(c) Stollenwerk Seminare, D-Flacht
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- Simon Gerhardt
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1 Georg Stollenwerk, M.Sc. An-isos-metron opsis Griechisch: a(n) = nicht isos = gleich metron = Maß opsis = Sehen an-isos-metron opsis = "nicht im gleichen Maße sehend" 62. WVAO-Jahreskongress Bad Nauheim, 10. April 2011 Anisometropie (anisometropia): "Ungleiche Fernpunktrefraktion beider Augen." [1] Frühere : "Ungleiche Brechkraft der beiden Augen beginnend mit dem Unterschied von 2 dpt." [2] Anisometropische Differenz (anisometropic difference): "Differenz der Scheitelbrechwerte der beiden besten sphärischen Korrektionsgläser bei Anisometropie." [3] ΔS' = S' 2 S' 1 Veraltete Bezeichnung: "Ungleichsichtigkeit" [1] DIN 5340: Begriffe der physiologischen Optik, 1998 [2] RAL-RG 915: Gütebestimmungen im Augenoptikerhandwerk, 1961 [3] Goersch, H; Wörterbuch der Optometrie, 3. Auflage, DOZ-Verlag, Heidelberg 2004 Längen-Anisometropie (axial anisometropia): Ungleiche Baulänge beider Augen bei beiderseits gleichem Brechwert ca. 90% aller Anisometropien [4] fast alle Aniso-Myopien Brechwert-Anisometropie (refractive anisometropia): Ungleicher Brechwert beider Augen bei beiderseits gleicher Baulänge häufig bei Aniso-Hyperopien [4] Berke A, Färber R; Refraktionsbestimmung Teil 1 Optische und physiologische Grundlagen, WVAO Mainz 2001 Verteilung von Anisometropien [5] Anisometropische Differenz Häufigkeit (n = 690) < 1,00 dpt 91,2 % 1,00 1,75 dpt 5,2 % 2,00 2,75 dpt 2,0 % 3,00 dpt 1,6 % [5] Trotter J; Refraktionsbestimmung und Gläserauswahl bei Anisometropie, 17. Sonderdruck der WVA 1967;
2 Zentrierfehler: Bezugspunkte seitlich verschoben (Zentrierpunktabstand = Pupillenabstand) Konvergenzbedarf Zentrierfehler: Bezugspunkte seitlich verschoben (Zentrierpunktabstand = Pupillenabstand) Divergenzbedarf Zum Vergleich: Isometropie Zentrierfehler: Bezugspunkte seitlich verschoben (Zentrierpunktabstand = Pupillenabstand) Keine fusionale Belastung Zum Vergleich: Isometropie (korrekte Zentrierung) und auch bei Blickauslenkungen: Keine fusionale Belastungen (korrekte Zentrierung) Blickauslenkungen nach oben und nach unten verursachen vertikal-prismatische Belastungen. In der Vertikalen gelten bereits geringe fusionale Belastungen als kritisch. Diese Zusammenhänge sind allgemein bekannt und werden bei Bedarf optometrisch berücksichtigt, z.b. per Höhen-Ausgleichsprisma. Aber was passiert eigentlich bei Blickauslenkungen in horizontaler Richtung? (korrekte Zentrierung) Blick in Richtung des math. schwächeren Glases: Konvergenzbedarf Blick in Richtung des math. stärkeren Glases: Divergenzbedarf 2
