Hans Christian Andersen Projekt

Transkript

1 theaterboerse.de DER THEATERVERLAG FÜR SCHULTHEATER, LAIENTHEATER UND AUTOREN Michael Ö. Arnold Geschichten des bekannten Märchenerzählers zu Ehren seines 200-jährigen Geburtstages, frei nacherzählt und für die Bühne bearbeitet Alle Rechte zur Vervielfältigung, anderweitige Nutzung und die Aufführungsrechte liegen bei der: theaterbörse GmbH, Nussbergstraße 17 a, D Braunschweig, THEATERSTÜCKE UND AUTOREN IM VERLAG theaterbörse GmbH, Nussbergstraße 17 a, D Braunschweig

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3 Rollenverteilung Der fliegende Koffer Kaufmannssohn Jens Diener Ole Marktfrau Suleika, die Tochter des Sultans Sultan Der Schweinehirt Prinz König Prinzessin Hofdame Hofdame Die Prinzessin auf der Erbse Prinz Königin Prinzessin Des Kaisers neue Kleider Kaiser Schneider Schneider Minister Kind Rahmenhandlung Die Geschichte des fliegenden Koffers bildet die Rahmenhandlung zu den anderen Märchen. Jens, der Kaufmannssohn fliegt mit seinem Koffer in den Orient, dort lernt er die schöne Suleika, Tochter des Sultans kennen, die er freien möchte. Da er aber arm ist, will ihm der Sultan seine Tochter nicht zur Frau geben. Nun muss er ihm Geschichten erzählen um dem Sultan Kurzweil zu bieten, erst dann soll er Suleika bekommen. Das Bühnenbild kann sehr dürftig sein und auch die Kostüme sind nur angedeutet. theaterbörse GmbH 3

4 ENTREÉ - MUSIK kommt zornig herein Ich hab es dir von Anfang an gesagt, du sollst besser mit deinem Geld umgehen. Aber das habe ich doch, ich habe jeden Tag nur 100 Taler ausgegeben. Das hast du, jeden Tag 100 Taler und das alles für Plunder und Schnickschnack. Aber ich habe doch genug davon. Hattest! Du musst sagen, du h a t t e s t genug davon. Mein Vater der Kaufmann hat mir doch jede Menge Geld hinterlassen, da müsste doch noch was da sein. Ist es aber nicht. Mit vollen Händen hast du es hinausgeworfen und gearbeitet hast du nie. Bloß gut, dass das dein Vater nicht mehr miterleben muss. Ich habe doch so viele Freunde, die könnten mir doch etwas leihen. Freunde? Freunde? Siehst Du hier außer mir noch jemanden. Die haben sich alle auf und davon gemacht, als sie gemerkt haben, dass dein Geld zur Neige geht. Das heißt also, dass du mein einziger, wahrer Freund bist, weil du mich nicht verlassen hast, jetzt wo ich arm bin. Das kann man wohl sagen. Ich habe deinem Vater viele Jahre gedient und als er verstarb, bin ich in deine Dienste getreten. Nun, wo du mich nicht mehr bezahlen kannst, muss ich mich wohl nach einer anderen Stelle umsehen. traurig Jetzt gehst du auch noch fort von mir, nichts habe ich mehr und all mein Reichtum ist dahin. Nichts mehr ist mir geblieben. Nanana, nicht gleich traurig sein. Drei Dinge hast Du ja noch. geht hinaus und holt den Koffer Was soll ich denn noch besitzen? Alles habe ich verschenkt, was mein Vater, der Kaufmann mühsam zusammengespart hatte. Mir bleiben nur noch die Sachen, die ich auf dem Leib trage. Ich bin schon ein Unglücksrabe. kommt mit dem Koffer zurück, in ihm befinden sich der Morgenrock und die Pantoffel Hier, dass ist dir noch geblieben. Ein Paar Pantoffel, ein Morgenrock und dieser alte Koffer. Na prima, ein Morgenrock, ein paar zerschlissene Pantoffel und ein alter verbeulter Koffer. Wer wird denn gleich verzweifeln. Diese Sachen hat dein Vater einst von einer Reise aus dem Orient mitgebracht. Man erzählt sich, dass dieser Koffer fliegen kann. Hahaha, sehr witzig. Ein Koffer, der fliegen kann. Nun mecker doch nicht gleich herum. Probiere die Sachen doch erst einmal an. Und dann versuchst du mit dem Koffer zu fliegen. Na wenn du meinst, aber was ist, wenn ich abstürze? Dann heb ich dich wieder auf. zieht sich den Mantel über und schlüpft in die Pantoffel, dann steigt er in den Koffer. Die Beine steckt er durch den Boden und hängt sich den Koffer mit zwei Schlaufen über die Schultern Und nun? Muss ich noch einen Zauberspruch ansagen, dass es fliegt? Ich glaube, du willst mich auf den Arm nehmen. Nein, lass mich überlegen. Da war doch noch etwas? Da war doch noch etwas? Ich hab s, die Kofferschlösser. Das eine ist zum Starten und das andere ist zum Landen. theaterbörse GmbH 4

