Kann Ernährung das Krebs- risiko senken? PD Dr. med. M. Eichholzer, Institut für Sozialund Präventivmedizin, Universität Zürich
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- Lioba Fürst
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1 Kann Ernährung das Krebs- risiko senken? PD Dr. med. M. Eichholzer, Institut für Sozialund Präventivmedizin, Universität Zürich
2 Krebs ist nicht Krebs Es gibt mehr als 100 Tumorarten, und diese haben fast nichts gemeinsam Sie unterscheiden sich bezüglich Ursachen Prävention Frühdiagnose Therapie Verlauf Prognose
3 Krebs ist nicht Krebs Viele Faktoren können das Risiko einzelner Krebsarten erhöhen: unausgewogene Ernährung, Alkohol, Übergewicht genetische Vorbelastung, Alter Bewegungsmangel Tabakrauchen giftige Chemikalien UV-Strahlung sexuell übertragbare Krankheiten geschwächtes Immunsystem chronische Darmentzündungen
4 Kann Ernährung das Krebsrisiko senken? Hauptquelle WCRF & AICR*. World Cancer Research fund and American Institute for Cancer Research. Food, Nutrition, physical activity, and the prevention of cancer: A global perspective. Washington DC: AICR, *Deutsche Zusammenfassung:
5 Ist Krebs zu verhüten? International unterschiedliche Häufigkeiten von Krebs Resultate von Studien an Migranten und säkuläre Trends weisen darauf hin.
6 Weltweite Krebshäufigkeit Globocan 2002, alterstandardisiert, Weltstandard Nordamerika Australien Neuseeland Westeuropa Nordeuropa Südeuropa Osteuropa Südamerika Südafrika Karibik Ostasien Ostafrika Zentralamerika Vorderasien Zentralafrika Anzahl neu auftretende Fälle pro
7 Neuerkrankungen an Prostatakrebs von Japanern in Japan und in den USA Japaner in Japan: * Japaner in USA: Weisse in USA: Afroamerikaner: *Durchschnittl. jährliche Inzidenz per Personenjahre Urol Oncol 2000;5:274-83
8 Krebsmortalität der Männer in der Schweiz Datenquelle: Bundesamt für Statistik M. Bopp, ISPMZ
9 Ist Krebs zu verhüten? International unterschiedliche Häufigkeiten von Krebs, Resultate von Studien an Migranten, und säkuläre Trends weisen darauf hin. Allerdings gibt es auch Menschen, die, trotz Befolgung der Empfehlungen zur Krebsprävention, an Krebs erkranken. Tatsache bleibt, dass der Lebensstil eine wichtige Rolle in der Krebsentstehung spielt.
10 Krebsentstehung auf Zellebene Präkarzinogen Aktivierung Initiation Promotion Progression Erbgut Erbgut wird repariert Normale Zelle Initiierte Zelle Prämaligne Zelle Krebszelle 1 bis 2 Tage 10+ Jahre 1+ Jahre Cancer Res 1987;47:
11 Epidemiologische Beweisführung Fall-Kontroll-Studien Kohortenstudien Interventionsstudien Zunehmende, aber eingeschränkte Aussagekraft Schlüsse mit allen Studien ziehen! wahrscheinliche Beweislage
12 Ernährung und Krebs (nach WCRF & AICR, 2007) Krebsart Früchte Gemüse Fasern Alkohol Salz Mund, Rachen Kehlkopf Speiseröhre Magen Darm -- a -- M:+++ Lunge -- F:++ Rotes & verarbeitetes Fleisch Übergewicht Brust* vor Wechseljahren Brust* nach Wechseljahren Gebärmutterschleimhaut Prostata b -- c überzeugende; ++ wahrscheinliche Beweislage für erhöhtes Risiko; überzeugende; - - wahrscheinliche Beweislage für vermindertes Risiko a Knoblauch, b Lebensmittel mit Selen - -, c Lebensmittel mit Lykopin * Stillen - - -
