Dr. Franz Lorenzoni ( )

Transkript

1 Dr. Franz Lorenzoni ( ) Franz Lorenzoni kam am als Sohn des späteren Postamtsdirektors Franz Lorenzoni und seiner Frau Karoline in Urfahr zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er in Schärding am Inn und nach dem Besuch der Volksschule wechselte er in das Gymnasium von Kremsmünster, in dem er 1910 die Reifeprüfung mit Auszeichnung ablegte. Sein Studium der Rechtswissenschaften begann er als Hörer an der deutschen Karl Ferdinand-Universität in Prag, bevor er 1912 zum Einjährig Freiwilligenjahr beim Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 2 in Linz einrückte. Danach setzte Lorenzoni sein Studium in Wien fort und trat der katholischen Studentenverbindung Kürnberg bei. Unmittelbar nach der Kriegserklärung1914 rückte Lorenzoni zum Schützen-Regiment Graz Nr. 3 ein und wurde im November verwundet. Während des Ersten Weltkrieges erhielt er die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere (von Kaiser Karl persönlich verliehen), die Große Silberne Tapferkeitsmedaille, das Signum Laudis und das Karl Truppenkreuz. Unmittelbar vor Kriegsende, am Tag des Waffenstillstandes, geriet Lorenzoni in italienische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst im Sommer des folgenden Jahres nach Österreich zurück. Als Offizier meldete er sich zum Grenzeinsatz gegen Ungarn und setzte gleichzeitig sein Studium der Rechtswissenschaften in Graz fort. Nach seiner Promotion suchte Lorenzoni um Aufnahme als Konzeptspraktikant in den oberösterreichischen Landesdienst an und wurde zum Vorbereitungsdienst bei der Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung zugelassen. Im Juni erfolgte seine Einberufung zur Landesregierung in Linz und einige Monate später legte er die politisch praktische Prüfung mit Auszeichnung ab. Im folgenden Jahr heiratete Lorenzoni Margarethe Porhansl, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte wurde er Mitarbeiter des Landarbeiter- und Kleinhäuslerbundes, machte unter anderem Rechtsberatungen und hielt Versammlungen ab. Ein Jahr später wurde Lorenzoni Vorsitzender der vorläufigen Verwaltung der oberösterreichischen Landwirtschafts-Krankenkasse und zweiter Stellvertreter des Vorsitzenden des

2 landwirtschaftlichen Landesarbeitsbeirates bei der Landesregierung erfolgte seine Ernennung zum Landesregierungsrat und 1937 zum Oberregierungsrat. Lorenzoni gehörte der christlich-sozialen Partei an und wurde 1925 als Vertreter des Traunviertels in den oberösterreichischen Landtag gewählt. Sechs Jahre später erhielt er die Funktion des Obmannes des Finanzausschusses im Landtag übertragen und wurde Präsident der Oberösterreichischen Landarbeiter- Versicherungsanstalt wechselte er bis zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich in die Landesregierung und übernahm den Posten des Finanzreferenten, gehörte dem Länderrat an, der Einkommenssteuer- Berufungskommission für Oberösterreich. Er war auch Kommissär der Landesregierung in der Oberösterreichischen Landes-Hypothekenanstalt. Ihm waren zusätzlich die Landeshumanitätsanstalt und das Kunst- und Bildungswesen unterstellt. Zur gleichen Zeit saß er im Verwaltungsrat der OKA. In der Vaterländischen Front, der er seit Ende 1933 angehörte, wurde er 1936 Beirat. In diesem Jahr trat er auch dem Freiheitsbund bei, der 1929 als Gegenorganisation zur Heimwehr von christlichen Arbeitnehmern gegründet worden war, und übernahm die Funktion des Landesführers. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 verblieb Lorenzoni vorerst bis Ende April als Finanzreferent in der von Landeshauptmann Eigruber neu gebildeten Regierung, da die Nationalsozialisten nicht auf seine Fachkenntnisse im Finanzwesen verzichten konnten wurde Lorenzoni als Sachbearbeiter dem Oberversicherungsamt zugeteilt und zum Vorsitzenden der Spruchkammer III des Oberversicherungsamtes, zuständig für Unfall- und Invalidenversicherung und Ersatzstreitigkeiten, bestellt. Nach dem Stauffenberg-Attentat am erfolgte seine Festnahme und er verblieb mehrere Wochen in Haft. Sein Sohn fiel am Weihnachtstag 1944 an der italienischen Front. Nach dem Untergang des Dritten Reiches wurde Lorenzoni von Adolf Eigl, der von der amerikanischen Militärregierung mit der Gründung einer Regierung beauftragt worden war, mit der Leitung des Finanzressorts betraut, das im Juni aufgrund der hohen Anforderungen in zwei Wirkungskreise geteilt wurde. Lorenzoni erhielt die

