LOHN- UND LOHNNEBENKOSTEN INDONESIEN

Transkript

1 LOHN- UND LOHNNEBENKOSTEN INDONESIEN

2 Indonesien (März 2015) Lohnsteigerungen nehmen stärker zu als Arbeitsproduktivität / Kulturelle und religiöse Gepflogenheiten bestimmen den Arbeitsalltag Jakarta (gtai) - Ein klassisches Billiglohnland ist Indonesien nicht mehr. Dennoch liegen die Mindestlöhne in einigen Städten und Kreisen im wirtschaftlich wohlhabenden Westjava auch 2015 noch bei rund 100 US$. Unternehmen sorgen sich mehr um die geringen Ausbildungsstandard und die strikten Arbeitsgesetze. Diese sehen bei einer Kündigung Ausgleichszahlungen von bis zu 32 Bruttomonatslöhnen vor. Zudem müssen sich Firmen anstrengen, um ihre Angestellten längerfristig zu binden. Allgemeines zum Arbeitsmarkt Wer in Indonesien Personal sucht, wird mit Problemen konfrontiert, die er auch aus anderen asiatischen Ländern kennen dürfte: Die Löhne steigen rasant und dabei deutlich stärker als die Arbeitsproduktivität. Zugleich herrscht ein großer und wachsender Mangel an Fachpersonal. Der Ausbildungsstandard liegt - trotz leichter Verbesserungen gegenüber den Vorjahren - auf einem relativ niedrigen Niveau. Das gleiche lässt sich in Bezug auf indonesische Arbeitnehmer über ihre Fähigkeit sagen, selbstständig zu denken und zu entscheiden. Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und in Eigenregie Probleme zu lösen ist sehr gering. Entsprechend umfangreich müssen die Kontrollen ausfallen. Regelmäßig sollte bei den Mitarbeitern die Erledigung von Aufgaben im Tagesgeschäft abgeprüft werden. Stichtage werden trotz mehrfacher Erinnerung vielfach nicht eingehalten. Oftmals erfährt der Vorgesetzte erst in letzter Minute, dass ein Projekt noch lange nicht abgeschlossen ist. Dabei spielt auch die indonesische Eigenschaft, Probleme nicht offen anzusprechen oder einfach zu ignorieren, eine große Rolle. Dadurch verstricken sich ausländische Manager oft im sogenannten Mikromanagement. Sie müssen sich selbst um kleinste Probleme kümmern und verlieren somit Zeit in denen sie sich etwa um Kundenbetreuung sorgen können. Die Arbeitsentgelte sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Die Provinz- oder Lokalregierungen haben die gesetzlichen Mindestlöhne teilweise innerhalb von nur drei oder vier Jahren verdoppelt. Die tatsächlich gezahlten Arbeitsentgelte sind derweil nicht ganz so stark angewachsen. Insbesondere ausländische Firmen, die deutlich mehr zahlen als einheimische Unternehmen, mussten 2014 nur etwa 5 bis 8% drauflegen. Da zugleich die indonesische Rupiah massiv an Wert verloren hat, sind die Löhne in US-Dollar oder Euro umgerechnet sogar gesunken. Indonesien bleibt also auch 2015 ein Land mit vergleichsweise geringen Löhnen. Insbesondere gegenüber der VR China, Thailand oder Malaysia fallen die Arbeitsentgelte niedrig aus. Dennoch dürften sich etwa in China produzierende Textilfirmen, die wegen der dortigen Arbeitskosten einen neuen Standort suchen, gegen Indonesien entscheiden. Sie werden vielmehr in echte Billiglohnländer wie Bangladesch, Kambodscha oder Myanmar abwandern. Wie in den meisten Ländern Südostasiens beschäftigen Unternehmen in der Industrie, aber auch zahlreichen Dienstleistungsbranchen meist ungelernte Kräfte, die sie in Eigenregie weiterbilden. Dabei loben Investoren nicht nur die Geschicklichkeit der Indonesier bei der Arbeit. Ihnen wird Germany Trade & Invest 1