3 trotz korrekter Zentrierung Blick in Richtung des math. stärkeren Glases: Divergenzbedarf Blick in Richtung des math. schwächeren Glases: Konvergenzbedarf Blickauslenkungen nach oben/unten: Identische prismatische Belastungen. Blickauslenkungen nach rechts/links: Unterschiedliche prismatische Belastungen. Fusionsblickfeld (fusional field of fixation): "Bereich des binokularen Blickfeldes, in dem Fusion möglich ist." [1] Isometropie: Blick nach links Blick nach oben Blick nach unten Blick nach rechts Fusionsblickfeld (fusional field of fixation): Anisometropie: Fusionsblickfeld (fusional field of fixation): Anisometropie: L R L R Blick in die Ferne: Divergenzbedarf ist kritisch Blick in die Nähe: Zusätzliche Konvergenz ist kritisch Beispiele für ΔS' = 1 dpt Verlagerung der Durchblickpunkte um jeweils 5 mm (entspricht Blickwinkeländerung um ca. 10 ) R: +19 dpt R: 0,5 dpt R: 20 dpt L: +20 dpt L: +0,5 dpt R: 19 dpt ΔP = 1 pdpt ΔP = 0,5 pdpt ΔP = 0,3 pdpt Bildschirmarbeitsplätze: Leider keine Hinweise auf Anisometropie in den einschlägigen Vorschriften BildscharbV G 37 Eine bestimmte anisometropische Differenz ist umso kritischer, je stärker die Brillengläser im mathematischen Sinne sind. 3
4 Monitor: Mittig oder seitlich? ( links oder rechts?) Vorlagen/Konzepthalter: Links/rechts vom Monitor? Sonstige Peripherie, z.b. Telefon, Tischrechner Individuelle Analyse der Anisometropie: Bei welcher Blickrichtung ist die fusionale Belastung größer/kleiner? Auf welche Seite gehört der Vorlagenhalter? Vorlagenhalter mittig: Fusionale Belastung in der Vertikalen beachten! Auszug aus dem Anhang der Bildschirmarbeitsverordnung: "Der Vorlagenhalter muss stabil und verstellbar sein sowie so angeordnet werden können, dass unbequeme Kopf- und Augenbewegungen soweit wie möglich eingeschränkt werden." Was ist optometrisch zu berücksichtigen? Ruhestellungsfehler (Heterophorie/Heterotropie) Lähmungsschielen (Motilität) Kopf- und Körperhaltung Fusionsbreiten Relative Konvergenz (PRV) mit B.a.-Prismen Relative Divergenz (NRV) mit B.i.-Prismen Alle Untersuchungen für Ferne und Nähe! 4
5 Ferne (6 m) Nähe (40 cm) Fusionsbreite: Durchschnittswerte Blur Break Recovery PRV B.a. NRV X 8 3,5 B.i. PRV B.a. NRV B.i. Nur grob abschätzbar: Anisophorie (anisophoria): "Unterschiedliche Phorie für verschiedene Blickrichtungen und/oder Objektentfernungen." [3] Optische Anisophorie (optical anisophoria): "Künstliche Anisophorie aufgrund unterschiedlicher binokular-prismatischer Wirkungen in verschiedenen Durchblickpunktepaaren der Brille bei Korrektion von Anisometropie." [3] [3] Goersch, H; Wörterbuch der Optometrie, 3. Auflage, DOZ-Verlag, Heidelberg 2004 Un(ter)korrigierte Exophorie Un(ter)korrigierte Esophorie Lävoversion und Divergenz Kopfdrehung nach rechts Divergenz Konvergenz Nur bei Orthophorie wird die Parallelstellung eingenommen. ansonsten sucht sich das Augenpaar ein Durchblickpunktepaar, das fusionale Entlastung bewirkt. Insofern hat ein Anisometrop gegenüber einem Isometrop sogar einen gewissen "Vorteil". Er muss dafür aber eine Zwangshaltung einnehmen, die Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich verursachen kann. So kann die exakteste Zentrierung nutzlos sein, wenn prismatisch nicht sorgfältig korrigiert wurde. 5
