Hygiene Desinfektionsmittel und Händesdesinfektion. Desinfektion (Definitionsmöglichkeiten) FRRP. Georg Geister, LRA, staatl. gepr.

Transkript

1 Hygiene 2011 Desinfektionsmittel und Händesdesinfektion Georg Geister, LRA, staatl. gepr. Desinfektor Geister Georg Hygienefortbildung 2011 Desinfektionsmittel ( -wirkstoffe) - Kennenlernen der verschiedenen Wirkstoffe - Vor- und Nachteile der Wirkstoffe - Produktbeispiele - Anwendungsbeispiele - Desinfektionsmittellisten VAH, RKI und IHO Händedesinfektion - Hintergrundinformationen - Produktbeispiele - Praktische Ü bungen zur Händedesinfektion Geister Georg Version 1.2 Desinfektion (Definitionsmöglichkeiten) Definition 1 (Lexikon): Unter dem Begriff Desinfektion versteht man die Abt ötung bzw. Inaktivierung (Sch ädigung) von Keimen mit dem Ziel, dass anschließ end vom desinfizierten Gegenstand keine Infektionsgefahr mehr ausgeht. Definition 2 (Deutsches Arzneibuch): Desinfektion ist totes oder lebendes Material in einen Zustand v ersetzen, dass es nicht mehr infizieren kann. Definition 3 (Europäischer Dachverband für Desinfektoren): Desinfektion ist das Entfernen und/oder Abt öten von Mikroorganismen, insbesondere von Krankheitserregern durch physikalische oder chemische Verfahren. Geister Georg Folie 3

2 Desinfektion Bei der Desinfektion im Laborversuch werden Mittel und Verfahren so gepr üft, das 99,999 % (= log 5) der vorhandenen Bakterien und 99,99% (= log 4) der Viren abget ötet werden. Im Vergleich: Verfahren Sterilisation Keimreduktion in Logarithmusstufen vollstä ndig (theoretisch) = log6 (praktisch) Desinfektion bei Bakterien log5 bei Viren log4 Hä ndewaschung durch desinfizierende Seifen nach VAH Hä ndewaschen mit Seife log 1,8-3,2 log 1,5-2 Geister Georg Folie 4 Desinfektionsarten - Haut - und Schleimhautdesinfektion - Hä ndedesinfektion - Instrumentendesinfektion - Wäschedesinfektion - Desinfektion von Ausscheidungen (Auswurf, Urin und Stuhl) - Flächendesinfektion Geister Georg Folie 5 Historie der Desinfektion (1.) Die Desinfektion im speziellen Sinne und die Hygiene im allgemeinen Sinne waren und sind von enormer Bedeutung für die Menschheit. So starben in frü heren Jahrhunderten mehr Menschen an den großen Epidemien (Pest, Cholera, Pocken oder Grippe), als in Kriegen get ötet wurden. Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts, also vor der Entdeckung der Chemotherapeutika bzw. Antibiotika, hatte eine schwere bakteriele Infektion kaum Heilungschancen. Einsatz von Pestmasken Geister Georg Folie 6

3 Historie der Desinfektion (2.) Die Geschichte der Hygiene ist mit den Namen einiger bedeutender Forscher des späten 19. und des frü hen 20. Jahrhunderts verbunden: Ignaz Semmelweis ( ) erkannte die Bedeutung der Desinfektion und der Antiseptik im Krankenhaus. Durch Spü len der Hä nde und der Instrumente mit Chlorwasser konnte er das gef ü rchtete Kindbettfieber, eine Infektion von Geburtswunden, an der davor fast 90 Prozent der Wöchnerinnen starben, stark zurückdr ängen. Robert Koch ( ) konnte erstmals Bakterien als spezifische Ursache von Infektionskrankheiten in Abstrichen infizierter Patienten mikroskopisch nachweisen und kultivieren. Max von Pettenkofer ( ) erkannte die Bedeutung einer hygienischen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zur Vermeidung von Epidemien. Seine experimentellen Untersuchungen am Beispiel der Cholera fü hrten zur Sanierung der Wasserleitungssysteme und der Abwasserkan äle vieler Groß stä dte. Geister Georg Folie 7 Anforderungen an Desinfektionsmittel Mikrobiologische Wirksamkeit - breites Wirkungsspektrum - kurze Einwirkzeit - irreversible Wirkung - zuverl ässige Wirkung Anwendungseigenschaften - Materialvertr ä glichkeit - Reinigungskraft - Sicherheit - Dosierbarkeit - Akzeptanz - Wirtschaftlichkeit Toxikologie - Haut - bzw. Schleimhautverträglichkeiten - niedrige akute orale Toxizit ät - niedrige dermale Toxizit ät - niedrige Inhalationstoxizit ät Werbung für das Desinfektionsmittel Lysoform für Kriegsverwundete (1917) Geister Georg Folie 8 Wichtige Desinfektionsmittelwirkstoffe sind u.a. - Alkohole (Propanol, Isopropanol) - Aldehyde(Formaldehyd, Glutaraldehyd, Glyoxal) - Oxidationsmittel (Wasserstoffperoxid, Peressigs ä ure) - Oberflächenaktive Verbindungen (kationische, anionische/amphotere Tenside ) - Iod (Jod) - Metalle und Metallsalze - Phenole Strukturformel Formaldehyd Geister Georg Folie 9