3 Indonesien (März 2015) auch ein hohes Maß an Aufnahmefähigkeit und Lernbereitschaft bescheinigt. Wer in seine Angestellten investiert, kann sich daher einen effizienten Mitarbeiterstamm aufbauen. Als Vorteile indonesischer Mitarbeiter gelten weiterhin ihre kulturelle Offenheit und die ausgeglichene Lebenseinstellung. Improvisation wird großgeschrieben und ersetzt zum Teil erfolgreich die Mängel an prozessorientiertem Denken. Effizienz gehört indes nicht unbedingt zu den Stärken der indonesischen Mentalität. Schwächen liegen zudem in den Bereichen Arbeitseinsatz, Pünktlichkeit und Loyalität. Wer einmal schlechte Mitarbeiter angestellt und über einen längeren Zeitraum beschäftigt hat, wird auf eine harte Geduldsprobe gestellt. So erweist es sich als äußerst schwierig, Angestellte zu entlassen. Die Arbeitsgesetze sind sehr strikt und zugunsten der Arbeitnehmer ausgelegt. So müssen beispielsweise drei Abmahnungen innerhalb von sechs Monaten vorliegen, bevor die Kündigung beim zuständigen Gericht beantragt werden kann. Doch die Gerichte entscheiden oft, insbesondere wenn ausländische Firmen beteiligt sind, zu Gunsten der Arbeitnehmer. Immer wieder wird von Fällen berichtet, in denen entlassene Angestellte trotz erwiesener Untreue klagten und Recht bekamen. Dann müssen die Unternehmen nicht nur eine Abfindung zahlen, sondern auch die gesamten Gerichts- und Anwaltskosten übernehmen. Firmen wird daher geraten, eine gütliche Einigung anzustreben, was angesichts der sehr auf Harmonie und Ausgleich bedachten indonesischen Kultur meist gelingt. Die Trennung kann dann mit einem goldenen Handschlag erfolgen, der aber immer noch günstiger und sicherer ist als der Weg durch die Instanzen. Die schwierigen und kostspieligen Kündigungsbedingungen sorgen dafür, dass Unternehmen bevorzugt auf Basis von Zeit- oder Freelance -Verträgen operieren. Manche entscheiden sich auch für eine Auslagerung verschiedener Geschäftsprozesse. Allgemeine Arbeitsmarktdaten Bevölkerung (in Mio.) 252,2 (2014) Erwerbspersonen (Bevölkerung älter als 15 und jünger als 169,3 (2014) 65 Jahre, in Mio.) Erwerbstätige (in Mio.) 122,0 1) Arbeitslosenquote, offizielle (in %, nach ILO-Definition) 5,9 1) Analphabetenquote (in %) 5,9 (2013) Universitätsabschluss (in %) 6,8 2) 1) August 2014; 2) Anteil an den Erwerbstätigen August 2014 Quelle: Nationales Statistikamt (BPS) Die chaotische Verkehrssituation - insbesondere im Großraum Jakarta - belastet den Arbeitsalltag zusätzlich. Aufgrund der vielen Staus kann die tägliche Fahrt zum Büro zwei bis drei Stunden dauern. Bei den häufigen Überflutungen in der Regenzeit erweist es sich teilweise als unmöglich, sein Haus zu verlassen. Ferner reduzieren Sitten und Gebräuche die Arbeitseffizienz. So führt das muslimische Freitagsgebet dazu, dass an diesem Tag nicht mehr Vollzeit gearbeitet wird. Viele Angestellte gehen zudem zweimal während der Bürozeit zum Beten. Die Unterbrechung dauert zwar nur einige Minuten, doch leidet die Arbeitsflexibilität wegen der festen Gebetszeiten. Meetings oder Telefonkonferenzen müssen teilweise verschoben werden. Während der islami- 2 Lohn- und Lohnnebenkosten

