Kraft erleben. Geo per Velo

Transkript

1 Kraft erleben.

2 Durnagelbach bei Linthal Mühle in Betschwanden mit Diesbachfall Willkommen Helm auf, in die Pedalen und Augen auf! Mit dem Velo in zwei Tagen mehr als 250 Millionen Jahre zu durchfahren, ist ein ganz spezielles Erlebnis! Die Strecke führt meist der Linth entlang, mit kleinen Abstechern zu unseren Etappenzielen. Wir verdanken urzeitlichen und fortwährenden Naturgewalten, dass wir unsere Fahrt von Linthal bis zum Walensee als gemütlich empfinden. Aber nicht nur das: durch den Vorstoss und späteren Rückzug des Linthgletschers kamen all die Sehenswürdigkeiten unserer Velotour zum Vorschein. Allerdings haben auch andere Naturereignisse mitgeholfen, das heutige Tal der Linth so zu formen, wie es sich auf unserer Fahrt präsentiert: das fürchterliche Gewitter im hinteren Durnachtal 1944, der Guppenbergsturz vor Jahren, die Bergstürze über der Rotrisi bei Ennenda und das Erdbeben von 1855 mit dem nachfolgenden Bergsturz beim Haltengut zwischen Netstal und Mollis. Aber auch Werke von Menschenhand geschaffen, wie der Steinpfad der Firma Knobel AG in Schwanden und der Escherkanal mit den Hochwasserschutzbauten und den Flussaufweitungen neueren Datums, führen uns in die Erdgeschichte hinein. 1. Tag: Anreise und erste Velofahrt Glarus per Bahn nach Linthal per Velo nach Glarus (rund 6 Stunden inklusive Besichtigungen und Pausen) Anreise mit Zug/Bus zum Bahnhof Glarus. Ankunft und Check-in im Hotel Glarnerhof in Glarus. Velobezug im Bahnhof Glarus. Fahrt nach Linthal mit Veloselbstverlad. Velofahrt nach Glarus via Rüti, Betschwanden, Diesbach, Hätzingen, Luchsingen, Leuggelbach, Nidfurn, Haslen, Schwanden, Mitlödi, Ennenda. Geologischer Rundgang in Glarus. Abendessen, Übernachtung, Frühstück im Glarnerhof. 2. Tag: zweite Velofahrt und Rückreise Glarus Gäsi Glarus oder Glarus Gäsi Ziegelbrücke (per Bahn zurück nach Glarus) (rund 5 Stunden) Velofahrt via Netstal, Mollis bis zum Gäsi am Walensee. Entweder Retourfahrt nach Glarus mit Veloabgabe am Bahnhof Glarus oder Weiterfahrt nach Ziegelbrücke mit Veloabgabe am Bahnhof Ziegelbrücke und per Bahn zurück nach Glarus. Heimfahrt. Das Angebot Als «Schön» empfinden wir Naturphänomene wie den stiebenden Diesbachfall und die erdgeschichtlichen Entdeckungen während des geologischen Rundganges durch Glarus oder die Kalksteinfelsen im Elggis bei Netstal und die Lochsite, wo sich die Glarner Hauptüberschiebung unmittelbar vor unseren Augen ausbreitet.