6 Verteilung der Unterarten von Heterophorie [6] Beträge von Heterophorie [6] "klein": bis 4 pdpt "mittel": 4-12 pdpt [6] Günthert K; Heterophorien im Spiegel derstatistik,deraugenoptiker 12/1980; 8-15 n = [6] Günthert K; Heterophorien im Spiegel derstatistik,deraugenoptiker 12/1980; 8-15 "groß": >12 pdpt n = binokulares Blickfeld [%] horizontaler binokularer Zentrierfehler 0,5 mm 1,0 mm 1,5 mm 2,0 mm 2,5 mm 3,0 mm 0,5 0,75 1,0 1,25 1,5 1,75 2,0 2,25 2,5 2,75 3,0 3,25 3,5 Nahzusatz [dpt] [7] Kalder D: Fehleranalyse bei Sehproblemen mit Gleitsichtgläsern, WVAO-Bibliothek Band 4, 1992 Akkommodationserfolgcc Akkommodationsaufwand (ΔD) (accommodative effort) Akkommodationserfolg (ΔA) (accommodative amplitude) Bei Brillenkorrektion einer Anisometropie entstehen trotz gleichem Akkommodationsaufwand beider Augen unterschiedliche Akkommodationserfolge. Folge: Akkommodationsungleichgewicht beim Blick in die Nähe. Beispiel: Fernkorrektion R: +5,00 dpt L: +1,00 dpt Beim Blick in die Nähe: ΔA geringer ΔA größer Maßnahme: Modifizierte Korrektion für die Nähe. Bei Presbyopen: Unterschiedliche Nahzusätze Bei Nichtpresbyopen: Spezielle Nahbrille Regel: Auf der Seite mit dem geringeren ΔA cc Änderung in Richtung Plus vornehmen. Mathematisch stärkeres Glas in Plusrichtung ändern (oder mathematisch schwächeres Glas in Minusrichtung ändern; in der Regel aber nur bei jüngeren Klienten) 6
7 Beispiel: Fernkorrektion sph +1,00 cyl +4,00 A90 Bei Brillenkorrektion des (Fern-)Astigmatismus entstehen unterschiedliche Akkommodationserfolge für beide Hauptschnitte. Folge: Nahastigmatismus im Sinne von Unterkorrektion des Astigmatismus beim Blick in die Nähe. (HSII) (HSI) HSI +1,0 Astigmatismus = "monokulare Anisometropie" Auswirkung: Reduzierte Nahsehschärfe (abhängig von Zylinderstärke, Arbeitsabstand, Eigenvergrößerung und Hornhaut-Scheitel-Abstand) Maßnahme für den Fall, dass der Nahvisus (bei stärkerer Astigmatismuskorrektion für die Ferne) zu stark herabgesetzt ist: Mathematisch stärkeren Hauptschnitt des Brillenglases (= Hauptschnitt des Auges mit dem geringeren ΔA cc ) für die Nahkorrektion in Plusrichtung ändern, also mathematisch verstärken. Vereinfacht ausgedrückt: Modifizierte Nahbrille mit stärkerem Zylinderwert. Brille oder Kontaktlinsen? Bei Brillenkorrektion einer Anisometropie ergeben sich unterschiedlich große Blick- und Gesichtsfelder für beide Augen, fusionale Vergenzbelastungen beim Blick durch Stellen außerhalb der Bezugspunkte, unterschiedliche Akkommodationserfolge cc für beide Augen. Durch Kontaktlinsenkorrektion werden diese Auswirkungen vermieden. Doch ist jede Anisometropie für KL geeignet? Brille oder Kontaktlinsen? Welches ist das beste Korrektionsmittel bei Anisometropie? Zur Beantwortung der Frage müssen die Netzhautbildgrößen in beiden Augen berücksichtigt werden. Ein Unterschied zwischen ihnen kann zu optischer Aniseikonie führen Copyright-Informationen Der Inhalt dieser Datei ist nur zum persönlichen Gebrauch der Teilnehmer des 62. WVAO-Jahreskongresses am in Bad Nauheim bestimmt. Öffentliche Präsentationen sind nicht gestattet. Nachdrucke, Vervielfältigungen, Entnahme von Inhalten etc. (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung des Referenten. Stollenwerk Seminare Bergstr. 10, D Flacht info@optometrie24.de WVAO-Jahreskongress Bad Nauheim, 10. April
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