4 schen Fastenzeit Ramadan essen und trinken die meisten Angestellten zwischen Sonnenaufgang und -untergang nicht, was die Konzentrationsfähigkeit stark beeinträchtigt. Wie Landeskenner jedoch betonen, sind die Einschränkungen des Arbeitsalltages durch Ausübung der Religion in der Realität relativ gering. Die religiösen Vorschriften werden - insbesondere in Jakarta - nicht besonders streng beziehungsweise mit asiatischer Flexibilität ausgelegt. Ausnahmen bestimmen den Alltag. So halten sich viele Fahrer sowie Arbeiter in der Produktion oder am Bau nicht an die festen Gebetszeiten oder das Ess- und Trinkverbot während des Ramadan. Theoretisch verfügt allerdings jeder Angestellte über das Recht, einmal im Leben eine Pilgerfahrt (Hadsch) an die heiligen Stätten des Islams zu unternehmen. Per Gesetz muss ihm dafür sein Arbeitgeber bis zu drei Monate bezahlten Urlaub gewähren. Frauen haben zudem (theoretisch) in den ersten beiden Tagen ihrer Menstruation Anspruch auf bezahlten Urlaub. Die Betriebstreue fällt traditionell gering aus. Angestellte wechseln für einige Euro mehr im Monat bedenkenlos ihren Arbeitgeber. Dies ist umso problematischer, als es keine Facharbeiter gibt und eine Firma ihre Mitarbeiter mühsam anlernen muss. Mit jedem Jobwechsel geht daher viel Knowhow verloren. Unternehmen müssen sich deshalb einiges einfallen lassen, um ihre Angestellten zu binden. Jährliche Einkommenssteigerungen, großzügige Boni und Treueprämien ermöglichen dies, ebenso wie eine gute persönliche Beziehung zwischen der Führungsebene und den Untergebenen. Insbesondere in ausländischen Firmen mit einem gut funktionierenden Personalmanagement gibt es daher zahlreiche Angestellte, die ihrem Arbeitgeber mehr als 10 oder 20 Jahre treu geblieben sind. Indonesiens Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren ein beachtliches Wachstum hingelegt. Zwischen 2004 und 2014 legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um fast 6% per annum zu. Die lebhafte Konjunktur konnte aber die hohe informelle Erwerbslosigkeit kaum verringern. Die offizielle Arbeitslosenquote belief sich in den letzten Jahren auf 6 bis 7%. Doch von den fast 120 Mio. Erwerbstätigen dürfte nach Einschätzung der Weltbank nur etwa die Hälfte einer produktiven Tätigkeit nachgehen. Diese Einschätzung deckt sich mit Angaben der International Labour Organization (ILO). Ihr zufolge waren 2012 (letzte verfügbare Zahlen) 54% aller Erwerbstätigen im informellen Sektor beschäftigt. Dabei gibt es erhebliche regionale Unterschiede. In Jakarta lag die entsprechende Quote bei gut 20%, auf der Bergbauinsel Papua hingegen bei fast 80%. Die Englischkenntnisse der indonesischen Arbeitskräfte sind durchwachsen. In Jakarta kann man sich vergleichsweise gut verständigen. Doch außerhalb der Hauptstadtregion wird es schwierig. Auch auf anderen Fachgebieten entpuppt sich der Ausbildungsstandard als verhältnismäßig niedrig. So erreichte der Archipel in der letzten internationalen TIMSS-Studie im Fach Mathematik (untersucht wurden die Leistungen von Schülern der achten Klasse in 42 Ländern) den 38. Platz. Der Arbeitgeberverband Kadin geht davon aus, dass über zwei Drittel aller Erwerbstätigen noch nicht mal über einen Mittelschulabschluss (Junior High School) verfügen. Lediglich rund 7% haben laut dem indonesischen Statistikamt BPS ein Universitätsstudium absolviert. Dabei dürfte es sich zudem zu 80 bis 90% um einen Bachelor handeln. Germany Trade & Invest 3

