René Descartes und sein philosophisches Vermächtnis

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1 René Descartes und sein philosophisches Vermächtnis In seinen Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie leitet Hegel seine Bemerkungen über Descartes mit folgenden berühmten Worten ein: Wir kommen eigentlich jetzt erst zur Philosophie der neuen Welt und fangen diese mit Cartesius an. Mit ihm treten wir eigentlich in eine selbständige Philosophie ein, welche weiß, dass sie selbständig aus der Vernunft kommt und dass das Selbstbewusstsein wesentliches Moment des Wahren ist. Hier können wir sagen, sind wir zu Hause und können wie der Schiffer nach langer Umherfahrt auf der ungestümen See Land rufen; Cartesius ist einer von den Menschen, die wieder mit allem von vorn angefangen haben; und mit ihm hebt die Bildung, das Denken der neueren Zeit an. Mit Descartes beginnt also die neuzeitliche, moderne Philosophie. Und dem stimmen so gut wie alle neueren Philosophiegeschichten zu. Doch was macht Descartes zum Vater der neuzeitlichen Philosophie? Descartes lebte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ( ), erhielt eine traditionelle aristotelisch-scholastisch geprägte Ausbildung am Jesuitenkolleg von La Flèche, später studierte er Jura in Poitiers, trat in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges in den Militärdienst verschiedener Fürsten ein und verbrachte sein späteres Leben als Privatgelehrter mit naturwissenschaftlichen, mathematischen und philosophischen Fragestellungen aller Art. In der Naturphilosophie war er auf Seiten der Modernisierer Kopernikus, Galilei und Kepler. Er brach mit der aristotelischen Auffassung einer durch Zwecke bestimmten Natur und setzte an ihre Stelle das Bild einer streng mechanistischen Natur, die aus unendlich teilbaren Korpuskeln besteht und durch wenige allgemeine Bewegungsgesetze bestimmt wird. Zu dieser Natur gehören für Descartes auch die Tiere als eine Art Automaten. Descartes war auch Anhänger des neuen heliozentrischen Weltbildes, hielt die Veröffentlichung seiner Schrift Le Monde, in der er seine naturphilosophischen Gedanken darstellte, jedoch zurück, als er von der Verurteilung Galileis erfuhr. Geistige Substanzen waren für Descartes gegenüber der Natur der Körper eigenständig und verhalten sich nach eigenen rationalen Gesetzen. Descartes ist also metaphysischer Dualist. Für ihn gibt es eine prinzipielle Differenz zwischen der körperlichen Substanz, die das Merkmal der Ausgedehntheit im Raum hat, und der geistigen Substanz, der res cogitans, die durch ihr Bewusstsein oder, genauer noch, durch das Vermögen, Vorstellungen zu bilden, charakterisiert wird. Dieser metaphysische Dualismus ist eine Position, die bis heute kontrovers diskutiert wird und für die Descartes Argumente anführt, die immer noch nicht an Aktualität verloren haben. Auch wenn Descartes mit seiner modernen Naturauffassung eine Vorreiterstellung einnahm und manche in ihm bereits einen 1

2 Vorläufer Newtons sehen wollen, ist dies nicht der Grund, warum Descartes heute als Vater der neuzeitlichen Philosophie gilt. Descartes war außerdem der Auffassung, dass die Wissenschaften und allen voran die Philosophie sich am Ideal der mathematischen Methode orientieren müsse, und dabei hatte er vor allem die analytische Geometrie im Auge. Danach muss man komplexe Probleme und Gedanken in einfache Atome zerlegen, von denen man unmittelbar durch Intuition erkennen kann, dass sie wahr sind, wenn sie wahr sind, und diese Atome müssen sodann durch einleuchtende Schritte wieder zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden. Diesen methodischen Atomismus stellt Descartes in seinen Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft ausführlich dar. Aber auch das mathematische Methodenideal ist nicht die eigentliche Neuerung Descartes, sondern spielte bereits in der Antike seit Euklids Elementen eine wichtige Rolle. Das umwälzend Neue, das wirklich Revolutionäre in Descartes Denken findet man erst in seinem Hauptwerk, den Meditationen, von Was ist das Neue dieser Schrift? Meines Erachtens sind es drei Grundgedanken, die eng miteinander zusammenhängen. Erstens vertritt Descartes hier einen strikten Vorrang der Erkenntnistheorie vor metaphysischen Untersuchungen. Nach Descartes muss man zunächst die Methoden der Erkenntnis untersuchen und auf ihre Leistungsfähigkeit hin bewerten, bevor man inhaltliche Fragen der speziellen Metaphysik wie die Existenz Gottes oder die Unsterblichkeit der Seele erörtern kann. Damit wird die antike und scholastische Idee der Metaphysik als erster Philosophie abgelöst durch einen erkenntnistheoretischen Aufstieg. Descartes geht nicht so weit, dass er die Metaphysik durch Erkenntnistheorie ersetzt (wie es Kant später tun wird). Sondern er macht nur die Vorrangstellung der Erkenntnistheorie deutlich. Dieser Gedanke hat die neuzeitliche Philosophie bis ins 19. Jahrhundert hinein beherrscht. Danach gewannen zunächst naturalistische, später sprachphilosophische Ansätze die Oberhand. Zweitens vertritt Descartes einen Primat des Selbstdenkens oder, wie ich sagen möchte, der erkenntnistheoretischen Autonomie. Wenn wir uns fragen, was wir für wahr halten sollen, können weder Experten noch andere externe Autoritäten oder Traditionen die Sache für uns entscheiden, sondern die einzige maßgebliche Autorität ist jeder für sich allein. Der einsame Denker sollte sich nur an das halten, was seiner kritischen Überprüfung vor dem inneren Tribunal eigener Evidenz standgehalten hat. Erkenntnistheoretische Fragen betreffen also nach Descartes Angelegenheiten, die man nur aus der Perspektive der ersten Person erledigen und nicht an andere deligieren kann. Deshalb haben wichtige Schriften von Descartes keinen 2