3 Leitung des Bereiches Landesfinanzen. Auch die von dem Christlichsozialen Josef Zehetner und dem Sozialdemokraten Alois Oberhummer geplante Landesregierung, die von der amerikanischen Besatzung aber nicht anerkannt wurde, beinhaltete den Namen Lorenzoni. Als die Militärregierung mit Vollzugsbefehl Nr. 29 von Anfang August 1945 eine Dienststelle für Wohnbau- und Instandsetzungsangelegenheiten errichtete, erhielt Lorenzoni zusätzlich ihre Leitung übertragen. Nach der Verhaftung Eigls im August 1945 gehörte Lorenzoni gemeinsam mit Gleißner, Frenzel und Walk dem Vollzugsausschuss an, der die Regierungsgewalt des Landeshauptmannes übernahm, da die amerikanische Militärregierung keinen Ersatz für Eigl nominierte. Der Vollzugsausschuss blieb bis zur Amtsübernahme durch die Regierung Gleißner im Oktober 1945 im Amt. Gemeinsam mit Gleißner und Frenzel reiste Lorenzoni Ende September nach Wien, wo im niederösterreichischen Landhaus die Länderkonferenz stattfand, die Staatskanzler Karl Renner einberufen hatte. Lorenzoni gehörte der juridischen Kommission an. Lorenzoni wurde in der ersten von Parteien getragenen und vom amerikanischen Militärgouverneur ernannten Landesregierung unter Heinrich Gleißner Landeshauptmann-Stellvertreter und blieb dies bis Als Finanzreferent war er wesentlich an der Ankurbelung der oberösterreichischen Wirtschaft beteiligt. In sein Zuständigkeitsgebiet fielen die Landesselbstverwaltung, die Landesfinanzen, das Landeswirtschaftsamt, das Wiederaufbauamt, die Landeshypothekenanstalten und die Sparkassen wurde er rückwirkend auf das Jahr 1945 zum wirklichen Hofrat ernannt. Franz Lorenzoni war nach dem Zweiten Weltkrieg Präsident der Oberösterreichischen Kraftwerke AG, Aufsichtsratsmitglied der Salzach- Kohlenbergbaugesellschaft und der Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks AG, Vorsitzender des Beirates der oberösterreichischen Landesbrandschadenversicherungsanstalt, Vorstand des Bauernbundes und Obmann-Stellvertreter des Kleinhäuslerausschusses im Oberösterreichischen Bauernbund. Außerdem gehörte Lorenzoni dem Landesparteivorstand der ÖVP an. Bekannt war er als Förderer des Kriegsopferverbandes und der in Oberösterreich