13 Prozentanteile der häufigsten Krebse in der CH Neuerkrankungen CH * Krebslokalisation Männer Sterblichkeit CH * 29.6 %** Prostata 15.1 %** 12.9 % Lunge 23.2 % 11.4 % Darm*** 10.0 % Frauen 32.2 % Brust 19.4 % 11.2 % Darm*** 10.6 % 7.6 % Lunge 12.7 % 7.0 % Gebärmutter**** 4.2 % NICER & FSO ** % am Gesamt (Neuerkrankungen ohne nichtmelanotischer Hautkrebs) *** Dickdarm (Kolon) und Rektum **** Gebärmutterkörper und hals und nicht näher Bezeichnete
14 Ernährung und Krebs (nach WCRF & AICR, 2007) Krebsart Früchte Gemüse Fasern Alkohol Salz Mund, Rachen Kehlkopf Speiseröhre Magen Darm -- a -- M:+++ Lunge -- F:++ Rotes & verarbeitetes Fleisch Übergewicht Brust* vor Wechseljahren Brust* nach Wechseljahren Gebärmutterschleimhaut Prostata b -- c überzeugende; ++ wahrscheinliche Beweislage für erhöhtes Risiko; überzeugende; - - wahrscheinliche Beweislage für vermindertes Risiko a Knoblauch, b Lebensmittel mit Selen - -, c Lebensmittel mit Lykopin * Stillen - - -
15 Darmkrebs Entsteht fast immer aus Polypen Spezielles Risiko: Genetik, Entzündung Mögliche Umweltfaktoren: Ernährung Alkohol Übergewicht rotes, verarbeitetes Fleisch Gemüse Nahrungsfasern.. Körperliche Aktivität
16 Alkohol und Darmkrebs Überzeugende Beweislage, dass hoher Alkoholkonsum (> 30 g Ethanol/Tag) das Risiko von Darmkrebs bei Männern erhöht; für Frauen ist die Beweislage wahrscheinlich. Ist die Art des alkoholischen Getränkes unwichtig? Acetaldehyd, ein Abbauprodukt von Ethanol, ist ein Karzinogen; Alkohol beeinträchtigt zudem die Versorgung des Körpers mit Folsäure
17 Gesamtkörper- und Bauchfett Auch Übergewicht und inneres Bauchfett erhöhen das Risiko von Darmkrebs; die Beweislage ist überzeugend. Körperfett kann die Blutkonzentrationen von Hormonen und Wachstumsfaktoren wie Insulin, Östrogenen etc. erhöhen. Übergewicht geht mit einer chronischen Entzündung einher.
18 Rotes Fleisch und Darmkrebs Die Beweislage, dass der Konsum von rotem Fleisch das Risiko von Darmkrebs erhöht, ist überzeugend. Der Begriff Rotes Fleisch bezieht sich auf Fleisch von Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen.
19 Verarbeitetes Fleisch & Darmkrebs Die Beweislage ist überzeugend; Verarbeitetes Fleisch bezieht sich auf Fleisch, das durch Räuchern, Beizen oder Salzen oder durch die Zugabe von Konservierungsmitteln haltbar gemacht wurde. Beispiele sind Schinken, Speck, Salami, Würste, Hot dogs etc.
20 Rotes und verarbeitetes Fleisch: Mögliche Mechanismen Rotes Fleisch kann energie- und fettreich sein. Nitrite/Nitrosamine in Geräuchertem, Gepökeltem, Eingesalzenem? Hämeisen: Freies Eisen kann zur Produktion von freien Radikalen führen. Zubereitung (Grillen, well-done ): Heterozyklische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe?
21 Gemüse und Darmkrebs Die überzeugende Beweislage des WCRF- Berichtes von 1997, dass Gemüse das Darmkrebsrisiko verringert, konnte 2007 nicht mehr bestätigt werden. WCRF 2007: wahrscheinlich vermindert Knoblauch das Risiko evt. durch seine antibakteriellen Eigenschaften oder z.b. durch Beeinflussung des Zellwachstums.
22 Nahrungsfasern und Darmkrebs Die Beweislage ist wahrscheinlich; Nahrungsfasern sind unverdauliche, pflanzliche Nahrungsbestandteile in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüsen, Nüssen, Kartoffeln, Früchten..). Mögliche Mechanismen: Stuhlvolumen und Durchgangsgeschwindigkeit erhöht, Einfluss auf natürlichen Zelltod durch Fermentationsprodukte wie Buttersäure.