3 Steinpfad der Firma Knobel in Schwanden Lochsite bei Schwanden 1 Durnagel Zuhinterst im V-förmigen Durnachtal entspringt der Durnagel. Auf seiner acht Kilometer langen Reise mit über 1200 Metern Höhendifferenz transportierte er immer wieder Geschiebe ins Tal. Am 24. August 1944 überschwemmte der Wildbach nach einem Gewitter das Land zwischen Rüti und Linthal mit einer halben Million Kubikmeter Schutt. Wälder, Felder und Wiesen wurden zerstört, Fabriksäle überflutet und Wohnstuben in Mitleidenschaft gezogen. Die Eisenbahnlinie wurde auf einer Länge von über 100 Metern unterspült. Der Bahnbetrieb war während 54 Tagen unterbrochen. Heute ist der Durnagel gezähmt. Von 1947 bis 1992 wurde der Bach mit 82 Sperren gedrosselt. 2 Diesbachfall Der Diesbachfall präsentiert sich immer noch in seiner ursprünglichen Pracht. Besonders zur Zeit der Schneeschmelze donnert und «diest» er dermassen, dass uns die Kräfte der Natur wieder bewusst werden. Die ehemalige Getreidemühle am Fusse des Wasserfalls stammt aus dem Jahre Die genaue Zeit der Stilllegung des Mühlebetriebes ist nicht bekannt. Zeitweise diente sie Bauarbeitern und dem Militär als Unterkunft. Dann zerfiel sie mehr und mehr, was Pfarrer Jakob Schiltknecht aus Betschwanden keine Ruhe liess. Seiner Idee und Beharrlichkeit, die alte Mühle als Gästehaus für Jugendgruppen zu restaurieren, verdanken wir deren Weiterbestehen. Die Besitzer, das Textilunternehmen Legler, schenkten 1959 die Mühle der Kirchgemeinde Betschwanden. In über 7000 Stunden Frondienst gelang es, die vom endgültigen Zerfall bedrohte Mühle in ein kleines Gästehaus zu verwandeln. Im Jahre 2000 erfolgte eine sorgfältige Innenrenovation. 3 Steinpfad der Firma Knobel AG Im Steinpfad der Firma Knobel AG, Schwanden, findet sich symbolisch der Kanton Glarus wieder: im Westen der Anlage sind Steine vom Wiggis, Glärnisch und Ortstock bis zum Klausenpass zu sehen, im Süden solche aus dem Tödimassiv und im Osten aus den Sernftaler Bergen bis zur Glarner Hauptüberschiebung in der Lochsite. Im Norden folgen Steine aus den Ennendaner Bergen und von Kerenzen, in der Mitte schliesslich jene des Kärpfgebietes. Besucher finden alle geologischen Informationen dazu vor Ort. Das Familienunternehmen Knobel AG unterhält zudem einen Ausstellungsraum mit Fossilien, Kristallen, Geologiestudien und Skulpturen. 4 Lochsite In der Lochsite bestaunen wir die messerscharfe Linie der Glarner Hauptüberschiebung. 250 Millionen Jahre alte grünliche bis rötliche Verrucanogesteine wurden im heutigen Vorderrheintal ausgequetscht und rund 35 km nordwärts über 35 bis 50 Millionen Jahre alte bräunlichgraue, meist schieferige Flyschgesteine geschoben. Als «Schmiermittel» diente der dazwischen eingeklemmte Lochsitenkalk. Die Überschiebung fand vor 20 bis 30 Millionen Jahren in einer Tiefe von rund 10 km bei einer Temperatur von zirka 350 C statt und dauerte etwa 10 Millionen Jahre. Dies entspricht einer Überschiebungsgeschwindigkeit von vier Millimetern pro Jahr. Die Glarner Hauptüberschiebung wurde am 8. Juli 2008 als Weltnaturerbe in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. 5 Weggabelung Uschenriet Wir werfen einen Blick zurück: vor der imposanten Kulisse von Vorderglärnisch und Vrenelisgärtli erkennen wir eine zum Teil bewaldete scharfe Erosionskammlinie. Sie markiert den mächtigen Schuttfächer des Guppenbergsturzes. Aus der Abrissnische, die in einer Höhe von 1200 m beginnt und sich bis gegen 2300 m ausdehnt, lösten sich in einer eisfreien Periode gegen Ende der letzten Eiszeit rund 800 Millionen Kubikmeter Gestein. Die gewaltige Trümmermasse wälzte sich zunächst von der Guppennische über die Gegend von Schwändi und Mitlödi, durchquerte das Tal und prallte im Gebiet von Sool auf die gegenüberliegende Talseite. Die Hauptmasse des Schuttstromes wurde talauswärts nach Norden abgelenkt und flutete fächerförmig nach Nordosten bis an den Südrand von

