Zeitgenössische Funktionsänderungen städtischer Kirchenbauten. Ursachen, Ausprägungen und Folgen eines spezifischen urbanen Veränderungsprozesses

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1 Zeitgenössische Funktionsänderungen städtischer Kirchenbauten. Ursachen, Ausprägungen und Folgen eines spezifischen urbanen Veränderungsprozesses Diplomarbeit im Diplomstudiengang Geographie in der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg Verfasser: Holger Lehmeier Erstgutachter: Prof. Dr. Daniel Göler Zweitgutachter: Prof. i.r. Dr. Wilfried Krings

2 i Zeitgenössische Funktionsänderungen städtischer Kirchenbauten. Ursachen, Ausprägungen und Folgen eines spezifischen urbanen Veränderungsprozesses Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Motivation Ziel, Forschungsfragen und Aufbau der Arbeit Forschungsstand Funktionsänderungen von Kirchenbauten - Grundlagen Die Funktion des Kirchengebäudes Funktionsverlust kirchlicher Bauten in der Vergangenheit Kirchenbauten, ihr Umfeld und ihre Nutzung Diskursverläufe im 20. Jahrhundert Organisation der Amtskirchen in Deutschland Gründe für Funktionsänderungen von Kirchenbauten Schwächung der finanziellen Lage der großen Kirchen Entwicklung und Bedeutung des Kirchensteueraufkommens Bauunterhaltskosten kirchlicher Bauten Bedeutungsverlust der großen Kirchen Gesellschaftlicher Wandel Entwicklung der Mitgliederzahlen und der aktiven Christen Folgen für die Kirchenbauten Veränderungen städtischer Räume Funktionsänderungen von Kirchenbauten in Europa, Deutschland und Bayern Funktionsänderungen von Kirchenbauten in den Niederlanden und in Großbritannien Schwerpunkte des Funktionswandels von Kirchenbauten in Deutschland Funktionsänderungen von Kirchenbauten in Bayern Die Lage der Kirche in Bayern Überblick über durchgeführte und geplante Projekte in Bayern Empirisches Vorgehen Auswahl und kurze Vorstellung der Untersuchungsobjekte Methodisches Vorgehen Reflexion der Methode Handlungsoptionen und Akteure Handlungsmöglichkeiten Funktionsänderungen bei einem Verbleib in liturgischer Nutzung Erweiterte Nutzung Mischnutzung Übereignung an Dritte mit Nutzungsvorgaben Verkauf ohne Nutzungsvorgaben Stilllegung und Abriss Die relevanten Akteure und ihre Ziele Amtskirchen Öffentlicher Denkmalschutz Bund, Land und Kommunen Private Investoren Anwohner und Öffentlichkeit... 78

3 ii 7. Funktionsänderungen von Kirchen als Bestandteil urbanen Wandels Besondere Qualitäten von Kirchengebäuden Bauliche und physische Qualitäten Emotionale Qualität Historische und symbolische Qualitäten Städtebauliche Lage und Verhältnis zum Umfeld Kirchen als Orte der Identität Funktionswandel von Kirchen eine Chance für die Stadtentwicklung? Allgemeine Ziele der Stadtentwicklung Funktionswandel von Kirchengebäuden und die Stadtentwicklung Chancen und Hemmnisse Einbindung der betrachteten Beispiele in die Stadtentwicklung Resümee Ergebnisse Handlungsempfehlungen und Ausblick Literatur Anhang A) Exposé B) Leitfaden für Expertengespräche C) Kodierleitfaden E) Bilddokumentation der Untersuchungsbeispiele G) Zusammenfassung Anhang D und F sind aus Datenschutzgründen in dieser Version entfernt worden.

4 iii Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Arbeitshypothesen und Forschungsfragen... 4 Tabelle 2: Entwicklungen mit Einfluss auf die Kirchensteuer Tabelle 3: Bayerische Kirchen in aktueller Nutzungsveränderung Tabelle 4: Untersuchte Objekte Tabelle 5: Interviewpartner Tabelle 6: Handlungsoptionen aus kirchlicher Sicht Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Erstmalige Umnutzungen sakraler Bauten in Bayern seit Abbildung 2: Anteil der Kirchensteuer an den Haushaltseinnahmen der Bistümer in Bayern (2006) Abbildung 3: Kirchensteueraufkommen in Deutschland Abbildung 4: Ausgaben der Evangelischen Kirchen in Deutschland Abbildung 5: Zahl der Kirchenmitglieder Abbildung 6: Katholiken und katholische Gottesdienstbesucher Abbildung 7: Konfessionen in Deutschland und Bayern Abkürzungsverzeichnis Art. Artikel DBK Deutsche Bischofskonferenz EKD Evangelische Kirche in Deutschland ELKB Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern GG Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland VELKD Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands WAL Projekt Wohnen in allen Lebensphasen

5 1 1. Einleitung 1.1. Motivation Ein Teil der Studierenden der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat einen besonderen Grund, sich auf das Ende ihres Studiums zu freuen. Für die Absolventinnen und Absolventen einiger Fächer findet eine stimmungsvolle Abschiedsveranstaltung in der feierlichen Atmosphäre der universitären Aula statt. Der eindrucksvolle Bau eignet sich hervorragend für diese Aufgabe, wenngleich er für einen anderen Zweck erbaut worden ist. Es handelt sich um eine ehemalige Klosterkirche, die seit vielen Jahren nicht mehr als solche genutzt wird. Im 14. und 15. Jahrhundert errichtet, war sie bis zur Säkularisation Bestandteil des Bamberger Dominikanerklosters und erlebte seitdem eine wechselvolle Geschichte, die in der Nutzung als Aula der Universität ihren vorläufigen Endpunkt gefunden hat. Damit reiht sie sich in die große Zahl christlicher Gotteshäuser ein, die ihre liturgische Funktion in den Jahren des politischen Wandels um 1802/03 verloren haben und seitdem profanen Zwecken dient. In den letzten Jahren erfreut sich die Thematik der Umnutzung von Kirchenbauten neuer Aktualität. Die negative Entwicklung der Mitgliederzahlen und das rückläufige Spendenvolumen stellen die evangelische und katholische Kirche in Deutschland vor eine angespannte finanzielle Lage, der die hohen Bauerhaltungskosten von Kirchengebäuden gegenüber stehen. Es wird klar, dass es auf lange Sicht nicht möglich sein wird, die große Zahl der christlichen Gotteshäuser unverändert beizubehalten. In einigen Regionen stellt sich die Situation heute schon dramatisch dar. Das katholische Bistum Essen gab im Jahr 2005 bekannt, sich von etwa 100 Kirchen, das entspricht einem Drittel des Bestands, trennen zu müssen. Es mehren sich Presseartikel und TVSendungen, die über zeitgenössische Funktionsänderungen berichten, während die wissenschaftliche Gemeinschaft auf zahlreichen Tagungen und Symposien über den aktuellen Wandel christlicher Sakralbauten berät. Beim aktuellen Funktionswandel von Kirchenbauten handelt es sich um kein exotisches Thema, sondern um ein Forschungsgebiet zunehmender Relevanz. Nicht nur als interessanter Aspekt städtischer Wandlungsprozesse, sondern auch hinsichtlich der zu erwartenden Auswirkungen auf das Umfeld stellt es sich als viel versprechendes Untersuchungsfeld für die Stadtgeographie dar.

6 Ziel, Forschungsfragen und Aufbau der Arbeit In der vorliegenden Diplomarbeit soll das Themenfeld zeitgenössischer Funktionsänderungen von Kirchenbauten eingehend beleuchtet werden. Mit dem Begriff Funktionsänderungen ist ein vielgestaltiges Phänomen gemeint, das nicht nur klassische Umnutzungen also die ausschließliche Verwendung für einen neuen Zweck und die Aufgabe der alten Nutzung umfasst, sondern auch graduelle Veränderungen der Nutzung oder ihren völligen Verlust. Somit sind auch Kirchenbauten Gegenstand der Arbeit, die in veränderter Form weiterhin kirchlich genutzt werden oder sogar abgerissen wurden. Ziel ist es, die Gründe für diese funktionalen Veränderungen zu erläutern, die verfügbaren Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die beteiligten Akteure und ihre Ziele zu identifizieren sowie die Auswirkungen auf das Umfeld abzuschätzen. Somit kann herausgestellt werden, welche Chancen in der Praxis für die Stadtentwicklung erwachsen können. Um dieses komplexe Thema im Rahmen einer Diplomarbeit fassen zu können, wurde es in vielfacher Hinsicht begrenzt: Ausschließlich Kirchen der evangelischen und der katholischen Kirche kamen als Untersuchungsobjekte in Frage; weder Gotteshäuser anderer Religionsgemeinschaften, noch Kirchen weiterer christlicher Glaubensrichtungen wurden berücksichtigt. Das diente nicht nur der Übersichtlichkeit, sondern trug auch der Tatsache Rechnung, dass sich die institutionellen Voraussetzungen und gesellschaftlichen Auswirkungen bei der Betrachtung von Synagogen, Moscheen oder auch orthodoxen Kirchen deutlich unterscheiden. Die Arbeit beschäftigt sich nur mit Kirchengebäuden im städtischen Umfeld, der ländliche Raum bleibt unberücksichtigt. Die gesellschaftlichen Entwicklungen, die zu Funktionsänderungen führen, sind in den Städten deutlicher zu beobachten, als im ruralen Raum. Zwar wird auch dort die unveränderte Nutzung der Kirchenbauten in den letzten Jahren vermehrt in Frage gestellt, die Mehrzahl der betroffenen Kirchen findet sich allerdings nach wie vor in den Städten. Eine weitere wichtige Einschränkung besteht darin, dass nur Kirchenbauten näher betrachtet werden, die eine erstmalige Nutzungsveränderung aus einer unmittelbaren liturgischen Nutzung heraus erfahren haben oder sich derzeit in diesem Prozess befinden. Damit werden Fälle wie die neue Verwendung der Dominikanerkirche als Aula der

7 3 Otto-Friedrich-Universität Bamberg, die seit der Säkularisation aus der kirchlichen Nutzung gefallen ist, nicht bearbeitet. Diese Einschränkung ist notwendig, weil die emotionalen Bindungen der Gemeindemitglieder einen wesentlichen Faktor bei der Betrachtung der räumlichen Auswirkungen darstellen. Bei Kirchen, die noch persönlich als Gotteshäuser erfahren wurden, sind deutlich stärkere gefühlsmäßige Bindungen zu erwarten, als bei ehemaligen Sakralbauten, die seit langem umgenutzt sind. Um diese Dimension noch fassen zu können, wurden nur Kirchen untersucht, die bis mindestens in die 1970er Jahre hinein in liturgischer Nutzung waren. Weiterhin sollen nur Nutzungsveränderungen von Kirchen betrachtet werden, die eine Auswirkung auf ihr Umfeld erwarten lassen. Die gelegentliche Nutzung für Vorträge, Konzerte oder andere Veranstaltungen bei unverändert kirchlicher Trägerschaft und unter Fortführung der liturgischen Nutzung ist daher nicht Gegenstand dieser Arbeit. Der Veränderungsdruck, unter dem die Kirchengebäude stehen, die Zahl der zur Disposition stehenden Gotteshäuser und die durchführbaren Handlungsoptionen unterscheiden sich je nach Untersuchungsraum. Daher musste der räumliche Blickwinkel eingeschränkt werden. Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf die Nutzungsveränderungen bayerischer Kirchen. Das hat zum einen methodische Vorteile, da sich die gesellschaftlichen Entwicklungen und die kirchlichen Strukturen bei allen betrachteten Beispielen in einem ähnlichen Rahmen bewegen. Zum anderen war es hinsichtlich des zeitlichen Aufwands und der anfallenden Reisekosten für die Praktikabilität der Untersuchungen förderlich. Drei grundlegende Hypothesen sind die Ausgangspunkte der angestellten Überlegungen: Nicht alle Kirchengebäude können in ihrer rein liturgisch-sakralen Nutzung verbleiben. Kirchengebäude besitzen außergewöhnliche Qualitäten. Diese Qualitäten führen zu einer gesteigerten Bedeutung für das städtische Umfeld und damit für die Stadtentwicklung. Daran anknüpfend wurden Forschungsfragen formuliert, die zur Überprüfung der Arbeitshypothesen und zur differenzierten Darstellung des Themas dienten (siehe Tabelle 1). Um die aufgeworfenen Fragen beantworten zu können, erfolgte eine empirische Untersuchung qualitativer Ausrichtung. Sie erstreckte sich über vier bayerische Kirchen, de-

8 4 ren Funktion auf unterschiedliche Art und Weise in den letzten Jahren verändert wurde oder ganz verloren ging. Neben einer Vielzahl von Telefonaten mit Entscheidungsträgern aus der kirchlichen Verwaltung, Ortsbegehungen und der Sichtung von Informationsmaterial wurden qualitative, problemzentrierte Interviews durchgeführt. Insgesamt konnten mit zwölf Personen, die an den Funktionsänderungen beteiligt waren, Gespräche geführt werden. Die systematisch ausgewerteten Protokolle und Transskripte stellten die wichtigste Ressource zur Beantwortung der Forschungsfragen dar. Tabelle 1: Arbeitshypothesen und Forschungsfragen Arbeitshypothese Nicht alle Kirchengebäude können in ihrer rein liturgisch-sakralen Nutzung verbleiben. Forschungsfragen Worin liegen die Gründe für den Funktionswandel der Kirchenbauten? Wo passiert so etwas? Gibt es derartige Entwicklungen in Bayern? Was passiert, wenn eine Kirche nicht mehr nur als Kirche genutzt werden kann? Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen? Welche Akteure sind beteiligt? Welche Interessen haben sie? Kirchengebäude besitzen Was ist das Besondere an Kirchenbauten? außergewöhnliche Qualitäten. Wie wirken sich diese Besonderheiten auf Umnutzungen aus? Gibt es Nutzungen, die diesen spezifischen Besonderheiten besser entsprechen als andere? Diese Qualitäten führen zu einer gesteigerten Bedeutung für das städtische Umfeld und damit für die Stadtentwicklung. In welchem Verhältnis stehen städtische Kirchen zu ihrem Umfeld? Welche Interessen verfolgt die Stadtentwicklungsplanung in diesem Umfeld? Findet eine Einbindung in Stadtentwicklungskonzepte statt? Was kann man von umgenutzten Kirchengebäuden für die Stadtentwicklung erwarten? Eigene Darstellung Aus diesen Forschungsfragen ergibt sich die folgende Gliederung: Zunächst werden in Kapitel 2 Grundlagen dargestellt, die für das Verständnis des Themenfelds wesentlich sind. Die Frage, welche Aufgaben Kirchen erfüllen, wenn sie nach wie vor in liturgischer Nutzung verbleiben, steht am Beginn der Ausführungen. Es folgt eine kurze Darstellung des Funktionsverlusts kirchlicher Bauten in der Vergangenheit sowie der diesbezüglichen Diskursverläufe in jüngerer Zeit. Weiterhin werden die grundsätzlichen Strukturen der beiden betrachteten Amtskirchen dargestellt.

9 5 Kapitel 3 dient dazu, die Gründe für den Funktionswandel von Kirchenbauten aufzuzeigen. Dabei sind sowohl strukturelle und finanzielle Schwächen der Institution Kirche als auch gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen des städtischen Umfelds von Bedeutung. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Frage der räumlichen Verteilung betroffener Kirchengebäude. In anderen Ländern unseres Kulturkreises, allen voran den Niederlanden und Großbritannien, werden Kirchen in großer Zahl und seit vielen Jahren weitgehend umgenutzt. Daher wird die Situation in diesen Ländern näher beleuchtet, und die gesellschaftlichen und institutionellen Voraussetzungen werden mit den hiesigen verglichen. Es folgt eine überblicksartige Darstellung der Regionen in Deutschland, in denen der Veränderungsdruck für Kirchengebäude besonders groß ist. Schließlich wird die Situation der Kirche im bayerischen Untersuchungsraum beschrieben und ein Überblick über in den letzten Jahren betroffene Kirchengebäude gegeben. In Kapitel 5 erfolgt eine kurze Vorstellung der empirischen Untersuchung. Die näher beleuchteten Kirchen und die angewandte Methodik werden beschrieben. In 5.3. soll die Wahl der Methode auf ihre Angemessenheit überprüft werden. Das sechste Kapitel beantwortet die Frage Was passiert, wenn eine Kirche nicht mehr (nur) als Kirche genutzt werden kann?. Unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus den Interviews werden Handlungsmöglichkeiten, beteiligte Akteure und deren Ziele erläutert. Kapitel 7 ordnet den beobachteten Prozess als Facette städtischen Wandels ein. Die besonderen Eigenschaften, die Kirchengebäude in mancherlei Hinsicht besitzen, lassen ihren Funktionswandel zu einem vielschichtigen Phänomen werden, das umfangreiche Auswirkungen auf das städtische Umfeld hat. In diesem Zusammenhang wird der Frage nachgegangen, worin die spezifischen Besonderheiten von Kirchengebäuden liegen. In der Folge werden diese aufgezeigt und mittels der Aussagen aus den Interviews untermauert. Die herausragende Bedeutung von Kirchen als Orte der Identität ergibt sich aus dem Zusammenwirken dieser besonderen Qualitäten und wird in einem weiteren Unterkapitel vorgestellt. Im letzten Kapitel werden die Auswirkungen angesprochen, welche in ihrer Funktion geänderte Kirchen auf die Stadtentwicklung haben können. Nachdem zunächst ihre allgemeinen Ziele angesprochen werden, folgt eine Abwägung der Chancen, die in ihrer Nutzung veränderte Kirchen in diesem Kontext haben können. Abschließend wird

10 6 der Frage nachgegangen, inwieweit die betrachteten Beispiele in die Stadtentwicklung einbezogen waren Forschungsstand Das Themenfeld Funktionsänderungen von Kirchenbauten wird von vielen, sehr unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen bearbeitet. Es ist keineswegs nur für Theologen und kirchliche Institutionen interessant; auch Autoren aus den Bereichen Denkmalpflege, Architektur, Soziologie und Geographie beschäftigen sich mit diesem Thema. Für die vorliegende Arbeit wurden dementsprechend Publikationen unterschiedlicher wissenschaftlicher Provenienz verwendet. Es folgt ein Überblick über den Forschungsstand und die wichtigsten Veröffentlichungen. Eine große Zahl von Publikationen zum Thema stammt aus der Feder kirchlicher Institutionen oder kirchennaher Autoren. In evangelischen Kreisen stellen dabei die Kirchbautage das Forum für einen Ideenaustausch in den Bereichen Nutzung, Bedeutung von und Umgang mit Sakralbauten dar. Von besonderem Interesse sind die Kirchbautage 1996 und 1999, die unter den Titeln Denkmal Kirche? Erbe Zeichen Vision 1 bzw. Kirchliche Präsenz im öffentlichen Raum Glaube und Architektur im 21. Jahrhundert 2 standen. Diverse Aufsätze der entsprechenden Tagungsbände geben Aufschluss über die kirchliche Positionierung zu vielen Fragen, die für das bearbeitete Thema relevant sind. Das wichtigste Dokument der katholischen Kirche zum Thema ist die Handreichung Umnutzung von Kirchen. Beurteilungskriterien und Entscheidungshilfen 3, die 2003 erschienen ist. Hier ist die offizielle Haltung der Deutschen Bischofskonferenz zu dem Themenkomplex auf sehr kompakte und übersichtliche Weise zusammengefasst. Für die evangelische Kirche kann der Veröffentlichung Was ist zu bedenken, wenn eine Kirche nicht mehr als Kirche genutzt wird? Leitlinien des Theologischen Ausschusses der VELKD und des DNK/LWB 4, die im gleichen Jahr herausgegeben wurde, ein ähnlicher Stellenwert eingeräumt werden. Beide Texte sind als Ergebnis eines Diskussionsprozesses zu sehen, der seit einigen Jahren in den Kirchen stattfindet Volp 1997a Bürgel/Nohr 2000 DBK 2003 VELKD 2003

11 7 Um diese Diskussion eingehender nachvollziehen zu können und die unterschiedlichen Positionen, die innerhalb kirchlicher Kreise bestehen, zu erfassen, empfiehlt es sich, entsprechende Sonderhefte der Fachzeitschriften das münster 5 und Kunst und Kirche 6 hinzuzuziehen. Beide Zeitschriften beschäftigen sich in vielerlei Hinsicht mit Kirchengebäuden und beanspruchen gleichermaßen überkonfessionelle Relevanz, wobei das münster eher katholisch geprägt ist und Kunst und Kirche als Sprachrohr der Autoren mit evangelischem Hintergrund gilt. Das Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart in Marburg ist eine weitere Quelle zentraler Schriften zum bearbeiteten Thema. Mit dem Institut sind die Autoren Matthias LUDWIG und Horst SCHWEBEL verbunden, die zahlreiche grundlegende Artikel verfasst haben. Das zweibändige Werk Kirchen in der Stadt, das 1994 und 1996 herausgegeben wurde, ist besonders hervorzuheben.7 Dort wurden Beträge aus der Theologie, Denkmalpflege, Soziologie und Architektur zusammengestellt. Die Auseinandersetzung mit Kirchenumnutzungen erfolgt oftmals mit einem starken lokalen oder regionalen Bezug. Wie im Folgenden noch aufgezeigt wird, sind die Berliner Kirchen besonders stark von zeitgenössischen Umnutzungen betroffen, weswegen es aus diesem Raum eine große Fülle von Einzelstudien und Untersuchungen gibt. 8 Für das Ruhrgebiet gilt das seit einigen Jahren in ähnlicher Form.9 Der Umgang mit Kirchengebäuden ist ein Thema, mit dem sich auch die Denkmalpflege beschäftigt. Ein wichtiges Werk ist dabei Kirchen in Not von Gerhard MATZIG, das in der Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz erschienen ist.10 In der gleichen Reihe wurde 2001 das Sammelwerk Nichts für die Ewigkeit? Kirchengebäude zwischen Wertschätzung und Altlast herausgegeben.11 Besonders aufschlussreich sind die dort vorliegenden Vergleiche mit den Entwicklungen in anderen europäischen Ländern und die Auseinandersetzung mit rechtlichen Fragen. Die Architekturzeitschrift Bauwelt setzte sich 2006 mit Kirchenumnutzungen auseinander.12 Dort wird das Thema aus der Perspektive umgestaltender Architekten betrachtet, und einige jüngere Beispiele werden vorgestellt. Einen tiefer gehenden Einblick mit Bezug zur Architekturtheorie bietet Spielräume des Glaubens. Anthropomor5 Ausgabe 3/ Ausgaben 2/2000 und 3/ Schwebel/Ludwig 1994a; Schwebel/Ludwig Ketterer 1990; Müller 1993; Brennenstuhl 2002; Donath Fendrich 2003; Hanke 2004a; Fendrich Matzig Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz Ausgabe 5/2006

12 8 phismus in der Architekturtheorie und die Umwandlung von St. Maximin in Trier von Annette HOMANN.13 Die meisten verwendeten Publikationen beschränken sich auf die Ebene der Einzelobjekte, nur in wenigen Fällen wird die Auswirkung umgenutzter Kirchenbauten auf ihre Umgebung thematisiert. Die Arbeiten von Elke BRENNENSTUHL und Kerstin GOTHE sind hier als Ausnahmen zu nennen.14 In der geographischen Forschung stieß das Themenfeld bislang auf wenig Resonanz. Sowohl im Bereich der Stadtgeographie15 als auch in der Teildisziplin der Religionsgeographie stellen Funktionsänderungen von Kirchengebäuden nur eine Randnotiz dar.16 Allerdings beschäftigen sich Geographen mit Forschungsfeldern, die in unmittelbaren Zusammenhang mit der Thematik gebracht werden können. Urbane Wandlungsprozesse, in die der Funktionswandel von Kirchengebäuden eingeordnet werden kann, sind ein wichtiger Gegenstand der Stadtgeographie. Für Religionsgeographen sind die gesellschaftlichen und räumlichen Auswirkungen von Säkularisationsprozessen von Interesse. Das bearbeitete Thema kann ohne Zweifel in diesen Kontext gestellt werden. 13 Homann Brennenstuhl 2002; Brennenstuhl 2006a; Brennenstuhl 2006b; Gothe Lichtenberger 1990; Lichtenberger 1998; Fassmann 2004; Heineberg Rinschede 1999; Scherz 2004; Henkel/Knippenberg 2005

13 9 2. Funktionsänderungen von Kirchenbauten - Grundlagen 2.1. Die Funktion des Kirchengebäudes Wenn man sich mit dem Funktionswandel von Kirchengebäuden beschäftigt, muss zunächst geklärt werden, welche Aufgaben ein Kirchenbau hat, wenn er unverändert und ausschließlich als Kirche genutzt wird. Eine Kirche wird erbaut, um darin Gottesdienste zu feiern. Dabei wird in der christlichen Theologie stets Wert darauf gelegt, dass nicht das Gebäude, sondern die Menschen, die feiernden Gemeindemitglieder, im Mittelpunkt stehen. Das frühe Christentum stellte sich und seine Kultstätten somit in bewusster Abgrenzung zu den griechisch-römischen Tempeln und dem jüdischen Tempel in Jerusalem in die Tradition der jüdischen Synagoge, die sowohl den Ort als auch die Gebetsversammlung bezeichnet. Damit ist eine christliche Kirche nicht der Ort, an dem sich Gott befindet, oder an den er gebunden ist. Die grundlegende Funktion des Kirchengebäudes ist es, ein Ort für die Ausübung des religiösen Kultes zu sein.17 Die Ausstattung der Kirchenräume richtet sich nach dieser primären Aufgabe. Ein großer Teil des Raumes ist durch Sitzmöglichkeiten für die versammelte Gemeinde geprägt, die sich im Falle eines Gottesdienstes in Blickrichtung zum Altar niederlässt.18 Weitere Ausstattungsmerkmale wie Kanzel, Nebenräume zur Gottesdienstvorbereitung und Gegenstände kultischen Zwecks sind für diese Gebäude typisch.19 Neben den Hauptgottesdiensten dient der Kirchenraum noch einer Vielzahl weiterer gemeindlicher Aktivitäten. Spezielle Gottesdienste, wie z.b. Kindergottesdienste, Hochzeitsgottesdienste und Begräbnisandachten finden hier ebenso statt wie Beichten, Taufen, Konfirmationen, Erstkommunionen und Firmungen. Die Zahl und Zusammensetzung der Gottesdienstbesucher variiert dabei sehr stark. Während nur noch eine kleine Kerngemeinde den sonntäglichen Kirchenbesuch absolviert, füllen sich die Gotteshäuser an Hochfesten wie Ostern und vor allem Weihnachten viel stärker. Hochzeiten und Todesfälle führen auch ansonsten kirchenfernes Publikum in die Kirchen. Ein Kirchengebäude hat jenseits seiner Zweckbestimmung als Ort des Gottesdienstes eine besondere Qualität. Kirchengebäude/Kirchenräume sind,unnütz' im herkömmli17 Kranemann 2003, S Diese Sitzordnung wird mitunter als starres Reisebus-Schema empfunden und unterscheidet sich von der mittelalterlichen Gestaltung von Kirchenräumen, die deutlich flexibler war. Siehe hierzu Ludwig 1999, S Kranemann 2003, S.164

14 10 chen Sinn, aber gerade darin liegt ihr Nutzen. Diese Paradoxie lässt sich mit Sakralität bezeichnen. 20 Kirchenräume werden gemeinhin als sakrale Räume erfahren. Dabei ist der Begriff des Sakralen nur schwer zu fassen, und es gibt erhebliche Unterschiede zwischen der katholischen und der evangelischen Lesart.21 Nach katholischem Verständnis und kanonischem Recht ist eine Kirche ein sakrales Gebäude. In der evangelischen Theorie wird eine solche Begrifflichkeit vermieden, eine besondere transzendente Bedeutung aber anerkannt, die sich aus der Heiligkeit der Evangeliumslesung speist. Auch in der katholischen Kirche wird die Nutzung des Kirchenraums als Ort der Liturgie, also der religiösen Handlungen, als Grund für die Sakralität des Raums angeführt. Daher ist die Kirche bei beiden Konfessionen nur als Folge der kultischen Handlungen der christlichen Gemeinde ein besonderer Raum.22 Unabhängig von exakten theoretisch-theologischen Deutungen unterstreicht die Erscheinung vieler Kirchen ihre Sakralität. Die allermeisten Kirchengebäude sind auf eine besondere Art gestaltet. Proportionen, Lichtgestaltung und Ausstattung sorgen für eine außergewöhnliche Atmosphäre, für einen Raum des Anderen.23 Auch wenn kein Gottesdienst stattfindet, ist die besondere Funktion des Kirchebaus als religiöses Gebäude ablesbar. Als Raum der Kontemplation und der Andacht steht ein solcher Ort im Kontrast zu seiner ruhelosen und hektischen Umgebung. In größeren Städten kommt dieser Gegensatz besonders zum Tragen.24 Der Bedarf an Sakralräumen scheint in diesem Zusammenhang ungebrochen. So legte man in der modernen Fußballarena auf Schalke Kapellenräume an, und auch diverse Wirtschaftsunternehmen haben den positiven Effekt solcher Rückzugsorte auf das Betriebsklima und die Arbeitseffizienz erkannt.25 Allerdings sind Kirchengebäude nicht die einzigen Bauwerke, die eine sakrale Atmosphäre haben. Nicht nur Gebets- und Andachtsstätten anderer Religionen sind hierbei angesprochen, sondern auch profane Räume mit sakraler Symbolik. Albert GERHARDS nennt hier Museumsbauten des 19. Jahrhunderts, Bahnhöfe aus wilhelminischer Zeit und Kaufhäuser des frühen 20. Jahrhunderts. Gerade im Vergleich mit manchen Kir20 Gerhards 2004, S Ein katholischer Kirchenraum wird geweiht und dadurch dem profanen Gebrauch entzogen, er ist ab diesem Vorgang ein sakraler Ort. Nach evangelischem Verständnis sind Gottesdiensträume keine sakralen Räume. Es widerspricht dem reformatorisch-lutherischen Verständnis, den Kirchenraum als heilig über andere profane Räume zu stellen. Dennoch hat das Kirchengebäude als Ort der Evangeliumsweitergabe einen besonderen Charakter. Siehe hierzu VELKD 2003, S.4; Schöch 2004, S.45f; Schwebel 2006, S.40f; Grünberg 2006, S Angenendt 2001, S.55f; Gundlach 2004, S.10; Schwebel 2006, S.41f 23 Gerhards 2005, S Klumpp 2006, S Gerhards 2005, S.58f

15 11 chen aus den 1960er und 70er Jahren scheinen diese Bauten eine stärkere Ehrfurcht gebietende und sakrale Ausstrahlung zu haben als so manches Gotteshaus.26 Kirchengebäude haben darüber hinaus eine Funktion als öffentliche Räume, die sich durchaus auf eine lange Tradition berufen kann. Viele mittelalterliche Beschreibungen erwähnen eine Fülle von Verwendungen kirchlicher Räume, die denkbar weit von einer rein liturgischen Nutzung abweicht. So ist überliefert, dass Vieh durch das Langhaus des Freiburger Münsters getrieben wurde27, diverse Kirchen bei schlechtem Wetter als Ausweichorte für Marktveranstaltungen dienten oder Schlafstätte für Pilger waren.28 Kirchen fungierten als Gerichtssäle und Versammlungsräume, sie boten Raum für Empfänge und Vorträge. Gerade in Gesellschaften, in denen die kirchliche und politische Gemeinde zu weiten Teilen deckungsgleich war, wurden Kirchen als zentraler Ort des Gemeinwesens gesehen und entsprechend genutzt.29 Heute kann man nicht mehr von einer Kongruenz zwischen Kirche und Gesellschaft sprechen. Kirchengebäude stellen nicht mehr den gesellschaftlichen Mittelpunkt dar, an dem sich das gesamte Gemeinwesen trifft.30 Damit verringerte sich ihre funktionale Bandbreite, und die öffentliche Komponente trat in den Hintergrund. Seit dem 18. Jahrhundert trat der einseitige, rein gottesdienstliche Gebrauch zunehmend in den Vordergrund und verdrängte die anderen Nutzungen aus dem Kirchenraum.31 Dennoch haben Kirchen immer noch eine Bedeutung für eine über die Kirchengemeinde hinausgehende Öffentlichkeit. Im Bezug auf die Öffnung von Kirchenräumen außerhalb der Gottesdienste gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen den Konfessionen. Katholische Kirchen sind in den meisten Fällen für die Öffentlichkeit zugänglich, was Touristen und andere Passanten zum Betreten und Verweilen einlädt. Die protestantischen Gemeinden öffnen ihre Kirchen seltener, in der Regel nur für die Gottesdienste.32 Das Beispiel der politisch wirksamen Friedensgebete in den evangelischen Kirchen der DDR in der Zeit der Wende von 1989 zeigt darüber hinaus, dass Kirchen unter be26 Gerhards 2005, S Gerhards 2005, S Grundmann 1986, S.8 29 Blankesteijn 1987,S.143; Soeffner 1997, S.68; Ludwig 1999, S.13; Grünberg 2003, S.169; Schloz 2004, S Meier 2000, S Billig 1994, S In den letzten Jahren gibt es eine Vielzahl (auch evangelischer) Kirchengemeinden, die verstärkt versuchen, ihre Kirchen außerhalb der Gottesdienste durch neue, erweiterte Angebote zu nutzen. Daneben gibt es eine wachsende Zahl evangelischer Kirchen, die tagsüber als offene Kirchen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Siehe hierzu Rösener 2006, S.11; Neumann 2006, S.75ff.

