Gute Gründe für Markteingriffe durch den Staat: Externe Effekte und Öffentliche Güter ( , Kap )

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1 Gute Gründe für Markteingriffe durch den Staat: Externe Effekte und Öffentliche Güter ( , Kap ) Rolf Weder Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Universität Basel Rolf Weder VWL HS 11 1

2 Struktur Vorbemerkung Externalitäten Effekte Korrektur durch private Akteure und den Staat Öffentliche Güter und gemeinschaftliche Ressourcen Verschiedene Arten von Gütern Korrektur durch den Staat Folgerung Rolf Weder VWL HS 11 2

3 (0) Vorbemerkung Markets are usually a good way to organize economic activity (Prinzip 7, Kapitel 1) Markets do many things well, but they do not everything well (M/T, S. 198) Governments can sometimes improve market outcomes (Prinzip 8, Kapitel 1) Beispiele: Umweltverschmutzung durch Produktion oder Konsum, Forschung & Entwicklung, Ausbildung Rolf Weder VWL HS 11 3

4 (1) Externalitäten Definition: Die nicht kompensierte Auswirkung des Verhaltens einer Person auf das Wohlbefinden einer anderen (nicht beteiligten) Person. An externality arises when a person engages in an activity that influences the well-being of a bystander (a third party) who neither pays nor receives any compensation for that effect. (M/T, S. 198 f.) Negative versus positive Externalität Auswirkung der Existenz von Externalitäten: Because buyers and sellers neglect the external effects of their actions when deciding how much to demand or supply, the market equilibrium is not efficient when there are externalities. (M/T, S. 199) Beispiele Rolf Weder VWL HS 11 4

5 (1) Externalitäten Mankiw, Taylor (2011), Figur 10.2, S. 202 Mankiw, Taylor (2011), Figur 10.3, S. 203 Negative Externalität in der Produktion Positive Externalität im Konsum Wohlfahrtsverlust bei Vorhandensein von Externalitäten? Rolle des sozialen Planers (d.h. des Staates)? Internalisierung der Externalität durch Rolf Weder VWL HS 11 5

6 (1) Externalitäten Korrektur durch private Akteure (= private solutions ): Freiwillige Rücksichtnahme der einzelnen Akteure (Moral, Normen) Entstehung von spezialisierten Organisationen zur Unterstützung von einzelnen Akteuren (Stiftungen, Wohltätigkeitsorganisationen) Integration der Akteure in eine Einheit Aushandlung eines Vertrages zwischen den beteiligten Akteuren Wie wahrscheinlich und wirksam ist es, dass private Akteure das Problem selber lösen (Vertrag)? Antwort: Coase Theorem (nach Ronald Coase, Journal of Law and Economics, 1960, Nobelpreis 1991) if private parties can bargain without cost over the allocation of resources, then the private market will always solve the problem of externalities and allocate resources efficiently. (M/T, S. 207) Rolf Weder VWL HS 11 6

7 (1) Externalitäten Ein Beispiel zum Coase Theorem: Sofie wünscht einen bellenden Hund (Brandy). Lucas wünscht Ruhe. Beide sind Nachbarn. Variante A: - Sofies Wertschätzung am Hund: 500 Euro - Lucas Wertschätzung an Ruhe: 800 Euro Marktergebnis in Abhängigkeit der Zuteilung der Eigentumsrechte? Variante B: - Sofies Wertschätzung am Hund: 1000 Euro - Lucas Wertschätzung an Ruhe: 800 Euro Marktergebnis in Abhängigkeit der Zuteilung der Eigentumsrechte? The Coase theorem applies only when the interested parties have no trouble reaching and enforcing an agreement. (M/T, S. 209) Rolf Weder VWL HS 11 7

8 (1) Externalitäten Korrektur durch den Staat: Regulierungen (Gebote und Verbote (= command-and-control policy )): Verbot, maximale Emissionsmengen, maximale Grenzwerte, Vorschreiben von Technologien Marktorientierte Massnahmen (=market based policies): Steuern, Subventionen, handelbare Emissionsrechte Zwei Beispiele von Marktorientierten Massnahmen: Pigou-Steuer: der Staat bestimmt einen Preis, zu dem eine Firma das Recht erhält, die Umwelt zu verschmutzen. Handelbare Umweltzertifikate: Der Staat bestimmt eine Gesamtmenge von Emissionsrechten, die zwischen den Firmen gehandelt werden können. Rolf Weder VWL HS 11 8

9 (1) Externalitäten Mankiw, Taylor (2011), Figur 10.4a, S. 214 Mankiw, Taylor (2011), Figur 10.4b, S. 214 Die Äquivalenz von Pigousteuer und handelbaren Umweltzertifikaten Umweltzertifikate: The invisible hand will ensure that this new market efficiently allocates the right to pollute. ( ) the initial allocation of pollution permits among firms does not matter from the standpoint of economic efficiency. (M/T, S. 213) Rolf Weder VWL HS 11 9

