Wie können Kassen und andere Akteure innovativer sein? Chancen und Perspektiven neuer Versorgungsformen
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- Ulrich Junge
- vor 7 Jahren
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1 Wie können Kassen und andere Akteure innovativer sein? Chancen und Perspektiven neuer Versorgungsformen
2 Agenda Fehlende Anreize für Versorgungsinnovationen auf Seiten der Krankenkassen Fehlanreize auf Seiten der Leistungserbringer Förderung einer Forschungs- und Entwicklungskultur Lösung durch das VSG und den Innovationsfonds? Die Wirkung von FQWG und VSG auf Innovationen, eine erste Abschätzung
3 Fehlende Anreize für Versorgungsinnovationen auf Seiten der Krankenkassen Hohe Entwicklungs- bzw. Investitionskosten Die Kosten fallen heute an. Versorgungsinnovationen, insbesondere solche mit präventiven Elementen produzieren jedoch erst mittel- und langfristig Erträge. Versicherte können die Kasse bis dahin verlassen haben. Zusätzliche Investitionen können zu Existenzproblemen der Kasse im Wettbewerb um Zusatzbeiträge bzw. Beitragssätze führen.
4 Lösung durch das VSG und den Innovationsfonds? Förderung neuer (innovativer) Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen, einschließlich einer Evaluation über den Innovationsfonds Aber: Gefördert werden soll nur das, was Potential für die Regelversorgung hat. Wenn damit flächendeckende Anwendbarkeit gemeint ist, wird Innovationspotential verschenkt Einen mit Korporatisten besetzten Innovationsausschuss über Förderschwerpunkte, Kriterien sowie Förderanträge entscheiden zu lassen, wiederspricht der Absicht, insbesondere sektorenübergreifende Ansätze und Innovationen zu fördern.
5 Lösung durch das VSG und den Innovationsfonds? Zudem: müssen Krankenkassen bei Förderanträgen anders als bisher vorgesehen - zwingend beteiligt sein, da sie ohnehin auch bei der Umsetzung beteiligt sein müssen und da es sich um aus Pflichtbeiträgen finanzierte Förderung bzw. Versorgung handelt
6 Fehlanreize auf Seiten der Leistungserbringer Die Vergütung der Leistungserbringer ist eher mengen- als nutzenorientiert Sektorales Denken und sektorale Vergütung verhindert adäquate Anreizsysteme. Die Vergütung berücksichtigt nicht oder nur unzureichend längerfristige Effekte und Minderinanspruchnahmen in anderen Sektoren. Auf Leistungserbringerseite (und auch auf Kassenseite) führt das derzeitige System zu kurzfristiger Planung. Die Vergütung müsste deutlich qualitätsorientierter erfolgen.
7 Lösungsmöglichkeiten Neue Vergütungssysteme sind ein zentraler Hebel für kostenund qualitätsorientierte Veränderungen1 Bessere, sektorenübergreifende Outcome-Qualität könnte durch Einführung von ergebnisabhängigen Vergütungsbestandteilen honoriert werden pay for performance Voraussetzungen für eine sektorübergreifende Qualitätssicherung im SGB V schaffen: Einheitliche Kodierregeln bzw. Dokumentationsstandards für alle Sektoren. 1 Bain & Company, The end of Healthcare as we know it?; 2011
8 Lösung durch FQWG oder VSG? Das ursächliche Problem der starken sektoralen Trennung der Leistungserbringung wird nicht angegangen (Ausnahme Entlassmanagement mit der Möglichkeit für KH Arznei- Heil- und Hilfsmittel für begrenzten Zeitraum nach Entlassung zu verschreiben). Gleichzeitig wird sektorenübergreifende Versorgung über den Innovationsfonds gefördert. Es wird ein Qualitätsinstitut eingerichtet, aber die Voraussetzungen für eine breite sektorenübergreifende Qualitätssicherung werden nicht geschaffen (einheitliche Kodierregeln bzw. Dokumentationsstandards).
9 Förderung einer Forschungs- und Entwicklungskultur Versorgungsforschung: benötigt Geld, aber auch Plattformen für den Austausch zwischen Wissenschaft, Kostenträgern und Leistungserbringern Eine entsprechende (Versorgungs)forschungs- und Entwicklungskultur ist Grundlage für die Weiterentwicklung von neuen Versorgungsformen und die Entwicklung von Innovationen. Kassen können Versorgungsforschung aufgrund der schon beschriebenen finanziellen Restriktionen nur begrenzt fördern. Es gibt für Kassen (und auch Leistungserbringer) kaum Anreize einen Etat für Forschung zur Verfügung zu stellen.
10 Lösung durch das VSG? Die Versorgungsforschung wird mit jährlich 75 Mio. aus dem Innovationsfonds gefördert. Zusätzlich wird die Evaluation neuer Versorgungsformen gefördert. Das Evaluationskonzept ist mit dem Förderantrag einzureichen. Die Versorgungsforschung wird durch diese Maßnahmen gestärkt.