16 12 stimmten Umständen noch immer Orte gesamtgesellschaftlicher Relevanz sein können.33 Schließlich haben die Kirchengebäude selbst eine öffentliche Bedeutung. Sie können durch ihre bauliche Gestaltung und Dimension städtebauliche Dominanten sein, die als Orientierungspunkt, Wahrzeichen oder persönliche Bezugspunkte dienen. Kirchen sind öffentliche Gebäude [..] in dem Sinne, dass sie unsere Wahrnehmung von der Stadt mit prägen. 34 Von weitem sichtbare Kirchtürme, aufwändiges künstlerisches Design verschiedenster Stilepochen oder das alles übertönende Glockengeläut tragen maßgeblich zur Wahrnehmung dieser Bauwerke bei.35 Oftmals haben Kirchen darüber hinaus eine historische Bedeutung.36 Viele stehen unter Denkmalschutz und ein großer Teil der Welterbeliste der UNESCO besteht aus besonders wichtigen Kirchen. Der Kölner Dom mag hier als Beispiel dienen. Die Diskussion um seine Aufnahme in die Liste und die angedrohte Streichung verdeutlicht die enorme Relevanz einzelner Kirchenbauten für die Öffentlichkeit. Die vielschichtige Funktionalität von Kirchenbauten hat weitreichende Auswirkungen auf das betrachtete Themenfeld. Im Folgenden soll der Verlust der primären Funktion kirchlicher Gebäude als Ort des Gottesdienstes im Mittelpunkt stehen. Wenn von Funktionswandel oder Funktionsverlust kirchlicher Bauten die Rede ist, wird auf die liturgische Nutzung Bezug genommen. Die Tatsache, das Kirchen darüber hinaus eine Bedeutung als öffentliches und sakrales Objekt haben, beeinflusst die Auswirkungen, die Kirchen auf ihr Umfeld ausüben (siehe Kapitel 7). Es ist möglich, Kirchenbauten nicht nur als liturgisches Funktionsgebäude zu sehen, sondern die anderen Aufgaben, die sie außerdem haben, mit einzubeziehen. Eine Kirche, die nicht mehr als Versammlungsraum der Gläubigen gebraucht wird, kann immer noch einen wichtigen Zweck als Ort der Ruhe und Entspannung oder als Gebäude öffentlicher Relevanz erfüllen Funktionsverlust kirchlicher Bauten in der Vergangenheit Funktionsverlust und Umnutzungen von Kirchengebäuden sind kein neues Phänomen unserer Zeit. Gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Umwälzungen, Kriege und Epidemien gehören zum Verlauf der Geschichte und haben einschneidende Veränderungen zur Folge. Auch Sakralbauten werden nicht verschont, sie fallen Zerstörung und Verfall anheim oder werden umgenutzt. In den 2000 Jahren der christlichen Kir33 Höppner 1997, S.17; Schöch 2004, S.57f 34 Meier 2000, S.30; Klumpp 2006, S.363; Müller 1993, S.9 35 Rösener 2006, S.13ff 36 Kranemann 2003, S.167; Soeffner 1997, S.73

17 13 chengeschichte gab und gibt es eine Vielzahl von Beispielen hierfür. Einige der bekanntesten Fälle historischer Umnutzungen sind die Hagia Sophia in Istanbul und die Mesquita in Cordoba.37 Fälle dieser Größenordnung sind Ausnahmen und ihre Umnutzung war ob ihrer gesellschaftlichen Brisanz auch stets ein politisches Zeichen. Generell ist es ein normaler, natürlicher Vorgang, dass Bauwerke im Laufe der Jahre baulich verändert und anderen Nutzungen zugeführt werden oder Verfall und Abriss anheim fallen. Das gilt auch im Bezug auf sakrale Bauten. Immer wieder wurden Kirchen in Kriegen zerstört oder aufgrund ihrer Baufälligkeit aufgegeben und durch Neubauten ersetzt. Allerdings lassen sich außerhalb dieses normalen Veränderungsprozesses einige historische Phasen festmachen, in welchen innerhalb weniger Jahre eine große Zahl kirchlicher Gebäude in ihrer Funktion verändert oder aufgegeben wurde.38 Abbildung 1: Erstmalige Umnutzungen sakraler Bauten in Bayern seit Zahl der Erstumnutzungen Kapellen Spitalkirchen Klosterkirchen Stifte Daten: Hahn 1999, S.22ff; Eigene Darstellung Gesellschaftliche und religiöse Veränderungen führten seit dem Mittelalter im deutschen Raum zu zwei Phasen umfassender Säkularisationsbewegungen (siehe Abbil- 37 Brennenstuhl 2002, S Hanke 2004a, S.136

18 14 dung 1).39 Eine erste Phase stellt das beginnende 16. Jahrhundert dar, als die Reformation zu einer Auflösung von Klöstern und damit der Säkularisation ihrer Gotteshäusern führte. In großer Zahl fielen sie an protestantisch gewordene Fürsten, die unter anderem Jagdschlösser, Witwensitze und gar Irrenanstalten darin anlegten.40 Viele kleinere Kapellenbauten wurden in dieser Zeit ebenfalls umgenutzt.41 Die Auflösung geistlich regierter Territorien und Liegenschaften im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses 1802/1803 führte zu noch größeren Veränderungen für den Kirchenbestand. Säkularisierte Kirchen wurden zu Pferdeställen und Magazinen umgebaut oder dienten als Lagerhallen und Fabriken. Andere Gotteshäuser wurden in Wohnhäuser, Geschäftshäuser oder Gebäude mit öffentlichen Aufgaben wie Bibliotheken, Versammlungshallen und Gefängnisse umgewandelt.42 Reformation und Säkularisation waren mit umfassenden sozio-politischen Umwälzungen verbunden. Funktionsänderungen der Kirchenbauten waren Ergebnis eines politischen Vorgangs, und zwar der Entmachtung kirchlicher Amtsträger und der Auflösung geistlicher Territorien. Die funktionslos gewordenen Bauten wurden angesichts wirtschaftlicher Notwendigkeiten und dank einer durch die Aufklärung vermittelten pragmatischen Gesinnung neuen Zwecken zugeordnet.43 Viele dieser Kirchen werden heute noch profan genutzt, einige konnten im 19. Jahrhundert wieder in die kirchliche Nutzung überführt werden. In den letzten Jahrzehnten wird die Thematik neuer Verwendungen für Kirchengebäude in Westeuropa wieder diskutiert. Zunächst kam das Problem in Großbritannien auf, seit den 1960er Jahren in den Niederlanden (siehe Kapitel 4.1.).44 Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts und verstärkt seit der Jahrtausendwende kommt es zu einer steigenden Zahl von Umnutzungen ehemals kirchlicher Gebäude in einigen Regionen Deutschlands (siehe Kapitel 4.2.). Diesmal sind es aber keine leicht zu bestimmenden politischen Umbrüche, sondern langfristige gesellschaftliche Entwicklungen, die Funktionsverluste der kirchlichen Institutionen und Gebäude zur Folge haben Säkularisation meint einen rechtlichen Akt, nämlich den Übergang von geistlichem Gut in weltliche Hände. Siehe hierzu Weiß 2003, S Kiesow 1997, S.51; Angenendt 2001, S Hahn 1999, S Kiesow 1997, S.51; Hahn 1999, S.22ff 43 Hahn 1999, S.170ff 44 Brennenstuhl 2002, S Hubel/Kohlschein 2003, S.161; Fisch 2003, S.169; Sußmann 2004, S.128

19 Kirchenbauten, ihr Umfeld und ihre Nutzung Diskursverläufe im 20. Jahrhundert Der Umgang mit Kirchengebäuden und die Debatte um ihre Nutzung hat auch im 20. Jahrhundert eine wechselvolle Geschichte. Im Folgenden sollen der Verlauf des wissenschaftlichen Diskurses in Deutschland sowie seine wichtigsten Strömungen und Positionen im Überblick dargestellt werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der gesellschaftliche Diskurs im Bereich Kirche im Stadtraum seinen Schwerpunkt auf anderen Themen als der Kirchenumnutzung. Die wissenschaftliche Denkmalpflege des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts beschäftigte sich eher mit künstlerischen und stilistischen Fragen. Es gab Debatten um Restaurierungskonzepte und Instandhaltungen, zeitgenössische Kunst am Sakralbau und die technische Umsetzung moderner Beleuchtungs- und Heizungsanlagen. Ein wichtiger und viel debattierter Punkt war die Einbindung der Bauten in den städtebaulichen Kontext. Dabei wurde vor allem das Für und Wider baulicher Freistellungen kirchlicher Gebäude diskutiert.46 Nach 1945 bestimmten Grundsatzdiskussionen über die Rolle der Kirche in der Gesellschaft die Debatte. Viele Kirchen, gerade im städtischen Raum, waren durch den Krieg zerstört worden, und in Westdeutschland stellte sich die Frage nach einem zeitgemäßen (Wieder-)Aufbau.47 Zunächst wurden vielerorts provisorische Notkirchen errichtet, die in den Folgejahren nach und nach durch Neubauten ersetzt wurden. Die Durchmischung der zuvor recht eindeutigen regionalen Verteilung der Konfessionen durch die große Zahl an Kriegsflüchtlingen der ehemals deutschen Ostgebiete führte zu weiteren baulichen Notwendigkeiten. Man musste für neue katholische Gotteshäuser in vormals fast rein protestantischen Gebieten sorgen und umgekehrt.48 Die Situation in der DDR unterschied sich von der westdeutschen. Die ablehnende Haltung des SED-Staats zur Religion führte zu einer repressiven Kirchenpolitik. Die Kirche konnte zwar im Allgemeinen ihren Gebäudebestand behalten, ihn aber so gut wie nicht erweitern. Somit waren gerade städtische Gemeinden auf jene Räume beschränkt, die zufälligerweise von Kriegszerstörungen verschont geblieben waren.49 Es kam beispielsweise in Leipzig zu der Situation, dass einerseits große angesichts der sinkenden Christenzahl zu große Kirchen vorhanden waren, Räume für nicht-liturgi46 Fischer 2001, S.8; exemplarisch dazu Gurlitt 1909, S.1ff 47 Volp 1997b, S.6; Fischer 2001, S.8 48 Ludwig/Schwebel 2006, S.3 49 Pasch 2005, S.44

20 16 sche Veranstaltungen aber fehlten. Dadurch wurden schon in den 60er Jahren Überlegungen angestoßen, Kirchen zu öffnen und um gemeindliche Funktionen zu erweitern.50 Freilich verwendete auch die DDR staatliche Mittel zur Kirchensanierung, jedoch stand dort weniger das Verlangen, die Gebäude für die Christen vor dem Verfall zu retten, als vielmehr der internationale Ruf der DDR als kultureller Leistungsträger im Mittelpunkt.51 In Westdeutschland wuchsen die kirchlichen Gemeinden bis in die späten 70er Jahre stetig an und eine große Zahl von Kirchenneubauten wurde in neuen Stadterweiterungsgebieten errichtet. Diesem kirchlichen Bauboom lag die Idealvorstellung der überschaubaren Gemeinde mit einer kleinen Mitgliederzahl zugrunde.52 Auf evangelischer Seite wurde die Diskussion um Neubauten seit dem Ende der 1960er Jahre stark von der Frage Sakralbauten oder Mehrzweckkomplexe geprägt. Wenngleich nie ganz unumstritten, hatte die Idee der funktionalen Mehrzweckbauten, in die ein sakraler Raum integriert ist, viele Befürworter.53 Einige kirchliche Bauten aus den 70er Jahren zeugen noch heute davon. In der katholischen Kirche bestimmte die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils und ihre Auswirkungen auf dem inneren Aufbau des Kirchenraums die Themen im Bereich Kirchenbau.54 In den 1970er Jahren kamen neue Ideen in der Denkmalpflege auf. Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 markierte einen wichtigen Bewusstseinswandel in den Bereichen Denkmalpflege und der Bewertungen überkommener baulicher Strukturen. Statt Flächensanierungen durchzuführen, wurde nun verstärkt auf der Ebene der Einzelobjekte saniert.55 Dieses Umdenken hat für die Frage des Umgangs mit Kirchenbauten eine wichtige Bedeutung. Zu dieser Zeit entstanden die Ländergesetze zur Denkmalpflege, die einen Teil der Kirchengebäude betrafen. Damit wurde offenkundig, dass nicht nur die Kirche als Träger und Betreiber ihres Gebäudebestands, sondern auch eine breitere Öffentlichkeit ein Interesse an Kirchengebäuden hat. Anfangs beherrschten gewisse Berührungsängste die Fachdiskussion in kirchlichen Kreisen, was sich deutlich an den Beiträgen im dritten Heft des Jahres 1975 der einflussreichen Fachzeitschrift Kunst und Kirche ablesen lässt.56 In zwei Aspekten war das Denkmalschutzjahr entscheidend für den Bereich Kirchenumnutzungen. Zum einen kommt es 50 Pasch 2005, S.45f 51 Sußmann 2004, S Rüenauver 1994, S.53; Segers-Glocke 2001, S.27; Schloz 2004, S Dahm 1974, S.13f 54 Müller 1993, S Heineberg 2006, S Ehrlich 1975, S.105ff; Rombold 1975, S.102f; Volp 1975, S.127ff; Wimmenauer 1975, S. 120; Fischer 2001, S.9

21 17 in diesem Kontext zu Überlegungen bezüglich der Zweckmäßigkeit und Nutzung kirchlicher Gebäude sowie zum Umgang mit anderen Nutzungen in diesen Räumen.57 Zum anderen wurden in der Folge ganz neue Förderungsmöglichkeiten zugänglich, namentlich staatliche Gelder der Städtebauförderung und der Denkmalpflegeämter. Wo staatliche Stellen, Kommunen und kirchliche Institutionen zu einer Zusammenarbeit bereit waren, konnten reparaturbedürftige Kirchengebäude über diese Mittel saniert werden. Um auf derartige Fonds zugreifen zu können, war und ist es oftmals nicht möglich, das betreffende Kirchengebäude in kirchlicher Trägerschaft und Nutzung zu belassen. Daher sind Umnutzungen unter öffentlicher Trägerschaft seit den späten 70er Jahren eine Möglichkeit, Mittel für Sanierungskosten zu aquirieren, die von kirchlicher Seite allein nicht geleistet werden können.58 In die 70er Jahre fällt weiterhin der Scheitelpunkt der Kurve kirchlichen Wachstums, sowohl auf Mitgliederzahlen als auch auf die finanzielle Situation bezogen. Auf kirchlicher Seite sah man sich mit einer sich immer mehr säkularisierenden Welt 59 konfrontiert. Spätestens seit den 1980er Jahren wurde von einigen Fachleuten aus dem Bereich Kirchenbau die Frage gestellt, ob die große Zahl der Gebäude auf Dauer zu halten sei. Zunächst rückte die Situation in West-Berlin in den Fokus der Diskussion, da dort ein besonders großer Gebäudebestand einem ausgeprägten kirchlichen Finanz- und Mitgliederschwund gegenüber stand. Es war außerdem zu erwarten, dass sich die Situation in anderen Großstädten in eine ähnliche Richtung entwickeln würde. Bis in die 90er Jahre verhallten derartige Warnungen aber weitgehend ungehört, da die kirchlichen Finanzen (scheinbar) noch ausreichend waren.60 Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs kam es zu neuen Prioritäten in der Diskussion, die Situation der Kirchen der ehemaligen DDR war dabei das wichtigste Thema. Teils wegen mangelnder Ressourcen, teils durch bewusste staatliche Vernachlässigung war eine große Zahl ostdeutscher Kirchenbauten in einem stark gefährdeten Zustand. Das Ausmaß der Problematik führte zu einer generellen Diskussion um Wertigkeiten kirchlicher Bauten und den Umgang mit ihnen. Offensichtlich konnten nicht alle Gebäude erhalten werden. Daher stellte sich die Frage, welche Kirchenbauten man aufgeben müsse und was erhalten werden könne Rombold 1975, S.103; Volp 1975, S Zwanzig 1983, S Fischer 2001, S.9 60 Hanke 2003, S.10; Ludwig 2003, S.88; Ludwig 2004, S Fischer 2001, S.9; Siehe hierzu ausführlicher die Beiträge in Volp 1997a.

22 18 Mitte der neunziger Jahre weitete sich die Diskussion auf den gesamtdeutschen Raum aus. Dabei war die 1995 abgeschlossene Umnutzung der Maximinkirche in Trier ein viel beachtetes Beispiel, vor allem in den bisher eher zurückhaltenden katholischen Kreisen.62 Das evangelisch geprägte Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart in Marburg brachte Mitte der 90er Jahre eine richtungsweisende Publikation heraus. Kirchen in der Stadt 63 thematisierte in zwei Bänden zunächst theoretisch, welche Entwicklungen für Kirchen im städtischen Raum zu erwarten sind, anschließend anhand von Beispielen, welche Pilotprojekte als Vorbilder für etwaige Maßnahmen dienen können. Um die Jahrtausendwende gewann die Diskussion durch die zunehmend angespannte Finanzlage einiger Bistümer an Relevanz. Für das vom Bankrott bedrohte Bistum Essen zeichnete sich die Notwendigkeit ab, über Kirchenumnutzungen nachzudenken wurden dort erste Leitlinien für die Umnutzung von Kirchen herausgegeben. 64 Zwei Jahre später folgten die großen Dachverbände, die DBK und die VELKD mit Publikationen zum Thema.65 Darin wurden verschiedene Möglichkeiten, mit dem Problem der überzähligen und nicht bezahlbaren Kirchenbauten umzugehen, vorgestellt und bewertet. Dennoch konnte die fatale Finanzsituation nicht verbessert werden und man sah sich gezwungen, drastische Maßnahmen durchzuführen. Im Januar 2005 löste die Entscheidung des Bistums Essen, in den nächsten Jahren rund 100 Kirchengebäude und damit ein Drittel seines Baubestands schließen zu wollen, ein großes Medienecho aus.66 Heute ist das Thema in der öffentlichen Debatte angelangt. Betreffende Zeitungsartikel mehren sich, TV-Sendungen und Reportagen beschäftigen sich mit Kirchenumnutzungen. In den letzten Jahren hat im Zuge des gestiegenen medialen Interesses auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Funktionswandel von Kirchen Fahrt aufgenommen. Die Zahl der entsprechenden Publikationen vervielfachte sich seit der Jahrtausendwende. Es handelt sich um ein Thema mit steigender gesellschaftlicher Relevanz. 62 Der große denkmalgeschützte ehemalige Reichsabteikirche wurde 1802 säkularisiert und diente in der Folge militärischen Zwecken. Die jüngsten Restaurierungsarbeiten konnten 1995 abgeschlossen werden. Heute dient der Kirchenraum den Trierer Bistumsschulen als Veranstaltungsraum. Besonders hervorzuheben ist die Umgestaltung des Kirchenraums zu einer Turnhalle. Siehe hierzu Rüenauver 1994, S.53; Peitz 1995,S.25ff; Homann 2005, S.12ff. 63 Schwebel/Ludwig 1994a; Schwebel/Ludwig Fendrich 2003, S.32ff. 65 DBK 2003; VELKD Brennenstuhl 2006b, o.s.; DIE ZEIT

23 Organisation der Amtskirchen in Deutschland Der Begriff Kirche meint eine ganze Fülle von verschiedenen Sachverhalten. Neben der Bezeichnung für einzelne Gotteshäuser steht er für die Gemeinschaft der Gläubigen. Einerseits meint man damit die ideelle Gemeinschaft der christlich Gläubigen, oder einzelne theologisch abgegrenzte Gruppen darin, wie die katholische Kirche oder die evangelische Kirche. Abgesehen davon ist Kirche auch die Bezeichnung für diverse juristische Personen, die als Arbeitgeber, Immobilienbesitzer oder politischer Akteur in Erscheinung treten.67 Als Amtskirchen sollen in der Folge die beiden größten unter diesen Institutionen verstanden werden, die evangelische68 und die katholische Kirche. In Deutschland sind Kirche und Staat grundsätzlich getrennt. Ihr Verhältnis wurde in der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 erstmalig geregelt. Die diesbezüglichen Bestimmungen wurden in das Grundgesetz übernommen. Neben der Neutralität des Staates in Sachen Religion wird den Religionsgesellschaften das Recht zugebilligt, ihre Angelegenheiten selbstständig innerhalb der geltenden Gesetze zu regeln. Außerdem erhalten sie das Recht, eigene Steuern zu erheben. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts mit eigenem Besteuerungsrecht haben sie eine privilegierte Position inne, die sie beispielsweise von Vereinen abhebt. Damit unterscheidet sich die Regelung der Bundesrepublik Deutschland von dem Vorgehen anderer Staaten. So trennen beispielsweise Frankreich und die USA Kirche und Staat vollständig, während in Großbritannien, Schweden oder Griechenland eine bestimmte Kirche gezielt privilegiert wird.69 Die Bundesrepublik Deutschland erkennt die Funktion der Kirchen im Bereich sozialer Dienste an und setzt somit auf das Subsidiaritätsprinzip. Die öffentliche Hand sollte erst eingreifen müssen, wenn andere gesellschaftliche Kräfte im diesem Falle die Kirchen als Träger sozialer Funktionen nicht mehr ausreichend agieren können. Die Trennung zwischen Staat und Kirche ist daher nicht ohne gewisse Unschärfen. Der Staat unterstützt die Religionsgesellschaften dabei durch die Übernahme der Funktion eines Inkassounternehmens.70 Weiterhin nehmen der Staat bzw. die Länder die Kir67 Soeffner 1997, S Der Begriff Evangelische Kirche meint dabei drei nebeneinander existierende Bekenntnisgemeinschaften, die sich als evangelisch verstehen. Das sind die evangelisch-lutherische Kirche, die evangelisch-reformierten Kirche und die Kirche der Union. In der Folge wird für sie vereinfachend und summierend der Begriff evangelisch eingesetzt. Siehe hierzu Frerk 2002, S Art. 140 GG; Kremer 2001, S.83; 70 Frerk 2002, S.13

24 20 chen als Dienstleister etwa für Religionsunterricht und Krankenhausseelsorge in Anspruch und entlohnen sie entsprechend. In kirchlichen Statistiken tauchen diese Zahlungen als Staatsleistungen auf oder sind Teil der Kostenerstattungen Dritter.71 Analog zum föderalen Charakter der Bundesrepublik Deutschland sind die beiden großen Kirchen in territoriale Einheiten mit weitgehender Selbstständigkeit aufgegliedert. Auf evangelischer Seite gibt es 23 Landeskirchen, während die katholische Kirche Deutschland in 27 (Erz-)Bistümer unterteilt hat. In beiden Konfessionen bildeten sich bis heute Dachverbände heraus, die allerdings nur beratende und koordinierende Funktion haben.72 Der Raum des Freistaats Bayern beinhaltet die katholischen Bistümer Augsburg, Eichstätt, Passau, Regensburg und Würzburg sowie die Erzbistümer Bamberg und München-Freising. Ihr Pendant ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB), die als eine einzige Landeskirche das gesamte Gebiet verwaltet. Sie ist Mitglied der Dachverbände VELKD und EKD. Auf einer weiteren Ebene teilen sich die 50 Landeskirchen bzw. Bistümer in etwa evangelische Kirchengemeinden und katholische Pfarreien auf, die wiederum jeweils eigene Körperschaften des öffentlichen Rechts sind.73 Der Begriff verfasste Kirche umfasst juristisch gesehen diese Körperschaften, die 50 Landeskirchen/Bistümer und die beiden Gesamtgebietskörperschaften.74 In den hierarchisch organisierten katholischen Bistümern ist bei allen wichtigen Belangen die Zustimmung des Bischofs vonnöten. Dieser Grundsatz gilt auch bei der Frage nach dem Umgang mit Kirchenbauten. Das Gebäude selbst gehört aber der Pfarrei. Daher werden dort zunächst vom Kirchenvorstand entsprechende Entscheidungen getroffen, denen in einem zweiten Schritt von Bischof zugestimmt werden muss. Deshalb sind ein umfassender Dialog und ausführliche Beratungen für einen reibungslosen Ablauf nötig Auf katholischer Seite fungiert die Bischofskonferenz, die über ein Sekretariat verfügt, als Dachverband. Kirchenintern sind die Bistümer als Teil der römisch-katholischen Bekenntnisgemeinschaft von Heiligen Stuhl abhängig, als juristische Personen innerhalb der Rechtsordnung Deutschlands jedoch unabhängig. Alle drei evangelischen Bekenntnisgemeinschaften erkennen den Dachverband Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an. Es gibt jedoch außerdem die Verbände VELKD und EKU, die Zusammenschlüsse von sieben bzw. acht Landeskirchen sind. Siehe hierzu Brennenstuhl 2002, S.20f; Frerk 2002, S.14f. 73 Für die kleinste kirchliche Einheit gibt es weitere Bezeichnungen (Pfarrgemeinde, Pfarrei, Pfarre, Kirchgemeinde), die in verschiedenen Regionen Gültigkeit haben. Vereinfachend werden in der Folge die Begriffen Gemeinde und Pfarrei verwendet. 74 Frerk 2002, S Fendrich 2006, S.11

25 21 3. Gründe für Funktionsänderungen von Kirchenbauten 3.1. Schwächung der finanziellen Lage der großen Kirchen Entwicklung und Bedeutung des Kirchensteueraufkommens Als Körperschaften des öffentlichen Rechts machen die Amtskirchen von ihrem Recht Gebrauch, die Kirchensteuer einzuziehen. Sie wird als Zusatzsteuer auf Grundlage der Lohn- und Einkommenssteuer errechnet und beträgt in Baden-Württemberg, Bayern und Bremen 8%, in den anderen Bundesländern 9%. Die Entscheidung über ihre Höhe können die Kirchen prinzipiell selbst treffen. Der Staat schreibt lediglich aus ordnungspolitischen Gründen vor, dass die Steuersätze der Bistümer und Landeskirchen innerhalb der einzelnen Bundesländer einheitlich sein müssen.76 Kirchensteuern stellen die wichtigste Einnahmequelle der Amtskirchen dar.77 Sie waren im Jahr 2006 der Hauptteil der Einnahmen der Kirche in Bayern, 71% bei der ELKB und zwischen 70% und 89% bei den bayerischen Bistümern (Abbildung 2). Abbildung 2: Anteil der Kirchensteuer an den Haushaltseinnahmen der Bistümer in Bayern (2006) 100 Prozent der Einnahmen ELKB Augsburg Bamberg Eichstätt MünchenFreising Passau Regensburg Daten: Homepages der bayerischen Bistümer und der ELKB; Eigene Darstellung 76 Frerk 2002, S Brennenstuhl 2002, S.22; Frerk 2002, S.70 Würzburg

26 22 Neben der Kirchensteuer gibt es noch weitere Einnahmequellen, die sich allgemein in drei Gruppen zusammenfassen lassen:78 Entgelt für spezielle kirchliche Dienstleistungen wie Schulgeld oder Zuzahlungen an Kinderkrippen sowie Spenden und Kollekten Zuwendungen Dritter oder staatliche Zahlungen Einnahmen aus Kapitalanlagen und Immobilienbesitz, Verkaufserlöse oder Pacht Während sich das Kirchensteueraufkommen recht leicht über kirchliche und amtliche Statistiken nachvollziehen lässt, sind die weiteren Geldquellen schwerer zu fassen. Beide großen Glaubensgemeinschaften bemühen sich, ihre Finanzen transparent zu machen, nicht zuletzt aus Gründen der Glaubwürdigkeit. Im Detail bleiben aber Schwierigkeiten in der Vergleichbarkeit, die zu großen Teilen der Komplexität kirchlicher Haushaltsführung geschuldet sind.79 Abbildung 3:Kirchensteueraufkommen in Deutschland 9 Kirchensteuer in Mrd Evangelsich Katholisch 4 Summe Daten: Eigene Darstellung 78 Das evangelische Kirchgeld kann als Sonderform der Kirchensteuer gelten; Siehe dazu und zu den weiteren Einnahmequellen EKD 2007, S.33ff; 79 Die Kategorisierung der weiteren Quellen wird sehr unterschiedlich gehandhabt, wodurch sich vergleichende Übersichten nur schwer erstellen lassen. Die EKD bemüht sich um eine transparente Darstellung ihres kompletten Einkommens, die katholische Bischofskonferenz gibt keine Statistiken über die Kirchensteuer hinausgehenden Einnahmen heraus. Die einzelnen Bistümer führen diese Angaben in ihren Haushaltsplänen, die sie im Regelfall öffentlich verfügbar machen. Siehe hierzu Frerk 2002, S.68f; EKD 2007, S.34;

27 23 Das Kirchensteueraufkommen betrug in den letzten Jahren bei beiden großen Kirchen etwa 4 Milliarden Euro jährlich. Seit 1990 ist es leicht gestiegen und befindet sich in den letzten Jahren auf einem recht stabilen Niveau (siehe Abbildung 3). Obwohl 2005 leichte Verluste hingenommen werden mussten, ist bislang kein langfristiger Negativtrend zu erkennen. Dieser stabilen Lage zum Trotz lassen Zukunftsprognosen einen deutlicheren Rückgang in den nächsten Jahren vermuten. Das Kirchensteueraufkommen als wichtigster Bestandteil der kirchlichen Einnahmen ist von mehreren Faktoren abhängig. Dabei sind die Zahl der Kirchenmitglieder, ihre Alters- und Erwerbsstruktur, die gesamtwirtschaftliche Lage sowie steuerliche Gegebenheiten wichtig.80 Die Abhängigkeit von der Lohn- und Einkommenssteuer bedingt es, dass ein Großteil der Kirchenmitglieder unter ihnen Arbeitslose, Geringverdiener und vor allem Menschen im Ruhestand keine Kirchensteuern zahlt. So kann man davon ausgehen, dass nur etwa ein Drittel der Mitglieder Kirchensteuern aufbringen muss.81 Alle relevanten Faktoren, die Einfluss auf die Kirchensteuer haben, lassen daher auf einen langfristigen Rückgang schließen (siehe Tabelle 2). Tabelle 2: Entwicklungen mit Einfluss auf die Kirchensteuer Einflussfaktor Trend Auswirkung auf Kirchensteuer Bevölkerung Kirchenmitglieder Arbeitslosigkeit Geringverdiener Zahl der Rentner Zahl der Geburten Kirchenaustritte Anzahl der Taufen Steuerbelastung/ Steuerreformen Daten und Darstellung: Frerk 2002, S.44, Darstellung leicht verändert Oftmals wird die Forderung geäußert, die Kirche solle sich von ihren umfangreichen Ressourcen, vor allem ihrem großflächigen Landbesitz trennen, und damit ihre Einnahmeausfälle kompensieren. Der Verkehrswert dieser Besitzungen ist aber vergleichsweise gering, so dass ein Verkauf nicht sinnvoll erscheint. Außerdem würde diese Maßnahme nur als Übergangslösung dienen können und das grundsätzliche Pro80 Ludwig 2003, S

28 24 blem der sinkenden Einnahmen nicht lösen. Die zunehmend angespannte finanzielle Lage der beiden großen Kirchen hat also letztlich zur Folge, dass in allen größeren Ausgabenbereichen gespart werden muss Bauunterhaltskosten kirchlicher Bauten Für beide großen Kirchen sind Personalkosten der größte Posten im Bereich der Ausgaben. Daher ist ihre Reduzierung meist der erste und wichtigste Punkt bei Maßnahmen der Amtskirchen zur Ausgabenbegrenzung. Die Kosten für Gebäudeunterhalt sind aber ebenfalls beträchtlich. So mussten die evangelischen Kirchen im Jahr 2004 etwa 13% ihrer Mittel für den Gebäudeunterhalt aufwenden. Bei einem gesamten Haushaltsvolumen von 9,95 Millionen Euro entsprach das 1,29 Millionen Euro (siehe Abbildung 4). Abbildung 4: Ausgaben der Evangelischen Kirchen in Deutschland ,96% 36,84% 9,57% 11,06% Personalkosten Kindertagesstätten und Diakoniestationen Öffentlichkeit, Ökumene und Bildung Verwaltung Sonstige Ausgaben Gebäudeunterhalt 6,00% 23,57% Daten: Eigene Darstellung, Ausgabentypen thematisch zusammengefasst Zwar ergeben sich in den Relationen und der Bezeichnung der Ausgaben gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Landeskirchen bzw. Diözesen, aber die generelle Tendenz ist in allen kirchlichen Verwaltungseinheiten katholischen wie evangelischen ähnlich. Der größte Posten sind stets die Personalkosten, die Aufwendungen für den Baubestand belaufen sich auf 10 bis 20 Prozent des diözesanen Haushalts. Da keine deutschlandweiten Statistiken für die Ausgaben der katholischen Kirche vorhanden 82 Kiesow 1997, S.52; Ludwig 2003, S.87

29 25 sind, dienen Zahlen einzelner Bistümer als Beleg. So schlagen die Bau- und Grundstücksaufwendungen im Haushaltsentwurf 2007 des Erzbistums München-Freising mit 61,5 Millionen Euro zu Buche, das sind 14,85% der Ausgaben.83 Das Bistum Augsburg rechnet für 2007 mit Ausgaben in Höhe von 38,4 Millionen Euro für Neubau und Instandhaltung, das sind etwa 15% des Haushaltsvolumens.84 Zum Gebäudebestand zählen Pfarrheime, Gemeindezentren und andere nicht-liturgische Immobilien wie Wohnhäuser, Kindertagesstätten und Schulen. Die höchsten Kosten entstehen allerdings bei den Kirchengebäuden. In Deutschland gibt es derzeit etwa katholische85 und protestantische86 Kirchengebäude, deren Betrieb ein kostspieliges Unterfangen ist. Versicherungen und vor allem Heizkosten haben oft einen immensen Umfang, was mit den baulichen Dimensionen und der Raumgestaltung zusammenhängt, denn meist dominiert ein großer und sehr hoher Kirchenraum. Diese Kosten müssen von den örtlichen Pfarreien und Kirchengemeinden bestritten werden. Steigende Energiepreise verschärfen das Problem zusätzlich, so dass enorme Betriebskosten entstehen können. Es kommt in vielen Fällen vor, dass große Kirchen nur im Sommer verwendet werden und kleinere und kostengünstiger heizbare Räume als Winterkirchen dienen.87 Weitere Mittel müssen für die laufende Bauunterhaltung aufgewendet werden. Dies fällt in die Zuständigkeit der Landeskirchen bzw. Bistümer. Reinigungen, kleinere Reparaturen, Wartung von Heizungsanlagen und Ähnliches lassen jährlich Kosten entstehen. Die dafür zuständigen kirchlichen Bauämter haben allerdings seit einigen Jahren mit reduzierten Mitteln zu kämpfen. Kurzfristig kommt es so zwar zu Einsparungen, auf lange Sicht ist eine ungenügende oder gar unterlassene Baupflege jedoch mit erheblichen Folgekosten verbunden. Nicht behandelte Gebäudeschäden können, wenn sie über Jahre hinweg nicht behoben werden, großflächige Sanierungen unumgänglich machen.88 Aber selbst bei ausreichender Baupflege müssen regelmäßig umfangreiche Instandhaltungsmaßnahmen finanziert werden. Umwelteinflüsse, Materialermüdung oder angrenzende Bautätigkeiten sorgen auch bei Gotteshäusern dafür, dass größere Sanierungsmaßnahmen immer wieder notwendig sind. Damit sind enorme Ausgaben verbunden, nicht selten in Millionenhöhe. Diese Kosten sind stets der Anlass, der zu Nut PRESSEMITTEILUNG DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ EKD 2007, S Brennenstuhl 2002, S.26; Schwebel 2006, S Kiesow 1997, S.56; Waiblinger/Weiß 2002, S.51

30 26 zungsveränderungen von Kirchenbauten führt. Wenn sich eine Kirche nicht mehr im gleichen Maße wie noch in den 1960er Jahren mit sonntäglichen Gottesdienstteilnehmern füllt, ist das für die Kirche als Institution ein Anlass, sich über neue Konzepte und kundenorientierte Angebote Gedanken zu machen. Es stellt aber zunächst keinen Grund dar, den Betrieb des Gotteshauses einzustellen und die Kirche zu verkaufen. Im Gegenteil: Mit der Aufgabe des Gebäudes verringern sich die Möglichkeiten, in Kontakt mit den Menschen zu treten, die man als Gottesdienstbesucher zurückgewinnen möchte. Erst wenn notwendige Sanierungen nicht mehr geleistet werden können und die Schließung wegen Einsturzgefahr droht, werden Überlegungen zu Misch- oder Umnutzungen angestellt. So ist es nicht verwunderlich, dass das Bestreben, eine umfassende und kostenintensive Sanierung bezahlen zu können, bei allen näher untersuchten Beispielen am Beginn der Überlegungen zur Nutzungsänderung bzw. zum Abriss stand. Ein wesentliches Ziel der Kirchen ist es dabei, Partner zu finden, um sonst unmöglich durchführbare Maßnahmen zur Bauerhaltung finanzieren zu können. Auf lange Sicht wird die Kirche ihren Gebäudebestand nicht ohne fremde Hilfe erhalten können Bedeutungsverlust der großen Kirchen Gesellschaftlicher Wandel Die gesellschaftliche Konfiguration, die noch um 1800 für eine weitgehende Übereinstimmung zwischen kirchlich gebundenen und beeinflussten Menschen und der Gesamtgesellschaft sorgte, hat sich bis heute drastisch verändert. Die grundlegende Dynamik dieses Prozesses ist die Säkularisierung90, deren Ursprünge Reformation und Aufklärung bis in die frühe Neuzeit zurückreichen. Unter dem Begriff Säkularisierung, der Entzauberung der Welt 91, versteht man eine Geisteshaltung, welche die Religion als Erklärungsmodell ablehnt und eine Gesellschaft ohne religiöse Bindungen zum Ziel hat. Jede Form von Religion und Kult wird abgelehnt, stattdessen werden rationalisierte Antworten auf Sinnfragen gegeben. Säkularisierung ist ein Prozess, der dazu führt, dass kultische Handlungen, religiöses Gedankengut und entsprechende In89 Ludwig 2002b, S Der Begriff Säkularisierung meint den in der Folge beschriebenen gesellschaftlichen Wandlungsprozess, der bis heute andauert. Davon zu unterscheiden ist der Begriff Säkularisation, worunter man den historischen Prozess der Trennung von weltlicher und geistlicher Macht zu Beginn der Neuzeit versteht. In Frankreich geschah das im Rahmen der Revolution, in Deutschland meint man damit die Vorgänge der Jahre 1802/03 als die geistlichen Fürstentümer des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation aufgelöst wurden und ihre Liegenschaften und Territorien umverteilt wurden. 91 So bezeichnet von Max Weber, zitiert nach Rinschede 1999, S.61.

31 27 stitutionen an gesellschaftlicher Bedeutung verlieren. Die Ursachen dieser Entwicklung sind komplex und spätestens seit Max WEBER Teil des soziologischen und philosophischen Diskurses. Bisweilen werden ihre Ursprünge bis in die Antike zurückverfolgt. In jedem Fall steht allerdings fest, dass sie sich in den zwei Jahrhunderten seit der Aufklärung beschleunigt hat und heute ein globales Phänomen darstellt. Hierbei ist zu erwähnen, dass die klassischen Säkularisierungstheorien nur für das westliche Europa Gültigkeit haben, während sie das gesellschaftliche Verhältnis zur Religion in Nordamerika nicht ausreichend erklären können.92 Die anhaltende Säkularisierung zeigt ihre negativen Auswirkungen auf Religionsgemeinschaften in vielerlei Hinsicht: Ihre Mitgliederzahlen gehen zurück, religiöse Aktivitäten (wie Kirchgang, Taufe, kirchliche Trauung und Begräbnis) werden geringer bewertet und religiöse Lehrmeinungen und Doktrinen (wie das Verbot der Abtreibung oder die Ablehnung von Geburtenkontrolle) verlieren ihre Verankerung in der Gesellschaft. Anzahl und sozialer Status Geistlicher sinken und weniger religiöse Versammlungsstätten werden benötigt.93 Mit dem zunehmenden religiösen Pluralismus betrifft eine weitere Veränderung die religiöse Landschaft Europas. Die weitgehende Monopolstellung des Christentums, die in Deutschland noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts festzustellen war, weicht heute mehr und mehr einem Wettbewerb zwischen vielen christlichen und nicht-christlichen Religionen. Das Aufkommen des religiösen Pluralismus ist in mehrfacher Weise mit Globalisierungsprozessen verbunden. Ein wichtiger Grund ist in der gestiegenen länderübergreifenden Mobilität zu sehen, denn viele Immigranten aus anderen Kulturkreisen bringen auch eine religiöse Vielfalt mit sich. Gleichzeitig führen nachlassende Bindungen an die etablierten christlichen Amtskirchen zu einem wachsenden Erfolg christlicher Sekten und Untergruppierungen, besonders charismatisch-evangelikaler Glaubensgemeinschaften.94 Durch die oben genannte Säkularisierung wird die religiöse Orientierung als private Angelegenheit und nicht mehr als durch Elternhaus und Gesellschaft vorbestimmter Automatismus angesehen. Die angesprochenen Entwicklungen sind nicht gleichbedeutend mit dem Niedergang der Religion. Sie führen allerdings zu einer Abkehr vieler Gläubigen von den etablierten Amtskirchen, die als verstaubt und bürokratisch empfunden werden. Gleichzeitig kommt es zur Entstehung einer diffusen und privaten Form der Religiosität. Die ver92 Rinschede 1999, S.60f; Meier 2000, S.28; Struck 2004, S.26; Henkel/Kippenberg 2005, S.1ff 93 Soeffner 1997, S.69; Rinschede 1999, S Henkel/Kippenberg 2005, S.7ff

32 28 fassten Kirchen haben heute ihr Monopol der Sinnstiftung 95 verloren und müssen mit anderen christlichen und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften sowie nicht-religiösen Weltanschauungen konkurrieren. Dabei haben sie oft das Nachsehen. Evangelische wie katholische Kirche sind seit einigen Jahrzehnten von einem stetigen Bedeutungsverlust betroffen Entwicklung der Mitgliederzahlen und der aktiven Christen Auf den ersten Blick wirkt die Lage der großen Kirchen nicht sehr beunruhigend. Fast zwei Drittel und damit eine klare Mehrheit der deutschen Bevölkerung gehörten 2005 einer christlichen Religionsgemeinschaft an. In Ostdeutschland ist diese Quote mit 26% deutlich geringer als im Westen, wo 74% kirchlich gebunden sind. Evangelische und katholische Kirche haben insgesamt jeweils über 25 Millionen Mitglieder und sind damit mit Abstand die größten Religionsgemeinschaften in Deutschland.97 Die kirchlichen Einrichtungen zählen zu den größten Arbeitgebern, christliche Events wie der Weltjugendtag oder der Papstbesuch in Bayern 2006 erfreuen sich eines enormen Besucheransturms. Die Meinungen der Kirchen zu Themen wie Abtreibung, Verhütung und Homosexualität sind von öffentlichem Interesse und dringen bis in die täglichen Schlagzeilen vor.98 Bei genauerer Betrachtung zeigt sich dennoch ein Wandel in der gesellschaftlichen Relevanz der Kirche. Seit einigen Jahren sind die Mitgliederzahlen rückläufig, im Falle der katholischen Kirche seit Mitte der 1970er Jahre. Die absolute Zahl stieg mit der Wiedervereinigung 1990 zwar kurzfristig an, der prozentuale Anteil an der Bevölkerung sank dagegen stetig und wurde durch die Eingliederung der kirchlich kaum gebundenen Ostdeutschen noch geringer. Für die evangelische Kirche stellt sich die Entwicklung ähnlich dar. Allein in den Jahren zwischen 1990 und 1999 verlor sie beinahe drei Millionen bzw. 9,8% ihrer Mitglieder. Hier gehen die Mitgliederzahlen seit 1968 zurück und eine Trendwende wird auch für die nächsten Jahre nicht erwartet (siehe Abbildung 5).99 In Deutschland gibt es hinsichtlich der Entwicklung der Zahlen gläubiger Christen eine beträchtliche räumliche Differenzierung. Im städtisch geprägten Umfeld sind Säkulari95 Scherz 2004, S Soeffner 1997, S.69ff; Brennenstuhl 2002, S.12ff; Scherz 2004, S Scherz 2004, S Brennenstuhl 2002, S.13; Frerk 2002, S _2005.pdf;

33 29 sierungsprozesse100 stärker zu beobachten als im ländlichen Raum, der lange Zeit in dieser Hinsicht als Insel der Seligen mit stabilen kirchlichen Bindungen betrachtet wurde. In den letzten Jahren hat sich aber auch dort ein erheblicher Rückgang des Anteils Kirchenangehöriger in der Bevölkerung bemerkbar gemacht.101 Abbildung 5: Zahl der Kirchenmitglieder Mitglieder in Millionen Protestanten Katholiken Daten: Frerk 2002, S.37; pdf; Eigene Darstellung Die Gründe für die sinkenden Mitgliederzahlen der großen Kirchen sind vielfältig. Einerseits kann die allgemeine demographische Entwicklung in Deutschland als Faktor gesehen werden, der zukünftig noch stärker an Bedeutung gewinnen wird.102 Das betrifft vor allem den erwarteten Bevölkerungsrückgang in den nächsten Jahren. Innerdeutsche Wanderungsbewegungen können auf der Ebene einzelner Bistümer oder Landeskirchen ebenfalls von Bedeutung sein.103 Schwerer wiegen allerdings die Kirchenaustritte, deren Zahl in der Nachkriegszeit beträchtlich gestiegen ist. Nach einer 100 Der Bedeutungsverlust der großen Kirchen ist im städtischen Raum besonders ausgeprägt. Ein Grund hierfür liegt in den dort verstärkt auftretenden individualisierten und pluralisierten Lebensstilkonzeptionen. Da die Wertvorstellungen beider Amtskirchen am Familienmodell der Nachkriegsgesellschaft ausgerichtet sind, liegt auch der Schwerpunkt kirchlicher Arbeit auf Kinder-, Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit. Damit werden bestimmte Personengruppen, die andere Lebensstilkonzeptionen haben, nicht angesprochen. Vor allem jüngere Singles, die stärker individualisierte und pluralisierte Lebensstile pflegen, finden sich nicht in den kirchlichen Strukturen wieder. Gerade im städtischen Raum ist diese Gruppe besonders stark vertreten. Siehe hierzu Scherz 2004, S.60f. 101 Ludwig 2002b, S.13f; Brennenstuhl 2002, S Hanke 2003, S Besonders betroffen ist beispielsweise das Bistum Essen, siehe hierzu Hanke 2004a, S.136.

