Selbstbildungsprozesse von Kindern und die Rollen der ErzieherInnen
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- Edmund Bergmann
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Selbstbildungsprozesse von Kindern und die Rollen der ErzieherInnen / 1
2 Gliederung des Vortrags Die Rollen der Pädagogin Der Ausgangspunkt: ein neues Was ist eigentlich Bildung? Was hat Bildung mit Entwicklung zu tun? Und was ist dabei die Pädagogen? / 2
3 Die gute Pädagogin Bitte beschreiben Sie aus Ihrer Sicht, was heute eine gute Pädagogin ausmacht! Bitte beschreiben Sie zusätzlich, wie Sie sich früher als Kind selbst eine gute Pädagogin vorgestellt haben und ob sich diese Vorstellungen im Verlauf Ihrer eigenen Arbeit mit Kindern geändert haben! 3 Education February 28, 2012 Bitte kurz mit der Nachbarin/dem Nachbarn diskutieren! / 3
4 Die gute Pädagogin früher und heute Früher Spontan, Aufmerksam, geduldig Freundlich, gerecht Hart Haben zugehört, liebevoll Was hinter die Ohren Feinfühlig Streng Wenig gekümmert Ernst genommen, Zeit gehabt Verlässlich, gute Beziehung Sie haben uns viel gelassen, wir konnten viel machen und ausprobieren, und wenn was war, konnten wir kommen Die Pädagogin war da Keine Masse an Regeln und Verboten Bisschen lockerer Humorvoll, warmherzig Annehmen, wie man war An sozialen Klassen orientiert Heute Sich auf die Ebene des Kindes begegen Hat das einzelne Kind im Blick Kann Bedürfnisse erkennen Ist flexibel Ist feinfühlig Hat Spaß an der Arbeit Arbeitet in Expertengruppen Situatives Arbeiten Sich auf vielfältige Gebiete einlassen Man kann sich zur Fachfrau zum Fachmann entwickeln Konsequent, dass Regeln eingehalten und verfolgt werden Nein bedeutet nein Authentisch und empathisch in der Person Fördern durch fordern Das Kind so annehmen wie es ist / 4
5 Der Alltag mit Kindern 5 Education February 28, 2012 Es ist 15 Uhr an einem ganz normalen Tag in Ihrer Einrichtung. Sie sind gerade dabei, Ihr Spielangebot auf dem Tisch vorzubereiten. Lea hat sich mit einem Buch von hinten an Sie herangepirscht und möchte, dass Sie ihr aus dem Buch vorlesen, das sie in der Hand hält, das hatten Sie doch versprochen. Ihre Zeit ist knapp, denn die Leiterin hat Sie darauf hingewiesen, dass das Sommerfest noch vorbereitet werden muss und ein paar Entwicklungsbögen fehlen. Aus dem Waschraum ertönt ein lauter, fröhlicher Aufschrei von Marie, die offensichtlich gerade mit dem Finger unter dem laufenden Wasserhahn versucht, ihre Freundinnen zu bespritzen. Der Vater von Marco tritt in diesem Moment in den Spielraum und fragt, ob sein Sohn schon fertig sei und wo denn nun seine Turnhose geblieben sei. / 5
6 Wer hat volle Aufmerksamkeit und Priorität Spielangebot 0 Lea mit dem Buch 10 Lea wahrnehmen und mit ihr verhandeln 80 Leiterin Sommerfest 0 Leiterin Entwicklungsbögen 0 Waschraum Marie 70 Vater Sohn abholbereit 0 Vater Turnhose 1 / 6
7 Was ist das eigentlich eine "Rolle"? die Gesamtheit der dem Status der Pädagogin zugeschriebenen gesellschaftlichen und individuellen Erwartungen. 7 Education February 28, 2012 / 7
8 8 Education February 28, 2012 Erwartungen an eine Pädagogin Was erwartet Ihr Träger von Ihnen? Wie stellt er sich die Arbeit einer guten Pädagogin vor? Was erwartet Ihre Vorgesetzte von Ihnen? Wenn Sie selbst Vorgesetzte sind was erwarten Sie von Ihren Mitarbeiterinnen? Welche Vorstellungen haben Eltern, wie eine Pädagogin zu sein hat und was ihre Arbeit ausmacht? Welche Vorstellungen hat die Gemeinde? Was vermuten Sie, welche gesellschaftlichen Erwartungen existieren? Wie stellt sich unsere Gesellschaft eine gute Pädagogin vor? Was wollen die Kinder? Was wollen Sie davon erfüllen? / 8