5 Indonesien (März 2015) Auch ist die Bereitschaft der indonesischen Studenten, ins Ausland zu gehen und internationale Erfahrung zu sammeln, sehr gering. Nach Angaben des DAAD studieren aktuell rund Indonesier in Deutschland. Vor der Asienkrise 1997/98 waren es noch mehr als Wie der ehemalige Handelsminister Gita Wirjawan betonte, studierten 2013 lediglich 11 Indonesier, aber über Chinesen am Massachusetts Institute of Technology. Die geringe Qualifikation und die mangelnden Auslandserfahrungen der Erwerbstätigen führen dazu, dass viele Stellen lokal nicht adäquat besetzt werden können. Die Boston Consulting Group schätzt, dass bis 2020 für 40 bis 60% aller Positionen im mittleren Management nicht ausreichend qualifizierte Bewerber zur Verfügung stehen. Theoretisch könnte Indonesien - auch angesichts der sprudelnden ausländischen Direktinvestitionen - mehr Expats ins Land lassen. Doch seit 2013 zeichnet sich gerade ein gegensätzlicher Trend ab. Botschaften und Auslandshandelskammern berichten einhellig, dass die indonesischen Behörden ihre Visapolitik deutlich verschärft haben. Viele Delegierte müssen - selbst in Standardfällen - sechs Monate und mehr auf ihre Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung warten. Inzwischen müssen Firmen begründen, warum eine Stelle mit einem entsandten und nicht mit einem lokalen Mitarbeiter besetzt wird. Für jeden Expatriate muss zudem ein einheimischer Co- Arbeiter eingestellt werden, was die Personalkosten weiter in die Höhe treibt. Theoretisch haben ausländische Angestellte in Indonesien sogar die Landessprache Bahasa zu erlernen. Diese Regelung kam bislang aber kaum zur Anwendung. Löhne und Gehälter Die meisten Unternehmen erhöhten die Gehälter ihrer Angestellten zwischen 2010 und 2013 nach eigenen Angaben jährlich um rund 10%. In der Vergangenheit kamen daher die Arbeitnehmer in den Genuss von kräftigen Reallohnsteigerungen. Doch 2014 betrug der Zuwachs nur 5 bis 8%. Somit sind die realen Arbeitsentgelte unter Berücksichtigung der Preissteigerungsrate stagniert beziehungsweise leicht gesunken. Für 2015 zeichnet sich eine ganz ähnliche Entwicklung ab. Die meisten Firmen passen die Löhne zum muslimischen Zuckerfest zur Jahresmitte an. Laut statistischem Amt BPS stiegen die Bruttomonatslöhne 2014 für Arbeiter und Angestellte in Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten um nominal rund 18% auf knapp 2,3 Mio. Rupiah (Rp). Das entsprach zum Jahresmittelkurs rund 190 US$. Wird jedoch der Kurs von Jahresbeginn 2015 genommen, ergibt sich ein Wert von 180 $. Damit sind die Arbeitsentgelte zwischen 2012 und 2014 auf US-Dollar-Basis nicht gestiegen. Die ungewöhnlich hohen Lohnsteigerungen von 18% im Jahr 2014 sind weitgehend Änderungen in der statistischen Basis geschuldet (bis 2013 wurden Unternehmen ab 75 Mitarbeitern, ab 2014 mit mindestens 100 Mitarbeitern erfasst). 4 Lohn- und Lohnnebenkosten