34 30 ersten Welle in den 60er Jahren folgte in den 1990er Jahren eine zweite, die noch mehr Austritte mit sich brachte. Zwar ist die evangelische Kirche stärker davon betroffen als die katholische, bei beiden Konfessionen lassen sich aber ähnliche Anstiege in der Zahl der Austritte beobachten, die nur noch unzureichend durch Taufen und Wiedereintritte kompensiert werden können.104 Kirchenaustritt meint den Verwaltungsakt, bei dem ein (getauftes) Kirchenmitglied vor den weltlichen Behörden hierzulande dem Standesamt die Zugehörigkeit zu seiner Religionsgemeinschaft aufgibt. Damit wird die Kirchensteuer nicht mehr eingezogen. Es handelt sich hierbei nicht um einen sakralen Akt, denn eine Rücknahme der Taufe ist vom theologischen Standpunkt aus nicht möglich. Als Gründe können persönliche Ärgernisse im Umgang mit der Gemeinde, die Unvereinbarkeit der eigenen Überzeugungen mit kirchlichen Positionen, vor allem aber die wachsende Distanz zwischen der institutionalisierten Kirche und der jeweiligen Lebenswirklichkeit des Austretenden genannt werden. Dadurch erscheint die Abgabe der Kirchensteuer nicht mehr sinnvoll. Die steigende Zahl der Kirchenaustritte verdeutlicht den Bedeutungsverlust kirchlicher Institutionen und ihre zunehmende Entfernung aus der Mitte der Gesellschaft. Abbildung 6: Katholiken und katholische Gottesdienstbesucher Katholiken katholische Gottesdienstbesucher Quelle: Eigene Darstellung 104 Frerk 2002, S.37f; Statistisches Bundesamt 2006, S.172ff

35 31 Dieser Sachverhalt wird noch deutlicher, wenn man einige Zahlen zur Teilnahme der Gläubigen am kirchlichen Leben hinzuzieht (siehe Abbildung 6). Nominell Mitglied der Kirche zu sein ist heute nicht mehr gleichbedeutend mit aktiver Partizipation. Während 1950 noch über 50% der deutschen Katholiken regelmäßig den sonntäglichen Gottesdienst besuchten, waren es 2005 nur noch 14,5%.105 Bei den Protestanten findet sich auch nur ein geringer Teil der Gläubigen in der Kirche ein, hier waren es an gewöhnlichen Sonntagen also außerhalb der Adventszeit und der österlichen Gottesdienste im Jahr 2005 nur 3,7% der Kirchenmitglieder.106 Der Anteil protestantischer Kirchenbesucher ist ohnehin seit Jahrzehnten auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. So nahmen 1975 lediglich 5,5% und ,9% am sonntäglichen Gottesdienst teil.107 Rückläufige Zahlen bei Erstkommunionen, Firmungen, Konfirmationen und kirchlichen Trauungen belegen weitergehend die sinkende Bedeutung der institutionellen Kirchen Folgen für die Kirchenbauten Der Bedeutungsverlust kirchlicher Institutionen ist in mehrfacher Hinsicht mit dem Thema der Nutzung und Umnutzung von Kirchengebäuden verknüpft. Der erste Punkt hängt von der zurückgegangenen Zahl der Gottesdienstbesucher ab und betrifft die Auslastung der Kirchengebäude. Wenn die meisten Angehörigen der Kirche nicht mehr den Gottesdienst besuchen und sich in großen Gebäuden mit teilweise vierstelligem Sitzplatzangebot 50 Gottesdienstteilnehmer einfinden, denkt man auch in kirchlichen Kreisen über das Verhältnis von Raumbedarf und Raumangebot nach.109 Weiterhin hängt die finanzielle Ausstattung der Kirchen maßgeblich von den Kirchensteuern und damit letztlich von der Zahl der Kirchenmitglieder ab. Sinkt die Zahl der Gläubigen, verringert sich der finanzielle Spielraum für den kostspieligen Unterhalt der kirchlichen Liegenschaften, was auch die Kirchengebäude selbst mit einschließt (siehe Kapitel ). Die Tatsache, dass demographische und finanzielle Veränderungen zudem eine Reduzierung der Pfarrstellen unumgänglich machen, wirft die Frage auf, was _2005.pdf 106 EKD 2007, S Brennenstuhl 2002, S trauung_diagramm_05.pdf 109 Schwebel 1997, S.354; DBK 2003, S.9

36 32 mit den überzähligen Gotteshäusern geschehen soll, wenn sie ihre liturgische Funktion verlieren.110 Der Bedeutungsverlust der Kirche spielt noch in einem dritten Punkt eine Rolle für den Umgang mit Kirchengebäuden. Die fehlende gesellschaftliche Verankerung hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Kirchengebäuden und ihre öffentliche Bedeutung. Die moderne Vorstellung von Stadt ist nicht mehr so stark von den Silhouetten ihrer großen Kirchtürme geprägt, sondern durch moderne Skylines mit großen Hochhäusern, die kommerzielle Macht ausdrücken. In europäischen Städten wirken zwar oft immer noch die Kirchen als Symbol und Wahrzeichen einer Stadt. In den großen Vorbildern moderner Urbanität aber, in amerikanischen Städten wie New York oder Chicago, sind es nicht die Kirchen, die das Stadtbild prägen. Auch in europäischen Städten machen (profane) Hochhäuser den Großkirchen zunehmend den Platz als Wahrzeichen streitig. Während es in Köln bei einer Diskussion um Hochhausbauten blieb, steht der Sagrada Familia, dem kirchlichen Wahrzeichen Barcelonas, seit dem Jahr 2004 der 142 Meter hohe Torre Agbar gegenüber.111 Wenn die Kirche nicht mehr das Symbol für die gesamte Gemeinschaft ist, sondern nur noch ein Gebäude für eine Minderheit, ist es fraglich, inwieweit und wie lange eine zunehmend kirchenferne Gesellschaft bereit sein wird, die zentralsten Stellen ihrer Städte und Dörfer für Kirchen zu verwenden.112 Ein Beispiel aus Deutschland macht deutlich, dass solche Gedanken durchaus Realitätsbezug haben. Im Jahr 2000 versuchte ein protestantischer Pastor in Holm im Kreis Pinneberg, unterstützt durch den Bürgermeister, eine neue Kirche zu bauen, und geriet mit einer Bürgerinitiative in Streit.113 Stein des Anstoßes war der zentrale Platz, auf dem das Gotteshaus errichtet werden sollte. Zuvor hatte auf dem Platz alljährlich das Dorffest stattgefunden. Die Gegner des Kirchenbaus zeigten mit ihrem Protest, dass sich die gesellschaftliche Stellung der Kirche heute verändert hat. Sie ist für viele Menschen nicht mehr die zentrale Institution der Sinnstiftung, deren Bauten selbstverständlicherweise in der Siedlungsmitte liegen. Stattdessen muss dieser Anspruch mit anderen Begehrlichkeiten und Wünschen etwa dem nach einem Festplatz konkurrieren Krings 2007, S.1029 Maier 2000, S.29; Krings 2007, S.1034 Grünberg 2003, S.172; Krings 2007, S.1030 Maier 2000, S.28

37 Veränderungen städtischer Räume Innerstädtische Zentren sind seit einigen Jahrzehnten, verstärkt in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, von einer Veränderung ihrer Funktionen betroffen. Die so genannte Citybildung führt zu einer Kommerzialisierung der Innenstädte, zum Anstieg der Grundstückpreise und zum Rückgang der innerstädtischen Wohnbevölkerung.114 In den zentralen Bereichen der Städte findet sich auch eine große Zahl von Kirchengebäuden, unter ihnen viele Baudenkmale. Gerade dort verteilen sich wenige Christen auf eine Vielzahl von Gotteshäusern, deren Anzahl noch durch ehemalige Kommunitätskirchen, die in Rahmen der Säkularisation zu Pfarrkirchen wurden, vergrößert wird. Der städtische Funktionswandel führt so zu einem Überangebot an Kirchengebäuden.115 Von kirchlicher Seite begegnet man diesem Problem seit den 1960er Jahren mit dem Planungsleitbild der Citykirche. Dabei wird die klassische Pfarrei- bzw. Gemeindestruktur, bei der Kirchenmitglieder aufgrund ihres Wohnsitzes einer Gemeinde mit zugehörigem Kirchenbau zugeteilt werden, verändert. Sinkende innerstädtische Wohndichte und gestiegene individuelle Mobilität lassen dieses Modell vor allem für den urbanen Bereich obsolet werden. Das System der Citykirche hat neben notwendigen Fusionen von Kirchengemeinden eine funktionale Differenzierung der Kirchengebäude zum Ziel.116 Eine einzige, größere Seelsorgeeinheit oder Ortsgemeinde kann spezialisierte Angebote für Arbeiterseelsorge, Erwachsenenbildung und Jugendarbeit leisten. Einzelne Kirchengebäude, die nicht mehr als Pfarr- oder Gemeindekirchen verwendet werden, können in einem solchen Kontext beispielsweise als Jugendkirche oder Begräbniskirche verwendet werden.117 So ist die Nürnberger Kirche St. Klara keine Pfarrkirche mehr, sondern erweitert das Angebot der katholischen Kirche in Nürnberg als offene Kirche für Passanten der Fußgängerzone und kulturell Interessierte.118 Kirchenbauten außerhalb der Innenstädte haben ebenfalls mit ihrem veränderten städtischen Umfeld zu kämpfen. Viele Gemeindekirchen liegen außerhalb heutiger Wohngebiete, was sich fatal auf die Zahl der Gottesdiensteilnehmer auswirkt. Dies lässt sich in vielen Fällen mit dem Wandel ihres Umfelds von Wohnquartieren zu Dienstleistungsbereichen erklären, in einigen auch mit Fehleinschätzungen der kirchli114 Fassmann 2004, S.127f 115 Schwebel 1994, S.11; DBK 2003, S.9; Ludwig/Schwebel 2006, S.3; Schöch 2004, S Der Begriff Citykirche kommt aus der evangelischen Kirche, wird aber mittlerweile von katholischen Bistümern teils mit anderen Begrifflichkeiten übernommen, hierzu Fisch 2003, S.170; Einführend zur Thematik der Citykirchen siehe Scherz 2004, S DBK 2003, S.19; VELKD 2003, S

38 34 chen Planung. So befindet sich beispielsweise die katholische Kirche St. Bernhard in Essen-Bergeborbeck in einem Gebiet, das ursprünglich als Wohngebiet geplant war. Es kam aber nur zu gewerblichen Ansiedlungen, und damit hatte die Kirche nie eine funktionierende Gemeinde. Das in den 1970ern erbaute Gotteshaus musste daher im Jahr 2000 abgerissen werden.119 Mit Rahmen von Stadterweiterungen des 19. und 20. Jahrhunderts wurden viele große Kirchengebäude errichtet, die heute als überdimensioniert empfunden werden. Überlegungen, diese Gebäude zu verkleinern, umzubauen, umzunutzen oder aufzugeben sind die Folge.120 Das Problem wird dadurch verstärkt, dass sich der innerstädtische Funktionswandel auf diese Quartiere ausweitet. Im Gegensatz zu ihren in der Stadtmitte gelegenen Pendants sind aber die Kirchenbauten des 19. und 20. Jahrhunderts gemeinhin uninteressant für Touristen und werden nicht in gleichem Maße als wichtiges kulturelles Erbe angesehen. Daher ist der Fortbestand der Kirchen in den Stadterweiterungsgebieten bei einem Verlust ihrer kirchlichen Nutzung nicht gesichert DBK 2003, S.9f; Fendrich 2003, S Ludwig 2003, S Schwebel/Ludwig 1994b, S.5; Ludwig 2002b, S.16

39 35 4. Funktionsänderungen von Kirchenbauten in Europa, Deutschland und Bayern 4.1. Funktionsänderungen von Kirchenbauten in den Niederlanden und in Großbritannien Der Bedeutungsverlust kirchlicher Institutionen und die Funktionsänderung ihrer Bauten ist ein Phänomen, das nicht nur in Deutschland zu beobachten ist. Aus Ländern wie Großbritannien oder den Niederlanden sind weitgehende und drastische Umnutzungen bekannt, wie die Einrichtung von Turnhallen, Diskotheken oder Supermärkten in Kirchengebäuden. Für die Diskussion in Deutschland haben gerade diese Fälle eine recht große Bedeutung, sei es als Szenario des schlimmsten vorstellbaren Falls 122, um die Beteiligten wach zu rütteln, oder als Beispiel für einen unverkrampften Umgang ohne Denkblockaden mit dieser Art von Immobilien.123 Europaweit ähneln sich die gesellschaftlichen Entwicklungen, in den oben genannten Ländern ist die Auflösung religiöser Bindungen allerdings weiter fortgeschritten als in Deutschland. Auch die institutionellen Voraussetzungen unterscheiden sich, vor allem hinsichtlich der Kirchensteuer und anderer staatlich-kirchlicher Vernetzungen. Es stellt sich daher die Frage, ob man in Deutschland ähnliche Entwicklungen erwarten kann, oder ob sich die sozio-politischen Umstände in den Niederlanden und in Großbritannien so stark von der Situation in Deutschland unterscheiden, dass man andere Wege bei der Umnutzung von Kirchen einschlägt. In den Niederlanden ist der Anteil der religiös gebundenen Menschen viel stärker zurückgegangen als hierzulande. Während noch in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen nahezu 85% der Bevölkerung einer christlichen Glaubensgemeinschaft angehörte, dabei mehrheitlich der reformierten, calvinistischen oder katholischen Konfession, sank die Zahl der niederländischen Christen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beträchtlich. So gehörten im Jahr 2000 nur noch knapp 30% der Niederländer einer christlichen Glaubensgemeinschaft an.124 Dieser drastische Mitgliederschwund schränkt die finanziellen Möglichkeiten der Kirchen stark ein. Verstärkend kommt hinzu, dass Kirche und Staat in den Niederlanden klar getrennt sind. Es gibt dort keine Kirchensteuer und die einzelne protestantische oder katholische Kirchengemeinde muss als Eigentümer ihre Gebäude grundsätzlich selbst instand halten. Wenn es sich 122 Der Rückzug der Kirche und ihrer Sakralgebäude aus der Stadt hat demnach die Verdrängung aus der Öffentlichkeit zur Folge und damit die gesellschaftliche Marginalisierung, siehe hierzu Matzig 1997, S.7; Ludwig 2004, S.120; Ludwig 2006, S WELT ; Brennenstuhl 2006a, S Knippenberg 2005, S.93; Defuster/Woldendorp 1997a, S.14

40 36 um ein Denkmal handelt, kann der Staat dabei finanzielle Hilfe gewähren. In diesem Fall werden etwa 70% der Sanierungskosten von der öffentlichen Hand übernommen.125 Der Fortbestand historischer Kirchenbauten konnte so gesichert werden, allerdings in vielen Fällen mittels einer neuen Nutzung. Die Kirchen wurden Stiftungen oder Kommunen übergeben, die eine Umnutzung vornahmen, möglichst zu kulturellen Zwecken, wie als Konzerthalle, Museum oder Kulturzentrum.126 Hierbei wurden vornehmlich ältere Bauwerke, Kirchen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, unter Denkmalschutz gestellt. Eine große Zahl niederländischer Kirchen stammt allerdings aus dem 19. Jahrhundert, als die Gleichstellung der Religionen auch den Katholiken das Recht einräumte, Kirchen zu errichten. Der Nachholbedarf führte zu einem kirchlichen Bauboom, und viele katholische Kirchen wurden im neugotischen Stil erbaut. Diese Gebäude und Kirchen neueren Datums standen lange Zeit nicht unter Denkmalschutz und konnten in vielen Fällen von ihrer Gemeinde nicht mehr instandgehalten werden. Verfall und Abriss waren häufig die Folge. 127 Von dieser Warte aus suchte man nach Möglichkeiten, die Gebäude durch neue Nutzungen zu erhalten. Von kirchlicher Seite war man mangels Alternativen zu sehr weitgehenden Kompromissen bereit. Seit den 1960er Jahren wurden Kirchengebäude in großer Zahl abgerissen oder verkauft.128 Am Beispiel dreier Kirchen aus Dordrecht, einer mittelgroßen Stadt südlich von Rotterdam, kann die große Bandbreite möglicher Nutzungen veranschaulicht werden. So dient die ehemalige französisch-reformierte Kirche seit den 1980er Jahren als Restaurant, die Niewkerk beherbergt einen Supermarkt und die römisch-katholische Kirche ist zu einer Diskothek umgestaltet worden. In letzterem Fall wurde in humoristischer Anspielung die Kabine des Diskjockeys nach dem Muster einer Kanzel errichtet.129 Es finden sich weitere Beispiele weitgehender Umnutzungen. So wurden in der Martinuskirche in Utrecht zwischen 1988 und 1990 insgesamt 29 Wohnungen in 5 Etagen eingerichtet. Die ursprüngliche Raumaufteilung und Innenausstattung ist heute zwar nicht mehr nachvollziehbar, aber das Gebäude als solches konnte erhalten werden. Man zog dies der einzigen Alternative, dem Abriss, vor.130 Etwa im gleichen Zeitraum, ab 1989, wurde die Posthoornkerk in Amsterdam zu einem Architekturbüro und gleichzeitig für kulturelle Zwecke umgenutzt.131 Die Kirchen Steensma 2001, S.35 Steensma 1994, S.136 Defuster/Woldendorp 1997a, S.14; Knippenberg 2005, S.104 Steemsma 1994, S.137 Blankesteijn 1988, S.94f Steensma 2001, S.37 Defuster/Woldendorp 1997b, S.16ff

41 37 stiftung, die die Posthoornkerk verwaltet, wertet diese Nutzung als Glücksfall, da die Würde des Raums weitgehend gewährleistet bleibt, wenn auch der ursprüngliche Raumeindruck nicht erhalten werden konnte. Es gibt aber zu denken, wenn der Respekt vor Heiligtümern vom Zufall abhängt 132. Diese Zufälligkeit ist eine typische Problematik für den niederländischen Raum. Da dort übergeordnete kirchliche Instanzen keine ausreichenden finanziellen und Hilfestellungen leisten können und die öffentliche Hand nur im Falle von Denkmalen eingreift, sind die Kirchenstiftungen und Gemeinden auf sich selbst gestellt. Das verringert ihre Handlungsspielräume und erhöht die Abhängigkeit von etwaigen Investoren. Die Zahl der Christen in Großbritannien ist trotz des fortschreitenden Säkularisierungsprozesses verhältnismäßig groß. Im Rahmen der Volkszählung 2001 wurde nach der religiösen Zugehörigkeit gefragt. Durch die starke Zuwanderung aus dem südlichen Asien stieg zwar die Zahl der Muslime, Hindus und Sikhs stark an, aber mit 71,6% ist der Anteil der Christen an der Bevölkerung sogar etwas höher als in Deutschland. Die Angehörigen der Church of England, auch Anglikaner genannt, stellen mit über zwei Dritteln der britischen Christen die größte Gruppe unter ihnen. Die Fragestellung betraf allerdings nur die religiöse Zugehörigkeit. Auch in Großbritannien besucht nur noch eine Minderheit der Bevölkerung die Gottesdienste. Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche ist sehr eng, betrifft aber nur die als Staatskirche anerkannte Anglikanische Kirche in England und die Presbyterianische Kirche von Schottland. Die britische Monarchin ist Oberhaupt der Anglikaner, der Premierminister bestimmt die Erzbischöfe, und Bischöfe haben einen Sitz im Oberhaus des Parlaments, dem House of Lords. Allerdings gibt es in Großbritannien auch keine Kirchensteuer, so dass die Finanzierung der Staatskirche nur über Spenden, Kollekten und aus Vermögenserträgen geleistet wird.133 In Großbritannien, vor allem in England, sieht man sich schon seit den späten 1950er Jahren mit einer großen Zahl überflüssiger Kirchen (redundant churches) konfrontiert. Der ausschlaggebende Grund für den Verlust ihrer gottesdienstlichen Funktion ist in den immensen Bevölkerungsbewegungen in England nach dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Bevölkerungsverluste in den Stadtzentren und im ländlichen Raum zugunsten kleinerer Vorstädte und industrieller Ballungsräume führten zu einer großen Zahl an überzähligen Kirchen ohne ausreichend große Gemeinden. Mehr noch als in Deutschland hängt der Erhalt der englischen Kirchen von dem Zustand ihrer Gemein132 Defuster/Woldendorp 1997b, S Peach 2005, S.45

42 38 de ab, deren Spenden das finanzielle Rückgrat der lokalen Kirchengemeinde bilden. Eine eigens für diese Angelegenheit 1958 einberufene Kommission der Church of England ermittelte eine Zahl von 370 überzähligen Kirchen. Bis zum Jahr 1980 wuchs ihre Zahl auf 420 an.134 Daher gibt es viele, in ihrer Funktion veränderte Kirchen aus dem angelsächsischen Raum, die beispielhaften Charakter für die hiesige Problematik haben können. Ein Blick über die Grenzen lohnt nicht zuletzt aufgrund der langjährigen Erfahrungen, die in Großbritannien mit umgenutzten Kirchen gemacht wurden. Zwei Beispiele sollen die Bereitschaft der Briten aufzeigen, kreative Lösungen für die Nutzung der redundant churches zuzulassen: Seit August 1988 wird St. Werburgh in Bristol nicht mehr als Kirche genutzt, Anfang der 1990er Jahre folgte der Umbau zu einem Kletterzentrum. Der Einbau der entsprechenden Anlagen ist reversibel gestaltet und wurde denkmalgerecht durchgeführt. Obwohl das Unternehmen zunächst nicht auf Gewinn ausgerichtet war, hat es sich nach einigen Jahren Laufzeit als profitabel erwiesen. Jährlich Besucher, darunter viele Schul- und Jugendgruppen, nutzen dieses Angebot; der erwirtschaftete Gewinn fließt in den weiteren Erhalt und Ausbau der Anlage. Trotz des durch den großen Publikumsandrang gestiegenen Verkehrs und entsprechende Parkplatzprobleme ist die öffentliche Meinung von positiver Resonanz geprägt.135 Zu etwa der gleichen Zeit 1989 wurde die Londoner Christ Church zu einem privatwirtschaftlich genutzten Großraumbüro umgewandelt, in dem 120 Angestellte beschäftigt sind. Das Gebäude war schon seit 1977 als redundant church eingestuft gewesen, jedoch konnte zunächst keine geeignete Neunutzung gefunden werden. Die hohen Kosten, die der verfallene Zustand des Gebäudes aufwarf, konnten so durch einen privaten Investor übernommen werden. Die dazu notwendigen Umbauten waren auch in diesem Fall denkmalgerecht und reversibel.136 Die Beispiele aus Großbritannien und den Niederlanden zeigen, welche Möglichkeiten für weitgehende Kirchenumnutzungen wahrgenommen werden, wenn die gesellschaftliche Konfiguration eine unverändert fortgeführte Nutzung unsinnig erscheinen lässt und die finanzielle Situation der Kirchen sie unmöglich macht. Die Auflösung klassischer kirchlicher Bindungen ist vor allem in den Niederlanden deutlich weiter fortgeschritten als in Deutschland. Ein Blick auf die Ursachen zeigt aber, dass auch hierzu134 Powell/De La Hey 1987, S.4ff; Brennenstuhl 2002, S Brennenstuhl 2002, S.74ff; zusammenfassend: Brennenstuhl 2006a, S Brennenstuhl 2002, S.77ff; Brennenstuhl 2006a, S.17

43 39 lande mit einer solchen Entwicklung zu rechnen ist. Es spricht wenig dagegen, dass auch die Zahl der deutschen Christen eine ähnliche Entwicklung nimmt wie die der niederländischen. Der maßgebliche Unterschied der deutschen Amtskirchen zu ihren betrachteten Pendants ist das Vorhandensein der Kirchensteuer.137 Sie macht es möglich, Kirchen auch dort zu erhalten, wo es lokale Bevölkerungsrückgänge in England unmöglich machen. Das Kirchensteueraufkommen ist außerdem im Unterschied zu Spenden und Kollekten nicht von der aktiven Teilhabe am gemeindlichen Leben abhängig, sondern von der rechtlichen Zugehörigkeit zur Konfession. Doch die Prozesse des gesellschaftlichen Wandels betreffen Deutschland auf lange Sicht ebenso wie die Niederlande oder Großbritannien. Wenn die Bereitschaft der Bevölkerung, sich an Kirche und kirchliche Werte zu binden, weiterhin abnimmt, sinken aufgrund vieler Kirchenaustritte auch die Kirchensteuern. Somit stellt die Kirchensteuer keine Rettung vor der Problematik dar, sondern im besten Fall ein retardierendes Moment, welches das Problem derzeit in Deutschland weniger stark zu Geltung kommen lässt. Es ist daher durchaus anzunehmen, dass Kirchenbauten innerhalb der nächsten Jahre hierzulande einem ähnlichen Veränderungsdruck unterliegen werden, wie dies in den betrachteten Ländern schon seit einigen Jahrzehnten der Fall ist Schwerpunkte des Funktionswandels von Kirchenbauten in Deutschland Das Thema Funktionswandel von Kirchengebäuden betrifft in Deutschland bestimmte Regionen im besonderen Maße. Bisher durchgeführte Nutzungsveränderungen, Planungen für Projekte in nächster Zukunft und ein Großteil der Publikationen konzentrieren sich im Wesentlichen auf einige wenige Raumeinheiten. Viele Kirchen in den großen Ballungsräumen und Großstädten wie Berlin oder dem Ruhrgebiet sowie im ländlichen Raum Ostdeutschlands sind in ihrem Bestand gefährdet.138 In den Städten und auch ländlichen Gebieten Ostdeutschlands ist das Zahlenverhältnis zwischen Kirchenangehörigen und Kirchenbauten besonders unausgeglichen. Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse konnte schon in den 1980er Jahren der kirchliche Bauunterhalt in vielen Fällen nicht gewährleistet werden. Die größte christliche Gruppe der DDR stellten die Protestanten, deren Landeskirchen sich schon zu dieser Zeit intensiv mit der Thematik nicht mehr genutzter Kirchen beschäftigen mussten Schwebel 1997, S Ludwig/Schwebel 2006, S.4f 139 Ludwig/Schwebel 2006, S.4ff; Ludwig 2006, S.10f

44 40 In den 40 Jahren des Bestands der DDR war der Anteil der Christen stark zurückgegangen: Während 1950 noch über 90% der Ostdeutschen einer Kirche zugehörig waren, davon der überwältigende Anteil evangelischen Konfessionen, sank der Anteil bis 1987 auf 37%.140 In den Jahren seit der Wiedervereinigung hat er sich nicht mehr erhöht, sondern sogar weiter verringert. Nach dem Fall der Mauer wurden zunächst viele historisch wertvolle Kirchen saniert, finanziert durch kirchliche und staatliche Mittel sowie private Spenden und den Einsatz von Fördervereinen und Stiftungen aus dem Bereich des Denkmalschutzes. Im Laufe der Jahre gingen staatliche Fördermittel und private Spenden immer weiter zurück, während sich die finanzielle Situation der ostdeutschen Landeskirchen weiter verschärft hat.141 Zahlreiche Kirchenbauten konnten noch nicht saniert werden, und die Akquise diesbezüglicher Mittel gestaltet sich zunehmend schwierig. Die fehlenden finanziellen Ressourcen aber auch die heutigen Zahlenverhältnisse in der Kirchenprovinz Sachsen beispielsweise kommen auf Mitglieder ca Kirchen erfordern das Nachdenken über den zukünftigen Umgang mit Kirchenbauten.142 Die Situation in Berlin, auch dem ehemals westlichen Teil, ist ebenfalls besonders angespannt. Schon seit dem Ende der 80er Jahre beschäftigen sich evangelische und katholische Kirche mit der Zukunft ihrer Bauten. Die Gründe hierfür sind der Rückgang innerstädtischer Wohnbevölkerung, ihre Durchmischung und der Zuzug ausländischer und damit oftmals andersgläubiger Mitbürger und vor allem das geringer werdende Interesse der Berliner Bevölkerung am Gottesdienst. Die Kirchen sehen sich mit einer großen Zahl sanierungsbedürftiger und groß dimensionierter Kirchenbauten konfrontiert, während ihre finanzielle Stärke durch den Mitgliederschwund nachgelassen hat.143 In der Metropole Berlin sind die gesellschaftliche Säkularisierung und die religiöse Pluralisierung weiter fortgeschritten als in kleineren Städten und im ländlichen Raum. Die angespannte Situation der öffentlichen und kirchlich-institutionellen Instanzen spitzt die Situation weiter zu. Die vielen und sehr unterschiedlichen Konzepte für Kirchenumnutzungen die aus Berlin bekannt sind, gründen sich in der weitgehenden Kompromissbereitschaft aller Beteiligten, die aus dieser angespannten Lage erwächst. Die künstlerisch und historisch wertvollen Großkirchen wie die Friedrichswerdersche Kirche oder der Deutsche Dom sind davon ebenso betroffen144, wie die große Menge 140 Henkel 2005, S.67; Höppner 1997, S Wein 2001, S Schwebel 1997, S.354; Segers-Glocke 2001, S.28; Ludwig/Schwebel 2006, S.4; Keller 2006, S Müller 1993, S Beide Bauwerke befinden sich im stark touristisch genutzten Bereich von Berlin-Mitte, ihre kirchliche Nutzung wurde aufgegeben. Stattdessen dienen sie als Ausstellungsbauten, und vor allem als touristi-

45 41 der Betonkirchen des 20. Jahrhunderts, die sich in weiter vom Stadtzentrum entfernten Vierteln befindet.145 So wurde die Eliaskirche in Berlin-Prenzlauer Berg zu einem interaktiven Kindermuseum umgestaltet146, in die Lutherkirche in Spandau wurden Sozialwohnungen, ein Gemeindebüro und ein Begegnungszentrum eingebaut147 und die Kreuzberger Heilig-Kreuz-Kirche dient als Kulturzentrum.148 Besonders bemerkenswert ist dabei, dass die Problematik der Kirchenumnutzungen in Berlin deutlich früher aufkam als anderswo und viele Umnutzungen schon in den frühen 1990er Jahren durchgeführt wurden. In den letzten Jahren hat sich die prekäre Situation der Berliner Kirchen nochmals verschärft. Die für Umbauten und Nutzungskonzepte nötigen Ressourcen sind nicht mehr in ausreichendem Umfang vorhanden, so dass es seit der Jahrtausendwende zu einem Kirchensterben in Berlin 149 gekommen ist. Abrisse konnten nicht mehr vermieden werden, und statt überlegte kulturelle Nutzungskonzepte umzusetzen, wurden Kirchengebäude ohne Auflagen für die zukünftige Nutzung verkauft. Vor allem Bauten der Nachkriegszeit sind davon betroffen.150 Als urbaner Ballungsraum unterliegt das Ruhrgebiet einer ähnlich starken Säkularisierung und religiösen Pluralisierung wie Berlin. Besonders kritisch und auch von großem öffentlichen Interesse begleitet ist dabei die Situation des katholischen Bistums Essen. Es ist von hoher Arbeitslosigkeit und dem Wegzug finanzkräftiger Familien in die Randgebiete des Ruhrgebiets, die nicht mehr zum Bistum gehören, geprägt.151 Das Essener Ruhrbistum wurde erst 1957 aus Abtretungen der Bistümer Köln, Münster und Paderborn geschaffen und sollte die katholische Seelsorge für die stark gewachsene Bevölkerung des Reviers sichern. In den Jahren bis 1990 entstand eine Fülle von Kirchen zu diesem Zweck. Die Maßgabe, dass kein Gläubiger mehr als 15 Minuten Fußweg zur nächsten Kirche aufwenden sollte, heizte den kirchlichen Bauboom in der Region noch an.152 Der kirchliche Baubestand wuchs stark an und besteht heute überwiegend aus Gebäuden der 60er und 70er Jahre. Angesichts seiner finanziellen Misere fasste das Bistum im Januar 2005 den Plan, im Rahmen einer umfassen- sche Sehenswürdigkeit. Siehe hierzu Bürkle 1997; Matzig 1997, S Ketterer 1990, S.67; Brennenstuhl 2006b, o.s. 146 Käpplinger/Block 2005, S.132ff 147 Ketterer 1990, S.67; Brennenstuhl 2006b, o.s. 148 Brennenstuhl 2006b, S Donath 2006, S Donath 2006, S.53ff 151 Fendrich 2006, S DIE ZEIT

46 42 den Neustrukturierung ein Drittel seiner Kirchen, also 100 bis 120, aufzugeben.153 Die örtlichen Pfarreien sind für die Planung des weiteren Umgangs mit diesen überzähligen Gebäuden, den weiteren Kirchen 154, selbst verantwortlich, wobei das Bistum konzeptionelle Unterstützung und Beratung gewährt. Viele Projekte befinden sich noch in Planung, verschiedene Nutzungen, wie die als atmosphärischer Geschäftsraum für einen Bestattungsunternehmer, als Künstlerateliers, Musikschulen, Wohngruppen oder für Theaterprojekte lassen das Medieninteresse steigen.155 Das Bistum versucht, diese Entwicklungen zu steuern und hat dazu die Essener Leitlinien herausgegeben. Ziel ist es, alternative Nutzungen anzuregen und vor allem Abrisse zu vermeiden. 156 Welche Kirchen bewahrt und welche abgegeben werden sollen, richtet sich nach pragmatischen Gesichtspunkten wie Umfang der Gemeinde, Lage, Größe und Bauzustand der Kirche, aber auch nach Baualter und historischer Bedeutung. Daher stehen vor allem Bauten, die nach 1918 gebaut wurden, zur Disposition.157 Sicherlich ist die Situation des katholischen Bistums durch den überdimensionierten Baubestand als außergewöhnlich zu bewerten, wenngleich die Lage der evangelischen Kirche in Ruhrgebiet im Hinblick auf ihre Gebäude grundsätzlich ähnlich angespannt ist, da sich die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und demographischen Entwicklungen im Ruhrgebiet auch auf sie auswirken Funktionsänderungen von Kirchenbauten in Bayern Die Lage der Kirche in Bayern In Bayern ist der Anteil der Kirchenangehörigen an der Bevölkerung im bundesweiten Vergleich sehr hoch. Etwa 60% sind Katholiken, 20% Protestanten und weitere 20% gehören einer anderen Religionsgemeinschaften an oder sind konfessionslos. Im Vergleich mit der gesamtdeutschen Lage ist Zahl der Kirchenmitglieder deutlich höher (siehe Abbildung 7). In Bayern ist auch der gesellschaftliche Stellenwert der Kirche und kirchlicher Werte stärker verwurzelt als in anderen Bundesländern. Dennoch verlieren auch die bayerischen Bistümer und die ELKB stetig an Mitgliedern. Die ELKB, die ,6 Millionen Angehörige zählte, verlor in den Jahren zwischen 1999 und 2003 durchschnittlich über Fendrich 2006, S.10ff; Kappel 2006, S.50f Fendrich 2006, S.10 SPIEGEL ONLINE Fendrich 2003, S.32ff Kappel 2006, S.50 Ludwig/Schwebel 2006, S.5

47 Mitglieder pro Jahr; die Zahl der bayerischen Katholiken verringerte sich zwischen 1999 und 2005 um Abbildung 7: Konfessionen in Deutschland und Bayern 2004 Konfessionen in Deutschland Konfessionen in Bayern 21,40% 31,40% 37,80% Konfessionslos Evangelisch Katholisch 57,80% 20,80% 30,80% Daten: Eigene Darstellung Angesichts dieser Entwicklungen ist den kirchlichen Entscheidungsträgern durchaus bewusst, dass ihre Einnahmen rückläufig sind auch in Bayern, sogar auf katholischer Seite. In diesem Zusammenhang führen die bayerischen Bistümer seit mehreren Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Ausgabenbegrenzung durch. Abnehmende Kirchensteuereinnahmen, die wachsende Zahl der Austritte und staatliche Sparmaßnahmen führen zu diesem unumgänglichen Schritt.160 In der Versammlung der bayerischen Bistümer, der Freisinger Bischofskonferenz, wurde das Ziel ausgegeben, die diözesanen Haushalte möglichst auszugleichen, wobei zunächst auf finanzielle Rücklagen zurückgegriffen wird. Dies ist freilich nur für einige wenige Jahre möglich, denn auch die Ressourcen der bayerischen Bistümer sind nicht unbegrenzt. Für die Zukunft müssen die kirchlichen Ausgaben eingeschränkt werden. Die dringlichsten Maßnahmen beziehen sich hierbei auf die Reduzierung des größten Postens, der Personalkosten. Zwar sieht man weitestgehend von betriebsbedingten Kündigungen ab, eine Vielzahl von Stellen wird aber in Zukunft nicht neu besetzt werden.161 In einem weiteren Schritt, der sowohl der sinkenden Finanzstärke als auch dem Mitgliederrückgang geschuldet ist, werden viele Pfarreien zu größeren Einheiten zusam FBK , S FBK , S.2f

