Was kommt nach der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung? Mandy Singer-Brodowski. Fachtagung Nachhal,g Bilden im Saarland

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1 Was kommt nach der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung? Mandy Singer-Brodowski Fachtagung Nachhal,g Bilden im Saarland Saarbrücken,

2 Gliederung Sicherer Handlungsspielraum innerhalb planetarischer Grenzen BNE als zukunftsfähige Allgemeinbildung UN-Dekade BNE in Deutschland eine Erfolgsgeschichte Brücken in die Zukunft - von der Dekade zum Weltaktionsprogramm Fünf Schwerpunkte im Weltaktionsprogramm Inhaltliche Akzentuierungen im Weltaktionsprogramm Was bedeutet das Weltaktionsprogramm für das Saarland? Seite 2

3 Sicherer Handlungsspielraum für alle Menschen innerhalb der planetarischen Grenzen Quelle: Rockström et al Seite 3

4 Bildung für nachhaltige Entwicklung als zukunftsfähige Allgemeinbildung Education is not widely regarded as a problem, although the lack of it is. The conventional wisdom holds that all education is good, and the more of it one has, the better...the truth is that without significant precautions, education can equip people merely to be more effective vandals of the earth. (Orr 1994, S. 5) Seite 4

5 Stille Reflexion Was war ein Bildungsmoment, der für sie große Bedeutung hatte und sie vielleicht sogar verändert hat. Wie haben Sie sich in diesem Moment gefühlt? Was hat ihn zu solch einem bedeutendem Moment gemacht? Wer hat dazu beigetragen? Seite 5

6 Bildung für nachhaltige Entwicklung als zukunftsfähige Allgemeinbildung Die Zielorientierung an der Vision einer sich nachhaltig entwickelnden Gesellschaft macht die eigene Zukunft der Schüler zum sinnstiftenden Moment von Bildungsprozessen. Werteerziehung erstreckt sich nicht im Nachvollziehen anerkannter gesellschaftlicher Normen, sondern umfasst das Erlernen des Umgangs mit vielen, auch einander widersprechenden Wertvorstellungen. Derartige Bildungsziele sind nur zu erreichen, wenn man die Schüler darin unterstützt und fördert, sehr anspruchsvolle Kompetenzen zu entwickeln - Kompetenzen, die in der derzeitigen Generation der Erwachsenen höchst defizitär ausgeprägt sind. (vgl. Rost 2002, S. 9) à Ausbildung einer transformative literacy (vgl. Schneidewind 2013) Seite 6

7 Die UN-Dekade BNE in Deutschland - eine Erfolgsgeschichte knapp 2000 ausgezeichnete Dekade-Projekte 12 Runde Tische 3 nationale und viele landesweite Aktionspläne 11 kontinuierliche Arbeitsgruppen 1 Strategie für die Jahre nach nationale und 1 internationale Abschluss-Konferenz (Nagoya/ Japan) Seite 7

8 Die UN-Dekade BNE in Deutschland - eine Erfolgsgeschichte strategische Relevanz von BNE für Gestaltung nachhaltiger Entwicklung deutlicher herausstellen Schwerpunkt aller Aktivitäten: vom Projekt zur Struktur gelten. Beachtung von lokalen Bildungsprozessen, nachhaltigen Bildungslandschaften und sozialen Netzwerken optimierte Fortschreibung der bisherigen Dekade- Organisationsstruktur positiven Merkmale der Dekade erhalten (vgl. DNK, S. 1) Seite 8

9 Brücken in die Zukunft Von der Dekade zum Weltaktionsprogramm Beschluss des Deutschen Bundestags vom Die Integration nachhaltigkeitsrelevanter Themen und Methoden in alle Bereiche der Bildung vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung ist Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Bildung. Die Dekade hat dazu beigetragen, das zentrale Gegenwarts- und Zukunftsthema Nachhaltigkeit stärker in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Die deutsche Umsetzung der UN-Dekade, die auf der Grundlage eines einstimmigen Bundestagsbeschlusses beruht und mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) von der Deutschen UNESCO- Kommission e.v. (DUK) koordiniert wird, hat seit 2005 zu wichtigen Erfolgen geführt. Quelle: h(p:// portal.de/un- dekade/folgeak8vitaeten/bundestagsbeschluss- bildung- fuer- nachhal8ge- entwicklung- langfris8g- sichern/ Seite 9

