FAQ zum Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR)
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- Cornelia Linden
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1 FAQ zum Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR) Im Rahmen des sogenannten Brügge-Kopenhagen-Prozesses haben sich die 27 Mitgliedsstaaten der EU für mehr Transparenz von Qualifikationen der beruflichen Bildung und einer verbesserten Anrechnung von bereits erworbenen Bildungsleistungen ausgesprochen. Ziel dieses Prozesses ist die Errichtung eines europäischen Bildungs- und Beschäftigungsraums. Zur Umsetzung dieses bildungspolitischen Ziels hat die Europäische Kommission den Mitgliedsstaaten der EU eine Empfehlung zu einem Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (European Qualifications Framework, kurz EQF) unterbreitet, die im Februar 2008 vom Rat der EU-Bildungsminister angenommen worden ist. Im Folgenden sollen Ziele, Funktion und mögliche Auswirkungen des EQR kurz erläutert werden. 1. Was ist der EQR und welche Vorteile bringt er mit sich? Beim EQR handelt es sich um eine Matrix, die sich aus acht gestuften Qualifikationsniveaus zusammensetzt, die in Form von Fertigkeiten, Kenntnissen und Kompetenz beschrieben werden. Qualifikationen können nunmehr diesen acht Niveaus zugeordnet werden, wobei Niveau 1 das Niedrigste, Niveau 8 das Höchste ist. Der EQR ist somit eine Systematik zur Klassifizierung von Qualifikationen sowie eine Hierarchie gestufter Qualifikationsniveaus. Zu seinen Vorzügen zählt aber auch die bessere Lesbarkeit von Qualifikationen im internationalen Vergleich. Als Referenzrahmen soll er die unterschiedlichen Bildungssysteme der Europäischen Union in Beziehung zueinander setzen. In der Praxis wird der EQR als ein Übersetzungsinstrument angewendet, das Bildungsprofile aus den unterschiedlichen Ländern und Bildungssystemen verständlicher macht. Dadurch wird es Lernenden und Arbeitnehmern erleichtert, im Ausland zu lernen und/oder einen Arbeitsplatz zu finden. Ein Beispiel: Gegenwärtig würde ein Unternehmen noch zögern, einen Bewerber z. B. aus Ungarn einzustellen, da es zu wenig verlässliche Informationen über das Qualifikationsniveau des ungarischen Bewerbers hat und die der Bewerbung beigefügten Zeugnisse und Bescheinigungen nicht verständlich sind. Sobald der EQR umgesetzt ist, werden sämtliche Zeugnisse jedoch über Verweise auf Niveaustufen 1
2 des EQR verfügen (siehe Frage 7). Das Unternehmen kann anhand dessen leicht feststellen, auf welchem Qualifikationsniveau sich der Bewerber aus Ungarn befindet (z. B. Hilfskraft, Facharbeiter, Meister, Bachelor etc.). 2. Weshalb verwendet der EQR einen lernergebnis- bzw. kompetenzorientierten Ansatz? Der EQR basiert auf acht Niveaustufen, die durch Lernergebnisse in Form von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenz beschrieben werden. Damit verschiebt der EQR den bisherigen Fokus von der Betrachtung des Inputs (Lernzeit/-dauer, Lernort) hin zu dem, was eine Person versteht und in der Lage ist zu tun, d. h. über welche Qualifikationen sie gegenwärtig tatsächlich verfügt. Dieser sogenannte Outcome-Ansatz hat eine Reihe von Vorteilen, z. B. bringt er die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes besser in Einklang mit dem Aus- und Weiterbildungsangebot, erleichtert er den Qualifikationstransfer zwischen verschiedenen Ländern und Bildungssystemen, unterstützt er die Bewertung von Bildungsleistungen, die außerhalb formaler Bildungsgänge erworben worden sind (das sogenannte informelle und