48 44 mengefasst, wodurch es letztlich weniger kirchliche Personalstellen geben wird. Administrative Verschlankung führt zur Schaffung neuer territorialer Gliederungseinheiten, wobei die seit 1972 im Erzbistum München-Freising eingeführten Pfarrverbände eine Vorbildfunktion haben.162 Dabei werden zwei bis drei Pfarreien zusammengefasst und ein Hauptort bestimmt, in dem sich das kirchliche Leben fortan konzentrieren soll. In den anderen Pfarreien des Verbands gibt es nur noch ein reduziertes Angebot. Pfarrheime und andere kirchliche Immobilien werden nicht mehr in vollem Umfang in allen Pfarreien aufrecht erhalten, mehrere nicht-pastorale Liegenschaften sollen abgegeben werden.163 Dabei werden Kirchengebäude in diesen Überlegungen bislang bewusst von diesen Maßnahmen ausgenommen. Bis auf Weiteres soll an anderen Stellen, vor allem den Personalkosten, gespart werden. Die ELKB sieht sich ebenfalls seit einigen Jahren mit sinkenden Einnahmen konfrontiert und spart an vielen Stellen.164 Nicht zwingend notwendige Angebote wurden in den letzten Jahren aufgegeben und Förderungen zurückgenommen. Auch hier war es das vorrangige Ziel, Personalkosten einzusparen. Man rechnet in den nächsten Jahrzehnten mit Entwicklungen, die es auch in Bayern nicht mehr möglich machen werden, alle Kirchengebäude in ihrer gegenwärtigen Nutzung zu belassen. In diesem Lichte betrachtet erscheinen die in der Folge aufgeführten Einzelfälle (siehe Kapitel 5.1.) als interessante Pilotprojekte Überblick über durchgeführte und geplante Projekte in Bayern Gegenüber den oben geschilderten Räumen (siehe Kapitel 4.1. und 4.2.) besteht in Bayern ein deutlich geringerer Veränderungsdruck für Kirchengebäude. Bei der Diskussion um zeitgenössische Kirchenumnutzungen spielen der süddeutsche Raum im Allgemeinen und Bayern im Speziellen nur eine untergeordnete Rolle. Obwohl es in jüngerer Zeit in Bayern noch nicht in großem Maßstab zu Abrissen und Umnutzungen von Kirchenbauten gekommen ist, gibt es durchaus einzelne Fälle aus den letzten Jahrzehnten, bei denen Kirchen aus der ausschließlich liturgischen Nutzung herausfielen. Nachforschungen bei den übergeordneten Instanzen, den sieben bayerischen (Erz-)Bistümern und der ELKB, ergaben, dass nur an vereinzelten Objekten Funktionsänderungen durchgeführt wurden. In schriftlichen Anfragen und Tele162 Innerhalb der letzten Jahre haben alle bayerischen Bistümer mit der Einrichtung derartiger Einheiten begonnen. Die genaue rechtliche Konstruktion und Bezeichnung variieren hierbei. 163 FBK , S SONNTAGSBLATT BAYERN

49 45 fonaten wurde zwischen April und September 2007 nach funktionslos gewordenen Kirchengebäuden, umgenutzten Kirchen, Kirchen mit erweiterter Nutzung und Abrissen gefragt. Kleinere Kapellen und vor 1975 aus der liturgischen Nutzung gefallene Gebäude wurden nicht mit einbezogen. Es gibt in diesem Zusammenhang auf katholischer Seite keine übergeordnete Instanz, die derartige Informationen gebündelt ausgibt. Die Deutsche Bischofskonferenz verfügt über eine Zusammenschau zu diesem Thema, war aber nicht bereit, diese Information weiterzugeben. Aus diesem Grund mussten die sieben Diözesen einzeln befragt werden. Tabelle 3: Bayerische Kirchen in aktueller Nutzungsveränderung Kirchliche Einheit Ansprechpartner Evangelisch-Lutherische Lan- Landeskirchliches deskirche Bayern (ELKB) Bauamt; Pressesprecher Kirchengebäude in aktueller Nutzungsveränderung Nutzungserweiterung: Gustav-Adolf-Gedächtniskirche (Nürnberg), Christuskirche (Nürnberg), Johanneskirche (München) Kulturelle Nutzung: Karmeliterkirche (Weißenburg) Verkauft an andere Glaubensgemeinschaft: Golgathakirche (München) Umwandlung zum Gemeindehaus: Dorfkirche in Ehringen am Hesselberg Neue kirchliche Nutzung: Einrichtung einer Jugendkirche in der Lukaskirche (Nürnberg) Projekt in Planungsphase: Einbindung eines Kirchengebäudes in einen Studentenwohnheimsneubau (München) Erzbistum Bamberg Generalvikariat Keine Erzbistum München-Freising Bauamt Nutzungserweiterung: St. Clemens (München) Mischnutzung: Heilig-Geist-Kirche (Landshut) Bistum Augsburg Bischöfliche Finanzkammer Nutzungserweiterung: St. Joseph (Augsburg): Einbau des Diözesanarchivs und Verkleinerung des Kirchenraums Verkauf: Hofkirche (Günzburg) Bistum Eichstätt Diözesanbauamt Kulturelle Nutzung: Notre Dame in Eichstätt wird als Informationszentrum des Landkreises genutzt Bistum Regensburg Baureferat keine Bistum Passau Ordinariat, Bauabtei- keine lung Bistum Würzburg Bischöfliches Bauamt kulturelle Nutzung: Dorfkirche in Waldbrunn, Dorfkirche in Wörd Verkauft: Dorfkirche in Straßenbach Nutzung durch Gemeinde: Dorfkirche in Wernfeld Eigene Darstellung

50 46 Es offenbarte sich, dass das Thema Umnutzungen als randständig betrachtet wird und unterschiedlichen Ressorts wie den Finanzen, dem Bauamt oder dem Vikariat zugeordnet ist. Dagegen verfügt etwa das erheblich stärker betroffene Bistum Essen über einen speziellen Ansprechpartner für diesen Sachverhalt. In Bayern variierten die Funktionen der Ansprechpartner und bisweilen deren genauer Kenntnisstand der aktuellen Sachlage. Daher ist das Befragungsergebnis (siehe Tabelle 3) nur als ungefähre Einschätzung der Situation durch obere Verwaltungseinheiten zu sehen. Eine Klärung der exakten Situation in Bayern hätte einer Befragung aller Pfarreien und Gemeinden bedurft, wovon angesichts des absehbaren Zeitbedarfs und Arbeitsumfangs abgesehen wurde. Die Befragung ergab, dass in Bayern weniger als 20 größere Sakralgebäude in die zu untersuchende Kategorie passen. Es zeigt sich also, dass in Bayern keine mit den oben beschriebenen Gebieten wie Berlin oder dem Ruhrgebiet vergleichbare Situation vorliegt. Es handelt sich um Ausnahmefälle, die noch keine generelle Tendenz ausdrücken, die einem aktuellen Kirchensterben oder einer Umnutzungswelle entspricht. Umnutzungen in dieser Zahl und Häufigkeit sind keine neue Entwicklung unserer Zeit, sondern eine Konstante in der Geschichte des Kirchenbaus. Dennoch verspricht die genauere Betrachtung der wenigen vorliegenden Fälle gewinnbringend und sinnvoll zu sein. Als Pilotprojekte verdeutlichen sie typische Probleme, die durch unterschiedliche Sichtweisen der Akteure entstehen, und lassen die Folgen, die Funktionsänderungen von Kirchen für ihr Umfeld haben, erkennen. Die Beschäftigung mit ihnen ist vor allem deswegen notwendig, weil man nicht ausschließen kann, dass in den nächsten Jahren öfter über die Zukunft nicht mehr benötigter oder nicht mehr finanzierbarer Kirchen nachgedacht werden muss. In diesem Fall können sich die Erfahrungen, die auf diesem Feld in stärker betroffenen Räumen wie Berlin oder dem Ruhrgebiet gemacht wurden, als wertvoll erweisen. Die in Bayern in den letzten Jahren bereits durchgeführten Projekte sind dabei von ähnlicher, wenn nicht sogar von größerer Relevanz. Schließlich können somit Funktionsänderungen von Kirchen untersucht werden, die unter den spezifischen Gegebenheiten Bayerns durchgeführt wurden. Zu anderen europäischen Staaten und auch anderen Bundesländern bestehen durchaus Unterschiede in rechtlichen Belangen, etwa der Denkmalpflege und der Städtebauförderung, aber auch im Hinblick auf die immer noch verhältnismäßig wichtige gesellschaftliche Stellung der Kirche.

51 47 5. Empirisches Vorgehen 5.1. Auswahl und kurze Vorstellung der Untersuchungsobjekte Für die folgenden Betrachtungen und Analysen sind vier Objekte genauer untersucht worden. Sie wurden unter den oben genannten bayerischen Kirchen ausgewählt, die in den letzten Jahren aus der rein liturgisch-kirchlichen Nutzung gefallen sind. Dabei wurde eine gezielte Auswahl vorgenommen. Die grundlegende Überlegung war hierbei, eine große Bandbreite verschiedener Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.166 Die Frage war dabei stets Was passiert, wenn eine Kirche nicht mehr (nur) als Kirche genutzt werden kann?. Weitere Überlegungen technischer Natur Erreichbarkeit, Kooperationsbereitschaft der Ansprechpartner vor Ort und Praktikabilität wurden ebenfalls angestellt und führten zu der vorgenommenen Auswahl. Die betrachteten Beispiele waren die Christuskirche in Nürnberg-Steinbühl, die Heilig-Geist-Kirche in Landshut, die ehemalige Karmeliterkirche Weißenburgs sowie die ehemalige Christuskirche in Regensburg (zur Veranschaulichung aller vier Untersuchungsobjekte siehe die Fotodokumentation in Anhang E). Die Christuskirche in Nürnberg-Steinbühl erfuhr im Vergleich zu den anderen Fällen nur geringe funktionale Änderungen. Es handelt sich dabei um eine der großen evangelischen Kirchen, die Ende des 19. Jahrhunderts in den Stadterweiterungsgebieten Nürnbergs errichtet wurden. Das ursprüngliche Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und durch einen 1957 eingeweihten Neubau ersetzt. Nur der Turm des Vorgängerbaus blieb erhalten. Er befindet sich neben dem modernen Hallenbau, der mit etwa 1000 Sitzplätzen sehr groß dimensioniert ist. Die Kirche liegt in Steinbühl, einem zentrumsnahen Stadtviertel der Nürnberger Südstadt, das durch eine hohe Wohndichte geprägt ist und über einen Baubestand verfügt, der vornehmlich aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammt. In den Jahren um die Jahrtausendwende wurden die Unterhaltskosten des großen Gebäudebestands der Gemeinde zur nicht mehr tragbaren Belastung neben der Christuskirche verfügte sie auch über ein großzügiges Gemeindehaus und ein Jugendwohnheim. Angesichts der schrumpfenden Gemeinde und um die Unterhaltskosten dauerhaft zu reduzieren, entschied man sich, die nicht-pastoralen Gebäude zu verkaufen und deren Funktionen auf das Kirchengebäude zu übertragen. Dabei wurde der eigentliche Kirchenraum auf etwa 400 Sitzplätze verkleinert und das Gebäude umfang166 Meier Kruker/Rauh 2005, S.54ff; Reuber/Pfaffenbach 2005, S.152

52 48 reich baulich modifiziert. Unter Beibehaltung der Außenfassade wird derzeit ein dreistöckiger Einbau innerhalb des Kirchenbaus errichtet.167 Die Umbauarbeiten sind zum Zeitpunkt der Anfertigung der Arbeit noch im Gange, sie sollen Ende 2007 bzw. Anfang 2008 abgeschlossen werden. In den Einbauten werden sich ebenerdig das Pfarramt und ein Kirchencafé befinden, darüber diverse Gemeinderäume unterschiedlicher Größen, unter anderem ein großer Meditationsraum mit Blick auf den Altar. Die dem Kirchenraum zugewandte Seite wird oberhalb des ersten Stockwerks im Wesentlichen durch eine Glaswand bestimmt, die Sichtbeziehungen zwischen dem Gemeinderaum und dem Kirchenraum ermöglichen soll. Das zweite Objekt, die Heilig-Geist-Kirche in Landshut wird ebenfalls noch als liturgischer Raum verwendet, allerdings mit deutlicheren Einschränkungen. Das historische Gebäude hat im Vergleich zu den anderen betrachteten Fällen eine bemerkenswerte kunsthistorische Bedeutung. Die sechsjochige Hallenkirche wurde 1461 fertiggestellt und kann als ein herausragendes Beispiel der deutschen Backsteingotik des 15. Jahrhunderts eingeordnet werden.168 Als Kirche des Heilig-Geist-Hospitals war sie zunächst an der Stadtgrenze situiert, heute befindet sie sich am Rand der historischen Innenstadt Landshuts. Das Gebäude wurde zwischen 1993 und 1998 umfangreich restauriert.169 Seit Abschluss der Sanierungsarbeiten befindet es sich in einer Mischnutzung. Heilig-Geist dient den Museen der Stadt Landshut als Ausstellungsraum und wird daneben in stark eingeschränkter Form durch die katholische Pfarrei St. Martin als Kirche genutzt.170 Rechtlicher Eigentümer ist dabei die Stadt, die das Gebäude zum Beginn der Sanierung für den symbolischen Betrag von einer Mark erworben hatte. Kurz vor dem Abschluss der Sanierung wurde im Landshuter Stadtrat mit der Diskussion über die zukünftige Nutzung der Heilig-Geist-Kirche begonnen. Die Idee, das Gebäude vollständig in ein profanes Museum umzuwandeln, wurde diskutiert, aber letztlich verworfen. Man einigte sich darauf, die Kirche sowohl als liturgischen Raum als auch als Ausstellungsraum der städtischen Museen zu nutzen. Die entsprechenden 167 SONNTAGSBLATT BAYERN Baur/Knipping 1998, S Schon in der Nachkriegszeit wurde eine größere Restaurierung durchgeführt, die 1961 abgeschlossen wurde. Bis zu Beginn der 1990er Jahre hatte sich der bauliche Zustand so stark verschlechtert, dass eine neuerliche Sanierung notwendig war. Das größte Problem bestand im maroden Zustand der Eichenpfähle, auf denen die Kirche gegründet ist. Durch Grundwasserabsenkungen in den letzten Jahrzehnten waren die Pfähle nicht mehr von Wasser umgeben und ein Verfallsprozess setzte ein. Letztlich kam es zu Rissen, Verformungen und Verdrehungen, die das Gewölbe in seiner Stabilität gefährdeten. Außerdem wiesen das mittelalterliche Dach und Teile des Backsteinmauerwerks erhebliche Schäden auf. Siehe hierzu Baur/Knipping 1998, S.222f, Drexler 2001, S.9ff. 170 Baur/Knipping 1998, S.222; Schömann 2003, S.218

53 49 Ausstellungen stehen in der Regel im Zusammenhang mit geistlicher Kunst und werden in enger Absprache zwischen der Museumsleitung und dem Kirchenrektor durchgeführt.171 Die kirchliche Nutzung des Raums ist im Wesentlichen auf die jährlichen Patroziniumsgottesdienste in diesem Falle den Pfingstgottesdienst beschränkt, bislang wurden außerdem eine Firmung und ein ökumenischer Gottesdienst im Rahmen einer Ausstellung durchgeführt.172 Die Karmeliterkirche in Weißenburg wird schon seit Beginn der 1980er Jahre nicht mehr als Kirche genutzt. Das Gebäude wurde um 1325 errichtet und war zunächst eine Klosterkirche des Karmeliterordens.173 Nach dem Tod des letzten Mönchs im Jahr 1544 gelangte es zusammen mit dem umliegenden Klostergebäuden in den Besitz der Stadt.174 Innerhalb der protestantischen Stadtgemeinde der Freien Reichsstadt Weißenburg hatte die Klosterkirche eher ergänzende Funktion, während die Andreaskirche ein aus dem 15. Jahrhundert stammender Bau als Hauptkirche verwendet wurde. Die im Vergleich zu dieser repräsentativen Bürgerkirche als schmucklos empfundene Karmeliterkirche, die als Gründung eines Bettelordens eher schlicht wirkt und keine Türme hat, wurde für Lehrveranstaltungen und Kindergottesdienste genutzt. Im 18. Jahrhundert folgte eine Barockisierung, deren Spuren heute noch sichtbar sind. 175 Seit 1919 war die evangelische Kirchengemeinde Weißenburgs Besitzerin der Kirche, die sie bis 1975 als Kinderlehrkirche verwendete.176 Das Gebäude befindet sich heute direkt im touristisch und kommerziell geprägten Zentrum der Kleinstadt. Die Karmeliterkirche beherbergt seit 1983 das Kulturzentrum der Stadt. Stadtverwaltung und evangelisch-lutherische Kirchengemeinde begannen ab 1975 mit ersten Überlegungen zu einer Kooperation.177 Damit liegt der eigentliche Prozess der Umnutzung im verglichen mit den anderen behandelten Kirchen etwas länger zurück. Aber gerade die damalige Nutzung als Kinderlehrkirche führt dazu, dass es heute durch171 Schömann 2003, S Schömann 2003, S Mödl 1983b, S.15ff 174 Mödl 1983d, S Meyer 1980, S.14; Mödl 1983c, S Bruchner 1983, S In den 1960er Jahren wurden Teile der Karmeliterkirche durch Verkehrserschütterungen und andere Umwelteinflüsse zunehmend baufällig. Schließlich drohte die Stuckdecke einzustürzen und die Kirche wurde 1966 gesperrt. Nach einer von der Kirchengemeinde in Auftrag gegebenen Dachsanierung 1972 konnte zwar der grundsätzliche Erhalt des Gebäudes gesichert werden, es kam aber in diesem Zusammenhang zwischen Stadtrat und Kirchengemeinde zu ersten Gesprächen zum Thema der zukünftigen Nutzung der Karmeliterkirche. Während der Stadtrat 1971 eine generelle Übereignung der Kirche im Rahmen des Erbbaurechts abgelehnt hatte, änderte sich seine Meinung Mitte der 1970er Jahre. Neben dem Engagement von Einzelpersonen auf örtlicher Ebene kann man das mit der Richtungsänderung der öffentlichen Meinung im Zuge des Europäischen Denkmalschutzjahrs 1975 begründen. Die Aufnahme der Stadt Weißenburg in das Städteförderungsprogramm des Freistaats Bayern und des Bundes 1973 spielte eine weitere bedeutende Rolle. Siehe hierzu Bruchner 1983, S.77, Zwanzig 1983, S.81.

54 50 aus eine große Zahl Weißenburger Bürger gibt, die persönliche Erfahrungen mit der Karmeliterkirche in ihrer liturgischen Funktion besitzen. Daher ist die Hinzuziehung dieses Beispiels gerechtfertigt. Der vierte untersuchte Fall, die Christuskirche in Regensburg, führt eine besonders drastische Handlungsoption vor Augen. Das erst 1964 eingeweihte evangelische Gotteshaus wurde 2004 abgerissen. Das Gebäude war im Zusammenhang mit einem Neubauviertel im Norden Regensburgs entstanden. Dieses Viertel, die Konradsiedlung, wird durch dichte Wohnbebauung und Hochhäuser dominiert. Das Kirchengebäude befand sich zusammen mit einem evangelischen Kindergarten aus der gleichen Bauphase im Zentrum einer umfangreichen Wohnanlage der Stadtbau-GmbH Regensburg. Die Christuskirche war in einer günstigen Fertigbauweise errichtet worden, die als äußerlich sehr schlicht bezeichnet werden kann.178 Das eingeschossige Gebäude mit zeitgenössischem Flachdach bot Sitzmöglichkeiten für 180 Gottesdienstbesucher. Es war zunächst als Provisorium für 10 Jahre geplant, wurde aber nie durch einen dauerhafteren Neubau ersetzt. Ein treibender Gedanke für die Errichtung des Gebäudes war der von der Landeskirche ausgelobte Grundsatz, dass kein Gläubiger eine Strecke von mehr als 15 Minuten zum nächsten Gotteshaus auf sich nehmen müsse.179 Die Christuskirche hatte zwar nicht den Charakter einer Notkirche, war aber im Vergleich zu den anderen untersuchten Objekten von geringerer baulicher Qualität. Bauliche Mängel waren es auch, die nach 40 Jahren Nutzungszeit den Abriss unumgänglich machten. Eine Renovierung war technisch nicht möglich bzw. sinnvoll und die Finanzsituation der ELKB und der örtlichen Gemeinde ließ keinen Neubau zu. Somit waren der Verkauf des Grundstücks und der Rückzug der Kirche aus dem Wohnquartier die Folge.180 Die evangelische Gemeinde verkaufte das etwa 3600m² große Grundstück, auf dem sich Kirche und Kindergarten befunden hatten, an die Stadtbau-GmbH, und errichtete einen neuen Kindergarten in unmittelbarer Nachbarschaft. Eine neue Kirche wurde nicht gebaut. Für die Seelsorge ist heute die Lukaskirche zuständig, die in 1,5 km Entfernung liegt. Schon zuvor war die Christuskirche eine Nebenkirche in der evangelischen Gemeinde St. Lukas gewesen. Die Stadtbau-GmbH plant derzeit, das mittlerweile in seiner Attraktivität gesunkene Viertel durch bauliche Veränderungen aufzuwerten. Zu diesem Zweck konnte eine För178 Das System dieser günstigen Kirchen und Gemeindehäusern aus Fertigbauteilen war von der württembergischen Landeskirche entwickelt worden und fand in weiteren bayerischen Gemeinden, so etwa in Augsburg und Treuchtlingen, Verwendung. Siehe hierzu MZ MZ MZ

55 51 derung über das landesweite Programm Wohnen in allen Lebensphasen gesichert werden. Das nun frei gewordene und von der Stadtbau-GmbH erworbene Grundstück, das ehemals der Christuskirche und dem evangelischen Kindergarten Platz bot, spielt eine zentrale Rolle in den entsprechenden Entwürfen. Dort soll ein Gebäude mit Gemeinschaftsräumen errichtet werden, das allen Bewohnern der Anlage zur Verfügung stehen wird. Eingebettet in ein Gesamtkonzept, das auch eine Aufstockung bestehender Bauten sowie eine Neuordnung der Fußwege und des ruhenden Verkehrs vorsieht, soll die Wohnanlage eine deutliche Aufwertung erfahren. Daher spielt in diesem Fall die Tatsache, dass eine Kirche ihre Funktion verloren hat und abgebrochen wurde, durch das freigewordene Grundstück eine wichtige Rolle für die Stadtentwicklung vor Ort.181 Die vorgestellte Auswahl verdeutlicht, wie unterschiedlich Voraussetzungen und Maßnahmen sein können. Bei der folgenden Darstellung der Handlungsoptionen (siehe Kapitel 6.1.) dienen die betrachteten Kirchen als exemplarische Fälle, anhand derer der Ablauf des Umnutzungsprozesses, seine Finanzierung sowie die Vor- und Nachteile der neuen Nutzung erörtert werden (siehe Tabelle 4). Tabelle 4: Untersuchte Objekte Untersuchtes Objekt Handlungsoption Christuskirche in Nürnberg-Steinbühl Erweiterte Nutzung Heilig-Geist-Kirche in Landshut Mischnutzung Karmeliterkirche in Weißenburg i. Bay. Verkauf mit Nutzungsvorgaben Christuskirche in Regensburg Abriss und Verkauf des Grundstücks Eigene Darstellung Sowohl das Baualter als auch die Dimension der betrachteten Bauwerke variieren sehr stark. Die Regensburger Christuskirche und die Heilig-Geist-Kirche in Landshut sind völlig unterschiedliche Gebäude. Kann die Beschäftigung mit sich so weitgehend unterscheidenden Objekten sinnvoll sein? Bei aller Unterschiedlichkeit haben die vier ausgewählten Gebäude eines gemeinsam: Sie wurden für die liturgische Nutzung erbaut, können aber nicht mehr (nur) für diesen Zweck genutzt werden. Damit sind sie vom Prozess des zeitgenössischen Funkti181 Stadtbau-GmbH Regensburg 2007, S.4ff

56 52 onswandels kirchlicher Bauten betroffen. Will man diesen Vorgang betrachten, ist es angebracht, auf seine vielgestaltigen Auswirkungen einzugehen. Daher ist es nicht nur plausibel, sondern notwendig, so unterschiedliche Gebäude in der gleichen Untersuchung zu behandeln Methodisches Vorgehen Bei der Einarbeitung in das Thema wurde schnell deutlich, dass sich Voraussetzungen, Lösungsstrategien und Ergebnisse im Themenfeld Funktionswandel von Kirchenbauten von Fall zu Fall stark unterscheiden.182 Daher und aufgrund der geringen Fallzahl beobachtbarer Objekte in Bayern ist es angebracht, den methodischen Schwerpunkt auf qualitative Analysen zu setzen. Als erster Schritt sollte ein Überblick über die Situation vor der Nutzungsänderung, den Änderungsprozess und die heutige Sachlage hergestellt werden. In einer explorativen Phase wurden zunächst schriftliche Dokumente zu Rate gezogen. Durch den Modellcharakter der betrachteten Beispiele und das öffentliche Interesse an den Schicksalen von Gotteshäusern konnte in allen Fällen auf kirchliches oder öffentliches Informationsmaterial Flyer, Schautafeln und Ähnliches zurückgegriffen werden. Presseberichte, Zeitungsartikel und einzelne wissenschaftliche Publikationen ergänzten das Bild. Tabelle 5: Interviewpartner183 Beispiel Akteursgruppe Bemerkungen Nürnberg Kirche / Pfarrerin Nürnberg Kirche / Architektin Nürnberg Stadtentwicklung / Quartiermanagement Landshut Investor /Städtische Museen Landshut Kirche / Kirchenrektor Landshut Stadtentwicklung / Baurefe- Interview telefonisch durchgeführt rent Weißenburg Investor / Tourismusamt Weißenburg Kirche / Dekan Regensburg Investor / Stadtbau-GmbH Regensburg Kirche / Gemeindevorstand Regensburg Kirche / Gemeindevorstand Regensburg Kirche / Pfarrer Gemeinsames Interview Interview telefonisch durchgeführt Gemeinsames Interview Eigene Darstellung 182 Ludwig 1999, S.14f 183 Die Namen der Interviewpartner werden aus Datenschutzgründen nicht aufgeführt.

57 53 Um darüber hinausgehende Informationen über den Prozess und die Bewertung der durchgeführten Maßnahmen zu erlangen, wurden zusätzlich qualitative Befragungen als Expertengespräche184 durchgeführt (siehe Tabelle 5). Als Ansprechpartner wurden Entscheidungsträger aus den wichtigsten Akteursgruppen örtliche Kirchengemeinde, Kommune und Investoren bzw. neue Nutzer gewählt. Zur Vorstellung der Untersuchung und der zu besprechenden Themen wurde den Interviewpartnern ein Exposé der Arbeit zugesandt (siehe Anhang A). Der Leitfaden (siehe Anhang B) wurde nicht als starrer Fragenkatalog angewendet, vielmehr diente er als Gerüst und Anker für ein Fachgespräch. Inhaltliche Details wurden an das jeweilige Beispiel angepasst. Ein solcher teil-strukturierter Leitfaden185 machte es möglich, die ausgewählten Beispiele trotz ihrer ausgeprägten Unterschiedlichkeit in vergleichbarer Weise zu erfassen. Darüber hinaus war es für ein flüssiges Gespräch durchaus dienlich, unnötige und unsinnige Fragen durch die flexible Handhabung des Gesprächsverlaufs vermeiden zu können. Grundsätzlich wurde auf folgende Punkte eingegangen: den Ablauf, die Gründe und die Probleme des Umnutzungsprozesses die neue Nutzung und ihre Vor- und Nachteile die Bedeutung für das Stadtviertel die Einbindung in Stadtentwicklungsprozesse und in die Stadtplanung Den allgemein formulierten Anforderungen an qualitative Arbeiten186 wurde dadurch Rechnung getragen, dass die Interviews vorzugsweise direkt, face-to-face und vor Ort durchgeführt wurden. Zwei Interviews konnten aus terminlichen Gründen jedoch nur telefonisch durchgeführt werden. Insgesamt fanden ausführliche Gespräche mit zwölf Personen statt, wobei in zwei Fällen mehrere Akteure zur gleichen Zeit interviewt wurden. Dabei wurde generell versucht, keine suggestiven Fragen zu verwenden. Wie schon in der Einleitung herausgestellt wurde, stehen die besonderen Qualitäten von Kirchen im Mittelpunkt dieser Arbeit. Gerade bei diesem Thema sollte ausgeschlossen werden, dass die Art der Fragestellung zu einem Wiedergeben genereller Allgemeinplätze führt und die tatsächliche Einstellung der Befragten verborgen bleibt. Daher wurde dieser Bereich indirekt angesprochen und eine Frage wie Worin bestehen die besonderen Ei184 Nach den gängigen Klassifizierungen qualitativer Befragungen kann die verwendete Interviewform als problemzentriertes Interview (Reuber/Pfaffenbach 2005, S.129ff) beschrieben werden. 185 Meier Kruker/Rauh 2005, S.64ff; Reuber/Pfaffenbach 2005, S Meier Kruker/Rauh 2005, S.64ff; Reuber/Pfaffenbach 2005, S.129ff

58 54 genschaften von Kirchenbauten? nicht gestellt. Stattdessen dienten Aussagen zum Umnutzungsprozess und den Vor- und Nachteilen als Indikator für die Bewertung des jeweils betroffenen Kirchengebäudes. So wurde eine Frage wie Hat das Gebäude eine emotionale Bedeutung? nicht gestellt, sondern nach Belegen für oder gegen eine gefühlsmäßige Bindung an den Kirchenbau gefragt. Wie haben die Gemeindemitglieder und die Anwohner auf die Funktionsänderung reagiert? Gab es Proteste, wird die neue Nutzung angenommen, herrscht ein Gefühl der Trauer? Bei den anderen Bedeutungsebenen wurde ähnlich verfahren. Die Interviews dienten damit in zweierlei Hinsicht zur Beantwortung der aufgeworfenen Forschungsfragen. Zum einen erfassten sie als systematisierende Experteninterviews 187 Fachinformationen, die über andere Quellen nicht oder nur schwer verfügbar waren, und vertieften das Verständnis der Vorgänge und Hintergründe bei den betrachteten Funktionswandlungsprozessen. Dies wurde durch die objektiven Fragen nach den Abläufen, Tatbeständen und Einschätzungen erreicht. Hier war die Frage Was passiert, wenn eine Kirche nicht mehr (nur) als Kirche genutzt werden kann? entscheidend. Auf einer zweiten Ebene sollte die subjektive Dimension des Expertenwissens erfasst werden: Subjektive Handlungsorientierungen und implizite Entscheidungsmaximen der Experten aus einem bestimmten fachlichen Funktionsbereich bezeichnen hier den Ausgangspunkt einer Theoriebildung. 188 Damit ist im Fall der vorliegenden Untersuchung die Zuweisung besonderer Bedeutungen an die betrachteten Kirchenbauten gemeint, die wie oben dargestellt indirekt erfasst wurde. Hier sollten Antworten auf die Frage Was ist das Besondere an Kirchengebäuden? gefunden werden. Die vor Ort durchgeführten Gespräche wurden aufgezeichnet und im Anschluss transkribiert.189 Die Transkription erfolgte als literarische Umschrift, dialektale Einfärbungen waren ebenso wenig von wissenschaftlichem Interesse wie grammatikalische Fehler. Beides wurde zur besseren Lesbarkeit angepasst. Die Telefonate wurden direkt nach dem Gesprächsende ausführlich protokolliert Bogner/Menz 2002, S Bogner/Menz 2002, S.38. Während Bogner/Menz eine Typologie des Experteninterviews in explorative, systematisierende und theoriegenerierende Interviews vornehmen, hat das verwendete Gesprächsformat Elemente aller drei Typen. Nach dieser Systematik ist also keiner der Typen in Reinform angewendet worden, sondern eine Kombination. Der explorative Charakter tritt aber deutlich in den Hintergrund. 189 Eine Ausnahme stellt ein Gespräch in Regensburg dar, das nicht aufgezeichnet, sondern nach dem Gespräch protokolliert wurde. 190 Reuber/Pfaffenbach 2005, S.155ff, Meier Kruker/Rauh 2005, S.75f. Die Telefongespräche wurden nicht aufgenommen, was im Wesentlichen technischen Gründen geschuldet war.

59 55 Die Auswertung der Transkripte wurde in Anlehnung an das Verfahren des thematischen Kodierens durchgeführt.191 Nach intensivem Lesen der Interviews wurden dabei Auswertungskategorien festgelegt, durch die das erhobene Material thematisch geordnet wurde. In der vorliegenden Arbeit kristallisierten sich die verschiedenen Bedeutungsebenen, die Kirchenbauten zu außergewöhnlichen Gebäuden machen, als Kategorien heraus. Diese Ebenen betreffen die Eigenschaften, die Kirchengebäude auszeichnen, und zwar bauliche und physische Qualitäten, die emotionale Qualität, historische und symbolische Qualitäten sowie die städtebauliche Lage und das Verhältnis zum Umfeld. Diese Einteilung basiert allerdings nicht allein auf den Aussagen der Interviewpartner. Sie wurde als Gesamtergebnis aus der zuvor durchgeführten Literaturanalyse, den persönlichen Vorüberlegungen und den Äußerungen aus den Interviews abgeleitet. In einem weiteren Arbeitsschritt wurden diese Kategorien in einem Kodierleitfaden erfasst und untergeordnete Themenbereiche festgelegt (siehe Anhang C). Diese zweite Ebene soll dazu dienen, die allgemeinen Kategorien über die getroffenen Aussagen fassbar zu machen. So wurden beispielsweise Äußerungen über die besondere Größe und Dimension des Gebäudes in den Bereich bauliche und physische Qualitäten eingeordnet. Nachdem diese Einteilung vorgenommen worden war, erfolgte eine nochmalige Revision der Transskripte. Danach wurden Aussagen zu den einzelnen Themenbereichen markiert. So konnten die entsprechenden Textstellen dazu verwendet werden, zentrale Thesen im Hinblick auf die besondere Bedeutung von Kirchenbauten zu widerlegen oder zu bestätigen Reflexion der Methode Qualitative Untersuchungen mögen auf den ersten Blick übermäßig subjektiv und beliebig wirken, müssen aber bei genauerem Hinsehen durchaus konkreten Gütekriterien entsprechen, um wissenschaftlichen Standards zu genügen. In der Folge soll die methodische Angemessenheit der durchgeführten Untersuchungen angesprochen werden. 191 Schmidt 2000, S.448f; Reuber/Pfaffenbach 2005, S.166f

60 56 Ein zentrales Anliegen muss die Zuverlässigkeit oder Reliabilität der Messergebnisse sein. Ein Interview ist aber nicht wiederholbar. Selbst wenn es zweimal mit derselben Person durchgeführt würde, ist nicht mit einem identischen Ergebnis zu rechnen. Eine solche Kommunikationssituation zwischen zwei Menschen ist von zu vielen nicht steuerbaren Einflüssen abhängig. Davon abgesehen käme es dank des Lernprozesses, der bei Interviewendem und Interviewtem abgelaufen ist, zu einem völlig neuen Gespräch. Dennoch können und müssen Verlässlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse bis zu einem gewissen Grad gewährleistet werden. Dies ist vor allem durch eine transparente und zumindest teil-standardisierte Untersuchungsmethodik möglich.192 Die vorliegende Arbeit versucht, diesen Ansprüchen zu genügen, indem Interview- und Kodierleitfaden festgelegt und dokumentiert wurden. Dadurch ist eine Ausweitung der Untersuchung möglich, falls beispielsweise weitere Kirchenbauten oder andere beteiligte Akteure untersucht bzw. befragt werden sollen. Weiterhin spielt die Validität, also die Angemessenheit und Gültigkeit der angewandten Forschungsmethode, eine elementare Rolle. Sie muss in mehrerlei Hinsicht geprüft werden.193 Bei der Frage nach der Inhaltsvalidität geht es darum, ob die aufgenommenen Gegenstände geeignet sind, den behandelten theoretischen Inhalt zu beschreiben. Das ist bei der durchgeführten Untersuchung der Fall. Die Auswahl der genauer betrachteten Fälle wurde bewusst getroffen und sollte möglichst die Bandbreite von Kirchen im Funktionswandel darstellen. Zwar wurde kein Untersuchungsobjekt berücksichtigt, das der Handlungsoption Verkauf ohne Nutzungsbeschränkung entspricht, ein solcher Fall konnte allerdings für den bayerischen Raum bislang nicht festgestellt werden. Daher ist die vorliegende Auswahl geeignet, um dieses vielgestaltige Phänomen zumindest in der Mehrzahl der denkbaren Fälle zu erfassen. Die Auswahl der Interviewpartner ist ebenfalls bewusst vorgenommen worden, um die wichtigsten Akteursgruppen ansprechen zu können. Aus der Gruppe der privaten Investoren wurde allerdings niemand befragt, weil kein betreffender Fall vorliegt. Weiterhin wurde kein Interview mit Anwohnern durchgeführt, da es dort keine singulären Ansprechpartner gibt, die über ausreichende Entscheidungskompetenzen und damit über einen Expertenstatus verfügen. Die verbleibenden Akteure waren Vertreter der Kirche, der kommunalen Kooperationspartner, Nutzer der neuen Funktionen und Experten aus der Stadtplanung. Sie sind als maßgeblich an den Funktionsänderungen Beteiligte nach Ansicht des Autors in der Lage, ein plausibles Bild über die besonde192 Meier Kruker/Rauh 2005, S Meier Kruker/Rauh 2005, S.33

61 57 ren Eigenschaften kirchlicher Bauten abzugeben. Ihr Expertenwissen konnte so zugänglich gemacht werden und in die wissenschaftliche Theoriebildung einfließen. Damit ist auch die so genannte Konstruktvalidität gewährleistet, die der Frage nachgeht, ob die Aufnahmen für die Entwicklung von Theorien brauchbar sind.