4 Ziegelbrücke 1. Tag: Anreise und erste Tour Gässlistein bei Ennenda Glarus und Ennenda. Die abgelagerten Felsmassen bildeten im Raume Schwändi Mitlödi Sool Schwanden eine natürliche Sperre. Es kam zur Bildung eines Sees bis über Luchsingen hinaus. Schliesslich wurde die Sperre durch die gewaltigen Wassermassen der Linth und des Sernf wieder durchbrochen. 6 Gässlistein Vor Ennenda, am Fusse der Rotrisi, stehen mächtige Felsblöcke als Zeugen einstiger Bergstürze. Am haushohen Gässlistein (rund 400 m 3 ) erinnert eine Gedenktafel an Dr. Jakob Oberholzer, Erforscher der Glarner Geologie. Dr. Jakob Oberholzer ( ) war Lehrer an der Höheren Stadtschule in Glarus wurde er für seine geologischen Arbeiten von der Universität Zürich mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Der Legende nach sollen die Ennendaner Frauen am ersten Frühjahrstag, an dem die Abendsonne wieder hinter dem Vorderglärnisch hervor kam und ins Dorf schien, zum Gässlistein gepilgert sein, um dort zu spinnen. Viele der Steine aus der Rotrisi wurden nach dem Brand von Glarus (1861) zum Wiederaufbau verwendet. 7 Geologischer Rundgang Glarus Naturbausteine, die für den Strassenbau oder zur Ausschmückung von Gebäudefassaden verwendet werden, geben uns auf bequeme Art einen Einblick in die Erdgeschichte. So können uns auf einem Spaziergang durch Glarus ein Denkmal aus Sernifit (Verrucano) im Volksgarten an den einstigen Superkontinent Pangäa erinnern, der Spielhofbrunnen an ein Flachmeer im oberen Jura, die Sandsteine des Rathauses an die Bildung des Molassebeckens im Gefolge der Hebung der Alpen, Fassadenverkleidungen aus Sernftaler Plattenschiefer an tiefe, sauerstoffarme Meeresbecken oder Fassadenplatten aus Ophicalcit an das Ende der ozeanischen Erdkrustenbildung im einstigen Tethysmeer. Niederurnen 10 Oberurnen Näfels Mollis 9 Netstal 8 7 Glarus Ennenda 6 5 Mitlödi 4 Schwanden Nidfurn 3 Haslen Leuggelbach Luchsingen Hätzingen Diesbach 2 Betschwanden Rüti 1 Glarus per Bahn nach Linthal per Velo nach Glarus (rund 6 Stunden inklusive Besichtigungen und Pausen) Anreise mit Zug/Bus zum Bahnhof Glarus. Ankunft und Check-in im Hotel Glarnerhof in Glarus. Velobezug im Bahnhof Glarus. Fahrt nach Linthal mit Veloselbstverlad. Velofahrt nach Glarus via Rüti, Betschwanden, Diesbach, Hätzingen, Luchsingen, Leuggelbach, Nidfurn, Haslen, Schwanden, Mitlödi, Ennenda. Geologischer Rundgang in Glarus. Abendessen, Übernachtung, Frühstück im Glarnerhof. 2. Tag: zweite Tour und Rückreise Glarus Gäsi Glarus oder Glarus Gäsi Ziegelbrücke (per Bahn zurück nach Glarus) (rund 5 Stunden) Velofahrt via Netstal, Mollis bis zum Gäsi am Walensee. Entweder Retourfahrt nach Glarus mit Veloabgabe am Bahnhof Glarus oder Weiterfahrt nach Ziegelbrücke mit Veloabgabe am Bahnhof Ziegelbrücke und per Bahn zurück nach Glarus. Heimfahrt. Veloroute 1. Tag Veloroute 2. Tag Alternative: Verlängerung nach Ziegelbrücke Besondere Orte unterwegs, Sehenswürdigkeiten: Siehe Text in dieser Broschüre. Orientierung Linthal 0 km 1 km 2 km 3 km

5 Kalkabbau bei Netstal Hartschotterwerk Haltengut bei Mollis S c h w e i z Kanton Glarus Zürich Glarus Schwanden Linthal Walensee -Gebiet Klausenpass Chur Orientierung 8 Elggis Bereits nach dem Brand von Glarus im Jahre 1861 wurden im Elggis ein Steinbruch und eine Kalkbrennerei für den Wiederaufbau eingerichtet und betrieben, aus denen später die heutige Kalkfabrik Netstal (KFN) hervorging. In der Folge entwickelte sich die KFN zur grössten Weisskalkproduzentin in der Schweiz. Zusätzlich zu den Kalkprodukten stellt die «Chalchi» Kies und Schotter für den Hochund Tiefbau her. Woher kommt der Kalk? Fast während des ganzen Mesozoikums (vor 250 bis 65 Millionen Jahren) war das Gebiet des Glarnerlandes vom Urmeer, der Tethys, bedeckt. Aus den Schalen und Skeletten der Muscheln und Korallen bildete sich ein Sedimentgestein, welches sich zu kalkhaltigen Schichten verfestigte. 9 Haltengut Im Hartschotterwerk Haltengut werden Sand, Kies und Steine für den Gebrauch auf dem Bau, im Betonwerk oder in der Belagsanlage produziert löste ein Erdbeben einen Bergsturz aus, bei dem rund 1 Million Kubikmeter Fels zu Tale stürzten. Im Folgejahr ereignete sich ein zweiter, grösserer Bergsturz. Später wurde mit dem Abbau der Halde begonnen, welcher bis Ende der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts andauerte. Seither erfolgt der Abbau von Felsgestein (Quintnerkalk) zur Produktion von Zuschlagsstoffen für Asphalt und Beton, für Fundationsmaterial (Koffer) und für Wuhrsteine. 10 Escherkanal Der Escherkanal leitet seit 1811 die Linth von Näfels/Mollis in den Walensee. Mit dem Escherkanal und dem Linthkanal konnten die Versumpfung der Linthebene und der Rückstau der Maag (Ausfluss des Walensees) eliminiert werden. Der Kanal ist nach Hans Conrad Escher von der Linth benannt, der im Auftrag der Tagsatzung das Linthwerk leitete. Das Linthwerk heute: Am 25. September 2008 fand bei Mollis, im gleichen Abschnitt, wo der Bau damals begann, der Spatenstich zur Sanierung des Linthwerks statt. Milchspülersee bei der Leglerhütte Mit der Sanierung des gesamten Linthwerkes (Escherkanal und Linthkanal) will man den Hochwasserschutz im Linthgebiet sichern und gleichzeitig der Natur mehr Freiraum gewähren. Auf der rechten Flussseite zwischen dem Chupferensteg und der Vrenelibrücke wurde mit einer Flussaufweitung der Naturraum Chli Gäsitschachen geschaffen. Die Linth findet so zu ihrer Eigendynamik zurück: es bilden sich Kiesinseln, es entwickeln sich Auen- und Weidenwälder und es entstehen Laichplätze für Bach- und Seeforellen. Weitere Informationen Broschüre «Route Glarner Hinterland-Sernftal» Nr. 3 Broschüre «Route Glarner Hinterland-Sernftal» Nr Broschüre «Brunnentrog und Haifischzahn» Karte Wanderkarte Glarnerland (swisstopo) Grundlagenmassstab 1:50 000, vergrössert dargestellt mit dem Massstab 1: ISBN Öffentliche Verkehrsmittel Die Gegend ist mit Bahn- und Busverbindungen erschlossen. Anreise mit Bahn bis Bahnhof Glarus. Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln Eisenbahn SBB bis Glarus. Anreise mit Privatauto Autobahn A3, Ausfahrt Nr. 44 «Niederurnen», dann Richtung Glarus. Die Parkplätze beim Bahnhof Glarus sind teilweise gebührenpflichtig. Blick von Näfels Richtung Netstal und Glarus Unterwegs

