Gesunde Anteile stärken Un-Abhängigkeit fördern
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- Reinhardt Boer
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1 Zentrum für Suchtmedizin LWL-Klinikum Gütersloh Gesunde Anteile stärken Un-Abhängigkeit fördern Bayernweiter Selbsthilfefachtag Sucht und Gesundheit Immer wieder aufstehen mit Rückfällen leben Dr. med. Ulrich Kemper Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin am LWL-Klinikum Gütersloh
2 Mark Twain Mit dem Rauchen aufzuhören ist gar keinproblem, das habe ich schon 100 mal geschafft.
3 Alles oder Nichts-Prinzip Jeder Rückfall ist ein Wiederaufkeimen der Krankheit bzw. ein Scheitern an dem als notwendig und unabdingbar angesehenen Abstinenzgebot. Rückfall ist Ausdruck des Scheiterns, des Versagens des Patienten, des Therapeuten und der Behandlung.
4 Abstinenz = Erfolg Rückfall = Misserfolg Es gibt keineeinheitliche Rückfalldefinition. Rückfällig kann man werden, wenn man zuvor abstinent war.
5 Rückfall:Jeder Suchtmittelkonsum nach einer Phase der Abstinenz oder Konsum länger als drei Tage oder trockener Rückfall: Wiederaufflammen alter Denk-und Handlungsmuster, auch ohne Substanzkonsum oder
6 Andere Länder, anderesprache, anderes Rückfallverständnis relapse(fall blown relapse) lapse slip Hiccup lapse = Ausrutscher oder: Rückfall als Vorfall
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8 Vereinfachtes Modell zum Rückfallprozess (in Anlehnung an Marlatt 1985) aus Petry: Alkoholismustherapie, 1996
9 Gedanken und Gefühle beim Rückfall-und Vorfallprozess (in Anlehnung anmarlatt1987b, 1985) aus Petry: Alkoholismustherapie, 1996
10 Rückfall ist die Regel, nicht die Ausnahme!
11 Zahlen Rückfall als Regelfall Abstinenz- und Rückfallraten nach stationärer Alkoholentwöhnungshehandlung, Körkel 2001
12 Achtung: Diese Zahlen beziehensich auf maximal 3 % der Suchtkranken, nämlich die, die eine stationäre Langzeittherapiegemacht haben.
13 Zahlen Rückfall als Regelfall Prozentsatz der in den ersten 6 Jahren nach einer Alkoholentwöhnungsbehandlung abstient gebliebenen Personen (aus Maffli et al., 1995), Körkel 2001
14 Ist der Rückfall Schicksalsschlag oder Unfall?
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16 Ein Rückfall hockt auf der Terrasse, Auf dass er sichein Opfer fasse - und stürzt alsbald mit großem Grimm auf einen Menschen namens Schrimm. Paul Schrimm der trinkt auch gleich 3 Liter, dasist für die Familie bitter.