3 Lehrbuchcharakter, sondern sind eben Meditationen, die jeder für sich alleine vollziehen muss, oder sie haben den Status eines exemplarischen Lebensberichts, wie Descartes ausdrücklich über seinen Discours bemerkt. Drittens haben Descartes erkenntnistheoretische Untersuchungen das Ergebnis, dass die Grundlage aller Erkenntnis im Bereich der Subjektivität liegt. Jede Begründung von Wissen muss von unmittelbaren Gewissheiten über das eigene mentale Leben ausgehen. Ich fasse noch einmal zusammen: Descartes leitet einen Paradigmenwechsel in der Philosophie ein, indem die Metaphysik durch die Erkenntnistheorie als erster Philosophie ersetzt wird. Die Erkenntnistheorie muss nach Descartes aus der Perspektive der ersten Person durchgeführt werden. Und das Fundament der Erkenntnis liegt ihm zufolge im Subjekt selbst. Mit diesen Grundgedanken wird Descartes zum Vater der neuzeitlichen Philosophie und bestimmt auch die Konturen der modernen Erkenntnistheorie bis heute. Ich möchte mich im weiteren Verlauf dieser Vorlesung darauf beschränken, die Erkenntnistheorie Descartes, so wie sie sich in seinen Meditationen darstellt, zu rekonstruieren. Sehen wir uns den Anfang der Ersten Meditation etwas genauer an. Dort heißt es: Schon vor einer Reihe von Jahren habe ich bemerkt, wie viel Falsches ich in meiner Jugend habe gelten lassen und wie zweifelhaft alles ist, was ich hernach darauf aufgebaut, dass ich daher einmal im Leben alles von Grund aus umstoßen und von den ersten Grundlagen an neu beginnen müsse, wenn ich jemals für etwas Unerschütterliches und Bleibendes in den Wissenschaften festen Halt schaffen wollte. Descartes geht hier von der Erfahrung aus, dass wir Dinge zu einem Zeitpunkt für wahr halten oder sogar zu wissen glauben, von denen sich später herausstellt, dass sie falsch sind. Sie wird begleitet von einer anderen Erfahrung, von der Descartes vor allem in seinem Discours berichtet, nämlich die Erfahrung vom Dissens zwischen Experten, Autoritäten und Traditionen. Da Descartes in einer Krisenzeit des politischen, religiösen, wissenschaftlichen und philosophischen Umbruchs lebte, hat er die Erfahrung wohl drastisch am eigenen Leib erlebt. Aber die Fehlbarkeit und Relativität menschlicher Erkenntnisansprüche ist eine menschliche Grunderfahrung, die bereits in der antiken Skepsis eine wichtige Rolle gespielt hat. 3

4 Descartes gibt sich mit dieser Instabilität, Vorläufigkeit und Fragilität seiner epistemischen Situation nicht zufrieden. Dieses Ungenügen ist der Anlass für eine radikale Revision und fundamentale Kritik seines vermeintlichen Wissens. Descartes distanziert sich vorläufig von all seinen Vormeinungen, deren erkenntnistheoretischer Status ungewiss ist, indem er ihnen vorübergehend seine Zustimmung entzieht, sodann sucht er nach einem absolut festen Fundament und möchte auf dieser Grundlage sein Wissen wieder neu aufbauen. Diese Destruktion der Vormeinungen und die anschließende Rekonstruktion des Wissens auf der Basis eines sicheren Fundaments ist zunächst nichts anderes als ein Bild. Man versteht Descartes erkenntnistheoretischen Fundamentalismus erst richtig, wenn man erkennt, was das Kriterium für die Destruktion und anschließende Rekonstruktion ist. Dieses Kriterium ist für Descartes die Gewissheit. So heißt es in der Ersten Meditation etwas weiter unten: da es jedoch ( ) vernünftig ist, bei dem nicht ganz Gewissen und Unzweifelhaften ebenso sorgsam seine Zustimmung zurückzuhalten wie bei offenbar Falschem, so wird es, sie alle zurückzuweisen, genügen, wenn ich in einer jeden irgendeinen Grund zu zweifeln antreffe. Zu Beginn der Zweiten Meditation schließt Descartes daran an: Und ich will so lange weiter vordringen, bis ich irgend etwas Gewisses ( ) erkenne ( ). Nichts als einen festen und unbeweglichen Punkt verlangte Archimedes, um die ganze Erde von ihrer Stelle zu bewegen, und so darf ich auf Großes hoffen, wenn ich nur das geringste finde, das sicher und unerschütterlich ist. Was ist Gewissheit? Descartes hat offenbar mehr im Sinn als subjektive Gewissheit, das heißt felsenfeste, unerschütterliche Überzeugung. Für Descartes liegt eine Gewissheit nur dann vor, wenn die objektive Wahrheit garantiert ist. Dafür muss eine Überzeugung nicht nur zufällig die Wahrheit treffen, sondern die Perspektive des Subjekts muss die Wahrheit erzwingen. Die Möglichkeit eines Irrtums muss undenkbar sein. Es darf nicht vorstellbar sein, dass wir die gleiche Perspektive auf die Welt (also dieselben Erfahrungen, Evidenzen und Gründe) auch dann haben könnten, wenn sie falsch wäre. Wenn das ausgeschlossen ist, dann kann die Überzeugung durch keinerlei neue Gründe rational angefochten werden. Was ist nun so attraktiv daran, sein Wissen auf einem Fundament aufzubauen, das den Status dieser cartesischen Gewissheit hat? Welchen Sinn hat Descartes Suche nach Gewissheit? Darauf lässt sich zunächst einmal eine ganz einfache Antwort geben: Wenn wir unser Wissen auf Fundamenten aufbauen, die Gewissheit haben, und der Aufbau selbst mit Hilfe von Schritten erfolgt, die ihrerseits gewiss sind, dann wird der Aufbau des Wissens beständig, stabil und kontinuierlich sein. Rückschritte oder globale Revisionen vermeintlichen Wissens 4