non-formale Lernen). Ebenso berücksichtigt der EQR, dass die verschiedenen europäischen Bildungssysteme zu unterschiedlich sind, als dass der gegenseitige Abgleich von sogenannten Inputfaktoren, wie beispielsweise der Ausbildungsdauer, zu einem aussagekräftigen Ergebnis führen würde. Der Bezug auf Lernergebnisse bzw. Kompetenzen wird schon seit geraumer Zeit in verschiedenen europäischen Bildungssystemen angewendet; in Deutschland beispielsweise durch das Konzept der beruflichen Handlungskompetenz bei der Erstellung von Ausbildungs- oder Meisterprüfungsverordnungen. 3. Von wem kann der EQR genutzt werden? Hauptnutzer des EQR werden zunächst für die Bildung zuständige Stellen oder Behörden sein, z. B. Kammern, da diese für das Prüfungswesen und die Vergabe von Zeugnissen zuständig sind. Sobald der EQR an die jeweiligen nationalen Qualifikationsrahmen gekoppelt ist, kann der EQR aber auch Lernende, Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Anbieter von Bildungsleistungen dabei unterstützen, unterschiedliche Bildungsniveaus aus den verschiedensten Ländern und Bildungssystemen miteinander zu vergleichen. So macht es der EQR für den Einzelnen leichter seine Qualifikationen gegenüber ausländischen Arbeitgebern verständlich zu machen, Aus- und Weiterbildungsangebote im Ausland besser zu verstehen und bei der eigenen Karriereplanung ggf. zu berücksichtigen. 2
3 4. Wie ist die Position des Handwerks zum EQR? Der ZDH hat sich als Federführer der Spitzenorganisationen der Deutschen Wirtschaft aktiv an den Arbeiten zu einem EQR beteiligt. Bereits im Jahr 2005 wurde im Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung (KWB) ein konkreter Vorschlag erarbeitet, von dem wesentliche Impulse für den Diskussionsfortschritt sowohl auf europäischer wie auch auf nationaler Ebene ausgegangen sind. Im Rahmen des europaweiten Konsultationsprozesses zum EQR konnten wesentliche Forderungen des Handwerks in die endgültige Empfehlung eingebracht werden, z. B. dass die Förderung beruflicher Handlungsfähigkeit und Beschäftigungsfähigkeit Hauptfunktionen des EQR sind, die Ganzheitlichkeit von Qualifikationen gewahrt und das Berufsprinzip nicht berührt werden, der EQR ein freiwilliges Instrument ist, dass nicht in nationale Zuständigkeiten eingreift, der Einführung des EQR eine Phase der intensiven Erprobung, Evaluation und Revision vorausgeht. 5. In welchem Maße profitiert die Wirtschaft vom EQR? Der EQR unterstützt die Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt, indem er zum einen den Vergleich zwischen Qualifikationen ermöglicht, zum anderen den Abgleich zwischen dem Qualifikationsangebot und nachfrage erleichtert. Unternehmern wird es erleichtert, die Qualifikationen ausländischer Bewerber zu verstehen und richtig einzuschätzen, da Personalverantwortliche durch den Zeugnisverweis auf die Niveaustufe des EQR eine erste wichtige Orientierungsmarke erhalten. 6. Welche Niveaustufen und welche Arten von Bildung umfasst der EQR? Als ein Instrument zur Beförderung des lebenslangen Lernens umspannt der EQR allgemeine Bildung, berufliche Aus- und Weiterbildung sowie Hochschulbildung. Seine acht Niveaustufen umfassen die Spanne von der allgemeinen Schulpflicht bis hin zu den obersten Stufen akademischer und beruflicher Bildung. Grundsätzlich sollen sämtliche Niveaustufen über jedweden Bildungsweg erreichbar sein. 7. Was müssen die EU-Mitgliedsstaaten für die Umsetzung des EQR tun und welche Zeitvorgabe haben sie dabei? Die Umsetzung des EQR ist freiwillig, d. h. es bestehen keine formalrechtlichen Verpflichtungen seitens der EU-Mitgliedsstaaten. Allerdings haben die meisten Länder der EU damit begonnen, nationale Qualifikationsrahmen zu entwickeln. Einige Staaten Irland, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Malta verfü- 3