62 58 6. Handlungsoptionen und Akteure Die ausgewählten Beispielprojekte machen deutlich, dass bei der Funktionsänderung kirchlicher Bauten sehr unterschiedliche Wege beschritten werden. In der Folge wird eine Typisierung dieser Handlungsoptionen durchgeführt. Ihre Reihenfolge gründet sich auf den Grad der Veränderungen. Zunächst werden geringe funktionale und bauliche Modifikationen angesprochen, die eine weitere liturgische Nutzung zulassen. Es folgen Kooperationsmodelle, Verkauf und kommerzielle Umnutzungen. Die Option, Gotteshäuser abzureißen, stellt den völligen Funktionsverlust des Gebäudes und damit den extremsten Fall dar und wird als letzte Handlungsmöglichkeit angesprochen. Ein wesentlicher Punkt, der sich bei den Handlungsoptionen bisweilen stark unterscheidet, sind die Finanzierungsmöglichkeiten. Hier dienen detaillierte Informationen aus den Interviews zur exemplarischen Klärung Handlungsmöglichkeiten Funktionsänderungen bei einem Verbleib in liturgischer Nutzung Die beiden großen Amtskirchen Deutschlands sind sich des Handlungsbedarfs angesichts sinkender Mitgliederzahlen und eines übergroßen Gebäudebestands durchaus bewusst. Schon angesprochen wurde das Konzept der Citykirche, das eine kundengruppenorientierte Neugestaltung des kirchlichen Angebots zum Ziel hat (siehe Kapitel 3.3.). Ein wesentlicher Teil dieser Reformvorhaben ist die differenziertere Verwendung eines Teils der vorhandenen städtischen Kirchen.194 So wurde die Christkönig-Kirche in Oberhausen-Buschhausen vor einigen Jahren zur Jugendkirche Tabgha und bietet nun neben ihrer gottesdienstlichen Funktion Raum für Ausstellungen, Skaterwettbewerbe, Filmvorführungen und Konzerte.195 Die ELKB plant derzeit, die Nürberger Lukaskirche in eine spezielle Jugendkirche umzuwandeln. Die notwendigen baulichen Veränderungen halten sich hier im Vergleich mit anderen Funktionsänderungen in Grenzen. Die Gebäude verbleiben im Besitz der Kirche, allerdings ist nicht mehr die örtliche Gemeinde, sondern eine höhere kirchliche Verwaltungsebene zuständig, meist das entsprechende Dekanat oder Bistum. Damit kann die Finanzlast von der Ortsgemeinde oder Pfarrei genommen und von einer übergeordneten Stelle getragen werden. Lediglich der liturgische Kontext wird verändert, die Kir194 Gerhards 2004, S.134; DBK 2003, S.19; Hanke 2003, S.17; Ludwig 2006, S.13; VELKD 2003, S Hanke 2004a, S.136.

63 59 che bleibt aber eine Kirche. Letztlich beschränkt das auch die finanziellen Einsparungsmöglichkeiten. Im Verkauf an andere Religionsgemeinschaften findet sich eine weitere Möglichkeit, den liturgischen Zweck des Baus uneingeschränkt zu erhalten.196 Evangelische und katholische Kirche können so Sakralbauten an die jeweils andere Konfession übereignen, sollte diese vor Ort bessere finanzielle Ressourcen haben. Wesentlich öfter kommt es zur Abgabe überzähliger Gotteshäuser an andere christliche Gemeinschaften, darunter vor allem orthodoxe Kirchen. Deren Mitgliederzahlen sind in den letzten Jahren gestiegen, vor allem durch vermehrte Zuwanderung, während sie bislang nur wenige Gotteshäuser in größeren Städten unterhalten. In einer ähnlichen Situation befinden sich diverse charismatisch-evangelikale Gruppierungen, deren Aufschwung in der steigenden religiösen Pluralisierung wurzelt. Viele ihrer Gemeinden verfügen über einen ausgedehnten Sprengel. Ihre Mitglieder nehmen dabei bisweilen größere Strecken in Kauf, um zu den betreffenden Kirchen zu gelangen. Daher können diese kleineren christlichen Gemeinschaften durchaus beträchtliche Finanzmittel für einzelne Objekte aufbringen.197 So sind sie in der Lage, Bausanierungen an Objekten durchzuführen, deren Instandhaltung für die großen Glaubensgemeinschaften nicht mehr zu leisten wäre. Gerade von amtskirchlicher Seite wird ein solches Angebot anderer christlicher Gemeinschaften gerne angenommen, da man so das Kirchengebäude einer würdevollen Nachnutzung zuführt.198 So wurde die evangelische Golgathakirche in MünchenLudwigsfeld 2005 wegen Sanierungsbedarfs geschlossen.199 Die erforderlichen Baumaßnahmen konnten erst nach dem Verkauf an die serbisch-orthodoxe Kirche durchgeführt werden. In Bamberg-Gaustadt übernahm die ukrainische griechisch-katholische Personalpfarrei St. Nikolaus des byzantinischen Ritus für die Diözesen Bamberg und Würzburg im Jahr 2000 eine ehemalige Altenheimkapelle, deren notwendige Sanierung sonst nicht stattgefunden hätte.200 Es ist abzusehen, dass sowohl liturgische Feinjustierungen im Sinne eines CitykirchenKonzepts als auch Übergaben an andere christliche Gemeinschaften eher geringe Auswirkungen auf das städtische Umfeld haben. Daher und aufgrund der geringen bauli196 DBK 2003, S.19; Fendrich 2006, S Hanke 2003, S.17f 198 Nicht christliche Religionen Islam, Buddhismus und nicht-christliche Sekten werden dagegen kategorisch ausgeschlossen. Neben theologischen Bedenken begründet man das mit einem beträchtlichen Imageverlust der Kirche und mit der Rücksichtnahme auf die Gefühle der Gläubigen. Siehe hierzu DBK 2003, S st_josef_gaustadt/geschichte/index.html

64 60 chen und funktionalen Veränderungen wurde für die durchgeführte Untersuchung kein Beispiel aus diesen Bereichen gewählt Erweiterte Nutzung Wenn das Gebäude im Besitz der Kirche bleibt, aber noch andere gemeindliche Nutzungen über den gottesdienstlichen Gebrauch hinaus erfährt, bezeichnet man dies als erweiterte Nutzung.201 Hierbei ist der grundlegende Gedanke, dass andere, nicht-sakrale Gebäude aufgegeben und ihre Aufgaben in einen modifizierten Kirchenbau verlagert werden. Der liturgische Raum wird dafür verkleinert, beispielsweise auf den Chorraum reduziert. Einbauten oder Umbauten im restlichen Kirchenraum, der damit seine liturgischen Aufgaben verliert, ermöglichen die Nutzung als Pfarrbüro, Diözesanbibliothek oder Gemeindezentrum. Dieses Vorgehen bietet sich bei zu groß gewordenen Kirchen an. Man erhofft sich eine bessere Raumnutzung und dadurch letztlich auch eine Belebung der näher zusammenrückenden Gemeinde.202 Kirchlichen Entscheidungsträgern kommt diese Umnutzungsvariante sehr entgegen. Während die Last der gesamten Bauunterhaltskosten verringert werden kann, bleibt das symbolträchtigste Gebäude erhalten. Durch den Verbleib in kirchlicher Trägerschaft wird die Kontrolle darüber behalten, was in der Kirche geschieht. Der hohe Imagewert für die Institution Kirche macht dies zu einem wichtigen Punkt.203 Es gibt einige Beispiele für erweitert genutzte Kirchen in Deutschland. Zunächst fand das Konzept bei der evangelischen Kirche Anklang, später wurden auch katholische Gotteshäuser in dieser Form umgestaltet. Schon zu Beginn der 1980er Jahre wurde die St.-Johannes-Kirche204 in München-Haidhausen durch Einbauten um die Funktion eines Gemeindezentrums erweitert, 1990 folgte die Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Nürnberg-Lichtenhof.205 In die 1963 erbaute Lutherkirche in der Dortmunder Flurstraße wurde 2003 ein zweigeschossiges Gemeindezentrum eingebaut.206 Mit der Christuskirche in Nürnberg-Steinbühl wurde eine in der Entstehung befindliche Nutzungserweiterung untersucht, an deren Beispiel die Finanzierung der Umbaumaßnahmen betrachtet werden konnte. Auf lange Sicht sollen die Kosten für den gesamten Gebäudeunterhalt der Gemeinde gesenkt werden, die Kirche zieht sich dazu in ih Kirmis 2000, S.138; Ludwig 2006, S.28; Keller 2006, S.7ff Gundlach 2004, S.11 Schwebel 1997, S.356; Gundlach 2004, S.10 Schwebel/Ludwig 1996, S.43ff Schwebel/Ludwig 1996, S.59ff Hirche 2006, S.16;

65 61 ren zentralen Raum, ihr wichtigstes Gebäude zurück.207 Kurzfristig ist aber mit steigenden Ausgaben zu rechnen. Die Kosten für die baulichen Maßnahmen sind beträchtlich und müssen aus kirchlichen Mitteln erbracht werden. Sie belaufen sich im Falle der Christuskirche auf über zwei Millionen Euro und müssen zum großen Teil von der Kirchengemeinde selbst bezahlt werden. Ein Teil der Kosten, etwa 1,2 Millionen Euro, wird durch die Erlöse aus dem Verkauf des Gemeindehauses und des Jugendheims übernommen. Die ELKB stellt weitere Mittel zur Verfügung, was vor allem dem Modellcharakter des Projekts geschuldet ist. Letztlich rechnet die evangelische Gemeinde damit, einen Teil der Kosten nur über die Aufnahme von Schulden abdecken zu können. Zuschüsse von Seiten der Landeskirche oder des Bistums sind in der Regel unumgänglich. Staatliche Mittel wären nur zu erwarten, wenn das Gebäude auch nicht-gemeindlichen Nutzern zur Verfügung stehen würde. Erweitert genutzte Kirchen sind deshalb keine Notlösung, um ad hoc Einsparungen zu erzielen. Es bedarf langfristiger Planung und umfangreicher Investitionen, die bei vollständig entleerten Kassen nicht zu leisten sind Mischnutzung Wenn die großen Amtskirchen mit anderen Nutzern kooperieren, ergeben sich weiter reichende Finanzierungsmöglichkeiten. Es ist dabei durchaus möglich, nicht-kirchliche Nutzungen in das Gebäude aufzunehmen, ohne die Kirche als Ort des Gottesdienstes völlig aufzugeben. Diese kirchlich-weltlichen Nutzungspartnerschaften werden im Folgenden als Mischnutzungen bezeichnet.208 Bei einer solchen Zusammenarbeit gibt es von kirchlicher Seite aus weitgehende Einschränkungen, was Kooperationspartner und neue Funktionen angeht. Die Erhaltung der Würde des Raumes ist dabei der zentrale Anspruch. Evangelische wie katholische Kirche sehen sich aufgrund theologischer Überlegungen und der Rücksichtnahme auf ihre Mitglieder außerstande, die liturgische Nutzung durchzuführen, wenn der sakrale Charakter als durchbeteter Raum 209 bzw. geweihtes Gotteshaus 210 nicht gewährleistet ist. Grundsätzlich sind Veranstaltungen vorstellbar, die kirchlichen Zielen nicht zuwiderlaufen und im besten Fall mit ihnen übereinstimmen. Einrichtungen aus den Bereichen Soziales (Suppenküchen, Obdachlosenversorgung), Bildung (Tagungs- und Bildungsstätten) oder Kultur (Konzertsäle, 207 Ludwig 2002a, o.s. 208 In Publikationen katholischer Institutionen wird dieses Phänomen zusammen mit interkonfessionalen Kooperationsmodellen unter dem Begriff Nutzungspartnerschaften eingeordnet. Siehe hierzu DBK 2003, S.18 und Schöch Gundlach 2004, S Schöch 2004, S.55.

66 62 Ausstellungsräume) können als kirchennah 211 gelten, und eine Mischnutzung kann unter Umständen arrangiert werden. Welche Nutzungen nun die Würde des Raumes erhalten und in welcher Form die gottesdienstliche Nutzung fortgeführt werden kann, ist je nach Einzelfall abzuschätzen und in kirchlichen Kreisen keine unumstrittene Frage.212 Es gibt in diesem Zusammenhang eine genaue Vorstellung davon, welche Nutzungen oder Teilnutzungen keinesfalls für Kirchengebäude in Frage kommen. Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg formulierte 1998 einen solchen Negativkatalog. Nicht in kirchlichen Hallen erwünscht sind demnach Gewalt verherrlichende Veranstaltungen, Veranstaltungen, welche die Menschenwürde diskreditieren oder in Frage stellen sowie Einzelne oder Gruppen von Menschen ausgrenzen, rituelle/liturgische oder propagandistische Zusammenkünfte von Angehörigen einer nichtchristlichen Religion beziehungsweise von Gemeinschaften, die sich christlicher Attribute oder Bezeichnungen lediglich zum Zwecke der Verschleierung ihrer dem christlichen Glauben zuwiderlaufenden Ziele bedienen, standesamtliche Trauungen, Jugendweihen und nicht-kirchliche Trauerfeiern, Veranstaltungen/Feiern, bei denen ein Missbrauch der Ausstrahlung oder der Symbolik des Raumes in Kauf genommen oder bewusst herbeigeführt werden soll, Veranstaltungen, die dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der wechselseitigen Unabhängigkeit von Staat und Kirche zuwiderlaufen.213 Die katholische Kirche argumentiert zwar von einer theologisch anders begründeten Grundlage aus, nämlich der Heiligkeit des Raumes, kommt aber zu weitgehend deckungsgleichen Einschätzungen bezüglich nicht zulässiger Nutzungen.214 Als Kooperationspartner kommen karitative oder kulturelle Träger in Frage. In vielen Fällen findet eine Zusammenarbeit der Kirche mit kommunalen oder staatlichen Insti- 211 VELKD 2003, S.8; Siehe weiter hierzu Schloz 2004, S Die VELKD empfiehlt in ihren Leitlinien, in dem Falle einer Nutzung unter nicht kirchlicher Trägerschaft eine Entwidmung vorzunehmen, siehe hierzu VELKD 2003, S.8. Die evangelische HeiligKreuz-Kirche in Berlin wird aber durchaus in einer Mischnutzung betrieben. Bei der katholischen Kirche sind die Grenzen von Mischnutzungen nicht eindeutig festgelegt. Nach katholischem Kirchenrecht kann der Ordinarius nicht-kirchliche Verwendungen erlauben, wenn sie der Heiligkeit des Ortes nicht widersprechen. Wann das der Fall ist, ist Auslegungssache, es gibt hier beträchtliche Handlungsspielräume. Siehe hierzu Schöch 2004, S.56f. 213 Übernommen aus Schöch 2004, S.58f

67 63 tutionen statt.215 Ein viel beachtetes Beispiel für eine solche kulturelle Mischnutzung ist die Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg. Zwischen 1991 und 1995 wurde der Innenraum des Gebäudes umfassend umgewandelt, so dass mehrere Gruppen- und Büroräume und ein multifunktionaler Großraum entstanden. Kirchengemeinde, Landeskirche und öffentliche Stellen teilten sich die Finanzierung der Baumaßnahmen. Die Kirche wird heute teils von der Gemeinde selbst als Veranstaltungsort und für Gottesdienste, teils von Partnern aus der Kreuzberger Stadtteil- und Kulturarbeit verwendet. Darüber hinaus wird etwa ein Drittel der Kapazitäten kostenpflichtig an Fremdveranstalter vermietet. Heilig-Kreuz bietet Raum für Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Tagungen, Seminare, Feiern und Empfänge. Mittlerweile wiegen die Einnahmen die Betriebskosten auf, und die Gemeinde konnte so finanziell entlastet werden.216 Ein weiteres Beispiel, das durch die genauere Untersuchung interessante Einblicke in die Finanzierung bietet, liegt in der Heilig-Geist-Kirche in Landshut vor. Hierbei ist zu beachten, dass die Kirche nicht mehr Eigentümerin des Gebäudes ist, es sich aber immer noch um ein geweihtes Gotteshaus handelt. Durch den Eigentümerwechsel konnte die Finanzierung der Sanierungsarbeiten gesichert werden. Deren Kosten beliefen sich auf 8 Millionen DM. Auf die Stadt Landshut entfielen aber nur 3,2 Millionen DM, da in großem Maße Fördermittel eingeworben werden konnten. Die Bayerische Landesstiftung beteiligte sich mit DM, aus dem Städtebauförderungsprogramm entstammen 3,2 Millionen DM. Aus dem bayerischen Entschädigungsfonds konnten weitere DM Fördermittel und ein Darlehen in Höhe von DM beigesteuert werden. Die Erzbischöfliche Finanzkammer München beteiligte sich ebenfalls mit DM.217 Neben einem stark erhöhten finanziellen Spielrahmen können aus einer Mischnutzung weitere positive Synergieeffekte für die beteiligte Kirchengemeinde erwachsen. Durch verstärkte Sozialarbeit, wie im Fall der Kreuzberger Heilig-Kreuz-Kirche, kann sich die Kirchengemeinde wieder verstärkt als Partner im öffentlichen Diskurs positionieren.218 Eine größere Besucherzahl, die durch nicht-kirchliche Aktivitäten in den Kirchenraum kommt, kann mit kirchlichen Angeboten konfrontiert werden.219 Allgemein erhöht sich der Bekanntheitsgrad des Gebäudes und damit unter Umständen auch die öffentliche Sympathie bezüglich der Bedürfnisse und Wünsche der Kirchengemeinde Schwebel 2006, S.38 Schwebel 1997, S.355; Ludwig 2002a, o.s.; Drexler 2001, S.13 Ludwig 1999, S.12; Ludwig 2002a, o.s. Schloz 2004, S.123 So geschehen bei der Berlin-Kreuzberger Passionskirche, siehe hierzu Ludwig 1997, S.52.

68 64 Für die Kirche und den Kooperationspartner kommt es allerdings auch zu weitgehenden Einschränkungen. Am Beispiel der Heilig-Geist-Kirche in Landshut wird dieser Punkt deutlich. Die gottesdienstliche Nutzung ist hier stark eingeschränkt, im Wesentlichen auf einen Tag im Jahr. Der Charakter des geweihten Raumes soll aber auch im übrigen Jahresverlauf gewährleistet und Anstößiges vermieden werden. Gerade bei der museal-künstlerischen Nutzung mit modernen Kunstinstallationen bedarf dies ausgeprägter Kooperationsbereitschaft und Fingerspitzengefühls bei den Verantwortlichen. Außerdem muss die Pfarrei weitere Einschränkungen bei der liturgischen Nutzung in Kauf nehmen. So ist es nicht möglich, Gottesdienste zu feiern, wenn Ausstellungen vorbereitet werden und dabei ungesicherte Ausstellungsobjekte im Kirchenraum lagern. Beide Partner müssen mit vielen Absprachen und weitgehendem Verständnis für die andere Seite agieren, um Konflikte zu vermeiden Übereignung an Dritte mit Nutzungsvorgaben Wenn die Beibehaltung der liturgischen Nutzung nicht mehr durchsetzbar ist, sind verschiedene Alternativen denkbar. Einerseits kann das Gebäude in kirchlicher Trägerschaft bleiben und beispielsweise als Verwaltungsgebäude, Bibliothek oder Diözesanmuseum verwendet werden.222 Andererseits kann man es an einen privaten Investor oder öffentlichen Träger verpachten, vermieten oder verkaufen. Eine solche Maßnahme kann die kirchlichen Kassen deutlich mehr entlasten und ist gerade bei angespannter Finanzlage ratsam.223 Die beiden großen Kirchen nehmen hier in ähnlicher Weise eine qualitative Abwägung hinsichtlich der neuen Funktionen vor. Sie unterscheiden zwischen geeigneten und weniger geeigneten Nutzungen. Kulturelle Einrichtungen, eine Verwendung für karitative Zwecke und Soziales sowie Umgestaltungen zu Bildungsanstalten werden bevorzugt.224 Dagegen sollen ausschließlich kommerzielle Nutzungen vermieden oder zumindest so ausgewählt werden, dass sie dem Charakter des Gebäudes nicht widersprechen. Der in Kapitel genannte Negativkatalog gilt hier ebenso.225 Obwohl keine Rücksicht auf die gleichzeitige liturgische Nutzung genommen werden muss, sollen keine Veranstaltungen stattfinden, die der Würde des Raums zuwider laufen. Darüber hinaus soll sichergestellt sein, dass keine unerwünschten Träger in das ehemalige Gotteshaus einziehen. Private Investoren sind bei solchen zweckgebundenen Schömann 2003, S.218 DBK 2003, S.19f Schwebel 2006, S.37 Hanke 2004, S.137 VELKD 2003, S.8; DBK 2003, S.18ff

69 65 Modellen eher selten, es überwiegen staatliche und kommunale Vertragspartner.226 Mehrere rechtliche Konstruktionen können Verwendung finden, um geeignete oder erwünschte Nachnutzungen festzulegen. Vermietung oder Verpachtung ermöglichen kirchlichen Eigentümern recht umfangreiche Kontrollmöglichkeiten. Weiterhin können in Kauf- oder Schenkungsverträge Nutzungsvorgaben eingearbeitet werden. Schließlich sind Vereinbarungen von Rücktritts-, Vorkaufs- oder Wiederkaufsrechten denkbar.227 All diese rechtlichen Mittel ermöglichen effektive Nutzungsbeschränkungen, setzen aber die Attraktivität des Gebäudes für neue Nutzer stark herab. Bei Verkäufen sind Nutzungsauflagen unter Umständen nur für den Erstkäufer verbindlich, daher besteht hier die Möglichkeit, dass sie bei einem Weiterverkauf keine Gültigkeit mehr besitzen. Entsprechende Grundbucheinträge machen es zwar rechtlich durchaus möglich, diesen Fall ebenfalls auszuschließen, verringern aber den Verkehrswert der Immobilie in hohem Maße.228 Es gibt viele Nutzungen, die unter den Auflagen der kirchlichen Vorbesitzer möglich sind. Folgende Beispiele können ihre große Bandbreite verdeutlichen: Die Immanuelskirche in Wuppertal-Barmen befindet sich seit Anfang der 1980er Jahre im Besitz eines privaten Vereins, der sie als Konzertsaal nutzt.229 Die Berlin-Spandauer Lutherkirche, Hl.-Drei-König in Köln-Rondorf und die Friedenskirche in Mönchengladbach-Rheydt sind zu Sozialwohnungen umgewandelt worden.230 Die Eliaskirche in Berlin-Prenzlauer Berg wurde zum Kinder- und Jugendmuseum.231 Mit der Karmeliterkirche in Weißenburg wurde ein Beispiel für einen Verkauf mit Nutzungsvorgaben näher betrachtet. Nachdem sich Kommune und Kirchengemeinde bereits 1975 darauf verständigt hatten, dass die Stadt neuer Eigentümer des Gebäudes einschließlich des Klosterhofes werden sollte, wurde ein Vertrag erarbeitet, der 1976 von der Stadt, dem evangelischen Dekanat sowie der Landeskirche bestätigt wurde.232 Der Vertrag beinhaltet die Verpflichtung der Stadt Weißenburg, dort ein Kulturzentrum einzurichten und zu betreiben. Im Vertragstext wird darüber hinaus ausdrücklich dar Kiesow 1997, S.60; Schwebel 1997, S.353 DBK 2003, S.23f VELKD 2003, S.9 Schwebel 2006, S.39 Ringbeck 2001, S.92; Hanke 2004a, S.137 Schulte 2004, S.167ff; Käpplinger/Block 2005, S.132ff Zwanzig 1983, S.82.

70 66 auf hingewiesen, dass auf den Charakter eines ehemals kirchlichen Raumes [...] Rücksicht zu nehmen sei (siehe Anhang D). Der Stadt Weißenburg standen eine Reihe von Förderungsmöglichkeiten offen, die beim Verbleib des Gebäudes im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde nicht nutzbar gewesen wären. Die Gesamtkosten der Maßnahmen beliefen sich auf etwa 5,27 Millionen DM, wobei die Förderung durch den Bund und das Land per Städtebauförderungsgesetz 4,1 Millionen DM an Zuschüssen betrug. Der Anteil der denkmalpflegerischen Maßnahmen an den Baukosten belief sich auf rund DM und wurde zur Hälfte vom Landesamt für Denkmalpflege übernommen. Letztlich musste die Stadt lediglich einen Restbetrag von etwa DM aufbringen Verkauf ohne Nutzungsvorgaben Nicht jede Kirche kann zu einem Museum werden, als Kongresszentrum oder Konzerthalle dienen oder zu karitativen Zwecken umgenutzt werden. Die von kirchlicher Seite bevorzugten Partner wie soziale und kulturelle Stiftungen und kommunale oder staatliche Stellen sind begrenzt, und ihre finanziellen Spielräume sind bisweilen ähnlich limitiert wie die der Kirche selbst.234 Es gibt durchaus private Investoren, die Kirchengebäude übernehmen wollen. Die Tatsache, dass es sich um eine ehemalige Kirche handelt, kann für gewisse Nutzungen sogar einen Wettbewerbsvorteil darstellen.235 Da sie für gewöhnlich ein kommerzielles Interesse an der Kirchenumnutzung haben, sind diese potentiellen Käufer allerdings nicht immer zu einer Beschränkung auf kulturelle oder soziale Zwecke bereit. Zu Lokalen, Geschäftszentren, Wohnhäusern oder Diskotheken umgenutzte Kirchen in den USA, in England und vor allem in den Niederlanden dienen als Vorbilder. In den letzten Jahren sind einzelne deutsche Gotteshäuser in vergleichbarer Weise neuen Nutzungen zugeführt worden. Ein viel zitiertes Beispiel ist das Restaurant Don Camillo in Willingen, einem waldeckschen Ferienort, das sich in der vormaligen Dorfkirche befindet. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist die reversibel gehaltene Nutzung akzeptabel, in kirchlichen Kreisen ist sie allerdings weitgehend als negatives Beispiel bekannt. Da das Gebäude schon im Vorfeld der Kommune übereignet wurde, die darin ein Museum errichtet und einige Jahre betrieben hatte, konnte die Kirche nicht eingreifen, als es an den privaten Betreiber weiterverkauft wurde Loock 1983, S.91ff Ludwig 2001, S.94; Hanke 2003, S.18 Schwebel 1997, S.353; Schwebel 2006, S.38f EKZ ; Neumann 2001, S.119f; Ludwig 2002b, S.40ff; Schwebel 2006, S.39

71 67 In der ehemaligen Bielefelder Martini-Kirche betreibt ebenfalls ein Gastronom seit 2005 ein Lokal, das explizit mit dem besonderen Ambiente wirbt.237 In die Leopoldsburger Kirche in Milow/Brandenburg ist eine Sparkasse samt Schalterhalle und Geldautomaten eingezogen.238 Die telefonischen Recherchen ergaben, dass für den bayerischen Raum kein entsprechendes Beispiel vorliegt. Die finanzielle und personelle Lage der Kirche ist dort noch wesentlich besser als in den Regionen, in denen sich die oben genannten Fälle befinden, so dass in Bayern kein vergleichbar drängender Handlungsbedarf besteht. Wenn eine Kirche ohne beschränkende Richtlinien verkauft wird, ermöglicht dies eine privatwirtschaftlich-kommerzielle Nutzung. Durch das so eingebrachte private Kapital vergrößern sich die Finanzierungsmöglichkeiten für notwendige Sanierungsarbeiten beträchtlich. Die Frage, ob solche Lösungen für ein ehemaliges Kirchengebäude angemessen sind, ist allerdings umstritten. Während Vertreter der großen Kirchen kommerzielle Nutzungen generell ablehnen oder allenfalls dann zulassen wollen, wenn sie der Baugeschichte und -form entsprechen239, gibt es Stimmen aus dem Bereich der Denkmalpflege240 und der Stadtentwicklung241, die solche Lösungen als sinnvolle und nicht genügend beachtete Maßnahmen betrachten Stilllegung und Abriss Als letzte Handlungsoption soll der Abbruch von Kirchenbauten angesprochen werden. Dies ist generell nur ohne Weiteres möglich, wenn es sich nicht um eine denkmalgeschützte Kirche handelt. Damit geraten Kirchen des 20. Jahrhunderts, vor allem des Baubooms der 60er und 70er Jahre ins Blickfeld. Der Abriss einer solchen architektonisch und künstlerisch unbedeutenden 242 Kirche ist unter bestimmten Umständen die praktikabelste Lösung. Er gilt dennoch für alle Beteiligten als unerwünschte Option, die möglichst nicht zum Einsatz kommen soll.243 Wenn sich die Kirche außerstande sieht, das Gebäude weiter zu unterhalten und sich keine andere (annehmbare) Nutzung finden lässt, kann es dennoch zum Abriss kommen. Einige Kirchengebäude wurden in den letzten Jahren aufgegeben und beseitigt. Zwei Beispiele aus Berlin zeigen, dass diese Handlungsoption nicht kategorisch ausgeschlossen wird. So wurde die Bruns 2006; FTD ; Schwebel 2006, S.39 Ludwig 2004, S.121; Ludwig 2006, S.13 Hanke 2003, S.18f; Hanke 2004a, S.137 Brennenstuhl 2006b DBK 2003, S.21 Ludwig 2001, S.96; Hanke 2003, S.10; Ludwig 2006, S.33; Fendrich 2006, S.12.

72 erbaute Martin-Luther-Kirche in Pankow-West 2004 abgebrochen, St. Raphael in Gatow, eingeweiht 1965, wurde 2005 ebenfalls abgerissen, nachdem eine Umnutzung als Supermarkt am Widerstand der lokalen Bevölkerung gescheitert war.244 Das frei gewordene Grundstück kann dann einer neuen kirchlichen Nutzung zugeführt oder gewinnbringend verkauft werden.245 Die Einsparungsmöglichkeiten sind in einem solchen Fall als recht hoch einzustufen, wenngleich ein Verkauf des Gebäudes an einen Investor höhere Einnahmen verspricht. Außerdem ist zu bedenken, dass umfangreiche Abrisskosten anfallen können. Bei der Regensburger Christuskirche handelte es sich um eine nicht mehr zwingend benötigte Kirche, die als künstlerisch und architektonisch vergleichsweise unbedeutend eingestuft werden konnte. Für eine Umnutzung war der bauliche Zustand zu marode, eine Sanierung war aufgrund des provisorischen Charakters des Gebäude nicht sinnvoll. Der Abriss war der einzig gangbare Weg, wenn er auch für die Gemeindemitglieder unangenehm war. Die Abrisskosten für die Kirche und den angrenzenden Kindergarten beliefen sich auf über und wurden von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Regensburgs übernommen. Durch die Einnahmen aus dem Verkauf an die Stadtbau-GmbH, die sich in Millionenhöhe bewegten, konnten sie jedoch mehr als kompensiert werden. Ein Gebäude, auch ein Kirchengebäude, ist immer ein Zeuge seiner Entstehungszeit. Somit war die Christuskirche ein interessantes Zeugnis für den kirchlichen Bauboom der 1960er Jahre gewesen, der unter der Maxime der überschaubaren Gemeinde gestanden hatte. Sicherlich ist mit der Christuskirche nicht die letzte der Kirchen aus dieser Zeit verschwunden, ein Stück der örtlichen Siedlungsgeschichte allerdings schon. Umnutzungen, auch wenn sie dem Geist des kirchlichen Gebäudes widersprechen, haben, wenn sie reversibel gestaltet werden, einen großen Vorteil gegenüber dem Abbruch. Ein Abriss kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, umgenutzte Gebäude bleiben dagegen nicht nur physisch erhalten, sondern können sogar zu einem späteren Zeitpunkt wieder ihrem ursprüngliche Zweck dienen: Die 995 errichtete und 1811 profanierte Pfarrkirche St. Lucius in Essen wurde 1862 zu einem Wohnhaus umgestaltet. Das Gebäude konnte so bewahrt werden und fungiert seit 1959 wieder als Kirche.246 Auch wenn eine Rückführung heute umgenutzter Kirchen im großen Umfang 244 Donath 2006, S DBK 2003, S Hanke 2004a, S.138

73 69 nicht absehbar erscheint, ist das Streben nach Reversibilität sinnvoll. So bleiben die historische Bedeutung und Funktion des Gebäudes in weiten Teilen erhalten. Als Alternative wird oftmals die vorübergehende Stilllegung des Gebäudes in die Diskussion eingebracht. Gerade für kirchliche Kreise gilt diese Variante als interessante Alternative: Die Bauerhaltungskosten werden auf ein Minimum reduziert und nur die nötigsten Renovierungsarbeiten unternommen. Wenn keine geeignete Nutzung gefunden werden kann, sichert man so zumindest den Erhalt der Bausubstanz. Lediglich ein Mindestmaß an gelegentlichen gemeindlichen Aktivitäten wie Gedenkgottesdiensten und Prozessionen sollte durchgeführt werden, um die Präsenz der Kirche zu zeigen. In besseren Zeiten kann man dann wieder auf das Gebäude zurückgreifen.247 Langfristig erscheint diese Alternative allerdings problematisch. Ein solcher weitestgehend ungenutzter Raum wirft immer noch erhebliche Kosten auf. Hinzu kommt, dass eine Zunahme der aktiven Christen in den nächsten Jahren unrealistisch erscheint, eine Reaktivierung als Kirche also eher unwahrscheinlich ist. Eine konservierende Stilllegung von Kirchengebäuden kann keine Lösung für den Großteil des zur Diskussion stehenden Baubestands sein. Eine letzte, geradezu klassische Methode des Umgangs mit nicht mehr benötigten Gebäuden ist, sie zu Ruinen verfallen zu lassen. Im Rahmen des Ruinenkults des 19. Jahrhunderts, der die romantische Ausstrahlung verfallender Bausubstanz für sich entdeckte, wurden einzelne Kirchengebäude als Ruinen erhalten. Die Gotteshäuser in Heisterbach, Paulinzella und Eldena wurden als entsprechende Denkmale bewahrt. Einzelne im zweiten Weltkrieg zerstörte Kirchen wurden in ihrer verfallenen Form als Mahnmale erhalten. Die Türme der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlins oder des ersten Baus der Christuskirche in Nürnberg sind ebenso ein Beispiel für dieses Vorgehen wie die Frauenkirche Dresdens bis zu ihrem Wiederaufbau. 248 Für die aktuell vom Verfall bedrohten Kirchen wäre dies keine angemessene Alternative. Zum einen ist es fraglich, ob der gesellschaftliche Wandel und die Finanzschwäche der Kirchen eines Mahnmals bedürfen, zum anderen akzeptiert die Bevölkerung in der Regel keine Ruinen in bebauten Gebieten Kappel 2006, S Krings 2007, S Kiesow 1997, S.60

74 Die relevanten Akteure und ihre Ziele Amtskirchen Mehrere Ebenen der kirchlichen Verwaltungen beschäftigen sich mit dem Problem der Finanzierung von Kirchenbauten und der daraus resultierenden Diskussion um Nutzungserweiterungen, Umnutzungen und Abrisse: Die Gemeinde oder Pfarrei vor Ort ist ebenso involviert wie der übergeordnete Kirchenkreis bzw. das Dekanat und schließlich als dritte Ebene die Landeskirche respektive das Bistum. Die Position der offiziellen kirchlichen Entscheidungsträger kann zwischen diesen Ebenen variieren. So kann es vorkommen, dass auf internationalen Tagungen wissenschaftliche Diskurse zum Wesen des Kirchenbaus zwischen hochrangigen Theologen geführt werden, während pragmatische Entscheidungen in der Gemeinde vor Ort bereits Fakten geschaffen haben.250 Auf der höchsten kirchlichen Verwaltungsebene in Deutschland, der katholischen Bischofskonferenz und den evangelischen Landeskirchenvereinigungen, sind die Einstellungen zum Thema Funktionsänderungen von Kirchenbauten klar formuliert. Im Jahr 2003 haben beide Konfessionen dementsprechende Handreichungen herausgegeben.251 Während sich die theologischen Begründungen im Detail unterscheiden, sind die Richtlinien beinahe völlig deckungsgleich.252 Beide Publikationen zeigen die Haltung der Kirche zu ihren Gotteshäusern auf. Diverse theologische und pragmatischen Überlegungen führen zur Formulierung einer konkreten Strategie, wenn eine Nutzung als Kirche überdacht werden muss. Zu diesem Zweck werden die möglichen Handlungsoptionen in Kategorien eingeteilt und nach ihrer Angemessenheit für einen kirchlichen Raum bewertet. Dabei steht die besondere Bedeutung des Kirchengebäudes sei es nun als Ort des Heiligen oder als Symbolort und dessen zentrale Wichtigkeit für die Institution Kirche im Mittelpunkt. Dadurch kommt es zu einer hierarchischen Reihenfolge der Handlungsoptionen.253 Zunächst gilt es, die Bauten so lange wie möglich zu schützen und die kirchliche Nutzung beizubehalten. Wenn es nötig ist, werden die liturgische Nutzung eingeschränkt oder Partner für eine Mischnutzung hinzugezogen. 250 Woydack 2004, S.140f 251 DBK 2003; VELKD 2003; Es gibt keine offizielle Handreichung der EKD zu diesem Thema, nur des größten und einflussreichsten ihrer Unterverbände, der VELKD. 252 Gundlach 2004, S Gundlach 2004, S.10ff; Hanke 2004b, S.316

75 71 Wenn die liturgische Nutzung aufgegeben werden muss, wird versucht, das Gebäude im Sinne kirchennaher Arbeitsfelder umzunutzen und es so zu erhalten. Wenn keine Nutzung in derartigen Arbeitsfeldern möglich ist, muss zwischen dem Verkauf des Gebäudes, einer Stilllegung und dem Abriss entschieden werden. Der Abriss ist einer imageschädigenden Fremdnutzung vorzuziehen. Als solche gilt auch der Verkauf an nicht-christliche Religionsgemeinschaften. Evangelische wie katholische Kirche schließen dabei ein Verfallenlassen wegen der negativen symbolischen Wirkung aus. Aufgrund seiner äußeren Gestalt wird ein Kirchenbau unter Umständen noch als Kirche wahrgenommen und vermittelt unabhängig von der vorgenommenen Entwidmung kirchliche Werte und kirchliche Präsenz.254 Tabelle 6: Handlungsoptionen aus kirchlicher Sicht Handlungsoption Moralische Angemessenheit Ökonomisches Potenzial Funktionsänderungen bei Verbleib in liturgischer Nutzung Erweiterte Nutzung Mischnutzung Übereignung mit Nutzungsvorgaben Stilllegung / Abriss / Verkauf ohne Nutzungsvorgaben Eigene Darstellung Diese moralisch begründete Reihenfolge hat die Aufgabe, die Überlegungen der Kirchengemeinde vor Ort zu strukturieren. So soll der Verkauf an einen privaten Investor erst angedacht werden, wenn alle anderen bevorzugten Lösungen nicht durchführbar sind. Allerdings muss hier angemerkt werden, dass die Zahl der möglichen Nutzungen und damit Investoren durch kirchliche Vorgaben verringert werden. Je angemessener eine Nutzungsveränderung ist, desto begrenzter das Potenzial als Finanzierungsmöglichkeit (siehe Tabelle 6). Somit ist die offizielle und theologisch begründete Haltung der beiden Konfessionen zu 254 In diesem Punkt gibt es sehr weit voneinander abweichende Meinungen. Poschmann geht beim Aufzeigen der katholischen Position entgegen dieser Einschätzung davon aus, dass nur ein tatsächlich als Kirche genutztes Gotteshaus die "Präsenz des ganz Anderen" darstellen kann. "Eine umgenutzte Kirche ist auf Dauer eben keine Kirche mehr." Siehe hierzu Poschmann 2006, S.28.