5 sind dann ausgeschlossen, weil es keine neuen Erkenntnisse geben kann, die das bisherige Wissen in Frage stellen können. So kann ein statischer Aufbau und linearer Fortschritt im Wissen garantiert werden. Doch Descartes und unser aller Erfahrung lehrt, dass Irren menschlich ist. Selbst in den Wissenschaften macht der Forscher durch neue Entdeckungen oft einen Schritt vorwärts und zwei zurück. Wenn das so ist, warum sollte man dann nicht die Fehlbarkeit in unser Modell des Wissens integrieren und die vergebliche Mühe einer Suche nach Gewissheit aufgeben? Während der erkenntnistheoretische Fundamentalist von der Idee eines Hauses des Wissens auf solidem Fundament träumt, vertritt der Kohärenztheoretiker das Bild eines Schiffes auf hoher See, bei dem jede einzelne Planke unterwegs ausgewechselt werden kann, ohne die Tragfähigkeit des Ganzen zu gefährden. (Dieses Bild stammt übrigens von Otto Neurath, der in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einer der führenden Köpfe des Wiener Kreises war.) Wenn wir also keine Gewissheit erreichen können, dann sollten wir Wahrheit eben nicht dogmatisch, sondern nur vorläufig, bis zum Beweis des Gegenteils vertreten und stets mit einer Widerlegung oder Korrektur rechnen. Diese Konzeption eines dynamischen und korrigiblen Wissens würde uns erlauben, für neue Erkenntnisse offen zu bleiben. Eine Annäherung an die Wahrheit durch Lernen geschieht eben nicht immer nur durch Wissenserweiterung, sondern manchmal auch durch Grundlagenkrisen und radikales Umdenken. Wenn man der Fehlbarkeit als conditio humana Rechnung tragen will, sieht diese Alternative zum Gewissheitsstreben auf den ersten Blick verlockend aus. Etwas Entscheidendes geht in diesem Modell jedoch verloren. Solange wir keine Gewissheit haben, bleibt nämlich der Zusammenhang unseres Meinungssystems mit der Wahrheit ein bloßer Zufall. Wenn wir Glück haben, treffen Meinungen, die sich an der Erfahrung bewähren, die Welt, so wie sie ist. Aber wenn wir Pech haben, dann sind unsere Meinungen und die Erfahrungen, an denen wir sie fortlaufend korrigieren, ohne jeglichen Bezug zur Wahrheit. Wenn wir Erkenntnisansprüche erheben, behaupten wir jedoch die Wahrheit. Ohne Gewissheit bleibt diese Behauptung aus der Perspektive des Subjekts ein ungedeckter Scheck. Uns gelingt es dann eben nicht, die eigene Perspektive zu objektivieren. Wenn wir dagegen Gewissheit haben, dann haben wir eine zureichende Begründung für unseren Wahrheitsanspruch aus der Perspektive der ersten Person. Das Zutreffen unserer Behauptung hängt dann nämlich nicht mehr von Umständen ab, die vorliegen, wenn wir Glück haben, und die nicht vorliegen, wenn wir Pech haben. Unsere epistemische Perspektive garantiert im Fall der Gewissheit die Wahrheit. Wir sind epistemisch autonom, weil wir in erkenntnistheoretischen Dingen nichts dem äußeren Zufall überlassen. Damit agieren wir im höchsten Maße verantwortlich. 5

6 Gewissheit ist also ein hoher, ein idealer Maßstab. Aber dieser Maßstab ist nicht unplausibel, wenn Wahrheit das erkenntnistheoretische Ziel ist und wir das Erreichen dieses Ziels nicht dem Zufall überlassen wollen, sondern aus unserer Perspektive kontrollieren wollen. Descartes ist sicher nicht der Erfinder der Idee, dass unsere Erkenntnisbemühungen auf Gewissheit zielen. Platon und die Stoiker hatten diese Idee bereits in der Antike. Descartes hatte jedoch einen genialen Einfall, wie man Gewissheiten entdecken kann, ohne irgendein unzureichendes psychologisches Kriterium (wie die Evidenz eines Gedankens) zu benennen. Denn auch bezüglich der Evidenz (also wenn etwas unmittelbar als wahr einleuchtet) ist es denkbar, dass sie uns täuscht. Descartes benutzt den Zweifel selbst als Kriterium der Gewissheit. Das ist der Grundgedanke seiner Methode des Zweifels. Gewissheiten sind ja derart, dass sie die Möglichkeit bzw. Denkbarkeit von Irrtum ausschließen. Der Zweifel besteht jedoch gerade darin, denkbare Irrtumsszenarien ins Spiel zu bringen. Man muss sich also die radikalsten Irrtumsmöglichkeiten ausdenken und die Vormeinungen systematisch mit ihnen konfrontieren, um alles Ungewisse auszusondern und das Gewisse aufzufinden. Genau das tut Descartes mit seiner Methode des Zweifels. Descartes betrachtet den Zweifel nicht als Ziel oder Endzustand (wie der Skeptiker), sondern als Instrument, als Methode mit einer doppelten Funktion, nämlich die ungewissen Überzeugungen destruktiv auszusondern und die gewissen Überzeugungen konstruktiv freizulegen. Diese methodische Funktion des Zweifels ist Descartes selbst vollkommen bewusst gewesen. In seinem Discours heißt es: Nicht dass ich deswegen die Skeptiker nachahmte, die nur zweifeln, um zu zweifeln, und gern so tun, als wären sie immer unentschlossen; denn ich wollte mir im Gegenteil nur Sicherheit verschaffen und Erde und Sand beiseite werfen, um Fels oder Ton zu finden. Das Projekt einer kritischen Bewertung aller Meinungen auf ihre Gewissheit hin ist nur möglich, wenn man den Zweifel systematisch durchführt und d.h. nicht auf jede Meinung einzeln, sondern auf Wissensarten und deren Prinzipien bzw. Kriterien. In der Ersten Meditation sagt Descartes deshalb: Auch brauche ich sie (die Meinungen) nicht alle einzeln durchzugehen, was eine endlose Arbeit wäre; ich werde vielmehr, da bei untergrabenen Fundamenten alles darauf Gebaute von selbst zusammenstürzt, den Angriff sogleich auf eben die Prinzipien richten, auf die sich alle meine früheren Meinungen stützten. Schließlich genügt es nicht, diese oder jene Irrtumsmöglichkeit in Betracht zu ziehen, um ein Kriterium der Gewissheit in der Hand zu haben, sondern 6