6 Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne 1) ) nominal (in Rp) nominal 143,18 179,24 184,54 190,48 (in US$) 3) Veränderung (in %) 4) 15,9 17,1 14,8 18,0 1) durchschnittliche Nominallöhne von Arbeitern in Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten; 2) vorläufige Angaben; 3) Umrechnung zum Jahresdurchschnittskurs; 4) nominale Veränderung gegenüber Vorjahren bezogen auf Landeswährung Quelle: BPS Regionale Unterschiede lassen sich aus den öffentlichen Statistiken nicht ableiten. Dafür muss man auf die gesetzlichen Mindestlöhne zurückgreifen. Die Sätze werden für die insgesamt 34 Provinzen von den jeweiligen Regierungen festgesetzt. Innerhalb West-, Ost- und Mitteljavas sowie im Großraum Yogyakarta bestimmen jedoch die einzelnen Städte und Kreise ihre eigenen Mindestlöhne. Die entsprechenden Sätze sind in den letzten Jahren teils kräftig angehoben worden. So ordnete beispielsweise der Gouverneur von Jakarta 2013 einen entsprechenden Anstieg von sage und schreibe 44% an. Die großen Arbeitgeberverbände wie Kadin oder Apindo griffen die Steigerungen scharf an. Sie konnten sich aber nicht gegen die Gewerkschaften und Lokalregierungen durchsetzten. Unternehmen klagen vor allem darüber, dass die Mindestlohnsteigerungen nicht annähernd den Produktivitätszuwachs widerspiegeln. Laut einer Studie der OECD betrug die entsprechende Zunahme zwischen 2001 und 2011 (neuere Daten liegen nicht vor) 3,6 bis 3,7% pro Jahr. Auch in jüngster Vergangenheit dürfte das Produktivitätsplus etwa bei knapp 4% gelegen haben. Demgegenüber zogen die gesetzlichen Mindestlöhne 2014 und 2015 jeweils um rund 17% an. Zumindest in Jakarta hielt sich die Regierung in jüngster Vergangenheit zurück. So stiegen die entsprechenden Mindesteinkommen 2014 und 2015 jeweils nur um 11% auf zuletzt 2,7 Mio. Rp. Das entsprach zum Wechselkurs Anfang März 2015 fast 200 $. Erstmals gibt es Metropolen, in denen die Löhne noch höher ausfallen als in der Hauptstadt. In Bekasi und Karawang - wo das Herz der von japanischen Investoren dominierten Automobilindustrie schlägt - erreichten die Sätze gut 2,8 Mio. beziehungsweise knapp 3,0 Mio. Rp. Gesetzliche Mindestlöhne nach Regionen 2015 (in Rp) Veränderung 2015 (in US $) 2) 2015/14 (in %) 1) Landesdurchschnitt ,5 135,2 Hauptstadt ,6 207,9 Hochlohnregion ,8 227,8 (Karawang, Westjava) Niedriglohnregion (Kab Ciamis, Westjava) ,7 87,2 1) nominal; 2) zum Kurs Anfang März Quelle: Ministry of Manpower and Transmigration Germany Trade & Invest 5

7 Indonesien (März 2015) Auch innerhalb ein und derselben Provinz kann es, da die Städte und Kreise eigene Sätze festlegen, zu einem starken Lohngefälle kommen. So gibt es in Westjava - dem ökonomischen Zentrum Indonesiens - mehrere Gemeinden, in denen die Mindestlöhne 2015 bei 1,2 Mio. bis 1,4 Mio. Rp und damit bei rund 100 $ liegen. In anderen, abgelegenen Provinzen kann Arbeit jedoch merklich teurer sein. In Papua, tausende Kilometer von Jakarta entfernt, gilt 2015 ein Satz von rund 2,2 Mio. Rp. In Papua liegen die Mindestlöhne unter anderem so hoch, weil hier Bergwerke das ökonomische Rückgrat der Halbinsel darstellen. Die schwere und gefährliche Arbeit wird gut entlohnt. Laut Statistikamt BPS beliefen sich die landesweiten Durchschnittslöhne im Bergbausektor 2014 auf gut 5 Mio. Rp. Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen 2013 (in Rp) 2014 (in Rp) Veränderung 2014 (in US$) 2) 2014/13 (in %) 1) Insgesamt ,0 190,47 Bergbau ,6 427,85 Verarbeitendes ,8 167,91 Gewerbe, darunter: Nahrungsmittelund ,1 132,95 Getränke- industrie Textilindustrie ,7 160,87 Holzindustrie ,3 144,63 Papierindustrie ,4 173,09 Chemische Industrie ,2 185,59 Gummi- und ,3 180,49 Kunststoffindustrie Metallurgie ,1 223,41 Handel, Reparaturen ,1 140,48 Hotel und Gastronomie ,0 142,20 1) nominal; 2) zum Jahresenddurchschnittskurs Quelle: BPS Über die Höhe der Gehälter von leitenden Angestellten und Geschäftsführern lässt sich trefflich streiten, da es eine sehr breite Streuung gibt. Banken sowie Öl- und Gasfirmen zahlen ihren höheren Angestellten die besten Gehälter. Dort können selbst Country Manager $ und mehr pro Monat nach Hause bringen. Am sparsamsten ist der Logistiksektor. Deutsche Unternehmen zahlen merklich unter Durchschnitt, vor allem weil ihre Niederlassungen in Indonesien vergleichsweise klein ausfallen. 6 Lohn- und Lohnnebenkosten