5 Aber welches ist für was? Probieren geht über studieren. drückt auf ein Schloss und nichts passiert Und nun, ich hab hier drauf gedrückt und nichts ist passiert. Dann war das sicher das Schloss zum Landen. Wie sollst Du auch landen, wenn du schon auf dem Boden stehst? Das leuchtet mir ein, also das Andere. in diesem Augenblick hört man Getöse wie Flugzeuglärm oder ähnliches. Es soll auf jeden Fall so aussehen, dass der Koffer startet. Es liegt nun bei dem Darsteller des Jens, es dem Publikum glaubwürdig zu suggerieren. Ole geht ab. Der Hintergrund wird gedreht und bekommt eine orientalische Kuppel. Inzwischen kann der Flugzeuglärm einer orientalischen Musik gewichen sein MUSIK MUSIK kommt auf die Bühne geflitzt und setzt zur Landung an Uijuijui, das Landen muss ich aber noch üben. Wo bin ich denn hier bloß. Das sieht ja aus wie der Orient. Wie hat Ole gesagt, mein Vater hat den Koffer von einer Reise aus dem Orient mitgebracht. Und dahin wollte der Koffer wohl zurück. Jetzt muss ich ihn aber erst einmal in Ordnung bringen. Wenn die Leute wissen, was es mit dem Koffer auf sich hat, dann wird er womöglich noch gestohlen, und wie sollte ich dann jemals wieder nach Hause kommen? oriental Marktfrau kommt herein Suleika kommt herein Was sind sie denn für einer? Und was ist das für ein seltsames Ding? Ach das, das ist nur ein einfacher Koffer. Einfacher Koffer, dass ich nicht lache. Mit dem kannst du fliegen. In einem Koffer fliegen, wie soll denn das gehen? Ich hab es genau gesehen, sie sind mit diesem Koffer n der Luft herumgeflogen. Ich bin zwar nur ein einfaches Marktweib, aber ich bin nicht dumm. Überlegen sie doch einmal, gute Frau. Sehen sie ihn doch an, ein ganz normaler Koffer. Sie lügen, was ich gesehen habe, habe ich gesehen. Vielleicht sind sie ja gar ein Zauberer. Ich und ein Zauberer. Das einzige was ich zaubern kann ist viel Geld in nichts zu verwandeln, und das ist ja nun wirklich nicht im Sinne eines Zauberers. He, Marktfrau, habt ihr das auch gesehen? Über mein Schloss ist soeben ein Mann mit einem Koffer hinweg geflogen. Hab ich s nicht gesagt. Sie haben es auch gesehen, verehrte Prinzessin Suleika. Aber dieser Kerl da streitet es ab. Er ist bestimmt ein Zauberer. Nun junger Freund, was hast du dazu zu sagen. ist ganz hingerissen von ihrer Schönheit Ähh, ich habe, Ähhh, ich meine, Ich wollte sagen Für einen Zauberer bist du aber nicht sehr redegewandt. Ich bin kein Zauberer. Wer bist du dann? theaterbörse GmbH 5