7 Descartes muss versuchen, die Irrtumsmöglichkeiten so radikal wie möglich zu gestalten, da Gewissheit ausnahmslos jede Irrtumsmöglichkeit ausschließt. Sehen wir uns nun genauer an, wie Descartes in der Ersten Meditation die Methode des Zweifels konkret durchführt. Er betrachtet zunächst das simple Kriterium, das für wahr zu halten, was einem die Sinne nahe legen. Dieses Kriterium liefert keine Gewissheit, weil die Sinne uns unter ungünstigen Bedingungen täuschen können, etwa wenn der Gegenstand zu weit entfernt ist oder die Sichtverhältnisse schlecht sind. Doch, so fragt sich Descartes, kann man dieses einfache Kriterium nicht dadurch verbessern, dass man es nur dann anwendet, wenn die Wahrnehmungsbedingungen optimal erscheinen? Das ursprüngliche Kriterium wird also modifiziert. Dass ich jetzt hier bin, dass ich, mit einem Winterrock angetan, am Kamin sitze, dass ich dieses Papier mit den Händen betaste und ähnliches ( ), wie könnte man mir das abstreiten?, fragt Descartes. Doch es gibt radikalere Irrtumsmöglichkeiten. Auch im Traum erscheinen uns manchmal die Wahrnehmungsbedingungen optimal, obwohl sie es nicht sind und die Dinge sich tatsächlich ganz anders verhalten, als wir gerade träumen. Können wir das Kriterium nicht noch weiter verbessern, indem wir hinzunehmen, dass wir uns für wach halten müssen? Doch auch das hilft nicht weiter, denn auch im Traum halten wir uns mitunter für wach. Egal wie behutsam wir das Kriterium für unser Fürwahrhalten aufgrund von Sinneserfahrung formulieren, es gelingt nicht, jede Irrtumsmöglichkeit auszuschließen. Wir können also mit Hilfe der Sinneserfahrung keine Gewissheit erzielen. Doch damit ist über andere Wissensarten noch nichts gesagt. Rationale Intuitionen (oder, wie Descartes sagt, klare und deutliche Vorstellungen) kommen ebenfalls als ein unfehlbares Wahrheitskriterium in Frage. Schließlich leuchten uns mathematische Einsichten und Wesenseinsichten auf rationale Weise unmittelbar ein. Hier nun führt Descartes die Hypothese eines allmächtigen Wesens ein, das die Absicht hat, uns fortwährend zu betrügen (der so genannte Betrügergott). Dieses Wesen könnte die ganze materielle Außenwelt einschließlich unseres Körpers vernichtet haben und uns dennoch weiterhin in der Erfahrung vorgaukeln, dass diese Dinge wie bisher weiter existieren. Mit diesem Gedanken einer möglichen Inexistenz der gesamten materiellen Welt übertrifft Descartes alles, was vor ihm an skeptischen Szenarien aufgeboten worden ist. Der Betrügergott, meint Descartes, könnte uns auch über elementare mathematische Tatsachen täuschen. Es könnte also sein, dass 2 plus 3 nicht 5 ist, wie wir glauben, sondern in Wirklichkeit 4, obwohl wir die rationale Intuition haben, dass die Summe 5 ergibt. Sicher haben wir keinen Grund, an die Existenz eines solchen Betrügergottes zu glauben, aber es genügt, dass ein solcher Betrügergott denkbar ist, um auch die Gewissheit der rationalen Intuition zu widerlegen. Es ist also nicht richtig, dass 7

8 Descartes als Rationalist nur die empirische Erkenntnis skeptisch in Frage stellt, wie immer wieder in Einführungen der Philosophie zu lesen ist. Descartes methodischer Zweifel scheint also zu zeigen, dass es keinerlei Kriterium gibt, das die Möglichkeit von Irrtum vollkommen ausschließen kann. Die Radikalisierung der Irrtumsszenarien führt am Ende zu einer skeptischen Hypothese (der Betrügergotthypothese), die in der Lage ist, die Ungewissheit aller vermeintlichen Wahrheitskriterien zu demonstrieren. Die Betrügergotthypothese ist einerseits so stark, dass sie alle anderen Irrtumshypothesen überflüssig macht, andererseits reicht ihre bloße Denkmöglichkeit (ohne irgendein Indiz dafür, dass so etwas wissenschaftlich möglich ist) aus, um jeden Gewissheitsanspruch zu zerstören. Moderne Versionen der Betrügergotthypothese sind die so genannten Gehirne im Tank Gehirne, die dem Körper entnommen wurden, in einer Nährlösung am Leben erhalten werden und deren Erfahrungswelt vollständig durch einen Computer manipuliert wird, den ein boshafter Neurowissenschaftler bedient. Eine etwas andere Variante ist die Ihnen sicher bekannte Matrix-Situation. Diese modernen Versionen radikaler skeptischer Hypothesen mögen vielleicht von unserem Standpunkt aus betrachtet realistischer sein als die ursprüngliche Betrügergotthypothese, aber sie sind gar nicht nötig, denn es kommt nicht auf die Plausibilität der Situationen aus unserer Perspektive an, sondern allein auf ihre Denkbarkeit. Wenn uns ein Betrügergott permanent täuschen würde, dann würde sich damit automatisch erklären, warum diese Tatsache aus unserer Perspektive so unplausibel erscheint. Aber die modernen Versionen der Betrügergotthypothese sind nicht nur unnötig, sie sind in bestimmter Hinsicht auch weit weniger radikal als die ursprüngliche Betrügergotthypothese, in der es überhaupt keine materielle Außenwelt gibt und die Gesetze der existierenden Außenwelt ganz andere Gesetze sind als die Naturgesetze, die wir gewöhnlich für wahr halten. Descartes skeptische Hypothese bleibt also in ihrer Radikalität unerreicht. Gleichwohl glaubt Descartes, ein Fundament errichten zu können, das diesem radikalen Zweifel standhält und genügend Platz bietet, um unser gesamtes Wissen über die Welt tragen zu können. Dieser archimedische Punkt ist das so genannte Cogito-Argument in der Zweiten Meditation. Aber woher weiß ich denn, dass es nichts anderes als alles bereits Aufgezählte gibt, an dem zu zweifeln auch nicht der geringste Anlass vorliegt? Gibt es etwa einen Gott, oder wie ich den sonst nennen mag, der mir diese Vorstellungen einflößt? Weshalb 8