23 Ernährung und Krebs (nach WCRF & AICR, 2007) Krebsart Früchte Gemüse Fasern Alkohol Salz Mund, Rachen Kehlkopf Speiseröhre Magen Darm -- a -- M:+++ Lunge -- F:++ Rotes & verarbeitetes Fleisch Übergewicht Brust* vor Wechseljahren Brust* nach Wechseljahren Gebärmutterschleimhaut Prostata b -- c überzeugende; ++ wahrscheinliche Beweislage für erhöhtes Risiko; überzeugende; - - wahrscheinliche Beweislage für vermindertes Risiko a Knoblauch, b Lebensmittel mit Selen - -, c Lebensmittel mit Lykopin * Stillen - - -
24 Ernährungsempfehlungen zur Krebsprävention (nach WCRF & AICR 2007) Es wird empfohlen, so schlank wie möglich zu bleiben, und zwar innerhalb des normalen Körpergewichtsbereiches (BMI ) Der Konsum von Lebensmitteln und Getränken, die Übergewicht fördern, d.h. energiedichte Lebensmittel mit viel Zucker und/oder Fett sollte begrenzt werden.
25 Ernährungsempfehlungen zur Krebsprävention (nach WCRF & AICR 2007) Es wird empfohlen, überwiegend pflanzliche Lebensmittel zu verzehren, d.h. täglich mindestens fünf Portionen Früchte und Gemüse, sowie Vollkornprodukte und/oder Hülsenfrüchte zu jeder Mahlzeit.
26 Ernährungsempfehlungen zur Krebsprävention (nach WCRF & AICR 2007) Der Verzehr von rotem Fleisch sollte begrenzt und der Verzehr von verarbeitetem Fleisch vermieden werden. Wenn alkoholische Getränke getrunken werden, sollte der Konsum auf nicht mehr als zwei Gläser pro Tag für Männer und ein Glas pro Tag für Frauen beschränkt werden.
27 Ernährungsempfehlungen zur Krebsprävention (nach WCRF & AICR 2007) Der Salzkonsum ist zu reduzieren, der Konsum von verschimmelten Getreide oder Hülsenfrüchten zu vermeiden. Der Nährstoffbedarf sollte ausschließlich durch Lebensmittel gedeckt werden. Säuglinge sollten gestillt werden. Für Krebsüberlebende gelten die Empfehlungen zur Krebsprävention.
28 Zusätzliche Empfehlungen zur Krebsprävention Körperliche Aktivität sollte ein Teil des täglichen Lebens sein. Nicht-Rauchen, weder aktiv noch passiv. Keine übermässige Sonnenbestrahlung. Einhalten von Vorschriften, die vor Kontakt mit Krebs erzeugenden Stoffen schützen sollen. Impfungen Früherkennungsmassnahmen..
29 Lebensstilfaktoren von Erwachsenen: Schweizerische Gesundheitsbefragung Männer Frauen Übergewicht (BMI ) deutliches Übergewicht (BMI >=30) Nicht auf die Ernährung achten Nicht 5-am- Tag Raucher Körperlich inaktiv % Befragter Datenquelle: Bundesamt für Statistik; PRAXIS 2010;99:17-25
30 Verhaltens- und Verhältnisprävention Verhalten des Einzelnen ansprechen Verhältnisse ändern zum Beispiel auf den Ebenen Regierung Nahrungsmittelsektor Medien Erziehung/Schulen.. Fünfter Schweizerischer Ernährungsbericht 2005:
31 Die Ernährungsbewegung vom BAG und von Gesundheitsförderung Schweiz. Animiert Kinder unter Einbindung ihrer Umwelt dazu, sich ausgeglichen zu ernähren und sich genügend zu bewegen. Unterstützt Modell-Projekte, die Bewegung und Ernährung kombinieren, überprüft deren Umsetzungs- und Wirkungspotenzial und bereitet sie auf ihre Multiplikation vor.
32 Verhaltens- und Verhältnisprävention Verhalten des Einzelnen ansprechen Verhältnisse ändern zum Beispiel auf den Ebenen Regierung Nahrungsmittelsektor Medien Erziehung/Schulen.. Fünfter Schweizerischer Ernährungsbericht 2005:
33 Indem sich Partner aus Wirtschaft und Institutionen zu Aktionen zusammenfinden, können Voraussetzungen geschaffen werden, um die Menschen zu ermutigen, einen aktiveren Lebensstil zu pflegen und sich ausgewogener zu ernähren. Make the Healthy Choice the Easy Choice
34 Kann Ernährung das Krebsrisiko senken? Ja, wir können durch unseren Lebensstil und unsere Ernährung unser Krebsrisiko verringern, das Auftreten von Krebs aber nicht verhindern. Unsere Veranlagung und viele andere Risikofaktoren spielen auch eine Rolle. Zudem ist das Wissen zur Krebsentstehung heute immer noch lückenhaft und Gegenstand intensiver Forschung.
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