10 Fünf Schwerpunkte im Weltaktionsprogramm Politische Unterstützung Integration der BNE in die internationale Bildungs- und Entwicklungspolitik (Lehrpläne, Qualitätsstandards, Indikatoren) Intensivierung von BNE-Aktivitäten bezüglich formaler, außerschulischer/ non-formaler und informeller Bildung Integration der BNE in relevante internationale Agenden zur nachhaltigen Entwicklung Seite 10

11 Fünf Schwerpunkte im Weltaktionsprogramm Whole Institution Approach Neuorientierung der Lehrinhalte und Methoden, sowie der Gebäudeverwaltung von Bildungseinrichtungen nach Nachhaltigkeitskriterien (Aktionsplan für einzelne Einrichtungen unter Partizipation aller Beteiligten) Sicherstellung einer Kooperation der jeweiligen Institution mit Akteuren der nachhaltigen Entwicklung in der Gemeinde Stärkung relevanter institutionenübergreifende Netzwerke um gegenseitige Unterstützung auf Augenhöhe zu ermöglichen Seite 11

12 Fünf Schwerpunkte im Weltaktionsprogramm Educators Befähigung von LehrerInnen, ErzieherInnen, AusbilderInnen und weiterer AkteurInnen zu change agents der BNE fachspezifische und fachübergreifende Integration von BNE in die Aus- und Weiterbildung für Lehrende der Bereiche frühkindliche Bildung, Grund- und weiterführende Schulen, berufliche Bildung, Hochschulbildung sowie im Bereich der außerschulischen und informellen Bildung Ausbildung von MitarbeiterInnen und Führungskräften im öffentlichen und privaten Sektor durch Educate the Educators-Programme Seite 12

13 Fünf Schwerpunkte im Weltaktionsprogramm Jugend Unterstützung der Jugend in ihrer Rolle als change agents für eine nachhaltiger Entwicklung durch BNE Stärkung von Lerner-zentrierten, außerschulischen und informellen Lernmöglichkeiten im Rahmen der BNE für Jugendliche (inklusive e- learning) Unterstützung der Entwicklung von Partizipationsfähigkeiten Jugendlicher damit sie im Sinne globaler, nationaler und lokaler nachhaltiger Entwicklung wirken können Seite 13

14 Fünf Schwerpunkte im Weltaktionsprogramm Lokale Bildungslandschaften Beschleunigung der Suche nach Lösungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung auf lokaler Ebene mit Hilfe von BNE Entwicklung und Stärkung lokaler Netzwerke, welche gemeinschaftliches Lernen unterschiedlicher Akteure im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ermöglichen Bereitstellung von Lernmöglichkeiten für NE durch lokale Behörden und Parlamente, sowie Unterstützung außerschulischer und informeller Lernmöglichkeiten für NE für alle Angehörige der Gemeinschaft Seite 14

15 Inhaltliche Akzentuierung von BNE im Weltaktionsprogramm Stärkere Verknüpfung von Umweltbildung und Globalem Lernen BNE erlaubt es jedem Menschen, sich die notwendigen Kenntnisse, Fähigkeiten, Werthaltungen und Einstellungen anzueignen, welche ihn in die Lage versetzt, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen und informierte Entscheidungen zu treffen sowie zu verantwortlichen Handlungen zu gelangen, die zu ökologischer Integrität, ökonomischer Lebensfähigkeit sowie einer gerechten Gesellschaft für gegenwärtige und zukünftige Gesellschaften beitragen. BNE... nutzt innovative, teilnehmende Lehr- und Lernmethoden, stärkt kritisches Denken und Verständnis komplexer Systeme, gründet sich auf einem an Rechten orientierten Bildungsansatz, stellt qualitative Bildung bereit, zielt darauf ab, Gesellschaften in Richtung nachhaltige Entwicklung auszurichten und umfasst alle Altersstufen & formales, non-formales und informelles Lernen. Seite 15