9 aber sollte ich das annehmen, da ich am Ende selbst ihr Urheber sein könnte? Also wäre doch wenigstens ich irgend etwas? Aber ich habe bereits geleugnet, dass ich irgendeinen Sinn, irgendeinen Körper habe. Doch hier stutze ich: was soll daraus folgen? Bin ich etwa so an den Körper und die Sinne gefesselt, dass ich ohne sie nicht sein kann? Indessen, ich habe mir eingeredet, dass es schlechterdings nichts in der Welt gibt: keinen Himmel, keine Erde, keine denkenden Wesen, keine Körper, also doch auch wohl mich selbst nicht? Keineswegs; sicherlich war ich, wenn ich mir etwas eingeredet habe. Aber es gibt einen, ich weiß nicht welchen, allmächtigen und höchst verschlagenen Betrüger, der mich geflissentlich täuscht. Nun, wenn er mich täuscht, so ist unzweifelhaft, dass ich bin. Er täusche mich, soviel er kann, niemals wird er doch fertig bringen, dass ich nichts bin, solange ich denke, dass ich etwas sei. Und so komme ich, nachdem ich nun alles mehr als genug hin und her erwogen habe, schließlich zu der Feststellung, dass dieser Satz: Ich bin, ich existiere, sooft ich ihn ausspreche oder in Gedanken fasse, notwendig wahr ist. (AT VII 24f) Die Interpretation dieses Cogito-Arguments ist überaus umstritten. Ich kann hier aus Zeitgründen keinen Überblick über die verschiedenen Interpretationen geben, sondern werde nur versuchen, mein eigenes Verständnis dieser zentralen Textstelle darzulegen. In der Ersten Meditation hat Descartes seinen radikalen Zweifel konsequent bis ans Ende getrieben. Es ist möglich, dass es keinerlei Dinge in der Außenwelt gibt und dass auch das Subjekt der Meditationen als Wesen aus Fleisch und Blut nicht existiert. All das könnte Inhalt einer grandiosen Täuschung durch einen Betrügergott sein. Es sieht so aus, als gäbe es keine Grenzen möglichen Irrtums, als würden uns alle vermeintlichen Gewissheiten zwischen den Händen zerrinnen. Genau an dieser Stelle ändert Descartes seine Methode, allerdings sagt er das leider nicht ausdrücklich. Er fragt von nun an nicht mehr, ob es irgendetwas gibt, das noch außerhalb des Bereichs möglicher Täuschung liegt, denn zumindest die letzte Stufe des Zweifels der von Descartes selbst so genannte metaphysische Zweifel scheint sich auf alle Bereiche unseres vermeintlichen Wissens zu beziehen. Von nun an lautet Descartes Frage, ob die skeptischen Hypothesen selbst auf irgendwelche inhaltlichen Annahmen festgelegt sind. Wenn jede auch die radikalste skeptische Hypothese zu bestimmten inhaltlichen Annahmen über die Welt gezwungen wäre, dann ließen sich nämlich diese Annahmen nicht mehr konsistent bezweifeln. Eine zusätzliche positive Rechtfertigung dieser Gewissheiten würde damit überflüssig werden. 9

10 Diese Überlegung wendet Descartes zu Beginn der hier betrachteten Textstelle aus der Zweiten Meditation zunächst direkt auf die Hypothese des Betrügergottes an. Wenn alle unsere Vormeinungen nur mit Hilfe dieser Hypothese in Zweifel gezogen werden könnten, dann wäre zumindest die Existenz eines betrügerischen Gottes unbezweifelbar gewiss. Genau das erwägt Descartes, wenn er sich fragt: Gibt es etwa einen Gott, oder wie ich den sonst nennen mag, der mir diese (trügerischen) Vorstellungen einflößt. Doch diese Vermutung wird sofort von Descartes zurückgewiesen. Die Hypothese des Betrügergottes ist zwar eine Möglichkeit, den radikalen Zweifel in Szene zu setzen, doch es gibt auch Alternativen, die ohne die Existenz eines wie auch immer gearteten göttlichen Wesens auskommen. Descartes begnügt sich hier damit, eine einzige alternative Erklärung der möglichen globalen Täuschung anzuführen. Weshalb aber sollte ich das (nämlich die Existenz Gottes, T.G.) annehmen, da ich doch am Ende selbst ihr Urheber sein könnte? Wenn wir uns täuschen, müssen wir also nicht durch einen bösen Dämon getäuscht werden, wir könnten auch selbst (unbewusst) Ursache der Täuschung sein. Angesichts dieser und anderer denkmöglicher Alternativen zeigt sich, dass der Zweifel auf keine bestimmte Erklärung der Täuschung festgelegt ist. Deshalb lässt sich auch die eigene Existenz nicht als einzig mögliche Ursache der Täuschung beweisen. Descartes geht deshalb in seinen weiteren Überlegungen nicht mehr auf die Ursachen der Täuschung ein. Er erwägt stattdessen, ob er sich nicht diesseits aller Täuschung als Subjekt seiner Denktätigkeit (dem cogitare) gewiss ist. Schließlich habe er sich ja mit Hilfe der Betrügergotthypothese eingeredet, dass die Außenwelt nicht existiert; und sicherlich war ich, wenn ich mir etwas eingeredet habe. Demnach kann der Denker von seiner durch Reflexion evidenten Denktätigkeit als Prämisse ausgehen und daraus als Konklusion ableiten, dass er existiert. Das Argument würde also folgendermaßen lauten: (CES) Ich denke, also bin ich. Doch der Rekurs auf ein reflexives Wissen von der eigenen Denktätigkeit (in der Prämisse) ist dogmatisch, denn der Betrügergott könnte ja auch diese Selbstevidenz des eigenen Denkens in täuschender Absicht hervorbringen. Deshalb weist Descartes diesen Argumentationsvorschlag mit dem Hinweis zurück, dass es (gemäß der Betrügergotthypothese) einen, ich weiß nicht welchen, allmächtigen und höchst verschlagenen Betrüger (gibt), der mich geflissentlich stets täuscht. Descartes Cogito-Argument in der Zweiten Meditation ist also nicht von der Struktur eines Schlusses der Form CES. Der wirkliche Haltepunkt des Zweifels wird für Descartes erst mit dem nächsten Schritt erreicht. So unterschiedlich die Ursachen auch sein mögen, die verschiedene skeptische 10

