Krankenhaushygiene im Spannungsfeld von Nutzen und dermaler Belastung
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- Nikolas Breiner
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1 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Krankenhaushygiene im Spannungsfeld von Nutzen und dermaler Belastung Priv.-Doz. Dr. Zentralbereich Krankenhaushygiene und Umweltschutz
2 Desinfektionsmittel sind Gefahrstoffe! Der Einsatz von Desinfektionsmitteln (Gefahrstoffen) in der Umgebung des Menschen muss gut begründet sein!
3 Wie hoch ist der Nutzen? Nosokomiale Infektionen in Deutschland Durchschnittlich erwerben 3,5% der Krankenhauspatienten eine nosokomiale Infektion Das Infektionsrisiko für Patienten nimmt mit der Größe des Krankenhauses deutlich zu. < 200 Betten - 2,27 % versus > 600 Betten - 4,35 % Art der Infektionen 42,1 % Harnwegsinfektion 20,6 % Atemweginfektionen 15,8 % Wundinfektionen Im Vergleich zu anderen internationalen Studien liegen die für Deutschland ermittelten Infektionsraten im unteren Bereich. Nosokomiale Infektionen in Deutschland Erfassung und Prävention: Dtsch Arztebl 1996; 93(21): A-1390 / B-1182 / C-1108
4 Wie hoch ist der Nutzen? Händedesinfektion minimiert Krankenhausinfektionen Signifikanz Compliance der Händedesinfektion 48% 66% < 0,01 Prävalenz nosokomialer Infektionen 16.9% 9.9% 0,04 MRSA Übertragungen pro 1000 Patiententage <0.001 Pittet D et al.: Effectiveness of a hospital-wide programme to improve compliance with hand hygiene. Lancet 2000, 356:
5 Fridkin et al. Infect Control Hosp Epidemiol [1996] 17: Händedesinfektion minimiert ZVK- Infektionen Pittet et al. Swiss- NOSO (1997) 4: Eine höhere Anzahl von Patienten pro Pflegekraft (1:2 versus 1:4) erhöhte die Rate von ZVK-Infektionen bis zum Faktor 60 Höheres Verhältnis Patienten pro Pflegepersonal ( 1: 1 versus 1: 4 ) Führte zur Verdoppelung der ZVK- Infektionsrate
6 Händedesinfektion minimiert MRSA- Infektionen Unabhängige Risikofaktoren für die Übertragung von MRSA auf Intensivstationen: Personalmangel / Überbelegung Durchführung der Händedesinfektion Grundmann H et al.: Risk factors for the transmission of methicillin-resistant Staphylococcus aureus in an adult intensive care unit: fitting a model to the data. J Infect Dis Feb 15;185(4):481-8
7 Händedesinfektion minimiert nosokomiale Infektionen Zur Prävention von Evidence- Kategorie (Robert- Koch- Institut) Katheter-assoziierten Harnweginfektionen IA Katheter-assoziierter Sepsis IA Beatmungs-assoziierten Pneumonien IA Postoperativen Wundinfektionen IA Transmissionen pathogener und multiresistenter Erreger IA
8 Hinweis auf nationale und internationale Richtlinien zur Händedesinfektion Evidence/ Rating- Kategorie IA IB Basis der Empfehlung gut konzipierte experimentelle oder epidemiologische Studien Konsensus Beschluss von Fachexperten auf der Basis von gut begründeten Hinweisen für Wirksamkeit durch Studien aber auch bei Fehlen entsprechender Studie Wertung der Empfehlung nachdrückliche Empfehlung für alle Praxen II hinweisende klinische oder epidemiologische Studien eingeschränkte Empfehlung für einige, nicht aber alle Praxen III unzureichende Studien bzw. kein Expertenkonsens ungelöste Frage IV gesetzliche Bestimmungen durch autonomes Recht oder Verwaltungsvorschriften Umsetzung in allen Praxen gefordert
9 Wie häufig werden Hände tatsächlich desinfiziert? Bedingung Anzahl pro Patient und Tag Anzahl pro Operation Beatmeter Patient ZVK, ADM, Blasenkatheter Narkoseeinleitung (Median 22) 0,5 9 (Median 3) Postoperative Normalstation 0,9 6 (Median 4) * gemessen am Verbrauch an Händedesinfektionsmitteln
10 Die Häufigkeit der Händedesinfektion wird (muss) steigen! Zielstellung: Verbesserung der Patientenversorgung durch Reduktion von Krankenhausinfektionen, insbesondere durch Verhinderung der Übertragung von Infektionserregern auf der Basis optimierter Händedesinfektion und durch Steigerung der Aufmerksamkeit und Verantwortung des Personals für dieses Thema konzertierte Aktion von Fachexperten, Management und Öffentlichkeit
11
12 E- learning Klinische Händedesinfektion E- learning ist wie Angeln : Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler!