8 Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach ausgewählten Positionen 1) 2014 (in Mio. Rp) Veränderung 2014/ (in US$) 3) (in %) 2) Geschäftsführer einer 200 bis bis größeren Niederlassung 4) Geschäftsführer eines 100 bis bis kleinen bis mittleren Unternehmens Vertriebsleiter 60 bis bis bis Ingenieur 7,5 bis 35 5 bis bis Programmierer 5 bis 15 5 bis bis Sekretär mit Fremdsprachenkenntnissen 5 bis 7,5 5 bis bis 630 Buchhalter 7 bis 21 5 bis bis Kraftfahrer 3 bis 5 5) 5 bis bis 420 1) multinationale Unternehmen im Großraum Jakarta; 2) nominal; 3) gerundete Werte, zum Jahresdurchschnittskurs; 4) zur besseren Lesbarkeit wird bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendet; 5) Fahrer können durch Überstunden und Nachtzuschläge (in der Regel Wartezeit) bis zu 8 Mio. Rp im Monat verdienen. Quellen: Deutsche Auslandshandelskammer Jakarta (Ekonid), Kelly Service Insgesamt sind in Indonesien einheimische akademische Fachkräfte noch sehr günstig. Bei Managern auf unterer bis mittlerer Führungsebene sowie bei Spezialisten mit wenigen Jahren Berufserfahrung liegen die Monatsgehälter deutlich unter der Dollar-Grenze. Allerdings erhalten sie in Abhängigkeit von ihrer Leistung auch großzügige Boni, die sich auf bis zu drei Monatseinkommen belaufen können. Facharbeiter gibt es nicht. Die Firmen müssen sich ihren eigenen Personalstamm ausbilden. Selbst langjährig beschäftigte nichtakademische Kräfte (ohne Führungsverantwortung) erhalten maximal rund 600 $. Bruttolöhne (Produktion) Position der Arbeiter 2014 (in Rp) Veränderung 2014 (in US$) 2) 2014/13 (in %) 1) Angelernte Arbeiter mit Tätigkeiten, 1,5 bis 3,0 5 bis bis 250 die in wenigen Tagen zu erlernen sind und für die keine spezielle Berufsausbildung notwendig ist 3) Mitarbeiter, die unter Aufsicht Tätigkeiten ausführen, für die eine mehrjährige Berufsausbildung erforderlich ist 2,5 bis 5,0 5 bis bis 420 Germany Trade & Invest 7