6 hat seine Fassung wieder, versucht aber nun bei Suleika Eindruck zu machen, weil er von ihrer Schönheit fasziniert ist Mein Name ist Jens, und ich komme aus dem fernen Dänemark. Ich bin viele Monate gewandert, weil ich von eurer Schönheit hörte. Ich habe weder Kosten noch Mühen gescheut, euch zu besuchen. Und in jedem Land durch das ich reiste, sprach man von Eurer Schönheit. Eure Augen sind wie die herrlichsten dunklen Seen, die ich durchschwamm. Eure Stirn ist so weiß wie das Gebirge, über das ich kletterte. Und euer Mund ist so rot wie die schönste Rose, die ich für Euch pflückte. Ach ja, Rose, wo ist sie denn? Ich kann keine Rose sehen. Ähh, ja, die ist, na ja, ich muss sie wohl irgendwo vergessen haben. Ach nein, die ist während meiner langen Reise verwelkt. Tut mir leid. Aber glaubt mir, ich bin den weiten Weg gegangen um euch zu freien, schönste Prinzessin. Jens aus Dänemark, du scheinst mir ein rechter Märchenerzähler zu sein. Was heißt hier um mich freien? Weißt du denn nicht, dass die reichsten Prinzen um meine Hand angehalten haben. Aber keiner hat sie bekommen, nicht einer. Warum denn nicht, wenn sie doch alle reich waren. Der Sultan hat ausrufen lassen, nur der, der ihm die schönsten und kurzweiligsten Märchen erzählen kann, soll die Prinzessin Suleika zur Frau bekommen, erst dann weiß er, dass sich die Prinzessin mit ihrem Mann nie langweilen würde. Ohh, das soll mir doch gelingen. Ich kenne viele Märchen aus meiner Heimat Dänemark, dort gibt es einen großen und sehr bekannten Märchenerzähler sein Name ist Hans Christian Andersen. Die Geschichten von ihm will ich euch gern berichten. Gut gut, Jens aus Dänemark, heute Abend bei Sonnenuntergang, wollen wir uns wieder treffen. Dann bringe ich meinen Vater den Sultan mit und du sollst ihm deine erste Geschichte erzählen. Aber sei vorsichtig, mein Vater ist ein weiser Mann und er kennt schon viele Märchen. Ich hoffe, du kannst ihn überzeugen. dann möchte ich gern deine Frau werden, denn du bist ein recht interessanter Bursche. geht ab Da hast du aber Glück gehabt, weißt du wie viele sie schon zur Stadt hinaus gejagt haben, weil sie keine guten Märchen erzählt haben. Gib dir Mühe, hier hast du einen Apfel, und viel Glück für heute Abend. Jens bleibt sitzen und isst seinen Apfel, dann schläft er ein MUSIK oriental mit dem Ticken einer Uhr Suleika und der Sultan kommen herein SULTAN SULTAN Wie ein richtiger Prinz sieht er ja nicht gerade aus. Ich weiß nicht ob er ein Prinz ist, aber er kann so viele interessante Geschichten erzählen, aus seinem Land, ich glaube es heißt Dänemark. weckt Jens He, junger Freund, ich hörte, du hast anregende Geschichten zu berichten. Oh ja, großer, weiser Sultan. Fang schon an, Jens aus Dänemark, ich bin schon ganz aufgeregt. Es war einmal ein Prinz alle drei gehen ab und das Spiel beginnt Der Schweinehirt Das Rückprospekt wird wieder gedreht und eine Hütte (evtl. Schweinestall) kommt zum Vorschein. Der Prinz tritt auf. theaterbörse GmbH 6