76 72 diesem Themenfeld recht klar formuliert. Die Verantwortlichen in den örtlichen Pfarreien und Kirchengemeinden sind angehalten, alle Handlungsoptionen zu prüfen und nicht mehr unverändert nutzbare Kirchen einer möglichst annehmbaren Neunutzung zuzuführen. Darüber hinaus sehen sie sich mit Forderungen und Ansprüchen ihrer Gemeindemitglieder konfrontiert. Im Zusammenspiel mit schwindenden finanziellen Ressourcen und personellen Mitteln ergibt sich eine komplizierte Gemengelage für die Pfarrerin oder den Pfarrer vor Ort. In den Interviews mit kirchlichen Verantwortlichen auf dieser Ebene wurde deutlich, dass viele maßgebliche Entscheidungen über den Umgang mit dem Kirchengebäude vor Ort getroffen wurden. Landeskirche und Bistümer waren zwar mit eingebunden, aber meist nur nachgeordnet genehmigend und nicht aktiv an den Entscheidungen beteiligt. Dazu muss betont werden, dass es sich bei den betrachteten Objekten um Pilotprojekte handelt, wodurch das Interesse der übergeordneten Verwaltungseinheit also sogar dementsprechend ausgeprägt ist. Sollte in Zukunft eine größere Zahl von Kirchen in ihrer Funktion verändert werden, wird sich der Handlungsspielraum der lokalen Entscheidungsträger eher vergrößern als verkleinern Öffentlicher Denkmalschutz Der Schutz von Kirchengebäuden, die als prominente Kulturdenkmale gesehen werden, ist eines der wesentlichen Betätigungsfelder der Denkmalpflege. Kirchen und Klöster waren über 2000 Jahre hinweg Kulturträger und sind als solche in hohem Maße schützenswert.255 Die Erhaltung und Pflege von Kirchenbauten ist aus diesem Grund Bestandteil der denkmalpflegerischen Gesetzgebung, die in der Bundesrepublik Deutschland Ländersache ist und in entsprechenden Landesgesetzen geregelt wird.256 Dabei ist zu beachten, dass Kirchengebäude der im Grundgesetz geregelten Kirchenautonomie unterliegen, der Staat bzw. das Land über sie also nicht gegen den Willen der kirchlichen Seite bestimmen kann.257 Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche ist im Bereich kirchlicher Denkmalpflege aber sehr kooperativ. Daher ist dieser Gegensatz zwischen Verfassungsrecht und Ländergesetzgebung in der Praxis nicht relevant.258 Die Bauerhaltung ist in idealer Form zu gewährleisten, wenn eine Kirche weiterhin als Kirche genutzt wird.259 In diesem Punkt stimmt die Position der Denkmalpflege mit der Kremer 2001, S.80; Segers-Glocke 2001, S.26 Billig 1994, S.105 Art. 140 GG; Kremer 2001, S.84 Kremer 2001, S.84 Segers-Glocke 2001, S.26f; Wein 2001, S.63.

77 73 kirchlichen überein. Was aber soll passieren, wenn eine rein liturgische Nutzung nicht mehr möglich ist? Welche Kirchengebäude muss man schützen und daher unter Denkmalschutz stellen? Wie soll mit diesen Gebäuden umgegangen werden? Hier ist die Denkmalpflege mitunter anderer Ansicht als die Amtskirchen. Eine Möglichkeit, nicht mehr benötigte Gebäude zu bewahren, ist die Erhaltung durch Umnutzung. Grundsätzlich ist dies auch eine probate Methode der Denkmalpflege, allerdings nicht in jeder Form. Radikale Fremdnutzungen, die mit schweren Verlusten an Ausstattung und Architektur einhergehen, sind nicht ihrem Sinne. Wenn wesentliche Bestandteile der Denkmaleigenschaft beeinträchtigt werden, lehnt die Denkmalpflege Umnutzungen ab. Für Kirchenbauten ist das der Fall, wenn die typische Raumwirkung verloren geht, weil die innere oder äußere Gestalt des Raumes zu stark modifiziert wurde. Der Sinnzusammenhang des Gebäudes muss bestehen bleiben, die Kirche muss noch als solche erkennbar und erfahrbar sein.260 Die wichtigste Forderung der Denkmalpfleger ist dabei stets die Reversibilität, eine Rückführung zur ursprünglichen Raumgestalt muss möglich sein.261 Gewisse Funktionen sind denkmalverträglicher als andere. Die Umwandlung zu einem Museum, wie die der Werderschen Kirche in Berlin, gilt als besonders empfehlenswert.262 Projekte wie die Umnutzung der Lutherkirche in Berlin-Spandau zu Wohnzwecken werden dagegen sehr kritisch betrachtet.263 In den letzten Jahren hat der wirtschaftliche Handlungsdruck zu weitergehenden Zugeständnissen der Institutionen des Denkmalschutzes geführt, als dies in der Vergangenheit der Fall war. So wurden noch in den 1970er Jahren zwei Projekte in Berlin, die eine Nutzungserweiterung zum Ziel hatten, abgelehnt, weil die umfangreichen Einbauten den Raumeindruck zu stark gestört hätten.264 Nutzungen, die mit geringen baulichen Veränderungen einhergehen, werden auch heute noch bevorzugt. Angesichts der enger werdenden finanziellen Möglichkeiten der Kirchen aber auch des Denkmalschutzes stimmt man in den letzten Jahren weitergehenden Umnutzungen häufiger zu.265 Die Denkmalpflege interessiert sich aber nicht für alle Gotteshäuser, nicht alle Kirchen stehen unter Denkmalschutz.266 Viele Bauten aus der Nachkriegszeit, die in Rahmen des kirchlichen Baubooms der 1960er und 1970er Jahre entstanden sind, finden sich Billig 1994, S.108; Segers-Glocke 2001, S.27 Powell/De La Hey 1987, S.77; Schwebel 1997, S.355; Neumann 2001, S.121; Wein 2001, S.62 Neumann 2001, S.118 Segers-Glocke 2001, S.27 Schwebel 2006, S.35 Segers-Glocke 2001, S.29 Angenendt 2001, S.59

78 74 nicht auf den Listen der entsprechenden Landesämter wieder. Gerade diese Gebäude fallen oftmals drastischeren Umnutzungen, einem Abriss oder einem Verkauf anheim, da keine Einschränkungen in der Vermarktung der Immobilien und Grundstücke zu erwarten sind.267 Der Anteil der Kirchengebäude, die unter Denkmalschutz stehen, variiert stark zwischen den Bistümern und Landeskirchen. In Ostdeutschland wird ein viel größerer Anteil der Kirchen geschützt, vor allem weil in der DDR-Zeit kaum Neubauten errichtet wurden. So sind 95% der Kirchen in der Kirchenprovinz Sachsen als Denkmale klassifiziert. In den stark von Kirchenumnutzungen betroffenen städtischen Regionen Deutschlands, dem Ruhrgebiet und Berlin, ist der Anteil sehr viel geringer. Dort sind große Teile des Baubestands der 60er und 70er Jahre bislang nicht als Baudenkmale eingestuft worden.268 In Bayern steht ein großer Teil der Gotteshäuser unter Denkmalschutz, allerdings gibt es viele Beispiele gerade jüngerer Bauten, die nicht geschützt sind. Erst in den letzten Jahren erfreuen sich viele Betonkirchen aus der Nachkriegszeit wachsenden Zuspruchs. Viele von ihnen wurden in der letzten Zeit unter Schutz gestellt, so auch der Neubau der Nürnberger Christuskirche aus den 1950er Jahren. Es gibt aber immer noch viele Sakralbauten aus dieser Zeit, die nicht als denkmalwürdig betrachtet werden. Die ehemalige Christuskirche in Regensburg war ein Beispiel hierfür. Wird eine Kirche unter Denkmalschutz gestellt, ist das für Ihren baulichen Erhalt äußerst hilfreich. Nicht nur die finanzielle Unterstützung der Landesämter, sondern auch die zahlreichen Möglichkeiten, in diesem Fall staatliche Förderungen aus anderen Quellen zu erhalten, helfen, das Gebäude zu bewahren. Aus dem Bereich der Denkmalpflege wurde kein Interviewpartner ausgewählt. Zwar ist er durchaus relevant für das betrachtete Problemfeld, allerdings eher als übergeordnete Instanz mit beratenden Aufgaben. Die Vorgaben der Landesämter definieren den Rahmen für den Umgang mit den denkmalgeschützten Kirchen. Die Position der Denkmalpflege, was den Umgang mit Kirchengebäuden angeht, ist durch zahlreiche Publikationen der letzten Jahre hervorragend dokumentiert.269 Ein Interview mit entsprechenden Vertretern auf lokaler Ebene erschien deshalb nicht notwendig. Schließlich konnten die konkreten Ansprüche der Denkmalpflege bei den betrachteten Beispielen über andere Quellen270 nachvollzogen werden Donath 2006, S.53f Volp 1997b, S.5; Donath 2006, S.53 Billig 1994; Matzig 1997; Angenendt 2001, Segers-Glocke 2001 Bruchner 1983, S.76ff; Zwanzig 1983, S.82f; Baur/Knipping 1998, S.222; Drexler 2001, S.9ff

79 75 So stehen die drei erhaltenen Kirchen unter den gewählten Beispielen die Christuskirche in Nürnberg, Heilig-Geist in Landshut und die Weißenburger Karmeliterkirche unter Denkmalschutz. Die entsprechenden Auflagen mussten bei den Umnutzungen eingehalten werden, und in Landshut und Weißenburg konnte ein Teil der Kosten vom Landesamt übernommen werden. Die Tatsache, dass diese Kirchen unter Denkmalschutz stehen, war sicherlich ein Beweggrund, sie als bauliche Struktur zu erhalten und eine Umnutzung vorzunehmen Bund, Land und Kommunen Die öffentliche Hand ist nicht nur über den Denkmalschutz ein wichtiger Akteur für das Themenfeld. Als Finanzier, Kooperationspartner und Instanz städtebaulicher Planung spielen öffentliche Stellen eine tragende Rolle, wenn es um kirchliche Bauten geht. Ihr Erhalt wird in Deutschland traditionell als gesamtstaatliche Aufgabe verstanden.271 Es gibt viele Möglichkeiten, Kirchengebäude mittels staatlicher Förderung zu pflegen, zu erhalten oder die Kosten der Umnutzung zu übernehmen. Für wenige und historisch besonders bedeutende Kirchen bestehen staatliche Rechtsverpflichtungen über so genannte Patronatspflichten. Kirche und Staat sind gemeinsam für diese Gebäude verantwortlich und müssen zusammen für ihre Baulast aufkommen. Die staatliche Unterhaltsverpflichtung geht auf Rechte und Verträge zurück, die im Laufe der Geschichte entstanden sind und bis heute Gültigkeit haben. Der Kölner Dom ist ein herausragendes Beispiel für diese Gruppe der Kirchen. Das Land Nordrhein-Westfalen wendet aufgrund von Patronatsverpflichtungen in beträchtlichem Unfang Steuergelder und parafiskalische Mittel für seinen Erhalt auf. Keine der untersuchten Kirchen gehört in diese exklusive Kategorie, deren Mitgliedschaft aus Gründen des öffentlichen Interesses dafür sorgt, dass sie in ihrer liturgischen Nutzung erhalten bleiben.272 Wesentlich mehr Kirchengebäude können durch diverse staatliche Förderprogramme unterstützt werden. Dabei sind insbesonders Gelder zu nennen, die über Denkmalförderprogramme ausgeschüttet werden.273 Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege beteiligte sich bei den Umbaukosten der betrachteten Kirchen in Landshut, Weißenburg und Nürnberg. Hierbei ist es allerdings notwendig, dass die entsprechende Kirche als Denkmal eingestuft wird. Weiterhin können Gelder der Städtebauförderung Verwendung finden. Bei der Heilig-Geist-Kirche in Landshut und der Weißenburger Kar271 Ringbeck 2001, S Ringbeck 2001, S Ringbeck 2001, S.90f; Richter 2001, S.21

80 76 meliterkirche konnte ein großer Teil der Finanzierung durch derartige Mittel übernommen werden. Es ist im Zusammenhang mit solchen Programmen aber in der Regel notwendig, von der rein liturgisch-kirchlichen Nutzung abzuweichen und eine Verwendung in einem weiter gesteckten kulturellen oder sozialen Kontext zu finden. Je nach Ausrichtung der neuen Nutzung kann man verschiedene weitere Sonderfinanzierungsprogramme heranziehen. So wurde der Einbau von Sozialwohnungen in die Mönchengladbacher Friedenskirche maßgeblich aus Geldern bestritten, die für den sozialen Wohnungsbau bestimmt waren.274 Der ideale Kooperationspartner für diese Form von Misch- und Umnutzungen sind kommunale Stellen, wie die Beispiele in Landshut und Weißenburg zeigen. Nur durch die Übereignung des Gebäudes an die jeweilige Kommune konnte die Finanzierung der umfangreichen Sanierungsarbeiten gesichert werden. Je ein Vertreter des Weißenburger Amts für Kultur und Touristik sowie der Museen der Stadt Landshut konnte für ein Interview gewonnen werden. Die Zusammenarbeit zwischen kirchlicher und politischer Gemeinde ist in beiden Fällen als vertrauensvoll zu bezeichnen. Die neuen Nutzungen sind der Würde des Raumes angemessen und die öffentlichen Investoren waren auch nach der Eigentumsübergabe darauf bedacht, ein verständnisvolles Klima zu den kirchlichen Stellen zu erhalten. Die Kommunen konnten eigene Ziele, wie die städtebauliche Aufwertung des Umfelds oder die Erweiterung ihres Kulturangebots mit den Kirchenumnutzungen verbinden. In einer weiteren Hinsicht stellt die Kommune einen wichtigen Akteur im Themenfeld Funktionsänderung von Kirchenbauten dar. Als Träger der Stadtplanung und Stadtentwicklung hat sie ein Interesse daran, dass sich neue Nutzungen sinnvoll in die Struktur der Stadt oder des betreffenden Stadtviertels eingliedern (siehe Kapitel 8) Private Investoren In Deutschland finden sich nur vereinzelte Beispiele von Kirchen, die an private Investoren verkauft oder verpachtet wurden. Die in Kapitel beschriebenen Fälle stellen die wenigen Ausnahmen dar. Ein solcher Akteur ist an einer Nutzung des Gebäudes interessiert, die für Rendite sorgt. Ihre Angemessenheit für den Raum spielt zunächst eine untergeordnete Rolle. Kirchen haben gewisse Qualitäten, wie Atmosphäre, Raumgröße und Akustik, die für privatwirtschaftliche Unternehmungen sinnvoll sein können. Dennoch gibt es keinen Markt für Kirchengebäude. Die Auflagen des Denk274 Ringbeck 2001, S.92

81 77 malschutzes und der Kirchen sowie die sensible öffentliche Wahrnehmung verringern die Nutzungsmöglichkeiten in zu hohem Maße.275 Für den bayerischen Raum konnte kein Fall ausgemacht werden, in dem eine direkt aus der liturgischen Nutzung genommene Kirche an einen privatwirtschaftlichen Investor verkauft wurde. In Fällen mit besonders desolater Haushaltslage sind die kirchlichen Gemeinden zu größeren Zugeständnissen bereit. Dann besteht eine Chance für nicht-öffentliche Investoren, unangenehme Nutzungsbeschränkungen zu umgehen. Daher finden sich die wenigen Beispiele verkaufter und zu kommerziellen Zwecken genutzter Kirchen in für kirchliche Verhältnisse als Krisengebiete geltenden Regionen wie Berlin, dem Ruhrgebiet oder weiten Teilen Ostdeutschlands. Vor allem, wenn eine große Zahl von Kirchen zur Disposition steht und zu wenige öffentliche oder karitative Kooperationspartner vorhanden sind, schlägt die Stunde des privaten Kapitals. Doch selbst ohne kirchliche Auflagen bleiben denkmalpflegerische Beschränkungen bestehen. So kann die Raumaufteilung in der Regel nur eingeschränkt verändert werden. Da Kirchengebäude durch ihren ursprünglichen Zweck als Ort des Gottesdienstes geprägt sind, liegt meist ein großer, ungeteilter Raum vor. Für viele auf Rendite ausgelegte Nutzungen stellt diese Raumgestalt eher ein Problem als einen Segen dar. 276 Soll die Kirche zu Wohnzwecken oder als Bürogebäude umfunktioniert werden, sind Zwischenwände erforderlich, um kleinere Raumeinheiten schaffen zu können. Hier gerät der Investor in Konflikt mit dem Denkmalschutz, der eine Beibehaltung der Raumwirkung fordert. Kirchen, die nicht unter Denkmalschutz stehen, etwa Gebäude aus den 60er und 70er Jahren, sind leichter umzunutzen. Allerdings verfügen sie bisweilen nicht über die atmosphärischen und ästhetischen Vorzüge ihrer älteren Pendants. Ein weiterer Nachteil für kommerzielle Umgestaltungen besteht in der emotionalen Bindung der Kirchenangehörigen und Anwohner an das Gebäude. Wenn die lieb gewonnene Kirche, mit der die persönliche Geschichte verknüpft ist, umgenutzt wird, kann das zu einer Protesthaltung der betroffenen Personen führen. Dies kann die öffentliche Meinung beeinflussen und dem neuen Nutzer ein negatives Image bescheren. Ein schon erwähntes Beispiel aus Berlin zeigt, wie dadurch die Attraktivität des Kirchengebäudes für eine kommerzielle Umnutzung vermindert wird: Ein Investor wollte die 2005 entwidmete Kirche St. Raphael in Gatow, ein würfelförmiges Gebäude aus den 1950er Jahren, in einen Supermarkt umwandeln. Die hiervon ausgelösten Proteste der betroffenen Gemeindemitglieder und ihre Drohung, eine Denkmalschutz275 FTD WELT

82 78 prüfung einzuleiten, führten dazu, dass der Investor von seinen Umnutzungsplänen abließ und das Gebäude abreißen ließ Anwohner und Öffentlichkeit Oftmals zeigt sich die emotionale Bindung der Gemeindemitglieder, sobald der Erhalt und die Nutzung von Kirchen in Frage gestellt werden. Wenn die eigene Kirche bedroht ist, sind viele von ihnen bereit, sich für ihren Fortbestand einzusetzen. Erfahrungen aus Berlin und dem Ruhrgebiet haben dabei gezeigt, dass sich oftmals auch Menschen dafür engagieren, die eher kirchenfern einzuschätzen sind.278 Selbst wenn sie keine aktiven Kirchenmitglieder sind, haben sie ein Interesse daran, die Kirche in ihrer Funktion zu belassen. Hier sind freilich nicht nur emotionale Betroffenheit oder moralische Ressentiments von Bedeutung. Eine Kirche ist in vielerlei Hinsicht ein angenehmer Nachbar, der abgesehen vom sonntäglichen Gottesdienst und periodischem Glockengeläut kaum auffällt. In diesem Sinne ist die liturgische Nutzung oder eine erweiterte Nutzung unter kirchlicher Trägerschaft einer Umnutzung als Restaurant oder Supermarkt vorzuziehen. Eine Stilllegung mit der Folge, die Kirche ungenutzt zu belassen, ist auch keine Alternative, die den Geschmack der Anwohner treffen kann. Durch Verfall und Vandalismus geschädigte Kirchenfassaden sind für ein harmonisches Straßenbild nicht opportun.279 Somit fällt den Bürgern ob nun Gemeindemitglieder oder nicht eine vielgestaltige Rolle zu. Einerseits kann die emotionale Betroffenheit in Proteste münden, welche die Umnutzungen erschweren oder gar vereiteln. Derartige Bürgerproteste treten in Form von Leserbrief-Kampagnen oder öffentlichkeitswirksamer Bürgerinitiativen auf. Andererseits kann ihr großes kreatives und finanzielles Potenzial zum Erhalt von Kirchenbauten beitragen. Diverse Gruppen, Fördervereine und lokale Initiativen setzen sich mit Ideen und Spenden für den Erhalt von Kirchengebäuden ein. Angesichts leerer kirchlicher und öffentlicher Kassen sind diese Mittel unverzichtbar. Viele notwendige Sanierungen ostdeutscher Kirchenbauten konnten nur mit Hilfe privater Spenden finanziert werden. Auch ehrenamtliches Engagement und handwerkliche Bauleistungen sind oft praktizierte Formen der bürgerlichen Kooperation Donath 2006, S Schwebel 1997, S Ludwig 2004, S.120; Schloz 2004, S.122; Schöch 2004, S.64; Woydack 2004, S.140; Ludwig 2006, S Brennenstuhl 2002, S.50

83 79 In diesem Zusammenhang wird bisweilen betont, dass eine Beteiligung der Gemeindemitglieder, der Anwohner bzw. einer weiter gefassten Öffentlichkeit bei umfangreicheren Nutzungsveränderungen von Kirchenbauten unbedingt anzuraten ist. Damit kann man nicht nur Widerstände vermeiden, sondern auch um finanzielle und ideelle Unterstützung werben.281 Bei großen und für eine große Öffentlichkeit wichtigen Kirchen ist die öffentliche Anteilnahme ohnehin meist schon vorhanden. Wenn die Nutzungsänderungen aber eher marginal sind und weniger im Mittelpunkt stehende Gebäude betreffen, sinkt das Interesse der Öffentlichkeit und damit das potenzielle Spendenvolumen beträchtlich. In diesem Fall sind Maßnahmen notwendig, die auf das zur Disposition stehende Gebäude aufmerksam machen. Bei den betrachteten Beispielen waren Anwohner und Öffentlichkeit nur bedingt eingebunden. In den lokalen Zeitungen wurde über die Objekte berichtet, aber an den konkreten Entscheidungen wurden keine über die Kirchengemeinde hinaus reichenden Personen beteiligt. Es kam aber in der Folge auch zu keinen Protesten. Das ist in Landshut, Nürnberg und Weißenburg sicherlich der Tatsache geschuldet, dass die durchgeführten Nutzungsänderungen als dem Gebäude angemessen empfunden wurden. In Regensburg war der schlechte Bauzustand der Christuskirche offenkundig und das Gebäude wurde darüber hinaus nicht als unverzichtbar wahrgenommen. Es gab somit bei den vorliegenden Beispielen keine möglichen Ansprechpartner für diese Akteursgruppe. 281 Brennenstuhl 2006a, S.15; Gothe 2007, S.8

84 80 7. Funktionsänderungen von Kirchen als Bestandteil urbanen Wandels Gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel führen immer wieder dazu, dass bestimmte Siedlungselemente ihre Funktion verlieren. Augenfällige Belege hierfür sind große Militäranlagen, die in Zeiten militärischer Entspannung nicht mehr benötigt werden, veraltete Gebäude und Förderanlagen der Schwerindustrie oder stillgelegte Bahnflächen.282 Neben diesen ausgedehnten Arealen werden auch einzelne, kleinere Gebäude nicht mehr in ihrer bisherigen Funktionalität benötigt und verändert, ersetzt oder abgerissen. Die Stadt ist stets im Wandel. Der Verlauf und die Auswirkungen dieser Wandlungs- oder Transformationsprozesse sind ein wichtiger Untersuchungsgegenstand der Stadtgeographie. Elisabeth LICHTENBERGER beschreibt mit den Begriffen Stadterweiterung, Stadterneuerung und Stadtverfall drei Komponenten eines zirkulären Prozesses, der diesen Wandel erklärt. Dabei meint Stadtverfall nicht nur extreme Verfallserscheinungen der baulichen Struktur, sondern auch weniger drastische Phänomene. Wenn Gebäude nicht mehr benötigt werden, sie nicht mehr instand gehalten und schließlich abbruchreif werden, können sie als Ausdruck des Stadtverfalls gelten.283 Stadtumbau ist ein weiterer Begriff, der diese Veränderungsprozesse beschreibt, wobei die Erhaltung des Baubestands mittels Nutzungsänderungen im Mittelpunkt steht.284 Der Nutzungswandel von Kirchengebäuden wird nicht nur durch diese Prozesse beeinflusst (siehe Kapitel 3.3.), sondern kann auch als eine Facette jener Phänomene gesehen werden. Er ist ein durch gesellschaftlichen Wandel verursachter Aspekt des Stadtverfalls. Die Veränderung hin zu einer säkularisierten und religiös pluralisierten Gesellschaft, die negative Entwicklung der Kirchenfinanzen und sich wandelnde städtische Räume stehen einem großen kirchlichen Baubestand gegenüber. Das erzeugt einen Handlungsdruck für die großen Amtskirchen, dem sie sich ebenso wenig entziehen können, wie Unternehmen der Stahl- und Kohleindustrie es angesichts des wirtschaftlichen Strukturwandels in ihren Sektoren konnten.285 Freilich fallen beträchtliche Unterschiede auf, wenn man die oben genannten Konversionen und Umnutzungen mit dem Funktionswandel von Kirchenbauten vergleicht. Während die anderen Wandlungsprozesse oft großflächige Areale betreffen, sind Kirchengebäude eher als punktuelle Objekte, die in die umliegenden Siedlungsstrukturen BBR 2000, S.59ff Lichtenberger 1990, S.14ff; Lichtenberger 1998, S.282; Fassmann 2004, S.117 Heineberg 2006, S.240 Brennenstuhl 2006a, S.13f

85 81 eingebettet sind, zu betrachten.286 Schon Dimension und Kontext unterscheiden den Nutzungswandel von Kirchenbauten von großen Industriebrachen und Konversionsflächen. Es ist offenkundig, dass Kirchengebäude besondere Qualitäten haben, die sie von anderen Gebäudetypen unterscheiden.287 In der Folge wird ausgeführt, welche speziellen Eigenschaften zu dieser außergewöhnlichen Wahrnehmung führen. Dazu wurden die durchgeführten qualitativen Interviews anhand des Kodierleitfadens ausgewertet. Die untersuchten Beispiele unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht recht stark von einander. Deshalb war es zur Wahrung der Nachvollziehbarkeit unumgänglich, zu kennzeichnen, auf welches Objekt sich die einzelnen Aussagen beziehen. Mit der Ortsbezeichnung am Ende des Zitats wird dies gewährleistet Besondere Qualitäten von Kirchengebäuden Bauliche und physische Qualitäten Schon aufgrund ihrer äußeren Erscheinung sind Kirchen als besondere Gebäude zu erkennen. Über Jahrhunderte haben sich spezifische Bauformen herausgebildet, die sie als Gotteshäuser erkennbar machen. Ihre Größe, die Fassaden- und Fenstergestaltung und die hoch aufragenden Kirchtürme tragen dazu bei. Diese churchness of church buildings 288 führt zu einer psychologischen Wirkung, die auch noch anhält, wenn eine Kirche nicht mehr liturgisch genutzt wird. Zusammen mit der unverwechselbaren Bauform macht dies Kirchengebäude zu beeindruckenden Bauwerken.289 Und wenn ich mir vorstelle, dass der Kirche eigentlich der Verfall gedroht hat und wenn jetzt nicht eine Sanierung passiert wäre, würde die Kirche vielleicht gar nicht mehr stehen, dann sage ich, dass es sich gelohnt hat, diese Kirche zu erhalten. Auch weil sie schon beeindruckend ist, das ist schon ein massiver Bau. Weißenburg Nicht nur die äußere Erscheinungsform, sondern auch die innere Gestaltung sorgt für eine außergewöhnliche Raumwirkung von Kirchenbauten. Altarnischen, Gemälde und Säulenarchitektur, elaborierte Lichtwirkung durch hohe oder farbige Fenster und andere typische Merkmale christlicher Sakralbauten lassen den Kirchenraum zu einem besonderen Raum werden Brennenstuhl 2006a, S.14 Schwebel 2006, S.34 Brennenstuhl 2002, S.33 Brennenstuhl 2002, S.33

86 82 Ich kann mich noch daran erinnern, als wir noch unser besonderes Theater hatten und die Schauspieler rein gekommen sind. Die sind erstmal in den Saal rein und haben auf die Decke geschaut und haben gestaunt. Und wenn sie gegangen sind, haben sie gesagt:,es war einfach toll hier zu spielen.' Also es hat sowohl unserem Publikum was gebracht als auch den Künstlern, die hier waren. Weißenburg Kirchengebäude werden durch einen zentralen und ungeteilten Raum dominiert, der vor allem bei gotischen Kirchen eine außergewöhnliche Raumhöhe besitzt. Während diese Gestaltung für eine Umnutzung zu Bürozwecken oder als Wohnhaus ungeeignet ist und verändert werden muss, profitieren andere Nutzungskonzepte davon. Wir haben von vorne herein ein Konzept entworfen, das raum- und ortsspezifisch angelegt ist. Wenn schon in der Kirche ein Museum sein soll, dann wollten wir die Stärken der Kirche für diesen Museumsbetrieb nutzen, so weit es geht, und die Schwächen ausblenden, so weit es möglich ist. Das geht aber nur immer ein Stück weit. Eine Stärke ist sicherlich das Raumbild, dass man dort einen 16, 17 Meter hohen Raum hat, der gleißend hell ist. Das geht aber nur für bestimmte Materialgruppen. Wenn Sie dort Druckgrafik ausstellen, vergilbt die innerhalb von vier Wochen. Landshut Die Kirche ist der Raum, in dem sich die Gemeinde zum Gottesdienst versammeln soll. Sie ist damit für eine Nutzung als Versammlungshalle ausgelegt und kann dank entsprechender Raumaufteilung und Ausstattung ideal als weltlicher Veranstaltungsraum verwendet werden. In einer Kirche habe ich oft schon eine Bestuhlung drinnen, für Konzerte oder Lesungen oder für Kino in der Kirche, für Theater. Dann eignen sie sich auch von der Größe her. Es gibt ja wenig Veranstaltungsräume [...], die eine solche Größe wie eine Kirche haben, wo man eben mehrere hundert Menschen unterkriegen kann. Schon daher eignet sie sich. Von der Akustik auch, weil es einfach eine große, gut zu nutzende und zu beschallende Räumlichkeit ist. Nürnberg Wir planen auf jeden Fall, dass wir den liturgischen Raum auch als Konzertsaal benutzen. Ich habe Kontakt zum Siemensorchester aufgenommen, und für nächstes Jahr planen die Sommerkonzerte in der Kirche. Dazu bietet sich jetzt auch der liturgische Raum mit dem großen Platz vorne an. Der hat immer noch eine gewisse Größe, für das Siemensorchester reicht das mit 400 Sitzplätzen. Wenn man das noch bestuhlt, kann man locker auf 500, 600 kommen. Nürnberg Ihre baulichen Spezifika machen Kirchen für bestimme Nutzungen besonders geeignet. Als Raum für die Liturgie erbaut, die Gesang und Musik mit einschließt, verfügen sie oft über herausragende akustische Qualitäten. Sieht das neue Nutzungskonzept musikalische Veranstaltungen vor, wie bei dem Weißenburger Kulturzentrum, ist das ein großer Vorteil: Wir hatten zum Beispiel mal die Sonntagssendung des BR,,BR unterwegs' oder,radio unterwegs' drin. Da waren hier die Probeaufnahmen, weil die Gesangsgruppen, die da auftreten, hier ihre Gesangsübungen machen mussten. Da eignet sich natürlich der Raum von der Akustik her sehr gut. Weißenburg

87 83 Andererseits bringt die ursprüngliche Ausrichtung auf den Gottesdienst auch Nachteile für diverse weitere Nutzungen mit sich. Bauform, Raumgestalt und Ausstattung der Kirchen sind durch die Liturgie definiert und sie machen Kirchen im Falle der Umnutzung in vielen Aspekten zu äußerst unpraktischen Gebäuden. Die Tatsache, dass es sich um einen großen und hohen Zentralraum handelt, wurde schon angesprochen. Wenn kleinere Raumeinheiten geschaffen werden sollen, geht mit dem Raumeindruck ein großer Vorteil des Kirchengebäudes verloren. Das Aufteilen der großen Gottesdienstsäle scheitert ohnehin oftmals an den Auflagen des Denkmalschutzes. In Hinblick auf die Ausstattung mit elektrischer Infrastruktur, Heizung und Sanitäranlagen müssen ebenfalls umfassende Umbauten erfolgen oder zusätzliche Nebengebäude hinzugezogen werden. Im Falle der Landshuter Heilig-Geist-Kirche wurden keine solchen baulichen Ergänzungen durchgeführt, da das Nutzungskonzept zum Zeitpunkt der Sanierung noch nicht bis ins letzte Detail ausgestaltet war. Eine Tatsache, die den heutigen Museumsbetreibern bisweilen zu schaffen macht. Im Winter, damit sind wir bei den Problemen. Die Kirche hat keine Toilette, keine Heizung, keine Sekundärräume. Also die Umnutzung ist sozusagen hart und schwer erkauft, weil dort nicht über den Tellerrand hinaus gedacht wurde. Man hat also dieses alte Gebäude saniert, das ist auch in Ordnung, mäkeln kann man ja überall. Aber man hat keinen Anbau für die Infrastruktur. Landshut Alle diese speziellen Ausstattungsmerkmale und baulichen Eigenschaften sorgen, so sie beibehalten werden, für eine außergewöhnliche Raumwirkung. Selbst nach Aufgabe der kirchlichen Nutzung wird die Ausstrahlung des Raums immer noch als etwas Besonderes wahrgenommen. Für Zwecke, für die eine würdevolle, ernsthafte und feierliche Stimmung förderlich ist, eignen sich ehemalige Gottesdiensträume in hohem Maße: Wenn größere Empfänge sind, der Neujahrsempfang unseres Oberbürgermeisters zum Beispiel, dann ist der hier drin. Oder wenn hochrangige Gäste begrüßt werden und es ist ein größerer Empfang, dann ist das auch hier drin. Oder wenn Jubiläen gefeiert werden, das müssen jetzt nicht nur ortsansässige Vereine sein, dann ist das auch so. Weil dieser Raum einfach etwas ausstrahlt. Er ist außergewöhnlich. Weißenburg Also wir haben uns da schon ein Nutzungskonzept überlegt.[...] Wir stellen uns vor, dass wir auf der einen Seite natürlich gemeindeintern für die Gruppen und Kreise der Gemeinde, Platz brauchen, dass wir auf der anderen Seite aber auch Geld brauchen. Wir müssen das vermieten. Natürlich werden wir den einzelnen Firmen hier auch unsere besonderen Räume als besonderes Ambiente für irgendwelche Veranstaltungen anbieten. Nürnberg

88 Emotionale Qualität Kirchen sind Bauwerke mit einer herausragenden emotionalen Bedeutung. Vor allem für Menschen aus Familien, die über längere Zeit in einem Stadtteil sesshaft geblieben sind, kann eine intensive Bindung an ihre Umgebung bestehen. Kirchen sind hierbei besonders wichtig, da sie mit vielen einprägsamen Erinnerungen verbunden werden. Hochzeiten, Begräbnisfeiern, Taufen, Konfirmationen oder Erstkommunionsfeiern sind emotional stark besetzte Ereignisse, die in einer untrennbaren Verbindung mit dem Gebäude stehen, in dem sie stattfanden. Kirchen stellen wichtige Bestandteile von Familienerzählungen und -erinnerungen dar und dienen allein durch ihre Anwesenheit als Gedächtnisstützen.290 Es kann zu Konflikten kommen, wenn diese Orte zu anderen Zwecken genutzt werden. Selbst wenn es sich um kulturelle Veranstaltungen handelt, gibt es Bedenken derjenigen, die Erinnerungen mit dem Kirchengebäude verbinden. Durch das Zusammenspiel von persönlichen Erlebnissen und Frömmigkeit kann es zu einem problematischen Verhältnis zur neuen Nutzung kommen. Es war eine Kirche, eine evangelische Kirche. Es sind hier Gottesdienste gehalten worden, es gab Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten. Deswegen hatten dann nach dem Umbau '83 einige Leute eben Probleme, in ein Haus wieder hineinzugehen, wo die Funktion jetzt anders war, sagen wir mal,säkularisiert'. Aber die hatten da schon Probleme es gab ja früher auch Bälle in dem Saal zu sagen: Ich gehe in einen Kirchenraum, der jetzt zwar ein Kulturzentrum ist, oder ein großer Saal eines Kulturzentrums, aber ich habe da Gottesdienste erlebt oder ich bin da konfirmiert worden oder getraut worden. Also ein Problem damit, da rein zu kommen und jetzt etwas ganz anderes zu machen, was eigentlich einem gläubigen Menschen in einer Kirche widerspricht. Weißenburg Es wird heute noch als Kirche empfunden von den älteren Leuten. Und als wir dann vor etlichen Jahren unsere Tanznachmittage für Senioren eingeführt haben, das war ja dann diese Generation, die die Kirche noch als Kirche erlebt hat, gab es schon einige, die gesagt haben:,also ich kann da drin nicht tanzen.' Weißenburg Sogar wenn die kirchliche Nutzung beibehalten wird, können Nutzungserweiterungen und bauliche Umgestaltungen ablehnende Reaktionen bei den Menschen hervorrufen, die sich emotional mit dem Gebäude verbunden fühlen. Diese Bindung ist nicht von ästhetischen oder kunsthistorischen Qualitäten abhängig, sondern von persönlichen Erfahrungen. Das ist bei einer unscheinbaren Dorfkirche oder einer subjektiv als hässlich empfundenen Stahlbetonkirche mit Flachdach ebenso möglich wie bei einer romanischen Basilika oder einem gotischen Dom. 290 Soeffner 1997, S.71

89 85 Wir haben eine ganz erhebliche Zahl an Gemeindegliedern, die die Einweihung der alten Kirche, also der jetzigen Kirche, noch miterlebt haben und da drin groß geworden sind. Und wie es bei vielen solchen Kirchen ist, die mag man eigentlich nicht, aber das ist halt meine und da gewöhne ich mich dran. Und jetzt verändern die auch noch was. Und das ist dann nicht mehr meins. Also so dieses Gefühl:,Wird das noch meins sein?' Das ist, denke ich, der größere Widerstand. Nürnberg Daraus kann Unverständnis für veränderte Nutzungskonzepte entstehen, aus dem wiederum Widerstand gegen das Neue erwächst. Eine Protesthaltung der Gemeinde oder auch der nicht kirchlich gebundenen Anwohner kann die Folge sein und den Prozess der Nutzungsveränderung schwer belasten.291 Bei den näher betrachteten Beispielen aus Bayern kam es zu keinen Protestaktionen. Selbst die evangelische Gemeinde der Regensburger Christuskirche, deren Gotteshaus abgerissen wurde, reagierte verständnisvoll, was mit der geringen Größe der Gemeinde und ihrer Altersstruktur begründet wurde: Aber die Frage nach Protest kann man konkret mit,nein' beantworten. Das gab es nie. Es gab vielleicht ein Stück Einsicht in die Situation. Das hängt aber auch mit den Menschen zusammen, die der Kirche verbunden waren. Das waren nicht die jungen Studenten, wo man eine Protesthaltung erwarten könnte. Generation 50, 60 plus überwiegend, und da können Sie auch nicht erwarten, dass sich die auf die Beine stellen und sagen:,wir brauchen und fordern Alternativen.' Regensburg Ergänzend ist zu bedenken, dass das Gebäude in keinem guten Zustand war und eine Sanierung auch von der Gemeindeführung nicht als sinnvoll erachtet wurde. Diese Kirche war schließlich nicht für die Ewigkeit erbaut worden, sondern als Übergangslösung. Beim neuen Nutzer des Areals, der Stadtbau-GmbH, gab es ebenfalls keine Bedenken, an der Stelle einer ehemaligen Kirche zu bauen (siehe Protokoll f in Anhang F). Dennoch zeigten sich persönliche Bindungen an die Christuskirche. Ihr Verlust machte sich bei einigen Gemeindemitgliedern durchaus bemerkbar: Wobei, für die Kerngemeinde war das schon so, dass da eine Leere entstanden ist. Und da gab es auch Trauer. Es ist immer noch Trauer da bei manchen. Manche kommen da runter, also zur Lukaskirche, die ist ja auch nicht so weit weg. Es ist ja nicht so, als ob man da zehn Kilometer weit weg müsste. Das sind gute zwei Kilometer. Aber bei anderen ist es schon Trauer und ein Stück Verlassen-worden-sein. Den Eindruck habe ich schon.,ich bin da immer zur Christuskirche an Weihnachten hingegangen und dass ist nicht dasselbe' und ähnliche Aussagen gibt es da. Und diese Leute konnte man nicht auffangen. Regensburg Die Auswirkungen dieser emotionalen Verbundenheit zeigen sich vor allem während des Umnutzungsprozesses, wenn bauliche Strukturen verändert werden. Obwohl die Nürnberger Christuskirche auch in Zukunft für Gottesdienste verwendet werden wird, 291 Brennenstuhl 2002, S.33