4 gen bereits über nationale Qualifikationsrahmen, die nunmehr mit dem EQR kompatibel gemacht werden müssen. Gemäß der Empfehlung der Europäischen Kommission sollten die Mitgliedsstaaten der EU ihre Qualifikationssysteme bis 2010 über die jeweiligen nationalen Qualifikationsrahmen an den EQR gekoppelt haben. Bis 2012 sollte schließlich sichergestellt sein, dass neu ausgestellte Zeugnisse und Zertifikate ab diesen Zeitpunkt einen Verweis auf die entsprechende Niveaustufe des EQR enthalten. In Deutschland wurde Anfang 2009 ein erster Entwurf eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) veröffentlicht. Um die Koppelung an den EQR zu erleichtern, verfügt der DQR über die gleiche Anzahl an Niveaustufen (siehe dazu FAQs DQR). 8. Werden über den EQR Zugangsberechtigungen erworben? Nein! Der EQR beschreibt lediglich unterschiedliche Qualifikationsniveaus in Form von Lernergebnissen. Der Zugang zu Bildungsangeboten, die Zulassung zu Prüfungen oder auch die Ausstellung von Zeugnissen bleiben in der Zuständigkeit der jeweils zuständigen Stellen oder Behörden in den Mitgliedsstaaten, z. B. Kammern, Kultusministerien etc. So führt das Erreichen eines bestimmten Qualifikationsniveaus im Rahmen der Berufsbildung nicht zu einer Zugangsberechtigung zur Universität. Einfach gesagt: der EQR informiert, berechtigt aber nicht. 9. In welcher Beziehung steht der EQR zur Berufsanerkennungsrichtlinie? Als ein freiwilliges Instrument steht der EQR in keinem direkten Zusammenhang mit der Berufsanerkennungsrichtlinie. Die Richtlinie bezieht sich ausschließlich auf den Bereich der sogenannten reglementierten Berufe in Deutschland beispielsweise Berufe der Anlage A der Handwerksordnung und regelt die Bedingungen für den Zugang zur selbstständigen Ausübung eines Gewerbes durch Ausländer. Die Richtlinie ist im Gegensatz zum EQR verpflichtend und muss von den EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. 10. In welcher Beziehung steht der EQR zum EUROPASS? Beim EUROPASS handelt es sich um ein Set von Dokumenten, der von Einzelpersonen zur Beschreibung ihrer individuellen Kompetenzen verwendet werden kann, z. B. dem Nachweis von Auslandspraktika. EUROPASS gewährleistet allerdings nicht die Vergleichbarkeit verschiedenartiger Qualifikationsniveaus. Zukünftig werden sämtliche relevanten EUROPASS-Dokumente, im Besonderen die Zeugniserläuterungen, einen klaren Verweis auf das entsprechende Niveau des EQR enthalten, weshalb sich die Weiterentwicklung von EUROPASS an der Umsetzung des EQR zu orientieren hat. 4
5 11. Wie gestaltet sich die Beziehung zwischen dem EQR und dem Bologna-Prozess im Hochschulbereich? Der EQR ist kompatibel mit dem dreistufigen Qualifikationsrahmen für den Hochschulbereich, der im Rahmen des Bologna-Prozesses entwickelt worden ist. Besonders gilt dies für die Beschreibung der Niveaus 6 bis 8 im EQR. Niveau 6 des EQR bezieht sich auf die Bachelor-Ebene, Niveau 7 auf die Master-Ebene und Niveau 8 auf die Doktoratsebene. Dies bedeutet allerdings nicht wie bereits in Frage 7 angedeutet worden ist, dass diese EQR-Niveaus ausschließlich für Hochschulabschlüsse vorgesehen sind, da alle Niveaus des EQR über verschiedene Bildungspfade erreichbar sein sollen, einschließlich des höchsten Niveaus. 5
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