11 Hypothesen zur Erklärung der Täuschung anführen, eines ist ihnen doch allen gemeinsam: dass es jemanden gibt, der getäuscht wird. Eine skeptische Hypothese ohne ein Opfer der Täuschung wäre keine. Descartes sagt: Wenn er (der Betrügergott oder ein anderer Urheber, T.G.) mich täuscht, so ist es unzweifelhaft, dass ich bin. Jede skeptische Hypothese enthält also analytisch die Annahme von Täuschung, d.h. sie impliziert die Existenz eines Subjekts, das falsche Gedanken für wahr hält. Das ist der entscheidende Punkt. Wenn ich also glaube, dass ich existiere, dann kann meine Täuschung unmöglich umfassend sein. Die Annahme, dass ich auch in meiner Überzeugung, dass ich existiere, getäuscht werde, ist nämlich widersprüchlich. Diese Annahme impliziert einerseits, dass ich existiere, weil ich ein Opfer einer Täuschung bin; und sie impliziert andererseits, dass ich nicht existiere, da meine Überzeugung, dass ich existiere, Teil der Täuschung ist. Selbst ein allmächtiger Betrügergott hat jedoch nicht die Macht, in sich widersprüchliche Weltbeschreibungen zu realisieren. Deshalb heißt es im Text weiter: Er täusche mich, soviel er kann, niemals wird er es doch fertig bringen, dass ich nicht bin, solange ich denke, dass ich etwas sei. Wenn meine Rekonstruktion des Cogito-Arguments richtig ist, dann hat Descartes bislang gezeigt, dass sich radikale skeptische Hypothesen wie die Betrügergotthypothese nicht konsistent gegen den Satz Ich existiere richten lassen. Doch was folgt daraus für die Wahrheit dieses Gedankens? Betrachten wir also meinen Gedanken Ich existiere. Entweder ich nehme ihn für bare Münze und akzeptiere seinen Inhalt als unmittelbar gegebene Tatsache. Dann nehme ich den Standpunkt eines naiven Realismus ein und kann an seiner Wahrheit nicht rütteln. Oder ich versuche, den Gedanken skeptisch in Frage zu stellen. Eine skeptische Distanzierung vom naiven Realismus kann nur gelingen, wenn ich den Inhalt eines Gedankens nicht alternativlos als Tatsache auffasse, sondern auch die Alternative berücksichtige, dass es sich möglicherweise um eine bloße Erscheinung oder bloße Überzeugung handeln könnte, die nicht den Tatsachen entspricht. Ich kann mich von fast jeder Tatsache skeptisch distanzieren, indem ich von der Behauptung der Tatsache zu der Behauptung aufsteige, dass es mir nur so erscheint, als ob es eine Tatsache ist. Aber das gelingt nicht bei allen Gedanken. Eine Ausnahme ist der Gedanke Ich existiere. Entweder ich halte ihn unmittelbar für wahr oder ich erwäge, dass es mir bloß so erscheint, als ob ich existiere, und unterliege in Wahrheit einer Täuschung. Der zweite Fall ist jedoch unmöglich, weil er wie gesagt widersprüchlich ist. Doch dann ist eine Distanzierung von der Wahrheit des Gedankens Ich existiere unmöglich. 11

12 Deshalb kommt Descartes am Ende zu der Konklusion, dass dieser Satz: Ich bin, ich existiere, sooft ich in ausspreche oder in Gedanken fasse, notwendig wahr ist. Meines Erachtens gelingt es Descartes also mit dem Cogito-Argument tatsächlich, eine Gewissheit zu erweisen, indem er zeigt, dass es zum Inhalt jeder auch der aller radikalsten skeptischen Hypothese gehört, dass es ein Opfer der Täuschung und getäuschte Gedanken gibt. Die erreichte Gewissheit ist jedoch absolut punktuell. Gewiss ist, dass ich existiere, insofern ich irgendetwas denke oder bewusst vorstelle. Doch es bleibt unbestimmt, wer oder was ich bin und wie lange ich existiere. Descartes setzt nun alles daran, die Gewissheit auch auf die Inhalte des Bewusstseins auszudehnen. Damit ist nicht gemeint, dass ich, wenn ich einen Tisch wahrnehme, gewiss bin bezüglich der Existenz des Tisches, von dem ich ein Wahrnehmungsbewusstsein habe. Aber Descartes glaubt, dass ich, wenn ich einen Tisch bewusst erlebe, Gewissheit darüber habe, dass ich einen Tisch bewusst erlebe. Ich habe also unfehlbares introspektives Wissen von meinen mentalen Zuständen und dem, wovon sie handeln. Das drückt Descartes selbst etwas umständlich aus: Ich sehe doch offenbar jetzt das Licht, ich höre das Geräusch, fühle die Wärme; aber nein das ist falsch, denn ich schlafe ja (zumindest wenn die Traumhypothese zuträfe, T.G.). Aber es scheint mir doch, als ob ich sähe, hörte, Wärme fühlte, das kann nicht falsch sein ( ). Diese Ausdehnung der Gewissheit auf die Inhalte meines eigenen Bewusstseins scheint mir jedoch nicht gerechtfertigt. Descartes hat seine Gründe dafür nicht offen auf den Tisch gelegt. Doch vielleicht würde er folgendermaßen argumentieren: Stelle Dir vor, Du erlebst bewusst den intensiven Geruch und die visuelle Pracht eines blühenden Holunderbusches. Wenn der Betrügergott Dich über diese Tatsache deines eigenen Bewusstseins täuschen wollte, dann müsste er dir eine falsche Meinung über das einflößen, was du gerade erlebst. Er würde dir also vielleicht die Meinung suggerieren, dass Du gerade ein ekelhaftes Stinktier erlebst. Natürlich kann er dir diese Meinung einflößen. Aber du würdest den Betrug sofort bemerken, da du den intensiven Geruch und die Blüte des Holunderbusches ja bewusst erlebst und deshalb sofort erkennst, dass deine Meinung der Bewusstseinstatsache nicht entspricht. Vielleicht würde Descartes das sagen. Aber ich halte diese Argumentation nicht für überzeugend. Der böse Dämon könnte nämlich seinen Betrug auch dann verbergen, wenn er mein eigenes Bewusstsein betrifft, wenn er meine Aufmerksamkeit von meinem eigenen Bewusstsein ablenken würde. Schon unter alltäglichen Umständen erleben wir nämlich viele Dinge bewusst, ohne dass wir sie als solche kognitiv registrieren der Straßenlärm im Hintergrund einer spannenden Seminardiskussion, die Farbe entgegenkommender Autos, 12