90 86 kommt es zu umfangreichen baulichen Veränderungen. Letztlich bleibt nur die Fassade des Gebäudes aus dem 1950er Jahren erhalten. Auch das stellt eine emotionale Belastung für die Gemeindemitglieder und die Verantwortlichen dar: Man hat das Gefühl, dass man etwas kaputt gemacht, etwas zerstört hat. Das sah ja auch nicht immer so toll aus. Das Bild, als wir den alten Altar da zerlegt haben... Das geht ja auch nicht so einfach, dass man den nimmt und nach außen stellt. Der ist sehr groß und sehr schwer, das geht nicht zerstörungsfrei. Das ist natürlich so eine emotionale Geschichte. Da denke ich, das hat vielen irgendwo weh getan, dass wir den dann so vor die Tür stellen. Nürnberg Ob es zu derartigen persönlichen Bindungen kommt, hängt maßgeblich davon ab, wie intensiv und wie oft die entsprechende Kirche durch die Gemeinde genutzt wurde. Die Heilig-Geist-Kirche in Landshut fungierte lediglich als Nebenkirche, die Pfarrkirche war und ist die in unmittelbarer Nähe gelegene Kirche St. Martin. Während beide Gotteshäuser ein beeindruckendes Baualter und eine ähnlich herausragende historische und künstlerische Bedeutung aufweisen, ist die emotionale Bindung zu Heilig-Geist eher gering. Zwar führte eine Bürgerbewegung im 19. Jahrhundert zur Resakralisierung des bereits profanierten Baus, als Pfarrkirche diente er aber nur für kurze Zeit. So gibt es heute kaum Landshuter Katholiken, die die Heilig-Geist-Kirche als ihre Kirche empfanden. Gegen die Mischnutzung und die damit verbundene engeschränkte liturgische Nutzung regte sich kaum Widerstand. So sehr gewisse Nutzungen von der feierlichen Atmosphäre eines (ehemaligen) Kirchenraums profitieren, so weitreichend sind auch die Nutzungsbeschränkungen und funktionalen Zugeständnisse, die aus moralischen Überlegungen entstehen. Besonders wenn die Kirche immer noch als liturgischer Raum dient, also eine Mischnutzung oder erweiterte Nutzung vorliegt, muss in manchen Punkten Rücksicht auf die Würde des Raumes genommen werden. Auf der anderen Seite respektieren wir auch, dass wir bei Vernissagen Organisationsprobleme haben, indem wir in der Kirche keinen Alkohol, etwa Wein, ausschenken. Das ist natürlich schon eine große Zumutung, wenn man bedenkt, dass manche zu so einer Vernissage nur kommen, weil es Wein oder Essen gibt. Landshut Es gilt dabei sowohl konkrete Vorgaben des kirchlichen Partners zu beachten als auch moralische Vorstellungen, die es über dieses Thema in der Bevölkerung gibt. Dazwischen können durchaus Unterschiede bestehen. So führte eine Ausstellung, die vom Kirchenrektorat genehmigt wurde, zu aufgebrachten Reaktionen der Landshuter Bevölkerung:

91 87 Bei der Pachtner-Ausstellung hatten wir zum Beispiel 45 Tonnen Erde da drin, was meinen Sie was da los war! Das war beste niederbayerische Tonerde. Und die Leute haben uns beschimpft, dass wir Dreck da reintragen. Das können Sie sich gar nicht vorstellen. Landshut In diesem Kontext sind sowohl persönliche Erinnerungen und die daraus resultierende gefühlsmäßige Bindung zum Gebäude als auch davon unabhängige, allgemeine moralische Vorstellungen von Bedeutung. Es gibt kulturell vermittelte Grenzen dessen, was in einer Kirche geschehen darf und was nicht. In der Wahrnehmung vieler traditionellchristlich geprägter Menschen werden diese Moralvorstellungen selbst dann noch angelegt, wenn ein Kirchengebäude nicht mehr liturgisch genutzt wird. So wird es von vielen als unpassend empfunden, wenn eine profanierte Kirche zur Diskothek wird oder als Speiselokal mit besonderem Flair wirbt Historische und symbolische Qualitäten Als zentrale und überdurchschnittlich alte Gebäude fungieren einige Kirchen als steingewordenes Gedächtnis und geben ihrem Umfeld ein Stück seiner Identität. Das betrifft einige herausragende Exemplare in besonderem Maße. Die großen Dome und Kathedralen haben eine zentrale Bedeutung für die Gesellschaft, sie sind Versteinerungen ihrer Identitätsillusionen 293. Die Berliner Gedächtniskirche, die Dresdner Frauenkirche, der Pariser Invalidendom und andere Beispiele führen die identitätssiftende Funktion ausgewählter Kirchen als Mahnmale und Denkmale eindrucksvoll vor Augen. Die Tatsache, dass es sich um Orte christlichen Kultes handelte oder handelt, tritt dabei in den Hintergrund. Ein solches Gebäude funktioniert auch, wenn es nicht mehr als Kirche in Gebrauch ist.294 Die große Mehrzahl der Kirchengebäude hat auf den ersten Blick keine derart überragende geschichtliche Bedeutung. Bei genauerer Betrachtung haben aber auch kleinere oder jüngere Kirchen eine historische Dimension auf lokaler Ebene.295 So spiegelt die Nürnberger Christuskirche ein Stück der Geschichte des sie umgebenden Viertels wieder: Sie ist ein Stück Corporate-Identity für dieses Bürgertum, das sich in diesem Arbeiterviertel findet, dieses Arbeiterbürgertum. Also Corporate-Identity für die Südstadt. Das bedeutet viel Nürnberger Kontext. Da steht das Arbeiterbürgertum der alten Kaufmannsippe, die sich in der Altstadt breit gemacht hat, gegenüber. Und auch gegen die Nobelviertel in Richtung Osten und Norden. Es ist so eine eigene, über 100 Jahre gewachsene Identität. Von daher hat die Christuskirche an der Stelle einen Symbolcharakter. Nürnberg Schwebel 2006, S.39 Soeffner 1997, S.73; Siehe weiter hierzu: Grünberg 2006, S.117ff. Soeffner 1997, S.73; Schloz 2004, S.122; Kranemann 2003, S.167 Soeffner 1997, S.71; Grünberg 2003, S.171

92 88 Die Christuskirche erinnert darüber hinaus an Ereignisse des 20. Jahrhunderts, welche die Identität des Viertels geprägt haben, die Kriegszerstörungen, den Wiederaufbau sowie den wirtschaftlichen Strukturwandel der letzten Jahre: Natürlich auch gerade durch den Turm, der 50 Meter hoch ist. Das ist, glaube ich, der höchste Turm in Nürnberg. Das sieht man ja auch. Wenn die hier nach dem Krieg eine Orgel reinbauen, mit 48 Registern, ein Riesenteil, dann zeigt sich, man will diesen Wiederaufbau,,wir packen an' usw. Das, was mit dem Wiederaufbau von Siemens und MAN da einfach auch passiert ist. Als solche steht sie auch für den ganzen Niedergang der Industrie in Nürnberg und für dieses Leiden. Nürnberg Dank ihrer Erinnerungsfunktion an vergangene Ereignisse oder Zustände stehen viele Kirchen unter Denkmalschutz, so auch die Nürnberger Christuskirche. Davon ausgenommen sind allerdings viele Gotteshäuser der Nachkriegszeit, vor allem der 60er und 70er Jahre. Die Regensburger Christuskirche mag hier als Beispiel dienen. Grundsätzlich handelte es sich ebenso um eine Kirche, die eine emotionale Bedeutung für die Gemeindemitglieder hatte. Sie hatte aber keine darüber hinausgehende historische oder künstlerische Bedeutung. Bei der Heilig-Geist-Kirche in Landshut waren die Verhältnisse umgekehrt. Die Kirche war keine Pfarrkirche gewesen, nur wenige Menschen hatten persönlich-biographische Bindungen zu ihr aufgebaut. Allerdings gab und gibt es ein öffentliches Interesse am Erhalt des Gebäudes, das aus seinem Status als Kunstdenkmal erwächst. Dieser Sachverhalt kann für das weitere Schicksal der Kirche, sollte sie aus der liturgischen Nutzung fallen, entscheidend sein. In einem solchen Fall besteht die historische oder künstlerische Bedeutung und damit das öffentliche Interesse an der Erhaltung des Gebäudes weiter.296 Sie können eine Kirche der 50er Jahre, es sei denn, es hat sie ein weltberühmter Architekt gebaut, nicht mit Heilig-Geist vergleichen, oder mit der Jesuitenkirche hier bei uns. Und das ist genau der Punkt. Sie könnten hergehen und sagen, die kirchliche Situation hat sich so verändert, wir brauchen diese Kirchen nicht mehr, auch aus demographischen Gründen, ich habe das vorher schon gesagt. Dann haben Sie dennoch Kunstdenkmäler, und zwar von Rang. Landshut Die Heilig-Geist-Kirche ist nicht nur für sich allein betrachtet ein wichtiges Baudenkmal. Das Baureferat der Stadt Landshut sieht das Gebäude in erster Linie als einen Teil der historischen Altstadt. Mit einigen anderen sakralen und profanen Bauten zusammen formt es ein Ensemble historischer Gebäude, das nicht zuletzt für den Tourismus eine wichtige Bedeutung hat. Zur Einrichtung eines Museums kam man aus der Überlegung heraus, eine adäquate Nutzung für das Kirchengebäude zu finden. Es ging weniger darum, einen Platz für ein dringend benötigtes Museum zu finden. 296 Ludwig 2002b, S.16

93 89 Man hatte hier seit den 70er Jahren ein Gesamtkonzept, dass man eher,traditionsinseln' erhält. Man hat eine ganze Reihe von Kirchen, Stallungen oder anderer Gebäude, wie das Krankenhaus, das heute Volkshochschule geworden ist. Es sind also eine Reihe von größeren Bauten im Innenstadtbereich mit Hilfe von Städtebauförderungsgeldern saniert worden und dazu gehörte dann in den 90er Jahren auch die Heilig-Geist-Kirche. Landshut Ein weiteres Zitat belegt die geschichtliche und künstlerische Bedeutung des Gebäudes sowie die wichtige Funktion innerhalb des historischen Bauensembles: Es ist so, dass gerade diese Kirche ein Denkmal ist. Das würde jeder Kunsthistoriker verteidigen. Es kommt hinzu, dass mit dem Erhalt dieser Kirche auch symbolische Qualitäten verbunden sind ist an dieser Stelle Napoleon über die Isar gegangen und hat damals die städtebauliche Lage im Prinzip einigermaßen unter Beschuss genommen. [...] Hinzu kommt, gerade jetzt Landshut-spezifisch, dass die Heilig-Geist-Kirche im Altstadtbereich liegt. Die Stadtkulisse ist eine Identitätsstiftung, die andere sind die Menschen. Und diese Menschen formieren sich alle vier Jahre zu einem riesigen Umzug, der,landshuter Hochzeit'. Dieser Umzug braucht diese Stadt als Kulissenstadt. Hinter den Kulissen ist ganz viel neu und alles was anderes. Aber zum geschlossenen Bild dieser Hochzeit des Jahres 1475 sind gerade die Eckpfeiler, die tatsächlich noch aus dieser Zeit stammen, unverzichtbar. Landshut In Nürnberg-Steinbühl fehlt ein solcher touristisch nutzbarer städtebaulicher Kontext, in den die Christuskirche eingebettet werden könnte, in der Umgebung der Regensburger Christuskirche ebenso. Die Situation in Weißenburg ist dagegen mit der in Landshut durchaus zu vergleichen (siehe hierzu den touristischen Stadtplan Weißenburgs in Anhang E): Also historisch gesehen ist es das Ellinger Tor, das ist eigentlich das Wahrzeichen von Weißenburg. Wenn man dann so die historischen Sehenswürdigkeiten aufzählt, dann kommt natürlich das alte, das gotische Rathaus als nächstes. Wir haben die Stadtmauer mit 38 Türmen, die noch erhalten sind, wir haben das Kulturzentrum, wir haben das Wildbad. Es reiht sich alles aneinander. Weißenburg Als weiterer Aspekt kann von einer symbolischen Bedeutung von Kirchengebäuden gesprochen werden: Sie stehen für die Institution Kirche, für ihre Geschichte und ihre Werte.297 Ein solcher symbolischer Charakter ist von der künstlerisch-architektonischen Qualität losgelöst. Auch die Regensburger Christuskirche stand für die Institution Kirche. Frage: Gab es in irgend einer Form mal Überlegungen, das Gebäude zu erhalten und irgendwie anders zu nutzen? Antwort: Nein. Dann hätten wir es sicher weiter als Kirche genutzt, wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte. Das dann sozusagen als Kirche aufzugeben, es stehen zu lassen und für was anderes zu benutzen, das wäre dann auch das falsche Zeichen gewesen. Warum gehen wir raus, wenn es der Bau noch hergibt? Der Grund war ja die Baufälligkeit. Regensburg 297 VELKD 2003, S.7; Ludwig 2002b, S.44

94 90 Kirchengebäude werden auch dann noch mit der Institution Kirche in Verbindung gebracht, wenn die liturgische Nutzung verändert oder gar aufgegeben wurde. Der Umgang mit ihnen wirkt sich auf das Bild der Kirche in der öffentlichen Meinung aus. Was mit ihren Gebäuden geschieht, wird in direkte Verbindung mit dem System Kirche gebracht. Besonders augenfällig ist dieser Zusammenhang, wenn es zu Nutzungserweiterungen oder Mischnutzungen kommt, die Kirche also als direkter Akteur beteiligt ist. Die Bedeutung der Außenwirkung spielte so bei der Umgestaltung der Nürnberger Christuskirche durchaus eine wichtige Rolle. Wenn ich es jetzt so formuliere, vom ersten Plan zum jetzigen, hat die Architektur gesiegt gegen Praktikabilität. Ich bin ansonsten ein sehr praktischer Mensch, aber ich muss sagen, die Entscheidungen, die da gefallen sind, werten das Haus auf. Ich glaube, dass es für so ein Haus ganz wichtig ist, dass es auch einen architektonischen Wert hat. Bei so einer Baumaßnahme muss wirklich etwas Gutes rauskommen, auch etwas architektonisch Gutes. Nicht nur etwas Praktisches, sondern es muss nach außen hin Wirkung haben. Nürnberg Städtebauliche Lage und Verhältnis zum Umfeld Im Wettbewerb der Sinnanbieter haben die großen christlichen Glaubensgemeinschaften durch die zentrale Lage ihrer Gotteshäuser einen Vorteil. Das Erscheinungsbild frühmittelalterlicher Städte des europäisch-christlichen Kulturkreises wurde durch Kirchen dominiert. Bisweilen waren Klosteranlagen mit ihrer zentralen Klosterkirche Keimzellen weiterer Siedlungsentwicklungen. Freilich standen die Kirchengebäude stets mit Gebäuden anderer Funktionalität in Konkurrenz um die zentralen Grundstücke. Paläste und Verwaltungsgebäude weltlicher Herrschaft, Kaufhäuser, Tuchhallen oder Rathäuser machten ihnen zunehmend den Platz streitig.298 Auch Kirchen jüngeren Datums erfreuen sich in vielen Fällen eines zentralen Standorts. Während des Baubooms der Nachkriegszeit entstanden viele neue Kirchengebäude in modernen Stadterweitungsgebieten. Sie liegen dort im Regelfall an zentraler Stelle, auf einem städtebaulich attraktiven Grundstück. Die Lage des Areals, auf dem sich die Regensburger Christuskirche bis zu ihrem Abriss befand, illustriert dieses kirchliche Planungsleitbild. Kirche und evangelischer Kindergarten sollten im Verbund einen Mittelpunkt für das neu geschaffene Viertel darstellen. Aber konzipiert war es mal, als die ganzen Hochhäuser dort oben entstanden sind Pommernstraße, Schlesierstraße und wir das Grundstück erwarben, dass das mal so ein kirchlicher Mittelpunkt sei. Das war schon mal ein Grundgedanke. Nur da sage ich jetzt mal für Evangelisch-Regensburg... Und wir hatten sogar die Auflage, neben der Kirche einen Kindergarten zu bauen. Das war in den 60er Jahren so eine Vorgabe, dass wir dieses schöne, 298 Rischede 1999, S.164; Grünberg 2003, S.171; Gerhards 2004, S.133

95 91 zentrale gut gelegene Filetstück als Grundstück bekamen. Die Stadtbau war da der Träger von diesen Hochhäusern. Regensburg Heute, nach dem Ende der kirchlichen Nutzung des Areals, erwarb die Stadtbau-GmbH das Grundstück. Aufgrund der zentralen Lage inmitten der Wohnanlage eignet es sich hervorragend für ein Gebäude mit sozialen Versorgungseinrichtungen, wie es im Rahmen der Bauvorhaben des Projektes WAL errichtet werden soll. Dort sollen Gemeinschafts- und Gruppenräume allen Bewohnern zur Verfügung stehen. Die Zentralität des ehemaligen Kirchenstandorts war maßgeblich für seinen hohen Verkehrswert verantwortlich. Darin liegt auch der Grund für die städtebauliche Relevanz des Abrisses dieses als Gebäude eher unbedeutenden Gotteshauses. Die Nürnberger Christuskirche und ihr Grundstück verfügen hingegen über keine gleichwertige Bedeutung für das umliegende Quartier. Zwar liegt das Gebäude innerhalb des Wohngebietes, funktional kann man aber nicht von einem Zentrum sprechen. Frage: Wenn Sie sich hier das anschauen [Ein Flyer wurde vorgelegt und besprochen, siehe Bild e) in Anhang E], da ist ja das eigenlich relativ zentral. Hat es auch tatsächlich diese Wirkung? Antwort: Richtig. Aber von der Wirkung und von der Funktion her habe ich hier andere Zentren in diesem Stadtviertel. Da habe ich hier den Aufseßplatz, wo Leben stattfindet, so als sich entwickelndes Zentrum in der Südstadt, aber nicht diesen Kirchenplatz und dieses Kirchengebäude, das lange Zeit brach lag. Wo auch die Besucherzahlen bei den Gottesdiensten permanent rückläufig waren. Das ist einfach ein Gebäudekomplex war, der zwar optisch eigentlich wirken könnte, sehr dominant sein könnte, aber der aufgrund seiner marginalen Nutzung eigentlich kaum noch von Bedeutung ist. Nürnberg Das Kulturzentrum Karmeliterkirche in Weißenburg und die Landshuter Heilig-GeistKirche liegen jeweils innerhalb des historischen Innenstadtbereichs, beide sind aber nicht die wichtigsten Kirchen des Quartiers. Dort befinden sich mehrere Kirchengebäude in geringer Entfernung, wie es für mittelalterlich geprägte Stadtzentren typisch ist. Die beiden untersuchten Sakralbauten stellen jeweils nicht die zentrale Kirche der Stadt dar, es handelt sich vielmehr jeweils um zusätzliche Gotteshäuser, die als Ergänzung zur wichtigen zentralen Pfarrkirche Verwendung fanden. So liegt die HeiligGeist-Kirche zwar in der Innenstadt und ist dadurch auf die gesamte Stadt bezogen durchaus als zentral zu bezeichnen, innerhalb des Stadtkerns nimmt sie aber eher eine randständige Position ein. Wir haben diese städtebauliche Lage in mehreren Ausstellungen thematisiert, z.b. in der Pachtner-Ausstellung oder aber in der Seilsdorfer-Ausstellung. Bei der hatten wir eine Art acht Meter hohen Strebepfeiler vor die Tür gestellt, der gerade auf diese städtebauliche

96 92 Scharnierfunktion die Altstadt biegt ja weiter unten ab, um gerade über die Isar gehen zu können aufmerksam zu machen. Das Gebäude ist in den letzten Jahren noch stärker in den Laufbereich mit einbezogen worden. Also, dass dort die Heilig-Geist-Gasse zwar keine 1a-Lage ist, aber dass da trotzdem sehr viele Fußgänger durchgehen. Landshut Kirchen liegen keineswegs immer im Mittelpunkt ihrer Stadtviertel. Ihre Zentralität und damit die Möglichkeiten, die Funktionsänderungen für das umliegende Quartier mit sich bringen, variieren beträchtlich. Diese Besonderheit von Kirchengebäuden ist nicht per se vorhanden und muss in Einzelfallanalysen überprüft werden. Abgesehen von der (potenziell) zentralen Lage haben Kirchen als auffallende Einzelgebäude eine weitere Bedeutung für ihr Umfeld. Sie sind oftmals städtebauliche Dominanten, die den Raum ordnen und als Orientierungspunkte dienen.299 Vor allem Kirchen, die über hohe Kirchtürme verfügen, haben in dieser Hinsicht eine wichtige Funktion für das Stadtbild. Die Heilig-Geist-Kirche Landshuts war so in ihrer Entstehungszeit die weithin sichtbare Begrenzung der Stadt, heute stellt sie einen deutlichen Grenzstein der inneren Altstadt dar: Sie war ja einer der Eckpunkte. Sie war das andere Ende der Stadt. Dort war das HeiligGeist-Tor an der Isar. Sie war die Begrenzung der Stadt. Deshalb auch am Rande der Stadt, das kann man schon auch sagen. [...] Ein markantes städtebauliches Objekt, das man nicht verfallen lassen darf, sondern wo man schauen muss, wenn es innerkirchlich zu wenig genutzt wird, dass man eine andere Nutzung und eine adäquate Nutzung erhält. Landshut Der hohe Turm der Christuskirche in Nürnberg-Steinbühl kann ohne Weiteres als räumlicher Bezugs- und Orientierungspunkt dienen. Das über 50 Meter hohe Bauwerk, das den letzten erhaltenen Teil des Vorgängerbaus darstellt, überragt die umliegenden Gebäude bei weitem. Im Zusammenspiel des Turms mit dem Neubau aus den 1950ern, der ebenfalls beeindruckende Dimensionen vorweist, ist die Christuskirche nicht zu übersehen und kann als Orientierungsmarke fungieren. Es stellt sich aber die Frage, ob sie diese Funktion bei den Anwohnern und Passanten tatsächlich hat. Es zeigt sich hier, dass ein solches Potenzial zwar vorliegt, aber nicht zwangsläufig genutzt wird: Wenn man es unabhängig von der genauen Nutzung im Stadtteil sieht. Das ist einfach so ein Punkt, da kann man sich treffen, da läuft vieles drauf zu. Und ich hab einfach noch diesen Platz davor, ich denke das macht auch viel aus. Wenn man den richtig benutzt und anlegt, dass ich da auch ein bisschen einen freien Platz habe, was es in der dicht besiedelten Südstadt ja auch nicht an jeder Stelle gibt. Nürnberg Frage: Und der Turm selbst: Kann der vielleicht als Orientierungspunkt dienen? Antwort: Also weiß ich nicht, ob der für Menschen als Orientierungspunkt dient. Also die 299 Grünberg 2003, S.176; Klumpp 2006, S.363

97 93 Christuskirche ist schon ein Begriff, wenn man jetzt Menschen etwas beschreibt. So für eine Orientierung kann man schon die Christuskirche oder den Turm der Christuskirche als Marker nehmen. Aber auf der anderen Seite habe ich immer wieder viele Aussagen mitbekommen, 'Christuskirche, was ist das? - Ja die Kirche hier an der Hauptstraße, Landgrabenstraße Ecke Tafelfeldstraße Ach, die.' Also wo die nicht so im Bewusstsein verankert ist. Also da gibt es beides. Nürnberg Somit hat sie aufgrund ihrer baulichen Eigenschaften die Chance, als Orientierungspunkt zu gelten. Kleinere, turmlose Gotteshäuser können diese Aufgabe jedoch a priori nicht erfüllen. Für die Regensburger Christuskirche kann man eine solche Wirkung ohne Zweifel in Abrede stellen, da sie als sehr niedriger und unscheinbarer Bau von deutlich größeren Wohnhäusern umgeben war. Auch die ehemalige Karmeliterkirche in Weißenburg ist ein äußerlich eher schlichter Bau, der nur bedingt als Orientierungspunkt geeignet ist. Frage: Ist denn das Gebäude vor der Umnutzung ein Treff- oder Orientierungspunkt gewesen? Oder ist es das vielleicht heute? Antwort: Zu der Situation zuvor kann ich Ihnen jetzt nicht sagen, das war vor meiner Zeit. Also Treffpunkt heute würde ich sagen, ist unser altes Rathaus. Wenn jetzt Stadtführungen oder Ähnliches nicht vom Museum abgehen, dann würde man nie sagen,treffpunkt Kulturzentrum'. Weißenburg Betrachtet man die untersuchten Beispiele, wird klar, dass beiweitem nicht alle Kirchen als Orientierungspunkte dienen können. Auch dieser Punkt kann nur durch Einzelfallanalysen geklärt werden Kirchen als Orte der Identität In vielen Kulturwissenschaften hat die Betrachtung der räumlichen Dimension in den letzten Jahren größere Bedeutung gewonnen.300 Angesichts technischer und sozialer Globalisierungsprozesse verlieren Raum und Distanzen mehr und mehr an Bedeutung. Das führt einerseits zu einer wachsenden Homogenisierung in vielen Bereichen, andererseits durch vermehrte wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu einer gestiegenen Wichtigkeit der Unterschiedlichkeit von Räumen. Während der Nationalstaat an Bedeutung verliert, gewinnen die lokale und regionale Ebene an Relevanz. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, die Unterschiedlichkeit der Räume zu identifizieren und die - dadurch erst mögliche - Bildung von räumlicher Identität zu untersuchen.301 Derartige wissenschaftliche Ansätze haben bereits begonnen, auf viele Bereiche des täglichen Lebens auszustrahlen. Im modernen Städtebau und der zeitgenössischen Ar300 Diese Verlagerung der wissenschaftlichen Perspektive wird als spatial turn bezeichnet. Siehe hierzu Gebhardt/Reuber/Wolkersdorfer 2003, S.16ff. 301 Ipsen 1999, S.152f; Gebhardt/Reuber/Wolkersdorfer 2003, S.2; Wood 2003, S.142

98 94 chitektur geht es daher oftmals darum, etwas Unverwechselbares und Eigenes zu schaffen. Auf Ebene der Stadtviertel, der Städte, der Regionen und höherer Raumeinheiten wird die eigene Identität betont. Das so geschaffene symbolische Kapital dient als Standortvorteil im globalen Wettbewerb. Viele Förderprogramme diverser Instanzen, von der Ortsgemeinde bis hin zur EU, verdeutlichen, dass es sich bei der Wiederkehr des Regionalen um einen politisch gewollten Prozess handelt.302 Raumbezogene Identität braucht konkrete Punkte, an denen sie sich festmachen kann. Wenn Elemente des Raums (z.b. Gebäude, Plätze, Straßenzüge) über kulturelle, historische oder soziale Bedeutung verfügen, eigenen sie sich besonders gut dafür. Kirchengebäude sind in vielerlei Hinsicht als Kristallisationspunkte der räumlichen Identität geeignet. Die unverwechselbare Symbolsprache, ihre enge Verknüpfung mit der Geschichte ihrer Mitglieder und ihrer Umgebung sowie die herausgehobene stadtstrukturelle Funktion machen Kirchengebäude zu kollektiven Identitätssymbolen. Somit kann ihre Eigenschaft, als ein Orte der persönlichen, raumbezogenen Identität zu wirken, als Summe der geschilderten besonderen Qualitäten gesehen werden.303 Kirchen dienen dabei nicht nur als Erinnerungsort an die religiöse Prägung eines Individuums. Bei sinkendem Zulauf der großen kirchlichen Glaubensgemeinschaften würde diese Funktion kirchlicher Sakralbauten ohnehin an Bedeutung verlieren. In einer mit dem religiösen Aspekt verschmolzenen Ebene sind Kirchen Orte der Identität: Sakrale Gebäude sind ein wichtiges Element des regionalen Selbstbildes. Als markante und mit Bedeutung aufgeladene Bauwerke stehen sie symbolhaft für das eigene Stadtquartier, die Siedlung oder die Region.304 Für Minderheiten, die sich nicht nur in religiöser Hinsicht von der sie umgebenden Mehrheit unterscheiden, fallen diese Aufgaben in noch stärkerem Maße Sakralbauten zu. Kirchen sind weithin sichtbare Identitätssymbole dieser Gruppen und somit unverzichtbar für ihre Außendarstellung. Besonders deutlich wird dies bei der sorbischen Minderheit in Deutschland. Ihre katholischen Martern, Kruzifixe und Gotteshäuser unterscheiden sich von den religiösen Manifestationen der umliegenden, protestantisch geprägten Regionen. Sicherlich weichen die Sorben nicht nur in religiöser Hinsicht von ihren Nachbarn ab, sondern auch in anderen kulturellen Belangen. Die religiöse Prägung stellt eines unter mehreren Elementen der sorbischen Identität dar. Das sorgsame Pflegen und zur Schau stellen ihrer Kirchen und Kapellen ist demzufolge als Maß302 Ipsen 1999, S.150f; Fassmann 2004, S.102; Wood 2003, S.137f 303 Soeffner 1997, S.73; Brennenstuhl 2002, S Angenendt 2001, S.60; Rösener 2006, S.14

99 95 nahme zu verstehen, die auch die eigenständige Identität bekräftigen soll. Die Bedeutung der Kirche als Ort der Identität geht in diesem Fall über die Ebene der Religion hinaus Krings 2007, S.1045

100 96 8. Funktionswandel von Kirchen eine Chance für die Stadtentwicklung? 8.1. Allgemeine Ziele der Stadtentwicklung Bereits angesprochen wurde der Wandel von Städten als Gegenstand der wissenschaftlich-geographischen Analyse (siehe Kapitel 7). Es wird untersucht, wie sich die Stadt entwickelt. In der Praxis, der konkreten Stadtplanung, wird der Begriff Stadtentwicklung etwas anders verstanden. Er meint dort das Vorhaben, die zukünftige Veränderung der Stadt aktiv zu lenken.306 In der Folge soll diese zweite, normative Dimension des Begriffs im Mittelpunkt stehen. Es geht den betreffenden Akteuren nicht darum, zu klären, wie sich die Stadt wandelt, sondern festzulegen, wie sie sich wandeln soll und die entsprechenden Prozesse zu steuern. Wechselnde Leitbilder formen dabei die Vorstellung von der idealen Stadt, die den Bedürfnissen ihrer Bewohner gerecht wird. Die Gesellschaft ist aus diesem Grund daran interessiert, den Prozess der Stadtentwicklung zu steuern. Dieses Interesse wird als gesellschaftlicher Auftrag an Politik und Verwaltung übergeben. Staat, Länder und Kommunen sind dabei maßgebliche Akteure, die den Stadtentwicklungsprozess in gewünschte Bahnen lenken sollen. Aus wissenschaftlichen Analysen, pragmatischen Überlegungen und politischem Interesse entstehen dort konkrete Stadtentwicklungskonzepte. Einzelne Instanzen der kommunalen Verwaltung, vor allem die Stadtplanung, haben die Aufgabe, die so beschlossenen Grundsätze in konkrete Planungen einzubeziehen.307 Ein aktuelles Leitbild der Stadtentwicklung, das seit den 1990er Jahren verstärkt diskutiert wird, ist die soziale Stadt. Dabei ist es das Ziel, der zunehmenden Ökonomisierung des Stadtraums und der dadurch verschärften sozialen Polarisierung entgegenzusteuern.308 Seit 1999 gibt es das Bund-Länder-Programm Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf die soziale Stadt, das dieses Ziel an ausgewählten Stadtorten durchzusetzen hilft. Es sollen Projekte zur nachhaltigen Entwicklung in Stadt- und Ortsteilen, die in hohem Maße von sozialräumlichen Segregationsprozessen betroffen sind, durchgeführt werden. Dabei werden physische Wohn- und Lebensbedingungen verbessert, das Bildungs- und Qualifikationsniveau der Bewohner angehoben und das Image des Stadtteils positiv verändert BBR 2000, S.3; Fassmann 2004, S.86 Lichtenberger 1998, S.190; BBR, S.12f; Fassmann 2004, S.87ff Wood 2003, S.143f; Fassmann 2004, S.102 Heineberg 2006, S.244f;

101 97 Die Vermeidung von Leerständen und die sinnvolle Umnutzung nicht mehr benötigter Gebäude sind ein wichtiges Betätigungsfeld der Stadtentwicklung, das nicht nur für die soziale Stadt von Bedeutung ist. In der Vergangenheit trat dieses Problem im Zusammenhang mit leer stehenden Empfangsgebäuden der Bahn und nicht mehr benötigten Industriegebäuden auf.310 Es stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten sich für das Stadtviertel bieten, wenn Kirchen verstärkt zur Disposition stehen. Wie oben ausgeführt wurde (siehe Kapitel 7), kann der Funktionswandel von Kirchengebäuden dank ihrer außergewöhnlichen Qualitäten bisweilen recht weitgehende Auswirkungen auf das Umfeld haben. Vor allem durch ihre potenziell identitätsstiftenden Eigenschaften sind sie in dieser Hinsicht von großer Bedeutung. Im Zusammenhang mit den Zielen der Stadtentwicklung, vor allem des Leitbildes der sozialen Stadt, stellen sich einige interessante Fragen. Kann der Nutzungswandel von Kirchenbauten aufgrund dieses Potenzials sinnvoll in Stadtentwicklungsprozesse eingebunden werden? Was kann die Stadtentwicklung von umgenutzten Kirchen erwarten? 8.2. Funktionswandel von Kirchengebäuden und die Stadtentwicklung Chancen und Hemmnisse Generell entspricht es dem Prinzip der Nachhaltigkeit, frei werdende Flächenpotenziale zu nutzen und so dem anhaltend hohen Energie-, Stoff- und Flächenverbrauch unserer Gesellschaft entgegenzusteuern.311 Darüber hinaus erwachsen aus dem Funktionswandel von Kirchenbauten weitere konkrete Chancen für die Stadtentwicklung. Wenn die Institution Kirche sich nicht komplett aus dem Gebäude zurückzieht, kann sie über die vor Ort tätigen Seelsorger eine wichtige Rolle in der Stadtentwicklung übernehmen. Als Moderator, integrierende Kraft und sozialer Dienstleister kann die Kirche gerade im Zusammenhang mit Projekten der sozialen Stadt ein wichtiger Partner der Stadtentwicklung sein.312 Das ist freilich auch möglich, wenn es zu keiner Kirchenumnutzung kommt. Allerdings können Funktionsänderungen, die den Kirchenraum anderen Nutzungen und Nutzern zugänglich machen, für eine größere Berührungsfläche zwischen Kirche und Gesellschaft sorgen. Dies ist zum Beispiel denkbar, wenn die Kirchengemeinde eine Nutzungserweiterung ihrer Kirche durchführt und durch kulturelle Angebote Kontakt zu bislang kirchenfernen Gruppen aufbaut. Auch bei Mischnutzungen mit kirchlicher Beteiligung können solche Kontakte intensiviert werden. 310 BBR 2000, S.61; Gothe 2007, S BBR 2000, S.62; Brennenstuhl 2006b, o.s. 312 Gothe 2007, S.6

102 98 Ein weiterer Punkt hängt nicht von der Präsenz der Kirche vor Ort ab, sondern von dem Gebäude und seinen außergewöhnlichen Attributen. Ein wesentliches Ziel der Stadtentwicklung unter dem Leitbild soziale Stadt ist es, die Identifikation mit dem Quartier zu stärken.313 Wie in Kapitel 7.2. dargestellt wurde, können Kirchenbauten durch ihre historische und symbolische Bedeutung als Kristallisationspunkt regionaler und lokaler Identität dienen.314 Ein dritter Vorteil kann aus der Lage von Kirchenbauten innerhalb ihrer städtebaulichen Umgebung erwachsen. Wie schon ausgeführt, liegen einige Kirchen an zentralen Plätzen, die über eine hervorragende infrastrukturelle Anbindung verfügen. Straßenzüge laufen auf sie zu und Parkplätze ermöglichen den Gottesdienstbesuch Auto fahrender Gläubiger. Im Rahmen von Stadtentwicklungskonzepten wird oftmals die Wichtigkeit zentraler Einrichtungen wie Gemeinschaftsräumen, Jugendzentren oder Veranstaltungsräumen betont. In der Vergangenheit erfüllten Kirchen viele der Aufgaben, die heute diese Einrichtungen leisten sollen. Die Kirchen waren der soziale Mittelpunkt des Ortes oder Stadtviertels. Von diesem Anspruch wurde bis in die letzten Jahre nicht abgewichen, wie die städtebauliche Lage vieler moderner Kirchen zeigt.315 Wenn auch die Institution Kirche heute nicht mehr die Mehrheit der Bewohner des umliegenden Bereichs anspricht, so bleibt die Postion ihrer Gotteshäuser für derartige soziale Zwecke ein idealer Standort. Selbst wenn sich die Institution Kirche vollständig aus dem Viertel zurückzieht, kann der Funktionswandel kirchlicher Bauten Vorteile für die Ziele der Stadtentwicklung haben. Dafür sollte angestrebt werden, entweder das funktionslos gewordene Kirchengebäude einer solchen sozialen Nutzung zuzuführen, oder falls der bauliche Erhalt des Gebäudes nicht gesichert werden kann die hervorragende Lage des Grundstücks zu erkennen und es entsprechend zu nutzen. Nicht alle zur Disposition stehenden Gotteshäuser haben für die Stadtentwicklung nutzbare Potenziale. Die Lage städtischer Kirchen ist nicht immer so ideal wie oben geschildert. Mache Kirchenstandorte wurden aufgrund bestehender Besitzverhältnisse oder aus Zufällen heraus gewählt, andere liegen angesichts veränderter städtischer Strukturen heute abseits der Wohngebiete.316 Viele Kirchen können aufgrund ihrer geringen historischen Bedeutung und städtebaulichen Dominanz keine symbolische Kraft entfalten. Und schließlich sind manche Kirchengemeinden nicht bereit, sich aufopfernd an Entwicklungsprozessen weitgehend säkularer Viertel zu beteiligen Gothe 2007, S.3; Gothe 2007, S.5 Rösener 2006, S.13 Gothe 2007, S.5