11 Lösung durch das VSG? Die finanzielle Förderung der Versorgungsforschung durch den Innovationsfonds sollte aus anderen Töpfen finanzierte Förderaktivitäten (Beispiel: Förderschwerpunkt VnF Patientenorientierung und Chronische Krankheiten, Finanzierung durch GKV, PKV, Deutsche Rentenversicherung Bund und das BMBF) nicht ersetzen. Der Austausch zwischen Wissenschaft und Kostenträgern aber auch Leistungserbringern wird noch wichtiger als er ohnehin bisher schon ist!
12 Förderung einer Forschungs- und Entwicklungskultur Investoren: Entwickelt und investiert wird da, wo mit hinreichender Sicherheit nachhaltig mit unternehmerischem Engagement Geld verdient werden kann. Diese Sicherheit fehlt bisher. 2 Wegen hoher Vorabinvestitionen Aufgrund von Unsicherheit der möglichen Refinanzierung Zudem gibt es in Deutschland kaum Venture Capital Finanzierung von Start up`s (2012 ca. 200 Mio. gesamt über alle Branchen gegenüber 20,6 Milliarden Dollar in den USA). 2 Hildebrand GesundheitsConsult, White Paper: Anreize für Forschung und Entwicklung für Versorgungs- und Systeminnovationen im Gesundheitswesen; 2008
13 Lösung durch das VSG und den Innovationsfonds? Das VSG und der Innovationsfonds haben Investoren und die Förderung von Investitionen nicht im Blick. Eine Möglichkeit wäre die Gründung eines Kapitalfonds* zur Investitionsfinanzierung für Unternehmen/Gründungen im Bereich von Versorgungsinnovationen. * Wirtschaftspolitische Förderung z.b. über Kreditanstalt f. Wiederaufbau oder Gesundheitspolitische Förderung über Gesundheitsfonds (Nach HGC White Paper)
14 Die Wirkung von FQWG und VSG auf Innovationen, eine erste Abschätzung
15 Innovationen fördernde Regelungen Etliche Hemmnisse bei der Umsetzung von integrierten und selektiven Versorgungsformen werden beseitigt (z.b. Abschaffung der Vorlagepflicht, Wirtschaftlichkeitsnachweis erst nach 4 Jahren, Wegfall der Satzungsregelung etc.) Über den neuen 140a bekommen Kassen einen erweiterten Handlungsspielraum bei Selektivverträgen (größeres Spektrum möglicher Vertragspartner und Vertragsinhalte, keine Substitutionspflicht etc.) Förderung neuer und innovativer Versorgungsformen über den Innovationsfonds Förderung der Versorgungsforschung über den Innovationsfonds (jedoch keine Unterstützung für Start up`s und Investoren)
16 Innovationen hemmende Regelungen Der G-BA hat bei der Festlegung von Förderschwerpunkten, Förderkriterien und bei der Entscheidung über Förderanträge zu viel Macht. Ihren Sektoren verpflichtete Mandatsträger sollen über sektorenübergreifende Projekte entscheiden, das macht wenig Sinn. Kassen sind bisher nicht zwingend bei Projektanträgen beteiligt. Das ursächliche Problem der starken sektoralen Trennung der Leistungserbringung wird nicht angegangen. Die Voraussetzungen für eine sektorenübergreifende QS werden nicht konsequent geschaffen.
17 Innovationen hemmende Regelungen Anordnung von Zwangsgeld bis 10 Mio. bei erheblichen Rechtsverstößen durch die Aufsicht Verschärfte Hinweispflicht im Zusammenhang mit Sonderkündigungsrecht bei Beitragserhöhung mit Hinweis auf Übersicht zu den Zusatzbeiträgen beim GKV SV. Wenn der Zusatzbeitrag über dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag liegt, ist expliziter Hinweis auf Wechselmöglichkeit zu günstigeren Kassen vorgeschrieben ( 175 Abs. 4 SGB V)
18 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Stellv. Abteilungsleiter Versorgungsmanagement
19 Six Forces That Can Drive Innovation Or Kill It 3 Players: The friends and foes lurking in the health care System that can destroy or bolster an innovation s chance of success Funding: The processes for generating revenue and acquiring capital, both of which differ from those in most other industries Policy: The regulations that pervade the industry, because incompetent or fraudulent suppliers can do irreversible human damage Technology: The foundation for advances in treatment and for innovations that can make health care delivery more efficient and convenient Customers: The increasingly engaged consumers of health care, for whom the passive term patient seems outdated Accountability: The demand from vigilant consumers and cost-pressured payers that innovative health care products be not only safe and effective but also cost-effective relative to competing products 3 Regina E. Herzlinger: Why Innovation in Health Care Is So Hard, Harvard Business Review: Mai 2006
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