9 Die Rollen der Pädagogin Die Pädagogin als Bindungs- und Vertrauensperson Die Pädagogin als Fachpädagogin für kindliches Lernen Die Pädagogin als Netzwerkerin Die Pädagogin als Beobachterin und Dokumentatorin Die Pädagogin als Erwachsenenbildnerin 10 Education February 28, 2012 nicht mehr nur: Animateurin Pflegerin Wisserin-Was-Das-Kind-Braucht / 10
10 Das Bildungs- und Erziehungsziel "Kindeswohl" Kindeswohl ist in dem Maß gegeben, in dem das Kind einen Lebensraum zur Verfügung gestellt bekommt, in dem es die körperlichen, gefühlsmäßigen, geistigen, personalen, sozialen, praktischen und sonstigen Eigenschaften, Fähigkeiten und Beziehungen entwickeln kann, die es zunehmend stärker befähigen, für das eigene Wohlergehen im Einklang mit den Rechtsnormen und der Realität sorgen zu können. (Rathsmann-Spansel & Spansel) 11 Education February 28, 2012 Kindeswohl = Lebenswohl / 11
11 Der niedersächsische Orientierungsplan Bildungsbereiche - Emot. Entw. u. soziales Lernen -Kogn. Entw. u. Lernfreude -Körper, Bewegung, Gesundheit - Sprache u. Sprechen -Lebensprakt. Kompetenzen -Mathematisches Grundverständnis -Ästhetische Bildung -Natur u. Lebenswelt -Ethische u. religiöse Fragen / 12
12 Reflektion im Bildungsplan (1. Bildungsbereich) Fühlen sich die Kinder sicher und geborgen? Kann jedes Kind von einer Bezugsperson in der Einrichtung getröstet werden? Bei welchen Anlässen zeigen die Kinder Gefühlsreaktionen wie Freude, Wut, Trauer, Angst? Haben die Kinder Spaß in der Einrichtung, wird viel gelacht? Welche Kinder sind in der Kindergruppe besonders anerkannt (bzw. weniger anerkannt)? (Was) spielt das Kind mit anderen Kindern? Bevorzugt es Jungen/Mädchen? Zeigen die Kinder Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Gefühle anderer Kinder? Können sie Frustration und Versagen aushalten und mit Enttäuschungen umgehen? Sind Kinder häufig in Konflikte verwickelt und welcher Art sind diese Konflikte? Entwickeln die Kinder selbst Ideen, Konflikte konstruktiv zu lösen? / 13
13 Der Bremer Rahmenplan Bildungsbereiche - Rhythmik und Musik - Körper und Bewegung - Spiel und Phantasie - Sprachliche und nonverbale Kommunikation - Soziales Lernen, Kultur und Gesellschaft - Bauen und Gestalten - Natur, Umwelt und Technik / 14
14 Anforderungen an die Erzieherin (Rahmenplan ) Die sich selbst bildende Erzieherin Verlässliche Bindungen zwischen Fachkräften und Kindern schaffen Beziehungen zwischen den Kindern ermöglichen Begegnung als professionelle Pädagogen Flexibles und vielseitiges Verhalten Doppelte Rolle als Förderin der kindlichen Neugierde und als Informations- und Wissensquelle für die Kinder Ständiges Bewusstmachen eigener Verhaltensweisen Reflektion im Team Beobachtungen schriftlich dokumentieren Interkulturelle Erziehung Individuelle Förderung / 15
15 Definition des Begriffs Bildung Bildung ist die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen (nach Humboldt) Bildung als: ein aktiver, komplexer und nie abgeschlossener Prozess, in dessen glücklichem Verlauf eine selbstständige und selbsttätige, problemlösungsfähige und lebenstüchtige Persönlichkeit entstehen kann Gebildete Kinder als Erziehungsziel / 16