13 wenn wir uns auf eine schwierige Fahrsituation konzentrieren usw. Um wie vieles eher könnte ein allmächtiger Betrügergott unsere Aufmerksamkeit vollständig von den Tatsachen unseres eigenen Bewusstseins ablenken, so dass uns die Diskrepanz zwischen diesen Tatsachen und unseren Urteilen über sie nicht auffiele. Ich glaube also nicht, dass sich die Gewissheit auf die Inhalte unseres eigenen Bewusstseins ausdehnen lässt. Bereits an dieser Stelle beginnt sich das Scheitern von Descartes konstruktivem Projekt einer Rekonstruktion unseres Wissens abzuzeichnen. Es ist sein Ziel, das Haus des Wissens auf sicheren, gewissen Fundamenten aufzubauen. Dieses Ziel wäre gescheitert, wenn es ihm nicht gelänge, unser Wissen über die Welt außerhalb der Sphäre rein innerlicher Subjektivität zu rehabilitieren. Selbst wenn sich unsere Gewissheit auf den gesamten Bereich unserer Subjektivität beziehen würde, wäre das Resultat doch ein ziemlich weitgehender Skeptizismus, solange wir keinerlei Gewissheiten über objektive Tatsachen außerhalb unseres Bewusstseins hätten. Und nun stellt sich heraus, dass es Descartes nicht einmal gelingt, die Gewissheit bezüglich unseres mentalen Innenlebens zu sichern. Wie sieht Descartes Brückschlag zur Außenwelt aus? Mit welchen Mitteln versucht er aus dem Bereich reiner Subjektivität auszubrechen und Gewissheit über die objektive Welt zu erreichen? Der Grundgedanke ist wiederum von bestechender Einfachheit. Descartes geht davon aus, dass wir mit Gewissheit von den Inhalten unseres Bewusstseins und unserer Vorstellungen wissen. Descartes findet nun in sich die Idee eines allmächtigen, allgütigen und allwissenden Gottes vor. Diese Idee muss eine Ursache haben. Ursachen müssen der jeweiligen Wirkung jedoch angemessen sein. Eine große Wirkung kann keine kleine Ursache haben. Dieser Gedanke steht hinter dem Kausalprinzip, das Descartes als Brücke zwischen Bewusstsein und Außenwelt verwendet. Nach diesem Kausalprinzip muss der Sachgehalt oder Grad der Perfektion der Ursache mindestens so groß sein, wie der Sachgehalt oder Grad der Perfektion der Wirkung. Dabei spielt es für Descartes erstaunlicherweise keine Rolle, ob der Sachgehalt von der Wirkung tatsächlich innegehabt wird oder von ihr nur vorgestellt wird. Die Ursachen für einen Elefanten und für die Idee eines Elefanten müssen demnach gleichmächtig sein. Das ist natürlich ein fragwürdiges Prinzip. Aber sobald man es zugrunde legt, kann man aus der Idee Gottes auf die Existenz Gottes schließen. Wenn die Ursache dieser Idee nämlich so mächtig sein muss wie die Ursache Gottes selbst, dann ist klar, dass sie nicht im endlichen Erkenntnissubjekt liegen kann, sondern nur in Gott selbst, der all die Attribute haben muss, die ihm unserer Vorstellung nach zukommen. Gott muss also nicht nur allmächtig und allwissend sein, sondern auch allgütig, und deshalb kann er kein Betrüger sein. 13

14 Und so kommt Descartes zu dem Ergebnis, dass die radikalste skeptische Hypothese, die auch die Gewissheit unserer rationalen Intuitionen (also unserer klaren und deutlichen Vorstellungen) in Frage stellt, keinen Bestand hat. Der kausale oder ideentheoretische Gottesbeweis sichert also die Gewissheit unseres intellektuellen Erkenntnisvermögens und ebnet dem Subjekt einen rationalistischen Erkenntniszugang zur Außenwelt. Ich habe bereits angedeutet, dass der Gottesbeweis von einem Kausalprinzip abhängt, das alles andere als plausibel ist. Dieser Fehler ließe sich aber vielleicht korrigieren. Wir müssten nur ein alternatives Prinzip finden, das den Schluss vom Geist auf die Welt ermöglicht. In der gegenwärtigen Philosophie sind externalistische Theorien des Geistes populär. Danach hängt die Identität des Inhaltes geistiger Zustände in der einen oder anderen Weise von der Umwelt ab. Diese Theorien könnten vielleicht plausiblere Kandidaten für ein Brückenprinzip zwischen Geist und Welt sein. Das eigentliche Problem von Descartes Argument liegt jedoch viel tiefer. Es ist methodologischer Natur. Man hat dieses Problem als Problem des Cartesianischen Zirkels bezeichnet. Worin besteht das Problem? Descartes präsentiert ein Argument, das im Ergebnis zeigen soll, dass unser rationalistisches Erkenntniskriterium (Erkenntnis durch klare und deutliche Vorstellungen) unfehlbar ist, dass also alle möglichen Täuschungssituationen für diese Erkenntnisquelle ausgeschlossen werden können. Dieses Argument hängt ganz wesentlich von zwei Prämissen ab: Die eine Prämisse besagt, dass wir eine ganz bestimmte Vorstellung von Gott haben. Die zweite Prämisse drückt das zuvor beschriebene Kausalprinzip aus. Von beiden Prämissen haben wir nur durch klare und deutliche Vorstellungen Wissen. Der Beweis setzt also bereits die Gewissheit der Erkenntnismethode voraus, die erst durch den Beweis erwiesen werden soll. Darin liegt ein erkenntnistheoretischer Zirkel. Ein solcher Zirkel muss nicht per se etwas Schlechtes sein. Doch es kann uns nicht gelingen mit Hilfe einer solchen zirkulären Argumentation Gewissheit zu beweisen. Gewissheit muss nämlich die Denkmöglichkeit von Irrtumssituationen ausschließen. Stellen Sie sich jetzt vor, wir würden klar und deutlich erfassen, dass wir die Vorstellung Gottes besitzen und dass das Kausalprinzip gilt. Tatsächlich werden wir jedoch von einem Betrügergott getäuscht. Wir haben also in Wirklichkeit keine solche Vorstellung und das Kausalprinzip ist falsch. Dennoch würden wir mit Hilfe von Descartes Argument zu der Schlussfolgerung kommen, dass unsere klaren und deutlichen Vorstellungen unfehlbar sind. Da wir den Beweis selbst dann durchführen könnten, wenn wir von einem Betrügergott dauernd getäuscht würden, kann dieser Beweis die Gewissheit unseres rationalen Erkenntnisvermögens nicht sichern. Es bleibt dabei: Auf diesem oder einem ähnlichen Wege können wir nicht zu Gewissheiten über die Welt kommen. Descartes kann nur eine absolut 14