4 arbeitenden Sudetendeutschen. Kurz vor seinem Tod wurde er als Ländervertreter in den Koordinationsausschuss der österreichischen Bundesregierung zur Feststellung der Reparationsfähigkeit Österreichs im Zusammenhang mit dem Staatsvertrag berufen. Lorenzoni starb, nachdem er in seinem Büro einen Schlaganfall erlitten hatte, auf dem Transport in das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern am Die Trauerfeierlichkeiten und die Beisetzung fanden vier Tage später in Anwesenheit von Bundeskanzler Figl, den Bundesministern Gruber, Krauland, Zimmermann, Übeleis, Migsch, des Salzburger Landeshauptmannes Rehrl und des niederösterreichischen Landesrates Schneidmadl sowie aller oberösterreichischen Landtagsabgeordneten, National- und Bundesräte und Vertretern der amerikanischen Besatzungsmacht statt. Die Abteilungen des Amtes der oberösterreichischen Landesregierung blieben an diesem Tag geschlossen. Quellen: OÖLA, L. Reg. Personalakten, Sch. 136, Zl OÖLA, L. Reg. Präs. 45 ff., MF 516, Zl. 10 OÖLA, L. Reg. Präs. 45 ff., MF 516, Zl. 157 OÖLA, L. Reg. Präs. 45 ff., MF 997, Zl. 64 OÖLA, Pol. Akten, MF 5081 (Schachtel 50) OÖLA, Landesregierung Personalstandesverzeichnis, Personal-Standes-Verzeichnis der politischen Verwaltung Oberösterreichs verländerte Dienstzweige nach dem Stande vom 1. Juli 1926 OÖLA, Landesregierung Personalstandesverzeichnis, Personal Standes-Verzeichnis der politischen Verwaltung Oberösterreichs nach dem Stande vom 1. November 1934 OÖLA, Landesregierung Personalstandesverzeichnis, Personal-Verzeichnis (Beamte) ab Mai 1945 OÖLA, Landesregierung Personalstandesverzeichnis, Provisorisches Personalstandes-Verzeichnis (Bundesbeamte) begonnen mit Oberösterreichischer Amtskalender. Der Oberösterreicher. Auskunfts- und Geschäftshandbuch für das Jahr 1938 mit einer Landkarte von Oberösterreich (Linz 1937) 33, 81, , 169, 327, 334 Amtskalender. Amtsverzeichnis und Geschäfts-Adreßbuch für den Reichsgau Oberdonau vormals Der Oberösterreicher 1942 mit einer Landkarte von Oberdonau (Linz 1941) 69 Dr. Franz Lorenzoni. In: Oberösterreichische Landwirtschaftszeitung. Mitteilungen für die Land- und Forstwirtschaft 6 ( ) 3-4 Landeshauptmannstellvertreter Hofrat Dr. Lorenzoni. In: Oberösterreichische Landwirtschaftszeitung. Mitteilungen für die Land- und Forstwirtschaft 24 ( ) 1-2 Landeshauptmannstellvertreter Hofrat Dr. Lorenzoni +. In: Linzer Volksblatt 130 ( ) 1 Steyrer Zeitung 24 ( ) 1 Literatur: Konrad Rauch, Die Militärregierung. In: Oberösterreich April bis Dezember Ein Dokumentarbericht (Quellen zur Geschichte Oberösterreichs 2, Linz 1991) 48 Harry Slapnicka, 550 Stichworte. Ein Lexikon zur oberösterreichischen Zeitgeschichte (Grünbach 2000) Harry Slapnicka, Oberösterreich Die politische Führungsschicht 1918 bis 1938 (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 3, Linz 1976) , , 293 Harry Slapnicka, Oberösterreich die politische Führungsschicht ab 1945 (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 12, Linz 1989) 176, Harry Slapnicka, Oberösterreich Zwischen Bürgerkrieg und Anschluß ( ) (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 2, Linz ) 159, , 291, 317

5 Hans Sturmberger, Das Land und die Landesverwaltung. In: Oberösterreich April bis Dezember Ein Dokumentarbericht (Quellen zur Geschichte Oberösterreichs 2, Linz 1991) Kurt Tweraser, US Militärregierung Oberösterreich. Sicherheitspolitische Aspekte der amerikanischen Besatzung in Oberösterreich-Süd I (Linz 1995) 135, 144, 164