4 (Chlorbleichlauge)? Einige Produktbeispiele sind u.a. - Alkohole = Skinman Clear; Desderman N; Sterillium; Sterillium Virugard - Aldehyde= Sekusept forte S; Incidin Perfekt - Oxidationsmittel = Perform; Dismozon Pur - Oberflächenaktive Verbindungen = Sekusept Plus; Incidin Plus; Octenisept - Iod = Betaisodona; Mercucrom; Braunol Desinfektionsmittelbeispiel: Sterillium Geister Georg Folie 10 Gruppenarbeit 1: Desinfektionsmittelwirkstoffe Geister Georg Folie 11 Einige Desinfektionsmittel-Wirkstoffe im Vergleich Wirkstoff Wirksamkeit gegen Toxikologie kein hoher Eiweißfehler Korrosion behüllt Viren Bakterien Mycobakterien unbehüllt gram positiv gram - negativ Pilze nicht zellschädigend nicht erbgutverändernd Alkohol X X??????? X? Form - aldehyd?????? X X X? X nicht krebs Erregend keine an Oberflächenmaterialien Peressigsäure?????? X? X X X Phenole? X???? X X X X X Glutar - aldehyd? X???? X X X X X Quats X X? X X???? X? Wasserstoff - peroxid?????? X? X? X Natriumhypochlorid??? X???? X X Quats sind quarternäre Ammoniumverbindungen und geh ören zu den Zell - und Fermentgiften, sie wirken an den Zellmembranen und st ören den Zellstoffwechsel.

5 Desinfektionsmittellisten Liste des Robert Koch Instituts (RKI Liste) Bei amtlich angeordneten Desinfektionen oder bei Desinfektionen bei Krankheiten bzw. Erregern, die im Infektionsschutzgesetz stehen greift man auf Mittel und Verfahren der Liste des RKI zur ück. Liste des Verbunds fü r angewandte Hygiene (VAH-Liste) Der Verbund für Angewandte Hygiene e.v. (VAH) pr üft Desinfektionsmittel auf deren Wirksamkeit bei ganz bestimmten Anwendungskonzentrationen und Ei nwirkzeiten. Dies aber nur für den Wirkungsbereich A (Bakterien und Pilze). Liste des Industrieverbandes fü r Hygiene und Oberflächenschutz (IHO -Liste) Der Industrieverband prüft Desinfektionsmittel auf deren Wirksamkeit bei Viren (Wirkungsbereich B). Die IHO - Liste enthält eine Zusammenstellung der wirksamem Desinfektionsmittel in den Anwendungsbereichen Händedesinfektion, Flächendesinfektion, manuelle und maschinelle Instrumentendesinfektion. Geister Georg Folie 13 Desinfektionsmittellisten im Internet Liste des Robert Koch Instituts (RKI Liste) Im Internet unter: Liste des Verbunds fü r angewandte Hygiene (Vag -Liste) Im Internet unter: online.de (kostenpflichtig!!!) Liste des Industrieverbandes fü r Hygiene und Oberflächenschutz (IHO -Liste) Im Internet unter: -liste.de Geister Georg Folie 14 Wirkungsbereiche von Desinfektionsmitteln Die Desinfektion wird in vier Wirkungsbereiche (A- D) eingeteilt: Wirkungsbereich A: Vegetative Zellen von Bakterien, Mykobakterien und Pilze. Sporen von krankheitserregenden Pilzen werden ebenfalls abget ötet. Wirkungsbereich B: Inaktivierung von Viren (beinhaltet Abt ötung von Bakterien, also Wirkungsbereich A) Wirkungsbereich C: Abt ötung der Sporen des Milzbranderregers (beinhaltet Wirkungsbereich A und B) Wirkungsbereich D: Größter Wirkungsbereich, praktisch identisch mit dem Sterilisationsverfahren. Abt ötung hitzeresistenter Sporen von Bakterien, insbesondere Sporen von Clostridien. (beinhaltet Wirkungsbereich A, B und C) Geister Georg Folie 15