16 Was treibt die menschliche Entwicklung an? Entwicklung beinhaltet die Veränderungen des Individuums, die auf die Dimension Lebensalter bezogen werden können. Reifung Biologische Prozesse, Gene Erziehung Umwelteinflüsse, Sozialisation Motoren der Entwicklung Eigene Ziele und Wünsche Selbststeuerung Weitere Einflüsse des Zufalls? / 17
17 Rudolf Steiner ( ) Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes / 18
18 Entwicklung als Handeln im Kontext Gesellschaft/ Umwelt Anforderungen seiner Umwelt Familie Kindertagesstätte andere Institutionen Individuelles Leistungsvermögen körperliche und geistige Voraussetzungen Das lernende Kind Individuelle Interessen Lernbereitschaft, Emotionen bisherige Lernerfahrungen Lernbiografie Neue Lernziele Wahrnehmen der Aufgaben Versuche der Bewältigung Lernen durch Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten und des Wissens von der Welt / 19
19 Was können Erzieherinnen für die Bildung der Kinder tun? Gesellschaftliche Erwartungen kennen und hinterfragen Erziehungsziele reflektieren Bildungsprogramme prüfen Erziehungspartnerschaft mit Eltern Kooperation mit Schule Eigene Verantwortung für den Bildungsprozess des Kindes wahrnehmen / 20
20 Was können Erzieherinnen für die Bildung der Kinder tun? Individuelles Leistungsvermögen erkennen Leistungen realistisch einschätzen nicht Entwicklungsdiagnostik, sondern prüfen, ob Kind normal entwickelt ist Grenzsteine der Entwicklung als Frühwarnsystem / 21
21 Was können Erzieherinnen für die Bildung der Kinder tun? Lernerfahrungen und Selbstbildungsprozesse dokumentieren Systematische und spontane Beobachtungen notieren Mit früheren Aufzeichnungen vergleichen, Individuelle Entwicklungsverläufe aufzeigen / 22
22 Was können Erzieherinnen für die Bildung der Kinder tun? Interessen der Kinder fördern Bildungsthemen der Kinder beobachten Bildungsprozesse nicht unterbrechen In den Bildungsbereichen Lernerfahrungen ermöglichen Bindungssicherheit herstellen Emotionen des Kindes und eigene Emotionen wahrnehmen Beobachten, nicht bewerten / 23
23 Was können Erzieherinnen nicht? Sie können nicht: Aus einem Selbstbildungsprozess einen Fremdbildungsprozess machen Durch Beobachten Entwicklungsauffälligkeiten diagnostizieren Durch klar strukturierte Projekte gewünschte Bildungsprozesse anstoßen Eigene Themen in die Kinder hineinpflanzen Bildungshungrige, selbstbewusste und kreative Kinder erziehen, die gleichzeitig auch pflegeleicht, brav und leise sind / 24
24 Zum Weiterlesen: Mienert, M. & Vorholz, H. (2007). Gespräche mit Eltern Entwicklungs-, Konflikt- und Informationsgespräche. Troisdorf: Bildungsverlag eins. ISBN-13: Mienert, M. & Pitcher, S. (2011). Pädagogische Psychologie. Theorie und Praxis des Lebenslangen Lernens. Wiesbaden: VS Verlag. ISBN-13: Mienert, M. & Vorholz, H. (2009). Kleine Kinder große Schritte. Grundlagen der pädagogischen Arbeit mit Krippenkindern. Troisdorf: Bildungsverlag eins. ISBN-13: Mienert, M. & Vorholz, H. (2011). Den Alltag öffnen Perspektiven erweitern. Offene Arbeit in den Kitas nach den Bildungsplänen gestalten. Troisdorf: Bildungsverlag eins. ISBN-13: Mienert, M. (2008). Total diffus Erwachsenwerden in der jugendlichen Gesellschaft. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften ISBN-13: Mienert, M. & Vorholz, H. (2011). Schüler und Lehrer im Konflikt. Neue Strategien für ein respektvolles Miteinander. Paderborn: Schöningh. ISBN-13:
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