Informatik Rechtliche Aspekte für Führungskräfte Rechtspraxis
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- Gertrud Frank
- vor 8 Jahren
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1 Informatik Rechtliche Aspekte für Führungskräfte Rechtspraxis Lukas Fässler Rechtsanwalt & Informatikexperte Artherstrasse 23a 6300 Zug
2 Kurzvorstellung
3 Übersicht Thema 1: Wirklich erfolgreiche IT-Projekte Software-Entwicklung: Scrum der agile Festpreis Abnahme / Test / Nachbesserung: immer wieder die gleichen Fehler Thema 2: Cloud Computing Sichern Sie sich richtig ab Thema 3: Informationsmanagement im Unternehmen Verantwortung der Führungskräfte
4 Thema 1: Wirklich erfolgreiche IT-Projekte 1.1. Software-Entwicklung Scrum der agile Festpreis
5 Wirklich erfolgreiche IT-Projekte Nur knapp die Hälfte aller IT-Vorhaben des untersuchten Zeitraumes ( ) war erfolgreich. Entweder dauerten die Projekte länger als geplant, kosteten wesentlich mehr oder es kam am Ende ein ganz anderes Ergebnis heraus. Andere Projekte mussten sogar abgebrochen und die Kosten entsprechend abgeschrieben werden Studie der TU München (Wildemann, Horst Studie zum IT-Management, Februar 2006) Hier ist meine Erfahrung deckungsgleich mit der Studie der Standish Group: Die meisten Projekte dauern 3x so lange wie geplant, kosten daher auch etwa 2.8x so viel wie geplant und bringen dann 70-80% der geplanten Funktionalität. Der Vertrag und das Verhandlungsgeschick entscheiden dann, wer die 180% bezahlt bezw. trägt... Dr. Walter Jarubek, IT-Sachverständiger, Wien 2003 und The Standish Group, Chaos Report
6 Agile Softwareentwicklung SCRUM De-facto Standard in der agilen Software-Entwicklung (SWE) Agile SWE geht davon aus, dass geistig arbeitende Menschen ein prinzipielles Interesse daran haben, ihre Ideen einzubringen, Dinge zu verbessern oder überhaupt Neues zu entwickeln Das Team entscheidet, wie viel Arbeit und Produktteile es innerhalb eines SPRINTS liefern kann. Das Team hat die Kontrolle, was es zu tun bekommt. Das Team bekommt herausfordernde Ziele, die zu Intervallen mit klaren zeitlichen Vorgaben konkretisiert werden. Es wird ein Ergebnis verlangt. Am Ende eines Intervalls muss das Team eine Lieferung erbringen. Am Ende eines SPRINT (30 Tage) muss das Team Software in einer Funktionalität und Qualität liefern, die an den Auftraggeber ausgeliefert werden kann (sog. Usable Software)
7 Wirklich erfolgreiche IT-Projekte (2)
8 Wirklich erfolgreiche IT-Projekte (3) Auftraggeber will wissen Was er genau bekommt Funktionalität Wann er was genau bekommt Termine, Meilensteine Was das Ganze insgesamt kostet Preis Essentialia negotii (wesentlichen Vertragspunkte)
9 Wirklich erfolgreiche IT-Projekte (4) Diskrepanzen zum Werkvertrag Leistungspakete sind nicht im voraus definierbar Zeitpunkt der Lieferung einzelner Werkbestandteile ist im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses offen Grosses Vertrauen in Fähigkeiten des Teams mit der Hoffnung, am Ende zum festzulegenden Preis doch die ganze Funktionalität zu bekommen Erfolgshaftung im Werkvertrag mit Mängelrechten, Nachbesserungspflichten und Vertragsrücktritt / Schadenersatzfolgen scheint aus den Angeln gehoben Auftraggeber scheint seinen Rechtsschutz zu verlieren
10 Klassisches Wasserfallmodell