13 Klinische Händedesinfektion... E- learning Händedesinfektion, das kann doch jeder? Testen Sie, ob das wirklich so ist! Bitte prüfen Sie Ihre Kenntnisse durch ein in Zusammenarbeit mit einer professionellen Unternehmensberatung entwickeltes interaktives Lernprogramm (12 Fragen in 5 Minuten).
14 KURS- Teilnahme Woche Woche Gesamt Arzt Pflege Sonstiges Dresden,
15 Klinische Händedesinfektion... E- learning Ergebnisse Die Bedeutung der Händedesinfektion für die Infektionsprävention bei Patienten und den Schutz der eigenen Gesundheit wird unterschätzt. Es ist nicht genau bekannt, wann überhaupt eine hygienische Händedesinfektion notwendig ist. Der Aberglaube an Schutzhandschuhe ist fest begründet. Die Technik der Händedesinfektion ist nicht bekannt und es fehlt ein spezifisches Training.
16 Training der Technik der Händedesinfektion
17 Wahl des richtigen Händedesinfektionsmittels Anbieten mehrerer Präparate zur Auswahl Rückfettung (Hautpflege abhängig vom Hauttyp) Generell ohne Farbstoffe und Geruchstoffe 20 % der Wirksamkeit durch nicht deklarierte Zusatzstoffe Beibehalten von bekannten, gut vertragenen Händedesinfektionsmitteln Einsatz hochwertiger Hautpflegemittel
18 Chirurgische Händedesinfektion Einfluss der chirurgische Händedesinfektion auf die Rate der postoperativen Wundinfektionen Organisation Richtlinie / Empfehlung Evidence -Kategorie Centers for disease control and prevention (USA) Guideline for the Prevention of Surgical Site Infection, 1999 IB Robert- Koch- Institut (D) Robert- Koch- Institut (D) Empfehlungen zur Prävention postoperativer Infektionen im Operationsgebiet 2007 Infektionsprävention in der Zahnheilkunde - Anforderungen an die Hygiene (Oralchirurgie) 2006 IA II
19 Chirurgische Händedesinfektion 1. Waschen der Hände (1 Minute) ist nur notwendig vor Beginn des Op- Programms nach Handschuhdefekt nach Verunreinigung (z.b. nach Pausen) zur Entfernung von Schweiß 2. Handbürste nur zur Nagelreinigung verwenden Gründlich Abtrocknen Thermisch desinfizierte Bürsten Spender für Papiertücher der Einwegwaschlappen
20 Erstellung von praktischen Empfehlungen Einwirkzeit bei optimalen Präparaten auf 1,5 Minuten verkürzen! 1. Alkoholisches Desinfektionsmittel (Basis: Ethanol, Isopropanol, Propanol) 2. Keine wässrigen Präparate (Chlorhexidin, Iod)
21 Händedesinfektion Angekündigte Untersuchung der chirurgischen Händedesinfektion durch Kontaktkulturen Ergebnis der Untersuchung ohne Keimnachweis Präparat A 1,5 Minuten 78 Präparat B 3 Minuten 41 mit Keimnachweis 3 8 Gesamt Ergebnis: Unterschied zwischen 1,5 Minuten und 3 Minuten Einwirkzeit nicht signifikant RR 5,1 (C 95% 0,8 bis 9,3) Budapest
22 Flächendesinfektion Reduktion der Inhalation von Desinfektionsmitteldämpfen: Verzicht auf routinemäßige Desinfektion von Fußböden, Wänden und anderen Flächen in nicht infektionsrelevanten Bereichen Keine Präparate auf der Basis von Aldehyden Minimierung der Sprühdesinfektion keine Formaldehyd- Wasserdampf- Raumdesinfektion
23 Instrumentendesinfektion Reduktion der Inhalation von Desinfektionsmitteldämpfen: Keine Präparate auf der Basis von Aldehyden in Ultraschallbecken Zeit in min T in C ph T in C
24 Nur intakte Hände kann man wirksam desinfizieren! Hautschutz ist auch Anliegen der Krankenhaushygiene und Infektionsprävention!
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Budapest
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