7 Was für eine wunderhübsche Prinzessin. Für sie muss es natürlich etwas ganz Besonderes sein. Hier habe ich die schönste Rose aus meinem Rosengarten und die lieblichste Nachtigall. Diese Dinge werde ich ihr schicken und dann wird sie mich schon erhören und zum Manne nehmen. geht ab Die Prinzessin (muss einen breiten Hut tragen), der König und die beiden Hofdamen treten auf und haben die Rose (eingewickelt) und den Vogelkäfig (darüber ein Tuch gedeckt) in der Hand. Na da wollen wir doch einmal sehen, was dir der junge Prinz geschickt hat. wickelt die Rose aus Ach ist sie nicht allerliebst? So eine Rose habe ich ja noch nie gesehen. Man sieht, der junge Prinz hat Stil. Einen Stiel hat die Rose auch und auch noch einen echten. Das ist doch nicht zu fassen, schickt der mir eine echte Rose. Ich will aber eine künstliche, die ich immer behalten kann. Diese hier würde nach einigen Tagen verwelken. Blöde Rose. Aber Kind, der junge Prinz wollte dich damit erfreuen. Hat er aber nicht. Also mir gefällt die Rose. Kannst sie haben. Und ich? Ihr könnt sie euch ja teilen. sie zerbricht die Rose Hier hast du den Stiel und du kriegst die Blüte. Beide Hofdamen und der König empören sich Zeigt doch mal her, was dieser Prinz noch geschickt hat. nimmt das Tuch von dem Käfig / Im Hintergrund hört man ein Zwitschern Eine Nachtigall, ist das nicht allerliebst? Ein Singvöglein, was für ein aufmerksamer Prinz. Siehst du, mein liebes Kind. Dieser Prinz hat dir etwas für deine Unterhaltung geschickt. Das ist aber wirklich aufmerksam von ihm. übertrieben Jaaaa, soooo ein Guter. trotzig Ich will aber keinen Vogel, ich will ne Katze. Das Federvieh könnt ihr frei lassen. Die Hofdamen empören sich wieder Kind, das ist aber außerordentlich ungezogen von Dir. Was bist du bloß für ein böse Prinzessin? Das ist mir doch egal. Dieser Prinz kann mir gestohlen bleiben. geht ab Der König und die Hofdamen eilig hinterher / Der Prinz kommt auf die Bühne und zieht sich dort auch gleich vor Ort zu dem Schweinehirten um. Auch einen Beutel mit dem Topf und der Ratsche hat er schon bei sich. Was war das denn? Solch eine unmögliche Prinzessin habe ich ja noch nie kennen gelernt. Na der werde ich es aber zeigen. Die soll mich kennen lernen. ruft in s Off Herr König, Hallo, ist hier denn keiner? Herr König! kommt eilig Was gibt es denn, wer schreit denn da so laut? Ein König ist doch kein D-Zug. Was willst du denn von mir? Ich suche Arbeit. Wie kommst Du denn darauf, dass ich für dich Arbeit hätte. theaterbörse GmbH 7

8 MUSIK Auf so einem Königschloss gibt es doch immer was zu tun. Und ihr, Herr König, habt ein ganz besonders schönes Schloss. fühlt sich geschmeichelt Naja, junger Freund, im Schweinestall könnte ich schon jemanden gebrauchen. Willst du mein Schweinehirt werden? Sehr gern, wann soll ich anfangen? Von mir aus sofort, hier ist der Schweinestall. Und pass auf, dass mir kein Schwein davonläuft. holt ein Schwein aus dem Stall und setzt es neben sich So, du bleibst hier schön sitzen und leistest mir Gesellschaft. holt den Topf aus dem Beutel und wenn er den Deckel abnimmt, dann hört man das Lied Ach Du lieber Augustin Nachdem die Hofdamen und die Prinzessin das Lied gehört haben kommen sie auf die Bühne Was für ein wundersamer Klang? Wo der bloß herkommt? Da sitzt der neue Schweinhirt, ich glaube die Musik kommt aus seinem Topf. He, Schweinehirt, was ist das für ein lustiger Topf, der so eine schöne Musik machen kann. Der Topf kann noch viel mehr. Wenn man den Finger hineinhält, weiß man was überall in der Stadt gekocht wird. Das ist ja superb. Nein, es ist A la bon eur. Das will ich gern probieren. hält den Finger in den Topf Oh, beim Apotheker gibt es heute Schweinebraten mit Klößen. hält auch den Finger hinein Beim Dorfmüller gibt es heute Spaghetti mit Tomatensoße. rümpft die Nase Armeleute-Essen! hält auch den Finger in den Topf Hhmm, bei unserem Minister gibt es heute Brathuhn mit Spargel und Marmelade. Jaja, der war schon immer etwas seltsam. He, Schweinehirt, was willst du für den Topf haben? Ja, verkauf uns diesen Topf! theaterbörse GmbH 8

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