11 Der agile Festpreisvertrag (1) Wenn agile Methoden geplant sind und zum Einsatz kommen, muss sich das natürlich auch im Vertrag widerspiegeln. Die Übernahme bestehender Vertragsmuster (IT-Projektverträge) ist fatal und führt rechtlich in die Sackgasse Es braucht einen neuen agilen Festpreisvertrag, welcher die Spezialitäten der agilen Software-Entwicklung für beide Parteien verbindlich und praxisnah regelt. Das ist noch immer ein Werkvertrag, aber mit Festpreisgarantie und zahlreichen Sonderklauseln für die Abbildung der agilen Software-Entwicklung
12 Der agile Festpreisvertrag (2) Eigenschaften: Initiale Aufwände für eine Detailspezifikation werden auf die Projektphasen verteilt. So können die Anforderungen zeitnah verfeinert werden. Änderungen im Projektscope sind vorgesehen und ohne Mehrkosten möglich Ein Vorgehen zur gemeinsamen Aufwandschätzung und bewussten Governance (Grundsätze / Richtlinien) wird vertraglich vereinbart Es wird ein Kooperationsvertrag erstellt, der neben dem Projekterfolg auch die Projektmotivation auf allen beteiligten Seiten definiert
13 Der agile Festpreisvertrag (3) Definition des Vertragsgegenstandes Ebene Produkt- oder Projektvision, Themen und Epics aus der Sicht der Anwender. Vertragsgegenstand vollständig auf Level Anwender beschrieben, jedoch nicht detailliert. Backlog: Liste aller Themen mit einer entsprechenden Priorisierung und Komplexität / Aufwandbewertung inklusive darin enthaltener Epic(s) und User Stories Thema: eine Gruppe von Anforderungen aus Geschäftssicht (hoher Abstraktionslevel) in kurzem Absatz beschrieben Epics: Ein Thema gliedert sich in funktional zusammenhängende Gruppen von User Stories. Ein Epic wird prägnant in einem Absatz beschrieben User Stories: Die Beschreibung aus Benutzersicht eines konkreten, funktional unabhängigen Anwendungsfalles sowie eine ausreichende Anzahl an Testfällen. Sprint: Der Auftragnehmer entwickelt und testet die Funktionalität der User Storie(s) und übergibt bei Sprintende an den Auftraggeber.
14 Der agile Festpreisvertrag (4) 1 Präambel 2 Begriffsdefinitionen und Klarstellungen 3 Vertragsgegenstand und mitgeltende Dokumente Anhang A Kommerziellen Vereinbarungen (Preise auf Basis der Komplexität der User Stories), Optionale Stundensätze, Kosten Initialphase, Vereinbarung finaler Maximalpreis, Eskalationsprozess, Zahlungsmeilensteine Anhang B Technischer Umfang und Prozesse: Backlogs enthält die Projektvision, alle Epics und User Stories zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses Anhang C Prinzipien der Kooperation 4 Nutzungsrechte 5 Transparenz und Dokumentation 6 Abnahme 7 Zusammenarbeit bei der Projektabwicklung 8 Eskalation an Steering Board und Sachverständige 9 Projektzeitraum und Termine 10 Gewährleistung und Schadenersatz 11 Höhere Gewalt 12 Geheimhaltung 13 Schlussbestimmungen
15 Thema 1: Wirklich erfolgreiche IT-Projekte 1.2. Abnahme / Test / Nachbesserung immer wieder die gleichen Fehler
16 Abnahme Test & Nachbesserung
17 Abnahme Test & Nachbesserung (2)
18 Abnahme Test & Nachbesserung (3)
19 Abnahme Test & Nachbesserung (4)
20 Abnahme Test & Nachbesserung (5) Wer Software produktiv in Betrieb nimmt, verliert alle seine Mängelrechte aus Werkvertragsrecht Ersatzvornahme durch Dritten Kostenlose Nachbesserung Preisminderung (unwesentliche Mängel) Vertragsrücktritt (wesentliche nicht verbesserte Mängel) Schadenersatz Darum prüfe, bevor Du produktiv arbeitest In den meisten Verträgen vorgesehen: Wesentliche Mängel müssen abgemahnt und dem Lieferanten angemessene Nachfrist zur Verbesserung eingeräumt werden