103 99 Neben diesen Relativierungen der Chancen erschweren weitere Hemmnisse die positiven Effekte, die Kirchenumnutzungen auf Stadtentwicklungsprozesse haben können. Die emotionale Bedeutung von Kirchenbauten schränkt sicherlich die Bereitschaft ihrer ehemaligen Gemeindemitglieder und auch der Anwohner ein, bestimmte neue Nutzungen zuzulassen. Wie schon zuvor ausgeführt schränken persönliche Betroffenheit und allgemeine moralische Vorstellungen die Verwendbarkeit von Kirchengebäuden ein (siehe Kapitel ). Die großen Amtskirchen haben ebenfalls ein Interesse daran, nicht alle Nutzungen in ihren ehemaligen Gotteshäusern zuzulassen. Für sie spielt neben der Rücksichtnahme auf die Gefühle der Gemeindemitglieder auch die potenziell negative Symbolwirkung eine Rolle, die falsch umgenutzte Kirchen auf sie zurück werfen (siehe Kapitel ). Falls man aus Sicht der Stadtentwicklung eine soziale Einrichtung in den ehemaligen Sakralbauten einzurichten plant, ist zunächst mit wenig Widerstand zu rechnen. Wenn sich dieses Vorhaben als ein Jugendzentrum mit Diskothek und Schankbereich entpuppt oder gar ein islamisches Kulturzentrum für den großen türkischstämmigen Bevölkerungsanteil geplant ist, sind Konflikte mit Gemeinde und Amtskirche absehbar.317 Ein weiterer Punkt begrenzt den Nutzen für die Stadtentwicklung. Kirchenbauten stellen singuläre Objekte dar. Selbst wenn sich die extremsten Erwartungen erfüllen sollten und ein Drittel des Kirchenbestands in den nächsten Jahrzehnten zur Disposition stehen wird, handelt es sich immer noch um wenige, vereinzelte Bauwerke. Hinzu kommt, dass sich die Kirchen hinsichtlich ihrer baulichen Dimensionen, symbolischhistorischen Bedeutung und nutzbarer Potenziale stark unterscheiden. Einige Kirchen werden nicht für Umnutzungen bereit stehen, da sie ihre außergewöhnliche historische Bedeutung zu touristisch interessanten Objekten macht, die auch ohne aktive Kirchengemeinde nicht verändert wird. Andere Kirchen verfügen schlichtweg über wenige für die Stadtentwicklung interessante Eigenschaften. Neben dieser ausgeprägten qualitativen Heterogenität führt die geringe Fallzahl dazu, dass die positiven Effekte für die Stadtentwicklung begrenzt bleiben. 317 VELKD 2003, S.10

104 Einbindung der betrachteten Beispiele in die Stadtentwicklung Es stellt sich also die Frage, ob und in welchem Maße bei den vier untersuchten Funktionsänderungen von Kirchenbauten eine Einbindung in die Stadtentwicklung bereits stattfand. Beschäftigte sich die Stadtplanung als zentraler Akteur der Stadtentwicklung überhaupt mit den Nutzungsveränderungen? Konnten positive Effekte für die nachhaltige Entwicklung der jeweiligen Städte oder Stadtviertel erzielt werden? Bei der Umnutzung der Karmeliterkirche konnte die Stadt Weißenburg zwei stadtplanerische Ziele verbinden. Zum einen verfügte man bis zur Inbetriebnahme des Kulturzentrums über keine für Großveranstaltungen geeignete Einrichtung. Die zuvor genutzten Anlagen waren entweder zu abgelegen oder zu klein. Zum anderen erhoffte man sich eine Aufwertung des betroffenen Altstadtbereichs, der als Sanierungsgebiet eingestuft war. Somit war der Umbau in die Stadtentwicklungsplanung eingebettet, womit letztlich auch die Finanzierung durch das Städtebauförderungsgesetz gesichert werden konnte.318 Für die Landshuter Stadtplanung war der Erhalt des historisch wertvollen und touristisch nutzbaren Kirchenbaus der Heilig-Geist-Kirche das wesentliche Ziel während des Umnutzungsprozesses. Als Teil des Ensembles formt er das Bild der historischen Altstadt Landshuts und musste dementsprechend bewahrt werden. Im Erhalt des historischen Charakters der Innenstadt sieht man ein zentrales Mittel, um sich als touristische Destination zu positionieren. Ebenso profitiert die direkte Umgebung der Kirche von der durchgeführten Sanierung. Das gepflegte und gut besuchte Gebäude wertet den Standort auf, der als Randbereich der Innenstadt zuvor eher als Durchgangsraum diente. Die Stadt Nürnberg versucht seit einigen Jahren Steinbühl, das Viertel, in dem die Christuskirche liegt, über vielfältige Aktivitäten im Rahmen des Programms soziale Stadt aufzubessern.319 Die Kommune war bei der Funktionserweiterung der Christuskirche nicht involviert, es handelte sich ausschließlich um eine kircheninterne Angelegenheit. Dennoch kann die neue, geöffnete Christuskirche laut Ansicht des vor Ort tätigen Quartiermanagements eine positive Wirkung auf das Stadtviertel entfalten. Hier war es von Vorteil, dass die Kirche als Akteur vor Ort blieb. Da die Regensburger Christuskirche abgerissen wurde und das neue Grundstück im Rahmen des Programms WAL zur Verbesserung des Wohnumfeldes Verwendung fin318 Bruchner 1983, S.76ff 319

105 101 det, besteht hier ebenfalls eine planerische Relevanz. Die Stadtbau-GmbH kann als reines Tochterunternehmen der Stadt Regensburg im Bereich dieser Wohnanlage als der maßgebliche Träger der Stadtentwicklungsplanung gesehen werden. Das Gelände liegt äußerst zentral innerhalb der Wohnanlage, ein Umstand, den die evangelische Kirche zur Erbauungszeit bewusst angestrebt hatte. Dieser Standort ist für ein Gebäude mit sozialen Funktionen ideal. Daher stellt das Grundstück und seine Verwendung einen wichtigen Faktor in den Planungen der Stadtbau-GmbH dar. Es zeigt sich, dass sich die kommunalen Akteure der Stadtentwicklung bei keinem der vier Beispiele systematisch dem Themenfeld Umnutzung von Kirchenbauten genähert haben. Es kam zu keinen Überlegungen, wie die spezifischen Qualitäten der betroffenen Kirchenbauten für langfristige Ziele nutzbar gemacht werden könnten. In Nürnberg beschäftigte sich die Stadtplanung gar nicht mit der Nutzungserweiterung der Christuskirche, in den anderen drei Fällen hatte die Tatsache, dass man es mit einem (ehemaligen) Kirchengebäude oder einem vormaligen Kirchenstandort zu tun hat, keine große Bedeutung für die Planungen. In Landshut und Weißenburg standen denkmalpflegerische Aspekte im Vordergrund, die in ähnlicher Form auch für profane Gebäude Geltung gehabt hätten. Für zukünftige Funktionsänderungen von Kirchen, wie sie sicherlich auch in Bayern nicht ausbleiben werden, besteht also noch die Möglichkeit, für die Ziele der lokalen Stadtentwicklung förderliche Synergieeffekte (siehe Kapitel 8.2.) in höherem Maße zu nutzen, als das bislang geschehen ist. Eine systematische Auseinandersetzung mit den Thema Funktionswandel von Kirchenbauten sowohl von kirchlicher als auch von kommunaler Seite wäre dafür unumgänglich.

106 Resümee 9.1. Ergebnisse Es hat sich gezeigt, dass die Gründe für das vermehrte Auftreten von Kirchenumnutzungen und -abrissen vielschichtig sind. Als zentrale Ursache kann der gesellschaftliche Wandel gesehen werden, der die Bedeutung der Institution Kirche zunehmend vermindert. Durch den daraus resultierenden Rückgang von Mitgliedern und Finanzmitteln kann der große Bestand an Gotteshäusern, der in der Nachkriegszeit stark angestiegen ist, nicht mehr gehalten werden. Meist sind umfangreiche Kosten für bauliche Sanierungsarbeiten, die nicht mehr von kirchlicher Seite geleistet werden können, der konkrete Anlass für eine Veränderung oder Aufgabe der liturgischen Nutzung. Urbane Wandlungsprozesse, die zu einem lokalen Schwund der Wohnbevölkerung führen, verstärken die ungünstige Lage städtischer Kirchen. Während in anderen europäischen Staaten und in einigen Regionen Deutschlands schon heute eine große Zahl von Kirchenbauten von Umnutzungen betroffen ist, hält sich diese Entwicklung in Bayern noch stark in Grenzen. Nur wenige Kirchen haben ihre rein liturgische Zweckbindung in den letzten Jahren verloren. Vier dieser Objekte wurden in der Folge genauer untersucht. Die finanzielle und personelle Situation der bayerischen Kirchen ist zwar besser als in den meisten anderen Regionen Deutschlands, es ist aber dennoch zu erwarten, dass es in den nächsten Jahren vermehrt zu Kirchenumnutzungen kommen wird. In diesem Lichte betrachtet stellen die bearbeiteten Beispiele Pilotprojekte dar, aus denen man wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Nutzungsveränderungen gewinnen kann. Zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche bestehen in Bezug auf den Funktionswandel von Kirchenbauten nur geringe Unterschiede. Die Haltung der Amtskirchen zu ihren Gotteshäusern wird zwar durch unterschiedliche theologische Überlegungen bestimmt, im Ergebnis entsprechen sich die Vorstellungen eines angemessenen Umgangs mit ihnen aber sehr stark. Auf gesamtdeutscher Ebene ähnelt sich die Lage beider Konfessionen hinsichtlich ihrer finanziellen Ressourcen, der Zahl der Kirchenangehörigen, der Größe des kirchlichen Baubestands und der Kosten für seinen Unterhalt. In den einzelnen Regionen bestehen aber sehr große Unterschiede zwischen den Konfessionen. In Bayern gibt es deutliche mehr katholische Gläubige und Gotteshäuser als evangelische. Auch bei der Finanzstärke sind die Konfessionen hier nicht auf Augenhöhe. Die Vorstellungen beider Glaubensgemeinschaften stimmen hin-

107 103 sichtlich des Umgangs mit ihren Sakralbauten auch in Bayern überein, so dass sich die gleichzeitige Betrachtung von Kirchen beider Konfessionen als sinnvoll herausgestellt hat. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Handlungsoptionen. Sie reichen von geringen Veränderungen bishin zu Verkäufen ohne weitere Nutzungsbeschränkungen und schließen auch die endgültige Aufgabe des Gebäudes mit ein. Welche der aufgezeigten Möglichkeiten in die Tat umgesetzt werden kann, wird von der baulichen Gestaltung des Objekts, seinem Zustand und seiner Lage beeinflusst. Daneben sind die finanziellen Möglichkeiten, die Kreativität und die Kooperationsbereitschaft der involvierten Akteure von zentraler Bedeutung. Neben den übergeordneten und lokalen Vertretern der Amtskirchen sind die Kommunen als Kooperationspartner, Finanziers und Träger der Stadtplanung ein wichtiger Akteur. Die Ziele der institutionalisierten Denkmalpflege, der Anwohner und privater Investoren wurden ebenfalls dargestellt. Kirchenbauten sind besondere Gebäude. Mit Hilfe von Aussagen der interviewten Personen wurden die außergewöhnlichen Qualitäten dargestellt, die sie in Bezug auf ihre bauliche Gestaltung, ihre emotionale, historische und symbolische Bedeutung sowie hinsichtlich der Einbindung in den städtebaulichen Kontext haben. Es wurde herausgestellt, wie diese besonderen Eigenschaften dazu führen, dass Kirchen zu Kristallisationspunkten der religiösen und regionalen Identität werden können. Dadurch entstehen Chancen für die lokale Stadtentwicklung. Wenn sich die entsprechenden Akteure aktiv in die Wandlungsprozesse einbringen, können die besonderen Qualitäten kirchlicher Gebäude zum Vorteil des Stadtquartiers genutzt werden. Die infrastrukturellen Anbindungen, die zentrale Lage und die identitätsstiftende Wirkung von Kirchen können Vorteile mit sich bringen, wenn sie als Stützpunkt sozialer Einrichtungen fungieren sollen. Bei erweiterten Nutzungen und Kooperationen zwischen Kirche und Kommune kann das integrative Potenzial einer aktiven Kirchengemeinde ausgeschöpft werden. Allerdings begrenzt die Tatsache, dass es sich nur um punktuelle Objekte handelt, deren Verhältnis zum Umfeld sehr unterschiedlich sein kann, diese Möglichkeiten. Ebenso muss weiterhin bedacht werden, dass moralische Überlegungen die Verwendbarkeit (ehemaliger) Kirchen einschränken können. Die vier untersuchten Fälle in Bayern dienten in gewissem Ausmaß dazu, einzelne Ziele der Stadtentwicklung voranzubringen. So konnte die Stadt Landshut mit der Bewahrung der baulich wertvollen Heilig-Geist-Kirche zu ihrem Ziel beitragen, das Ensemble der historischen Innenstadt zu erhalten. Hier wurde zunächst denkmalpflegeri-

108 104 schen Überzeugungen Rechnung getragen. Gleichzeitig profitierte aber auch das Image Landshuts als mittelalterlich geprägte Stadt und damit als attraktives Fremdenverkehrsziel. Ähnliche Ziele verfolgte auch Weißenburg. Zusätzlich war man schon länger auf der Suche nach einer Stadthalle. Durch die Bewahrung der Karmeliterkirche und der Umgestaltung zum Kulturzentrum Karmeliterkirche konnte sowohl ein Teilobjekt des mittelalterlichen Ensembles bewahrt als auch ein Veranstaltungsraum im Stadtzentrum gewonnen werden. Die Stadt Regensburg wusste die Chance zu nutzen, die das freigewordene Grundstück der ehemaligen Christuskirche bot, das sich auf dem zentral gelegenen Bauplatz inmitten einer städtischen Wohnanlage befindet. Einen Treffpunkt mit gemeinschaftlichen Funktionen dort zu errichten, steht bei der geplanten Aufwertung des Viertels im Mittelpunkt der Überlegungen. In Nürnberg hegt man die Hoffnung, dass sich die Umgestaltung der Christuskirche positiv auf die Umgebung auswirken wird. Der Stadtteil Steinbühl wird im Rahmen des Programms der sozialen Stadt bereits gefördert. In diesem Kontext kann die Kirche als Akteur zu der in diesem Sinne positiven Entwicklung beitragen. Durch die Neugestaltung der Kirche und die geplante Ausweitung der Angebote für ein breiteres Publikum können ihr Einfluss und ihre Möglichkeiten zur Mitwirkung erheblich gestärkt werden. Somit fanden die Funktionsveränderungen jeweils direkt oder indirekt Eingang in die langfristigen Planungen der Kommunen. Eine gezielte, systematische Auseinandersetzung mit der besonderen Bedeutung von Kirchengebäuden fand aber in keinem der betrachteten Fälle statt. Das ist nicht zuletzt dadurch bedingt, dass es sich bei diesen Kirchen um seltene Ausnahmen handelt, deren Umnutzung meist den Charakter eines Pilotprojekts hatte. Die meisten Kirchen in Bayern verblieben bislang in rein kirchlicher Trägerschaft und ausschließlich liturgischer Nutzung. Allerdings kann man ohne Zweifel davon ausgehen, dass ein Teil der bayerischen Gotteshäuser in zehn bis zwanzig Jahren nicht mehr (nur) von den Amtskirchen unterhalten werden kann. Die Entwicklungen in anderen Ländern und anderen schon jetzt stärker betroffenen Regionen Deutschlands machen deutlich, dass nur frühzeitige und umfassende Planungen zu Ergebnissen führen können, die den besonderen Qualitäten von Kirchengebäuden gerecht werden.

109 105 Die behandelten Beispiele zeigen auf, wie unterschiedlich die Voraussetzungen und die Lösungswege sein können. Es gibt kein Patentrezept, keine optimale Lösung, die bei jeder nicht mehr benötigten Kirche angewendet werden könnte. Der städtische Kontext sowie die baulichen und symbolisch-historischen Qualitäten von Kirchengebäuden variieren ebenso wie die Beziehung, die Anwohner und Gemeindemitglieder zu dem Gebäude haben. Die sorgfältige Analyse des Einzelfalls ist unumgänglich, um eine optimale Einbindung in die Entwicklung des Stadtviertels erreichen zu können. Das Thema Funktionsänderungen von Kirchengebäuden fristet in der geographischen Forschung bislang nur ein Dasein als Randnotiz. Für eine weitergehende Beschäftigung mit dieser Thematik gibt es aber durchaus einige Anknüpfungspunkte. Zunächst kann man den Nutzungswandel von Sakralbauten in einen Zusammenhang mit urbanen Veränderungsprozessen stellen, wie es in der vorliegenden Arbeit durchgeführt wurde. Als Ergänzung und Beispiel kann die Beschäftigung mit dem behandelten Thema diesen zentralen Forschungsbereich der Stadtgeographie um eine interessante Facette bereichern. Für den Teilbereich der Religionsgeographie stellt die Beschäftigung mit Kirchengebäuden eine Möglichkeit dar, die Folgen von Säkularisierungsprozessen an konkreten Objekten zu untersuchen. Hier wäre die Chance gegeben, theoretische Überlegungen und Konzepte dieser geographischen Disziplin stärker als bisher an konkreten Fällen zu untersuchen. Im Bereich der praxisbezogenen, der angewandten Geographie ist die Auseinandersetzung mit diesem Phänomen ebenfalls sinnvoll, vor allem im Hinblick auf gelenkte Stadtentwicklungsprozesse. Eine Einbindung von Kirchenbauten und ihres Funktionswandels in Projekte unter der Prämisse der sozialen Stadt wäre hier ein lohnendes Unterfangen. Schließlich kann die Beschäftigung mit Kirchengebäuden und deren Auswirkungen auf ihr Umfeld in den Kontext der neuen Kulturgeographie gestellt werden. Viele Ansätze aus dieser Richtung setzen sich mit der Ausprägung und den Folgen lokaler und regionaler Identität angesichts der fortschreitenden Globalisierung auseinander. Ihre besonderen Eigenschaften und Qualitäten machen Kirchengebäuden zu möglichen Kristallisationspunkten lokaler und regionaler Identität. Daher kann die Beschäftigung mit ihnen einen wichtigen Beitrag zum Diskurs um Identität und Raum leisten.

110 Handlungsempfehlungen und Ausblick Es wird in den nächsten Jahren viele Kirchen geben, die nicht in ihrer bisherigen Nutzung bleiben können. Umnutzungen, die den Besonderheiten des Gebäudes und seiner Wirkung auf das Umfeld gerecht werden sollen, benötigen Kapital, Zeit und persönliches Engagement. Die Gemeinde vor Ort kann mit ihren geringer werdenden Ressourcen diese Aufgabe ohne Unterstützung auf Dauer nicht leisten. Ein zentrales Problem bei der Behandlung von Kirchenumnutzungen ist das Fehlen übergeordneter Strategien. Als ersten Schritt haben die obersten kirchlichen Verwaltungsebenen in Deutschland in den letzten Jahren begonnen, sich dem Thema systematisch zu nähern, wie die Arbeitshilfen der DBK und der VELKD aus dem Jahr 2003 zeigen. Für die Zukunft wird es nötig sein, die betroffenen Kirchengemeinden in stärkerem Maße als bisher qualifiziert zu beraten und zu einer vorausschauenden Planung zu bewegen.320 Die Frage, welche Kirchen in ihrer bisherigen Funktion verbleiben können, welche in Kooperation mit kulturellen oder sozialen Trägern betrieben werden sollen, welche verkauft werden müssen und welchen der Abriss droht, muss frühzeitig gestellt werden. Die Handlungsmöglichkeiten dürfen nicht erst überdacht werden, wenn es zu spät ist. Wenn eine Kirche wegen Einsturzgefahr gesperrt wird und die Sanierungsarbeiten von kirchlicher Seite nicht mehr finanziert werden können, schließen Zeitdruck und Finanzierungsprobleme viele Umnutzungsvarianten und Kooperationsmodelle a priori aus. Bei ausreichendem zeitlichen Vorlauf und vorausschauender Planung können sich die Chancen auf eine Lösung, die dem Gebäude gerecht wird, deutlich erhöhen. Die entspannte finanzielle Lage der bayerischen Kirchen machte es bislang möglich, die wenigen Kirchen, die nicht mehr rein liturgisch genutzt werden konnten, in angemessener Weise in ihrer Nutzung zu verändern. Die betrachteten Beispiele zeigen, dass die Zusammenarbeit zwischen Akteuren der Kommunen und der Kirchen vor Ort gut funktionieren kann, wenn Einigkeit darüber besteht, wie ein angemessener Umgang mit Kirchengebäuden auszusehen hat. In den nächsten Jahrzehnten wird sich die Lage für die Amtskirchen aller Voraussicht nach weiter zuspitzen und viele weitere Kirchen werden zur Disposition stehen. Wenn eine größere Zahl von Kirchenbauten umgenutzt werden soll, wird sich der Umfang der öffentlichen Fördermittel pro Objekt vermindern. Es ist daher fraglich, ob zukünftige Kirchenumnutzungen in vergleichba320 Brennenstuhl 2006a, S.20; Ludwig 2006, S.30

111 107 rer Weise finanziert werden können. Die staatlichen Mittel aus den Bereichen des Denkmalschutzes, der Städtebauförderung und aus Programmen wie der sozialen Stadt werden für die Finanzierung einer großen Zahl aufwändiger Umnutzungen kaum ausreichen. Neben der Kirchengemeinde vor Ort müssen weitere Akteure beteiligt werden. Kirchen haben dank ihrer historischen, symbolischen und identitätsstiftenden Qualitäten eine gesellschaftliche Bedeutung, die nicht nur für die aktiven Kirchenmitglieder von Relevanz ist. Aus dieser Tatsache erwächst eine Verpflichtung. Der verantwortungsvolle Umgang mit Kirchengebäuden ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen und das Potenzial, das nicht mehr benötigte Kirchengebäude in sich bergen, optimal nutzen zu können, muss daher eine breite, außerkirchliche Beteiligung relevanter Interessengruppen ermöglicht werden. Selbst mit Hilfe kommunaler Kooperationspartner und unter Nutzung staatlicher Förderprogramme kann die Institution Kirche dies nicht allein leisten. Nur durch die Hinzuziehung privaten Kapitals und Engagements kann diese Aufgabe geschultert werden.

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117 113 Ludwig, Matthias (2002b): Kirche und Kirchen im Umbruch zum künftigen Umgang mit Kirchengebäuden in Deutschland. In: Hrubý, Petr (Hrsg.) (2002): New Uses for Old Churches - Nová vyuzití pro staré kostely - Neue Nutzungen für alte Kirchen. Teplice Ustí nad Labem, S Ludwig, Matthias (2003): Kirchen - offen für die Zukunft? Gedanken zur Nutzung und Erhaltung der Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts. In: Brandi-Hinnrichs, Friedrich; ReitzDinse, Annegret; Grünberg, Wolfgang (Hrsg.) (2003): Räume riskieren. Reflexion, Gestaltung und Theorie in evangelischer Perspektive. (= Kirche in der Stadt, Bd.11). Schenefeld, S Ludwig, Matthias (2004): Im Gespräch bleiben. Kirchen in Deutschland zwischen Abbau und Umbau. In: Kunst und Kirche (2004), H.3, S Ludwig, Matthias; Schwebel, Horst (2006): Vorwort. In: Ludwig, Matthias; Schwebel, Horst (Hrsg.) (2006): Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.... Texte zur Erhaltung und Nutzung von Kirchengebäuden. (= Kirchliches Jahrbuch für die Evangelische Kirche in Deutschland 2003, 130. Jahrgang, Lieferung 2). Gütersloh 2006, S.3-7. Maier, Wilfried (2000): Eröffnungsrede anlässlich des 23. ev. Kirchbautages. In: Bürgel, Rainer; Nohr, Andreas (Hrsg.) (2000): Kirchliche Präsenz im öffentlichen Raum Glaube und Architektur im 21. Jahrhundert. Berichte und Ergebnisse des 23. Evangelischen Kirchbautages vom 15. bis 19. September 1999 in Hamburg herausgegeben im Auftrag des Arbeitsausschusses des Evangelischen Kirchbautages von Rainer Bürgel und Andreas Nohr. Darmstadt 2000, S Meier Kruker, Verena; Rauh, Jürgen (= Geowissen kompakt). Darmstadt. (2005): Arbeitsmethoden der Humangeographie Meyer, Max (1980): Die Stadt Weißenburg. In: Nicol, Hermann (Hrsg.): Dekanat Weißenburg in Bayern. Portrait des evangelischen Dekanatsbezirks. Erlangen, S Mödl, Gustav (1983b): Die Karmeliter. In: Mödl, Gustav (Hrsg.) (1983a): Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche. Der Weg eines Klosters durch die Jahrhunderte. Weißenburg in Bayern, S Mödl, Gustav (1983c): Die Umgestaltung der Klosterkirche in nachreformatorischer Zeit. In: Mödl, Gustav (Hrsg.) (1983a): Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche. Der Weg eines Klosters durch die Jahrhunderte. Weißenburg in Bayern, S Mödl, Gustav (1983d): Die Closter-, Wohltätigkeits- und Kirchenstiftung. In: Mödl, Gustav (Hrsg.) (1983a): Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche. Der Weg eines Klosters durch die Jahrhunderte. Weißenburg in Bayern, S Mödl, Gustav (Hrsg.) (1983a): Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche. Der Weg eines Klosters durch die Jahrhunderte. Weißenburg in Bayern. Müller, Jörg (1993): Umnutzung protestantischer Großkirchen in Berlin. Zur Entwicklung eines "Citykirchensystems". (= Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd.1). Pfaffenweiler. Neumann, Birgit (2006): Kirchengebäude erleben und nutzen: Offene Kirchen und Tourismus. In: Neumann, Birgit; Rösener, Antje (Hrsg.) (2006): Was tun mit unseren Kirchen? Kirchen erleben, nutzen und erhalten. Ein Arbeitsbuch. Gütersloh, S Neumann, Michael (2001): Neue Nutzung von Kirchen. In: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.) (2001): Nichts für die Ewigkeit? Kirchengebäude zwischen Wertschätzung und Altlast. Dokumentation der Tagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz vom 5. bis 7.Oktober 2000 in Erfurt. (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd.63). Bonn, S

118 114 Nohr, Andreas (Hrsg.) (2000): Kirchliche Präsenz im öffentlichen Raum - Glaube und Architektur im 21. Jahrhundert. Berichte und Ergebnisse des 23. Evangelischen Kirchbautages vom 15. bis 19. September 1999 in Hamburg. Darmstadt. Pasch, Gerhart (2005): Alles(s) [sic!] unter einem Dach. Erweitert genutzte Kirchen in Leipzig und Umgebung. In: Evangelische Aspekte (2005), H.3,S Peach, Ceri (2005): The United Kingdom. A Major Transformation of the Religious Landscape. In: Knippenberg, Hans (Hrsg.) (2005): The Changing Religious Landscape of Europe. Amsterdam, S Peitz, Alois (1995): 20 Jahre Bauzeit - Geschichte einer Umnutzung. In: Bischöfliches Generalvikariat Trier (Hrsg.) (1995): Die ehemalige Abteikirche St. Maximin in Trier. Geschichte. Renovierung. Umnutzung. Trier, S Poschmann, Andreas (2006): Die Kirche im Dorf lassen. Die Position der katholischen Kirche. In: Bauwelt (2006), H.5, S Powell, Ken; De La Hey, Celia (1987): Churches. A Question of Conversion. Elmswell. Reuber, Paul; Pfaffenbach, Carmella (2005): Methoden der empirischen Humangeographie. Beobachtung und Befragung. (= Das Geographische Seminar). Braunschweig. Richter, Bodo (2001): Öffentliche Erbemitverantwortung für Kirchengebäude Sache des Staates?? [sic!] In: Baureferat des Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamtes Sachsen (Hrsg.) (2001): Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler vermittels öffentlicher Erbemitverantwortung. Fachtagung im Rahmen der denkmal 2000, der Europäischen Messe für Denkmalpflege und Stadterneuerung am 26. Oktober 2000 in Leipzig, ergänzt durch einige das Rahmenthema tangierende Bereiche. Dresden, S Ringbeck, Birgitta (2001): Erhaltung von Kirchengebäuden als gesamtstaatliche Aufgabe Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Förderung. In: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.) (2001): Nichts für die Ewigkeit? Kirchengebäude zwischen Wertschätzung und Altlast. Dokumentation der Tagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz vom 5. bis 7.Oktober 2000 in Erfurt. (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd.63). Bonn, S Rischede, Gisbert Braunschweig. (1999): Religionsgeographie. (= Das Geographische Seminar). Rombold, Günter (1975): Denkmalschutz Spiegel unseres Geschichtsbewußtseins. In: Kunst und Kirche (1975), H.3, S Rösener, Antje (2006): Kirchen erhalten?! In: Neumann, Birgit; Rösener, Antje (Hrsg.) (2006): Was tun mit unseren Kirchen? Kirchen erleben, nutzen und erhalten. Ein Arbeitsbuch. Gütersloh, S Scherz, Florian (2004): Kirche im Wandel. Räumliche Strukturplanung zwischen Theologie und Geographie. In: Geographische Rundschau (2004), H.1, S Schloz, Rüdiger (2004): Offenheit für neue Arrangements. Kirchen wieder zu öffentlichen Räumen werden lassen. In: Kunst und Kirche (2004), H.3, S Schmidt, Christiane (2000): Analyse von Leitfadeninterviews. In: Flick, Uwe; Kardorff, Ernst von; Steinke, Ines (Hrsg.) (2000): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg, S Schöch, Nikolaus (2004): Umnutzung von Kirchen. Kirchenrechtliche Überlegungen zu einem aktuellen Problem. In: Archiv für katholisches Kirchenrecht (2004), H.1, S Schömann, Bernhard (2003): Kirchen mit fremder Nutzung. Die Heilig-Geist-Kirche in Landshut - Kirche und Ausstellungsraum. In: Das Münster (2003), H.3, S

119 115 Schwebel, Horst (1997): Von der Kirche zur City-Kirche? Umbau und Nutzung historischer Kirchengebäude. In: Bauwelt (1997), H.8, S Schwebel, Horst (2006): Zur Nutzungserweiterung und Umnutzung von Kirchen. In: Ludwig, Matthias; Schwebel, Horst (Hrsg.) (2006): Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.... Texte zur Erhaltung und Nutzung von Kirchengebäuden. (= Kirchliches Jahrbuch für die Evangelische Kirche in Deutschland 2003, 130. Jahrgang, Lieferung 2). Gütersloh 2006, S Schwebel, Horst; Ludwig, Matthias (1994b): Vorwort. In: Schwebel, Horst; Ludwig, Matthias (Hrsg.) (1994a): Kirchen in der Stadt. Band 1 - Erfahrungen und Perspektiven. (= Schriften des Institus für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg/Lahn, Bd.1). Marburg/Lahn, S.5-7. Schwebel, Horst; Ludwig, Matthias (Hrsg.) (1994a): Kirchen in der Stadt. Band 1 Erfahrungen und Perspektiven. (= Schriften des Institus für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg/Lahn, 1). Marburg/Lahn. Schwebel, Horst; Ludwig, Matthias (Hrsg.) (1996): Kirchen in der Stadt. Band 2 - Beispiele und Modelle (= Schriften des Institus für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg/Lahn, Bd.2). Marburg/Lahn. Segers-Glocke, Christiane (2001): Kirche und Denkmalpflege Situation in Deutschland. In: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.) (2001): Nichts für die Ewigkeit? Kirchengebäude zwischen Wertschätzung und Altlast. Dokumentation der Tagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz vom 5. bis 7.Oktober 2000 in Erfurt. (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd.63). Bonn, S Soeffner, Hans-Georg (1997): Kulturrelikt Reservat Grenzzeichen. Kirchen in der offenen Gesellschaft. In: Volp, Rainer (Hrsg.) (1997a): Denkmal Kirche. Erbe - Zeichen - Visionen. Die öffentliche Verantwortung für ein akut gefährdetes Kulturerbe. Analysen, Modelle und Dokumentationen zur künftigen Nutzung und Finanzierung. Kirchbautag 1996 in Magdeburg/Zerbst. Darmstadt, S Stadtbau-GmbH Regensburg (Hrsg.) (2007): Wohnen in allen Lebensphasen. Regensburg, Pommernstraße 7. Dokumentation des Ideen- und Realisierungswettbewerbs. Regensburg. Statistisches Bundesamt (2006): Datenreport Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. Auszug aus Teil I: 7 Gesellschaftliche Mitwirkung, en/querschnittsveroeffentlichungen/datenreport/downloads/1gesellschmitwirkung,property =file.pdf; [zuletzt überprüft am ] Steensma, Regnerus (1994): Blick über die Grenzen Zur Situation von Stadtkirchen in den Niederlanden. In: Schwebel, Horst; Ludwig, Matthias (Hrsg.) (1994a): Kirchen in der Stadt. Band 1 - Erfahrungen und Perspektiven. (= Schriften des Institus für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg/Lahn, 1). Marburg/Lahn, S Steensma, Regnerus (2001): Kirche und Denkmalschutz in den Niederlanden. In: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.) (2001): Nichts für die Ewigkeit? Kirchengebäude zwischen Wertschätzung und Altlast. Dokumentation der Tagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz vom 5. bis 7.Oktober 2000 in Erfurt. (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd.63). Bonn, S Struck, Martin (2004): Die Kirche im Dorf lassen. Probleme der Nutzung und Unterhaltung von Kirchenräumen. In: Rheinische Heimatpflege (2004), H.1, S Sußmann, Michael (2004): Kirchenbau, Nutzung und Nutzungsverbesserung. Wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart beurteilen und die Zukunft lenken. In: Kunst und

120 116 Kirche (2004), H.3, S VELKD [Lutherisches Kirchenamt der VELKD] (2003): Was ist zu bedenken, wenn eine Kirche nicht mehr als Kirche genutzt wird? Leitlinien des Theologischen Ausschusses der VELKD und des DNK/LWB. In: Texte aus der VELKD (2003), H.122, S Volp Rainer (1997b): Denkmal Kirche. Erbe - Zeichen Vision. In: Volp, Rainer (Hrsg.) (1997a): Denkmal Kirche. Erbe - Zeichen - Vision. Die öffentliche Verantwortung für ein akut gefährdetes Kulturerbe. Analysen, Modelle und Dokumentationen zur künftigen Nutzung und Finanzierung. Kirchenbautag 1996 in Magdeburg/Zerbst. Darmstadt, S Volp, Rainer (1975): Alte Räume für neue Situationen wecken. In: Kunst und Kirche (1975), H.3, S Volp, Rainer (Hrsg.) (1997a): Denkmal Kirche. Erbe - Zeichen - Vision. Die öffentliche Verantwortung für ein akut gefährdetes Kulturerbe. Analysen, Modelle und Dokumentationen zur künftigen Nutzung und Finanzierung. Kirchenbautag 1996 in Magdeburg/Zerbst. Darmstadt. Waiblinger, Robert; Weiß, Stefan (2002): Dorfkirchen in Mecklenburg erhalten und nutzen. In: Hrubý, Petr (Hrsg.) (2002): New Uses for Old Churches - Nová vyuzití pro staré kostely Neue Nutzungen für alte Kirchen. Teplice Ustí nad Labem, S Wein, Horst (2001): Bewahrung und Nutzung von protestantischen Kirchen im Überblick. In: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.) (2001): Nichts für die Ewigkeit? Kirchengebäude zwischen Wertschätzung und Altlast. Dokumentation der Tagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz vom 5. bis 7.Oktober 2000 in Erfurt. (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd.63). Bonn, S Weiß, Wolfgang (2003): Von der Säkularisation zur Säkularisierung. Die Folgen für das Bistum Würzburg. In: Das Münster (2003), H.4, S Wimmenauer, Karl (1975): Ein Plädoyer für den alten Raum. In: Kunst und Kirche (1975), H.3, S Wood, Gerald (2003): Die postmoderne Stadt: Neue Formen der Urbanität im Übergang vom zweiten ins dritte Jahrtausend. In: Gebhardt, Hans; Reuber, Paul; Wolkersdorfer, Günter (Hrsg.) (2003): Kulturgeographie. Aktuelle Ansätze und Entwicklungen. Heidelberg/Berlin, S Zwanzig, Günther W. (1983): Der Bau des Kulturzentrums Karmeliterkirche Weißenburg. Entwicklung eines Vorgangs kommunalpolitischer Meinungsbildung. In: Mödl, Gustav (Hrsg.) (1983a): Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche. Der Weg eines Klosters durch die Jahrhunderte. Weißenburg in Bayern, S

121 117 Presseartikel: DIE ZEIT (Dossier): Sag beim Abschied leise Amen. Das Bistum Essen schließt fast hundert Kirchen. Eine Reise durch das Revier der verletzten Seelen. EKZ [Evangelische Kirchenzeitung, Ev. Kirche Hessen-Nassau] [zuletzt überprüft am ] : "Don Camillo" in Willingen: Wenn die Kirche zur Kneipe wird FTD [Financial Times Deutschland] : Immobilien: Nicht mehr Herr in Gottes Haus FBK [Freisinger Bischofskonferenz] [zuletzt überprüft am ] : Pressekonferenz des Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz, Friedrich Kardinal Wetter, [Dokument: ima doc] : Pressekonferenz zum Abschluss der Freisinger Bischofskonferenz MZ [Mittelbayerische Zeitung] : Neue Häuser neuer Gottesraum : Evangelische Christuskirche geweiht : Das letzte Geläut für die Christuskirche. Gebäude wird wegen Baufälligkeit abgerissen / Feierlicher Schlussgottesdienst am Sonntag PRESSEMITTEILUNGEN DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ [zuletzt überprüft am ] : Fast 99 % der Kirchen liturgisch genutzt. Ergebnisse einer Umfrage zur Nutzung von Kirchen

122 118 SONNTAGSBLATT BAYERN [zuletzt überprüft am ] : Brauerei, Konzertsaal, Kathedrale. Entwidmungen und Umnutzungen von Kirchen gibt es nicht erst seit der aktuellen Spardebatte : Wer im Glaushaus sitzt......zeigt Kreativität: Die Nürnberger Christusgemeinde baut ihr Gemeindezentrum in die Kirche SPIEGEL ONLINE [zuletzt überprüft am ] : Katholische Finanzkrise. Schöner Wohnen in der Kirche WELT [Die Welt online] [zuletzt überprüft am ] : Wenn in der Kirche der DJ auflegt. Sakrale Bauten werden umgenutzt. der_dj_auflegt.html

123 119 Verwendete Internetseiten: Offizielle Homepage der ELKB [zuletzt überprüft am ] Offizielle Homepage der DBK [zuletzt überprüft am ] pdf Offizielle Homepage der EKD [zuletzt überprüft am ] Weitere Seiten [zuletzt überprüft am ]

124 120 Anhang A) Exposé

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen 18 «Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen teilnimmt und teilhat.» 3Das Konzept der Funktionalen

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