6 Wichtig zu wissen Vorderglärnisch (rechts) und Vrenelisgärtli Auf dem Gee per Velo-Weg finden Sie zahlreiche Informationstafeln an interessanten Stellen. Suchen Sie das Gespräch mit Einheimischen. Telefonnummern für den Notfall Polizei 117 Rettungsflugwacht Rega 1414 Sanität 144 Glarnerhof (Rezeption) Telefon Werktags: 7.00 bis Uhr Wochenende: 7.30 bis Uhr Aufweitung des Escherkanals bei Mollis Infos, Anmeldung und Buchung Glarussell gl-events GmbH Bahnhofstrasse Glarus Telefon Touristinfo Glarnerland Raststätte A Niederurnen Telefon Infos und Buchung Telefonnummer für die Wettervorhersage Persönliche Wetterberatung von Meteo Schweiz: Telefon CHF 3. Grundgebühr pro Minute Haftung wird grundsätzlich selbstständig und auf eigenes Risiko befahren. Die Veranstalter lehnen jede Haftung für Schäden bei Unfällen und unvorhergesehenen Ereignissen ab. Weitere Infos Kosten und Leistungen CHF 193. pro Person im Doppelzimmer CHF 248. pro Person im Einzelzimmer CHF 10. Reduktion mit Halbtax oder GA Preisänderungen vorbehalten. Zusätzlich erhältlich für CHF 35. pro Person: «Glarnertüechli»-Lunchsäckli, hergestellt von der Behindertenwerkstätte «glarnersteg begleitet leben und arbeiten». Folgende Leistungen sind inbegriffen: 1 Übernachtung inkl. Frühstück in einem traditionsreichen kleinen Grand Hotel, Lunchpakete für beide Tage, Fahrradmiete für beide Tage, Informationsmaterial. Auf Wunsch wird die Buchungsstelle das SBB-Billett für organisieren.

7 Kraft er leben. Kräfte und Energien beeinflussen stetig unser Leben, der Mensch steht staunend und vielfach klein und nichtig vor den Zeugen und Auswirkungen natürlicher und kultureller Ereignisse. Das vorliegende Angebot ist eines von mehreren Produkten einer Initiative zur Förderung des natur- und kulturnahen Tourismus. Über die Themen Muskeln, Wasser, Natur und Kultur werden einige der vielen Attraktionen des Glarnerlands zusammengefasst und touristisch beschrieben. Leben und erleben auch Sie die mannigfaltigen Kräfte und Energien des Kantons Glarus zwischen Tödi, Martinsloch und Walensee. Weitere Angebote unter V 1.1 Impressum Herausgeber: Kanton Glarus, Region GHS Text und Fotos: Walter Böniger, Nidfurn Glarner Tüechli: Blumer & Cie, Schwanden Ein Projekt der Regionalpolitik des Bundes, in Zusammenarbeit mit der Region GHS, und der ZHAW-Fachstelle Tourismus und Nachhaltige Entwicklung.