21 Abnahme Test & Nachbesserung (6) 1. Ablieferung 1. Abnahme 2. Ablieferung 2. Abnahme Auftragnehmer (AN) Software- Entwicklung (SWE) Auftraggeber (AG) Test und Abnahme (TA) Ohne Mängel Unwesentliche Mängel Wesentliche Mängel Auftragnehmer (AN) Unentgeltliche Nachbesserung (NB) AG 2. TA AN 3. Kurze NB AG 3. TA Gesamtabnahme Produktiv Meilenstein 2 mit Konventionalstrafe 1. Prüfung und Abnahme 1. Nachbesserung 2. Prüfung und Abnahme Meilenstein 2 mit Konventionalstrafe
22 Thema 2: Cloud Computing Sichern Sie sich vertraglich richtig ab
23 Cloud Computing Anwendungen in der Cloud Daten in der Cloud
24 Cloud Computing (2) Personendaten & personenbezogene Daten unterliegen der CH-Datenschutzgesetzgebung
25 Cloud Computing (3) Vertragliche Regelungen zum Cloud Computing Schutzniveau regeln (Verschlüsselung firmenkritischer Informationen; ISO-Zertifizierungen / ISO20000; 27001; Finma) Auskunftspflicht regeln (Auditberichte / Review vor Ort) Zugriff Dritter oder Weitergabe an Dritte ausdrücklich untersagen Datenherausgabe bei Vertragsende (Prozeduren, Kosten, Formate) Eigener Datenbackup sicherstellen (Konkurs der Cloud-Unternehmung) Löschprozeduren bei Vertragsende (Bandsicherungen ausschliessen / schriftliche Löschungsbestätigung sicherstellen) Haftungsklauseln für Schadenersatz mit Nachweis des Cloudanbieters bezüglich Betriebshaftpflichtversicherung abdecken Weisung im Unternehmen über Zulässigkeit der Datenauslagerung in Cloud-Services (VR und GL)
26 Thema 3: Informationsmanagement im Unternehmen Verantwortung der Führungskräfte
27 Informationsmanagement Geschäftsrelevante Informationen der Unternehmung Entwicklungsdaten Produktionsdaten Prozessdaten Kalkulationsdaten Finanzdaten Mitarbeiterdaten Kundendaten sind der Kernbrennstoff jeder Unternehmung
28 Informationsmanagement (2) Ohne geschäftsrelevante Informationen ist jedes Unternehmen tot Heute über 90% aller geschäftsrelevanten Informationen in digitaler Form in strukturierten Datenbanken in unstrukturierten Büroautomationsprogrammen (Office, Outlook) in persönlichen Ablagen (Papier, Mailboxen, Handhelds, Laptops, ipads etc.
29 Informationsmanagement (3)
30 Informationsmanagement (4)
31 Informationsmanagement (5)
32 Informationsmanagement (6)
33 Informationsmanagement (7)
34 Informationsmanagement (8)
35 Informationsmanagement (9)
36 Informationsmanagement (10)
37 Informationsmanagement (11)
38 Informationsmanagement (12)
39 Informationsmanagement (12) Erlassen Sie auf VR/GL-Stufe eine Weisung zum Umgang mit den geschäftsrelevanten Informationen Gehe Sie über zum integralen elektronischen Dossier anstatt Papierablagen Legen Sie die Ordnungsstrukturen für die digitalen Ablagen (Datenbanken und Registraturplan für unstrukturierte Daten) fest VR: Überprüfen Sie jährlich (mit Eintrag im VR-Protokoll) den Zustand des Informations-Managements in Ihrer Unternehmung und legen Sie Verbesserungsmassnahmen fest. Starten Sie mit RECORDS MANAGEMENT (ISO15489) in Ihrem Unternehmen, solange es nicht zu spät ist. Es ist die Haftpflichtversicherung für die Führungskräfte.
40 Besten Dank Lukas Fässler Rechtsanwalt & Informatikexperte Artherstrasse 23a 6300 Zug
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