9 Indonesien (März 2015) Bruttolöhne (Produktion) (Forts.) Position der Arbeiter 2014 (in Rp) Veränderung 2014 (in US$) 2) 2014/13 (in %) 1) Ausgebildete Mitarbeiter mit 4,0 bis 7,5 5 bis bis 630 mehrjähriger, praktischer Berufserfahrung, die Aufgaben zuverlässig ohne Aufsicht durchführen und Fertigungsprozesse einrichten können Mitarbeiter mit mehrjähriger Erfahrung und Leitungsbefugnis, die als Vorarbeiter die Arbeit von Produktionsbereichen verantworten 7,0 bis 14,0 5 bis bis ) nominal; 2) gerundete Werte, zum Jahresdurchschnittskurs; 3) zur besseren Lesbarkeit wird bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendet Quellen: Ekonid, Weitere Lohnbestandteile In Indonesien wird ein 13. Grund-/Monatsgehalt gezahlt, das im Regelfall vor dem Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan überreicht wird. Zusätzlich erhalten die Arbeitnehmer zu Beginn des neuen Jahres einen Bonus, dessen Höhe vom Unternehmenserfolg und der individuellen Leistung abhängt. Diese Zahlungen können bisweilen durchaus das Dreifache des Monatsgehaltes ausmachen. Die gesetzliche Arbeitszeit beträgt 40 Wochenstunden auf fünf oder sechs Tage verteilt. Laut Arbeitsministerium muss an Wochentagen für die erste Überstunde das Eineinhalbfache und darüber hinaus das Zweifache des Stundenlohns gezahlt werden. An Wochenenden oder Feiertagen kann je nach Belastung auch das Dreifache des Normalgehalts anfallen. Im Regelfall - das hängt von der Betriebsvereinbarung ab - erhalten höhere Angestellte keine Überstundenbezahlung. Zusätzlich zum Basislohn erhält der Arbeitnehmer sogenannte Allowances. Am bedeutendsten ist dabei die Transportpauschale für den täglichen Arbeitsweg. Sie beträgt aktuell etwa Rp pro Tag. Häufig werden auch Pauschalen für das Mittagessen in Höhe von bis Rp gezahlt. Daneben gibt es Zuschüsse für die Krankenversicherung der Familie. Wer einen Entsandten nach Jakarta schickt, muss in der Regel auch die Miete (teilweise zumindest) und Schulgeld (vollständig) übernehmen sowie einen Wagen mit Fahrer stellen. Selbstfahren ist zu beschwerlich und risikoreich. Die Monatsmieten für Wohnungen und Häuser mit westlichen Standards liegen zwischen und $. Sowohl 2014 als auch 2015 sind diese kaum gestiegen. Das Schulgeld beläuft sich pro Kind auf rund $ im Monat. Die Unternehmen sind angesichts der strikten arbeitsrechtlichen Vorschriften und der unvorhersehbaren Entscheidungen der Arbeitsgerichte dazu übergegangen, für jeden nach indonesischem Recht angestellten Arbeiter Rückstellungen zu bilden. Im Extremfall haben langjährige Mitarbeiter im Fall ihrer Entlassung Anspruch auf die Zahlung von bis zu 32 Monatsgehältern. 8 Lohn- und Lohnnebenkosten

10 Sozialversicherungsbeiträge Die Kosten für die soziale Absicherung der Arbeitnehmer werden vom Arbeitgeber getragen. Dies gilt für die Kranken-, Unfall- und Lebensversicherung. Lediglich bei der Rentenversicherung muss der Arbeitnehmer einen kleinen Teil beisteuern. Die Teilnahme am Sozialversicherungssystem ist für solche Unternehmen bindend, die mehr als zehn Arbeitnehmer beschäftigen oder insgesamt Monatsgehälter von mehr als 1 Mio. Rp zahlen. Eine weitere Rentenversicherung befindet sich im Aufbau. In diese soll nach den Plänen des zuständigen Arbeitsministeriums ab Mitte 2015 rund 8% der monatlichen Bruttolohnsumme eingezahlt werden. Noch steht nicht fest, wie die entsprechenden Anteile der Arbeitgeber und -nehmer ausfallen sollen. Auch lässt sich noch nicht erkennen, inwieweit sie sich von der bestehenden Rentenversicherung (in die der Arbeitgeber aktuell 3,7% einzahlt) unterscheiden soll. Es ist auch nicht undenkbar, dass das ganze Vorhaben noch im Planungsstadium scheitert. Sozialbeiträge 2014 (Arbeitgeberanteil in % der Bemessungsgrundlage) Sozialbeiträge Arbeitgeberanteil Rentenversicherung 3,7 Krankenversicherung 4 (Maximal Rp) Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz Mutterschutz: 3 Monate bezahlte Freistellung, im Krankheitsfall gestaffelte Abgabenregelung (je nach Unternehmen) Arbeitslosenversicherung Je nach Branche zwischen 0,24 und 1,74 Sonstige Versicherungen Lebensversicherung: 0,3 Erläuterungen zu Beitragsbemessungsgrenzen Keine Obergrenze bei Arbeitslosen- und Rentenversicherung; nur das Grundgehalt (ohne 13. Monatsgehalt, Zuschüsse und Boni) gilt als Bemessungsgrundlage Quellen: BPS, Ministry of Manpower, Ekonid Große einheimische und fast alle ausländische Firmen bieten ihren Angestellten in der Regel eine private Krankenversicherung, da die Leistungen der staatlichen Versicherung mäßig ausfallen. Dabei schließen die Unternehmen gerne einen Rahmenvertrag mit einer Versicherungsgesellschaft für alle Angestellten ab. Dadurch erlangen sie hohe Rabatte, sodass die Kosten bei unter 100 $ pro Kopf liegen. Germany Trade & Invest 9

