Von Raku bis zur Heiligen Familie. Schon zum zweiten Mal hatten wir im September die Gelegenheit, vorgebrannte Keramik in Rakutechnik fertigzustellen.

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1 Von Raku bis zur Heiligen Familie. Schon zum zweiten Mal hatten wir im September die Gelegenheit, vorgebrannte Keramik in Rakutechnik fertigzustellen. Vor zwei Jahren fuhren wir auf der Heimfahrt von Laubegg direkt zum Künstlerehepaar Weihs, das die Rakutechnik beherrscht, und arbeiteten im Freien vor ihrem Atelier. Kleine gebrannte quaderförmige Vasen waren schon vorbereitet. Wir brauchten sie nur mit den vorbereiteten Glasurfarben zu bepinseln und erlebten erstmals den recht archaisch anmutenden Rakubrand. Diesmal kam uns Ernst Weihs schon am zweiten Urlaubstag entgegen und wartete in der Werkstatt Murberg auf uns. Wir durften uns aus unregelmäßigen Schalen eine aussuchen. Wie die Technik funktioniert, wussten schon die meisten von uns. Und dennoch gibt es kein wenn dann. Jede Arbeit ergibt ein überraschendes Ergebnis. Es ist Bedingung, sich darauf einzulassen. Dabei entstehen im glasierten, gebrannten Ton an der Oberfläche Risse, die im schwelenden Rauch schwarz gefärbt werden. Es passiert auch mit allen unglasiert gebliebenen Flächen, dass sie schließlich mattschwarz aus der Prozedur hervorgehen. Die eine Glasur, die leichten Goldschimmer auf die Keramik zaubert, mag ich sehr. Kobaltblau ist mein zweiter Favorit. Schon beim ersten Mal hatte ich eine symmetrische Vorstellung, die gut aufging. Diesmal passierte bedauerlicherweise ein kleines Missgeschick, für das ich nichts konnte. Handschuhe wurden angeraten. Ich war mir sicher, dass meine Hände auch so sauber bleiben würden.

2 Das gesamte Brenngut fand nicht auf einmal im Brennofen Platz. Deshalb erfolgten zwei Brennvorgänge. So sieht der leere, kalte Brennofen aus. Die Schamottplatten auf Abstandhaltern werden Etage für Etage mit den bepinselten Gefäßen bestückt. Dann wird der Ofen verschlossen.

3 Durch das seitliche Loch in der schamottierten Ofenwand wird eine starke Gasflamme ins Innere gerichtet, bis die Brennkammer auf 1000 C aufgeheizt ist. Die noch rot glühenden Gefäße werden mit einer Zange entnommen und gleich in mit Stroh gefüllte Eisenbehälter gelegt. Sofort fängt das Stroh Feuer.

4 Der Eimerdeckel wird geschlossen. Durch den Luftabschluss erstickt das Feuer. Der im Eimer gefangene Rauch färbt die unglasierten Stellen schwarz. Lässt man im Normalfall Keramik allmählich abkühlen, so schreckt man beim Rakubrand die dem Qualm entnommene Keramik in bereitgestelltem Wasser ab, dass es nur so zischt. Dabei entstehen Risse. Das ist das Markante an Raku.

5 Meine kleine Vase aus dem Urlaub 2012 und die Schale von Meine Vorstellung zwischen Schmetterling und Lilie wurde ziemlich getroffen, bis auf jenen dicken Klecks aus Glasmasse, der von einem übersehenen geschmolzenen Glasscherbenrest von einer Schamottplatte auf meine Schale tropfte und zu dickbrauner Glasur wurde. Wer auch immer sich stattdessen eine angebotene Ersatzschale nehmen wollte, käme das für mich nicht infrage, weil ich immer nur meine eigene Arbeit behalten mag. Auf dem Rückweg vom zweiten Besuch der Monet-Ausstellung im Unteren Belvedere schlenderte ich gestern zielstrebig zum schönen verglasten Stand der Keramiker Weihs auf dem Weihnachtsmarkt vor der Karlskirche. Ich hoffte, dass die große Heilige Familie noch nicht verkauft sein möge. In meinem Foto bei Tageslicht störte nämlich meine eigene Spiegelung in der Auslage. Die Skulptur war noch da. Und diesmal auch Ernst selbst in seinem eleganten kleinen Laden. Wir kamen nur zu einem kurzen Gespräch, da noch Besuch da war und auch eine potenzielle Käuferin den Raum betrat. Mit dem Geschäft hier konnte man zufrieden sein, das in Graz sei mühsam, so Ernst. Ob Ernst oder seine Frau Herta diese feine Gruppe formte und gestaltete? 19. Dezember 2014 Pia Klawatsch

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