16 Was bedeutet das WAP für das Saarland? Strukturell Implementierung von BNE im Rahmen der Governance-Perspektive Implementierung von BNE lässt sich nicht verordnen oder steuern, Politische Unterstützung bedeutet Ermöglichung von Aktivitäten! Ansätze zur Verbreiterung von BNE in einer Perspektive der Governance Governance meint das Zusammenspiel aller nebeneinander bestehenden Formen der kollektiven Regelung gesellschaftlicher Sachverhalte: von der institutionalisierten zivilgesellschaftlichen Selbstregelung über verschiedene Formen des Zusammenwirkens staatlicher und privater Akteure bis hin zu hoheitlichem Handeln staatlicher Akteure (Mayntz 2003, S. 72) Perspektive der Governance lenkt den Blick auf die Selbstorganisation verschiedener Akteure und deren Aushandlungsprozesse Forschungsprojekt: Rekonstruktion von Governance-Regimen des BNE Transfers (Gesamtkoordination: Prof. Dr. Inka Bormann, FU Berlin) Bildquelle: h(p:// Seite 16

17 Was bedeutet das WAP für das Saarland? Institutionell Institutioneller Wandel des Bildungssystems am Beispiel Hochschulen Whole Institution Approach bedeutet organisationalen Wandel aller Bildungseinrichtungen, NGOs und Verwaltungsorganisationen Beispiel Wissenschaftssystem: Transformative Wissenschaft versteht sich als eine Wissenschaft, die als Katalysator für gesellschaftliche Veränderungsprozesse wirkt sowie ihre institutionelle Neuaufstellung aktiv vorantreibt. Beispiel: Wirtschaftswissenschaften Seite 17

18 Was bedeutet das WAP für das Saarland? Individuell Empfehlungen für die individuell gestaltete Bildungsarbeit Lokale Bildungsnetzwerke und nachhaltige Bildungslandschaften in den Blick nehmen und aktiv gestalten, auf Erfolgen in BNE- Projekten und Institutionen aufbauen, Kommunikation über diese Erfolge stärken, aktiv und gezielt Koalitionen und Möglichkeitsfenster zur strukturellen Verankerung von BNE suchen und in den Verhandlungen auf entsprechende Strategiepapiere verweisen, Anschluss an benachbarte Diskurse suchen (bspw. Degrowth) und mit Vertrauen in die Wirksamkeit des eigenen Handelns weiter machen! Seite 18

19 Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Seite 19

20 Literatur De Haan, G. (2014): Nach der Dekade: Konturen eines Weltaktionsprogramms zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. In: Forum Umweltbildung (Hrsg.): Jahrbuch 2014 Bildung für nachhaltige Entwicklung, Wien, S Mayntz, R. (2009): Über Governance: Institutionen und Prozesse politischer Regelung. Campus Verlag: Frankfurt a.m. Orr, D. (1994): Earth in Mind. On Education, Environment, and the Human Progress, Island Press: Washington D.C. Rockström, J. u.a. (2009): A safe operating space for humanity. In: Nature, Nr. 461, S Rost, J. (2002): Umweltbildung Bildung für eine nachhaltige Entwicklung: Was macht den Unterschied? In: Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, Nr. 1/2002, S Schneidewind, U. (2013): Transformative Literacy ein Bezugsrahmen für den wissensbasierten Umgang mit der großen Transformation. In: GAIA, Jahrgang 22 (2), S Schneidewind, U.; Singer-Brodowski, M. (2014): Transformative Wissenschaft. Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem. 2. verbesserte und aktualisierte Auflage. Metropolis: Marburg Seite 20