11 Indonesien (März 2015) Arbeitsrecht Gesetzliche Regelungen auf einen Blick Vergütung Beachtung der Mindestlöhne, ansonsten Ergebnis individueller Verhandlungen beziehungsweise Betriebsvereinbarungen Mindestlohn Nach Provinzen unterschiedlich; in West-, Ost- und Mitteljava sowie im Großraum Yogyakarta legen die Städte und Kreise die Sätze dezentral fest Arbeitsstunden pro Woche 40 Regelarbeitstage pro Woche 5, teilweise 6 Zulässige Überstunden 14 Stunden auf 6 Tage verteilt, darüber hinaus genehmigungspflichtig Bezahlte Feiertage 10 bis 12 Bezahlte Urlaubstage 12 Sonderzahlungen pro Jahr in Monatslöhnen (13. und/oder 14. Gehalt) Tage mit bezahltem Arbeitsausfall Tage mit Lohnfortzahlung bei Krankheit Probezeit 13. Monatsgehalt zum islamischen Zuckerfest (zurzeit Jahresmitte); weitere Bonuszahlungen üblich 3 Tage bei eigener Hochzeit; 2 Tage bei Hochzeit, Taufe, Beschneidung, Tod von Verwandten sowie (theoretisch) die ersten beiden Tage der Menstruation; 1 Tag bei Tod von entfernten Verwandten; maximal 3 Monate für Hadsch (einmal im Leben) 1 bis 3 Monate je nach Unternehmen, danach degressive Staffelung In der Regel 3 bis 6 Monate. Gesetzlich bis 2 Jahre möglich Quelle: Germany Trade & Invest Weitergehende Angaben zum Arbeits- und Sozialversicherungsrecht finden Sie in der GTAI-Datenbank unter: html. Internetanschriften Praktische Hinweise für Expatriates, wie Informationen zu Bildungseinrichtungen, medizinischer Versorgung und Lebenshaltungskosten können über das Bundesverwaltungsamt bezogen werden. Bundesverwaltungsamt, Informationsstelle für Auswanderer und Auslandstätige Internet: International Labour Organization (ILO) Internet: (Inoffizielle Übersetzung des Act of the Republic of Indonesia Number 13 Year 2003 Concerning Manpower) 10 Lohn- und Lohnnebenkosten

12 Deutsch-Indonesische Industrie- und Handelskammer (EKONID) Internet: Ministry of Manpower and Transmigration Internet: Employers Association of Indonesia (Apindo) Internet: Indonesian Chamber of Commerce & Industry (Kadin) Internet: Germany Trade & Invest 11

13 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Dr. Roland Rohde, Jakarta Redaktion: Lisa Flatten, Tel.: +49 (0)228/ , Ansprechpartner: Helmut Kahlert, Tel.: +49 (0)228/ , Redaktionsschluss: März 2015 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

14