10 (1) Externalitäten Beispiele von Geboten und Verboten: Rolf Weder VWL HS 11 10

11 (2) Public Goods and Common Resources Sind freie Güter die besten Güter? Frage: Worin besteht das Problem von öffentlichen Gütern, worin dasjenige der gemeinschaftlichen Ressourcen? Charakterisierung der Güter (=Eigenschaften) auf der Basis von zwei Kriterien bezüglich des Konsums dieser Güter: Ausschliessbarkeit (=Excludability) Rivalität (=Rivalry) Wann funktioniert der Markt am besten? Rolf Weder VWL HS 11 11

12 (2) Public Goods and Common Resources Typologie von Gütern aufgrund der beiden genannten Kriterien: Mankiw, Taylor (2011), Figur 11.1, S. 222 Rolf Weder VWL HS 11 12

13 (2) Öffentliche Güter Problem der ungenügenden Bereitstellung: Positive Externalität Free-Rider-Verhalten Beispiele: Feuerwerk, Landesverteidigung, Grundlagenforschung, Armutsbekämpfung Entscheidend: Das Angebot dieser Güter ist aus kollektiver Sicht wünschenswert, aus individueller Sicht aber nicht profitabel. Kann der Markt das Problem zum Teil doch lösen? Leuchtturm, Feuerwerk? Notwendigkeit und Problematik der Kosten-/Nutzenanalyse Rolf Weder VWL HS 11 13

14 (2) Gemeinschaftliche Ressourcen Problem der Übernutzung: Negative Externalität Tragedy of the Commons Beispiele: Allmende, Luft/Wasser, verstopfte öffentliche Strassen, Ozean Auch hier: was aus individueller Sicht als rationales Verhalten erscheint, ist aus kollektiver Sicht nicht rational bzw. nicht optimal. Was ist zu tun? Beispiel: Elefanten versus Kühe ( ) elephants are a common resource, whereas cows are a private good. (M/T, S. 234) Rolf Weder VWL HS 11 14

15 (3) Folgerung Sobald Externalitäten bestehen, ist ein Marktversagen wahrscheinlich. Eine staatliche Intervention ist in vielen Fällen angezeigt. Optimale Interventionen sind in der Regel marktorientiert. Öffentliche Güter und Gemeinschaftliche Ressourcen leiden beide darunter, dass der Konsum mit einem Preis von Null verbunden ist. Man kann sie auch als Güter verstehen, deren Produktion bzw. Konsum durch eine Externalität charakterisiert ist. Nicht berücksichtigt ist bei der Beurteilung der Staatseingriffe die Möglichkeit eines Staatsversagens. Die Berücksichtigung würde Staatseingriffe im konkreten Fall (etwas) relativieren. Rolf Weder VWL HS 11 15

16 (3) Appendix: Weitere Beispiele BAZ, Rolf Weder VWL HS 11 16

17 (3) Appendix: Weitere Beispiele Die drohende Ausrottung der Haifische: Spezies, Vielfalt, riesige negative Effekte auf die Weltmeere. Shark Finning als extreme Tierquälerei: Shark finning refers to the removal and retention of shark fins and the discard at sea of the carcass. The shark is most often still alive when it is tossed back into the water. Unable to swim, the shark slowly sinks towards the bottom where it is eaten alive by other fish. Shark finning has increased over the past decade due to the increasing demand for shark fins (for shark fin soup and traditional cures), improved fishing technology, and improved market economics. Shark specialists estimate that 100 million sharks are killed for their fins, annually. One pound of dried shark fin can retail for $300 or more. It s a multibillion dollar industry. Experts estimate that within a decade, most species or sharks will be lost because of longlining. Rolf Weder VWL HS 11 17

18 (3) Appendix: Weitere Beispiele Wer soll denn die Kosten tragen? ( ). Die Kosten müssen dort angesiedelt werden, wo sie entstehen (Verursacherprinzip), und wo das wirtschaftliche Interesse an der Optimierung des Kosten-Nutzen- Verhältnisses am grössten ist. Dies ist ein Gebot der ökonomischen Effizienz und spricht im vorliegenden Fall klar dafür, dass die Kostenverantwortung beim ( ) Verein liegen muss. [Die Verbände und Vereine] verweisen darauf, dass die Gewalt ja kein spezifisches Problem des Fussballs ( ) sei. ( ). Ausserdem fehle dann das Geld für all die nützlichen sozialen Funktionen ( ). Aber Künstlerpech. Der Fussball zieht nun mal eine andere Klientele an als zum Beispiel ein Tennisturnier, ein Schwingfest oder ein Militärmusikfestival. Oliver Landmann in BAZ, Rolf Weder VWL HS 11 18