6 Gruppenarbeit 2: Brainwriting Geister Georg Folie 16 Eiweißfehler beim Einsatz von Desinfektionsmitteln (1.) Als Eiwei ßfehler wird die Reaktion der Desinfektionsinhaltsstoffe mit eiweißhaltigen Verschmutzungen bezeichnet. Der Eiweißfehler tritt (im Rahmen der chemischen Desinfektion) auf, wenn an den zu desinfizierenden Materialien/Flächen, organische Stoffe (wie z.b. Blut, Kot, Sekrete) anhaften. Das Desinfektionsmittel gelangt nicht an die Keime, die sich im Schmutz verbergen. Eine Desinfektion findet nicht statt; die Materialien sind noch kontaminiert. Geister Georg Folie 17 Eiweißfehler beim Einsatz von Desinfektionsmitteln (2.) Substanzen mit dem höchsten Eiweißfehler sind: - Halogene - Tenside - Aldehyde Substanzen mit geringeren Eiweißfehlern: - Phenole - Formaldehyd Geister Georg Folie 18

7 Händedesinfektion In der Medizin versteht man unter Händedesinfektion ein Verfahren zur Verringerung der Keimzahl auf der Haut der Hä nde mit Hilfe von Hä ndedesinfektionsmitteln. Ziele sind die Vermeidung der Übertragung von Krankheitserregern (insbesondere Bakterien und Viren) von einem Patienten zum nächsten und der eigene Schutz für im Gesundheitswesen besch äftigten Personen. Die hygienische Händedesinfektion ist die wichtigste Maßnahme zur Verh ütung von Krankenhausinfektionen. Sie schützt den Patienten und auch das ärztliche, rettungsdienstliche und pflegerische Personal. Die chirurgische Händedesinfektion findet ihren Einsatz vor allen operativen Eingriffen. Ziel ist die weitgehende Keimfreiheit. Neben dem Operateur mü ssen sich alle direkt am Operationstisch stehenden und arbeitenden Personen dieser Desinfektionsmaßnahme unterziehen. Video Geister Georg Folie 19 Gruppenarbeit 3: Händedesinfektion Geister Georg Folie 20 Durchführung der hygienische Händedesinfektion Schritt 1: Bei der Hä ndedesinfektion mit alkoholischen Prä paraten wird eine ausreichende Menge (ca. 3 ml/2 bis 3 Hübe aus Wandspendern) in die trockene Hohlhand gegeben und verrieben. Beachten Sie hier auch die individuellen Herstellerangaben!!!! Geister Georg Folie 21

8 Durchführung der hygienische Händedesinfektion Schritt 2: Reiben der Handflä chen aneinander, mit gespreizten Fingern Geister Georg Folie 22 Durchführung der hygienische Händedesinfektion Schritt 3: Reiben des jeweils anderen Daumens in der geballten Faust Geister Georg Folie 23 Durchführung der hygienische Händedesinfektion Schritt 4: Reiben der Finger in der geschlossenen Faust der jeweils anderen Hand Geister Georg Folie 24

9 Durchführung der hygienische Händedesinfektion Schritt 5: Reiben der Fingerkuppen in der Handfläche der jeweils anderen Hand Geister Georg Folie 25 Produktname Wirkstoff Wiederholung Desinfektionsart Desinfektionsmittellistung Verfalldatum Anwendungsgebiet was wir gelernt haben! Anwendungsgebiet (Ausschluss) Download - Hygieneschulung 2011 unter Ansprechpartner zur Thematik - Gremium - Landesarbeitskreis Hygiene - ÄLRD Rheinland-Pfalz (siehe Kontaktformular unter: Quellen: - Internet (u.a. Wikipedia und Pflegewiki; RKI; Bode) - RKI, VAH und IHO Liste - Entwurf zum Landeshygieneplan (Rahmenplan) Rheinland-Pfalz - Hygieneplan der DRK RD Rheinhessen-Nahe ggmbh Versionsnummer: 1.2 ( ) Geister Georg Folie 27

10 Geister Georg Folie 28 Lektoren: - Christian Wolf (Desinfektor DRK Rheinhessen- Nahe ggmbh) - Michael Ey (Desinfektor DRK Rheinhessen-Nahe ggmbh) Geister Georg Folie 29