0,98 1,10 1,18 1,20 1,25 1,27 1,30 1,38 1,42 1,46 1,58 1,78 1,86 2,06 2,20 2,36 2,69 3,15 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 3,15 Kinder, Jugendliche und Familien im demografischen Wandel Herausforderungen und Perspektiven in Bayern mit einem spezifischen Blick auf die Stadt Coburg 5. Eine Schlussbemerkung 17
18 Investitionen in Kinder Investitionen in die Zukunft! -> Programmatische Konsequenz zur Bewältigung des demografischen Wandels Landtag von Baden-Württemberg: Bericht und Empfehlungen der Enquetekommission Demografischer Wandel Herausforderungen an die Landespolitik (2005): Gleichwohl führt kein Weg an der elementaren rationalen Erkenntnis vorbei, dass die mittel- und langfristige Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft nur mittels einer ausreichenden Zahl von Kindern gesichert werden kann. In diesem Zusammenhang ist es prinzipiell legitim und angesichts der erheblichen Tragweite der demografischen Herausforderungen geboten, der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung von Kindern im Steuer- und Transfersystem konsequent und durchgängig Rechnung zu tragen, auch wenn dies zu innergesellschaftlichen Umverteilungsprozessen führt. Kinder stellen nämlich für alle Menschen unabhängig davon, ob sie selbst Kinder haben oder nicht eine zentrale Zukunftsinvestition dar. Ein umfassender Bericht zu den Perspektiven der Kinder- und Jugendhilfe im demografischen Wandel mit grundlegenden Analysen und umfangreichen arbeitsfeldspezifischen Betrachtungen wurde für Baden-Württemberg unter dem Titel Kinder- und Jugendhilfe im demografischen Wandel Herausforderungen und Perspektiven der Förderung und Unterstützung von jungen Menschen und deren Familien in Baden-Württemberg Berichterstattung 2010 vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) veröffentlicht. Der Gesamtbericht und eine Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse stehen unter als kostenloser Download zur Verfügung. Kontakt zum Referenten: 18
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