17 Das sozial-kognitive Rückfallmodell nach Marlatt(1985)
18 Ausrutscher ( erster Schluck ) 1. Erklärung durch eigene Unfähigkeit: Ich bin einfach ein labiler Mensch. Mir fehlt der eiserne Wille. 2. Resignation und Ohnmachtsgefühle gegenüber dem weiteren Verlauf: Nun ist sowieso alles aus, da kann ich gleich weitertrinken. 3. Schuld- und Schamgefühle: Ich könnte vor Scham im Erdboden versinken. Ich kann keinem mehr ins Gesicht sehen. Schwerer Rückfall Abstinenz-Verletzungs-Effekt aus Körkel: Rückfall und Rückfallprävention bei Alkoholabhängigkeit, 2001
19 Dynamisches Modell des Rückfalls (nach Witkiewitz& Marlatt, 2007)
20 Der heutige Stand Vulnerabilitäts-Stressmodell: Reduktion,Remission und Rückfall
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22 Stadien der Veränderung Prochaska and Diclemente
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24 Rückfall
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26 Soziale Unterstützung Somatische Therapie Psychotherapie Dimensionen der Suchttherapie
27 Wirkprinzip nach Grawe 1997 Ressourcenaktivierung Problemaktualisierung Aktive Hilfe bei der Problembewältigung Therapeutische Klärung
28 (nach Leune 2012)
29 Prozentuale Anteile an der therapeutischen Wirkung 30% 40% Unspezifische Wirkfaktoren Beziehung/Therapeut Erwartung (Placebo) Therapietechnik Außertherapeutische Veränderungen 15% 15% (Lambert u. Barley (2001)
30 Wer erneuern will hat alle die zum Feind, denen es unter den alten Bedingungen gut ergangen ist. Machiavelli 1513
31 Die Gesundheitsversorgung inklusive der Suchtkrankenversorgung sollte von der Orientierung des Einsatzes der Ressourcen für wenige Schwerstgeschädigte auf den Einsatz für die große Mehrheit der Betroffenen umgestellt werden. (U. John et al., 2001)
32 Fast jeder Suchtkranke würdewieder gerne kontrolliert konsumieren.
33 Rückfällig werden als Wesensmerkmal des Menschen = Anthropinon
34 Die anthropologische Perspektive Suchterkrankungen sind Beziehungsstörungen
35 Ich will damit sagen, dass der Alkohol zwar das Leben verkürzt, aber den unmittelbaren Tod verhindert. Und es handelt sich für mich darum:nicht das Leben zu verlängern, sondern den unmittelbaren Tod zu verhindern. Ich kann nicht auf Jahre hinaus rechnen. Joseph Roth an Stefan Zweig 1935
36 Drang nachselbstzerstörung Fraternisieren mit dem Abgrund
37 Ich fuhr einige Tage nach Hamburg und betrank mich dort und brachte mich auf einen solchen Tiefpunkt,dass ich endlich wieder Körperqual erlebte. Lähmung, Angst und Sterben wurden endlich wieder zu Wörtern aus selbsterlebter Leidenswirklichkeit. Herhaus, E. Kapitulation. Aufgang einer Krankheit, 1977
38 Rückfall als Notwendigkeit vor dem Hintergrund von: Lebenslagen, Lebensbedingungen, Lebensplänen, Lebensgefühl, Lebensgestaltung...
39 Der Helfende muss sein Gegenüber in der individuellen Lebensrealität sehen,um sich auf eine verstehende Beziehung einlassen zu können. Es gibt ebenso wenig denrückfall, wie es densuchtkranken gibt.
40 Auf die Frage, was an einer Therapie hilfreich gewesen sei, nennen Suchtkranke an erster Stelle Personen und Begegnungen, an zweiter Stelle erst gewonnenen Methodenkenntnisse (z.b. Notfallpläne usw.).
41 Anthropologische Anforderung Eine Herausforderung für den Suchttherapeuten ist es also, über Methodenkenntnisse, Fertigkeiten im Umgang mit Rückfallprophylaxemanualen u.a. hinaus, beziehungsfähig und bereit zu bleiben. Nur aus der Beziehung heraus kann der Helfende erspüren, was er tun kann, damit der Betroffene sich seines Rückfalls bemächtigen und zu einer neuen Autonomie finden kann.
42 Ein Rückfall hockt auf der Terrasse, Auf dass er sichein Opfer fasse - und stürzt alsbald mit großem Grimm auf einen Menschen namens Schrimm. Paul Schrimm der trinkt auch gleich 3 Liter, dasist für die Familie bitter. Sein Suchtberater macht ihm klar, dass er nicht nur ein Opfer war. Durch das Gespräch in seiner Gruppe, wird Alkohol ihm wieder schnuppe Paul Schrimm der läßt das Trinken sein, Das findetdie Familie fein!
43 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. med. Ulrich Kemper Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin am LWL-Klinikum Gütersloh Tel / Fax: 05241/
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