15 punktuelle Gewissheit sichern die Gewissheit der eigenen Existenz. Und da fast nichts von unserem vermeintlichen Wissen den Gewissheitstest besteht, bleibt nur ein minimales Wissen übrig. Das Resultat ist also ein fast vollständiger Skeptizismus, obwohl Descartes alles andere als ein solches Ergebnis erzielen wollte. Dass Descartes Projekt einer Rekonstruktion unseres Wissens auf sicherem Fundament scheitern muss, wurde bereits von vielen seiner Zeitgenossen erkannt. Das Problem ist, dass die Annahmen, die zu diesem Projekt führen, alles andere als willkürlich sind, ja dass sie sogar überaus selbstverständlich erscheinen. Wir müssen also entweder die bittere Pille des Skeptizismus schlucken oder eine der Annahmen, die zu ihm führen, aufgeben, auch wenn es nicht leicht fällt. In diesem Sinne kann man die Philosophie der Neuzeit auch als Abfolge von unterschiedlichen Antworten auf die cartesianische Herausforderung verstehen. Gehen wir die Optionen einmal durch. Ein Kernproblem der cartesianischen Erkenntnistheorie ist der Schluss von der Subjektivität auf die von ihr unabhängige Außenwelt. Man kann dieses Problem dadurch vermeiden, dass man eine solche vollkommen vom Subjekt unabhängige Außenwelt zur Fiktion einer Welt der Dinge an sich erklärt und behauptet, dass sich unser vermeintliches Wissen von der Außenwelt auf gar nichts anderes als subjektabhängige Erscheinungen bezieht. Der Erkenntniszugang zur Welt wird unproblematisch, indem die Welt subjektiviert wird. Das ist der Weg des Idealismus, den auf die eine oder andere Weise Berkeley, Kant, Fichte, Hegel und Husserl nach seiner transzendentalen Wende beschritten haben. Kurz: Man kann Descartes Realismus aufgeben oder wenigstens abschwächen. Eine andere Möglichkeit, auf das cartesianische Problem zu reagieren, ist diese: Man versucht nachzuweisen, dass die Sinnbedingungen jeden Zweifels viel stärker sind, als die durch das Cogito-Argument gesicherte absolut punktuelle Gewissheit der eigenen Existenz. So hat Wittgenstein mit seinem Privatsprachenargument versucht zu zeigen, dass wir nicht sinnvoll von einer intersubjektiven Sprechergemeinschaft abstrahieren können und Descartes methodischer Solipsismus deshalb viel zu weit geht. Transzendentalpragmatiker wie Apel und Kuhlmann haben diesen Weg konsequent weiter verfolgt. Vertreter transzendentaler Argumente haben zu zeigen versucht, dass die Existenz der Außenwelt eine Sinnbedingung jeden Zweifels bleibt, und zwar auch dann, wenn man am Realismus kompromisslos festhält. Wissen von der Welt wird also dadurch möglich, dass es subjektivitätstranszendente Gewissheiten gibt. 15

16 Wiederum andere haben die bittere Pille geschluckt und akzeptiert, dass ein weitgehender Skeptizismus bezüglich der Außenwelt unvermeidlich ist. Ich denke hier an David Hume oder in der Gegenwart Peter Unger und Barry Stroud. Schließlich waren es vor allem die amerikanischen Pragmatisten Charles Sanders Peirce, William James und John Dewey, die die Suche nach Gewissheit für fehlgeleitet hielten. Wir haben gesehen, dass das Ideal der Gewissheit nicht nur für notorische Sicherheitsfanatiker attraktiv ist, die sich nicht trauen, auf dem schwankenden Boden eines Schiffes eine Wissenschaft zu treiben, die sich stets die Vorläufigkeit und Reversibilität ihrer Ergebnisse vor Augen halten muss. Die Suche nach Gewissheit ist tief verankert in unserer Idee epistemischer Autonomie, also der Idee, den Erfolg unserer Erkenntnisansprüche nicht dem Zufall zu überlassen, sondern verantwortlich nur das zu behaupten, für das wir auch zureichende Gründe haben. Ich kann hier nicht die Vor- und Nachteile der verschiedenen Reaktionen auf das cartesianische Problem erörtern. Ich möchte Ihnen jedoch nicht verschweigen, dass ich zu der letzten Option neige, wonach wir mit der Suche nach Gewissheit auch die Idee der epistemischen Autonomie aufgeben sollten. Wichtig ist mir hier allerdings, dass sich die gesamte Philosophie nach Descartes als Antwort auf das skizzierte Grundproblem verstehen lässt und dass wir auf irgendeine Weise auf dieses Problem antworten müssen. Das ist meiner Ansicht nach das Vermächtnis Descartes, auch wenn wir vielleicht nicht mehr an den Erfolg seines erkenntnistheoretischen Fundamentalismus glauben. 16

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